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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Donnerstag, 14. November 2013

Das öffentliche Gesundheitswesen im Nationalsozialismus am Beispiel München


Annemone Christians
Amtsgewalt und Volksgesundheit
Das öffentliche Gesundheitswesen im nationalsozialistischen München

Gesundheitspolitik in der »Hauptstadt der Bewegung«: Fürsorge und Verfolgung.

Der Umbau der Gesellschaft nach erbbiologisch-rassistischen Ordnungsideen war ein Hauptziel nationalsozialistischer Politik. Dabei kam der auf »Rassenhygiene« programmierten Gesundheitspolitik eine Schlüsselrolle zu. Annemone Christians untersucht diesen Politikbereich am Beispiel Münchens, der sogenannten »Hauptstadt der Bewegung«. Im Vordergrund stehen dabei Kooperationen und Konflikte städtischer Stellen und ihre Folgen für die gesundheitspolitische Praxis der Münchner »Erb- und Rassenpflege«.
Die Autorin nimmt Fürsorge- und Verfolgungshandeln gleichermaßen in den Blick und verdeutlicht damit die charakteristische Ambivalenz der NS-Gesundheitspolitik. Dieser Ansatz der Untersuchung legt Brüche und Kontinuitäten in Gesundheitsdefinitionen, Personalpolitik und Verwaltungsstrukturen frei.

Mittwoch, 15. Mai 2013

Heute Abend in Mannheim: Vortrag über jüdische Flüchtlinge in Shanghai


Rund 30.000 Juden aus Europa überlebten während des Zweiten Weltkriegs in Shanghai.
Das dortige Museum für jüdische Flüchtlinge erinnert an diese Zeit.
15. Mai 2013  I  19:00 Uhr  I  Luisenpark Mannheim, Chinesisches Teehaus, Theodor-Heuss-Anlage 2, 68165 Mannheim                   

Flucht nach Shanghai
Filmvortrag


2000 Juden aus Deutschland und Österreich konnten Ende der dreißiger Jahre ihr Leben nur durch eine Flucht nach China retten. In Shanghai fanden Sie Zuflucht - der einzige Ort, der kein Einresevisum forderte. Unter den jüdischen Emigranten war Horst Eisfelder, ein junger Mann aus Berlin. Gemeinsam mit dem langjährigen China-Korrespondenten des ZDF, Dietmar Schulz, ist er nach Shanghai zurückgekehrt und trifft im jüdischen Stadtviertel Hongkou alte Chinesen, die sich an die Juden aus Europa erinnern können. 

Mittwoch, 8. Mai 2013

Heute Abend Vortrag in Saarbrücken: Bücherverbrennung 1933


08.05.2013  I  18 Uhr  I  Stiftung Demokratie Saarland

Vorgeschichte und Folgen der Bücherverbrennung im Mai 1933

Bismarckstr. 99
66121 Saarbrücken
+49 (0) 681 906260

http://www.stiftung-demokratie-saarland.de/

Die ideologische Vorbereitung der Bücherverbrennung griff auf Argumente zurück, die seit dem späten 19. Jahrhundert im Bildungsbürgertum und in den politischen Diskursen gängig waren. Es war ein Arsenal von Schlagwörtern der völkischen und antirepublikanischen Tradition. Sie fanden in der Weimarer Republik immer mehr Befürworter. Der Nationalsozialismus ist als „ein stummer Gast“ bezeichnet worden, der keine eigenen intellektuellen Beiträge lieferte, sondern sich zahlreiche Argumente seiner diffusen Ideologie anverwandelte.



Mit der Berufung der „Deutschen Studentenschaft“, die an nahezu allen deutschen Universitäten und Hochschulen Bücherverbrennungen veranstaltete, auf das historische Vorbild des Wartburg-Fests 1817 (300-Jahr-Feier der Reformation) wurde die historische Dimension des Verbrennens von missliebigen Büchern aus religiösen und juristischen Gründen seit der römischen Antike angedeutet.

