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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Samstag, 28. Dezember 2013

Dichterhain: DUNKLES ZU SAGEN von Ingeborg Bachmann



Dunkles zu sagen

Wie Orpheus spiel ich
auf den Saiten des Lebens den Tod
und in die Schönheit der Erde
und deiner Augen, die den Himmel verwalten,
weiß ich nur Dunkles zu sagen.

Vergiß nicht, daß auch du, plötzlich,
an jenem Morgen, als dein Lager
noch naß war von Tau und die Nelke
an deinem Herzen schlief,
den dunklen Fluß sahst,
der an dir vorbeizog.

Die Saite des Schweigens
gespannt auf die Welle von Blut,
griff ich dein tönendes Herz.
Verwandelt ward deine Locke
ins Schattenhaar der Nacht,
der Finsternis schwarze Flocken
beschneiten dein Antlitz.

Und ich gehör dir nicht zu.
Beide klagen wir nun.

Aber wie Orpheus weiß ich
auf der Seite des Todes das Leben
und mir blaut
dein für immer geschlossenes Aug.

Ingeborg Bachmann

Samstag, 7. September 2013

Dichterhain: WIE SOLL ICH MICH NENNEN? Von Ingeborg Bachmann

(c) Valentin Georgiev

Wie soll ich mich nennen?


Einmal war ich ein Baum und gebunden,
dann entschlüpft ich als Vogel und war frei,
in einen Graben gefesselt gefunden,
entließ mich berstend ein schmutziges Ei.

Wie halt ich mich? Ich habe vergessen,
woher ich komme und wohin ich geh,
ich bin von vielen Leibern besessen,
ein harter Dorn und ein flüchtendes Reh.

Freund bin ich heute den Ahornzweigen,
morgen vergehe ich mich an dem Stamm . . .
Wann begann die Schuld ihren Reigen,
mit dem ich von Samen zu Samen schwamm?

Aber in mir singt noch ein Beginnen
- oder ein Enden – und wehrt meiner Flucht,
ich will dem Pfeil dieser Schuld entrinnen,
der mich in Sandkorn und Wildente sucht.

Vielleicht kann ich mich einmal erkennen,
eine Taube einen rollenden Stein . . .
Ein Wort nur fehlt! Wie soll ich mich nennen,
ohne in anderer Sprache zu sein.



Ingeborg Bachmann (1952)

Montag, 11. Juli 2011

Vergabe des Ingeborg-Bachmann-Preises 2011

Maja Haderlap
Engel des Vergessens
Roman
Göttingen 2010, 288 S., geb., Schutzumschlag
18,90 € (D, Wallstein Verlag

Nach der Entscheidung der Jury steht es seit gestern Mittag fest: Die 50-jährige Kärntnerin Maja Haderlap gewinnt den Ingeborg-Bachmann-Preis 2011 mit einem Ausschnitt aus ihrem Debütroman »Engel des Vergessens«. Sie setzte sich gegen 13 Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz durch.
Die Jury zeigte sich durchweg beeindruckt von ihrem ausdrucksstarken Text, der den Widerstand der Kärntner Slowenen gegen die deutsche Wehrmacht thematisiert: »Ein Idealfall von Literatur«, lobt Daniela Strigl und Alain Claude Sulzer begeistert sich über diesen »makellosen, nostalgischen Text mit großem Sprachfluß«.
Maja Haderlap erzählt die Geschichte eines Mädchens, drei Generationen einer Familie und zugleich die Geschichte eines Volkes. Sie erinnert an eine Kindheit in den Kärntner Wäldern, an die Düfte aus den Töpfen der Großmutter, aber auch an die seelischen Verwundungen durch Krieg und Verfolgung. Die im slowenischen Teil Österreichs geborene Autorin formt in ihrem fulminantem Romandebüt die Geschichte des slowenischen Volkes zu einem großen Gesang.

Die Autorin
Maja Haderlap, geb. 1961 in Eisenkappel/Zelezna Kapla (Österreich), studierte Theaterwissenschaft und Germanistik an der Universität Wien. Sie war von 1992 bis 2007 Chefdramaturgin am Stadttheater Klagenfurt. Bisher wurde Sie u.a. mit dem Hubert-Burda Preis für Lyrik (2004) und dem Österreichischen Staatsstipendium für Literatur (2006/2007; 2009/2010) ausgezeichnet. Seit 2008 lebt Maja Haderlap als freie Schriftstellerin in Klagenfurt.





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Mittwoch, 16. Juni 2010

2 Hörspiele bei Deutschlandradio Kultur

*** Am Samstag, den 19. Juni, um 20.05 Uhr sendet Dradio Kultur das Hörspiel "Zikaden" von Ingeborg Bachmann aus dem Jahr 1955, mit einer Länge von 91 Minuten 50.
Dieses Hörspiel schrieb sie 1954, direkt nach ihrem ersten Lyrikband "Die gestundete Zeit". Irgendwo im Süden auf einer Insel treffen sich Menschen und formen ihre Vergangenheit positiv um, passen das erfundene Dasein an die Umgebung an, Zikadengesänge von Menschen, die ihre Existenz aufgaben, begleiten das Spiel.

*** Am Sonntag, den 20. Juni, um 20.05 Uhr im Dradio Kultur, Sparte Freistil, eine aktuelle Produktion des Deutschlandfunks: "Die hohe Kunst der Beleidigung. Ein kleiner Ratgeber von Rolf Cantzen." Vom Fußballplatz bis zum Bundestag, immer droht die Anzeige wegen Beleidigung, es sei denn, man beherrscht sie ... ;-)


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