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Samstag, 29. März 2014

Fantasien zur Nacht: GAMIANI, Kap. 1.1, von Alfred de Musset


Alfred de Musset: Gamiani

1 Die erste Nacht

Mitternacht war schon vorüber; aber die Säle der Gräfin Gamiani strahlten noch in hellem Lichterglanz.
Von den Klängen einer berauschenden Musik erregt, gaben sich die Gäste der Lust des Tanzes hin. Von Geschmeide und Edelsteinen funkelten die prachtvollen Toiletten der Damen. Anmutig und liebenswürdig stand die Gräfin als Königin des Balles in der Mitte ihrer Gäste; man sah ihr den Triumph über das Gelingen ihres mit verschwenderischer Pracht veranstalteten Festes an, von dem schon wochenlang vorher ganz Paris gesprochen hatte. Mit freundlichem Lächeln hörte sie allen den schmeichelnden Komplimenten zu, womit die Anwesenden ihr den Zoll für die Einladung entrichteten.
Meiner Gewohnheit gemäß stand ich abseits, um Beobachtungen zu machen, und da war mir bereits manches aufgefallen, was mir allerlei Zweifel an der Gräfin erweckte. Daß sie eine vollendete Weltdame war, konnte ich nicht bestreiten. Aber wie stand es mit ihren moralischen Qualitäten? Es reizte mich, ihr Herz mit dem Seziermesser des Forschers zu untersuchen. Doch etwas Befremdliches, mir Unerklärliches hinderte mich daran, der Sache wirklich auf den Grund zu gehen. Aus dem Lebenswandel dieser Frau ließen sich keine Schlüsse ziehen; es schien mir daher unendlich schwer, das Rätsel ihres Daseins aufzuhellen. Daß ein solches Rätsel vorhanden sein müsse, sagte mir eine bestimmte Ahnung.
Sie war jung, Besitzerin eines riesigen Vermögens, eine Schönheit nach dem Geschmack der Durchschnittsmenschen. Trotzdem stand sie allein in der Welt; sie hatte keine Freunde. Ihr mochte ihre Individualität genügen, aber die Gesellschaft fragte sich verwundert, warum ein solches Weib unvermählt bleibe.
Böse Zungen hatten sich eifrig mit diesem Thema beschäftigt. Man erzählte sich viel, aber zu beweisen war nichts. Die Gräfin Gamiani blieb undurchdringlich.
Einige nannten sie eine Foedora, [Fußnote] ein Weib ohne Herz und ohne Temperament, andere sprachen die Vermutung aus, ihr Herz müsse einmal eine tiefe Wunde empfangen haben, und sie sei auch deshalb so kalt, weil sie neue Enttäuschungen vermeiden wolle.
Diese Fragen beschäftigten mich lebhaft; ich strengte alle meine Geisteskräfte an, um ihre Lösung zu finden. Aber vergeblich – eine befriedigende Antwort kam mir nicht in den Sinn. Ich wollte meine unfruchtbaren Bemühungen gerade aufgeben, da hörte ich plötzlich hinter mir den spöttischen Ausruf eines alten Lebemanns: »Bah! Sie ist eine Tribade!« Dies Wort erleuchtete wie ein Blitz die Dunkelheit, die mich umgab. Jetzt war alles klar – in der Kette der Schlußfolgerungen fehlte kein Glied mehr; alle Widersprüche waren gelöst. Eine Tribade! Oh, dieses Wort schlägt mit seltsamem Klange an unser Ohr! Es ruft in unserer Phantasie eigentümlich verschwommene Bilder unerhörter Sinnenlüste hervor. Wir denken an eine Raserei der Wollust, an eine sinnlose Trunkenheit des Geschlechtstriebes, an ein furchtbares Genießen, das ewig unvollkommen bleibt. Vergeblich suchte ich diese Gedanken mir fernzuhalten; im Nu hatten sie meine geschlechtliche Phantasie in Feuer und Flammen gesetzt. Schon sah ich die Gräfin mit aufgelösten Haaren, nackt in den Armen eines anderen Weibes – keuchend, von Wollust erschöpft und trotzdem immer noch von unbefriedigten Begierden gepeinigt. – Mein Blut war siedend heiß, es wirbelte mir vor den Augen – halb betäubt sank ich auf ein Sofa.
Als ich mich wieder erholt hatte, stand in mir der Entschluß fest, um jeden Preis der Gräfin ihr Geheimnis zu entreißen. Mit nüchterner Überlegung erwog ich die Mittel und Wege, um zu diesem Ziele zu gelangen.
Ich beschloß endlich, Gamiani während der Nacht zu beobachten und mich zu diesem Zweck in ihrem Schlafzimmer zu verstecken. Gerade ihrem Bett gegenüber befand sich die Glastür des Ankleidezimmers. Ich erkannte sofort, daß dies der beste Beobachtungsposten sei. Einige Kleidungsstücke, die an der Wand hingen, boten ein leidliches Versteck. Ich verbarg mich hinter ihnen und beschloß, die Stunde des Hexensabbats zu erwarten. Kaum war ich in meinem Versteck, da erschien die Gräfin. Sie rief nach ihrer Kammerzofe, einem jungen Mädchen von dunkler Hautfarbe und mit üppigem Busen.
»Julie«, sagte sie, »ich brauche dich heute abend nicht. Du kannst zu Bett gehen... Ach, und was ich noch sagen wollte – solltest du in meinem Zimmer Geräusche hören, so kümmere dich nicht darum. Ich will allein sein.« Diese Worte ließen dramatische Ereignisse erwarten; ich wünschte mir Glück zu meinem kühnen Entschluß.
Die Gräfin hatte sich wieder zur Gesellschaft begeben. Immer schwächer wurde allmählich das Stimmengemurmel, das zu meinem Winkel herüberdrang. Endlich hatten alle Gäste sich entfernt, und Gräfin Gamiani blieb allein mit einer ihrer Freundinnen, Fräulein Fanny B***. Es dauerte nicht lange, und ich hatte sie im Schlafzimmer vor meinen Augen und hörte ihr Gespräch.
Fanny: Was für ein Mißgeschick! Der Regen fällt in Strömen, und kein Wagen ist zu haben!
Gamiani: Auch ich bin untröstlich, daß Ihnen das passieren muß. Leider kann ich Ihnen nicht helfen: mein Wagen ist zum Ausbessern beim Stellmacher.
Fanny: Meine Mutter wird sich beunruhigen.
Gamiani: Machen Sie sich darum keine Sorgen, liebe Fanny: Ihre Frau Mama weiß schon Bescheid; ich habe ihr sagen lassen, daß Sie die Nacht bei mir verbringen. Sie sind mein Gast.
Fanny: Sie sind wirklich zu gütig! Ich mache Ihnen gewiß Ungelegenheiten.
Gamiani: Aber nein! im Gegenteil: ein großes Vergnügen! Ich sehe darin ein entzückendes Abenteuer. Ich schicke Sie nicht in eines von meinen Fremdenzimmern, lassen Sie uns die Nacht beisammenbleiben.
Fanny: Warum? Ich werde Sie im Schlafe stören.
Gamiani: Aber machen Sie doch nicht so viele Umstände! Nehmen Sie an, wir seien zwei junge Freundinnen – Pensionsfreundinnen.
Ein sanfter Kuß bekräftigte ihre zärtlichen Worte.
Gamiani: Ich werde Ihnen beim Auskleiden helfen. Meine Zofe ist schon zu Bett; aber wir brauchen sie ja auch gar nicht.
Nein! Dieser entzückende Leib! Glückliches Mädchen! Ich bewundere Ihren Wuchs! Fanny: Sie finden ihn wirklich schön?
Gamiani: Entzückend!
Fanny: Ach! Sie wollen mir ja nur schmeicheln.
Gamiani: O wie wundervoll die Weiße Ihrer Haut! Man könnte eifersüchtig darauf werden.
Fanny: Nein, das brauchen Sie nicht. In diesem Punkte kann ich's mit Ihnen nicht aufnehmen. Nein – wirklich und wahrhaftig: Sie sind weißer als ich.
Gamiani: Was fällt Ihnen ein, liebes Kind... Aber ziehen Sie sich doch ganz aus! Machen Sie's doch wie ich. Wovor genieren Sie sich denn? Sie tun ja gerade, wie wenn ein Mann im Zimmer wäre. Da! Sehen Sie sich doch im Spiegel!... Was meinen Sie, wie Paris sich beeilen würde, Ihnen den Apfel zuzuwerfen... Die Spitzbübin! Sie lächelt, weil sie sieht, wie schön sie ist. Man muß Sie küssen – auf Ihre Stirn, auf Ihre Wangen, auf Ihre Lippen. Überall sind Sie schön – überall!
