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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Donnerstag, 4. Juli 2013

Dichterhain: Ein verregneter Tag 1997 von Reinhard Stammer



Ein verregneter Tag 1997

Regenfäden verknüpfen Himmel und Erde,
Weben einen dichten, grauen Teppich vor den Horizont.
Aus dunklen, blauschwarzen Wolken,
die sich eben noch himmelwärts türmten,
donnert das Kommando:
„Erhebt Euch zum Sturm!“
Von grellen, gleißenden Peitschenhieben getrieben, 
wälzt sich der dunkle, blauschwarze Koloss
mit brüllendem Getöse über das Land.
Regenfahnen zerreißen,
Wälder stöhnen qualvoll –
die Wurzeln mühsam in den Boden gekrallt.
Galoppierende Hufe, wilde Trommelwirbel hämmern auf’s Land.
Das Meer schäumt.
Und Wellen – so hoch – stampfen auf’s Land ...
... das bald darauf verschwand.

(c) Reinhard Stammer 










Dienstag, 9. April 2013

Dichterhain: INSEL IM MEER von Birgit Burkey


Insel im Meer


Du bist meine Insel
im sturmgepeitschten Meer,
der sichere Hafen
für meine Lebensträumereien.

Du bist Ankerplatz
für meine Sehnsuchtslieder,
der heimische Hort
all meiner Gedankenspiele.

Ich bin das Schiff
und du mein heller Leitstern
auf meinem Weg
durch Gefahr und Untiefen.



© Birgit Burkey 2010

Mittwoch, 16. Januar 2013

Dienstag, 4. Dezember 2012

Dichterhain: MEERESWELLE von Karin Michaeli
















Meereswelle

Nacht für Nacht
und Tag für Tag
laufe ich weit aus
bis in die Dünen
und rolle von dort
Tag für Tag
zurück in die tiefe See
die mit tosendem
Donnergrollen
mich niemals
zu halten vermag.

Ich bäume mich auf
im brausenden Sturm
und treibe immer wieder
aufs neue an Land -
und suche dort nach etwas
was ich in den Tiefen
des Meeres nie fand.

So rolle ich
jahrein und jahraus
seit Millionen von Jahren.
Ich komme an
und geh wieder zurück -
das ist der Meereswelle Glück.

(c) karin michaeli

Donnerstag, 15. November 2012

Dichterhain: GEWITTER von Norbert van Tiggelen


Gewitter


Wolkenmonster schreiten kraftvoll,
unaufhaltsam auf mich zu, 
toben, knurren, schnauben lautstark,
Schluss mit mollig warmer Ruh.

Bäume biegen sich wie Gräser,
durch die Hand des Sturms bewegt,
peitschend sich der Wind entfesselt,
über Land und Straßen fegt.

Aus dem Himmel tönt Gedröhne,
schimpft mit mir in rauem Ton,
Vögel flüchten panisch kreischend
vor dem mystischen Dämon.

Wassermengen prasseln nieder,
sintflutartig, wie ein Fluch, 
Bäche werden schnell zu Flüssen, 
ich im Dickicht Schutze such.

Wolkenmonster zieh’n von dannen,
haben mich nicht mal erkannt,
Vögel zwitschern wieder munter,
schwüle Luft, sie wurd’ verbannt.

© Norbert van Tiggelen

Samstag, 10. November 2012

HEDWIG UND DIE NATURGEWALTEN - eine unglaubliche Geschichte von Karin Michaeli

(c) ornauer
























Hedwig und die Naturgewalten


Es war ein stürmischer Abend in dem kleinen Küstendorf auf den Hebriden, als Hedwig sich entschied, nochmal ins Internetcafé zu gehen. Dort gab es einen guten Whiskey in einer kleinen Flasche zu kaufen, den sie gerne bei ihrer Arbeit am Computer schluckweise zu sich nahm. Auf diese Art und Weise kamen ihr immer die besten Ideen.

