Theo Bleckmann, der in Deutschland geborene Wahl-New Yorker gibt – nachdem er schon auf zwei ECM-Alben von Meredith Monk und einem von Julia Hülsmann zu hören war – mit Elegy nun sein Debüt als Leader für das Label. Das Album präsentiert Bleckmann gleichermaßen als Komponist wie als Sänger, auch mit mehreren Instrumentalstücken, die von seiner „Ambient-Band“ (wie er sie nennt) mit dem Gitarristen Ben Monder, dem Keyboarder Shai Maestro und dem subtil agierenden Rhythmusgespann aus Chris Tordini und John Hollenbeck mit Leben erfüllt werden.
Auch bei ECM New Series gab es eine Neuheit: In Osaka geboren, am Conservatoire National Supérieur de Paris ausgebildet, ist die Pianistin Momo Kodama prädestiniert, sich Musik sowohl von östlichen wie westlichen Standpunkten aus zu nähern – so wie auf dem neuen Album Point and Line, das Etüden von Claude Debussy (1862-1918) und Toshio Hosokawa (geboren 1955) miteinander in Bezug setzt. Momo Kodama: „In der Musik von Toshio Hosokawa finde ich Elemente, die Debussy nahe sind: Die Freiheit der Form und Tonfarben, der Sinn für poetische Gestaltung, mit einem weiten Spektrum hinsichtlich Lyrik und Dynamik, zwischen Meditation und virtuoser Entwicklung, zwischen Licht und Schatten, zwischen großen Gesten und minimalistischer Verfeinerung.“ Point and Line ist das zweite ECM-Album der Pianistin nach La vallée des cloches (2013).
Im Februar erscheinen zwei weitere Jazz-Neuheiten: Nach Projekten mit dem Trompeter Paolo Fresu (Chiaroscuro) und den Gitarristenkollegen Wolfgang Muthspiel und Slava Grigoryan (Travel Guide) kehrt Ralph Towner für sein neues Album My Foolish Heart zum Solistendasein zurück. Ob an der klassischen oder einer 12-saitigen Gitarre, Towners Personalstil ist sofort zu erkennen. Soloaufnahmen bilden einen wichtigen roten Faden in Ralph Towners Diskografie, und so folgt dieses neue Album – das im Februar 2016 im Auditorio Stelio Molo RSI in Lugano aufgenommen und von Manfred Eicher produziert wurde – der großen Tradition, die von den Aufnahmen Diary, Solo Concert, Ana, Anthem, und Time Line begründet wurde.
Daylight Ghosts ist das dritte ECM-Album des in Minneapolis geborenen New Yorker Keyboarders Craig Taborn. Es folgt auf die Soloaufnahme Avenging Angel und das Trio-Album Chants. Neben Taborn an Klavier und elektronischen Keyboards gehören dem Quartett von Daylight Ghosts zwei weitere profilierte Musiker aus der New Yorker Szene an – Holzbläser Chris Speed und Bassist Chris Lightcap – dazu kommt der Schlagzeuger Dave King, wie Taborn aus Minnesota gebürtig und zudem Mitglied im Alt-Jazz-Trio The Bad Plus. Jeder dieser Musiker schöpft aus einem breiten musikalischen Hintergrund in den verschiedenen Permutationen der Jazzimprovisation, namentlich Rock, Elektronika und den diversen Strängen der Weltmusik.
Mit ihrem neuen Album Sooner And Later, kehrt Julia Hülsmann zum Trio-Format ihrer erfolgreichen Aufnahmen End of Summer (2008) und Imprint (2011) zurück. Die in Berlin lebende Pianistin nennt Sooner And Later ein „Produkt der letzten zwei, drei Jahre“ – in dieser Zeit unternahm das Julia Hülsmann Trio Reisen in die USA, nach Kanada, Peru, Zentralasien und China. „Auf Reisen gewinnt man ja ohnehin häufig neue Perspektiven. Uns hat es geholfen, musikalisch nochmal auf eine neue Ebene zu kommen,.“ sagt die Bandleaderin selbst.