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Dienstag, 16. April 2013

Morgen Früh bei Dradio Kultur: Lacan - une maladie d'amour

Mittwoch, 00:05 Uhr, Feature
Lacan - une maladie d'amour
Von Elodie Pascal


Regie: Elisabeth Putz
Mit: Lilith Stangenberg, Pilar Aguilera,
Klaus Höring
Ton: Herta Werner-Tschaschl, Kaspar
Wollheim Produktion: RBB/ORF 2011
Länge: 53 '15


" 'Hysterische Persönlichkeitsstruktur' stand auf meinem Befund. Ich war 20 und hatte keine Ahnung, worauf ich mich da eingelassen hatte. Meine Psychoanalyse dauerte sechs Jahre. Fast auf den Tag genau. Ich wurde ein zweites Mal geboren. Und diese zweite Geburt war alles andere als einfach. Die Analyse ist eine harte Arbeit eines Diskurses ohne Ausflüchte ", sagt der Psychoanalytiker Jacques Lacan, grand maitre für die einen, Scharlatan für die anderen. Lacan postulierte eine Rückkehr zu Freud und ging in dieser über den Entdecker der Psychoanalyse hinaus. Für die Formulierung seiner Theoreme bediente er sich der Linguistik, der Philosophie, Theologie, Mathematik und schuf ein Werk, das bis heute - 30 Jahre nach seinem Tod - Fragen aufwirft.

Jacques Lacan bietet die verrückteste, hermetischste Ausdrucksweise in Sachen Psychoanalyse und dadurch auch die tiefsten Erkenntnisse und Ahnungen der inner- und zwischenmenschlichen Prozesse.

Elodie Pascal, geboren 1982 in Orleans, zweisprachig (deutsch-­französisch) aufgewachsen, studierte Philosophie in Paris, lebt dort als Autorin. Zuletzt: "La vie en vogue" (DKultur 2013).

Donnerstag, 24. Januar 2013

Heute Abend in Limburgerhof: WALTER SITTLER SPIELT ERICH KÄSTNER

Donnerstag 24. Januar 2013, 20:00 Uhr
Kleine Komödie

Theater am Burgunderplatz
67117 Limburgerhof


Telefon: 06236-67811
Telefax: 06236-8731

 

Walter Sittler spielt Erich Kästner

"Prost, Onkel Erich! Oder: Vom Kleinmaleins des Seins

Komödie

Die Fortsetzung der Lebensgeschichte Erich Kästners

Dort, wo die erfolgreiche Produktion „Als ich ein kleiner Junge war“ endet, beginnt der zweite Teil der Geschichte: Walter Sittler erzählt, im Ensemble mit den sechs Musikern unter der Leitung Libor Simas, die Lebensgeschichte Erich Kästners weiter. Gemeinsam begeben sich die sieben Protagonisten auf einen Streifzug durch das Leben eines Moralisten, porträtierten einen „konsequenten deutschen Poeten“ (Hermann Kesten) - in Gedichten, Briefen und Kurzgeschichten. Sie erzählen vom Rausch Berlins in den Zwanziger Jahren – und vom Kater, der darauf folgte. Und sie beschreiben die Liebe, die Kästner zeitlebens zu seiner Mutter verband. Und so zählen die Erinnerungen Erich Kästners an gemeinsam mit seinen Eltern verbrachte Weihnachtsabende zu den  Höhepunkten dieses  bewegenden Stücks - mal melancholisch, manchmal ernst, immer aber mit viel Herz und Humor. Erich Kästner ist einer der wichtigsten Chronisten des vergangenen Jahrhunderts, ein humorvoller Beobachter und scharfzüngiger Mahner von nicht bremsbarer Aktualität. Er glaubte, wie die Psychoanalytiker, man müsse zur Kindheit zurückgehen, um die Neurosen der Menschheit zu heilen. Er glaubte an Erziehung und Bildung, an den Frieden und die Humanität, und predigte sie den Kindern wie den Erwachsenen. Mit über 200 Vorstellungen und mehr als 80.000 Besuchern zählt der erste Teil „Als ich ein kleiner Junge war“ zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Theaterproduktionen der letzten drei Jahre. Der große Schauspieler Walter Sittler wieder in einer großartigen Titelrolle. Ein Theatererlebnis!

