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Samstag, 16. Mai 2015

Mannheimer Nationaltheater: Neuer Spielplan für 2015/2016 vorgestellt

Foto, v.l.: Kevin O´Day (Intendant Ballett), Prof. Dr. Klaus-Peter Kehr
(Intendant Oper),  
Dr. Ralf Klöter (Geschäftsführender Intendant), 
Andrea Gronemeyer (Intendantin Schnawwl),  Burkhard C. Kosminski (Intendant Schauspiel)
© Christian Kleiner

Die neue Spielzeit 2015/2016 des Nationaltheater Mannheim


Das Intendantenteam Andrea Gronemeyer, Prof. Dr. Klaus-Peter Kehr, Dr. Ralf Klöter, Kevin O´Day sowie Burkhard C. Kosminski und sein Stellvertreter Ingoh Brux präsentierten heute bei einer Pressekonferenz den vielfältigen Spielplan für 2015/2016. Mit 34 Premieren in Oper, Schauspiel, Ballett, Junges Nationaltheater und Mannheimer Bürgerbühne, davon 15 Uraufführungen, sowie insgesamt rund 65 Wiederaufnahmen startet das Nationaltheater im September in seine 237. Spielzeit.


Mit Hans Werner Henzes Die Bassariden eröffnet die Oper des Nationaltheaters die neue Spielzeit. Die 1966 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführte Oper zählt zu den bedeutendsten und monumentalsten Musiktheaterwerken des 20. Jahrhunderts mit gigantischer Orchesterbesetzung und höchsten Anforderungen an Solisten und Chor. Frank Hilbrich, der in Mannheim The Turn of the Screw in Szene setzte, wird Henzes Stück auf die Bühne bringen.
Auch Cordula Däuper kehrt ans Nationaltheater Mannheim zurück. Nach Prokofjews Die Liebe zu drei Orangen und Cole Porter – Ein Songbook inszeniert sie in Mannheim Gioachino Rossinis Tancredi.
Im November bringt das Nationaltheater eine Operettengala mit dem Titel Die ganze Welt ist himmelblau auf die Bühne, die von dem Schauspieler, Kabarettisten und Regisseur Michael Quast konzipiert und moderiert wird.
Mit einer Koproduktion des Nationaltheaters und dem Kunsthuis Opera Vlaanderen (Belgien) steht Fromental Halevys La Juiveauf dem Programm. Das Stück feierte im April 2015 Premiere in Gent/Antwerpen und kommt im Januar 2016 nach Mannheim.
Der Spieler von Sergei Prokofjew rundet nach Der Idiot und Böse Geister die Dostojewski-Trilogie in der Oper ab. Tilman Knabe inszeniert das Stück, das die ambivalente Mischung aus Faszination und Bedrohung zeigt, die für den Menschen vom Spiel ausgeht.
Mit der Uraufführung Der Golem von Bernhard Lang setzt die Oper ihren Fokus auf das zeitgenössische Musiktheater fort. Bernhard Langs Montezuma – Fallender Adler wurde bereits 2010 in Mannheim uraufgeführt. In Anlehnung an den phantastischen Roman von Gustav Meyrink schuf Peter Missotten kein schriftliches Libretto, sondern einen experimentellen Film. Er dient als Basis dieser Neukomposition, so dass die Form der entstehenden Oper von optischen Wirkungsmechanismen geprägt ist. Bernhard Lang nutzt die neuen, im herkömmlichen Musiktheater ungenutzten Formen, um mit unterschiedlichen instrumentalen sowie vokalen Effekten zu arbeiten und verschiedene Genres in das Werk einfließen zu lassen. Der Golem  wird am 16. April 2016 in der Inszenierung und Bühnenausstattung von Peter Missotten uraufgeführt.
Vom 16.-24. Juli 2016 findet der Mannheimer Mozartsommer statt, der sich wieder auf vielfältige Weise um die Musik Mozarts und ihre ungebrochene Aktualität dreht. Opernhöhepunkte werden zwei Mozart-Opern sein: Die Neuproduktion von MozartsIdomeneo, ein Dramma per musica, das Mozart in München mit dem seit 1778 dort wirkenden Mannheimer Orchester einstudierte, sowie die Wiederaufnahme von Lucio Silla, die im Schwetzinger Rokokotheater ihren festlichen Rahmen findet.
Die Festlichen Opernabende versprechen in der Spielzeit 2015/2016 wieder glanzvolle musikalische Höhepunkte zu werden. Das Nationaltheater holt Sänger ins Opernhaus, die derzeit an den größten Bühnen der Welt engagiert sind, so u.a. Klaus Florian Vogt, Maria Guleghina, José Cura, Marina Rebeka, Wookyung Kim, Petra Maria Schnitzer, Michael Volle, Angela Brower, Lawrence Brownlee u.a.

