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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Donnerstag, 30. Mai 2013

Heute Abend in Mainz: Leipziger Pfeffermühle

Foto: Markus Scholz

27.05.2013 bis 01.06.2013  I   20 Uhr   I   Mainzer Unterhaus

Kabarett Leipziger Pfeffermühle
Drei Engel für Deutschland

Das neue Kabarett-Programm 
Regie: Hans Holzbecher


Das Elend begann damit, dass Gott ein zweites Mal heiratete, eine Frau, 30 Jahre jünger als er... Trotzdem: Der Herr hat Langeweile, die Gattin quengelt, er solle mal wieder was erschaffen, z.B. eine Welt, in der SIE seelenruhig Shoppen gehen kann. In Gottes Namen – er macht's: Erde mit Bundesrepublik. Doch trotz Mehrparteiensystem, gelber Tonne und All-Inclusiv-Reisen bleibt die Mutter so unvollkommen, dass er zur Verwaltung und Nachbesserung schnell den öffentlichen Dienst erfindet, den HÖD (Himmlischen Öffentlichen Dienst) und seine Mitarbeiter in der Abteilung D wie Deutschland.

Dort arbeiten drei Engel mit dem ewigen Auftrag, die Republik vor dem Absturz zu retten. Es gibt viel zu tun: Nazis im Verfassungsschutz, Anlageberater mit der Ausstrahlung albanischer Hütchenspieler, Steuergesetze mit der Verständlichkeit nordkoreanischer Gebrauchsanweisungen... Arbeitsüberlastung ist an der Tagesordnung.

Also drehen die drei Engel die politische, soziale und kulturelle bundesdeutsche Wirklichkeit durch den kabarettistischen Fleischwolf, schlüpfen dazu in allerlei Rollen, um die irdischen Situationen durchzuspielen, z.B. als renitente Politesse mit dem unwiderstehlichen Charme sächsischer Volkspolizistinnen, als beratungsresistente Banker im Integrationskurs oder als A-cappella-Trio für die Truppenbetreuung deutscher Soldaten am Hindukusch mit einer neuen Version von "Lili Marleen".

Zum Schluss zeigt sich die tiefe Wahrheit der alten Volksweise: "Es rettet uns kein höh'res Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun, uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun!"

Aber die drei Engel, die scharfen Pfeffermüller Manja Kloss, Rainer Koschorz und Dieter Richter, können, unter der gepfefferten Regie von Hans Holzbecher (u.a. Düsseldorfer Kom(m)ödchen, Jochen Busse), die Menschen immerhin zum Lachen bringen – schon mal ein Anfang!!!

Die beliebtesten Gedichte der Woche 14 / 2013

Sehr überzeugte die zart beschuhte Seele mit einer Zentnerlast zum Schleppen von Norbert Sternmut und das Stimmungsbild einer Sanguinikerin von Jürgen M. Brandtner (beide Platz 1), die Stärke der liebenden Körper im Musikgewand Arabiens von Birgit Heid und die Bedeutung des Vergangenen für unser Verstehen von Anner Griem.


1     Dichterhain: UNTERGANG DER ROSE von Norbert Sternmut
        Dichterhain: SANGUINISCH von Jürgen M. Brandtner
2     Fantasien zur Nacht: WIR von Birgit Heid
3     Dichterhain: GEWESENE ERINNERUNGEN von Anner Griem

Aktuelle Ausstellung



Bilder von Reinhard Stammer zu seiner Geschichte Vincent, die am 21. und 22.05.2013 in zwei Teilen im Blog veröffentlicht wurde. In der Geschichte sind weitere Variationen zu Vincent zu sehen.

Teil 1              Teil 2                                  

Dichterhain: FRÜHLINGSANFANG MIT RINGELNATZ von Jürgen M. Brandtner




FRÜHLINGSANFANG MIT RINGELNATZ
Eine durchlöcherte Liebeserklärung

Ich liebe es, mich ohne Bedenken
Und ganz ohne Kacheln zu verschenken.
Denn mein Herz glüht wie ein Kohleofen
Und dient sehr gerne als Alkoven
Für Herzen, die sich beschenken lassen.
Und manchmal kann ich es gar nicht fassen,
Dass man mich abwehrt, krude und finster.
An den Hängen der Eisenbahn leuchtet der Ginster
Und ich lern mich mit Abwehr zu arrangieren.
Schließlich hab ich ja wirklich nichts zu verlieren.
Wer nicht will, der hat. So ist’s auf der Welt.
Meinem Hund ist‘s egal. Er wedelt und bellt.
Und ich? Nun ja. Ich schlucke und lache.
Dennoch bleibt es Tat- und auch Hauptsache:
So sicher, wie’s Löcher gibt in nem Sieb
Hab ich dich und dich – und auch dich – sehr lieb.

© Jürgen M. Brandtner – 01.03.2012

Mittwoch, 29. Mai 2013

Wie war's in der Avenue Q im Nationaltheater Mannheim?

v.l.n.r.: Daniel; Daniel+Princeton; Kate, Brian, Christmas, Daniel, Princeton; Kate+Princeton
Fotos: Hans Jörg Michel

Ein Musical mit Puppen in der Machart von Muppetshow, Sesamstraße, Alf, (DSDS), und wie sie alle heißen. Ja, auch das geht. Und wie! AVENUE Q von Robert Lopez und Jeff Marx macht's möglich. Ab 2003 sechs Jahre im Golden Theatre im Broadway Theatre, und danach im off-Broadway-Theatre New World Stages weiter, in Europa seit 2006, zuerst Großbritannien (London), dann Schweden, Finnland und 2011 St. Gallen Schweiz, 2012 dann Erstaufführung in Deutschland im Nationaltheater Mannheim. 

Es bedarf einer Umgewöhnung, das ist klar, denn die Puppen werden von einem bis zwei Schauspielern geführt und gespielt. In Mannheim absolut wendige, gelenkige und einfühlsame Puppenträger, die die Comic-, Puppencharaktere hervorragend präsentieren. Aber wenn man sich auf diese amerikanische "Sesamstraße" oder besser "Lindenstraße" einlässt, kommt eine Menge zum Vorschein, nicht sonderlich tief, aber die Themen Rassismus, Homosexualität, Dating, One-Night-Stand, Liebe, Ehe, Partnerschaft, Pornografie, Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit der (Hoch-)Schulabgänger werden angesprochen („What Do You Do with a B.A. in English?“ - wohl dieselbe Problematik wie bei uns mit dem hochfrequentierten, aber nicht akzeptierten Germanistikstudium). Die Themen werden nicht analysiert oder tiefer beleuchtet, aber sozial verträglich zu einem Ergebnis geführt.