Preise:
30,--/27,--/24,--/21,-- €


Mittwoch, 8. August 2012

Buchbesprechung: DAS VERLASSENE KIND von Dr. med. Daniel Dufour

Dr. med. Daniel Dufour
Das verlassene Kind
Gefühlsverletzungen aus der Kindheit erkennen und heilen
(Titel des frz. Originals: „La blessure d’abandon“)
Murnau, 1. Auflage Juni 2012
14,95 € (D), Broschur, 163 Seiten, Mankau Verlag


Viele Menschen haben Angst davor, sich irgendwann allein wiederzufinden – im Stich gelassen von ihren Lebenspartnern, ihrer Familie, ihren Freunden. Sie tun sich schwer, Bindungen aufzubauen, torpedieren bestehende Beziehungen und zeigen oftmals Symptome wie Beklemmungen, Panikattacken, körperliche Beschwerden, Alkoholprobleme usw.
In zahlreichen Fällen steht die übermächtige Angst vor dem Verlassenwerden in Zusammenhang mit frühkindlichen Erfahrungen: Oft wurde eine Person als Kind oder sogar schon als Säugling „verlassen“, fühlte sich im Stich gelassen, vernachlässigt, nicht geliebt – und in der Folge auch gar nicht mehr wert, geliebt zu werden.
Sich von solch tief sitzenden Wunden zu erholen, braucht Zeit und Hilfe. Daniel Dufour praktiziert die Abkehr vom EGO und seinen Zwängen und kehrt dazu das EGO um: So ist die „OGE“-Methode entstanden, die Betroffenen hilft, ihre unterdrückten Gefühle zu erkennen und auszuloten, sich mit dem inneren Selbst vertraut zu machen und körperlich wie mental zu heilen.
Mit Leben erfüllt wird diese Methode durch differenzierte Fallbeispiele, die für interessierte Laien und sogar Therapeuten ganz neue Denkansätze bieten.

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Die OGE-Methode nach Dr. Daniel Dufour

Dr. Dufour vertritt einen tiefenpsychologischen Ansatz, der das „Verlassensein“ (im Sinne von: sich nicht geliebt und nicht liebenswert fühlen) als Quelle schwerer körperlicher und seelischer Leiden ansieht. Die Heilung der Betroffenen nach der OGE-Methode vollzieht sich in drei Schritten:
1. Das „Ego“ bzw. die „Denke“ ausschalten, die uns von uns selbst, von unserer Gegenwart und unseren Emotionen abschneidet.
2. Die eigenen Emotionen erkennen, annehmen und ausleben (Trauer, Wut …).
3. Sich selbst wiedertreffen: Das von Geburt an vorhandene Wissen um den eigenen Wert wiederentdecken, sich wieder selbst lieben und liebenswert fühlen.

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Zum Autor
Dr. med. Daniel Dufour (geb. 1951) wirkte nach seinem Medizinstudium in Genf unter anderem als Chirurg in Entwicklungsländern und als Abgesandter und Koordinator für das Internationale Rote Kreuz in Kriegsgebieten. Seit 1988 leitet er die Vitamed-Klinik in Genf und vertritt in der Praxis einen ganzheitlichen Ansatz, demzufolge nicht die Symptome, sondern die tieferen Ursachen einer Krankheit behandelt werden. Dr. Dufour entwickelte 1997 die „OGE“-Methode und tritt als Ausbilder und Referent bei OGE-Seminaren in Europa und Kanada auf.


Interview mit Dr. med. Daniel Dufour, Entwickler der OGE-Methode


Das frühe Verlassenwerden gilt Ihnen als eine der häufigsten Ursachen für die seelischen Leiden Ihrer Patienten. Wie kam es zu dieser Erkenntnis?

Dr. Dufour: Meine Patienten bilden sich ihre Leiden nicht ein, diese sind wirklich körperlicher und/oder psychischer Natur. Tatsache ist, dass ich seit 27 Jahren als Allgemeinmediziner arbeite und in meiner Praxis Patienten behandele, die mit den verschiedensten Symptomen zu mir kommen. Das reicht von der wiederkehrenden Nasennebenhöhlenentzündung bis hin zu Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wenn ich mich dann mit diesen Patienten auf die Suche nach den Ursachen ihrer Probleme begebe, kehren wir oft zu einem Schlüsselerlebnis zurück, bei dem sie sich nicht erlaubt haben, ihre Emotionen, also ihre Trauer, ihre Wut oder ihre Freude, auszuleben. Schicht für Schicht, so wie beim Schälen einer Zwiebel, dringen wir dann zu der Wunde vor, die durch eine erste Erfahrung des Verlassenwerdens entstanden ist. Die Betroffenen sind sich dieser Wunde häufig nicht bewusst, und erst über den Versuch zu verstehen, was der Körper – als unser bester Freund! – uns mitteilen will, gelingt es ihnen, diese Wunde wahrzunehmen. Deshalb kann ich heute darüber sprechen und schreiben, wie häufig Menschen durch ein Verlassenwerden verletzt werden – was ich zu Beginn meiner Tätigkeit als Arzt überhaupt nicht erkannt habe.

