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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Freitag, 28. September 2012

Fantasien zur Nacht: AUSGEHEN von Stefan Vieregg


Ausgehen

Auf der Tanzfläche
Mund an Mund
Körper an Körper

die Haaresbreite ignorierend
eng umschlungen im Takt
Hände im Abseits
der letzte Tango zusammen
Trennung wartet am Ausgang
sauber geschieden
an zwei Haken


(c) Stefan Vieregg

Donnerstag, 26. Juli 2012

Dichterhain: UND SIE TANZTEN BIS ZUM MORGEN













Und sie tanzten bis zum Morgen

Ach, wie leicht ist doch die Hülle,
wenn man tanzt die ganze Nacht.
Schwerelos sind Arm und Beine,
und das Herz es springt und lacht.

Könnt ich tanzen doch im Himmel,
und auf Erden wie ich´s will.
Schwerelos sind meine Glieder,
letzter Ton wird endlich still.

Und wir tanzten bis zum Morgen,
tanzten uns die Seele frei.
Schwerelos sind wir geflogen,
Du und ich und Du - wir drei.

Ach, wie leicht sind unsre Glieder,
grad als wären sie nicht da.
Schwerelos Arm, Kopf und Beine,
doch wir drei sind uns nun nah…

© Ute AnneMarie Schuster, Weiz, Austria

Donnerstag, 23. Februar 2012

Vom Wünschen und vom Tanzen von Annette Kallweit

Das war schon seltsam.
Nach den ganzen vielen Jahren nur mit Miss Sophie und dem Liebsten auf dem imaginären Tigerfell, all den Nächten mit Rockmusik und viel zu viel Rotwein, hatte sie den Fuß mal wieder auf die Straße gesetzt, die Richtung Jahresendzeit führte.

Das fühlte sich nicht nur komisch an, sondern hatte tatsächlich eine Art Situationskomik an sich, die ihresgleichen suchte.

Angekommen im Lachen und Leben der Anderen, sah sie nur Party und unerfüllte Wünsche.

Das Motto war „Schwarzweiß“. Wenn das mal nicht eine supergute Idee war, so ohne alle Farben. Sie sah nur Smokings mit Flatterfliegen um den dicken Hals und Kleider vom Feinsten. War ja wieder klar, denn sie hatte sich für den leichten Bieranzug mit einem Hauch von Schwarz mit weißem Fleck entschieden.

Kaum angekommen, verpflanzte man sie auf eine weiße Bank vor einem schwarzen Stück Stoff, hielt volle Ölle die Kamera auf ihr blasses Wintergesicht und fragte sie nach ihren Wünschen für das nächste Jahr.

One Step beyond…tralalalalala.
Wo war hier noch mal der Ausgang?
Sie faselte etwas vom Weniger.
Und vom Mehr.
Und vom Dazwischen.
Und überhaupt.

„Ja, das sind doch mal schöne Wünsche.“
Wussten die schwarzweißen Menschen hinter dem Auge da überhaupt, wovon sie sprachen?
Also sie wusste das nicht, aber das war egal.
Es drangen namhafte Sterne aus den Lautsprechern.
Sommer und Winter gingen nahtlos ineinander über.
Aus Schwarz und Weiß wurden Graustufen.
Nur noch vier Stunden bis Mitternacht.
Das würde sie schon schaffen.
Auch ohne Admiral Ron Schneider.
Cherio!

Und das Jahr ging Schritt für Schritt aus dem Land.
Wo wollte das bloß hin?
Den Schatten der Zeit hinterher?
Oder Schatten hinterlassend?
Doofes altes Jahr.
Und noch dooferes neues.

Wieder ein Jahr weg.

Um Mitternacht rannte das versammelte Schachbrettmuster nach draußen. Alle hatten Ballons in der Hand, hingen ihre Wunderkerzen mit ihren Wünschen unten dran und gingen auf große Fahrt.

Sie hatte wieder sämtliche richtigen Momente verpasst.
Dem Ballon ging die Luft aus und der Wunderkerze das Wunder.
Und somit wunderte es sie am allerwenigsten, dass sich ihr Ballon im nächsten abgelaubten Baum erst mal aufhing!

One Step beyond….


Die Sektflasche in der rechten Hand gab ihr Halt in dem Glückseligkeitsstrudel.
Handygesumme überall.
Und das Zischen der Raketen.
Die linke Hand lag in der Hand, die ihr die Wärme gab, die keiner Worte bedurfte.
Weine ruhig, sprach die Hand.
Okay, weinte sie halt mal.

Nach einigen Stunden der Erneuerung des Jahres, stand sie draußen.
Immer noch Sekt in der Hand.
Und völlig unkontrolliert… wieder rauchend.
Kiffen mochte sie nie so richtig, aber in diesem Moment wäre grasiger Duft genau richtig für den Sommer im Winter.
Also fing sie wieder an zu rauchen.
Die Zigarette ging wenigstens nicht aus … in dem Konzert der Wunderkerzen.

One Step beyond…

Und plötzlich dieser Typ, von dem sie wusste, dass er in alten Jahren mal Turniertänzer war.
Er nahm ihre Hand in seine und fragte nach dem nächsten Tanz.
Da draußen, abseits aller feinen Schwarzweißfeierlichkeiten.
Der konnte unmöglich sie meinen, die gerade mal beim Zwischenball ihrer Tanzschule einen hinkenden Memphis zustande gebracht hatte.
Aber er meinte sie.

Was für eine bescheuerte Nacht.

Und auf einmal flog sie.
Hinein ins Getümmel, jenseits aller Traurigkeit.
Geführt in eine Zeit hinter der Zeit.
Ohne Anspruch, aber mit Gefühl.
Gefühl für ihre Unbeholfenheit.

Wie feiert man denn angemessen neue Jahre in Schwarzweiß?

Na!!!

Tanzend.
Ohne drüber nachzudenken.

Damit das Wünschen wieder hilft.

One Step beyond...


Annette Kallweit, Düsseldorf,
2008