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Bas Kast: Kompass für die Seele.Zehn wissenschaftlich fundierte Strategien gegen Alltagsstress, depressive Verstimmungen oder chronische Erschöpfung, um Resilienz und seelisches Wohlbefinden durch Ernährung, Bewegung, Meditation zu erhalten oder zu steigern.
Carley Fortune: Fünf Sommer mit dir. Every Summer after. Eine unvergessliche Sommer- und Liebesgeschichte, die im Herzen bleibt. Eine echte Friends-to-Lovers-Liebesgeschichte an einem funkelnden kanadischen See, in einem idyllischen Ort in Kanada.
Michael Christie:Flüstern der Bäume. Familiensaga der Familie Greenwoods. Vier-Generationen-Roman. Seit Generationen verbindet alle Mitglieder der Familie Greenwoods: der Wald. Er bietet Zuflucht, Auskommen, ist Grund für Unfälle und Verbrechen, Fehler und Wunder…
Sebastian Fitzek: Der erste letzte Tag. K e i n Thriller. Was passiert, wenn zwei Menschen einen bestimmten Tag so verbringen, als wäre er ihr letzter? Ein Mann macht sich auf von München nach Berlin, um seine Ehe zu retten. Als der Flug gecancelt wird, muss er sich das einzige noch verfügbare Mietauto mit einer ungewöhnlich schrägen, ihn von Anfang an überfordernden, jungen Frau teilen. Der Road-Tripp verändert sein Leben.
Ein Abend, an dem die Musik etwas zu kurz kam, aber ausgezeichnet moderiert von Veronika Paleeva, ukrainischstämmige Geigerin. Es gab vier Stücke und ukrainische Komponisten zu entdecken.
Alexander Shchetynsky (*1960 in Charkiw), beeinflusst u.a. von Sivlestrov, Arvo Pärt, Olivier Messiaen und György Ligeti. Obwohl er bereits etliche Titel verschiedener Art komponiert hat, gab es an diesem Abend nur eine sehr magere Kostprobe: Cryptogram für Vibraphon solo, dessen 12-Tonigkeit einer Grundlinie B-S-A-E folgt, hergeleitet vom Namen Borisow (Valentyn), dem das Stück gewidmet ist. Es konnte nicht fesseln, war einfach zu wenig zum Einstieg. Dann lieber Auszüge aus seinem neuen Stück Lacrimosa oder Glossolalie, seinem Requiem von 1991/2004 oder 2022 War Trio, die mehr vermittelt hätten, oder andere Kompositionen.
Anna Korsun (* 1986 in Donetsk/Ukraine) ist Komponistin, Dirigentin und Interpretin (Gesang, Klavier) für Neue Musik. Von 2005-2009 absolvierte sie ihren Bachelor an der P. I. Tchaikovsky National Academy of Music in Kiew/Ukraine und war anschließend von 2010-2012 Studentin des Masterstudiengangs Komposition bei Professor Moritz Eggert an der Hochschule für Musik und Theater in München. Es folgten noch weitere wichtige Fortbildungen. Heute ist sie u.a. Veranstalterin und Teilnehmerin der Konzertserie Evening of Low Music in München sowie der Konzertserie 6+1 für neue Vokalmusik in Kiew. Einige ihrer Werke sind Wehmut für 5 Stimmen, Geige, Kontrabass und Klangobjekte, ISCM World New Music Days, Wroclaw/Polen (Oktober 2014); Neues Werk für Ensemble und Tenor, Ars Nova Choele Choel (Oktober 2013); Neues Werk für 3 Stimmen, Hochschule für Musik und Theater, München (April 2013); Nächste Haltestelle, für Ensemble und Sopran, Ukrainische Biennale für Neue Musik, Kiew (März 2013).
Zumindest zwei ihrer Kompositionen scheinen durch ein statisches Streichmoment auf bestimmter Tonhöhe und oszillierende (Sirenen-)Töne gekennzeichnet zu sein. So das Stück tamerai für Ensemble (2021), das gespielt wurde und bei mir eine hohe Faszination auslöst, und Marevo for singing ensemble (2020). Es sind surrende, schleifende, pfeifende und andere eindringliche Töne. Future world, Funksignale, Flugkörper und Maschinen stelle ich mir da vor ... Sie plant aktuell u.a. Projekte für 2 oder 3 Stimmen und Streichquartett. Man darf gespannt sein.
Maksym Kolomiets (*1981) war mit supremus für 11 Performer:innen (2015) vertreten, ein teils wildes, teils gegenläufig komponiertes Durcheinander beinhaltendes ernstes Stück, das neue Musik mit starken Dissonanzen verkörpert. Der zeitgenössischer Komponist, Oboist, Organisator, Mitbegründer des Ensemble Nostri Temporis schloss 1999 sein Studium am Lysenko State Music Lyceum in Kiew ab und studierte Oboe bei Oleh Shchehlov und Komposition bei Alla Zagaykevych. Er absolvierte die Tschaikowsky-Nationalakademie der Ukraine (Kiewer Konservatorium) als Oboist (Klasse von Vadym Boyko, 2005) und als Komponist (Klasse von Mykola Kovalinas, 2009). Von 2014 bis 2016 studierte er Komposition bei Johannes Schöllhorn an der Hochschule für Musik und Tanz Köln (Deutschland). In den Jahren 2000 und 2002 besuchte er Sommerschulkurse – Kompositionstechniken in Ohrid, Mazedonien. Als Oboist trat er auf vielen ukrainischen und ausländischen Festivals sowie in Meisterkursen auf. 2007 gründete er zusammen mit dem Komponisten und Pianisten Oleksii Shmurak das Ensemble für zeitgenössische Musik, Ensemble Nostri Temporis, und 2014 das Ensemble für Barockmusik, Luna Ensemble. 2017 kuratierte er das Musikprogramm für das Gogolfest (Kiew). Seit 2015 ist er Solooboist des Ensembles für zeitgenössische Musik Ukho (Kiew). Er ist Gewinner nationaler Wettbewerbe, Gradus ad Parnassum (Kiew, 2000), 2. Preis beim Forum der kreativen Jugend (Kiew, 2007), 3. Preis beim Vareler Komponistenpreis (Oldenburg, Deutschland, 2015) und Teilnehmer der Biennale von Zeitgenössische Kunst der Ukraine (Kiew, 2004). Er komponiert anscheinend recht vielschichtige Werke. Das Ende/The End (2015) z.B. vereint komische Elemente, Musikclownereien und lustige Täuschung unter einem Dach. Das Ende wird nur scheinbar erreicht, die Ensemblemitglieder stehen auf, verbeugen sich und im Moment des Klatschens setzen sie sich blitzartig wieder und spielen weiter. Am Ende so, als ob es kein Ende mehr geben könnte.
