TEUFELSKINDER von Jules Amedée Barbey D'Aurevilly
Wie war's bei DER FAMILIE POPOLSKI in Neunkirchen / Saar?
Letzten Samstag, den 23.02.13, hat DER FAMILIE POPOLSKI in der Neuen Gebläsehalle, Neunkirchen / Saar ordentlich für Stimmung gesorgt. 800-1000 Besucher genossen die parodistische Kabarettshow von Achim Hagemann alias Pavel Popolski am Schlagzeug, Mirko van Stiphaut (Mirek/Gitarre), Daniel Basso (Danusz/Keyboard), Martin Ziaja (Janusz/Bass), Ludwig Götz (Henjek/Posaune), Rüdiger Testrut (Stenjek/Trompete), Markus Grieß (Marek/Akkordeon), Jörg Hamers (Bogdan/Gesang), Christoph Terbonssen (Tomek/Gesang), Iva Buric Zalac (Dorota/Gesang), Andreas Schleicher (Andrzej/Gesang) und Oliver Steinhoff (Elvek/Gesang). Früher war noch Henning Schwarzhoff dabei als Isidor, er ist bereits vor drei Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. 2011 gewann die Formation den Bayrischen Kabarettpreis und war mehrmals für andere wichtige Preise nominiert.
Als festes Ritual konzipiert weiß jeder, was ihn erwartet, er kann mitsingen, einsteigen, tanzen, schunkeln und ordentlich lachen über die Witze und Absurditäten der polnischen Familie aus Zabrze im oberschlesischen Kohlerevier. Die Musiker geben sich als Mitglieder dieser Familie aus, die es schafft trotz oder gerade wegen des starken Vodka-(sprich: Wuuudga-)konsums - eher Wasser - die Show etwas über 150 Minuten am Laufen zu halten. Alle 20 Minuten tutet der Vodkaalarm, die verlorene Truppe tritt an zum Vodkafassen. Außerdem gehen ganz spendabel zwei Tabletts mit kleinen Vodkas im Plastikbecherchen in die Menge. Achim Hagemann perfekt in seinem erlernten polnischen Deutschakzent, verweigert den weiblichen und neutralen Artikel, es wird alles zum maskulinen DER, außerdem entfallen die Umlaute ä, ö, ü. Er erklärt in einer unglaublichen valentinesken Geschichte die polnische Technik, die es ermöglicht, dass er oder andere der Familie mit einer winzigen Webcam gefilmt am Ende oben auf der häufig genutzten Videoleinwand zu sehen sind. Dank polnischen Satelliten, den indischen Bodenempfängern und der saarländischen Kanalisation klappt das alles! Wichtig für das Geschehen ist DER fantastische Geschichte um Opa Piotrek Popolski, der Anfang des 20. Jahrhunderts nicht weniger als 128.000 Popsongs komponiert haben soll, von dessen Vermächtnis DER Familie lebt. Mehr schlecht, denn die Hits wurden geklaut, "aus Polen von Dieter Bohlen" und Modern Talking, außerdem von Howard Carpendale. Was ihnen aber blieb ist der größte Hit aller Zeiten: "Ein bisschen Spaß muss sein". Wobei wir beim nächsten Markenzeichen sind: Alles wird verfremdet gecovert - auch der Erfolgssong, gemixed aus bekannten Pop-, Rocksongs und Schlagern. Polka ist übrigens auch in der Minderheit.
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Dorota Popolski |
Alle Familienmitglieder einzigartig, ein bisschen in Schieflage, aber kreativ: Marek, Pornodarsteller, am Akkordeon, auch Filmemacher, wurde mit GURKY PARK und FRÜHSTÜCK BEI FRAU MAICHA bekannt, Henjek und Stenjek geben sich als eineiige Zwillinge (keine Spur davon) aus, sind das starke Bläserduo und beherrschen einen Minimaltanz, Bogdan arbeitete gerade im Keller der Gebläsehalle mit seinem Bohrer, als die Familie in der Halle übte, und der entrüstete Pavel traf unten auf seinen Cousin - so kam es zu einem Wiedersehen. Aufreizend aus der polnischen Halbwelt die Cousine Dorota im hautengen roten Glamourkleid mit extrem hohem Beinschlitz und fantastischer Stimme. Sie besingt am liebsten die Zinsen und Dividenden, Bausparverträge und Portemonnaies, hatte einige Ehemänner, die aber alle nichts taugten, vor Johnny Depp nahm sie wegen dem Namen Reißaus und der letzte, Karl-Theodor, hatte sie entsetzlich betrogen. Er war gar kein Doktor. Und der allseits missliebige Janusz, "der jungste Bruder und der trubste Tasse von der ganze Familie" wird als einzige Katastrophe vorgestellt, der es bislang noch nicht geschafft habe, die Polkaprüfung abzulegen. An diesem Abend schafft er es und nach einem lausigen Start seines 5. (!) Versuchs entpuppt er sich als reinste Sexmachine aus der Disco, der eine Bewegungs- und Tanzorgie, am Ende mit nacktem Oberkörper in völliger Ekstase, hinlegt, um nach 2 Minuten Pause wieder brav und bieder seinen Bass zu zupfen. Er ist übrigens auch Star in "Janusz und der Wolf", einer hundertprozentigen Opa-Popolski-Vertonung mit lebhaftem Bühnengeschehen. Nicht nur Kinderlieder oder Heintje-Hits (Mama), sondern auch "Über 7 Brücken musst du gehen" muss dran glauben. Dieser Lieblingshit der Nation wird ergänzt durch "um den Baumarkt zu sehen" und besingt das Heimwerkerpech mit siebenmaligem Fußmarsch und Umtausch/Neukauf.
Fazit: Für einen lustigen Abend im Zeichen des witzigen Veränderns und Persiflierens bekannter Inhalte und Musiken genau die richtige Band mit Kultstatus. Obwohl seit 5 Jahren unterwegs mit ihrer Show kommt keine Langeweile auf, das Spaßmachen steckt an, nichts hat mehr seine ursprüngliche Bedeutung, alles ist Popolski-Latein. Am Ende spinnt jeder den Popolskifaden weiter ...
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