Seit drei Wochen war sie nun schon hier auf der kleinen Insel, deren Bewohner sich hauptsächlich vom Fischfang ernährten. Es gefiel ihr ausgesprochen gut hier. Sie war alleine unterwegs und hatte ein Zimmer gefunden in einem Gasthaus direkt am Hafen gelegen. Nachts schlich sich das Geklapper der Schiffsmasten und der Takelage in ihre tiefen Träume, in denen sie die letzten Monate in ihrer Heimat Köln verarbeitete.
Viel gab es zu verarbeiten. Sie war in ihrer Werbeagentur aufgestiegen zur Creative-Director und war nun verantwortlich für die Werbeeinfälle von Kreativen aus drei Abteilungen. In einer Abteilung kriselte es zwar ein wenig zwischen ihr und dem Abteilungsleiter Sam Duwe – aber das würde sie schon in den Griff bekommen. Sie begehrte Sam Duwe schon seit dem ersten Tag, an dem sie dort arbeitete. Das war immerhin schon 20 Jahre her. Sie träumte oft von ihm und seinen sehnigen Muskeln und war manchmal versucht, ihm von ihrer Begierde Mitteilung zu machen – aber eine natürliche Scham hielt sie davon ab. Sam Duwe war glücklich verheiratet und machte keinerlei Anstalten, sich ihr zuzuwenden. Im Gegenteil: er behandelte sie eher kühl und distanziert.

Sie eilte durch den immer stärker werdenden Sturm, der schon Orkan-Ausmaße anzunehmen drohte, hin zum Internetcafé und nahm dort Platz an einem halbwegs neuen Computer in der Ecke neben dem Fenster. Hier konnte sie neugierig zum Fenster hinaus schauen auf die Hafenkulisse und konnte sehen, wer ankam und wer abfuhr. Ihr Motto war: „Wenn man sich im fremden Land erstmal dafür interessiert, wer ankommt und wer abfährt, dann ist man endgültig von zu Hause weg.“ An diesem Abend kam niemand an und niemand reiste ab. Der Sturm fegte die Boote an den Kai, wo sie teilweise zerschellten und riesige Monsterwellen schwappten über die Ufer und rissen alles mit sich, was nicht tief in den Boden eingelassen war.

Hedwig bekam Angst. In dem Internetcafé gingen die Lichter an und aus und der Besitzer bekreuzigte sich hinter seinem Kontor. „Hier kommen wir nicht mehr lebend heraus“ meinte er mit sicherer Bestimmtheit. Und schon schwappten riesige tosende Wellen an die Fenster des Cafés und krachend zerbarsten die Fensterscheiben und das Wasser trat ein in den kleinen Raum.
Hedwig saß mit den Füßen im Wasser an ihrem immer noch funktionierenden Computer und die Katastrophe vor Augen hatte sie plötzlich eine Idee.

Sie schrieb Sam Duwe eine Mail. Jawohl, die letzte Mail sollte an Sam Duwe gehen. Ihm wollte sie sich nun erklären und sein Bild vor Augen nahm ihr jede Angst. Zwischen zischenden Wassermassen, berstenden Fensterscheiben und kreischenden Stimmen saß sie mit ihrem kleinen Whiskeyfläschchen am immer noch funktionierenden Computer und teilte Sam Duwe ihr sexuelles Begehren mit. Sie ließ bei der Vorstellung, mit ihm eine Nacht verbringen zu können, kein Detail aus, schilderte in allen Einzelheiten wie sie sich vorstelle ihn am ganzen Körper zu verwöhnen, baute Rollenspiele mit ein, Dirty Talk und alles was je ein menschlicher Geist an sexuellen Phantasien sich ausgedacht hatte. Dann drückte sie mit einem tiefen Seufzer auf „senden“ und sah sich im Geiste mit der nächsten großen Monsterwelle aus dem Internetcafé in den Tiefen des Hafenbeckens verschwinden.

Doch dann geschah ein Wunder. Zwei kräftige Männerhände zogen sie an den Armen aus der Tür heraus, als die Wellen eine kleine Pause machten und brachten sie in Sicherheit. Treppen hoch wurde sie gezogen nach oben in einen trockenen Raum, der von den tosenden Wellen nicht erfasst wurde und hier wurde ihr warm, als man ihr Whiskey einflößte. Es wurde ihr aber auch sehr, sehr heiß bei dem Gedanken, das sie das Inferno entgegen ihrer Vorstellung überlebt hatte und das Sam Duwe nun von ihr eine e-mail erhalten würde, die jedem Menschen die Schamesröte ins Gesicht treiben würde.
Hedwig dachte über das Malheur intensiv und beschämt nach und dann fingen ihre Mundwinkel plötzlich an zu zucken und sie lachte lauthals und befreit, ja sie schrie vor Lachen, klatschte sich immer wieder auf die Oberschenkel und begrüßte sich zu ihrer Neugeburt.