Man spürt eine große Virtuosität, viele Ideen, und einen Weg, der anders ist, mit eigener Individualität wie bei Anna Korsun. Er verbindet traditionelle mit hochmodernen Klängen, harte Einflüsse (Darmstädter Schule) mit stilromantischen Elementen. Kolomiets beteiligt sich aktiv an verschiedenen interdisziplinären Projekten, die Musik mit bildender Kunst, Raumkunst, Literatur und darstellender Kunst verbinden. Zu den ausgewählten Kunstprojekten gehören:
Klangdarbietung: Zvukoizoliatsia (dritter Teil, für großes Ensemble, 2011) Musik zur Poesie von Czeslaw Milosz (2011) Words and Music (avantgardistisches Syntheseprojekt mit 7 Kammerwerken zeitgenössischer Komponisten) Er sprach auch von einer Kooperation mit der Schriftstellerin Sofija Andruchowytsch, der Tochter des Schriftstellers und Preisträgers Jurij Andruchowytsch.
Sergey Pilyutikov (*1965 in Uzyn), ukrainischer Komponist, hauptsächlich Orchester-, Kammer- und Vokalwerke, die in ganz Europa und anderswo aufgeführt wurden. Er studierte zunächst Geschichte an der V. N. Karazin National University of Charkiw, wo er 1987 seinen Abschluss machte. Später studierte er privat Komposition bei Alexander Shchetynsky von 1989–91 und bei ihm an der I. P. Kotlyarevsky State University of the Arts in Charkiw von 1991– 95. Zu seinen Auszeichnungen zählen Finalist beim Wettbewerb der Internationalen Gaudeamus Muziekweek in Amsterdam (1993, für Voices of the Rivers), Erster Preis beim Wettbewerb Gradus ad Parnassum (1994, für Variationen) und Kompositionspreis der Deutschen Welle (2001, für Cantus supra librum). Seine Musik wurde in Armenien, Bulgarien, Deutschland, Moldawien, den Niederlanden, Nordmazedonien, Polen, Slowenien, der Schweiz, der Ukraine und den USA aufgeführt. Er ist auch in anderen Positionen aktiv. Er gründete 1999 das Ensemble für zeitgenössische Musik Ensemble Ricochet in Kiew und ist seit 1999 dessen künstlerischer Leiter. Seit 2000 ist er Leiter des Internationalen Jugendmusikforums in Kiew. Von 1985 bis 1991 unterrichtete er Geschichte an einer weiterführenden Schule in Charkiw und von 1991 bis 1998 Komposition an einer Musikschule für Kinder in Charkiw. Von Pilyutikov wurde Quintet (2011) gespielt, Dissonanzen, ganz kurz angespielte Töne, Verschiebungen, ebenfalls ein Meister wie Alexander Shchetynsky, schwer zu spielen.
Im anschließenden Interview und Gespräch mit Maksym Kolomiets und Anna Korsun erfuhren wir Werdegang und Pläne (s.o.). Sehr interessiert und genau die Moderatorin Veronika Paleeva.
Oben links: Xerxes, darunter Romilda, Arsamene, Atalanta, oben Mitte: Xerxes, oben rechts: Xerxes und Atalanta, unten links: Arsamene und Romilda, unten Mitte: Amastre, unten rechts: links hinten Arsamene, links vorne Romilda und Xerxes, rechts Amastre und Arsamene. Bildnachweis: Barbara Aumüller
Die ewigen Geldsorgen, der Erfolgszwang das Unternehmen "Händel-Opern" am Laufen zu halten, nicht zuletzt auch der Konkurrenzkampf auf dem Londoner Kulturmarkt machten Händel langsam krank. Er sagt viele Vorstellungen ab, seine Presseunterstützung fällt aus, das Stimmungsbarometer bei den Zuschauern in London, aber auch in Deutschland, sinkt ab, seine erfolgreiche Zeit scheint vorüber, die Ereignisse stolpern übereinander. Schließlich auch die Angst vor einem finalen Flop, die Geschäfte liefen schlecht. Er bekam einen Zusammenbruch. Schlaganfall, motorische Überbelastung des Muskel- und Nervensystems, Rheuma, eine chronische Vergiftung durch den Verzehr bleibelasteten Portweins? Händel muss in die Kur nach Aachen, obwohl er keine Zeit hat. Dort komponiert er natürlich weiter, er kann seine Arbeit nicht liegen lassen.