Die Lust am Tabubruch wird immer wieder deutlich. Ob das der fesche Brian ist, dessen Sensation am Straßenfest im „Around the Clock Café“ darin besteht in Hosen, aber ohne Unterhosen aufzutreten und das ordentlich zu besingen („I'm Not Wearing Underwear Today“), oder Kate Monster und Princeton, die sich kräftezehrend nach einigen Vodka Redbull intensiv auf der Bühne lieben („You Can Be as Loud as the Hell You Want - When You're Makin' Love“) - was übrigens von Daniel (Küblböck), der in die Mannheimer Fassung geschmuggelt wurde, mit "so lang der Teufel schreit" im Schottenrock tanzend kommentiert wird -, ein Traum vom homosexuellen Leben zu zweit zwischen Rod und Nicky („Fantasies Come True“) oder der extreme Pornofreak Trekkie Monster („The Internet Is for Porn“), Toleranz wird gepredigt, nicht zuletzt auch in Sachen Rassismus („Everyone's a Little Bit Racist“). Wenn wir uns eingestehen würden, dass wir ein bisschen Rassist sind, Witze über Türken, Schwarze, Schwule - man könnte noch ergänzen - Lesben, Behinderte, Saarländer, Ostfriesen, Pfälzer, Schwaben, Bayern, Juden, Verrückte - etc. erzählen oder gut finden, wäre die Welt ein Stück besser. Das ließe sich allerdings schnell und stark bezweifeln. Vielleicht nur zur Abregung der Rassisten untereinander? Die würden dann eine Witzorgie feiern, aber sich nicht verändern, vielleicht noch mehr lachen drüber. Aber ist das zum Lachen? 


v.l.n.r.: Princeton; Mi re: Kate+Treckie; Princeton+Kate beim Sex; Lucy Schlampe; Rod+Nicky; Princeton
Fotos: Hans Jörg Michel

Die Texte sind  oft ein bisschen gegen den logischen Strich gebürstet, verfremdend ins Witzige gezerrt, kein Pathos oder hohe Philosophie, sondern Wendungen, die sich aus einem absurden, auch ein bisschen unsinnigen oder übertriebenen Licht nähren. Witzig besungen und getanzt in dieser Hinsicht die Liebe Kates zu Princeton, der in dem etwa drei- oder viertägigen Geschehen in zwei Akten Kate vernascht, sich wieder distanziert und am Ende wieder zu ihr findet. "Je mehr du jemanden liebst, desto mehr willst du ihn töten", grollt Kate.  Ihre Liebe schlägt in Mordgelüste um. Oder der Rassismussong, siehe oben. 

Das Leben in der Avenue Q ist dennoch sympathisch. Brian und seine Chinesin Christmas Eve, die sich lieben und zanken, eine große Hochzeit feiern, die denn auch dazu dient, dass Nicky, der entdeckte, dass er schwul ist, seinen Freund Rod, der ihn aufgenommen hat, verrät bzw. bewusst outet, was Rod entsetzlich verletzt und durch eine Geschichte von einer Freundin in Kanada („My Girlfriend, Who Lives in Canada“), die ganz scharf auf ihn wäre, wieder zurechtzubiegen versucht. Die allgemeine Lebenseinstellung ist "Es kotzt mich an", und wie Princeton zu Beginn des zweiten Aktes ergänzt: "... Es kotzt mich an, 20, Single und arbeitslos zu sein". 

Sehr lyrisch und tief dagegen der Song von Kate "Nur ein schmaler Grat trennt Lüge von Flunkerei. (...) Es ist ein ganz schmaler Grat zwischen Liebe und verlorener Zeit." 

Daniel Küblböck, der uns vor 10 Jahren durch seine ungeheure Dynamik, tolle Stimme und spezielle schwule Exaltiertheit auffiel, und weil er ungerecht behandelt wurde, weil er viel besser ist, als Bohlens DSDS feststellte, taucht als Hausmeister und neugieriger Postbote im Mannheimer Musical auf und hat an allen entscheidenden Stellen eine wichtige Kommentarfunktion: "Das Leben ist nicht schwarz, das Leben ist nicht weiß, lass dir das sagen von Daniel Küblböck aus Niederbayern, der ganz unten war." 

Alle kämpfen um Arbeit, Wohnen, Liebe, Zukunft, Perspektive ... Kate verliert ihren Job, weil sie aus Liebe zu Princeton Alkohol trank, was sie gar nicht vertrug, daraufhin einem One-Night-Stand nicht abgeneigt war und am nächsten Morgen, die große Aufgabe, die Kinder im Kindergarten allein zu beaufsichtigen, komplett durch Zuspätkommen um drei Stunden versaute. 

Eine schöne Wendung im Stück, dass Nicky - durch Rausschmiss von Rod abgestraft, als Penner in der Mülltonnenlandschaft leben und betteln muss, auch Daniel lehnt ihn ab - seine "Beute" von Princeton abgenommen bekommt, um Kate Monster bei ihrer Schule (sozusagen die Selbstständigkeitslösung aus dem Jobverlust heraus) zu helfen. Über „The Money Song“ entwickelt sich eine kleine Fundraising-Orgie, und siehe da, den Riesenbatzen zur Schule stiftet Trekkie Monster, der wohl Dutzende von Millionen (!) im Pornogeschäft gemacht hatte, denn er kann 10 Mio in den Pott werfen. Lopez/Marx und Buchautor Jeff Whitty schrecken nicht davor zurück, eine Monsterssori-Schule durch Geld aus Prostitution, Gewalt und Ausbeutung zu finanzieren. Herrlich absurd und schwarzer Humor. 