Vor Wollust glühend, bedeckte der gierige Mund der Gräfin Fannys Leib mit unzähligen Küssen.
Sprachlos, zitternd ließ Fanny alles über sich ergehen. Sie begriff nicht, was Gamiani von ihr wollte.
Es war ein entzückender Anblick, dieses Paar nackter Frauengestalten: Wollust, Grazie, sinnliches Sichgehenlassen, zaghafte Scham! Eine Jungfrau, ein Engel in den Armen einer rasenden Bacchantin!
Und alle diese Schönheiten waren meinen Blicken ausgeliefert! Das Schauspiel brachte meine Sinne in den höchsten Aufruhr.
Fanny: O was machen Sie denn? Lassen Sie doch, Frau Gräfin, ich bitte Sie... Gamiani: Nein, nein, meine Fanny! Mein Kind, mein Leben, meine Wonne! Du bist zu schön! Ich liebe dich! Ich liebe dich rasend! Ich bin wahnsinnig!
Vergebens sträubte sich das schöne Kind. Küsse erstickten ihr Schreien. Gamiani umarmte sie, umschlang sie – aller Widerstand war vergeblich. Rasend vor Leidenschaft schleppte sie sie an ihr Bett -sie warf sie darauf hin, wie ein wildes Tier seine Beute.
Fanny: Was ist Ihnen denn? Um Gottes willen, Frau Gräfin – das ist ja entsetzlich! Lassen Sie mich los, oder ich schreie! Sie machen mir angst!
Gamiani antwortete nur mit immer heißeren, immer stürmischeren Küssen. Fester nur umschlangen sie ihre Arme – die beiden Leiber waren zu einem einzigen verschlungen.
Gamiani:Fanny! Sei mein! Sei ganz und gar mein! Komm! Nimm mein Leben hin! Nicht wahr – das ist Wonne? Wie du zitterst, süßes Kind! Ah! Du ergibst dich mir!
Fanny: Es tut weh! Es tut weh! Sie töten mich! -Ach – Ich sterbe...
Gamiani: Ja, so ist's recht! Presse dich an mich, meine Kleine, mein goldenes Lieb! Drücke mich... immer noch fester! Wie schön sie ist im Liebesrausch! Wie wollüstig... Du genießt! Du bist glücklich!... O mein Gott!
Es war ein seltsamer Anblick. Mit glühenden Augen, mit aufgelösten Haaren rutschte die Gräfin auf ihrem Opfer hin und her, dessen Sinne jetzt ebenfalls zur höchsten Wollust entflammt waren. Die beiden Weiber hielten sich in den Armen, umklammerten sich mit aller Macht. Jeder Stoß der einen wurde von der anderen erwidert; jedes Stöhnen, jeder Seufzer erstarb in heißesten Küssen. Das Bett krachte von den wütenden Stößen der Gräfin.
Bald war Fanny erschöpft; wie vernichtet ließ sie ihre Arme niedersinken. Totenblaß lag sie unbeweglich da wie eine schöne Leiche. Gamiani raste weiter. Die Wollust brachte sie aufs Äußerste, aber sie vermochte nicht zur Krisis zu gelangen. Mit einem wilden Satz stürzte sie sich mitten ins Zimmer; wälzte sich auf dem Teppich, in immer neuen lasziven Stellungen ihre eigenen Sinne aufpeitschend; ihre geschäftigen Finger mühten sich vergebens, ihr die höchste Befriedigung zu verschaffen.
Dieser Anblick raubte mir vollends die Besinnung.
Im ersten Augenblick hatten Ekel und Entrüstung alle anderen Gefühle in mir übertäubt. Ich war in Versuchung, vor die Gräfin hinzutreten, sie mit der ganzen Wucht meiner Verachtung zu Boden zu schmettern. Aber meine Sinne waren stärker als meine Vernunft. Das Fleisch – das unbändige, zuckende Fleisch triumphierte! Ich war betäubt, ich war wahnsinnig. Die Kleider riß ich mir vom Leib, und nackt, glühend, fürchterlich stürzte ich mich auf die schöne Fanny. Kaum hatte sie so viel Zeit, dieses neuen Angriffs gewahr zu werden, da war ich schon Sieger. Ich fühlte ihren geschmeidigen zarten Leib erschauern, unter meinem Leibe sich hin und her bewegen, jeden meiner Stöße erwidern. Wie glühende Pfeile kreuzten sich unsere Zungen, unsere beiden Seelen verschmolzen zu einer.
Plötzlich stöhnte Fanny: »O mein Gott – er mordet mich...!« Mit diesen Worten bäumte die Schöne sich empor, stieß einen Seufzer aus – und sank dann zurück, indem sie mich mit ihrer süßesten Liebesgabe überströmte.
»Ah, Fanny«, rief da auch ich. »Fanny – warte... nimm! Ah...!«
Und auch ich glaubte mein Leben zu verströmen. Welche Raserei der Liebe! Besinnungslos in Fannys Armen schwelgend, hatte ich nichts von den erbitterten Angriffen bemerkt, die die Gräfin gegen mich gerichtet hatte.
Unser Seufzen, unser Schluchzen hatte auch sie aus ihrem Taumel erweckt; vor Wollust und Neid außer sich, hatte sie sich auf mich gestürzt, um mir ihre Freundin aus den Armen zu reißen. Ihre Arme umschlangen und schüttelten mich, ihre Finger krallten sich in mein Fleisch, ihre Zähne verbissen sich in mich. Die Berührung von zwei Frauenkörpern, die beide von der höchsten Liebesleidenschaft erregt, beide von Wollust durchglüht waren, rief meine ermatteten Sinne wieder ins Leben zurück, verdoppelte, verdreifachte meine Begierden. Ich war ganz und gar Feuer. Machtvoll, siegreich blieb ich als Herrscher in Fannys Schoß. Mein Wille herrschte in diesem Knäuel von drei ineinander verschlungenen, verstrickten Menschenleibern. Ein Griff, und ich packte mit aller Kraft Gamianis Schenkel und hielt sie gespreizt oberhalb meines Kopfes.
»Gamiani!« rief ich. »Du bist mein! Leg dich vornüber, stütze dich fest auf deine Arme!« Gamiani begriff, was ich wollte, und ich konnte in aller Bequemlichkeit meine nimmersatte Zunge an ihrer heißen Scham spielen lassen. Sinnlos vor Wollust liebkoste Fanny mit tausend Küssen die wogenden Brüste, die sich über ihrem Gesicht hin und her bewegten. Im Nu war die Gräfin besiegt. Sie stammelte: »Wie das brennt! Zuviel...! Gnade...! O welche Wollust! Du machst mich tot...! Gott...! Ich ersticke!« Und wie eine leblose Masse sank Gamianis Leib zur Seite.
Fannys Erregung aber steigerte sich nur noch mehr. Sie warf ihre Arme um meinen Hals, umschlang mich, preßte mich an sich, kreuzte ihre Beine über meinen Lenden. Dann kamen stoßweise abgerissene Laute: »Liebster! Geliebter!... Gib dich mir!... Gib mir alles!... Nicht so heftig... Ein bißchen... Halt... Ah... so... so... Schneller!... Schneller doch!... O ich fühl's... ich... spritze... ich...«
Und starr, bewegungslos, lagen wir aufeinander, Mund an Mund gepreßt. Aber wir spürten kaum unsere fast erloschenen Atemzüge. Allmählich kamen wir wieder zu uns. Alle drei erhoben wir uns und starrten uns einen Augenblick verständnislos an.
Die Gräfin wurde sich als erste über die Situation klar. Ihrer Raserei sich schämend, warf sie sich schnell ein Hemd über. Fanny verbarg sich unter den Bettüchern und fing an zu weinen wie ein kleines Kind, das sich seiner Schuld bewußt wird, wenn diese begangen und nicht wiedergutzumachen ist.
Gamiani aber wandte sich zu mir und rief zornig: »Mein Herr, das ist ein recht erbärmlicher Überfall! Ihre Handlungsweise ist schändlich, hinterlistig, gemein! – Ich schäme mich Ihretwegen!« Ich wollte mich verteidigen, aber sie rief: »Oh, schweigen Sie nur! Sie sollten wissen, daß eine Frau niemals dem Manne verzeiht, der sich ihre Schwachheit zunutze gemacht hat!« Ich suchte mich so gut wie möglich herauszureden. Ich schwor ihr, ihre Kälte habe in mir eine verhängnisvolle, unwiderstehliche Leidenschaft erweckt, habe mich zur Verzweiflung gebracht, und so sei mir nichts anderes übriggeblieben als List und Gewalt.