Am 15.04.1738 im King's Theatre Haymarket, London ist es schließlich so weit. Mit "Xerxes", einer Oper über einen offensichtlich schwachen, auch schwach-sinnigen, launigen und cholerischen Perserkönig, der aus dem Nichts heraus zur Furie werden kann, sich und seine Macht maßlos überschätzt, seine Handlungsziele nicht genau kennt - bisweilen gemein, durchtrieben und hinterlistig, tritt Händel vor sein Publikum. Händel machte ihn zu einem schwachen Herrscher, der einen Baum (eine Platane) liebt, aber nicht seine Braut Amastre. Xerxes Arie "Ombra mai fu" erlangte Weltruhm, einer von Händels vielen Juwelen. Es ist die Liebeserklärung von Xerxes an seine geliebte Platane.
Xerxes ist schadenfroh, legt andere rein, mag es, wenn andere reinfallen, in Nöte geraten, gerade in der Liebe. Die Kriege, seine Eroberungen laufen weit weg ab, sein oberster Feldherr Ariodate regelt das, auch wenn die Befehle irrwitzig sind. Wer wollte tatsächlich mit primitiven Mitteln der Antike die Dardanellen/den Bosporus mit einer aus Holz gezimmerten (Pionier-)Brücke überwinden, um Europa zu erobern? Xerxes. Die Möglichkeiten der Architekten damals waren trotz Pyramiden und Ähnlichem nicht gerade geeignet, eine Meeresenge zu überbauen. Er versuchte es dennoch: unendliche Sklaverei für die Arbeiter, die zuhauf starben, die Stämme, die als Pfeiler dienen sollte, mussten von weither geholt werden, ihre Verbindungen nicht stabil, die Verankerung im Meeresboden so gut wie gar nicht als Fundament geeignet. Nach dem ersten Sturm war das Werk zerstört. Der historische Xerxes war bei den Feldzügen dabei, es gibt Anekdoten, die erzählen, dass Xerxes persönlich Versager auspeitschte, sogar das Meer, um es zu strafen für seinen Widerstand.
Xerxes bei Händel ganz anders, zu Hause im Palast mit seiner Platane beschäftigt, keinesfalls ein Held. Das Geschehen komödiantisch, Händel hat sich bei den italienischen Opern und Steigreif-/Straßenkomödien bedient, eigentlich eine komische Oper geschrieben, die ironisch alles beleuchtet. Genannt hat er diese Oper ein Dramma per musica. Wunderbare Händelmusik, eingesetzt, um Stimmungen und Emotionen zu unterstützen, Spannung und Höhepunkte zu feiern, Charakterbeschreibungen zu differenzieren. Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter der Leitung von Roland Böer als hervorragende Interpreten.
Xerxes (Bianca Andrew, einnehmend, strahlend, herrliche Mezzosopranstimme) verlangt es mit seinem Hof zu spielen. Und zwar wie partylike bei Adoleszenten, hier mit üppigen Gelagen, die von Tilmann Köhler tatsächlich an Fellinis Das große Fressen angelehnt werden. Lebensmittel im Überfluss, wertlos, sie werfen damit durch die Gegend und bewerfen andere. Schon hier ist klar, der Hausherr hat ein Defizit an Durchsetzungsvermögen, er ist kein souveräner König mit Ehr und Anstand. Ränke, Nebenbuhlerei, Überkreuzbeziehungen und Machtspielchen bestimmen den Alltag, der wirkliche liebende Menschen eifersüchtig, rasend macht, sie stark leiden lässt. Sie haben nichts anderes zu tun. In dieser Hinsicht ist wohl der historische Xerxes im Spiegel zu sehen, denn er hatte sehr viele Frauengeschichten und Affären, inklusive Streitigkeiten der Ehefrauen untereinander und mit ihm.
Xerxes begehrt Romilda (leidenschaftliches Stimmwunder der ukrainischen Sopranistin Kateryna Kasper), die aber tief verliebt ist in Arsamene (Lawrence Zazzo, begehrender Countertenor, barocknah sehr hohe Stimmlage), den Bruder von Xerxes. Xerxes ist eigentlich Bräutigam von Amastre (warnende, verzweifelte Altstimme der verschmähten, uns allseits bekannten Katharina Magiera). Er wiederum wird begehrt von Atalanta (attraktive kubanisch-amerikanische Sopranistin, seit 2019 professionell unterwegs) einerseits und Romilda andererseits. Beides Töchter des Ariodate (der barockmusikerfahrene Sebastian Geyer, Ensemblemitglied, überzeugend als Feldherr und Normalo), der natürlich gerne ins Herrschergeschlecht des Xerxes einheiraten möchte. Bei Xerxes geht das mit Handschlag, er kündigt an, dass einer aus dem Xerxesgeschlecht Romilda heiraten werde. Die Hochzeitsvorbereitungen beginnen - Xerxes sieht sich hier noch als zukünftiger Bräutigam. Dass er alle Beteiligten mit Eifersuchtsschmerz und Liebesqualen hinhält ist reichlich egal. Romilda widersteht ihm dreimal, sie will den Bruder. Xerxes plant sogar Bruder Arsamene zu beseitigen, gibt aber völlig widersprüchlich den Befehl an seinen Feldherrn, dass Romilda und Arsamene heiraten sollen. Beim Versuch, Romilda doch noch zu bekommen, schreitet Xerxes Braut Amastre ein und droht mit Doppelmord, ihr Bräutigam und sie selbst sollen Opfer werden. Im Nachhinein merkt er, dass sein Befehl, so gerecht er nach außen aussieht, ihn ja ausschaltet, was er nicht wollte. So kehren alle zu ihren Partnern zurück, Atalanta, die zweite Tochter des Feldherrn konnte Arsamene nicht gewinnen und geht leer aus. Ein Happy End? Der Herrscher eher unglücklich und in eine Beziehung gezwungen, die er nicht braucht. Xerxes liebt ja im Schatten seines Platanenbaums weiter nur den Baum. Seine Braut ist ihm eigentlich egal.