Kate und Princeton kommen wieder zusammen, ihre Widersacherin Lucy, die Schlampe, die den jungen Kerl nach der Liebesnacht mit Kate gekrallt hatte, wird - große Absurdität - durch die herabfallende Glücksmünze, die Kate von Princeton bekam und die sie nach einem geplatzten Date auf dem Empire State Building loswerden will, so schwer verletzt, dass schwere Kopfverletzung und Intensivstation aus ihr einen religiösen Menschen machen. 
Was deutlich und leitmotivisch in den Vordergrund tritt ist die Ablehnung einer Auffassung, die Beständigkeit, Bestimmung, Schicksal, Absicht, für immer und ewig propagiert. Die Hochzeit von Brian und Christmas wird entsprechend witzig kommentiert, sie führt die beiden nur von der Avenue Q in die Bronx, und auch sonst klingt es durch. Am Ende dann die Auflösung: Wir sind nur einen Moment am Leben, lieben, arbeiten, haben Freunde nur einen Moment. "Außer den Steuern und dem Tod ist alles im Leben nur - für einen Moment." 

Ein Stück für (junge) Erwachsene und Jugendliche, die durch Puppenfiguren, Comics und Familienserien geprägt sind, das Leben belachen in seinem bunten Durcheinander, die Auflösung von Formen, Anschauungen und Idealen in Witz und Humor, aber auch ernste und tiefe Worte begrüßen ... Das Mannheimer Publikum war von dieser letzten Aufführung in der Saison mehr als begeistert. Die Leute gingen heiter, befreit von Sinnhaftigkeit, teilweise tanzend aus dem Opernhaus.

Fantasien zur Nacht: GEFALLENE ENGEL von Thomas Reich


Gefallene Engel

Und in dem Moment
wo ich komme

entzünden sich
tausend Glasfaserkabel
tausend Gesichter verglühen
wie die Glut der Zigarette
die ich rauchen werde
ein Puzzle
was ich niemals lösen werde
all die Gesichter
die ich erblickt habe
in ihren schwächsten Momenten

Sterbende
auf einem Schlachtfeld

ich fülle die Laken
mit ihren Namen
um der gefallenen Engel
zu gedenken. 

(c) Thomas Reich

Heute Abend im Radio: Sparky


29.05.2013  I   21:33 Uhr   I   Dradio Kultur, Hörspiel (Ursendung) 

Sparky

Von Susanne Amatosero

Regie: die Autorin
Mit: Jenny Klippel u.a.
Komposition: Karl Allein
Produktion: DKultur 201} 

Länge: ca. 56'30

Nach "Voodoo Child" und "Mercury" greift Susanne Amatosero das Spiel mit der geheimnisvollen Religion der Göt­ter, die vor bösem Zauber schüt­zen sollen, in einer weiteren Variation auf. 

»Ich bin auf der Flucht vor dem Guinessbuch der Rekorde/Ich bin auf der Flucht vor der Horde/der Winner und Loser/Promis, VIPs, Jurys, Konsumenten und User/Ich bin auf der Flucht vor Daten und Updates/Downloads und Up­grades ...«

Sparky nennt sie den Hund, der ihr auf der Straße zuläuft und sie auf ihrer fantastischen Reise begleiten wird. »Ich bin Forscherin«, erklärt sie ihm, denn sie erforscht Klänge und Resonanzen, außerdem forscht sie über Sprache und Schrift, Gesten, Geräusche, Gerüche, Bilder. »Ich bin eigentlich Musiker«, sagt Sparky. Und Musik ist auch hier das fünfte Element.
Susanne Amatosero, in Wittlich/ Mosel geboren, studierte freie Malerei, lebt als Autorin und Re­gisseurin in Hamburg, Zahlreiche Hörspiele, zuletzt "Mercury" (NDR/DKultur 2012).


Heute und morgen Abend im Mainzer Unterhaus: ['pro:c-dur] – Das Kabarettkonzert


29.05.2013-30.05.2013    I  20 Uhr   I  Mainzer Unterhaus

['pro:c-dur] - ['pro:c-dur] – Das Kabarettkonzert  

Timm Beckmann liebt Klassik! Klassisch war auch seine Ausbildung: Er studierte Klavier an der Folkwang Hochschule Essen und klassische Liedbegleitung in Wien. Doch ein Klavier kann mehr, Timm Beckmann auch! 1997 gründete er mit Christiane Weber das Duo "Weber-Beckmann", deren Zusammenarbeit 2009 endete. Nun hat er einen neuen kongenialen Bühnenpartner.

Tobias Janssen liebt die E-Gitarre! Sie wurde ihm zwar nicht in die Wiege gelegt, aber seit seinem 13. Lebensjahr studiert er das Instrument. 2004 bestand er sein Examen an der "Hoogeschool voor de kunsten" in Arnheim (NL), ist gefragter Studiomusiker und arbeitet mit namhaften Musikern wie z.B. Culcha Candela oder Annett Louisan zusammen.

Klassisches Klavier und E-Gitarre, paßt das? Mozart meets Metal? Klar doch! Das nennt sich dann ['pro:c-dur]!

Haben sich denn ein Pianist und ein Gitarrist viel zu sagen? Unbedingt! Sie philosophieren über die weite Welt der großen Komponisten, gehen der heißen Liaison von Klassik und dem kühlen Blonden (gerne frisch gezapft!) auf den Grund oder sinnieren über Rimski-Korsakows Verbindungen zum KGB. ['pro:c-dur] ist Rock und Klassik zusammen, gerne mal gegeneinander, nah am Original, dann ganz eigen: aus dem Duett von Papageno und Papagena in Mozarts Zauberflöte wird sukzessive "Poker Face" von Lady Gaga. Mit heiterer Leichtigkeit schaffen es zwei brillante Musiker, die Brücke zwischen Klassik und Moderne zu schlagen. Ohne erhobenen Zeigefinger. Das geht.

Heute Abend in Mainz: TSCHICK




29.05.2013   I   20:00 Uhr   I   Mainzer Kammerspiele

Tschick


Mit einem 'geliehenen' Lada Richtung Walachei! Ohne Führerschein, GPS und Karte fahren Maik und Tschick durch die sommerglühende deutsche Provinz - und die einzige MUSIKKASSETTE, die sie haben, dudelt die 'Größten Erfolge' von Richard Clayderman ...