Zur unmittelbaren Vorgeschichte der Bücherverbrennung 1933 zählen die intensive Schmutz- und Schunddiskussion, die ‚arische‘ Literaturgeschichtsschreibung (Bartels), der wachsende Antisemitismus in der literarischen Diskussion, der Antimarxismus am Ende der Weimarer Republik.

Zu den Folgen der Bücherverbrennung gehörte zunächst die Entfernung der Bücher aller Autoren, die auf den ‚schwarzen Listen‘ standen, aus den öffentlichen Bibliotheken und Buchhandlungen. Unter den Autoren der Nachkriegszeit waren die der Weimarer Republik und des Exils nicht präsent. Der Deutschunterricht seit 1933 und noch bis in die siebziger Jahre hat den verbrannten Büchern die Rückkehr in den Schulkanon und ins literarische Bewusstsein verweigert.

Der Referent: Prof. Gerhard Sauder
Um Anmeldung unter c.reidenbach@stiftung-demokratie-saarland.de wird gebeten.

Sonntag, 6. Januar 2013

Im Gedenken an Albert V. 27.05.1923 bis 06.01.2011



Der Krieg

Aufgestanden ist er, welcher lange schlief,
Aufgestanden unten aus Gewölben tief.
In der Dämmrung steht er, groß und unerkannt,
Und den Mond zerdrückt er in der schwarzen Hand.

In den Abendlärm der Städte fällt es weit,
Frost und Schatten einer fremden Dunkelheit,
Und der Märkte runder Wirbel stockt zu Eis.
Es wird still. Sie sehn sich um. Und keiner weiß.

In den Gassen faßt es ihre Schulter leicht.
Eine Frage. Keine Antwort. Ein Gesicht erbleicht.
In der Ferne ein Geläute dünn
Und die Bärte zittern um ihr spitzes Kinn.

Auf den Bergen hebt er schon zu tanzen an
Und er schreit: Ihr Krieger alle, auf und an.
Und es schallet, wenn das schwarze Haupt er schwenkt,
Drum von tausend Schädeln laute Kette hängt.

Einem Turm gleich tritt er aus die letzte Glut,
Wo der Tag flieht, sind die Ströme schon voll Blut.
Zahllos sind die Leichen schon im Schilf gestreckt,
Von des Todes starken Vögeln weiß bedeckt.

Über runder Mauern blauem Flammenschwall
Steht er, über schwarzer Gassen Waffenschall.
<Über Toren, wo die Wächter liegen quer,
Über Brücken, die von Bergen Toter schwer.>

In die Nacht er jagt das Feuer querfeldein
Einen roten Hund mit wilder Mäuler Schrein.
Aus dem Dunkel springt der Nächte schwarze Welt,
Von Vulkanen furchtbar ist ihr Rand erhellt.

Und mit tausend roten Zipfelmützen weit
Sind die finstren Ebnen flackend überstreut,
Und was unten auf den Straßen wimmelt hin und her,
Fegt er in die Feuerhaufen, daß die Flamme brenne mehr.

Und die Flammen fressen brennend Wald um Wald,
Gelbe Fledermäuse zackig in das Laub gekrallt.
Seine Stange haut er wie ein Köhlerknecht
In die Bäume, daß das Feuer brause recht.

Eine große Stadt versank in gelbem Rauch,
Warf sich lautlos in des Abgrunds Bauch.
Aber riesig über glühnden Trümmern steht
Der in wilde Himmel dreimal seine Fackel dreht,

Über sturmzerfetzter Wolken Widerschein,
In des toten Dunkels kalten Wüstenein,
Daß er mit dem Brande weit die Nacht verdorr,
Pech und Feuer träufet unten auf Gomorrh.