Die Platane von Karoly Risz, Bühnenbild, in ein Refugiumskämmerchen gepflanzt, das wie ein gläserner Aufzug wirkt. Kostüme von Susanne Uhl: der klassische Zweireiher für den scheinbar seriösen Xerxes, Romilda in knallrotem Kleid, Arsamene in prunkvoll-moderner Kluft als Gegenspieler des Bruders.
Das Herrschen nach ehrbaren Regeln fehlt tatsächlich - kein Wunder, dass die Zuschauer 1738 entsetzt waren. Die Herrscherfiguren durften zwar in diesem Zeitalter nie mächtiger als der reale Landes- oder lokale Fürst oder gar mächtiger als die gekrönten Häupter dargestellt werden, aber ihn lächerlich zu machen, obendrein noch dargestellt durch einen Kastraten-Opernsänger - was Pflicht war-, verkraftete das Publikum nicht. So einen Unsinn zu verzapfen an einem Herrscherhof? Abgelehnt, die Oper wird nur 5-mal insgesamt aufgeführt.
Ein lustiges Treiben, ausdrucksstarke barocke Musik, heute beliebt wegen der ironischen Konstruktion.
DIE ERSTEN MENSCHEN Oper in zwei Aufzügen von Rudi Stephan
In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Musikalische Leitung: Sebastian Weigle; Inszenierung: Tobias Kratzer Mitwirkende: Andreas Bauer Kanabas (Adahm), Ambur Braid (Chawa), Iain MacNeil (Kajin), Ian Koziara (Chabel)
Weitere Vorstellungen: 6., 9. (18 Uhr), 12., 15., 17., 20. Juli 2023
Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr.
Preise: € 16 bis 190 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)
Mit freundlicher Unterstützung des Frankfurter Patronatsvereins – Sektion Oper
Rudi Stephan (1887-1915) vollendete seine Oper Die ersten Menschen 1914. Die Uraufführung fand jedoch erst 1920 in Frankfurt statt; bereits fünf Jahre zuvor war der Komponist als Soldat an der Front gefallen. Eine eigenwillige Stimme war verstummt, noch ehe sich ganz entfalten konnte, was bereits wenige Werke versprachen. Der Musikkritiker Paul Bekker schrieb: „Hier hat sich eine eigene, neuartige Tonsprache von überraschender klanglicher Ausgiebigkeit herangebildet, deren Absonderlichkeiten auch da, wo sie zunächst befremden, den Stempel des Gemussten, nicht des Ertüftelten tragen.“ Ähnlich wie Franz Schreker, dessen Opern zum Teil noch vor dem Weltkrieg ebenfalls in Frankfurt uraufgeführt worden waren, bleibt Rudi Stephan der Tonalität verpflichtet und lotet die Klangfarben eines großdimensionierten Orchesters auf bis dahin ungehörte Weise aus. In immer neuen Aufschwüngen gewinnt seine sinfonisch geprägte Musik ungeheure Expressivität und hebt den mit erotischem Überdruck aufgeladenen Text – er fußt auf einem Drama Otto Borngräbers, das 1912 schon kurz nach der Uraufführung verboten wurde – auf eine neue Stufe, die den genuinen Opernkomponisten erkennen lässt. Es gilt, ein beinahe vergessenes, aufregendes Werk zu entdecken.
Die ersten Menschen sind aus dem Paradies vertrieben worden. Sie suchen ihren Weg in einer neuen Welt, in der sie von nun an leben müssen: Chawa erinnert sich sehnsüchtig daran, wie Adahm sie einst, im Frühling ihrer Liebe, begehrt hatte. Doch Adahm ist müde geworden und vollauf mit dem Ringen um das nackte Dasein beschäftigt. Sein Sohn Kajin verweigert sich diesem Ringen „im Schweiße des Angesichts“; stattdessen gibt er seinem inneren Drang nach und streift durch die Wildnis auf der Suche nach einer Frau. Chabel wiederum sucht das „Heil“ in der Anbetung eines gütigen Gottvaters, dem er ein Opfer darbringt. Beide begehren ihre Mutter auf unterschiedliche Weise. Als Kajin Chawa und Chabel nachts in ekstatischer Vereinigung überrascht, erschlägt er den Bruder. In einer Vision sieht er die Zukunft voraus: Ihr Kennzeichen ist „kommendes Blut kommender Menschheit“.
Mit dieser Neuproduktion beschließt Sebastian Weigle seine 15jährige Amtszeit als Generalmusikdirektor an der Oper Frankfurt, während der für ihn die Werke von Richard Strauss und Richard Wagner im Zentrum standen. Kürzlich dirigierte er in Frankfurt eine Neuproduktion von Elektra und gastierte mit Tannhäuser am Royal Opera House Covent Garden in London sowie an der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Fast alle besetzten Sängerinnen und Sänger stammen aus dem Ensemble der Oper Frankfurt: Zu den jüngsten Aufgaben von Andreas Bauer Kanabas (Adahm) an seinem Stammhaus gehört Pogner in Die Meistersinger von Nürnberg, den er kürzlich auch als Einspringer an der Semperoper Dresden sang. Die kanadische Sopranistin Ambur Braid (Chawa) beeindruckte unlängst als Salome sowohl in Frankfurt als auch in Toronto. Zu den aktuellen Aufgaben ihres Landsmanns Iain MacNeil (Kajin) zählt der Fürst in Tschaikowskis Die Zauberin. Einziger Gast in der Besetzung ist der amerikanische Tenor Ian Koziara (Chabel), der kürzlich als Fritz in Schrekers Der ferne Klang an den Main zurückkehrte.
