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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Sonntag, 6. November 2011

CDs - Niveauvolles von ECM - Skala



Mathias Eick 
Skala
Mathias Eick: Trompete, Vibraphon, Gitarre, Kontrabass, Tore Brunborg: Tenorsaxophon; Andreas Ulvo: Klavier; Morten Qvenild: Keyboards; Audun Erlien: E-Bass, Torstein Lofthus: Schlagzeug; Gard Nüssen: Schlagzeug; Sidsel Walstad: Harfe
ECM, März 2011


Der norwegische Trompeter Mathias Eick fordert in "Skala" die Leistung von mehr Musikern - darunter zwei Schlagzeugern - und es gibt mehr Details in den Arrangements als in seinem Erstling "The Door" (2007). Was sich nicht geändert hat ist, dass der Schwerpunkt auf die lyrischen Soli im Mittelpunkt der Produktion gelegt wurde. Eicks elegante Trompete hat jetzt einen größeren Raum, in dem sie singen kann.
"Skala" wurde produziert wie eine Pop-Produktion. Statt in drei oder vier Tagen, begann das Projekt mit fünf Wochen in Oslo Cabin Recorder Studio. Am Anfang war Mathias meistens allein, skizzierte Demos auf eine Vielzahl von Instrumenten, dann lud er die Spieler ein - je nach Bedarf. Das Projekt benötigte dann noch das Pooka Studio und wurde erst in den Rainbow Studios fertiggestellt, wo es von Mathias, Co-Produzent Manfred Eicher und Ingenieur Jan Erik Kongshaug gemischt wurde.
"Edinburgh" wurde in der schottischen Stadt geschrieben, inspiriert vom norwegischen Komponisten Edvard Grieg und dem klagenden Schrei des Jan Garbarek-Saxophons. "Es ist nicht immer einfach, Stücke auf der Straße zu schreiben, aber manchmal blieb ich nach den Konzerten auf der Bühne - mit allem um mich herum: Verpackung, Instrumente - und versuchte ein paar Dinge, so entstand diese Melodie."
Eick beschreibt "June" als "Licht und friedlichen Gesang, eine Reminiszenz an Sommertagen". Das Stück integriert die klassische Harfe von Sidsel Walstad, derzeit im Norwegian Broadcasting Orchestra.
"Oslo", das Album mit der am meisten treibenden Melodie, ist ein "Lied von der Stadt. Es bringt die beiden Trommler ins Spiel. Es legt sie los." Das Stück beinhaltet auch wesentliche Beiträge des Keyboarders Morten Qvenild.
"Joni" ist natürlich für Joni Mitchell, deren Arbeit Eick seit langem bewundert. Ein konkreter Zusammenhang besteht zu "Both Sides Now" in der Orchesterfassung von Vince Mendoza.
"Biermann" ist nach dem Oslo-Haus benannt, das Eick bewohnte, ein Ort, einst dem deutschen Kaufmann J.F. Biermann gehörend, der zurück in das 19. Jahrhundert führt. "Ich denke, man könnte das Lied als eine Hommage an meinen Arbeitsplatz betrachten. ...es ist ein großartiger Ort, um etwas zu erledigen..."
"The Day After" verweist auf die 1970er-Jahre und wird von Quellen beeinflusst wie Jarrett, Garbarek und dem stampfenden Rock-Piano von Elton John. "Der Beat hat allerdings (...) nicht viel Verbindung zum Jazz (lacht). Am Ende ist er ein Pop-Groove..." 
"Epilogue" entwickelt "aus der einfachen Idee von Weichheit im Treffen mit roher Energie", die Trompete von Mathias im Selbstgespräch, begleitet von den Trommeln von Torstein Lofthus in Taifun-Stärke. "Tostein hat einen Ruf als einer der besten Rock'n'Roll-, Heavy Metal- und Jazz-Schlagzeuger in Norwegen. Er ist wirklich einer der Stars jetzt, und ich wollte zeigen, was er kann ..." Auf mehreren Strecken spielen Lofthus und Gard Nüssen im Schlagzeug-Dialog. Nüssen nahm Schlagzeugunterricht bei Audun Kleive (Schlagzeuger auf "The Door") ab dem Alter von sieben Jahren und hat sich zu einem viel bewunderten Spieler gemausert, zuletzt gewann er die norwegische Jazz-Meisterschaft mit der Band Puma. "Er ist sehr gut bekannt als besonders anerkannter Jazz- und Free-Jazz-Schlagzeuger in Norwegen, obwohl er auch im Pop-Kontext spielt ", sagt Mathias. 
Mathias Eick (geboren 1979) hatte seinen ersten Auftritt bei ECM mit 23 Jahren, wo er auf dem "Evening Falls"-Album von Gitarrist Jacob Young spielt. Von Anfang an reagierten die Kritiker sehr positiv auf sein Voltigieren mit den melodischen  Improvisationen, oft setzt man Vergleiche mit Kenny Wheeler. Wheeler gehört zu Eicks Trompeteneinflüsse, aber er hörte auch aufmerksam Chet Baker, Dizzy Gillespie, Clifford Brown, Ruby Braff, Tomasz Stanko, Nils Petter Molvaer, Arve Henriksen und vielen anderen markanten Spielern zu. "Ich wollte eine Tonlage, die eine Mischung ist aus all den Sounds, die ich liebte", sagte Eick dem Schriftsteller Thomas Erdmann.
Mathias Eick kooperierte mit vielen Komponisten und Musikern, so auch mit der finnischen Iro Haarla, Piano, Harfe (auf ihrem neu veröffentlichten Album "Vesper"). Er wurde mit einer Reihe von wichtigen Preisen ausgezeichnet, darunter der Internationale Jazz Award für neue Talente in 2007 und der Statoil Talent Award im Jahr 2009.