»Übrigens«, so schloß ich, »können Sie wirklich glauben, Gamiani, ich würde jemals ein Geheimnis mißbrauchen, dessen Besitz ich mehr noch dem Zufall als meinem kühnen Handstreich verdanke? O nein! Das wäre denn doch zu unedel! Niemals, niemals in meinem Leben werde ich die Verzückungen dieser Augenblicke vergessen, aber ichwerde sie verschweigen, in mein Inneres verschließen. Habe ich gefehlt – nun, so bedenken Sie auch, daß eine rasende Begier mir in der Seele tobte. Oder noch besser, vergessen Sie alles und denken auch Sie nur noch an die Wonnen, die wir zusammen genossen haben, die wir uns jeden Augenblick von neuem verschaffen können... Und Sie, Fräulein Fanny, weinen Sie nicht! Tränen im Augenblick der Wonne? O nein! Denken Sie an weiter nichts als an die süße Glückseligkeit, die uns eben noch vereint hielt. Bewahren Sie sie in Ihrer Erinnerung wie einen glücklichen Traum, um den nur Sie ganz allein wissen! Ich schwöre Ihnen, niemals werde ich das Andenken an diese Stunde der Seligkeit beflecken, indem ich zu anderen davon spreche!«
Gamianis Zorn legte sich, Fannys Tränen versiegten. Wir wußten selber nicht, wie es kam – aber plötzlich waren unsere Glieder wieder ineinander verschlungen, und wir wetteiferten in toller Lustigkeit, in Küssen, in Liebkosungen. Und ich rief:
»O meine schönen Freundinnen! Verbannen wir die Furcht von dieser Stätte der Freude! Rückhaltlos – wie wenn diese Nacht die letzte wäre – wollen wir uns der Liebe, der Wollust überlassen!«
»Ja!« rief auch Gamiani. »Der Würfel ist gefallen. Auf zur Lust! Komm, Fanny! Küß mich doch, du tolles Ding! Da – meine Lippen. Laß mich dich beißen, laß mich an dir saugen, laß mich dich aussaugen bis aufs Mark. Alcide! Es ruft die Pflicht! Ah, du bist ein prächtiger Kerl! Wie reich dich die Natur ausgestattet hat!«
»Neid, Gamiani ? Wart, ich komme! Du verachtest die Wonne der Männerliebe – aber du wirst sie preisen, wenn du sie erst einmal so recht genossen hast. Bleib liegen, wie du liegst! Drücke den Unterleib noch weiter vor! Ah, wie du schön bist! Diese entzückende Stellung! Jetzt schnell, Fanny! Steig auf Gamiani hinauf und lenke du selbst meine drohende Waffe, den heißen Pfeil! Auf zum Angriff gegen die Festung! Los!... Nicht so, Gamiani! Das ist zu stark, zu schnell... ah! Du machst ja alle Wonne zuschanden!«
Die Gräfin warf sich wie eine Besessene unter mir hin und her. Fannys Küsse reizten sie mehr als alle meine Liebesmüh. Eine besonders heftige Bewegung Gamianis zerstörte die ganze Gruppe. Ich machte mir dies zunutze, um Fanny auf die Gräfin zu werfen und nunmehr mit aller Glut der Liebe das junge Mädchen anzugreifen. In einem Augenblick zerflossen, versanken wir in einem Meer von Lust.
Nach einer Pause sagte Gamiani lachend: »Was fiel dir denn auf einmal ein, Alcide, daß du plötzlich den Spieß umdrehtest?... O du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich verzeihe dir: Du hattest begriffen, daß du zu viel Wonne aufgabst, indem du deine Mühe an eine Fühllose verschwendetest. Aber was willst du? Ich habe das traurige Geschick, mit der Natur in Zwiespalt zu liegen. Ich träume nur noch von Furchtbarem, Greulichem, Niedagewesenem. Ich jage dem Unmöglichen nach... O ja! Es ist entsetzlich! Immer in Enttäuschungen sich verzehren! Immer wünschen – nie befriedigt sein! Meine Phantasie tötet mich... ach ja, ich bin sehr unglücklich!« In ihren Worten lag ein so starker Ausdruck von Verzweiflung, daß ich mich von Mitleid gerührt fühlte. Das Weib war böse – aber sie litt selbst am meisten darunter. Ich wollte versuchen sie zu trösten und sagte:
»Vielleicht ist das nur ein vorübergehender Zustand, Gamiani! Du liest wohl zu viel schlechte Bücher?«
»O nein, nein! Das ist es nicht... Aber hört mich an. Ihr werdet mich beklagen... vielleicht werdet ihr mich begreifen – und entschuldigen.« Und sie erzählte:
Gamianis Jugend
In Italien wuchs ich auf, im Hause einer Tante, die schon in jungen Jahren Witwe geworden war. Im Alter von fünfzehn Jahren sah ich in den Dingen dieser Welt nur die Schreckbilder, die der fromme Eifer der gläubigen Christen von ihnen entworfen hat.
Alle meine Gedanken gingen in Gott auf, und ich verbrachte alle meine Tage in Gebeten zum Himmel, er möge mich von den Qualen der Hölle verschonen.
Diese Seelenängste waren mir von meiner Tante eingeflößt worden; niemals versuchte sie sie durch irgendein Zeichen von Zärtlichkeit zu beschwichtigen. Trost und Frieden fand ich nur im Schlaf. Meine Tage schlichen traurig dahin wie die Nächte eines zum Tode Verurteilten. Nur ab und zu rief meine Tante mich morgens in ihr Bett. Da empfing sie mich mit zärtlichen Blicken, mit freundlichen Worten. Sie zog mich an ihren Busen, ich lag zwischen ihren Schenkeln, und plötzlich preßte sie mich in krampfhafter Umschlingung an sich. Wild warf sie sich hin und her, ihr Kopf sank zur Seite – in einem wahnsinnigen Auflachen verlor sie die Besinnung. Erschreckt, keiner Bewegung fähig, sah ich sie an. Ich glaubte, sie hätte einen epileptischen Anfall ...
Eines Tages hatte sie eine lange Unterredung mit einem Franziskanermönch; zuletzt wurde ich hereingerufen, und der ehrwürdige Pater hielt folgende Ansprache an mich: »Liebe Tochter, du bist jetzt erwachsen. Der böse Feind kann schon sein Auge auf dich geworfen haben. Wenn du nicht rein und makellos bist, können seine Pfeile dich treffen. Hat aber keine Sünde dich besudelt, so bist du unverwundbar. Durch Schmerzen hat unser Herr Christus die Welt erlöst; durch Schmerzen wirst auch du dich von deinen Sünden erlösen. Bereite dich darauf vor, das Martyrium der Erlösung zu bestehen. Bitte Gott um die nötige Kraft und den nötigen Mut. Heute abend wirst du die Prüfung zu bestehen haben... Geh in Frieden, mein Kind!« Meine Tante hatte mir schon seit mehreren Tagen fortwährend davon gesprochen, daß man durch Leiden, durch Martern sich von seinen Sünden loskaufen müsse.
Die Worte des Mönchs erschreckten mich. Ich eilte hinaus. Als ich allein war, wollte ich beten, meine Zuflucht zu Gott nehmen. Aber ich konnte an nichts anderes denken als an die mir bevorstehenden Schmerzen.
Gegen Mitternacht kam meine Tante zu mir. Sie befahl mir, mich nackt auszuziehen, wusch mich vom Kopf bis zu den Füßen und ließ mich ein langes schwarzes Kleid anziehen, welches um den Hals durch eine Schnur zusammengezogen wurde, hinten aber offen war.
Sie legte sich ein gleiches Kleid an, und wir fuhren in einem Wagen vom Hause fort. Eine Stunde später sah ich mich in einem großen Saal, der ganz mit schwarzen Stoffen ausgeschlagen war und durch eine einzige Lampe, die von der Decke herabhing, ein schwaches Licht empfing. Mitten in diesem Gemach befand sich ein Betschemel nebst einigen Kissen.
