Alle Waffen gegen Hitler
Musik: Matwej Blanter
Text: Erich Weinert
Interpretation: Ernst Busch (1941)
Es dröhnt durch die Welt,
ihr herrisches Geschrei.
Auf ihren Spuren ist Brand und Tod.
Es folgt ihren Horden die Sklaverei,
und Galgen, Vernichtung und Tod.
Mit Trug und Betrug,
mit Meuchelmord und Blut,
entehrten sie Deutschland vor aller Welt.
Sie raubten und plünderten Hab und Gut,
und jagten Millionen ins Feld.
Ihr Völker der Welt,
die Waffen zur Hand,
zerschlagt die faschistische Brut.
Ihr deutschen Soldaten befreit
euer Land, brecht die feurige Wut,
das vergossen der Blut.
Schlagt die Hunde tot, die euch in diesem Krieg gehetzt,
und die Völker sind glücklich und frei.
Dreh um das Gewehr,
betrogener Soldat.
Verbrecher regieren im deutschem Land.
Dem Führern zu folgen ist Hochverrat,
und sinnlos der Tod am Wolgastrand.
Komm rüber, wenn du,
kein Arbeiterfeind.
Es ist kein Verrat, wenn mit Wille und Tat,
für ein freies Deutschland, das Volk sich eint,
und Schluss macht mit dem Hitlerstaat!
Ihr Völker der Welt,
die Waffen zur Hand,
zerschlagt die faschistische Brut.
Ihr deutschen Soldaten befreit
euer Land, brecht die feurige Wut,
das vergossen der Blut.
Schlagt die Hunde tot, die euch in diesem Krieg gehetzt,
und die Völker sind glücklich und frei.
Erich Bernhard Gustav Weinert war ein gelernter Lokomobilbauer, examinierter akademischer Zeichenlehrer und deutscher Schriftsteller. Der am 4. August 1890 in Magdeburg geborene Autor und Künstler war 1919 und 1920 als Lehrer an der von ihm schon als Schüler besuchten Magdeburger Kunstgewerbeschule tätig.
Anfang 1920 veröffentlichte er in der Zeitschrift der von ihm gegründeten Künstlergemeinschaft Die Kugel erste Gedichte. Ab 1921 hatte er im Leipziger Kabarett Retorte mit seinen Kabarett-Texten großen Erfolg. Die Texte wurden unter dem Titel „Der verbogene Zeitspiegel“ und „Der Gottesgnadenhecht und andere Abfälle“ publiziert. Ab Mai Ab 1923 trat Weinert auch in Berlin auf, und zwar im Künstlercafé Küka. Weinert veröffentlichte seine Texte in kommunistischen und linksbürgerlichen Zeitschriften, erhielt jedoch in Preußen Redeverbot. Seine politische Prägung erhielt er durch die sozialdemokratische Denkweise in seinem Elternhaus.
Weinert gehörte zu den Mitbegründern des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller, trat 1929 der KPD bei und war Mitarbeiter der Roten Fahne. 1930 begann seine Zusammenarbeit mit Hanns Eisler, dem Komponisten, und Ernst Busch, Sänger, Schauspieler, Regisseur.
Sein Weg unter brauner Herrschaft führte ihn über die Schweiz ins Saarland. Nach der Volksabstimmung und dessen Anschluss an Deutschland ging er 1934/1935 nach Paris, von dort zur Moskauer Parteigruppe der KPD. Diese Sektion war allerdings von stalinistischen Säuberungsaktionen betroffen, er nahm dennoch an der Parteiversammlung der deutschen Kommission des Schriftstellerverbandes der UdSSR im September 1936 teil, verließ jedoch Moskau und kämpfte von 1937 bis 1939 als Mitglied der Internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg, wo er als Frontberichterstatter tätig war. Im Februar 1939 wurde er monatelang im Lager Saint-Cyprien (Pyrénées-Orientales) interniert, wo er schwer lungenkrank wurde.