Zu welchen Reaktionen führt die Verlassenheit bei den Betroffenen und wie kann der Arzt oder Therapeut erkennen, dass darin die Ursache für ihre Beschwerden liegt?

Dr. Dufour: Es gibt weder eine Symptomatologie noch Erkrankungen, die für die Verlassenheit spezifisch sind! Der einzige, der die Wunde erkennen kann, ist der Betroffene selbst. Ärzte und Therapeuten können in meinen Augen dem Betroffenen bei seiner Entdeckung nur zur Seite stehen, aber keine eindeutige Diagnose abgeben. Kommt es doch dazu, löst dieses Vorgehen bei dem Betroffenen meist nur einen Fluchtreflex oder die Leugnung seiner Verlassenheit aus. Tatsache ist nämlich, dass es einem Menschen sehr schwer fällt, sich einzugestehen, dass er verlassen wurde. Er schämt sich sehr dafür, so etwas erlebt zu haben, und fühlt sich obendrein selbst dafür verantwortlich. Bestimmte Verhaltensweisen im Sozialverhalten und Privatleben des Betroffenen bringen einen aber auf die richtige Spur: mangelndes Selbstwertgefühl, ein bestimmter, sich wiederholender Umgang mit dem Gefühlsleben, die Angst vor dem Alleinsein, die empfundene Leere beim Aufbruch nach einem Wochenende oder einem Urlaub, der Unwillen, sich auf eine Partnerschaft einzulassen, oder im Gegenteil das Bemühen, alles zu tun und hinzunehmen, um eine Beziehung aufrechtzuerhalten, die Weigerung, sich in Beziehungen oder in der Arbeit zu engagieren usw.

Auch die klassische Psychiatrie kennt den Begriff der „Verlassenheitsneurose“ und fasst darunter eine ganze Reihe von Symptomen zusammen. Was ist genau darunter zu verstehen und wo liegt der Unterschied zu Ihrem Ansatz?

Dr. Dufour: Als ich dieses Buch schrieb, war ich sehr erstaunt, wie wenige Untersuchungen und Studien es zum Thema des Verlassenwerdens gibt. Die Psychoanalyse hat – übrigens dank zweier Schweizer Psychoanalytiker – den Begriff der „Verlassenheitsneurose“ eingeführt, der aber sehr vage geblieben ist. In der Psychiatrie gibt es die ärgerliche Angewohnheit, das Leiden mit einer Neurose oder anderen psychischen Problemen in Verbindung zu bringen. So ist beispielsweise die Schüchternheit zu einem ernsten psychischen Problem geworden, das man als „soziale Phobie“ bezeichnet und das unbedingt von einem Psychiater begutachtet und vielleicht sogar mit Antidepressiva behandelt werden muss. Wer ist bitte schön „gelehrt“ genug, um darüber zu befinden, ob das Leiden eines Menschen normal oder unnormal ist? Natürlich die Leute, die von ihrem Wissen und ihrem Können überzeugt sind! Im Übrigen haben weder Psychoanalytiker noch Psychiater je vorgegeben, einem Betroffenen beizustehen, damit er „geheilt“ wird, sondern nur, damit er wieder „funktioniert“. Das entspricht nicht meiner Überzeugung, denn ein Betroffener soll schließlich nicht nur trotz oder mit seiner Wunde funktionieren; er ist sehr wohl fähig, nicht mehr zu leiden, sondern glücklich zu leben, sobald seine Wunde vernarbt ist. Das erklärt gleichzeitig, dass mein Ansatz ein anderer ist, weil die Absicht dahinter eine andere ist: Nicht mein Ansatz ist es, der einen Betroffenen heilt, sondern der Betroffene selbst, der unter meiner Begleitung den Missstand behebt.
    Aus diesen Gründen habe ich auch das Wort „Verlassenheit“ geprägt, mit dem ich sowohl das Gefühl des Verlassenseins, der Zurückweisung oder des Ausgeschlossenseins bezeichne als auch die zahlreichen, verschiedenen physischen und psychischen Probleme, die ein Betroffener deshalb empfindet. Dieser Begriff steht für das Leid desjenigen, der sich – ob nun zu Recht oder nicht – verlassen fühlt. Er enthält keinerlei moralische Wertung, er ist weder negativ noch positiv. Es handelt sich einfach um die Bezeichnung für ein Ganzes, das sehr komplex ist, und nimmt keinerlei Bezug auf die Norm (oder Normalität) eines Wesens.