Freitag, 4. November 2011

Buchbesprechung: HypnoBirthing


Marie F. Mongan
HypnoBirthing
Der natürliche Weg zu einer
sicheren, sanften und leichten Geburt
Murnau 2008, Broschur, inkl. Audio-CD,
ca. 250 S., 19,95 €, Mankau Verlag


Viele werdende Mütter haben ein mulmiges Gefühl, wenn es langsam aber sicher in Richtung Geburt geht. Doch warum ist die Geburt für viele Frauen ein so traumatisches und schmerzhaftes Erlebnis? Und warum enden heute mehr als ein Viertel aller Geburten mit einem Kaiserschnitt?
Die Antwort von HypnoBirthing ist einfach: Die tief in unserer Kultur verankerte Angst der Frauen vor der Geburt bewirkt im Körper drei entscheidende Reaktionen – die Muskeln verkrampfen sich, die Durchblutung wird reduziert und bestimmte Stress-Hormone werden ausgeschüttet. Alle diese Reaktionen bedingen und verschlimmern die Geburtsschmerzen. Bei der Mongan-Methode wird diese Angst mithilfe von Hypnose-Techniken systematisch abgebaut, auch solche aus traumatisch erlebten Geburten.
Viele Schmerzen entstehen so erst gar nicht, die werdende Mutter kann sich tief entspannen und
ihr Körper seine Aufgabe wesentlich besser erfüllen.


Leider gibt es heutzutage die normale Geburt fast nicht.“
Ein Interviewauszug mit der Autorin (mit freundl. Genehm. d. Verlags)

„HypnoBirthing beruht auf der Annahme, dass eine Frau eine sichere, leichtere und angenehmere Geburt erfahren kann, wenn sie richtig vorbereitet und frei von Furcht ist.“ Im Gespräch erzählt Marie F. Mongan, Leiterin des HypnoBirthing-Instituts, über die erfolgreiche Geburtshilfe aus den USA.