Alice Cooper im Mainzer Volkspark 30.06.2023 @weltbuergerin2007
(AB/YK/SV) Alice Cooper (* 4. Februar1948 in Detroit, Michigan; gebürtig Vincent Damon Furnier als Sohn eines Pastors) und Johnny Depp sowie Joe Perry (Aerosmith) reisten im Juni 2023 mit ihrer Band „The Hollywood Vampires“ für fünf Konzerte nach Deutschland. Neben Konzerten in Berlin, München, Oberhausen und Hamburg spielten sie am 30. Juni 2023 auch im Mainzer Volkspark („Summer in the City“). Die Band wird als „die teuerste Coverband der Welt“ bezeichnet. "Zuerst ging es darum, unsere betrunkenen Freunde zu ehren, die in den 70ern starben: Jimi Hendrix, John Bonham, Jim Morrison und alle anderen“, verriet Alice Cooper in einem Interview. „Also haben wir 2015 eine Barband gegründet.“ "Hollywood Vampires" ist der Name eines bekannten Trinkclubs in Los Angeles, den Cooper in den 1970er Jahren mitgegründet hat.
Hamburger Plakat 1972
(Archivaufnahme Wiki)
Der Ursprungsband "Alice Cooper" gelang 1972 durch die Zusammenarbeit mit dem kanadischen Plattenproduzent Bob Ezrinder Durchbruch in die Top 10, zum einen mit den Alben School’s Out und Billion Dollar Babies. Nach der Auflösung der Band nannte Vincent D. Furnier sich alleine Alice Cooper.
Durch provokante Texte und spektakuläre und theatralische Darbietungen, nicht selten völlig betrunken und drogiert, bei denen Cooper sich und die Welt als Trash (Müll) zelebrierte, häufig Zwangsjacken trug und die eigene Hinrichtung durch Enthaupten oder Erhängen simulierte, erreichte die Band und später er selbst als Solokünstler vor allem nach 1970 ein Massenpublikum. Viele Musiker und Bands wie Ozzy Osbourne, King Diamond, Marilyn Manson, GWAR oder Lordi zeigen seinen Einfluss. Im März 2011 wurde die ursprüngliche Band "Alice Cooper" für ihre Beiträge zum Rock'n'Roll in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.
Fotos und Videos von Yegor K.
Trotz seiner 75 Jahre zeigt Alice Cooper mit den "Hollywood Vampires" aktuell noch immer eine beachtliche Bühnenpräsenz und zog mit seiner beeindruckenden Altersrocker- und Altersschockerradikalität wieder kräftig vom Leder. Ein Stück Rockgeschichte in Mainz. Cooper schlug auch eine Brücke zum Ukrainekrieg, indem er David Bowies "Heroes" interpretierte. Im Hintergrund lief ein Video, dass zerstörte zivile Infrastruktur zeigte. Am Ende des Liedes wurde die ukrainische Flagge in Übergröße gezeigt.
Der Song "Heroes" stammt aus dem Jahr 1977. Die Berliner Mauer und das geteilte Deutschland sind Thema des Songs. Eine klassische Geschichte über zwei Liebende, die sich unter Lebensgefahr heimlich in der Nähe der Berliner Mauer treffen.
"Ich, ich kann mich erinnern (Ich erinnere mich)
Wie wir an der Mauer standen (An der Mauer)
Und die Pistolen, sie schossen über unsere Köpfe (über unsere Köpfe)
Und wir küssten uns, als ob nichts fallen könnte (nichts fallen könnte)
Und die Schande war auf der anderen Seite
Oh, wir können sie schlagen, für immer und ewig
Dann könnten wir Helden sein, nur für einen Tag."
Historisches Konzert (TV Aufzeichnung 1972)
BILLION DOLLAR BABIES (1972)
Hollywood Vampires: HEROES (Bowie), Mainz, 30.06.2023
Rede, denken viele spontan nicht an ein köstliches Dessert oder knackiges Obst – sondern an ihren Geldbeutel. Zurecht: Über zwanzig Prozent teurer ist die Ernährung im Vergleich zum Vorjahr geworden. Foodwatch setzt sich für eine Landwirt-schaft ohne gefährliche Ackergifte ein. Aus der Agrarbranche schlägt uns deshalb viel Gegenwind entgegen: Ob wir als „Ökofaschisten“ beschimpft, unsere Forderungen als „populistischer Unfug“ abgetan werden oder sogar ein Verbot von foodwatch gefordert wird. Für uns sind diese Angriffe ein Ansporn weiterzumachen und die immer wieder hervorgebrachten Argumente der Pestizid-Lobby zu entlarven. Einige Unternehmen reichen nicht nur ihre höhere Gasrechnung weiter, sondern füllen sich zusätzlich die Taschen. Wenn die Preise eh steigen, merkt das ja niemand. Besonders dreist wird es dann, wenn – wie bei der Rama-Margarine – die Packung unverändert bleibt, aber 100 Gramm fehlen – eine versteckte Preiserhöhung von 25 Prozent! Meine Kolleg:innen konnten aufdecken, dass gerade die günstigsten Produkte – die Eigenmarken der Supermärkte – drastisch im Preis gestiegen sind. Dabei spielen sich Edeka, Rewe und Co. besonders gern als Preiswächter auf.
DIE FALSCH-ARGUMENTE DER PESTIZID-LOBBY:
„Eine Landwirtschaft ohne Pestizide ist gar nicht möglich.“
Doch, tatsächlich sind Pestizide das am wenigsten wirksame Mittel zur Bekämpfung von Schädlingen, Krankheiten und Unkraut – denn diese kommen im- mer wieder zurück. Schädlinge zum Beispiel werden sehr schnell resistent, wodurch noch mehr Pestizide eingesetzt werden müssen – ein Teufelskreis. Längst gibt es alternative Methoden wie die Auswahl wider- standsfähiger Pflanzen, der abwechselnde Anbau von verschiedenen Kulturen und – ganz wichtig – die Erhaltung der Artenvielfalt, mit Wildblumenzo- nen, Blühstreifen, Hecken und genug Lebensräumen für Vögel. Eine pestizidfreie Landwirtschaft erfordert große Veränderungen auf dem Feld: Weg von den riesigen Monokulturen, in denen sich Schädlinge ra- send schnell ausbreiten können, hin zu mehr Ab- wechslung. Für einzelne Landwirt:innen ist ein solcher Umstieg schwer. Daher muss die Politik Anreize schaffen für einen echten Systemwechsel. Zum Bei- spiel muss der Einsatz von Ackergiften durch eine Gerade jetzt ist es wichtig, dass eine unab- hängige Organisation wie foodwatch der Industrie auf die Finger schaut.