»Knie nieder, Nichte!« flüsterte meine Tante zu mir. »Bereite dich durch Gebete auf das vor, was dir bevorsteht, und ertrage mit Mut alle Leiden, die Gott in seiner Güte dir sendet!« Kaum war ich, gehorsam ihrem Gebote, niedergekniet, da öffnete sich eine Tür. Ein Mönch, der in derselben Weise gekleidet war wie meine Tante und ich, trat an mich heran, indem er einige Worte vor sich hinmurmelte. Plötzlich schlug er von hinten meine Rockschöße auseinander, so daß die ganze Rückseite meines Körpers entblößt war. Ein leichtes Zittern rann unwillkürlich durch die Glieder des Mönches. Offenbar brachte ihn der Anblick meines nackten Fleisches außer sich. Seine Hand betastete meinen ganzen Rücken, besonders meine Hinterbacken, und verweilte dann etwas weiter unten.
»Dies ist der Körperteil, womit das Weib sündigt; an diesem Körperteil muß sie Schmerzen leiden«, sagte eine Grabesstimme.
Kaum waren diese Worte erklungen, so fühlte ich furchtbare Schläge auf mich herabsausen. Erst waren es Ruten, dann knotige Stricke mit Eisenkugeln an den Enden. Ich klammerte mich an den Betschemel und bemühte mich, nicht zu schreien. Aber vergeblich – der Schmerz war zu stark. Ich sprang auf und lief im Saal herum, indem ich rief: »Gnade! Gnade! Diese Qual kann ich nicht ertragen! Lieber tötet mich! Barmherzigkeit, bitte, bitte...«
»Elende, feige Seele!« schrie meine Tante entrüstet. »Nimm dir mein Beispiel zu Herzen!« Mit diesen Worten riß sie sich das Kleid vom Leib und warf sich mit gespreizten Beinen, ganz nackt, auf die Erde. Die Hiebe hagelten auf sie hernieder; unerbittlich schlug der Henker immer weiter. In einem Augenblick waren ihre Schenkel von Blut überströmt.
Meine Tante aber hielt unerschütterlich stand; sie rief sogar fortwährend: »Stärker! Ah! Immer noch stärker!«
Dieser Anblick brachte mich von Sinnen. Ich verspürte einen übernatürlichen Mut und rief, auch ich sei bereit, alles zu erdulden. Sofort sprang meine Tante auf, um mich mit glühenden Küssen zu bedecken. Der Mönch dagegen fesselte mir die Hände und legte mir eine Binde über die Augen.
Und nun begann erst die eigentliche, fürchterliche Marter: bald hatte mich der Schmerz völlig betäubt; ich vermochte keine Bewegung mehr zu machen, ich fühlte nichts mehr. Offenbar aber wurden noch andere Menschen gemartert: durch das Geräusch der Schläge hindurch hörte ich dumpfes Geschrei, Ausrufe, das Klatschen von Händen, die auf Menschenfleisch niederfielen. Dann wieder wahnsinniges, nervöses, krampfhaftes Gelächter, in denen sich die Orgien der Sinne Luft machen. Zuweilen übertönte die Stimme meiner Tante, vor Wollust röchelnd, diese ganze seltsame Symphonie, dieses Saturnal von Blut und Schmerzen. Später begriff ich, daß das Schauspiel meiner Folterung nur dazu gedient hatte, um abgestumpfte Sinne aufzustacheln. Jeder meiner unterdrückten, erstickten Seufzer gab der Wollust neuen Ansporn.
Endlich hörte der Henker auf; ohne Zweifel nur darum, weil er vor Müdigkeit nicht mehr konnte. Ich war vor Angst und Schmerz völlig unbeweglich, ich hatte mich in mein Schicksal ergeben: ich glaubte sterben zu müssen. Als ich aber nach und nach wieder zum Bewußtsein kam, empfand ich ein eigentümliches Zucken und Kitzeln: mein ganzer Leib brannte, alle meine Glieder zuckten und zitterten.
Wollüstig warf ich mich hin und her; eine unersättliche Begier heischte Befriedigung. Plötzlich umschlangen mich zwei kräftige Arme. Etwas mir unbekanntes Heißes, Steifes schlug gegen meine Schenkel an, glitt dann zwischen sie und drang plötzlich in meinen Leib ein. Mir war zumute, als würde ich auseinandergespalten. Ich stieß einen furchtbaren Schrei aus, der aber von lautem Gelächter übertönt wurde. Zwei oder drei neue Stöße – und der Riesenpflock war seiner ganzen Länge nach in mich eingedrungen. Meine blutüberströmten Beine umschlangen die Schenkel meines Angreifers, und es war, wie wenn unser Fleisch sich vermischte und zu einem einzigen Leibe verschmölze. Meine Adern waren strotzend voll, alle meine Sehnen bis zum Zerspringen angespannt. Die Stöße folgten sich mit unglaublicher Geschwindigkeit und versetzten mich in eine solche Glut, daß es mir vorkam, als hätte man mir ein glühendes Eisen in den Leib gestoßen.
Bald schwanden mir die Sinne; ich glaubte im Himmel zu sein. Eine heiße, schleimige Flüssigkeit überströmte mich, drang bis in mein Innerstes ein – ich glaubte sie bis ins Mark meiner Knochen zu spüren... Es war zu viel... Auch aus mir schoß es hervor wie ein glühender Lavastrom. Ich fühlte, wie ein brennender, beizender Saft sich ergoß. Wild und immer wilder stieß ich, damit er noch reichlicher flösse. Dann versank ich erschöpft in einen Abgrund unerhörter Wollust.
Fanny: Gamiani, wie du zu malen weißt! Man spürt die Hölle im Leibe.
Gamiani:Das ist noch nicht alles. Bald wandelte sich meine Wollust in entsetzlichen Schmerz. Ich wurde auf die gräßlichste Weise vergewaltigt. Mehr als zwanzig Mönche stürzten sich wie wilde Kannibalen einer nach dem andern über mich her. Mein Kopf sank zur Seite. Wie ein Leichnam lag mein geschändeter Leib auf den Polstern. Man trug mich wie tot ins Bett.
Fanny: Infame Schlächterei!
Gamiani: Jawohl, infam! Ja, noch mehr als infam! Als ich wieder lebte, als ich endlich wieder gesund war, begriff ich die entsetzliche Verworfenheit meiner Tante und ihrer infamen Orgiengenossen, die nur noch der Anblick entsetzlichster Martern zu reizen vermochte. Ich schwor ihnen tödlichen Haß. Und dieser Haß erstreckte sich bald ohne Ausnahme auf alle Männer. Der Gedanke, die Liebesbezeugungen eines Mannes zu erdulden, war mir ekelhaft. Ich gab mich nicht mehr dazu her, das elende Spielzeug ihrer Launen zu sein. Aber ich hatte ein glühendes Temperament, das nach Befriedigung schrie. Ich ergab mich der Onanie und wurde von dieser erst später durch die sachverständigen Belehrungen geheilt, die mir die Nonnen des Klosters »Zum Herzen Jesu« erteilten. Diese Belehrungen gaben mir den Rest, verdarben mich ganz und gar...
Tränen erstickten Gamianis Stimme. Liebkosungen vermochten nichts bei dieser Frau. Um der peinlichen Szene ein Ende zu machen, wandte ich mich an Fanny und sagte: »Jetzt kommst du dran, schöne Kleine! Du bist in einer einzigen Nacht in gar viele Mysterien eingeweiht worden. Nun erzähle uns, wie es dir erging, als du zum erstenmal die Lust des Fleisches verspürtest!«
Fanny: Ich! O nein – das kann ich wirklich nicht erzählen!
Alcide: Deine Schamhaftigkeit ist hier nun wirklich nicht angebracht.
Fanny: O – es ist nicht deshalb. Aber nach der Erzählung der Gräfin wäre das, was ich berichten könnte, gar zu unbedeutend.
Alcide: Glaube doch das nicht, du liebe kleine Unschuld! Was sträubst du dich noch? Sind wir denn nicht durch die Wollust unserer Sinne zu einem einzigen Wesen geworden? Wir brauchen voreinander nicht mehr zu erröten. Wir haben alles getan – und so können wir auch alles sagen.
Gamiani: Da, Schönste – einen Kuß, zweihundert Küsse, wenn du willst! Laß dich doch bereden! Und sieh, wie verliebt Alcide ist – sieh, wie seine Manneswaffe dir droht!
Fanny: Nein, nein – laßt mich! Alcide, ich habe keine Kraft mehr.
Bitte, bitte... Gnade! Gamiani, wie bist du wollüstig!. .. Fort, Alcide!... Oh...
Alcide: Keinen Pardon, zum Donnerwetter! Entweder gibst du uns die Odyssee deiner Jungfernschaft zum Besten, oder Curtius stürzt sich mit Wehr und Waffen in... Fanny: Wenn ihr es denn durchaus wollt...