Warum sind so viele Geburten mit Schmerzen und Komplikationen verbunden?
Mongan: Gesunde Frauen, die mit gesunden Kindern schwanger sind und deshalb zu einer niedrigen Risikogruppe gehören, erhalten viele falsche und wenige richtige Informationen. In der Mehrzahl der Fälle sollte es Frauen einer niedrigen Risikogruppe möglich sein, ihre Kinder normal und ohne besondere Vorkommnisse zur Welt zu bringen. Leider gibt es die normale Geburt heutzutage fast nicht. Die Verfahren zur Steuerung des Geburtsverlaufs, die als lebensrettende Maßnahmen für Frauen mit hohem Risiko entwickelt wurden, werden bei den meisten Frauen routinemäßig angewendet, unabhängig von ihrem Gesundheitszustand. Diese Verfahren sind oftmals von Schmerz begleitet und führen zu einer Kettenreaktion von Komplikationen und zusätzlichen Eingriffen – und somit folgt ein Verfahren auf das andere. HypnoBirthing-Kurse helfen Frauen, sich der Tatsache bewusst zu werden, dass sie dafür geschaffen sind, Kinder zu empfangen und zur Welt zu bringen; und da sie keine Angst haben, können sie ihre Gebärmuskeln ohne Schmerz oder besondere Vorkommnisse benutzen, genau so wie andere Muskeln auch.

Was ist und wie funktioniert HypnoBirthing?
Mongan: HypnoBirthing ist eine Geburts-Philosophie und gleichzeitig eine Geburts-Technik. Mithilfe eines gut durchdachten Programms, bestehend aus Entspannung, Visualisierung, Selbsthypnose, speziellen Atmungs- und Tiefenentspannungstechniken, lernen Eltern eine ruhige und sanfte Geburt für Mutter und Kind zu erwarten. HypnoBirthing beruht auf der Annahme, dass eine Frau eine sichere, leichtere und angenehmere Geburt erfahren kann, wenn sie richtig vorbereitet und frei von Furcht ist.
Kann man mit HypnoBirthing die Geburt seines Kindes bewusst erleben?

Mongan: Frauen, die ihre Kinder mit HypnoBirthing zur Welt bringen, sind in einem Zustand erhöhter Wahrnehmungsfähigkeit. Sie sind sich ihrer Umgebung und der Geburtserfahrung vollkommen bewusst. Hypnose erlaubt es einer gebärenden Mutter, alles auszublenden, was unnötigen Stress und daher Schmerz hervorrufen würde.

Welche Erfahrungen konnten Sie inzwischen mit Ihrer Methode machen?
Mongan: Die umfassendsten Daten über Geburten, die zurzeit in den USA vorhanden sind, stammen aus folgender Erhebung: Listening to Mothers II Report of the First National U.S. Survey of Women’s Childbearing Experiences vom Oktober 2006. Einige Daten liefert auch das Center for Disease Control and Prevention im Jahr 2004. Daher wurden diese Berichte benutzt, um einen Vergleich mit den Daten von HypnoBirthing-Paaren zu haben.Bei HypnoBirthing-Müttern ist die Kaiserschnittrate sehr viel niedriger als jene, die bei den oben genannten Erhebungen festgestellt wurde. Auch Frühgeburten und Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht sind bei ihnen seltener als der dort angeführte Durchschnitt. HypnoBirthing-Mütter benötigen während des Geburtsverlaufs viel seltener medizinische Eingriffe als andere Gebärende. Fast alle HypnoBirthing-Mütter waren mit HypnoBirthing zufrieden oder sehr zufrieden.

Gibt es HypnoBirthing inzwischen auch in Europa, insbesondere im deutschsprachigen Raum?
Mongan: HypnoBirthing gibt es in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich, auch in Belgien, den Niederlanden und Frankreich sowie in Dänemark und Island. Einen unglaublichen Erfolg hat HypnoBirthing in Großbritannien erlebt – mit über 250 Kursleiter/innen, die ausgebildet wurden, um Eltern, die ein Kind erwarten, in diesem Programm zu unterrichten.