„Ohne Pestizide ist unsere Ernährungs- sicherheit gefährdet.“
Ohne Pestizide brechen die Ernte-Erträge ein und unsere Versorgung mit Lebensmitteln ist bedroht – solche Schreckensszenarien malt die Pestizid-Lobby gerne an die Wand. In Wahrheit ist es genau um- gekehrt: Nicht der Verzicht auf Pestizide gefährdet unsere Ernährungssicherheit. Sondern die Acker- gifte vergiften unsere Böden und das Grundwasser, töten Bienen und andere Insekten und gefährden die Artenvielfalt – und bedrohen damit die gesamte Landwirtschaft in Europa. Nicht ohne Grund warnt die EU-Kommission: „Ohne Reduktion des Pestizid- einsatzes droht Europa eine Lebensmittelkrise.“ Der Verzicht auf Pestizide bedeutet nicht automatisch weniger Ertrag. Er bedeutet jedoch, dass Schädlinge und Krankheiten auf alternative, natürliche Weise verhindert und bekämpft werden müssen.
„Nur Bio geht nicht – das zeigt das Beispiel Sri Lanka.“
Tatsächlich: Nachdem Sri Lanka (um den Devisen-
Foto von Zefe Wu auf Pixabay
mangel einzudämmen) im vergangenen Jahr quasi über Nacht die Einfuhr von Kunstdünger verboten hatte und Landwirt:innen nur noch Bio-Dünger ver- wenden sollten, brachen die Ernten ein. Ein Drama. Aber taugt es als Beleg dafür, dass es ohne Pestizi- de und Kunstdünger nun mal nicht geht? Nein, denn der Fall zeigt lediglich: Einfach mit den gleichen, an- fälligen Monokulturen weitermachen, nur eben von heute auf morgen ohne Pestizide – das führt zu Problemen. Ein schrittweiser Pestizid-Ausstieg je- doch, verbunden mit alternativen Methoden gegen Unkraut und Schädlinge – das ist nicht nur möglich, sondern nötig, wenn wir unsere Lebensgrundlagen erhalten wollen.
„Wenn wir keine Pestizide mehr verwenden, müssen Menschen anderswo hungern.“
Dieser Vorwurf ist gleich aus mehreren Gründen falsch. Erstens produzieren deutsche und europä- ische Agrarbetriebe nicht etwa Getreide für die Ärmsten der Armen – sondern vor allem Fleisch und Milchprodukte für die EU und Länder mit hohem oder mittlerem Einkommen. Nur zwei Prozent der deutschen Agrarexporte gehen nach Afrika, gerade einmal 0,5 Prozent an die am wenigsten entwickel- ten Länder. Zweitens ignoriert die Pestizid-Lobby gerne: Afrikanische und asiatische Kleinbäuer:innen produzieren wesentlich effizienter als europäische Landwirt:innen. Betriebe, die auf vielfältigen Anbau setzen, übertreffen Monokulturen in Sachen Ertrag.
WIR KLAGEN GEGEN ACKERGIFTE! Gemeinsam mit der Deutschen Umwelthilfe gehen wir juristisch gegen die Zulassungen von Pestizid- Produkten vor. Über zunächst fünf Musterverfah- ren wollen wir den Verkauf von Produkten mit be- sonders giftigen Wirkstoffen stoppen. Unser erster Widerspruch wurde von der zuständigen Behörde abgelehnt – daher klagt foodwatch jetzt!
Xerxes vor einer Projektion von Atalanta und im Hintergrund das Ensemble Bildnachweis: Barbara Aumüller
Dritte
Wiederaufnahme
XERXES
Oper
in drei Akten von Georg Friedrich Händel Text
nach einem Libretto von Silvio Stampiglia In
italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Musikalische
Leitung: Roland Böer Regie:
Tilmann Köhler Szenische
Leitung der Wiederaufnahme: Hans Walter Richter Bühnenbild:
Karoly Risz Kostüme:
Susanne Uhl Licht:
Joachim Klein Video:
Marlene Blumert Dramaturgie:
Zsolt Horpácsy Xerxes:
Bianca Andrew Arsamene:
Lawrence Zazzo Romilda:
Kateryna Kasper talanta:
Elena Villalón Amastre:
Katharina Magiera Ariodate:
Sebastian Geyer Elviro:
Jarrett Porter Vokalensemble Frankfurter
Opern- und Museumsorchester
Xerxes
von
Georg
Friedrich Händel (1685-1759)
feierte in der Sicht von Tilmann
Köhler am
8. Januar 2017 Premiere an der Oper Frankfurt und war bei Publikum
und Presse gleichermaßen erfolgreich. So konnte man im Main-Echo
Aschaffenburg lesen: „Ein furioser Zauber, von dem man auch nach
gut drei Stunden reiner Spieldauer nicht genug bekommen konnte. Es
hätte einfach so weiter gehen können mit all den Arien, mit der
traumhaften Musik. (…) Regisseur Tilmann Köhler hat aus den gut
drei Stunden Musiktheater ein kurzweiliges Vergnügen gemacht.“
Nach der zweiten, den Corona-Bedingungen angepassten Wiederaufnahme
in der Spielzeit 2020/21, wird nun die ursprüngliche Produktion
erneut gezeigt.