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Fantasien zur Nacht (Video): ISIS (gedreht am Schwarzen Meer)

Isis from Konstantin Alexandroff
Model: Koshka
Video: Konstantin Alexandroff
Style: Ksenija Gladushevskaja (Popova)
Music: Andrej Gladushevskij (Monocube)

This is a story of Isis, as we see it. Filmed at the Black Sea.

Freitag, 28. März 2014

Fantasien zur Nacht (Video): L'AFFRANCHIE (The Freedwoman)

L'AFFRANCHIE (The Freedwoman) - Art Film 

The discovery of the body and sexuality are the first steps which come right after the birth. But quickly, senses will find on their way dogmas and codes of the civilization. The freedwoman will have to fight for what she wants to be, a free human being.

Extravagante Videos: SHAKIRA, Empire ( nicht ganz so extra ...)





Unsere soziale Pflegeversicherung ist baufällig, das Denken der Verantwortlichen bereits inhuman - wir brauchen neue Konzepte!



Es besteht Modernisierungsbedarf

Dr. h.c. Jürgen Gohde, Vorstandsvorsitzender des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) und bis Dezember 2011 Vorsitz des Pflegebeirats der Bundesregierung hat bereits mit dem Gremium 2009 Vorschläge für einen neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff vorgelegt. Aber die Mühlen mahlen ja bekanntlich langsam in unserem Genehmigungssystem und im Widerstreit mit vielen anderen Interessen. Aktuell legt er in der Ärztezeitung dar, dass sich 20 Jahre nach Einführung der Sozialen Pflege-Versicherung (SPV) erheblicher Modernisierungs- und Handlungsbedarf zeigt. Es gibt kein Gesamtkonzept zurzeit.

Die Versorgung durch Angehörige wird mehr und mehr unattraktiver in diesem System, auch "die medizinorientierte und stationär dominierte Leistungsorientierung" zeigt Schwächen durch großen Fachkräftemangel. Hier muss man die Leute wirklich mal auffordern, sich umzuhören, den Berichten von Helfer(inne)n zuzuhören, die von "schnell, schnell" und "keine Zeit" berichten. Für 800 bis 1400 EUR brutto dreht sich das Pflegekarussell im Alltagsbetrieb zu schnell und zu oberflächlich ... weil es sonst nicht zu schaffen ist. Stichwort: Fachkräftemangel und Hilfskräfte aus dem Ausland zu Hause und im Heim sind heute normal. Haben sie schon mal überlegt, wie die Kommunikation dabei aussieht? Verständnisprobleme allenthalben. Der Fachmann Dr. Gohde:

"Weiter so geht es nicht. Die fehlende Dynamisierung der Leistungen hat im Wettbewerb einen Niedriglohnsektor entstehen lassen; die Ressourcen der Pflegeberufe wie der Angehörigen erodieren, Kostenbegrenzungen des Teilleistungssystems haben zu nicht bedarfsgerechten Leistungen geführt. Das Ziel der finanziellen Entlastung der Kommunen wird nicht mehr erreicht."