Die Autorin
Marie F. Mongan ist Pädagogin, ehemalige College-Direktorin, klinische Hypnotherapeutin und Direktorin
des HypnoBirthing-Instituts. 1995 erhielt sie den National Guild of Hypnotists President's Award und
2000 den begehrten Charles-Tebbetts-Preis für ihre Verdienste, Hypnotherapie zu einer anerkannten
Methode zu machen. Frau Mongan wohnt in New Hampshire. Sie hat vier erwachsene Kinder, die sie
alle mit den Techniken zur Welt gebracht hat, auf denen HypnoBirthing basiert. Tausende zertifizierte
Kursleiterinnen und Kursleiter in aller Welt geben heute bereits entsprechende Kurse zur Geburtsvorbereitung, auch im deutschsprachigen Raum.

Mittwoch, 2. November 2011

Apéritif mit Kunst-Häppchen im Saalbau Homburg/Saar

Nachlese von Anke: Rudi Rubi


Wolfgang und Florentine Joop
Rudi Rubi
Lesung mit Wolfgang Joop
Audio Verlag 2005, 2 CDs mit Booklet, Laufzeit: 119 Min.

Rudi Rubi ist sehr sensibel - beim geringsten Anlass kommen ihm die Tränen. Seine Mitschüler lachen ihn aus, machen ihn zum Gespött. Eines Tages lernt er einen Bettler kennen, der über magische Kräfte verfügt. Die Welt verändert sich, Rubi wird vom Zauber in den Orient getragen und erfährt Wichtiges über sich selbst: Wie stark die Macht seiner Wünsche und Träume wirklich ist.


Auszüge aus dem Booklet-Interview:
Wer hatte die (Grund-)Idee für das Buch?
WOLFGANG JOOP:
An einem Sommerabend 2004 erfand ich die Figur Rudi Rubi. Dieser kleine Junge muss schon seit geraumer Zeit, unbemerkt, neben mir her gelaufen sein, bis er mich bat, mich hinzusetzen, um seine Geschichte aufzuschreiben. Ich habe dann meine Tochter Florentine gebeten, eine inzwischen professionelle Illustratorin, ihm Gestalt zu geben. (...) Uns beiden, Florentine und mir, war Rudi seltsam vertraut.
FLORENTINE JOOP:
Erstaunlicherweise wusste ich sofort, wie dieser kleine dicke Rudi aussieht. Wie eine gute Mutter, habe ich ihn hervorgehoben, habe ihn geleitet, ihm versucht  klarzumachen, dass er die Hauptfigur ist in dem Buch und ihn an einem roten Faden durch seine magischen Erlebnisse geleitet.

Wer hatte die Idee für den Tiitel? Wieso gerade dieser? 
WOLFGANG JOOP:
Rudis Mutter Ramona hatte Rudi nach dem Herzensbrecher Rudolpho Valentino genannt. Ein solcher hatte er nach dem Willen Ramonas werden sollen. Aus Rudolpho wurde nur Rudi. Darin liegt so eine rührende Enttäuschung. Eine Metapher dafür, wie banal die Realisierung hochfahrender Träume ausfallen kann, und wie selten nur wir die Erwartung unserer Eltern erfüllen!

Wie empfand Florentine Joop die Zusammenarbeit mit dem Vater? 
WOLFGANG JOOP:
Den Korrekturen meiner Tochter habe ich mich widerstandslos gebeugt - sie hat das Schreiben im Gegensatz zu mir ja gelernt. Außerdem ist sie vom Alter her naturgemäß dem Rudi etwas näher. 
FLORENTINE JOOP:
Mein Vater möchte ganz schnell mit allem fertig werden. Im Studium habe ich gelernt, dass die Dinge Zeit brauchen und sich entwickeln müssen. Mein Vater warf mir irgendwann eine Menge Zettel zu mit den Worten: »Weiter weiß ich nicht, mach mal, und wehe, ich muss das noch mal lesen!« Daran hab ich mich gehalten und habe ihn in Ruhe gelassen und habe mich lange Zeit ganz allein damit beschäftigt, den Text und die Bilder zu gestalten. Erst als beides so gut wie fertig war, habe ich ihn wieder einbezogen. Dazu gehört eine große Portion Vertrauen, sein »Baby« in die Hände von jemand anderem zu legen, aber ich den­ke, bei mir war es sicher gut aufgehoben.