Georg Heym, 1911
(Aus der Sammlung Umbra Vitae)

Mittwoch, 25. Juli 2012

Buchbesprechung: WER BLEIBT, OPFERT SEINE JAHRE, VIELLEICHT SEIN LEBEN

»Wer bleibt, opfert seine Jahre, vielleicht sein Leben«
Deutsche Juden 1938-1941

Hg. von Susanne Heim, Beate Meyer und Francis R. Nicosia
Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden
(Für die Stiftung Institut für die Geschichte der deutschen Juden,
hg. von Stefanie Schüler-Springorum und Andreas Brämer), Bd. 37
Göttingen 2010, 301 S., 1 Abb., geb.,
Schutzumschlag, 34,90 € (D)






Mit den Nürnberger Gesetzen wurde die rassistische Politik der Nationalsozialisten bereits 1935 offenbar. Zwischen 1938 und 1941 änderte sich die Situation für deutsche Juden noch einmal radikal. Nach Schikanen folgten Entrechtung, Vertreibung und schließlich Verfol­gung. Wie deutsche Juden auf die staatlich organisierte Vertreibung reagierten, zeigen die Beiträge des internationalen Workshops, der im Mai 2009 in Hamburg stattfand. Sie schildern die Lageeinschätzungen, Handlungsmöglichkeiten und -grenzen jüdischer und nichtjüdischer Organisationen im In- und Ausland, die versuchten, Juden aus dem Deutschen Reich in Sicherheit zu bringen. Es wird deutlich, wie groß dabei auch die Rolle von Alter, Geschlecht, Schichtenzugehörigkeit und nicht zuletzt auch die des Glücks und der günstigen Umstände für die Emigration war. Ein Teil der Beiträge des Bandes ist in englischer Sprache verfasst.

Die Herausgeberinnen

Susanne Heim, geb. 1955, Projektleiterin und Mitherausgeberin im Editionsprojekt »Juden­verfolgung 1933-1945«; Veröffentlichungen u.a.: The Kaiser Wilhelm Society und der National Socialism (2009).
Beate Meyer, geb. 1952, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg; Veröffentlichungen u.a: Jews in Nazi Berlin. From Kristallnacht to Liberation (2009).
Francis R. Nicosia, geb. 1945, Raul Hilberg Distinguished Professor of Holocaust Studies, University of Vermont, Burlington; Veröffentlichungen u.a.: Zionism and Anti-Semitism in Nazi Germany (2008).

Dienstag, 6. März 2012

Buchbesprechung: (Militär-)Psychiatrie in den Weltkriegen


Krieg und Psychiatrie 1914-1950
Hg. von Babette Quinkert, Philipp Rauh, Ulrike Winkler
Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus, Bd. 26
(Herausgeberinnen u. Redaktion: Christoph Dieckmann u.a.), Göttingen 2010, 264 S., 3 Abb., brosch. 20,- € (D), Wallstein Verlag

Der Bericht über die psychische Verfassung und Versorgung vieler in Afghanistan statio­nierter Soldaten, den der damalige Wehrbeauftragte Reinhold Robbe Anfang 2010 vorgelegt hat, zeigte, dass psychische Störungen von Soldaten mitunter auch heute noch einem Tabu unterliegen.
Ihren Anfang findet die Militärpsychiatrie in Deutschland während des Ersten Weltkriegs. Kurz nach Beginn des Krieges sahen sich die Militärpsychiater mit einem bis dahin in dieser Form nicht bekannten Krankheitsbild konforntiert: Eine Vielzahl der Soldaten reagierte auf das Erlebte mit Lähmungen und dem sog. Kriegszittern. Die auftretenden psychischen Krankheiten wurden als Zeichen von Minderwertigkeit ab­getan und später sogar als genetische Mängel deklariert. Davon machten in der Folge die Nationalsozialisten für ihre perfiden Ideen Gebrauch. Die im WK I diagnostizierten und bekannt gewordenen Fälle wurden im WK II ermordet. 
Dieser Band schildert ausführlich und quellenbelegt die Entwicklung der Militärpsychiatrie mittels bis dahin unbekannter Patientenakten und ermöglicht damit neue Einblicke und neue Forschungsansätze für die Wissenschaft.
Viele Leser werden am eigenen Leib auch nach 1950 noch erfahren haben, wie vermeintliche psychische Probleme nicht hinterfragt schnell und schwer widerlegbar zum Anlass von gesellschaftlichen, sozialen, Arbeitsmarkt- und juristischen Ausgrenzungen verwendet werden. Das ist nicht nur an der afghanischen Front so, das kann auch in hiesigen Kasernen so sein. Man findet dies natürlich auch im Rahmen von Familienangelegenheiten. Sorge- und Umgangsrechte für viele Jahre aberkennen, ohne dass noch verifizierbare Gründe vorliegen. Eine (Falsch-)Aussage eines bestellten Gutachters und der Vorhang fällt. Glücklicherweise kann sich die deutsche Psychiatrie die begangenen Mordszenarien - wenn auch damals nur im Regierungsauftrag der Nazis - nicht mehr leisten, aber ein sozialer Tod oder eine haftähnliche soziale und weitergehende Ausgrenzung 
schreien  gerade bei unbegründeten Fällen nach wie vor nach Klärung und Gerechtigkeit.   


