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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Montag, 25. Februar 2013

Wie war's bei DER FAMILIE POPOLSKI in Neunkirchen / Saar?


Letzten Samstag, den 23.02.13, hat DER FAMILIE POPOLSKI in der Neuen Gebläsehalle, Neunkirchen / Saar ordentlich für Stimmung gesorgt. 800-1000 Besucher genossen die parodistische Kabarettshow von Achim Hagemann alias Pavel Popolski am Schlagzeug, Mirko van Stiphaut (Mirek/Gitarre), Daniel Basso (Danusz/Keyboard), Martin Ziaja (Janusz/Bass), Ludwig Götz (Henjek/Posaune), Rüdiger Testrut (Stenjek/Trompete), Markus Grieß (Marek/Akkordeon), Jörg Hamers (Bogdan/Gesang), Christoph Terbonssen (Tomek/Gesang), Iva Buric Zalac (Dorota/Gesang), Andreas Schleicher (Andrzej/Gesang) und Oliver Steinhoff (Elvek/Gesang). Früher war noch Henning Schwarzhoff dabei als Isidor, er ist bereits vor drei Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. 2011 gewann die Formation den Bayrischen Kabarettpreis und war mehrmals für andere wichtige Preise nominiert.


Als festes Ritual konzipiert weiß jeder, was ihn erwartet, er kann mitsingen, einsteigen, tanzen, schunkeln und ordentlich lachen über die Witze und Absurditäten der polnischen Familie aus Zabrze im oberschlesischen Kohlerevier. Die Musiker geben sich als Mitglieder dieser Familie aus, die es schafft trotz oder gerade wegen des starken Vodka-(sprich: Wuuudga-)konsums - eher Wasser - die Show etwas über 150 Minuten am Laufen zu halten. Alle 20 Minuten tutet der Vodkaalarm, die verlorene Truppe tritt an zum Vodkafassen. Außerdem gehen ganz spendabel zwei Tabletts mit kleinen Vodkas im Plastikbecherchen in die Menge. Achim Hagemann perfekt in seinem erlernten polnischen Deutschakzent, verweigert den weiblichen und neutralen Artikel, es wird alles zum maskulinen DER, außerdem entfallen die Umlaute ä, ö, ü. Er erklärt in einer unglaublichen valentinesken Geschichte die polnische Technik, die es ermöglicht, dass er oder andere der Familie mit einer winzigen Webcam gefilmt am Ende oben auf der häufig genutzten Videoleinwand zu sehen sind. Dank polnischen Satelliten, den indischen Bodenempfängern und der saarländischen Kanalisation klappt das alles! Wichtig für das Geschehen ist DER fantastische Geschichte um Opa Piotrek Popolski, der Anfang des 20. Jahrhunderts nicht weniger als 128.000 Popsongs komponiert haben soll, von dessen Vermächtnis DER Familie lebt. Mehr schlecht, denn die Hits wurden geklaut, "aus Polen von Dieter Bohlen" und Modern Talking, außerdem von Howard Carpendale. Was ihnen aber blieb ist der größte Hit aller Zeiten: "Ein bisschen Spaß muss sein". Wobei wir beim nächsten Markenzeichen sind: Alles wird verfremdet gecovert - auch der Erfolgssong, gemixed aus bekannten Pop-, Rocksongs und Schlagern. Polka ist übrigens auch in der Minderheit.

Dorota Popolski
Alle Familienmitglieder einzigartig, ein bisschen in Schieflage, aber kreativ: Marek, Pornodarsteller, am Akkordeon, auch Filmemacher, wurde mit GURKY PARK und FRÜHSTÜCK BEI FRAU MAICHA bekannt, Henjek und Stenjek geben sich als eineiige Zwillinge (keine Spur davon) aus, sind das  starke Bläserduo und beherrschen einen Minimaltanz, Bogdan arbeitete gerade im Keller der Gebläsehalle mit seinem Bohrer, als die Familie in der Halle übte, und der entrüstete Pavel traf unten auf seinen Cousin - so kam es zu einem Wiedersehen. Aufreizend aus der polnischen Halbwelt die Cousine Dorota im hautengen roten Glamourkleid mit extrem hohem Beinschlitz und fantastischer Stimme. Sie besingt am liebsten die Zinsen und Dividenden, Bausparverträge und Portemonnaies, hatte einige Ehemänner, die aber alle nichts taugten, vor Johnny Depp nahm sie wegen dem Namen Reißaus und der letzte, Karl-Theodor, hatte sie entsetzlich betrogen. Er war gar kein Doktor. Und der allseits missliebige Janusz, "der jungste Bruder und der trubste Tasse von der ganze Familie" wird als einzige Katastrophe vorgestellt, der es bislang noch nicht geschafft habe, die Polkaprüfung abzulegen. An diesem Abend schafft er es und nach einem lausigen Start seines 5. (!) Versuchs entpuppt er sich als reinste Sexmachine aus der Disco, der eine Bewegungs- und Tanzorgie, am Ende mit nacktem Oberkörper in völliger Ekstase, hinlegt, um nach 2 Minuten Pause wieder brav und bieder seinen Bass zu zupfen. Er ist übrigens auch Star in "Janusz und der Wolf", einer hundertprozentigen Opa-Popolski-Vertonung mit lebhaftem Bühnengeschehen. Nicht nur Kinderlieder oder Heintje-Hits (Mama), sondern auch "Über 7 Brücken musst du gehen" muss dran glauben. Dieser Lieblingshit der Nation wird ergänzt durch "um den Baumarkt zu sehen" und besingt das Heimwerkerpech mit siebenmaligem Fußmarsch und Umtausch/Neukauf.