Es liegt auf der Hand: Es werden vernetzte Systeme zur Alltagsbewältigung gebraucht. Die vielbeschworene neue Kultur des Miteinanders und der geteilten Verantwortung muss erst einmal in den Köpfen der Bürger eingerichtet werden, um den Mix von Profis, Familien und Nachbarn vor Ort zu stärken. Also Politik, die hier das übliche Leistungs- und Entsorgungsdenken sowie die Wertlosstempelung des alten Menschens massiv auflöst!

Dr. Gohde spricht denn auch von einem "nationalen Aktionsplan, in dem die Gestaltungsfähigkeit der Kommunen durch klare Zuständigkeiten für eine gute Pflege vor Ort zurück gewonnen wird. Es geht um mehr als Geld."

Viele Ziele sind noch gar nicht bearbeitet

Leider hat sich mit der Einführung der SPV 1994 "ein schädlicher Prozess der Entpflichtung und Selbstentpflichtung der Kommunen hinsichtlich der Planung und Steuerung der Pflege-Infrastruktur begonnen; gleichzeitig hat die Einführung wettbewerblicher Elemente ambulante Versorgungsformen gefördert."

In dieser Minutenpflege gibt es weder eingliedernde noch vorbeugende Maßnahmen. Es ist alles nur ein oberflächliches Angebot der schnellen Pflege von körperlichen Beeinträchtigungen, der Mensch als erlebender Senior mit seinen Problemen steht nicht mehr im Mittelpunkt. Das ist eine Kapitulation der christlichen Ethik und Lehre, verordnet durch die Gesetze und Regelungen ...

Von ganzheitlich keine Spur!! Wer zu kurz kommt, das sind die Demenzpatienten, die Behinderten und Kinder. Seit 1994 besteht der Widerspruch zwischen dem Ziel einer ganzheitlich orientierten Pflege und einem Leistungsrecht, das sich vorrangig auf die somatischen Beeinträchtigungen konzentriert.

"Deshalb besteht die Notwendigkeit der Anwendung eines erweiterten, inklusionsorientierten Pflegebedürftigkeitsbegriffs (Beeinträchtigung der Selbstständigkeit eines Menschen), der von Expertenkommissionen des Bundesgesundheitsministeriums 2009 vorgelegt und in den Kernaussagen 2013 bekräftigt und zur Umsetzung empfohlen wurde. Seine Einführung ist überfällig.

- Seit 2009 ist die UN-Behindertenrechtskonvention geltendes Recht. Damit stellt sich die Notwendigkeit, das Verhältnis der SPV zur Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen zu klären." (Dr. Gohde)

Es ist klar und wird immer klarer, die aufwändigen teuren Minutenaktionen der Stationen können fast nichts erreichen. Das zeigen auch die Ausfälle der Mitarbeiterinnen in der Betreuung, die oft wegen Burn-out-Erscheinungen quittieren... In der Pflege zu Hause bestehen sehr oft Kommunikationsprobleme trotz allem - manchmal sogar vorbildlichem - Engagement der Polinnen, Ungarinnen oder anderen Osteuropäerinnen. Die Kommunen ziehen sich aus der Verantwortung zurück, Berlin ist weit weg, da hört keiner mehr hin. Sicher, manche Kommunen und Städte arbeiten mit eigenen und etwas effektiveren Modellen.

Aber was doch auch so entsetzlich deutlich wird: Der wichtige Lebensabschnitt des Alters, 
der alten Menschen, die Ruhe und Entspannung suchen, in Würde altern wollen, zählt nur in der offiziellen Berichterstattung zu den vorbildlichen Lösungen des Gemeinwohls. Viele sind schon ab 45 auf dem Arbeitsmarkt nichts mehr wert, Behindertenvermittlung nur für Hartz-IV-Bezieher oder an sich eine Witzkonstruktion, bis auf ein paar Vorzeigemaßnahmen, wo KFZ-Mechaniker im Rollstuhl bei der Arbeit gezeigt werden. Die Rente ist zu klein, die Verarmung im Alter schreitet sichtbar voran... Die Alterspflegeplätze für zwei Drittel der Senioren zu teuer! Demenzkranke Patienten um die 80 bekommen gar keine vollständige medizinische Behandlung mehr, um das Leben nicht zu verlängern! Unsere Werte sind im Eimer! Da hilft auch das Glockengebimmel nicht.

Auch Echo-Album des Jahres: ROBBIE WILLIAMS, Swings both ways, und Santiano, Mit den Gezeiten

Neben Helene Fischer / "Farbenspiel"und Andrea Berg / "Atlantis" wurden auch Robbie Williams / "Swings both ways" beehrt und Santiano / "Mit den Gezeiten"








Erlesene zeitgenössische Musik bei ECM im Osterangebot


Bei ECM NEW SERIES sind etliche CDs im Osterangebot. Wer 5 bis 6 EUR sparen möchte kann dies bei folgenden Alben:

Carlo Gesualdo: Tenebrae
The Hilliard Ensemble

Arvo Pärt: Te Deum
Estonian Philharmonic Chamber Choir, Tallinn Chamber Orchestra, Tõnu Kaljuste

Alfred Schnittke: Psalms of Repentance
Tõnu Kaljuste, Swedish Radio Choir

Arvo Pärt: Litany
The Hilliard Ensemble, Tõnu Kaljuste, Tallinn Chamber Orchestra, Estonian Philharmonic Chamber Choir, Saulius Sondeckis, Lithuanian Chamber Orchestra

Giya Kancheli: Lament
Gidon Kremer, Maacha Deubner, Jansug Kakhidze, Tbilisi Symphony Orchestra

Joseph Haydn: The Seven Words
Rosamunde Quartett

Morimur
Christoph Poppen, The Hilliard Ensemble

Arvo Pärt: Lamentate
Alexei Lubimov, The Hilliard Ensemble, Andrey Boreyko, SWR Stuttgart Radio Symphony Orchestra

Vladimír Godár: Mater
Iva Bittová, Milos Valent, Marek Stryncl, Solamente Naturali, Bratislava Conservatory Choir

Officium Novum
Jan Garbarek, The Hilliard Ensemble

Arvo Pärt: Adam's Lament
Latvian Radio Choir, Sinfonietta Riga, Vox Clamantis, Estonian Philharmonic Chamber Choir, Tallinn Chamber Orchestra, Tõnu Kaljuste

Valentin Silvestrov: Sacred Songs
Kiev Chamber Choir, Mykola Hobdych

Echo-Album des Jahres: DEPECHE MODE, DELTA MACHINE, Welcome to my world


Lesung in Kaiserslautern: MARTIN KRUMBHOLZ, Eine kleine Passion


Die Künstlerwerkgemeinschaft zeigt in Kooperation mit der "Blauen Blume"
am Sonntag, den 30. März um 18 Uhr, im Waldschlösschen
Bremerstraße 12, 67663 Kaiserslauternim Rahmen von "Wortzeit"

"Eine kleine Passion"

Buchvorstellung des Düsseldorfer Autors, Theater- und Literaturkritikers (Theater Heute, Süddeutsche, Züricher Zeitung) und Ex-Kaiserslauterers Martin Krumbholz.

Der Autor liest selbst ... in gewohnter, gemütlicher "Wortzeit" Atmosphäre.