Was war ihre e-mail an Sam Duwe gegen ihre Wiedergeburt ? Ein Nichts.



(c) Karin Michaeli, lesezeichen.blogspot.de

Donnerstag, 8. November 2012

Dichterhain: ERSTARRTE ORDNUNG von Ljiljana Graffé


Brennende Stadt - G. Grosz




















ERSTARRTE ORDNUNG

Erstarrte Ordnung
blindes Chaos
im Sturm der Winde
leuchtet auf
Gebeugte Gestalten
verzweifelt im Schmerz
spürbar
das Unfassbare

© Ljiljana Graffé

Sonntag, 11. März 2012

Der Sturm von Anner Griem

Der Sturm


Der Ansturm der Zeiten
Vergessend, gewandelt
In Plasma, das
Den Augenblick im
Matten Abglanz der
Gleißenden Sonne
Überzieht mit
Traurigem Licht


Warm einzig der
Moment der Begegnung
Entsagend dem Ewigen


© Anner Griem

Sonntag, 8. Januar 2012

"Kein Problem mit Sturmtief Andrea" von Andrea Steffen


Seitdem das Sturmtief Andrea über die Niederrheinebene hinweg fegte, trägt unser Gartenhaus oben ohne. Seine Dachpappe hängt tot überm Gartenzaun. Nun denn, entweder schlägt jetzt der Hornbach-Trieb beim Gatten heftig aus oder aber ein heimischer Dachdecker steigt mir auf selbiges. Wozu hat man eine Sturmversicherung? 

An sich also kein Problem!

Das Thujabäumchen liegt seit Andrea in der Garageneinfahrt, so wie es immer nach Stürmen in der Einfahrt liegt. Dann heben wir es halt wieder auf. Ich frage mich, wie lange der schön glasierte Tontopf das noch mitmacht. Bis jetzt hält er jedenfalls. War ja seinerzeit ein schwedischer Qualitätskauf.

An sich also kein Problem!

Ich schwinge den Staubsauger und trällere dabei „Ein Sturmtief, das Deinen Namen trägt, das schenk ich Dir heut Nacht.“ Einer unserer Kater nimmt das persönlich, sitzt triefend nass draußen vor der Tür und maunzt gegen den Sturm und das Wetterungemach überhaupt an, dass die Schnurrbarthaare wackeln. Mit nassen Pfoten fitscht er durch den Flur. Ein großes Frotteetuch, 10-mal rubbeln, ein paar Katzenleckerlis, einige Streicheleinheiten, ein bisschen Schimpfen auf den Wettergott und ein ernstes Gespräch, wie weit Kater sich in dem Alter denn bei dem Wetter vom heimischen Körbchen wegbewegen dürfen und die Katerwelt ist wieder in Ordnung. Er linst bereits, welchen übrig gebliebenen Ast vom Weihnachtsbaum er denn mit welchem Tatzenhieb noch entnadeln könnte. Das Projekt ist schon weit fortgeschritten. 

An sich also kein Problem!

Ich kutschiere zu später Stunde eine Meute discohungriger Nachtfalter nach Hause. Der Wagen schwankt unter den Böen von Andrea und ich bin in Gedanken damit beschäftigt, wen ich wo in welcher Reihenfolge zu Hause absetze und wann ich mich endlich in Morpheus Arme schwingen kann. Mit halbem Ohr verfolge ich den Monolog von M., Harvard-Dozent in spe, über die Ausmaße, Windgeschwindigkeiten, daraus resultierende mögliche Ereignisse und den damit verbundenen Ängsten seiner Mutter vor dem Sturmtief Andrea. Er redet und redet, alle schweigen, bis auf einmal meine Tochter knochentrocken bemerkt: „Sturmtief Andrea? Das fegt alle paar Tage zu Hause bei uns durch die Bude. Ist aber …

… an sich kein Problem!“
Text & Foto: Andrea Steffen, Düsseldorf