Leseprobe 1:
"»Was glauben die denn, wo wir hier sind? Bei einer Kaffeefahrt oder auf dem Ponyhof? Infanteristen sind in letzter Konsequenz dazu da, zu töten oder getötet zu werden.«(1)
Mit diesem Satz reagierte ein Hauptmann der Bundeswehr auf die Meldung, dass zwei seiner Soldaten aus psychischen Gründen aus Afghanistan nach Deutschland zurückgeführt werden müssten.(2) Die Haltung dieses Offiziers zeigt, dass psychische Störungen von Soldaten mitunter auch heute noch einem Tabu unterliegen. Dabei gehört das Erleben von psychisch belastenden Situationen in kriegerischen Auseinandersetzungen zum Alltag von Soldaten. Dass diese darauf mit seelischen Störungen reagieren, ist spätestens seit dem Ersten Weltkrieg bekannt.(3) Seitdem hat jeder Krieg eine ihm eigene Konstellation an psychischen Symptomen hervorgebracht.(4) Während die Militärpsychiater des Ersten und auch des Zweiten Weltkrieges mit dem Phänomen der »Kriegsneurose« konfrontiert wurden, ist seit 1980 (zunächst Bezug nehmend auf die Langzeitfolgen des Vietnamkrieges) von »posttraumatischen Belastungsstörungen« (PTBS) die Rede(5) - eine Diagnose, die durchaus auch kritisch diskutiert wird.(6)"


Leseprobe 2:

"DIE NATIONALSOZIALISTISCHE KRANKENMORDAKTION T4
Mit der Patientenzahl stiegen auch die Kosten enorm an. Aus Sicht der NS-Führung konnte dieser Anstieg nur durch eine Senkung des Pflegesatzes für jeden einzelnen Patienten gestoppt werden und der verordnete radikale Sparkurs sorgte umgehend dafür, dass in den psychiatrischen Einrichtungen Überbelegung, Personalknappheit und Mangelernährung den klinischen Alltag bestimmten.(33) Die Pflegesätze wurden nach und nach unter das Existenzminimum gesenkt, so dass am Vorabend des nationalsozialistischen Krankenmordes den schwächsten, unruhigsten und pflegebedürftigsten Menschen in den Anstalten die Lebensgrundlage bereits entzogen war.(34)
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die deutsche Psychiatrie zum Schauplatz eines bis zum heutigen Tage einzigartigen Krankenmordes. In den Heil- und Pflegeanstalten des deutschen Machtbereichs wurden — in verschiedenen Mordaktionen, von denen die so genannte Aktion T 4 die bekannteste ist — insgesamt etwa 300.000 Anstaltspatienten ermordet.(35) Im Sprachgebrauch der Täter wurden für diesen Massenmord die euphemistischen Begriffe »Euthanasie« oder »Gnadentod« verwendet.