Wollten doch kein ECHO 2014: FREI.WILD


Saarbrücken/Trier/Luxembourg: Events-Potpourri 12. bis 26.04.14

Cris Cosmo


  • Datum: 12.04.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Tuchfabrik
  • Ort: Trier

Echoes


  • Datum: 12.04.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Eisenbahnhalle
  • Ort: Losheim am See

Legends of Rock


  • Datum: 12.04.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Stadthalle
  • Ort : Lebach

Comeback Kid


  • Datum: 13.04.2014 - 19:00 Uhr
  • Location: Garage
  • Ort: Saarbrücken

Magic Life


  • Datum: 13.04.2014 - 16:00 Uhr
  • Location: Europahalle
  • Ort: Trier

Hansi Hinterseer


  • Datum: 14.04.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Saarlandhalle
  • Ort: Saarbrücken

TBB Trier - Brose Baskets Bamberg


  • Datum: 17.04.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Arena
  • Ort: Trier

Band of Skulls


  • Datum: 18.04.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Den Atelier
  • Ort: Luxembourg

Irie Révoltés


  • Datum: 18.04.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Centre Culturel Kulturfabrik
  • Ort: Esch-sur-Alzette

Matula vs. Love A


  • Datum: 20.04.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Garage
  • Ort: Saarbrücken

Ziggy Marley


  • Datum: 21.04.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Den Atelier
  • Ort: Luxembourg

Walk Off The Earth


  • Datum: 22.04.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Den Atelier
  • Ort: Luxembourg

Sweet


  • Datum: 23.04.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Garage
  • Ort: Saarbrücken

Eure Mütter


  • Datum: 24.04.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Europahalle
  • Ort: Trier

Samy Deluxe + Dlx Bnd


  • Datum: 24.04.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Garage
  • Ort: Saarbrücken

Ass Dur

  • Datum: 24.04.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Tuchfabrik
  • Ort: Trier

Hector Zamora: De Amor Y Libertad


  • Datum: 25.04.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Tuchfabrik
  • Ort: Trier

Rocknacht mit Dire Strats

Datum: 25.04.2014 - 20:00 Uhr
Location: Stadthalle
Ort: Bitburg

TBB Trier - Alba Berlin


  • Datum: 25.04.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Arena
  • Ort: Trier

Mr. Irish Bastard


  • Datum: 25.04.2014 - 19:00 Uhr
  • Location: Garage
  • Ort: Saarbrücken

Newcomerinnen aus Berlin: ELAIZA, Is it right

Die Newcomer-Band Elaiza aus Berlin wird Deutschland am 10. Mai beim Eurovision Song Contest (ESC) in Dänemark vertreten. Nicht jedermanns Wettbewerb, aber Elaiza kann wirklich was. Wir können stolz sein. Die drei Musikerinnen haben sich beim finalen Publikumsvoting gegen die populäre Band Unheilig durchgesetzt.


Serie: SHERLOCK HOLMES, Die betrogenen Titanic-Passagiere 07


Donnerstag, 27. März 2014

Good Sounds: Rémi Panossian Trio


Wie war's bei Nicole 's Music Night in Neunkirchen / Saar letzten Sonntag?



Nicole Jo(hänntgen), die Sympathie versprühende Saxophonistin mit Wurzeln im Saarland, Wohnort "hinter den 7 Bergen" in der Schweiz und weltweiten Auftritten bzw. Engagements hat ein Superpropjekt nach Neunkirchen / Saar gebracht: das erstklassige Rémi Panossian Trio aus Toulouse, Frankreich, das internationale Projekt SOFIA = Support Of Female Improvising Artists und ihre eigene Band "Nicole Jo. needs 2B funky" (1998 im Saarland gegründet und noch heute aktiv) an einem Abend in "Nicole's Music Night" zu vereinen.


Das RÉMI PANOSSIAN TRIO featured by NICOLE JOHÄNNTGEN bestand aus Rémi Panossian - Piano, Maxime Delporte - Bass, Frédéric Petitprez - Drums und Nicole Johänntgen - Saxophon und einem sehr guten Gast an der Trompete. Abwechselnd wurden jeweils eigene Kompositionen gespielt, und es zeigte sich dass die Musiker einen guten Nenner für ihre musikalischen Vorstellungen gefunden hatten. Nicole Jo. wies noch mal auf das sehr gute Klima zwischen ihnen hin und dass ihre musikalischen Wurzeln tatsächlich in Toulouse liegen. Ein sehr lebhaftes BLOW ME AWAY, das gleich zeigte, dass keine Monotonie zu erwarten war, sondern das totale Gegenteil. Lebendige, rasante und von Saxophon und Trompete getragene Rhythmen gingen über in FLUGMODUS, spürbar das Abheben des Fliegers, übergehend in den gleichmäßig kräftigen Doppelbrass-Sound von Sax und Trompete. Gefolgt von verspieltem Piano mit leichter Percussion zum gut gelaunten Bass und zurück zu aktiven Brass-Triebwerken. WORDS FOR NOWHERE (N.J.) beginnt mit funebralem Soundambiente, eine Elegie, ein Trauermarsch zur Bestattung löst sich in positiveren Klängen auf. RUNAWAY (RPT) ganz bildhaft das hektische Laufen transportierend mit Unterbrechungen im Takt, wie Leistungsverluste oder kurzes Stehenbleiben, die Anstrengung ist zu spüren, aber auch das Erreichen des Ziels, das Ankommen oder auch Aufgeben, je nach Sichtweise. In 3 DRINKING LAB (RPT) erlebten wir angeregte Gespräche von drei Herren am Pool beim Trinken und Diskutieren. Hektischer Jazz zeigt Echauffiertheit, angeregte Gespräche, das Hin und Her, der Alkohol tut seine Wirkung, am Ende geht alles über in ein endloses Gequassel ...

Nach der Umbaupause ein hochinteressanter Part mit den 7 Musikerinnen, die im Rahmen des Johänntgen-Projekts SOFIA gemeinsam mit dem Kanton Zürich und der Gleichstellungsstelle von Frau und Mann sowie weiteren Beteiligten für ein ausführliches Coaching und Musiktraining ausgesucht wurden und etliche Auftritte mit ihren jeweils eigenen Projekten hatten. Der Abschluss war nun Neunkirchen / Saar.
Karin Ospelt aus Liechtenstein sang nicht nur in ihrem Stück BIT BY BIT leicht manierten atonalen Jazz.
Olga Trofimowa, Posaune, beschrieb in ihrem Skyscraper-Stück FROM THE BASEMENT TO THE SKY die Vielfalt eines Wolkenkratzers.
Die Schlagzeugerin mit Studium in Verona ließ eine Löwin passieren in PER LA LEONESSA.
Die französische Pianistin Sophie Bordeaux führte uns eine sehr lebhafte, bewegte Nacht in ihrem gleichnamigen Stück vor.
Übrigens hatten drei der Frauen keine Schuhe an, nur Nylons, was man sonst bei Nicole Jo. feststellt. Die aber trug Stiefeletten an diesem Abend! Müssen wir das hinterfragen? Wahrscheinlich ein Teil des Coachings, die Bühne zu "spüren"...:-)
Und Stevie, als Katze geschminkt, hatte dieses Coole, Verlorene der Frauenrockbands mit hartem Sound. Sie bewegte sich zwischen New Age und Jazz, aber immer als Oxymoron zu ihrem mädchenhaften Erscheinen in ihrem Stück "Me, I don't mind".
Aus Toulouse war Carla Lautrec dabei, ein eigenwilliger Exorzistensound, diabolisch einsteigend, mit präpariertem Klavier und wildem Gitarrengefiepse. Alles steigert sich zu einem entsetzlichen Sturmwind und Charivari in einer Story, die in einer Straße spielt.
Ein sehr interessanter Part des Abends, voller Details, Vielfalt und Möglichkeiten.