Die
dreiaktige Handlung um die Unlenkbarkeit der Herzen, die mit dem
berühmten Largo Xerxes’ („Ombra mai fu“) beginnt, spielt in
Persien: Der junge König Xerxes hat Prinzessin Amastre verlassen und
sehnt sich nach einer neuen Liebe: Romilda, die Tochter des Fürsten
und Feldhauptmanns. Diese liebt aber seinen Bruder Arsamene.
Ausgerechnet von ihm verlangt Xerxes, der Brautwerber zu sein.
Arsamene weigert sich, warnt Romilda und wird zur Strafe vom König
verbannt. Der möchte Romilda zur Hochzeit zwingen und Arsamene töten
lassen. Seine Verlobte Amastre will ihn unterdessen nicht aufgeben
und zieht in ihrer Liebesnot als Soldat verkleidet in den Krieg. Am
Ende der komplexen Handlung um Missverständnisse und die Wirrungen
der Liebe bereut Xerxes und bittet um Verzeihung. Romilda und
Arsamene sowie Amastre und Xerxes finden wieder zueinander.
Xerxes (Bildnachweis: Barbara Aumüller)
Am
Pult des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters steht mit Roland
Böer kein
Unbekannter: Der Oper Frankfurt war der Dirigent anfangs als
Solorepetitor und von 2002 bis 2008 als Kapellmeister verbunden.
Zuletzt war er hier für Händels Amadigi
2021/22
im Bockenheimer Depot zu Gast. Der designierte Generalmusikdirektor
der Staatsphilharmonie Nürnberg war von 2009 an musikalischer
Leiter, von 2015 bis 2020 auch Künstlerischer Direktor des Cantiere
Internazionale d’Arte di Montepulciano. Bis 2019 wirkte er zudem
als Erster Gastdirigent am Mikhailovsky-Theater in Sankt Petersburg.
Zu den Neubesetzungen aus dem Ensemble zählen Bianca
Andrew (Xerxes)
und Neuzugang Elena
Villalón (Atalanta)
sowie Sebastian
Geyer (Ariodate)
und Opernstudio-Stipendiat Jarrett
Porter (Elviro).
Mit der Produktion bereits vertraut sind als einziger Gast der
Countertenor Lawrence
Zazzo (Arsamene),
der jüngst wiederholt in der Titelpartie von Händels Tamerlano
begeisterte,
sowie aus dem Ensemble Kateryna
Kasper (Romilda)
und Katharina
Magiera (Amastre).
Premiere:
Samstag,
27. Mai 2023, um 18 Uhr im Opernhaus Weitere
Vorstellungen: 8.
(18 Uhr), 17., 23., 25. (18 Uhr) Juni 2023 Falls
nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19 Uhr Preise:
€
16 bis 121 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)
Karten
sind bei unseren üblichen Vorverkaufsstellen, online unter
www.oper-frankfurt.de
oder
im Telefonischen Vorverkauf 069 – 212 49 49 4 erhältlich.
Dreiste Werbemaschen gehören für viele von uns schon so zum Alltag, dass wir sie als selbstverständlich hinnehmen: Wenn im Fernsehen Comicfiguren auf der Cornflakes-Verpackung herumhüpfen oder im Kühlregal dem Joghurt eine Plastikfigur beiliegt, dann zielt die Reklame auf jene, die sich am wenigsten gegen die Psychotricks der Werbenden wehren können: Kinder.
Im Jahr 2012 hat Foodwatch diese Machenschaften in unserem Report "Kinder kaufen" das erste Mal systematisch aufgedeckt – und gezeigt, wie dramatisch die gesundheitlichen Folgen für Kinder sind. Zahlreiche Pressekonferenzen, Protestaktionen und Politikergespräche später stehen wir vor einem Erfolg: Ernährungsminister Cem Özdemir will Werbung für Ungesundes, die Kinder trifft, grundsätzlich verbieten.
Teile der Industrie begrüßen das. Aldi und Lidl etwa wollen auf das Kindermarketing bei ihren Eigenmarken weitgehend verzichten. Einige Lobbyverbände, wie die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) und der Zentralverband der Werbewirtschaft (ZAW), bellen hingegen wie die sprichwörtlichen getroffenen Hunde. Sie schimpfen über ein angebliches "Total-Werbeverbot" – verschweigen aber, dass sie für Gesundes weiter werben dürfen. Auch können sie weiter Junkfood verkaufen – nur eben nicht Kindern schmackhaft machen. In der Ampel vertritt die FDP die Interessen der Werbe- und Junkfood-Industrie. Sie will das Gesetz zum Schutz der Kinder kippen. Während wir diese Zeilen lesen, ist noch unklar, wie der Streit ausgeht.
Hotel de Ville de Liége Bildnachweis: Stefan Vieregg
(AB/SV) Liège, deutsch auch Lüttich genannt, ist eine wunderschöne und
historische Stadt in Belgien. Liège ist als kulturelles Zentrum
Walloniens bekannt und verfügt über eine reiche Geschichte, eine
lebendige Kunstszene und eine einzigartige Küche. In dieser Beschreibung erfahren Sie, was Sie über Liège wissen müssen, von seiner
faszinierenden Geschichte und Kultur bis hin zu seinen
Sehenswürdigkeiten, die man gesehen haben muss, und köstlichen
Speisen und Getränken.
Liège hat eine lange und
faszinierende Geschichte, die bis in die Prähistorie zurückreicht.