Das klassische Repertoire mit Stücken u.a. von Shakespeare, Büchner, Brecht und das zeitgenössische Autorentheater mit Stücken von renommierten Autoren wie Roland Schimmelpfennig, Lutz Hübner oder Ewald Palmetshofer bilden den Spielplan des Schauspiels am Nationaltheater Mannheim. Insgesamt wird das Schauspiel fünf Uraufführungen sowie eine Deutschsprachige Erstaufführung und eine Deutsche Erstaufführung auf die Bühne bringen.
Gleich zu Beginn der Spielzeit inszeniert Tim Egloff, ehemaliges Ensemblemitglied am Nationaltheater Mannheim, Lutz Hübners Phantom (Ein Spiel) (UA). Lutz Hübner ist einer der meistgespielten Gegenwartsdramatiker, seine Stück werden auf der ganzen Welt gezeigt und wurden mehrfach ausgezeichnet, darunter mit Einladungen zum Berliner Theatertreffen und den Mülheimer Theatertagen. Noch im September folgt die Deutsche Erstaufführung von die unverheiratete (DE), Ewald Palmetshofers fünftem Stück am Nationaltheater.
Nach Das schwarze Wasser wird Schauspielintendant Burkhard C. Kosminski die Deutschsprachige Erstaufführung von Roland Schimmelpfennigs An und Aus (DSE) inszenieren.
Der amerikanische Theater- und Drehbuchautor Noah Haidle hat mit Götterspeise (UA) eine abgründige und anrührende Komödie geschrieben, die die menschliche Existenz als bitteren Witz vorführt und die im Januar im Studio uraufgeführt wird.
Anne Lepper ist in der laufenden Spielzeit Hausautorin am Nationaltheater und hat ein neues Stück geschrieben, das im Mai 2016 Premiere feiern wird. Inszeniert wird Drei Sonnen (UA) von Hausregisseur Dominic Friedel.

Die Reihe des zeitgenössischen Theaters wird ergänzt durch einen Autor und ein Künstlerkollektiv, die dem Mannheimer Publikum ebenfalls bereits vertraut sind. Akin E. Sipal, dessen Stück Santa Monica in der laufenden Spielzeit gezeigt wurde, schreibt für Mannheim ein Auftragswerk mit dem Titel Kalami Beach (UA). Und das Künstlerkollektiv Rimini Protokoll, das bereits mitWallenstein bei den Schillertagen 2005 und 2007 und beim 2. Bürgerbühnenfestival im März 2015 mit Qualitätskontrolle zu Gast war, begibt sich in universitären Giftschränken, auf heimischen Dachböden und ausländischen Flohmärkten auf Spurensuche nach Hitlers Mein Kampf . Mit dem Stück Adolf Hitler: Mein Kampf 1&2, einer Koproduktion des NTM mit dem Nationaltheater Weimar, den Münchner Kammerspielen, dem steirischen herbst festival Graz und dem HAU Hebbel am Ufer geht Rimini Protokoll der Frage nach, was aus 12 Millionen Bücherexemplaren nach 1945 geworden ist.

In Zusammenarbeit mit der Mannheimer Bürgerbühne entstehen in der Spielzeit zwei Stücke im Schauspiel: Aischylos Tragödie Die Schutzflehenden wird in der Inszenierung von Volker Lösch mit der gegenwärtigen Situation von Schutzflehenden in unserer Gesellschaft in Zusammenhang gebracht. Und Schauspielintendant Burkhard C. Kosminski wird Arthur Millers Ein Blick von der Brücke inszenieren.

Mit Georg Büchners Leonce und Lena holt das Schauspiel Sebastian Schug als Regisseur zurück nach Mannheim (Viel Lärm um nichts, Die Glasmenagerie). Elmar Goerden, dem Publikum bekannt als Regisseur von Emilia Galotti und  Die Wildente, kehrt mit Hamlet, Prinz von Dänemark von William Shakespeare nach Mannheim zurück. Und auch Georg Schmiedleitner, der in Mannheim zuletzt bei Homo faber und Woyzeck Regie führte, inszeniert im März 2016 Bertolt Brechts Die heilige Johanna der Schlachthöfe. Im Juni gibt die Regisseurin und Nestroy-Theaterpreisträgerin Susanne Lietzow mit Der Brandner Kaspar und das ewig´ Leben ihr Regiedebüt am Nationaltheater Mannheim.

Der neue Hausautor in der Spielzeit 2015/2016 ist Thomas Köck. Thomas Köck absolvierte  an der Freien Universität Berlin ein Masterstudium der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft, in Wien studierte er Philosophie. Seit 2012 ist er an der Universität der Künste in Berlin (Studium des Szenischen Schreibens) mit Aufenthalt am Deutschen Literaturinstitut Leipzig (Studium Literarisches Schreiben). Köck wurde bereits zum Kaltstart Theaterfestival eingeladen, war Teilnehmer des 18. Literaturkurses der Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt und mit einem Filmprojekt über Beirut zu Berlinale Talents eingeladen. Im Februar 2015 erhielt er für sein Stück Isabelle Huppert (geopfert wird immer) den Stückepreis des Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreises. Mit paradies fluten (verirrte sinfonie)  war Köck zu Gast beim Heidelberger Stückemarkt. 2015 wurde Thomas Köck Thomas-Bernhard-Stipendiat am Landestheater Linz. Am 20. Mai wird sein Stück jenseits von fukuyamaim Studio des Nationaltheaters gezeigt.