Auf ihrer Irrfahrt durch die Fremde vor der Haustür landen sie auf Mülldeponien, in den Mondlandschaften des Braunkohletagebaus, in Kornfeldern und im namenlosen Irgendwo. Sie begegnen Menschen, die so schräg und überraschend sind wie die Landschaften, durch die sie kommen.
'Die Welt ist schlecht, und der Mensch ist auch schlecht. Das hatten mir meine Eltern erzählt, das hatten mir meine Lehrer erzählt, und das Fernsehen erzählte es auch: Der Mensch ist schlecht. Und vielleicht stimmte das ja auch, und der Mensch war zu 99 Prozent schlecht. Aber das Seltsame war, dass Tschick und ich auf unserer Reise fast ausschließlich dem einen Prozent begegneten, das nicht schlecht war.'
teatro libre zeigt Wolfgang Herrndorfs überaus liebevollen Episoden- und Abenteuerroman als Roadmovie für die Bühne. 'Eine Hymne auf das Jungsein, die Freundschaft, die Liebe und das Leben. Egal, ob man nun dreizehn, dreißig oder gefühlte dreihundert ist.' (Felicitas von Lovenberg, Frankfurter Allgemeine Zeitung).

Die Nr. 1 der Bestsellerlisten nun auch auf der Bühne!

Die beliebtesten Gedichte der Woche 13 / 2013

Die Winterdepression gerne hinter sich lassend mit Andreas Noga auf Platz eins, auf Platz 2 Hannes Pum mit Sternen von ihr, die Gesundheit erwachen lassen. Den dritten Platz teilen sich die Klage über das kurze Verweilen des Schönen von Artem Zolotarov und die Prophezeiung von Kerstin Seidel, dass Liebe und Vielfalt die Einfalt und Niedertracht überdauern werden.

1   Dichterhain: TAUEN von Andreas Noga
2   Dichterhain: GESUNDHEIT von Hannes M. Pum
3   Dichterhain: DER SCHÖNE HAUCH von Artem Zolotarov
         Dichterhain: UTOPIA von Kerstin Seidel

Dichterhain: ABSCHIED von Rainer Maria Rilke



ABSCHIED

Irgendwo blüht die Blume des Abschieds und streut
immerfort Blütenstaub, den wir atmen, herüber;
auch noch im kommendsten Wind atmen wir
Abschied.

Rainer Maria Rilke

Dienstag, 28. Mai 2013

Morgen Früh 0:05 Uhr im Radio: MUSIC TO GO

29.05.2013   I   0:05 Uhr    I    Dradio Kultur, Feature

Music to go

Von Sascha Wundes

Regie: Tobias Krebs 
Mit: Frauke Vetter, Akio Hiroshi,
Ronald Spiess u.a. 
Ton: Roland Winger 
Produktion: SWR 2012
Länge: 54'30

1977 meldete der Aachener Erfinder Andreas Pavel eine "körpergebundene Kleinanlage für hochwertige Wiedergabe von Hörereignissen" zum Patent an. Zwei Jahre später fand das japanische Unternehmen Sony einen kürzeren Namen für das Ding: Walkman. Kopfhörer auf, Kassette an und los: Musik zum Mitnehmen. Das Konzept wurde ein Riesenerfolg. Doch sozial­pädagogische Bedenkenträger fragten sich: Würden Jugend­liche nun unterm Kopfhörer in Weitabgewandtheit heran­wachsen? Längst sind die Teens der 80er-Jahre erwachsen und die einstige technische Innovation ist Geschichte. Es gab eine Zeit, erinnern sie sich, als Musik zum Mitnehmen noch eine kleine Revolution auslöste.

Sascha Wundes, 1971 in Solingen geboren, studierte Soziologie und Ethnologie. Lebt und arbeitet als Feature-Autor in Dortmund. Zu­letzt: "Lift Off - Oder: Wege nach oben" (SWR 2008, zusammen mit Christine Achdjian).

Heute Abend im Theater Trier: Der Mann in der Badewanne

Foto: Claudia Juranits


18.05.2013   I  20 Uhr   I   Theater Trier, Studio
DER MANN IN DER BADEWANNE oder WIE MAN EIN HELD WIRD


Lehrstück von Lukas Linder
Eine BÜHNE1-Produktion 

"Unglücklich das Land, das keine Helden hat." -


Wie treten Helden in kapitalistischen Gesellschaften auf? Welche Formen des Held-Seins kennen wir? Lukas Linders "Lehrstück" DER MANN IN DER BADEWANNE dekonstruiert klassische Heldenkonzeptionen der Antike, während es die anonyme Beliebigkeit unserer Vorbilder und Idole zu seinem Hauptthema macht. Abseits von heroischer Tugendhaftigkeit und großen Taten entscheiden oft Marginalien darüber, ob der heutige Held ein Niemand von morgen wird und umgekehrt. Der Grat zwischen Verehrung und Spott ist manchmal schmal.

Erschaffen werden die Helden unserer Zeit von medialem Voyeurismus: Linders Protagonist heißt Albert Wegelin, ist eine "aufstrebende Arbeitskraft in einer größeren Firma" und wird gefeuert, weil sein mangelnder Appetit als ein rebellischer Akt verstanden wird. So wird Wegelin ohne eigenes Zutun zum Hungerstreikenden und in der Folge zum Revoluzzer, der plötzlich die Erwartungen von Familie und Freundin ebenso zu erfüllen hat, wie jene der sensationsgierigen Öffentlichkeit. Die parabelhafte Handlung um Lukas Linders Figuren wird obendrein durch ihre politische Instrumentalisierung vorangetrieben, so dass sich am Ende auch die Frage stellt: Ist Wegelin noch ein Mensch?

"Unglücklich das Land, das Helden nötig hat."
(Bertolt Brecht, Leben des Galilei)

Der Autor, geboren 1984 in Uhwiesen in der Schweiz, war nach Abschluss seines Studiums der Germanistik und Philosophie zunächst in der freien Theaterszene aktiv, eher er, unter anderem mit dem Jury- und Publikumspreis des Autorenlabors in Düsseldorf ausgezeichnet, Hausautor am Theater Biel/Solothurn wurde. BÜHNE1 bringt sein Stück, das sich einer Genrebestimmung gänzlich zu entziehen scheint und so besonders nah am Zeitgeist spielt, im Studio des Theaters Trier zur Aufführung. 

Heute Abend in Luxemburg: PUPPETMASTAZ "Revolve and Step Up"

18.05.2013   I  20 Uhr   I   Esch-sur-Alzette, Rockhal, Club

Eine Puppetmastaz Show sucht ihresgleichen. Die erste Toyband der Welt, bestehend aus über 20 verschiedenen Puppen bringt ihr übergroßes Hip Hop Puppentheater am 28. Mai 2013 in die Rockhal und präsentiert ihr neues Album "Revolve and Step Up".  Die vorlauten Handpuppen um Großmaul(wurf) Mr. Maloke, den zappeligen Hasen Snuggles, Yoda und Panic The Pig werden neben originellem Puppentheater ihre blendende Hip Hop-Rhymes im Club der Rockhal verbreiten und euch hell begeistern.