Die Stadt war bei den Römern als Leodium bekannt und wurde später
zu einem wichtigen Zentrum des Christentums. Heute ist Liège eine
bedeutende Stadt und Gemeinde Walloniens und die Hauptstadt der
belgischen Provinz. Als kulturelles Zentrum Walloniens bietet Liège zahlreiche Attraktionen für Besucher, darunter Konzertsäle,
Theater, eine Oper und viele schöne Museen. Besonders hervorzuheben
sind die Museen der Schönen Künste, die einige der
beeindruckendsten Kunstwerke der Region präsentieren. Wegen seiner
reichen Geschichte bleibt Liége eine moderne und dynamische Stadt.
Sie zeigt wenig Alterung und ist – obwohl hohe Arbeitslosigkeit wie
bei uns in den neuen Bundesländern herrscht - immer noch das
wichtigste wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Region.
Liège beherbergt auch mehrere Sehenswürdigkeiten und Wahrzeichen, die man
gesehen haben muss. Eine der berühmtesten ist der Montagne de Bueren
mit einer 374-stufigen Treppe, die zu einem wunderschönen
Panoramablick über die Stadt führt. Das US Memorial Wereth ist ein
weiteres wichtiges Wahrzeichen, da es den Soldaten Tribut zollt, die
im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren haben. Der Coteaux de la
Citadelle ist ein wunderschöner Park, der einen atemberaubenden
Blick auf die Stadt bietet, die Zitadelle selbst ist nur 200 m neben
dem oberen Ende der de Bueren-Treppe imposant auf die Kuppe gebaut,
während der Gare de Liège-Guillemins ein Meisterwerk postmoderner
Architektur ist, das einen Besuch wert ist. Zusätzlich zu diesen
Wahrzeichen beherbergt Lüttich auch mehrere hervorragende Museen,
darunter La Boverie, Musée Curtius und Aquarium-Muséum de Liège. Der berühmte Autor Georges Simenon, Erfinder der Figur des Kommissars Maigret, dem er Dutzende Romane widmete, wurde in Liège am 12. Februar 1903 geboren. Hier begann er mit 16 Jahren seine journalistische und schriftstellerische Laufbahn.
Gare de Liége-Guillemins Bildnachweis Rike (pixelio)
Ab dem 8. Jahrhundert war Liège die Residenz der Bischöfe (zu
ihnen gehörte auch Maastricht/NL).
Liège war eines der Zentren der
ersten industriellen Revolution Ende der 1830er Jahre. Hier
entstanden viele Militärunternehmen, darunter die berühmten
Gewehrfabriken, die auch während des Ersten und Zweiten Weltkriegs
auf Hochtouren für die Besetzer arbeiteten. In den 1880er Jahren
wurden in Belgien jährlich so viele Jagdwaffen hergestellt wie in
allen anderen europäischen Ländern zusammen – mehr als eineinhalb
Millionen Gewehre! John Moses Browningschuf 37 Modelle von gezogenen
Waffen und 18 Modelle mit glattem Lauf und erhielt 128 Patente für
seine neuen Erfindungen. Er arbeitete ab seinem 7. Lebensjahr, mit 13
Jahren sammelte er seine erste Waffe. Browning starb an seinem
Schreibtisch im Konstruktionsbüro seines Sohnes Val Browning in Liège an einem Herzstillstand, als er an den Entwürfen für eine
neue Selbstladepistole arbeitete. Eine
wichtige Rolle spielt auch seit 1889 die Waffenproduktion von FN Herstal. Sie stellt in erster Linie Kriegswaffen und Waffen für staatliche Einrichtungen/Polizei, z.B. in den USA her. FN Herstal produzierte auch bis 1960/70 Automobile, Motorräder und Nutzfahrzeuge (LKW, Busse).
Eines der bedeutendsten Unternehmen in der Region Liège war die Firma John Cockerill(Metallurgie, Maschinenbau, einschließlich Herstellung von Dampflokomotiven). In den 1950er und 1960er Jahren entwickelte sich Liège zu einem Zentrum für Kohle und Stahl. In den 1970er Jahren geriet die Lièger Industrie aus der Verlangsamung kurzfristig sogar in einen starken Niedergang. Seit dieser Zeit ist die Region von einer dauerhaft hohen Arbeitslosigkeit betroffen (26,3 %). Liège hat weiterhin eine Bedeutung als wichtiger Flusshafen und Touristenzentrum sowie als regionaler Wirtschaftsbrennpunkt.
Kein Besuch in Liège/Lüttich wäre vollständig, ohne einige seiner köstlichen Speisen und Getränke zu probieren. Die Stadt ist für ihre einzigartige Küche bekannt, zu der Gerichte wie Boulets Sauce Lapin à la Liègeoise, Sirop de Liège, Fromage de Herve, Bouquet des Moines und Boudin blanc de Liège gehören. Einer der besten Orte, um diese Gerichte zu probieren, ist der Lebensmittelmarkt von La Grand Poste, der 7 Tage die Woche hochwertiges Streetfood anbietet. Für diejenigen, die etwas Süßes bevorzugen, ist Lüttich auch für seine Waffeln bekannt, die aus einem speziellen Teig hergestellt werden und oft mit Schlagsahne oder Obst serviert werden. Etwas außerhalb der Stadt gibt es auch mehrere Brauereien, die einen Besuch wert sind, darunter die Abtei du Val-Dieu, die die Tradition des Brauens von Trappistenbier in der Region wiederbelebt hat.
Sie bemerken, dass Liège/Lüttich eine faszinierende Stadt ist, die für jeden etwas zu bieten hat. Ob Sie sich für Geschichte und Kultur, Kunst und Industrie, Architektur oder Essen und Trinken interessieren, in Liège werden Sie fündig. Es erwartet Sie eine wirklich beeindruckende gemütliche, aber auch geschäftige Stadt.
Noch ein Wort zur Schreibweise: Lüttich hieß bis 1949 Liége, danach ragte der Accent nach links - Liège war geboren!