Den Abschluss bildete NICOLE JO. NEEDS 2B FUNKY. Ganz in der Funk- und Fusion-Tradition verbindet die Band um Nicole Johänntgen sprechenden Ausdruck und erlebbare Sinnlichkeit in den Saxklängen der Bandleaderin mit virtuosen Keyboard-Grooves von Stefan Johänntgen, wildem und überzeugendem Schlagzeug von Elmar Federkeil und ausgezeichneten Bass-Soli von Philipp Rehm, der mit sehr viel Nachdrücklichkeit den E-Bass sehr gekonnt einsetzt.
Die Band experimentiert mit Sounds und Spieltechniken, schafft sehr viel Klangästhetik, natürlich in erster Linie durch die meisterlichen Improvisationen der Nicole Jo. So kamen etwa in dem psychodelischen NR ONE orientalische Stimmung auf, in NR TWO kam die Blue Point Steel Harp dank Elmar Federkeil zum Tragen und vermittelte vor allem Exotik. Ob es Fliegen- oder Wespengeschwader sind, die Nicole mit dem Sax zaubert, diese flirrenden Sounds werden mit Alphorn und Pferdegetrappel gemischt. Immer kann man bei ihren Songs eine lebendige epische Dichtung mit Noten erleben ...
In THE WAY, zu dem es eine Verfilmung von Loi Picaso gibt, stehen die Keyboards ihres Bruders im Vordergrund. Ein hektisches Treiben nimmt uns ein.
Ohne Monotonie hören wir klagendes, fast weinendes Sax, fröhliches, exotisches, hektisches, optimistisches, und vor allem rhythmisches, manchmal auch mit Bossa-Nova-Melancholie.
Das Publikum war sehr begeistert, ging mit, lebte mit und holte sich Zugaben. Ein Abend, den man lange nicht vergisst. Nicole Jo. wird im Spätjahr ihre neue CD in der Stummschen Reithalle vorstellen.



Extravagante Videos: LADY GAGA, G.U.Y.

Lady Gaga - G.U.Y. from Luiz Eduardo 

KURT WEIlL: Die Dreigroschenoper, Morgenchoral des Peachum (Ensemble Modern)



Der überaus hörenswerte 
Morgenchoral des Peachum

Rückenschmerzen? Vorsicht bei Opioiden und Operationen - der Nutzen ist kaum nachweisbar


Finger weg von Opioiden und Operation! 

Zu diesem Schluss kam Professor Arne May aus Hamburg. Wie Thomas Müller in der Ärztezeitung berichtete, werden bei chronischen Rückenschmerzen gerne Opioide verschrieben, obwohl sie kaum was nützen. Das wurde nun auch durch Studien belegt. Nach diesen Erkenntnissen sollten Ärzte den Geplagten auch nicht zu einer Operation raten.

Die Verwendung von Opioiden bei chronischen Lumbalschmerzen erfreue sich in den vergangenen Jahren einer zunehmenden Beliebtheit, auch zur Langzeittherapie. Tramadol sowie starke Opioide (Morphin, Hydromorphin, Oxycodon) zeigten in mehreren Studien im Vergleich zu Placebo zwar eine moderate Wirksamkeit beim Schmerz und auch auf die Funktionsfähigkeit, allerdings waren diese Effekte in zwei Vergleichsstudien nicht stärker als bei einer Therapie mit Antidepressiva oder Cox-2-Hemmern.

Für die Langzeittherapie gebe es bislang gar keine placebokontrollierten Studien, die eine Wirksamkeit und Sicherheit dokumentierten. Daraus zog die Professorin den Schluss: "Finger weg von Opioiden bei unspezifischem chronischem Rückenschmerz."

Als Beispiel für den nicht vorhanden Nutzen der Operatinen nannte sie eine aktuelle Langzeitanalyse von drei Studien mit zusammen 473 Patienten, die entweder über einen multidisziplinären und verhaltenstherapeutischen Ansatz behandelt wurden oder sich einer Spinalfusion unterzogen (Spine J 2013; 13: 1438).
Nach im Schnitt elf Jahren gab es keine klinisch signifikanten Unterschiede bei der Lebensqualität, der Schmerzwahrnehmung oder dem Grad der funktionellen Einschränkungen. Letztlich gebe es also auch keine Wahrscheinlichkeit für Spondylodesen und Facettengelenksblockaden bei unspezifischen chronischen Rückenschmerzen.
Auch hier ein klares Fazit: "Nicht operieren und den Patienten unbedingt von einer Op abraten."

KURT WEILL: Die Dreigroschenoper, Moritat von Mackie Messer (Ensemble Modern)


Frankfurt/Main, im Museum Angewandte Kunst: Kreative Oster-Workshops für Kinder



15. BIS 25. APRIL 2014

Osterferien 2014 im Museum Angewandte Kunst
Create – Du bist der Gestalter!

Praktisch, einfach und multifunktional – frei nach der Devise des Architekten und Designers Ferdinand Kramer können Kinder ab 6 Jahren in den Osterferien im Museum Angewandte Kunst selbst zum Gestalter werden. Passend zur Ausstellung Das Prinzip Kramer. Design für den variablen Gebrauch laden verschiedene Workshops dazu ein, nützliche und schöne Dinge zu entwerfen und herzustellen.

Ganz im Sinne Kramers, der etwa aus nur einer einzigen großen Holzplatte ein Möbel entwickelte, werden mit möglichst wenigen und teilweise recycelten Materialien Mode und Möbel erschaffen und damit die Themen Nachhaltigkeit und Wiederverwertbarkeit fokussiert.

Anmeldung und Information unter T +49 69 212 38522 oder per E-Mail an create.angewandte-kunst@stadt-frankfurt.de.

Alle Workshops im Überblick

Good Sounds: HEISSKALT, Bestehen


Buchtipp: Philisterburg, Jacques Decour


Jacques Decour: Philisterburg

Übersetzt aus dem Französischen und mit einem Vorwort versehen von Stefan Ripplinger
Kometen der Anderen Bibliothek No 6
März 2014
125 Seiten

Ein Franzose 1930 in Magdeburg: Das vorurteilslose, scharfsinnige, komische und tragische Porträt eines Landes vor dem Untergang. Sein Autor Jacques Decour: in Deutschland unbekannt – in Frankreich ebenso.

»Philisterburg ist eine Stadt von 300000 Einwohnern und liegt im Nordosten Preußens, an der Grenze zu Schlesien. Gotische Kathedrale, Zuckerrüben, Luther-Denkmal, Messgeräte, Kirchenfüchse. Bekannt für: Baumwolle, Gummiknüppel, Schokolade, Stahlhelme u.a. Alte Zitadelle, nach dem Versailler Vertrag geschleift; an der Stelle befindet sich nun eine öffentliche Grünanlage. Große Söhne der Stadt Philisterburg: keine.«

Jacques Decour (1910–1942) stammte aus Paris und arbeitete als Austauschlehrer ein Jahr lang in Magdeburg. Gemeinsam mit Jean Paulhan begründete er die Résistance-Zeitschrift Les Lettres francaises. 1942 wurde er von der Gestapo erschossen – sein Abschiedsbrief ist ein berührendes Dokument.