Mit Ende der Spielzeit 2015/2016 verabschieden sich Kevin O´Day und sein Ensemble vom Nationaltheater Mannheim. Mit Farewell!, einem mehrteiligen Abend bestehend aus dem 3. Akt aus Dominique Dumais` Tracing Isadora, dem Pas de deux We will..., ausgewählten Szenen aus Chansons und dem zweiten Akt von I´m with the band zeigen Kevin O´Day und seine Stellvertreterin Dominique Dumais viele wichtige Aspekte ihres Schaffens während der vergangenen 13 Jahre am NTM.

Aber auch drei neue Produktionen bringt das Ballett in der kommenden Spielzeit auf die Bühne. Im November eröffnet es mit Livemusik, Gesang und Tanz mit dem Stück Alpha –Omega (UA). Die mit R.A.W. und PURE begonnene Trilogie beendet Dominique Dumais im April 2016 mit dem Stück NAKED (UA). Als letzte Premiere der Spielzeit folgt traditionell im Sommer die Choreografische Werkstatt (UA), bei der Tänzerinnen und Tänzer des Ensembles eigene Stücke präsentieren.

Ab der kommenden Spielzeit führt das Nationaltheater keine neue Sparte ein, sondern verbindet, was schon lange zusammen gehört. Junge Oper, Schnawwl und Junger Tanz werden in Zukunft als vierte Sparte des Nationaltheaters unter dem Begriff Junges Nationaltheater geführt.
Mit Mannheimification (UA) werden Ensemblemitglieder des Schnawwl und freie Tänzer den Tanz für das junge Publikum ausbauen. Die Sprache des Körpers im Raum steht im Zentrum der Performance, die auf den Erfahrungen mit dem Festival für jungen Tanz StepX und mit der Inszenierung Tanz Trommel (UA) aufbaut. Der Schnawwl startet mit einer Uraufführung von Ingeborg von Zadows Haus blaues Wunder, das davon erzählt, wie auf engstem Raum aus Rivalen Freunde werden können. Unter dem Projekttitel Mehrsprache (Projekttitel) schreibt Jagoda Marinić ein Stück für den Schnawwl, das aufgrund des großen Umfanges der Arbeit mit sechs mehrsprachigen Kindergruppen in Mannheim von der laufenden Spielzeit auf die kommende Spielzeit verschoben wurde und nun im Januar 2016 zur Uraufführung kommt. Mit dem Regisseur Jan Friedrich wird das Schnawwl-Ensemble eine Interpretation von Goethes Faust – Der Tragödie erster Teil vorstellen, die das junge Publikum fest im Blick hat. Und zwei Spielerinnen und eine Puppe werden in einem neuen Kleinkinderstück (UA) in der Inszenierung von Cédric Pintarelli die jüngsten Zuschauer zu einer Begegnung mit dem Theater einladen.
Die Junge Oper zeigt mit Die Königin der Farben eine Uraufführung nach dem Bilderbuch von Jutta Bauer, die 2009 für ihr Gesamtkunstwerk bereits mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. Mit Amor (Arbeitstitel) (UA) entsteht eine Fassung von Georg Friedrich Händels Orlando, in der barocke Arien sich mit Jazzelementen und neuen Kompositionen verbinden. Im Rahmen der Jungen Bürgerbühne Mannheim entsteht ebenfalls in der Jungen Oper mit Haendel on Fire eine musiktheatrale Performance zur Produktion Amor, in der Jugendliche in verschiedenen Modulen ihre eigene Version des Stoffes erarbeiten.

Die erste Inszenierung der Mannheimer Bürgerbühne in 2015/2016, High Voltage (UA), ist ein Projekt über Energie, Ressourcen und Blackouts und wird im Oktober 2015 im Studio Premiere feiern. Und nach dem erfolgreichen Auftakt des Mannheimer Geräuschorchesters #1 folgt nun eine neue experimentierfreudige zweite Auflage mit Geräuschorchester #2. Auch in der neuen Spielzeit wird es wieder verschiedene Clubs und monatliche Einzelworkshops aller Sparten bei der Mannheimer Bürgerbühne geben.

Der Vorverkauf für die Vorstellungen im September und Oktober sowie für alle Musicalvorstellungen, Festlichen Opernabende undParsifal  (Karfreitag und Christi Himmelfahrt) startet am 3. Juli.

www.nationaltheater-mannheim.de; Kartentelefon: 0621 – 16 80 150


Das Nationaltheater Mannheim, Eigenbetrieb der Stadt Mannheim, wird gefördert durch die Stadt Mannheim und das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.