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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Donnerstag, 22. November 2012

Buchvorstellung: Siebzig Acryl, dreißig Wolle


VIOLA DI GRADO
Siebzig Acryl, dreißig Wolle
Roman

Camelia ist 19 und findet ihr Dasein schlicht zum Kotzen. Sie lebt in England, in Leeds, in einer so heruntergekommenen Straße, die leicht als Beweis dafür angeführt werden kann, dass es Gott tatsächlich nicht gibt. Camelia passt nicht in diese Welt, denn sie kann wenig Schönes darin entdecken, und wenn sie doch mal wieder einen Versuch wagt, sich im Einkaufszentrum eine knallpinke Jacke kauft, dann landet sie sofort darauf in der Mülltonne, denn was kann man schon mit einer bunten Jacke anfangen in einer Stadt, in der der Winter ja doch nie endet. Zuhause in der gemeinsamen Wohnung sitzt ihre Mutter, die einst so schöne Flötistin, die im Prinzip schon vor der Tochter das Handtuch geworfen hat. Seit der Vater bei einem Unfall samt seiner Geliebten auf dem Beifahrersitz tödlich verunglückt ist, spricht sie nicht mehr. Ihre einzige Beschäftigung besteht darin, Löcher zu fotografieren: Risse im Fußboden, Mottenlöcher in Kleidern, Körperöffnungen.


Viola di Grado, in Catania, Sizilien, geboren, ist Anfang 20, hat fernöstliche Sprachen studiert und lebt in London. Ihr erster Roman "Siebzig Acryl, dreißig Wolle" wurde von Lesern und Presse begeistert aufgenommen und mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet – darunter der renommierte Premio Campiello für das beste Debüt.

Judith Schwaab, geb. 1960 in Grünstadt, studierte Italienischen Philologie. Sie ist Lektorin und Übersetzerin von u.a. Debra Dean, Fernanda Eberstadt, Anthony Doerr.

WDR-Besprechung

Pressestimmen:
"Die Lady Gaga des italienischen Literaturbetriebs."
Antje Deistler / WDR 2 (24.06.2012)


"Das vielversprechende Debüt einer Autorin, die gerade mal Anfang zwanzig ist."
NEON (08.06.2012)


"Rotzig, radikal, süffig, voller grandios übermütiger Formulierungen und lyrischer Einsprengsel."
Tobias Becker / KulturSPIEGEL (28.05.2012)


„Viola di Grado, beziehungsweise ihre Figur Camelia, schimpft und wütet so herrlich eloquent, ständig überrascht sie mit einfallsreichen Bildern und Metaphern, so dass es etwas ungeheuer Befreiendes hat, diese gallig-witzige Tirade über sich ergehen zu lassen."
Antje Deistler / WDR 2 (24.06.2012)

"Schräg und gefühlsvoll!"
Annabelle (27.06.2012)

"Viola Di Grado verwendet eine bildhafte Sprache mit vielen Vergleichen, die zu dem extremen Gefühlszustand ihrer Heldin passt, manchmal an Punk erinnert, knirscht und rattert, aber etwas sehr Lebendiges hat."
Maike Albath / Deutschlandradio Kultur (19.06.2012)


DEUTSCHE ERSTAUSGABE + Paperback, Klappenbroschur 
256 Seiten + € 14,99 [D] + Luchterhand Literaturverlag

Sonntag, 7. November 2010

Nachlese: Verlagsmarketing oder der Verlust der Individualität

André Schiffrin
Verlage ohne Verleger
Über die Zukunft der Bücher
Mit einem Nachwort von Klaus Wagenbach
Berlin 2000, 125 Seiten, Paperback,
8,90 €, Wagenbach