Die Puppetmastaz sind eine Berliner Hip-Hop-Formation, die ausschließlich aus Handpuppen besteht. In ihrer Karriere als Musikgruppe haben Sie bei mehr als 500 Live Shows vor über 750.000 Zuschauern auf der ganzen Welt, von Japan bis Brasilien, von China bis USA, von Russland bis Kanada und natürlich in allererster Linie in ganz Europa, gespielt. Sie haben 5 Musikalben sowie zahlreiche weitere Tonträger und Musikvideos veröffentlicht und eine große Zahl von Fans gewonnen. Obwohl auf der Bühne bei den Puppetmastaz selten Menschen als Teil der Band interagiert haben, sind die Puppencharaktere für viele zu Identifikationsfiguren geworden.

Ende des Jahres 2009 trennte sich die Band um neuen Herausforderungen entgegenzutreten. Einige gingen in die Filmbranche, andere wollten sich weiterhin in der Musik entfalten und wiederum andere wollten ans Theater. Anfang 2010, unter der Leitung von Mr.Maloke, haben sich einige Puppen dazu entschieden ein Theaterstück mit Menschen aufzuführen. Dank der Mithilfe von Paul F. Walther(Autor) gelang es ihnen, ein Stück zu schreiben, das seinesgleichen sucht, "Frankensteins Rotkäppchen". Nach erfolgreicher Zusammenarbeit mit der Volksbuhne und Parkaue Berlin und einigen Gastauftritten, entschieden sich die Puppetmastaz, ein weiteres Theaterstück zu kreieren "Das Kristallherz". Auch dieses Projekt war ein großer Erfolg. Jedoch zog es die Puppetmastaz 3 Jahre nach der Trennung ("Break up" Album) wieder zurück auf die Konzertbühnen der Welt.

Mit ihrem neuen Album "Revolve and Step Up" präsentieren sie ihr Bühnenspektakel from outta space und am 28. Mai 2013 werden sie live in der Rockal auftreten! Macht euch bereit, denn die Puppetmastaz rocken überall und jeden!!

Heute Abend in Trier: Martin Rütter mit DER TUT NIX

Martin Rütter kommt mit seinem neuen Programm „Der tut nix“ in die Arena Trier! Am 28. Mai 2013 trägt der Hundeprofi wieder dazu bei, dass Frauchen und Herrchen ihren Vierbeiner ein bisschen besser verstehen. 

„Der tut nix!“, unser geliebter Hund, und zwar nichts von dem, was wir von ihm wollen. Die heimlichen Herrscher dieses Planeten residieren in Körbchen und stolzieren auf vier Beinen. Doch zum Glück gibt es einen, der diesen revolutionären Rollentausch durchschaut: Martin Rütter, der Hundeprofi, der sich beharrlich und tapfer an die Übersetzungsarbeit zwischen Mensch und Hund macht. Er enttarnt sie alle, die Schlawiner, die Schlitzohren und die Scharlatane – und zwar an beiden Enden der langen Leine. Er ist der Dolmetscher, der aus „Hündisch“ verständliches Deutsch kreiert. Er weiß, was es heißt, wenn man nur Bahnhof versteht und der Zug schon fast abgefahren ist. Er weiß, wie sich der harte Boden der Beziehungskiste anfühlt. Denn er sitzt selbst mittendrin. Er gehört zu ihr, zur großen Schar der Hundeverrückten, die ihren Vierbeiner abgöttisch lieben und doch so oft verzweifeln. Die mit seinem letzten Programm begonnene Reise durch das tierisch-menschliche Kuriositätenkabinett ist noch lange nicht zu Ende. 

In seinem neuen Live-Programm „Der tut nix!“ beschreitet der Pfoten-Papst Martin Rütter unbeirrt den Weg der Aufklärung. Er lüftet das Geheimnis der Kastration, die viel mehr als nur heiße Luft produziert. Er entlarvt die Schwanzwedler als territorial-aggressive Weicheier. Er taucht ein in die Psyche von Zwei- und Vierbeinern. Das alles tiefgründig informativ, fachlich fundiert, aber wie immer auch zum Bellen komisch. Martin Rütter, „Der tut nix!“, er markiert nur das Revier – und zwar für Hund UND Mensch.

Die beliebtesten Gedichte der Woche 12 / 2013

In dieser Woche ist Birgit Heid gleich zweimal vertreten, auf Platz 1 eine hochsensible und eher auf lustvolle Distanz bedachte Spielerei mit dem Liebsten. Den zweiten Platz kein Gedicht, sondern eine skurrile Geschichte von Walter Brusius. Und auf Platz drei wieder Birgit Heid mit sich schließenden Kreisen im Spiegel des Flieders. 

1   Fantasien zur Nacht: EROTISCHES von Birgit Heid

  Dichterhain: ELENOR RIGBY von Walter Brusius (mit Zeichnungen von Bernhard Kilchmann)

3   Dichterhain: STADT von Birgit Heid

(13) Und wenn Sie nicht gestorben sind: Jakobissimo - Wer gut kochen will, der braucht den richtigen Riecher!




Heulend rannte die Kochazubiene aus der Küche. Dabei hatte sie es doch nur gut gemeint! Weil Jakob, alias Zwerg Nase, die Befürchtung hatte, dass die Desserts nicht reichen könnten, hatte sie ihm den Zaubertopf, den ihr damals die alte Frau geschenkt hatte, angeboten. Musste er sie deswegen so anbrüllen? „Geh mir bloß weg mit der süßen Pampe!! Ich biete doch den Gästen des Königs keinen Grießbrei an, du dumme Kuh! Sieh lieber zu, dass du die Früchte für den Obstsalat klein schneidest!! UND HÖR AUF ZU HEULEN!!“ 

Jakob verdrehte die Augen. Die jungen Leute heutzutage! Anstatt froh zu sein, dass man ihnen was beibrachte! Nein, da kam die mit so einem Fertigfraß an! Wenn sie so weitermachte, würde sie nie ihre Prüfung bestehen. Na ja, zur Not konnte sie dann immer noch im „Tischlein-deck-dich“ anfangen. Für Fast-Food würd es grad noch reichen! 