Häufig ist die Erinnerung an die frühe Erfahrung des Verlassenwerdens den Betroffenen gar nicht mehr bewusst. Handelt es sich hier um eine Verdrängung als Schutzmechanismus?

Dr. Dufour: Meistens ist das ursprüngliche Trauma nicht mehr im Bewusstsein des Betroffenen. Wenn es jemandem mit Hilfe einer rationalen Analyse gelingt, ein Erlebnis oder eine Ursache auszumachen, stellt sich später heraus, dass diese gar nicht das ursprüngliche Trauma ist, wie ich in meinem Buch anhand mehrerer Beispiele darlege. Dieses „Vergessen“ ist eindeutig Teil eines Schutzmechanismus. Es ist nämlich sehr schwer auszuhalten, sich von den Personen im Stich gelassen zu fühlen, die einen Säugling oder ein kleines Kind eigentlich liebevoll umsorgen sollten. Um das durchzustehen, muss das Opfer dieser Taten sich etwas ausdenken, das es ihm erlaubt, auf Distanz zu seinen Emotionen zu gehen und sie in einer Welt auszuleben, die nicht diejenige ist, der er sich ausgesetzt sieht.

In Ihrem Buch wird die so genannte „Denke“ für das eigentliche Leiden unter der Verlassenheit verantwortlich gemacht. Was ist damit gemeint und welchen Sinn hat dieses „Schutzsystem“?

Dr.Dufour: Die „Denke“ ist klar definiert, und ich bitte Sie, diese Definition zu berücksichtigen, der zufolge sie uns von der Gegenwart abschneidet und uns folglich in die Zukunft mit ihrem Gefolge aus Ängsten, Furcht und Ruhelosigkeit katapultiert oder in die Vergangenheit, die voller Bedauern, Reue und Schuldgefühle ist, daran hindert, unsere Emotionen zu erkennen, zuzulassen und auszuleben, also unsere Freude, Trauer und Wut, und von unserem angeborenen Wissen trennt und von dem intuitiven und kreativen Menschen, der wir eigentlich sind.
Sie ist es auch, die uns Werturteilen und Zwängen unterwirft: „Man muss“ oder „Ich muss“. Die „Denke“ ist klar abzugrenzen von unserem Gehirn und seiner Fähigkeit, sich zu erinnern, Pläne zu machen und zu reflektieren. Die „Denke“ kann man auch als Ego bezeichnen, als „Krücke“ oder „Hamster“ (so nennt man sie gerne im französischsprachigen Kanada), gemeint ist immer der Schutzmechanismus, den ein Kind nutzt, um von seiner Trauer und seiner Wut abgeschnitten zu sein und so der Gegenwart zu entkommen. Aber diese „Denke“ ist es auch, die später das Leid hervorruft, denn sie lässt einen Menschen in seinen Ängsten und/oder Schuldgefühlen verharren und hindert ihn außerdem daran, die Emotionen, die durch ein Verlassenwerden ausgelöst wurden, zu erkennen, zu empfinden und auszuleben.


Das Verlassenwerden wird an einer Stelle des Buches sehr drastisch als „Mordversuch“ umschrieben. Setzt dies nicht einen Täter voraus, der diese Tat vorsätzlich begeht?