War es schwierig den Text des Vaters zu redigieren und seine Figuren bildlich umzusetzen? Wie sind Sie vorgegangen?
FLORENTINE JOOP:
Erst einmal ist das immer eine schwierige Arbeit, Worte in Bilder zu wandeln,, da man nicht nur dem Geschriebenen folgen darf, sondern vor allem das Gemeinte umsetzt. Aber schließlich ist das mein Job, und das habe ich gelernt. Manchmal weiß ein Außenstehender besser, was der Autor eines Textes meint, und das sah ich in diesem Fall vielleicht am deutlichsten. Ich kenne ihn ja und seine Geschich­te, und dementsprechend habe ich, auftragsgemäß handelnd, teilweise rigoros gekürzt und andererseits einiges hinzugefügt. Die Bilder entwickelten sich der­weil im Kopf. Und da ist es dann nicht anders als sonst, dass sie ein Eigenleben entwickeln.

Finden sich in dem Buch, in einzelnen Figuren autobiographische Züge wieder? 
WOLFGANG JOOP:
Jeder Mensch, der irgendwann seinen eigenen Weg geht, ging als Kind durch Momente der Einsamkeit. Bis man verstehen lernt, dass dieses Anderssein eben auch und vor allem jene Einzigartigkeit ist, die uns Ungewöhnliches wagen lässt. Die Wandlungen und schmerzhaften Handlungen, die Rudi erlebt, dazu das Erle­ben von Wundern ist mir bekannt und hat mich bewegt, die Geschichte von Rudi Rubi zu erfinden.

Sonntag, 30. Oktober 2011

Buchbesprechung: Verschwiegene Wunden


Wunibald Müller
Verschwiegene Wunden
Sexuellen Missbrauch in der Kirche erkennen und verhindern
Mit einem Vorwort von Anselm Grün
München 2010, 222 Seiten, Broschur mit Umschlagklappen,
14,95 € (D), Kösel

Die katholische Kirche ist in Aufruhr. In bedrückend großer Anzahl treten Opfer sexuellen Missbrauchs ans Licht, ihre Verletzungen finden endlich Sprache. Kirchliches Personal, Priester, Mönche, Erzieher stehen unter Verdacht. Unbedingte Solidarität mit den Opfern macht einen differenzierten Blick auf die vielfältigen Ursachen der augenblicklichen Notsituation dringlich. Aktuell wurde die verhältnismäßig kleine Summe von 3 Mio € Entschädigungen für die Opfer gegenüber den Kosten des Papstbesuches in Deutschland von über 30 Mio € diskutiert. Es bleibt der fahle Nachgeschmack einer Geistlichkeit, die im Namen Gottes Missbrauch betreibt.
Wunibald Müller, erfahrener Psychotherapeut und Theologe, kennt die Situation sexuellen Missbrauchs in der Kirche aufgrund seiner täglichen Arbeit. Der renommierte Fachmann klärt für das Thema Missbrauch wesentliche Zusammenhänge (u.a. Zölibat, Homosexualität, unreife sexuelle Vorstellungen der Priester, Pädophilie). Er analysiert hierarchische Beziehungen, die zum Missbrauch führen können, und liefert spirituell und therapeutisch tragfähige Hilfestellungen, um der dramatischen Situation präventiv und nachhaltig zu begegnen.