So, er musste sich beeilen. Die letzten Vorbereitungen für den großen Ballabend treffen. Heute wollte er sich selbst übertreffen, eine bessere Werbung für sein Restaurant und den Partyservice konnte es nicht geben. Ach ja, wenn er so zurückdachte – es war schon ein langer Weg gewesen, bis hierhin. Das hätte er sich auch nicht träumen lassen, dass er, der Sohn eines Flickschusters und einer Marktfrau, es mal zu einem eigenen Restaurant bringen würde. Leicht war es nicht gewesen! 

Er erinnerte sich noch gut an jenen Tag, als er seiner Mutter auf dem Markt geholfen hatte. 13 Jahre war er alt – gerade in der Pubertät. Eigentlich wollte er mit Freunden Fußballspielen gehen, aber nein! Mutter verdonnerte ihn dazu, Gemüse zu verkaufen. Dementsprechend schlecht war seine Laune. Ausgerechnet an dem Tag kam diese hässliche Alte, steckte ihre lange Nase in sämtliche Kräuter und fasste mit ihren ekligen Spinnenfingern alles an. Das brachte ihn noch zusätzlich in Rage. „Heh! Quasimoda! Nimm die Griffel da weg! Und schmier deine Popel nicht an den Weißkohl. Ist ja eklig!“, pöbelte er sie an. Seine Mutter stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen. „Jakob! Sei nicht so frech!“ „Ist doch wahr! Wer soll denn noch was kaufen, wenn die sich ihren langen Zinken daran abwischt? Und wenn die weiter so mit dem Kopf wackelt, dann fällt der gleich ab!“ 

Hätte er doch nur die vorlaute Klappe gehalten! Gerade im Märchenland muss man sehr aufpassen, was man zu wem sagt. Die Alte kaufte den halben Stand leer und ließ sich das Zeugs von ihm nach Hause schleppen. Dort angekommen war sie auf einmal die Freundlichkeit in Person! Bot ihm sogar etwas zu essen an. Dämlich, wie man mit 13 halt noch ist, hatte er die Suppe natürlich gegessen. Mörderlecker, das Zeug. Und eine Mörderwirkung! Er war voll auf den Trip gegangen – und es dauerte 7 (in Worten: sieben!) Jahre, bis er da wieder runterkam. Er bildete sich ein, ein Eichhörnchen zu sein. Ein Eichhörnchen, das kochen lernte! Krass! 

Als er wieder zu sich kam – er dachte ja, er hätte höchstens ein paar Stunden verpennt – war er natürlich sofort nach Hause gedackelt. Er wunderte sich noch, dass er mit der Nase überall anstieß.. aber er schob es darauf, dass er vom Schlaf so benommen war. Auf dem Markt angekommen, ging er sofort zu Mutters Gemüsestand, um sich zurück zu melden. „Hey, Mom! Da bin ich wieder!“, rief er fröhlich – und bekam den Anschiss seines Lebens! „Unverschämtheit!“, keifte seine Mutter „Sag nicht Mom zu mir, du hässlicher Gnom! Als wenn es nicht schlimm genug wäre, dass mein Sohn vor sieben Jahren verschwunden ist – da kommt so ein Rüpel und macht sich auch noch lustig über mich!“ Soviel zum Thema Mutterinstinkt! 

Jakob war total verdattert. Okay, dachte er bei sich, statte ich mal dem Herrn Erzeuger einen Besuch ab. Mal sehen, ob der mich erkennt. War natürlich auch Fehlanzeige. Der Alte jammerte nur rum wegen des verlorenen Sohnes. Langsam dämmerte es Jakob, dass er wohl doch einige Zeit weg gewesen war. Er fragte nebenan beim Friseur, ob er mal einen Blick in den Spiegel werfen durfte. Au weia! Schöner war er nicht geworden, in all den Jahren. Und leider auch nicht größer. Bis auf die Nase! Das war ein Mörderteil! Trotzdem - liebende Eltern sollten ihr Kind schon erkennen, oder? 

Wat nu? Keine Knete, kein Dach über dem Kopf und keiner, der was mit ihm zu tun haben wollte. Er entschloss sich, ins Menschenreich auszuwandern. Dort fand er auch gleich eine Stelle bei einem König. Na gut, es war nur ein Burger – King, aber besser als nix. Lange hielt er es allerdings nicht da aus. Er schämte sich in Grund und Boden für den Fraß, den er dort zubereiten musste. Dann las er in der Zeitung, dass beim Fernsehen ein Koch gesucht wurde, der mit Stars aus dem Menschenreich kochen und ein bisschen plaudern sollte. Sofort bewarb er sich und wurde auch zum Casting eingeladen. Leider, leider wurde nichts daraus. Angeblich war er zu hässlich! Ein gewisser Biolek bekam die Stelle. Na, ob der besser aussah, das wagte Jakob zu bezweifeln. 

Nein, so richtig gefiel es ihm nicht bei den Menschen. Da ging er lieber wieder dahin zurück, woher er gekommen war. Außerdem hatte er erfahren, dass ein gewisser „Kleiner Muck“ Obst verkaufte, von dem lange Nasen schrumpften. Es dauerte eine ganze Zeit, bis er den Typen gefunden hatte – und der wollte ihm auch nicht garantieren, dass das Mittel in seinem Falle half. Aber einen Versuch war es wert! Kostete ihn seine letzten paar Kröten, doch zumindest wurde die Nase so klein, dass er damit leben konnte. „Krüger-Nase“ nannte Muck dieses Modell, warum auch immer. 

Nun ja, er sah immerhin annehmbar aus. Zwar war er nicht mehr gewachsen, aber da er mit 13 ja schon 1.68 m groß gewesen war, konnte er damit leben. Er fand dann auch eine Anstellung als Küchenchef bei König Drosselbart. Dort lernte er seine Adelheid kennen. Was für ein süßes Frauchen! Er war sofort verknallt in sie! Bei ihr dauerte es etwas länger – sie hatte wohl auch ein bisschen Angst, sich zu verlieben. Schlechte Erfahrungen! Der Drosselbart, dieser hinterlistige Giftzwerg, hatte ihr ja ziemlich übel mitgespielt. Aber was lange währt, wird endlich gut! Endlich funkte es auch bei ihr! Als der fiese Möpp das mitbekam, gab es eine Riesenszene, obwohl es ihm doch egal sein konnte, der stand doch eh auf Männer. Seine arme Heidi war hinterher fix und foxi. Keinen Tag länger wollte sie dort auf dem Schloss bleiben. 