Dr. Dufour: Diese Aussage hat man mir bereits vorgehalten, aber ich stehe voll und ganz dazu. Was würden Sie denn zu einem Erwachsenen sagen, der die Verantwortung dafür auf sich nimmt, ein Kind in die Welt zu setzen, dann aber seinen Hunger und seinen Durst nicht stillt? Liebe ist die Nahrung, ohne die ein Kind nur mühsam überleben kann. Natürlich kann man es auch so sehen, dass die Menschen, die ihrem Kind keine Zuwendung geben, das ja nicht in der Absicht tun, ihm zu schaden. Wenn es ihnen nicht gelingt, ihr Kind zu lieben, dann nur, weil sie sich selbst nicht lieben. Aber dieses Argument sollte wenigstens die Opfer nicht daran hindern, wütend zu sein und diese Wut auch auszuleben. Mein Buch wurde ja weder für Pflegekräfte noch für diejenigen geschrieben, die dafür verantwortlich sind, ihr Kind nicht geliebt zu haben, sondern für die Menschen, die diesen Mangel an Liebe erdulden mussten – damit sie sich das Recht zugestehen, wütend auf diejenigen zu sein, die ihnen das angetan haben; damit sie endlich nicht mehr leiden müssen und gesunden können, also besser mit sich und den anderen zurechtkommen.

Entgegen analytischen und rationalen Therapiekonzepten, die auch durch Medikamente unterstützt werden, setzen Sie auf einen alternativen Ansatz, um die eigenen Emotionen zu erkennen, zu spüren und auszudrücken. Was ist das Besondere an dieser Methode?

Dr. Dufour: Mein Ansatz basiert auf dem Erkennen, Zulassen und Ausleben der eigenen Emotionen, hauptsächlich der Wut, nachdem man seine „Denke“ zum Schweigen gebracht hat, die ja, wenn sie aktiv ist, eben diese Emotionen blockiert. An dieser Stelle ist es wichtig zu betonen, dass man seine Emotionen nicht gegenüber oder vor anderen auslebt. Das macht man mit sich allein aus, um sich selbst etwas Gutes zu tun. Es hilft dem an Verlassenheit Leidenden, seine Wunde zu heilen, indem er alle Hintergründe versteht. Ziel ist es, nicht weiter damit leben zu müssen. Dieser Ansatz ist also ein praktischer, kein theoretischer. Er mag einfach erscheinen, ja sogar zu einfach und einseitig, aber erstens funktioniert er gut und bringt hervorragende Ergebnisse, und zweitens ist er gar nicht so leicht umzusetzen, denn unsere „Denke“ ist sehr stark ausgeprägt.

Die praktische Umsetzung dieses Konzepts wird in der OGE-Methode realisiert. Wie kann man sich das vorstellen und wie läuft eine Behandlung nach dieser Methode ab?

Dr. Dufour: Das Wort OGE ist ein Wortspiel, es ist die Umkehr des Wortes Ego, einer anderen Bezeichnung für die „Denke“. Es bedeutet, dass man zuerst einmal in der Gegenwart verhaftet sein muss, will man seine „Denke ausschalten“, um zu den eigenen Emotionen vorzudringen und den Menschen wiederzufinden, der wir sind. Dieser erste Pfeiler der Methode ist wesentlich, denn ohne ihn können wir mit unseren Emotionen nicht in Kontakt kommen. Der Ansatz ist für einen Betroffenen eine Hilfestellung, auf keinen Fall aber eine medizinische Behandlung im engeren Sinne. Man kann diese Methode auch unter klassischer therapeutischer Aufsicht umsetzen, solange die emotionale Seite berücksichtigt UND ausgelebt wird. Für die Umsetzung stehen aber auch so genannte OGE-Therapeuten zur Verfügung, die ich ausgebildet habe und die in den frankophonen Ländern arbeiten (leider noch nicht in den deutschsprachigen). Diese bieten Seminare und praktische Übungen an. Für weitere Informationen verweise ich auf die OGE-Internetseite (www.oge.biz).

                                                                                                                      (c) Mankau Verlag

Donnerstag, 12. August 2010

Buchbesprechung: Macht Liebe sehend?

Thomas M. Schmidt (Hrsg.)
Macht Liebe sehend?
Mit Beiträgen von Chiara Piazzesi, Stanislas Bigirimana und Jannis Oberdieck
Preisschriften des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover
Göttingen 2010, 142 Seiten, Paperback, 19 €, Wallstein Verlag



"Macht Liebe nicht eher blind?", müssen wir uns im Gegenzug fragen. Der Volksmund und die traditionelle Philosophie kennen es nur so.