Todesurteil per Meldebogen — Die Aktion

Im Juli 1939, also noch vor Beginn des Krieges, beschloss die NS-Führung Insassen von Heil- und Pflegeanstalten zu ermorden.(36) Mit der Durchführung betraute Hitler die Kanzlei des Führers, die die Planungszentrale für den Krankenmord in eine beschlagnahmte jüdische Villa in der Tiergartenstraße 4 (daraus entstand die Bezeichnung T4) verlegte. Im Oktober 1939 beauftragte Hitler Philipp Bouhler und Karl Brandt damit, »die Befugnisse namentlich zu bestimmender Ärzte so zu erweitern, daß nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischster Beurteilung ihres Gesundheitszustandes der Gnadentod gewährt werden kann.«(37) Diese »Führerermächtigung« wurde auf den i. September 1939, d.h. auf den Tag des Überfalls auf Polen, zurückdatiert.
Im Oktober begann auch die systematische Erfassung der Anstaltspatienten. Die Leiter der Heil- und Pflegeanstalten erhielten die schriftliche Aufforderung, mittels beigefügter Meldebogen bestimmte Anstaltspatienten der T4-Zentrale zu melden. Dieser Meldebogen war das zentrale Dokument der Selektion von Patienten für die »Euthanasie«, aus ihm lassen sich die Selektionskriterien der Aktion T4 ableiten. Die Fragen bezogen sich auf die dauernde Anstaltsbedürftigkeit bzw. Unheilbarkeit des Patienten, seine Therapiefähigkeit, sein Verhalten, seine Arbeitsfähigkeit, die »Erblichkeit« seiner Erkrankung sowie seinen Familienanschluss. Die Meldebogen wurden im Laufe der Aktion T4 mehrmals modifiziert, wobei das Kriterium der Arbeitsfähigkeit des Patienten einen immer größeren Raum einnahm.(38)
Die ausgefüllten Meldebogen wurden an so genannte T4-Gutachter - beinahe ausschließlich renommierte Universitäts- bzw. Anstaltspsychiater — weitergeleitet, die dann allein auf dieser Grundlage über Leben oder Tod der betreffenden Kranken entschieden. Dabei waren Heilbarkeitsprognose, Pflegeaufwand und Verhalten wichtige Kriterien, doch entscheidende Bedeutung gewann die Frage der Arbeitsleistung des Anstaltsinsassen. Wurde der Patient im Meldebogen als produktiver Arbeiter beschrieben, hatte er mit Abstand die größten Chancen, die Aktion T4 zu überleben.(39) Die als »lebensunwert« eingestuften Patienten wurden kurze Zeit nach der Begutachtung in so genannte Tötungsanstalten abtransportiert und dort vergast. Bis zum vorläufigen »Euthanasie«-Stopp im August 1941 kamen auf diese Weise über 70.000 geistig behinderte und psychisch kranke Menschen ums Leben.
Der offizielle Abbruch der Aktion T4 bedeutete jedoch nicht das Ende der Mordaktionen an geistig Behinderten und psychisch Kranken. Es begann eine als dezentral zu bezeichnende Phase der Krankenmorde: Bis Kriegsende starben im Reichsgebiet Anstaltspatienten in verstärktem Maße durch Medikamente und Hunger.(40) Auch die Anstaltspatienten in den von Deutschland besetzten Gebieten waren bedroht: So erschossen oder vergasten zum Beispiel Wehrmacht und SS in den ab Sommer 1941 eroberten Gebieten der Sowjetunion tausende von Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten.(41)"

Die Herausgeber
Babette Quinkert, geb. 1963, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutsch-Russischen Muse­um in Berlin-Karlshorst. Veröffentlichungen u.a.: Propaganda und Terror in Weißrussland 1941-1944. (2009).
Philipp Rauh, geb. 1976, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin in Erlangen. Seit 2006 Mitarbeit am DFG-Projekt »Krieg und medikale Kultur. Patientenschicksale im Zeitalter der Weltkriege«.
Ulrike Winkler, geb. 1966, selbstständige Politikwissenschaftlerin, zahlreiche Veröffentli­chungen zur Diakonie-, Sozial- und Zeitgeschichte.