Tja, so kamen sie dann auf die Idee, sich selbstständig zu machen. Gourmet-Restaurant und Partyservice „Jakobissimo“! Heidi hatte ja einiges bei ihm gelernt und half tatkräftig mit. So richtig fluppte das Restaurant ja noch nicht, aber der Auftrag von König Erdal konnte den Durchbruch bedeuten. Darum musste heute Abend alles vom Feinsten sein! Wenn der Ball auch nur dazu da war, um Rotkäppchen auf andere Gedanken zu bringen. Es wusste immer noch keiner, was sie gesehen hatte. Ihm konnte es schnuppe sein. Er hatte auch keine Zeit mehr, darüber nachzudenken. Zuviel zu tun! 

Wahrscheinlich war sie eh nur bekifft gewesen!

(c) Siglinde Goertz

Montag, 27. Mai 2013

Heute Abend im Radio: PRIMETIME von Oliver Bukowski

27.05.2013   I   21:33 Uhr   I   Dradio Kultur, Kriminalhörspiel (Ursendung)

Primetime
Von Oliver Bukowski


Regie: Alexander Schuhmacher  

Mit: Bernhard Schütz, Jördis Triehel,
Astrid Meyerfeldt, Michael
Rotschopf u.a. 

Produktion: D Kultur 2013
Länge: ca. 56'

 

"Watch-Watch", die Reality-Show eines privaten Fernseh­senders, gilt als Erfolgsformat. Während der Ausstrahlung der neuen Staffel erhält Produzent und Moderator Josh van de Berg einen anonymen Drohbrief: »Hörst Du nicht sofort auf mit Deinen öffentlichen Menschen­versuchen, machen wir Dich und Dein Schweineteam platt.«
Während Kommissar Beilharz Sicherheitsmaßnahmen ein­leitet, bewirbt sich seine junge Kollegin Kalske als Show-Kandi­datin. Beim Casting explodiert eine Briefbombe.


Oliver Bukowski, 1963 in Cottbus geboren, studierte Philosophie und Sozialwissenschaften, lebt als Autor in Berlin. Schreibt Theaterstücke und Hörspiele. Für Deutschland­radio schrieb er die Krimi-Reihe "Serjosha & Schultz" (sechs Episo­den). Zuletzt: "Abseits der Route" (DKultur 2012).

Keith Jarretts Standards-Trio: Album Nr. 20



Keith Jarrett / Gary Peacock / Jack DeJohnette: Somewhere
(http://ecmrecords.com/Catalogue/ECM/2200/2200.php)

im Januar 1983 trafen sich Keith Jarrett, Gary Peacock und Jack DeJohnette mit dem Produzenten Manfred Eicher für eine zweitägige Aufnahmesession in dem bekannten New Yorker Tonstudio Power Station.
Wir wollten damals eigentlich nur ein Album aufnehmen”, erinnerte sich Bassist Gary Peacock später, “aber dann hatten wir plötzlich genug Material für drei Alben zusammen. Es war unglaublich. Der einzige andere Pianist, mit dem ich zusammengespielt habe und der mich durch seine Interpretationen von Standards so ungeheuer beeindruckt hat, war Bill Evans. Als wir nun bei dieser Session anfingen Standards zu spielen...
Puh! Was für ein Tiefgründigkeit! Das war Musik auf einem völlig neuen Niveau!”

Die üppige Ernte dieser Sessions generierte die drei Alben “Standards, Vol. 1”, “Changes” und “Standards, Vol. 2”, die zwischen 1983 und 1985 von ECM veröffentlicht wurden.  Und das Trio von Keith Jarrett, Gary Peacock und Jack DeJohnette wurden von Musikfans und Kritikern schon bald ehrfurchstvoll nur noch das “Standards”-Trio genannt. Sechzehn weitere Alben sollte dieses fantastische Trio in den folgenden 30 Jahren einspielen. Zusammen bilden sie heute eines der faszinierendsten Audiokompendien von Jazzstandards. Nun erschien unter dem Titel “Somewhere” das zwanzigste Album des “Standards”-Trios.






Keith Jarrett / Gary Peacock / Jack DeJohnette: Special Offer
(http://www.ecmrecords.com/News/Special_Offers/Special_46_Keith_Jarrett_Trio.php)




ECMPlayer

Schweizer Literatur: orte 173 BLAISE CENDRARS



orte 173: Blaise Cendrars „Wenn du liebst, geh auf die Reise"

(red.) Blaise Cendrars, Schriftsteller, Globetrotter, Abenteurer, war jemand, der die Welt nicht so hinterließ, wie er sie angetroffen hat: Diesem Cendrars ist die orte-Nummer 173 gewidmet. Besonders in Brasilien hat der Dichter nachhaltigen Einfluss auf Künstler und Literaten genommen. „Dieser Schweizer hat die Brasilianer brasilianisiert", sagte Gilberto Freyre. Wie Blaise Cendrars dieses Kunststück gelungen ist, dokumentiert eindrücklich eine Sammlung von Augenzeugenberichten, zusammengestellt von Peter K. Wehrli. Blaise Cendrars selber schrieb „Ich bin immer unterwegs..." Er scheint immer noch unterwegs zu sein, zumindest in den Köpfen von Schriftstellern und Lesern. Wagemut weckt auch die „Prosa vom Transsibirischen Express und der kleine Jeanne de France". Heute sitzt in der sibirischen Steppe eine junge Frau, Oxana Khlopina, und setzt sich intensiv mit „Moravagine" und seinem Erschaffer auseinander. Zwischendurch stellt sie sich lebhaft eine Fahrt nach Sigriswil vor, dem Schweizer Heimatort Cendrars.


orte - Schweizer Literaturzeitschrift, Nr. 173 (2013): Blaise Cendrars „Wenn du liebst, geh auf die Reise", 76 Seiten, CHF 14- / EUR 8.-
Erhältlich im Buchhandel oder direkt bei: orte-Verlag, Rüteggstrasse 48, CH-9413 Oberegg AI, Tel. 071 888 15 56, www.orteverlag.ch, info@orteverlag.ch


Nächsten Donnerstag in Trier: "Akusmatik Tour" mit Bauchklang

Bauchklang
"Akusmatik Tour" (Nachholtermin vom 10.02.13)

Donnerstag, 30. Mai 2013
Trier, Tuchfabrik




Einlass: 19:00 Uhr
Beginn: 20:00 Uhr
(Stehplatz)




Stammestrommeln im Club: Bauchklang auf »elektronisch«

Bauchklang machen Clubmusik nur mit Stimmen. Sie setzen dem stets eins drauf: eine »vocal groove machine«, die mit dem ältesten Instrument – der Stimme – die Elektronikmusik in die Zukunft beamt. Eine Standortbestimmung anlässlich der 
Veröffentlichung ihrer aktuellen, von Patrick Pulsinger produzierten EP Ray und der Gründung ihres Labels Bauchklang Records.

