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Dienstag, 27. April 2010

Folsäuremangel in Deutschland?

(dgk Marburg) Bundesbürger verzehren zu wenig Folsäure. Zu dem Ergebnis kam kürzlich die Nationale Verzehrsstudie II des Max-Rubner-Instituts (MRI). 86 Pro­zent der Frauen und 79 Prozent der Männer erreichen den empfohlenen Wert (400 Mikrogramm) für die tägliche Zufuhr von Folsäure demnach nicht.

Folsäure beeinflusst die Zellteilung und -entwicklung, die Bildung der DNA, die Blutbildung sowie Stoffwechselvorgänge. Das Vitamin wird über die Nahrung aufgenommen. Geschieht dies nicht, bildet sich nach vier bis fünf Monaten eine besondere Form der Blutarmut. Eine Unterversorgung mit Folsäure beeinflusst Krankheitsrisiken, zum Beispiel kann der Homocysteinwert im Blut ansteigen. 

Risikofaktor Homocystein 
Homocystein gilt als ein Risikofaktor unter anderem für Herz-Kreislauferkrankungen und Schlaganfall. Die Zusammenhänge sind wissenschaftlich nicht endgültig geklärt – jedoch ist es ratsam, den Homocysteinspiegel bestimmen zu lassen und bei erhöhten Werten gegenzusteuern. Das gilt besonders für Menschen mit Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen und Schlaganfall oder für Menschen, die diese Probleme bereits haben.


Homocystein wird bei Stoffwechselvorgängen gebildet. Da es keine besondere Aufgabe hat, wird es wieder abgebaut. Ist dieser Vorgang gestört, reichert sich die Substanz an. In hoher Konzentration schädigt sie die Gefäße, was wiederum das Risiko für die genannten Krankheiten ansteigen lässt. 

Wird Folsäure zugeführt, sinkt der Homocysteinspiegel. Wichtig für eine positive gesundheitliche Wirkung ist dabei die Kombination der Folsäure mit den Vitaminen B6 und B12. 

Homocysteinwerte unter 10 Mikromol pro Liter Blutplasma gelten als  unbedenklich. Bei Werten zwischen 10 und 15 Mikromol kann man versuchen, den Spiegel durch den Verzehr folatreicher Lebensmittel zu senken. Ab einem Wert von mehr als 15 Mikromol empfehlen Experten Arzneimittel, die Folsäure, B12 und B6 in speziell aufeinander abgestimmter und höher dosierter Form enthalten. Die Einnahme erfolgt nach ärztlicher Anweisung, der Homocysteinwert wird regelmäßig kontrolliert. 



Das Maß aller Dinge: die richtige Dosis
Die Wirkung von Folsäure ist hochkomplex, die Dosierung von großer Bedeutung. Zu wenig ist problematisch - zu viel aber auch, wie neuere Forschungen ergeben haben. Professor Alfonso Lampen vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist deshalb der Meinung, dass, wolle man die positive Wirkung nutzen, Risiken aber nicht eingehen, Folsäure individuell verabreicht und dosiert werden müsse – also in Abhängigkeit beispielsweise von Alter, Erkrankungen und persönlicher Lebenssituation. Ärztliche Beratung ist deshalb wichtig. Der Folsäure-/Folat-Status lässt sich übrigens mittels einer Blutuntersuchung feststellen.



Ein Wort zur Ernährung 
Folat ist der Begriff für die natürliche Form des Vitamins, die künstlich hergestellte Variante wird als Folsäure bezeichnet; oft spricht man aber einheitlich einfach nur von Folsäure. Viel enthalten ist etwa in grünem Gemüse, Vollkornprodukten und Getreidekeimlingen, Leber, Weichkäse und Orangen. Kurze Lagerungszeiten und eine schonende Zubereitung ohne langes starkes Erhitzen von Gemüse erhalten den Folatreichtum der Lebensmittel.

Dennoch muss davor gewarnt werden, Folate einfach so zu ersetzen. Hat jemand zum Beispiel einen B12-Mangel und geht zum Heilpraktiker, erhält er in den meisten Fällen ein Kombipräparat aus B6 und B12. Dies führt aber für Schulmediziner zu einer Kaschierung des B12-Mangels und gleichzeitig entstehen oder verschärfen sich neurologische Probleme bei einer Überdosierung von B6. Also Vorsicht. Fragen Sie Fachleute Ihres Vertrauens.

















(Nutzungsrechte durch dgk Marburg, 
© dusk - Fotolia.com)
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