»So schmerzlich für die Kirche die gegenwärtige Situation ist, in der täglich neue Opfer sich melden, für die Opfer ist es die Gelegenheit, ihre bisher verschwiegenen Wunden nicht länger zu verschweigen. Endlich ist ein Damm gebrochen, hinter dem so viel an seelischer Not, Scham, Hilflosigkeit, Angst und Schmerz zurückgehalten wurde. Jetzt kann für viele der Betroffenen der Heilungsprozess weitergehen. Das sollte auch von der Kirche gewürdigt werden, und die Zahl derer unter den Verantwortlichen, die das so sehen, wächst. Es handelt sich dabei um einen Heilungsprozess auf Opferseite, der natürlich auch positive Auswirkungen auf den Heilungsprozess haben kann, der dadurch für die Täter, aber auch die Kirche selbst ausgelöst wird, wenn sie die Chance dafür nutzen.«
Wunibald Müller

Dr.Wunibald Müller, geboren 1950, ist Theologe, Psychologe und Psychotherapeut. Er leitet mit Pater Anselm Grün OSB das Recollectio-Haus der Abtei Münsterschwarzach. Seit mehreren Jahrzehnten forscht er zu Fragen im Spannungsfeld von Sexualität, kirchlicher Moral und Priestertum. Er hat sowohl populäre als auch  fachliche Publikationen veröffentlicht.

Samstag, 29. Oktober 2011

Für Sie besucht: "Rotes Licht und weiße Weste" in Neunkirchen/Saar - Frech-Frivoles aus Cabaret und Kleinkunst


Am gestrigen Abend präsentierte die Schauspielerin und Diseuse Margret Gampper in der Stummschen Reithalle in Neunkirchen/Saar "Rotes Licht und weiße Weste".
Frech-frivole und nachdenkliche Lieder bzw. Texte aus der Zeit zwischen etwa 1910 und 1970. Mit Humor und Augenzwinkern, Unschuld und lasziver Bedrängung präsentierte Margret Gampper Lieder und Chansons von Friedrich Hollaender, Kurt Tucholsky, Hugo Wiener und Walter Brandin, der für Helen Vita berühmt-berüchtigte Lieder aus dem alten Frankreich übersetzte, aber auch Lieder für Udo Jürgens, Adamo und Katja Eppstein schrieb. Die noch in den 60er-Jahren verbotenen Songs begeisterten durch ihre schelmische Art, Verpöntes mal ganz anders und offen zu sagen. 



Hauptthema waren die beiden Dauerbrenner Liebeslust und Liebesfrust, vorwiegend aus der Sicht der betroffenen, unterdrückten, nicht emanzipierten oder der raffinierten Frau. Das Ausderrollefallen, Sichentfernen von den und Verweigern der männlichen Forderungen, die angeknüpt an Medienideale, aber nicht an persönliche Lust und Liebe, für tägliche Frustrationen sorgen - nein, ich lass mir nicht das Fett absaugen und auch kein Silikon einbauen - transportiert dann auch das Ausgeliefertsein in der Ehe an die Willkür des Herrn Gemahl.... Das freche Necken der berechnenden Frau, ich hol mir einen alten Mann ...das kindlich-naive Mädchen, das auf dem Lande das Mausspiel mit dem Cousin so liebt wie Charlotte Roches Feuchtgebiete-Heldin die "unschuldige" Sexualität mit ihrem Freund, aber die Eltern der Meinung sein lässt, dass sie ganz keusch lebe, das kleinbürgerliche Liebchen, das ihren Vorderzahn im Gerangel mit ihrem Liebsten verlor und nun einen neuen Liebhaber sich auserkoren, einen Dentisten...
Claire Waldoff, Cissy Kraner, Helen Vita und Brigitte Mira ließen ebenfalls grüßen, die Berliner und Wiener Atmosphäre und das Großstadtflair von Tabulosigkeit entspannten herrlich.
Begleitet wurde die charmante, mal das Messer, mal die Teigrolle, mal den Keuschheitsgürtel (eine Backspringform) schwingende Schauspielerin von Bernd Möhl am Piano, der süffissante und keusche Bremsen einbaute, um die Zuschauer nicht unentschuldigt mit Tabuverletzungen zu konfrontieren.