Einigen wir uns als eine Fährte darauf, dass das österreichische Quintett Bauchklang eine
Beatboxing-Band ist. Beatboxing entstand in den frühen 1980er Jahren aus dem HipHop. Mittels
Stimme, Zwerchfell, Bauch und Mund wurden Sounds von Synthesizern, Drum-Maschinen oder das Scratching des DJs nachgebildet. Beatboxing ist kein Sprechgesang wie Rapping, sondern eine perkussive, lautmalerische und rhythmische Verkettung von Geräuschen.
Für das Beatboxing lassen sich Einflüsse aus dem Scat-Gesang oder dem Doo Wop ausmachen. Stile, die auf den afroamerikanischen Gospels und Spirituals aufbauen. Noch weiter zurück in dieser Linie stellt A cappella nicht nur eine jahrhundertealte Gesangskunst, sondern auch eine Kommunikationsform dar. So informierte schon zu Urzeiten das Imitieren von Geräuschen als eine Erweiterung des Gesangs und als akustischer ›Morsecode‹ die Zuhörer darüber, ob Gefahr in Verzug war (Tierlaute, Trommeln eines feindlichen Stammes) oder ob man tanzend mit den Hüften wackeln konnte.
Aus diesen rhythmisierten Geräuschen der Orientierung, des Überlebenskampfs und des
Feierns entwickelte sich vor dem Hintergrund urbaner Klang- und Musikerfahrungen Beatboxing
zu einer der rudimentärsten und gleichzeitig geschichtsmächtigsten Richtungen von Popmusik.
Dein Körper ist dein einziges Instrument.
Stimmen stimmen Anders als im A cappella oder selbst beim Beatboxing, geht es bei Bauchklang nicht um ein Vokalensemble oder ein möglichst akkurates auditives Abbild von geräuschhaften Prozessen.
Und schon gar nicht um das Nachstellen von Hit-Nummern. Es ist Tanzmusik, die statt in
gesungenen Liedern in elektronischen Tracks organisiert ist. Ihre Synthesizer und Sequencer sind ihr Bauch. Groove in seiner reinsten Form als archaische Stimmartikulation, Bauchklang als eine menschliche Rhythmusmaschine.




Dichterhain: LEBEN! von Kerstin Seidel



Leben!



Schlafen die Finsternis
träumen das Licht
ich vergesse dich nicht
hinab ins Vergangene
komme zurück
und höre Ohren
die Welt sprechen
weinen lachen
Augen sehen
die Wirklichkeit
brennen
wir schlafen
unermüdlich
und träumen das Licht
ich und du zahllose
Male bis ins Nichts
leben im Moment


(c) Kerstin Seidel

Sonntag, 26. Mai 2013

Morgen Früh im Radio: Kurzstrecke 14 - Feature, Hörspiel, Klangkunst


27.05.2013   I   0:05   I   Freispiel (Ursendung) 

Kurzstrecke 14
Feature, Hörspiel, Klangkunst

Zusammenstellung:  Barbara Gerland, Ingo Kottkamp,
Marcus Gammel 
Produktion:  Autorenproduktion/D Kultur 2013 
Länge:  54 '30

Die Kurzstrecke präsentiert einige aktuelle Ansätze zwischen Klangkunst, Hörspiel und Feature.

Familie eines Tages
Von Suzanne J. Hansel, Garsten Schneider
Familienaufstellung nach 24 Stunden Deutschlandradio



Hellwach. Dichterstim­men im Gespräch
Von Birgit Ramsauer
Stimmen der Gruppe 47

Ätherkrieg
Von Tim Müller 
Propagandasender im Wettstreit

Rayya Badran
(In)action
Von Rayya Badran 

Bag of Cassettes
Von Basel Abbas
Zwei Stücke libanesischer Audiokünstler

Außerdem:
Neues aus der Wurfsendung
mit Julia Jieke
Basel Abbas
Wiederholung am 14. Juni 0.05 Uhr

Heute Abend im Radio: Johan vom Po entdeckt Amerika (Hörspiel)



26.05.2013  I  18:30 Uhr  I  Dradio Kultur, Hörspiel

Johan vom Po entdeckt Amerika
Von Dario Fo

Aus dem Italienischen von: Peter O. Chotjewitz 
Bearbeitung und Regie: Richard Hey 
Komposition: Robert Lenox 
Mit: Otto Mellies 
Ton: Christoph Bette 
Produktion: RIAS Berlin/RB 1993 
Länge: 88'41

»Im Frühjahr 1992 hörte ich Dario Fo in einem Theater in Genua von "Johan Padan a la descoverta de le Americhe" er­zählen. Zuerst berichtete er, wie er mit Hilfe von Chroniken und alten Dokumenten an die Ge­schichte gekommen war. Und dann war er plötzlich, mit dem Geschrei der Seeleute in Venedig, schon mittendrin in dieser Ge­schichte von dem Jungen aus Bergamo, der auf einem der Columbus-Schiffe als Vieh­knecht nach Amerika gerät und unglaubliche Abenteuer zu be­stehen hat.« (Richard Hey, 1926-2004)
In der Neuen Welt angekom­men, schlägt sich der Junge auf die Seite der Indianer. Sein Alter verbringt er in einem kleinen Dorf als Schamane.

Dario Fo, geboren 1926 in Leggiuno-Sangiano, italienischer Satiriker, Theaterautor, Regisseur, Bühnenbildner, Komponist und Schauspieler. 1997 Literatur-Nobelpreis.