Donnerstag, 2. Februar 2012

Sabine Schuhmachers Ausstellung "Achtsamkeit" eröffnet


Gestern Abend lud Sabine Schuhmacher, Edelsteingraveurmeisterin und Kursleiterin in Tai Chi Chuan und Qi Gong, zu ihrer Vernissage und Ausstellung "Achtsamkeit" in die Stadtverwaltung Idar-Oberstein ein. Im Foyer des ehemaligen Göttenbach-Gymnasiums aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts in der Georg-Maus-Straße (Georg Maus war ein von den Nazis wegen einer Lappalie inhaftierter und später auf dem Transport ins KZ Dachau gestorbener Lehrer in dieser Schule) stellt sie ihre Gemälde und Zeichnungen sowie Kalligraphien bis einschließlich 26. April 2012 aus.
Nach der Begrüßung und Einführung durch Oberbürgermeister Bruno Zimmer und meiner anschließenden Laudatio wandte sich Sabine Schuhmacher noch einmal direkt an das zahlreich erschienene Publikum, um ihre Botschaft "Achtsamkeit" auch selbst zu erläutern. Achtsamkeit ist eine besondere Art und Weise, bewusst durchs Leben zu gehen. Im Buddhismus hat Achtsamkeit einen wichtigen Stellenwert. Das Malen der Kalligraphien mit Tusche (Innenraumvitrine) ist für sie ein Akt der und Symbol für Meditation, Achtsamkeit und Kunstausübung in asiatischer Tradition. Durch Meditation lässt sich Achtsamkeit üben. Sie ist eine das ganze Leben prägende und durchdringende Geisteshaltung.

Ein eigens gemaltes Banner mit den japanischen Schriftzeichen für "Achtsamkeit" wurde auch direkt im Blickfeld der Zuschauer platziert. Es bedeutet übersetzt "Der Geist im Jetzt". Und so soll auch der Augenblick, das ästhetische Erleben von Natur im genauen Betrachten festgehalten werden. Der Abend wurde von zwei Musikschülern mit zwei Altsaxophonen und einigen Jazz-Titeln begleitet, die noch ganz wenig Auftrittserfahrung mitbrachten. Auch dies eine Achtsamkeits-, Konzentrations- und Selbstbeherrschungsübung für die Interpreten auf dem Weg zur Meisterschaft. Ich hätte auch eine kleine Bewegungssequenz aus dem Tai Chi oder Qi Gong sehr schön gefunden, aber schließlich wollte ja das Bildbetrachten und nicht die Meditation im Vordergrund stehen.

Mit etwa 50 Exponaten kann der Betrachter diesen Geist im Jetzt entlang der Flure und in drei Vitrinen erleben. Wunderschöne aufgeblühte Löwenzahn-Studien, festgehalten mit Pastellkreide in Farbe oder klassisch in Schwarzweiß, grazile und filigrane Lilien, dabei die Fackellilien sehr opulent, reizvolle und farbenprächtige Orchideen erwarten den Besucher, aber auch mal eine Roggenähre, eine Mohnkapsel, Ausschnitte aus einem Pfifferling (Vitrine 2) oder der Frucht des Mahagonibaumes.


Ihr Meisterstück - eine Osterluzei aus Bergkristall -
kann in Vitrine 1 bewundert werden. Beim Betrachten der Bilder wird der Bürger, der für Amtsgänge gekommen ist, schnell vergessen, was er eigentlich wollte ... Wie mitten in einer Traumlandschaft fühlt sich der Betrachter und schaut doch nichts anderes an als ein Stück, einen Ausschnitt einer wunderbar gebauten Pflanze.