Fazit: Für einen lustigen Abend im Zeichen des witzigen Veränderns und Persiflierens bekannter Inhalte und Musiken genau die richtige Band mit Kultstatus. Obwohl seit 5 Jahren unterwegs mit ihrer Show kommt keine Langeweile auf, das Spaßmachen steckt an, nichts hat mehr seine ursprüngliche Bedeutung, alles ist Popolski-Latein. Am Ende spinnt jeder den Popolskifaden weiter ...

Dienstag, 27. Juli 2010

30. Todestag von Vladimir Vissotski, dem wichtigsten russischen Liedermacher

Vladimir Vissotski
Wir drehen die Erde
Dortmund 1988, CD mit 72'28 Min. Spielzeit, Pläne Records

Russische Liedermacher
Wyssozkij, Galitsch, Okudschawa
Liedertexte Russisch/Deutsch
Stuttgart 2000, 207 Seiten, Paperback, 5,60 €, Reclam

Vysotsky (andere Schreibweisen: Wladimir, Wissotski, Wyssozki, Wyssoszkij, Vissotski, Wyssotzkij) lebte von 25.1.1938 bis zum 25. Juli 1980 in Moskau, er war Schauspieler, Dichter, Sänger, festes Ensemblemitglied am Moskauer Taganka-Theater und Darsteller in vielen Filmen. Er wurde jedoch durch seine Lieder in Russland außergewöhnlich berühmt.  Zu Lebzeiten kamen die wenigsten Platten heraus, millionenfach waren allerdings Kassetten, Mitschnitte unterwegs, die Texte seiner Lieder. Jeder kannte ihn, obwohl nicht viel veröffentlicht wurde. Er hat wie kein zweiter die Gefühle seiner Landsleute getroffen, er konnte Intellektuelle, Arbeiter, Soldaten und Veteranen ansprechen, sein beißender Spott und seine Kritik der kommunistischen Bonzen und Machthaber verschaffte ihm eine große Fangemeinde, die ihm zu Zehntausenden das letzte Geleit bei seiner Beerdigung gaben und auch dieser Tage in Moskau zum Todestag am Grab besuchten. Vladimir Vysotsky richtete seine Gesundheit mit Zigaretten und Vodka zugrunde. Er war grimmig und laut, hasste Demut, wollte intensiv leben und Gerechtigkeit für alle. Manche seiner Lieder schrie er hinaus und wenn er auf etwas spuckte, war es zu hören ... Er erreichte in der alten UdSSR einen fast so hohen Bekanntheitsgrad wie Stalin und ist noch heute überall beliebt.

Beispiele:

Freiheit der Gitarre

Freiheit, Freiheit! Hände weg! Freiheit der Gitarre!
Bei der Freiheit, der wir zwei unser Leben weihten,
schneidet mir die Adern durch, reißt mir aus die Haare,
aber schont, zerreißt mir nicht meine Silbersaiten!

Locht mich ein! Mundtot gemacht, sterb ich Stund um Stunde.
Kümmert sich auch keiner drum wie zu alten Zeiten,
bohrt mir Löcher ins Gehirn, foltert mich, ihr Hunde,
aber schont, zerreißt mir nicht meine Silbersaiten!

Ach, sie stießen mich ins Loch, rissen aus den Händen
die Gitarre mir. Ich schrie: Bringt mich um die Ecke,
schlagt mich tot, zertretet mich! Mag ich hier verrecken,
doch die Silbersaiten lasst heil, ihr Hurenböcke!

Sonne, Mond und Sterne seh ich vielleicht nie wieder.
Seit man mir die Freiheit nahm, kommt mir aus der Kehle
nicht ein Lied mehr! Ganz verstummt bin ich, liebe Brüder.
Ach, mit der Gitarre Klang starb auch meine Seele.



Die Menschen murrten

Die Menschen murrten, forderten schon lange
Gerechtigkeit und nicht nur kargen Lohn.
»Wir waren doch die ersten in der Schlange!
Doch die, die nach uns kamen, essen schon!«

   Da hieß es: Schimpfen kann euch gar nichts nützen!
   Geht weg, macht Platz, haut ab! Was sucht ihr hier?!
   Ausländer sind's, die da am Tisch schon sitzen.
   Doch ihr Krakeeler wer, wer seid denn ihr?

Die Menschen murrten, forderten schon lange
Gerechtigkeit und nicht nur kargen Lohn.
»Wir waren doch die ersten in der Schlange!
Doch die, die nach uns kamen, essen schon!«

   Da knurrten die mit roten Ordnungsmützen:
   Geht weg, macht Platz, haut ab! Was sucht ihr hier?!
   Die da an überfüllten Tischen sitzen,
   sind hohe Delegierte! Wer seid ihr?

Die Menschen murrten, forderten schon lange
Gerechtigkeit und nicht nur kargen Lohn.
»Wir waren doch die ersten in der Schlange!
Doch die, die nach uns kamen, essen schon!«


Weitere Liedtexte auf http://www.vladimir-vysotsky.de/frameset.htm


Artikel in DER ZEIT

Wikipedia