Der Autor, ein wichtiger Vertreter des internationalen Verlagswesens, dessen Eltern schon in schwierigen Zeiten dieses Business betrieben, wurde in Paris geboren und lebt heute in New York. Er leitete lange den Pantheon Verlag, heute The New Press und verschwor sich nie der Krankheit des modernen Verlags- und Buchhandelswesens, die nichts anderes als eine Krankheit zum Tod der Individualität bedeutet, wären da nicht die tapferen und selbstbewussten Versuche jener Verlage, die sich der Individualität, Presse- und Meinungsfreiheit und Denkweisen von Andersdenkenden annehmen. Würden Kafka, Brecht, Tucholsky, Alfred Adler, C.G. Jung usw. heute noch verlegt? Das ist die entscheidende Frage. Kafkas erstes Buch erschien mit 800 Exemplaren, Brechts Werke und die der anderen kamen anfangs auch nicht über diese Hürde. Autoren dieser Individualität nehmen sich heute nur noch die unabhängigen Verlage an - so lange sie es (noch) können.
Das Dilemma und die Krankheit der Verlagswelt heißen heute Großkonzerne und überzogene Gewinnerwartungen. Bereits in den 70er-Jahren hat diese Entwicklung in den USA begonnen und ergriff spätestens in den 90er-Jahren die deutsche Verlagswelt. Wichtiger Änderungspunkt: die Übernahme von Random House durch den Bertelsmannkonzern 1998, der gleich darauf auch noch Barnes & Nobles, den Riesenbuchversender nach Amazon, kaufte. Nach 2000 machte sich die Aufkaufbewegung rasant durch weitere Übernahmen deutscher Verlage unter dem Hauptlabel Random House deutlich bemerkbar. Dutzende Verlage verloren ihre Eigenständigkeit.
Random House selbst wurde vor dem Verkauf an Bertelsmann von einem Jahresumsatz von 60 Millionen $ in 15 Jahren durch Gewinnerwartungen von 15 bis 30 % und systematische Zukäufe auf einen Umsatzwert von 1 Milliarde $ hochgezwungen, wobei Legionen von interessanten und seltenen Büchern, Vielfalt, ganze Abteilungen, Verlage und unzählige Lektoren auf der Strecke blieben. Die Gewinnberechnungen und -erwartungen werden einfach von gut gehenden Industrieprodukten (z.B. Pkw) auf die Buchwelt übertragen. Da der neue Einheitstyp "Erfolgsmodell nach Lesererwartung" kaum noch Bearbeiter erfordert, sondern ein reines Reißbrettprojekt mit Planung durch Marketingfachleute und anschließender Herstellungsbetreuung ist, beliebig kopier- und veränderbar, mit immergleichem zielgruppenangepasstem Inhalt (!), bedeutet dies eine Veränderung der Pluralität ins Immergleiche. Folge dieser Entwicklung: Das jahrzehntealte Programm mit wichtigen Werken, von Anhängern der Literaturgeschichte und von Literaturliebhabern gefragten Titeln, verändert sich hin zu Aktualität. Seltenes, Grundlegendes, nur für manche Wichtiges verschwindet aus dem Verzeichnis der lieferbaren Bücher. Vielleicht noch auf dem Markt der gebrauchten Bücher zu finden, eher aber untergegangen. Bei Ratgebern, Sachbüchern und anderen Büchern, die von der Aktualität leben, ist das dagegen Natur der Sache. Diese Verlage haben jedoch wieder gegen die Geschwindigkeit der Information im Netz anzukämpfen.
Der Sog und die Kreisbewegung der unerbittlichen Gewinnmaximierung zerdeppert auch das Jahrhunderte gewachsene Gefüge der Buchlandschaft, die zwar nicht weltbewegend viel im Vergleich zu BP und Co. erwirtschaftete, immerhin jedoch 3 bis 5 % Gewinn pro Jahr, aber mit dieser Erwartung plus Buchpreisbindung stabil wachsend operieren konnte! Die Masseneinheitsprodukte überlagerten in den letzten Jahrzehnten alles, wurden häufiger gekauft, weil preiswert und wegen des Imitationscharakters: "Jeder hat so was, ich brauch das auch". Erfolgreiche Verkaufspychologie des "Me too". Massenprodukte führen jedoch lediglich zur McDonald- und Coca-Colaisierung, Qualitätsverlust und langfristiger Versteppung und Verödung des Geistes. Erosion ganz im Sinne der Erfinder? Klar, die Zielgruppe kauft immer wieder dasselbe!
Der Wettbewerb wird immer unerbittlicher, das 250. Buch zur Wellness-Therapie zu Hause mit noch mehr Farbfotos, noch ansprechenderen Models, noch ungewöhnlicheren Anwendungen, das 20. Buch zum gekonnten Ändern der individuellen Lebensbestellungen beim Universum (mit Musterformularen auf CD zum Ausdrucken) ... Der Lyriker mit ansprechenden Gedichten verhungert noch mehr als früher, glückliche Hartzbezieher  ... Die Romane vom Experimentator von einer Handvoll Lesern gelesen ... Das Karussell dreht sich schneller und schneller ... und braucht fast keine Mitarbeiter mehr ... Lounge-, House- und Technoeinerlei aus dem Computer forever! Total postmodern der eilige und unaufhaltsame Übergang zum Geklonten (siehe hierzu auch "Das Lachen der Pandora").

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