Er kehrte wieder nach Moskau zurück und war ab 1941 nach dem deutschen Überfall auf die
Sowjetunion auf sowjetischer Seite als Propagandist tätig. Mit seinen Gedichten bedruckte Flugblätter wurden in hoher Auflage hinter den deutschen Linien abgeworfen. Seine Texte waren die Basis von Antihitlerliedern, interpretiert von Ernst Busch, die den Soldaten als Schallplatten zugespielt wurden. In Moskau wurde bereits zu Beginn des Krieges mit der Produktion dieser Schallplatten begonnen, die Lieder von Ernst Busch enthielten. Erich Weinert hatte dabei die Aufgabe, alle Texte und Aufnahmen auf ihre Richtigkeit hin zu überprüfen.
Aus dieser Zeit stammt auch das Lied, das hier vorgestellt wird: "Alle Waffen gegen Hitler", das versuchte die deutschen Soldaten zu Ungehorsam und Kriegsverweigerung aufzurufen.
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Weinert, Pieck und General von Seydlitz |
1943 wurde er zum Präsidenten des Nationalkomitees Freies Deutschland gewählt, das Kontakte zu wichtigen Persönlichkeiten aufbaute, die Hitler bekämpfen wollten.
An seiner Seite General Walther von Seydlitz, der ruhmreiche Offizier, der den Kessel von Demjansk (Stalingrad) sprengen konnte, sich gegen Hitlers Befehl für den Rückzug seiner Armee einsetzte, aber durch den Hitler-Wahnsinn mit der 6. Armee niedergemacht wurde und in Gefangenschaft kam. Seydlitz engagierte sich sehr stark dafür, Hitler die Gefolgschaft zu verweigern. Er gründete den Bund Deutscher Offiziere (BDO) in Gefangenschaft und rief zur Waffenniederlegung bzw. Bekämpfung Hitlers auf.
Der BDO veröffentlichte am 11./12. September 1943 folgende Grundsatzerklärung:
„Wir, die überlebenden Kämpfer der 6. deutschen Armee, der Stalingradarmee, Generale, Offiziere und Soldaten, wir wenden uns an Euch am Beginn des fünften Kriegsjahres, um unserer Heimat, unserem Volk den Rettungsweg zu zeigen. Ganz Deutschland weiß, was Stalingrad bedeutet. Wir sind durch eine Hölle gegangen. Wir wurden totgesagt und sind zu neuem Leben erstanden. Wir können nicht länger schweigen! Wir haben wie niemand sonst das Recht, zu sprechen, nicht nur im eigenen Namen, sondern im Namen unserer toten Kameraden, im Namen aller Opfer von Stalingrad. Jeder denkende deutsche Offizier versteht, daß Deutschland den Krieg verloren hat. Das fühlt das ganze Volk. Wir wenden uns daher an Volk und Wehrmacht. Wir sprechen vor allem zu den Heerführern, Generalen, den Offizieren der Wehrmacht. In Eurer Hand liegt eine große Entscheidung! Das nationalsozialistische Regime wird niemals bereit sein, den Weg, der allein zum Frieden führen kann, freizugeben. Diese Erkenntnis gebietet Euch, dem verderblichen Regime den Kampf anzusagen und für die Schaffung einer vom Vertrauen des Volkes getragenen Regierung einzutreten. Verweigert Euch nicht Eurer geschichtlichen Berufung! Fordert den sofortigen Rücktritt Hitlers und seiner Regierung! Kämpft Seite an Seite mit dem Volk, um Hitler und sein Regime zu entfernen und Deutschland vor Chaos und Zusammenbruch zu bewahren!“
[1] (Wikipedia)
1946 kehrte Weinert nach Deutschland zurück und wurde, bereits schwer erkrankt, als Vizepräsident der Zentralverwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) tätig. Er starb am 20. April 1953 in Berlin.