Donnerstag, 26. Januar 2012

Noch bis 26.02.2012: Auf die Plätze. Sport und Gesellschaft in Dresden

Auf die Plätze
Sport und Gesellschaft
Hg. von Susanne Wernsing, Katarina Matiasek und Klaus Vogel
für das Deutsche Hygiene-Museum
Göttingen 2011, 208 S., ca. 100 Farbabb., brosch.
24,90 € (D), Wallstein Verlag

Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung im Deutschen Hygiene-Museum, Dresden, bis 26.2. 2012

Was ist Sport? Warum begeistern sich die Massen derart für Sportveranstaltungen, dass Stadien heutzutage die größten Versammlungsorte sind ? Warum malträtieren Leistungssportler ihren Körper bis über die Grenzen des Gesunden hinaus? Die Beiträge in dem Begleitband zur Dresdner Ausstellung »Auf die Plätze« widmen sich dem Verhältnis von Sport und Gesellschaft im Lauf der Zeit.
So beschäftigt sich ein Essay mit der Geschichte des Bodystylings, die schon Ende des 19. Jahrhunderts mit der Errichtung sogenannter Kraftstudios ihren Anfang fand, und deren Ideal das Erreichen eines antiken Körpers war. Auch das Verhältnis von Sport und Geschlecht oder Sport als Bestandteil der Popkultur werden gewinnbringend dargestellt.
Neben den theoretisch orientierten Aufsätzen finden sich Interviews unter anderem mit der Schriftstellerin Sibylle Berg und dem Gründer des »Kieser Trainings« Werner Kieser.
Abgerundet wird der unterhaltsame Band durch eine Reihe von farbigen Abbildungen, die sportliche Ereignisse Bildern aus anderen Bereichen der Gesellschaft gegenüberstellen und dabei auf überraschende Analogien aufmerksam macht.

Die Herausgeber
Katarina Matiasek, geb. 1965, arbeitet als Künstlerin und freie Kuratorin. Ausstellungen, Filme und interdisziplinäre Forschungsprojekte zu den Themen Körper, Wahrnehmung und Medialisierung. Publikation u.a.: Vermessene Menschenbilder (2005).
Klaus Vogel, geb. 1956, ist Direktor des Deutschen Hygiene-Museums Dresden sowie seit 2008 Honorarprofessor für Ausstellungswesen an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Veröffentlichung u.a.: Das Deutsche Hygiene-Museum Dresden: 1911-1990 (2003).
Susanne Wernsing, geb. 1969, ist Historikerin und arbeitet als freie Kuratorin kulturwissenschaftlicher Ausstellungen in Wien und Dresden. Themenschwerpunkte: Körper, Technisierung, Bewegungskulturen und Performativität.

Freitag, 16. April 2010

Opfer der Nazis: Wilhelm Werner

Menschenschicksale im Nationalsozialismus: Zwangsinhaftierte, per Gutachten und Diagnose zum Missbrauch und Versuch freigegebene Opfer im medizinischen Bereich.
Zwangssterilisationen mit späterer Ermordung als weitere Zeichen unmenschlicher Kultur.



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Donnerstag, 18. Juni 2009

Filmtipp: Die Knef ..."Hilde" von Kai Wessel





Kai Wessels Film "Hilde" ist interessant und lässt die Knef wieder erstehen, wie sie damals aufgenommen wurde. Die Skandalnudel und "Sünderin", die in den 50er-Jahren ihren Körper nackt vor der Kamera präsentiert, was ganz Deutschland und Berlin in Aufruhr versetzte. Kai Wessel zeigt die Knef kritisch, verführerisch, spleenig und aggressiv. Ihre Ausbrüche stehen den Stones, Who etc. um nichts nach. Zwischen Opportunismus und Liebe zum Nazizensor Demandowski, immer scharf darauf, eine große Schauspielerin zu werden, immer ihr Bestes gebend, ihren Mäzenen, ihrer Eigenwilligkeit und sarkastischen Nachdenklichkeit und ihren Ehemännern, die wichtige Lebensbegleiter waren. Die Biografie reißt dort ab, wo der gerade Weg der Knef beginnt, er zeigt nicht ihre Krankheit, ihren Tod.







Man kann die Knef (1925-2002) wiederentdecken, die
deutsche Filmgeschichte, und empfindet weder Langeweile noch Überdruss.

Ich glaub eine Dame werd ich nie

Heike Makatsch spielt und singt die Knef

Hildegard Knefs 60. Geburtstag


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