Termine im Saarland

Amby Deda Marx (Lieder der Poesie 3), Nino Deda 

Für Freunde der Glaskunst

Beate Kuchs im Hunsrück

Freitag, 28. Oktober 2011

Buchbesprechung: Madeleine

Kate McCann 
Madeleine
Das Verschwinden unserer Tochter und die lange Suche nach ihr. Deutsche Erstausgabe
Übersetzung aus dem Englischen von Isabell Lorenz und Veronika Dünninger 
Original-Titel: »Madeleine. Our daughter's disappearence and the continuing search for her«
Bergisch-Gladbeck 2011, 456 Seiten, 16 Seiten Tafelteil mit 44 Abbildungen, gebunden mit Schutzumschlag, 16,99 € (D) 

Madeleine  wurde vor 4 1/2 Jahren am Donnerstag, den 3. Mai 2007, in Praia da Luz, Portugal, kurz vor ihrem 4. Geburtstag entführt. Das letzte, was man von ihr weiß, dass offensichtlich ein unbekannter Mann das Mädchen aus dem Kinderzimmer geholt und gegen 21:15 Uhr weggetragen hat. Sämtliche polizeilichen Ermittlungen wurden im Laufe des Jahres 2008 eingestellt, doch die Eltern geben die Hoffnung nicht auf und setzen die Suche fort. 

»Die Niederschrift dieses Buches war eine zeitraubende und zuweilen herzzerreißende Erfahrung, aber sie wurde mir dadurch erleichtert, dass ich seit Mai 2007 täglich Tagebuch geführt habe. Dabei wäre mir das von allein gar nicht in den Sinn gekommen, es war der Vorschlag eines der vielen Experten, die uns in jenem Monat über das Minenfeld aus Emotionen und praktischen Erfordernissen hinweghalfen. Ich stehe für immer in seiner Schuld für diesen großartigen Rat. Anfangs erschien es mir wie eine gute Möglichkeit, für Madeleine aufzuzeichnen, was in den Tagen seit ihrem Verschwinden passiert ist, aber alles aufzuschreiben erwies sich als ungeheuer therapeutisch für mich. Die täglichen Notizen boten mir ein Ventil für meine Gedanken und extremen Gefühle. Sie waren für mich der Raum, in dem ich hinausschreien konnte, was ich nicht von den Dächern schreien durfte. Und sie gaben mir die Möglichkeit, mich Madeleine nahe zu fühlen.«
Kate McCann

Kate und Gerry McCann gründeten 2007 „Madeleine's Fund: Leaving no stone unturned", um die Suche nach ihrer Tochter zu finanzieren. Mithilfe des Fonds kann ein kleines Team von erfahrenen Spezialisten weiterhin nach Madeleine suchen. „Madeleine's Fund" hat in zahlreichen Ländern Medienkampagnen gestartet, die die Erinnerung an Madeleines Verschwinden wachhalten. Denn es gibt bis heute keinerlei Beweis dafür, dass Madeleine Schaden zugefügt wurde, sodass die Suche nach ihr und nach den Tätern von größter Bedeutung ist. Daher fließen sämtliche Autorenhonorare in „Madeleine's Fund", der von Michael Linnett, Edward Smethurst, Jon Corner, Kate und Gerry McCann sowie Kates Onkel, Brian Kennedy, geleitet wird. Wenn Madeleine eines Tages gefunden wird, soll der Fonds andere Suchkampagnen für vermisste Kinder unterstützen.

+ »Nicht nur ein beeindruckender und hervorragend geschriebener Bericht über die Ereignisse in dieser fürchterlichen Zeit. Das Buch ist ein MUSS für alle, die Anteil nahmen und nehmen: denn irgendwo da draußen ist jemand, der etwas weiß.«  Sunday Express
+ »McCann schreibt aufrichtig über ihre Qualen.« Sunday Telegraph
+ »Dieser eindringliche Bericht beschämt alle, die je an diesen Eltern gezweifelt haben.« Daily Mail