Reingefallen... War doch klar, hätte er/sie doch merken müssen... Oder mal aus psychoanalytischer Sicht: Im sexuellen Verlangen überlagert das Begehren alle rationalen Gründe gegen einen Menschen, im Moment des Erwachens dagegen, wenn Es sich verflüchtigt, kehren Ich und Über-Ich zurück. Sie wollen uns sagen: "Ich bin Ich! Ich verteidige meine Vorstellungen! Das habe ich nicht bemerkt! Oder: Das darfst du nicht! Das gehört sich nicht! Das ist keiner von uns!".

Der andere hat seine Macken und Ticks, je mehr davon erkannt werden und wirken, desto komplizierter für die Beziehung und deren Dauer, so die Psychologie. Je mehr wir dagegen Ähnlichkeiten wahrnehmen, desto lieber ist uns der andere, desto länger kann eine Beziehung dauern. Merken, wir, dass die Gegensätze krass sind, dass wichtige Komponenten wie Vertrauen und Intimität fehlen, kommt der besagte Punkt des Erwachens. Wir können es streckenweise durch erhöhte Acht- und Aufmerksamkeit vermeiden, oft holen uns jedoch die Gene und die individuelle Sozialisation ein.

Was sagt aber die Philosophie dazu? Die Frage, ob Liebe sehend macht, irritiert erst einmal, wenn sie philosophisch beantwortet werden soll. Die (teilweise nihilistische) Tradition in der Philosophie sagt genau das eher nicht. Philosophische Reflexion erscheint kühl und rational, bemüht um Einsicht und Distanz.

Die philosophischen Essays in diesem Buch stellen die Spannung zwischen subjektiver Liebe und objektiver Erkenntnis nicht als unversöhnlichen Gegensatz dar. Philosophie, wie sie hier betrieben wird, verknüpft das naturwissenschaftliche, auf Objektivität und Erklärung ausgerichtete Bild vom Menschen mit unserer Selbsterfahrung als fühlende, handelnde und erlebende Wesen. Denn wir erkennen in der Liebe uns selbst in unserem Mangel und in unserer Fülle. Sie öffnet neue Wege und macht sehend, bei aller anderen Anfälligkeit.

Die drei Preisträger des letzten Wettbewerbs des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover belegen in diesem Buch sehr überzeugend, dass Philosophie nicht nur rationale Aufklärung sucht, sondern die Leidenschaft der Erkenntnis liebt - sie  i s t  Liebe zur Weisheit. In diesem zwar sehr wissenschaftlichen Buch, das dem Laien dennoch Raum und Anregungen für mitschweifende Überlegungen beim Lesen lässt, begegnen uns die sehr überzeugenden Preisträger Dr. Chiara Piazzesi, 33 Jahre, Lehrbeauftragte am Lehrstuhl für Philosophie der Universität Greifswald, mit dem Schwerpunkt praktische Philosophie sowie Liebe als Form der Selbst- und Fremderfahrung, Stanislas Bigirimana aus Burundi (MA, MBA, Heidelberg) und von Dr. Jannis Oberdieck (Bremen).

Chiara Piazzesi postuliert: "Liebe bedeutet nicht, dass ich eine Situation aushalten muss, die unerträglich ist und  die mein Leben zerstören würde. Das wäre in meinen Vorstellungen keine Liebe.  Also Liebe muss nicht unbedingt Opfer bedeuten oder Selbstzerstörung. Aber wir haben jetzt die Erfahrung gemacht, dass diese Beständigkeit vielleicht nicht wesentlich zur Liebe gehört und ein Bestandteil der Liebe ist." (DRadio Kultur)

Stanislas Bigirimana macht darauf aufmerksam, dass es auch die romantische Liebe gibt, "wie wir sie aus Rundfunk und Fernsehen kennen. Aber es gibt auch eine Form der Liebe, die wir nicht häufig in der heutigen Welt sehen, zumindest nicht in den dominierenden Medien und im Mainstreamdenken. Das ist die sich selbst verschenkende Liebe, zum Beispiel, dass man für andere Opfer bringt." (Übersetzung aus dem Engl. durch DRadio Kultur)

Joannis Oberdieck bleibt mehr in der Tradition und kritischer: "Mir ging es in erster Linie darum, daran zu erinnern, dass Liebe nicht so etwas Rundes und Schönes ist, sondern dass Liebe auch sehr viele verstörende Seiten hat. Und wenn wir fragen wollen, was Liebe uns zu sehen gibt, dann müssen wir uns auf diese Seiten einlassen und fragen, was sie uns eigentlich über die Liebe mitteilen." (DRadio Kultur)

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