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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Montag, 24. Februar 2014

Dichterhain politisch, vertont: LIED VOM DROHNENKÖNIG (1848), gesungen von Christoph Holzhöfer



Lied vom Drohnenkönig

Es war in einem Bienenschlag
Ein edler Drohnenkönig,
Der schaffte nichts den ganzen Tag
Fraß Honig gar nicht wenig.
Er nippt' herum, er tippt' herum,
Und machte nichts als Brumm, brumm, brumm -
Der König, der war gar nicht dumm,
Der edle Drohnenkönig.

Da wurden einst die Bienen klug,
Und sprachen: "Drohnenkönig!
Du frißt zwar Honig grad genug,
Doch schaffst du viel zu wenig.
Wir summen dir auf dein Gebrumm,
Und pfeifen auf dein Gaudium -
Wir Bienen sind nicht mehr so dumm,
Du edler Drohnenkönig!"

Die Bienen waren schnell bedacht
verjagten ihren König
Und fraßen, was sie heimgebracht
Und hatten nicht zu wenig.
So ging man mit dem Freßsack um,
Half alles nichts, sein Summ und Brumm -
Die hatten halt kein Christentum,
Du armer Drohnenkönig.

1848

Ludwig Pfau, 1821-1894

aus "Hundert Proletarische Balladen, 1842 - 1945",
herausgegeben von Inge Lammel und Ilse Schütt,
Verlag Tribüne Berlin, 1985

Dichterhain politisch, vertont: DIE BANGE NACHT (1942), vorgetragen von Christoph Holzhöfer



Die bange Nacht
(ein Soldatenlied, Text: anonym, 1942)


1. Die bange Nacht ist nun herum,
wir fahren still, wir fahren stumm.
Wir fahren ins Verderben!
Wie weht so frisch der Morgenwind
gib her, noch einen Schluck geschwind
vorm Sterben, vorm Sterben.

2. Der erste Schluck - du liebes Weib!
An dich denk' ich mit Seel' und Leib
an dich und uns're Erben!
Ihr Lieben, ach, es ist so schwer
für der Bonzen Bäuche und Deutschlands Ehr'
zu sterben, zu sterben!

3. Der zweite Schluck - mein deutsches Land
wie lebst du heut' in Schmach und Schand'
In Elend und Verderben!
Der Reiche sauft und frißt vergnügt
doch unser armes Deutschland liegt
im Sterben, im Sterben!

4. Der dritte Schluck - ich sag' es laut:
Dreht die Kanonen um und haut
das Bonzenreich in Scherben!
Wenn wir vom Feind das Land befrei'n,
dann soll's uns eine Ehre sein
zu sterben!

Musik: Justus Wilhelm Lyra, 1843

Von Christoph Holzhöfer geändert:
Strophe 2: "für der Bonzen Bäuche und Deutschlands Ehr'"statt "für Görings Bauch und Hitlers Ehr'"

Strophe 4: "das Bonzenreich" statt "Hitlerreich"

Diese antifaschistische Fassung eines unbekannten Autors erschien 1942 in einer illegalen Druckschrift, die den unverfänglichen Titel Das neue Soldaten-Liederbuch trug und zehn Liedparodien sowie eingestreute Antihitler-Parolen enthielt. Das offenbar in der Sowjetunion gedruckte Heft wurde mit anderen Flugblättern an der Ostfront von Flugzeugen über den deutschen Linien abgeworfen. Diese Fassung wurde durch die deutsche Folk-Gruppe Zupfgeigenhansel bekannt, die sie 1977 auf einem Album veröffentlichte.

Sonntag, 24. November 2013

Dichterhain, politisch, vertont: Freiheit in Ketten von Erich Mühsam, interpretiert von Christoph Holzhöfer



Freiheit in Ketten (Erich Mühsam) Christoph Holzhöfer



Freiheit in Ketten


Erich Mühsam

Ich sah der Menschen Angstgehetz;
ich hört der Sklaven Frongekeuch.
Da rief ich laut: Brecht das Gesetz!
Zersprengt den Staat! Habt Mut zu euch!
Was gilt Gesetz?! Was gilt der Staat?!
Der Mensch sei frei! Frei sei das Recht!
Der freie Mensch folgt eignem Rat:
Sprengt das Gesetz! Den Staat zerbrecht! -
Da blickten Augen kühn und klar,
und viel Bedrückte liefen zu:
Die Freiheit lebe! Du sprichst wahr!
Von Staat und Zwang befrei uns du! -
Nicht ich! Ihr müßt euch selbst befrein.
Zerreißt den Gurt, der euch beengt!
Kein andrer darf euch Führer sein.
Brecht das Gesetz! Den Staat zersprengt! -
Nein, du bist klug, und wir sind dumm.
Führ uns zur Freiheit, die du schaust! -
Schon zogen sie die Rücken krumm:
O sieh, schon ballt der Staat die Faust! ...
Roh griff die Faust mir ins Genick
des Staats: verletzt sei das Gesetz!
Man stieß mich fort. - Da fiel mein Blick
auf Frongekeuch und Angstgehetz.
Im Sklaventrott zog meine Schar
und schrie mir nach: Mach dein Geschwätz,
du Schwindler, an dir selber wahr!
Jetzt lehrt der Staat dich das Gesetz! --
Ihr Toren! Schlagt mir Arm und Bein
in Ketten, und im Grabverlies
bleibt doch die beste Freiheit mein:
die Freiheit, die ich euch verhieß.
Man schnürt den Leib; man quält das Blut.
Den Geist zwingt nicht Gesetz noch Staat.
Frei, sie zu brechen, bleibt mein Mut -
und freier Mut gebiert die Tat!

Zur Biographie von Erich Mühsam