Sämtliche Autorenhonorare gehen an Madeleines Fund. www.findmadeleine.com


Mittwoch, 26. Oktober 2011

Neue CDs: Peter Maffay „Tabaluga und die Zeichen der Zeit“

Nach fast zehn Jahren Pause veröffentlichte Peter Maffay am 07.10.2011 mit "TABALUGA und die Zeichen der Zeit" das lang erwartete fünfte und gleichzeitig letzte Konzeptalbum der legendären Serie rund um den kleinen, grünen Drachen, die 1983 mit dem Rockmärchen "TABALUGA oder die Reise zur Vernunft" ihren Anfang nahm. TABALUGA ist mit Abstand die erfolgreichste Konzeptalben-Serie Deutschlands, ihr Hörerkreis deckt mittlerweile drei Generationen ab. Darüber hinaus hat sich TABALUGA als Social Brand etabliert. Die nach ihm benannte Stiftung hilft Kindern in Not, er ist Namensgeber vieler Schulen, Kindergärten und Kindereinrichtungen.

Das neue Album „TABALUGA und die Zeichen der Zeit" beginnt für den kleinen grünen Drachen mit einem defekten Wecker und dem Glauben um den Verlust der Zeitrechnung. In der Folge begegnet er allerlei Charakteren, darunter einer Eintagsfliege, einem Löwen, (im Traum) seinem Vater Tyrion, einem Zeitverkäufer, einem Teppichhändler, Erzfeind Arktos und schließlich seiner Eisprinzessin Lilli - und lernt dabei wichtige Lektionen im Umgang mit der ihm zur Verfügung stehenden Zeit. Ein Highlight des Albums ist u.a. der Song "Die Zeit hält nur in Träumen an", der im Duett mit der ehemaligen Monrose-Sängerin Mandy Capristo entstand und der zusammen mit zwei weiteren Liedern ("Alt wie Stein" und "Der gutgelaunte Fremde") kürzlich als Radiosingle veröffentlicht wurde. "Die Zeit hält nur zum Träumen an" handelt von den kostbarsten Momenten im Leben, die wir nur im Traum noch einmal erleben können. Für TABALUGA verwandelt sich die Zeit in die große Liebe seines Lebens. Die Zeit kann alles, sie ist eine große Zauberin und so tanzt TABALUGA schließlich wieder mit Lilli, seiner Eisprinzessin.


Montag, 24. Oktober 2011

Buchbesprechung: Abnehmen ist leichter als Zunehmen


Andreas Winter
Abnehmen ist leichter als Zunehmen
Das Praxisbuch
Murnau 2011, Paperback mit Audio-CD, 117 S.
16,95 € (D), Mankau Verlag

Abnehmen hat nichts mit Essen zu tun – und ist sogar leichter als Zunehmen! Mit diesen Thesen verblüffte der Diplom-Pädagoge Andreas Winter bereits in der Vergangenheit. Sein Buch Abnehmen ist leichter als Zunehmen landete im November 2007 innerhalb weniger Tage in der Top-100-Liste von Amazon und auf Platz 2 der Psychologie-Bestseller-Liste.
Mit seinem neuen Praxisbuch zum Thema klärt Winter nun über den Zusammenhang zwischen Gefühlen und Körperfunktionen auf. In einem 10-Tage-Programm können Sie Ihren Stoffwechsel umprogrammieren: vom Zunehmen zum Abnehmen, ganz im Einklang mit Ihrem Körper und Ihrer Gesundheit. Dabei ist es gleichgültig, ob, was und wie viel Sie essen – das Abnehmen geschieht durch ein anderes Bewusstsein und Gefühl beim Essen.
Mit dem beiliegenden Abnehm-Coaching auf zwei Audio-CDs haben Sie die Möglichkeit, andere Gehirnareale anzusprechen als mit dem gelesenen Text. Die Hörversion spricht Ihr Unterbewusstsein direkt an. Und wirkt dabei fast so effektiv wie ein persönliches Coaching!


INTERVIEW
Ihre provokante wie überraschende These lautet, dass die Gewichtszunahme gar nichts mit der Ernährung zu tun habe, sondern mit den Emotionen, die an das Essen geknüpft werden. Wie ist das zu verstehen?
Winter: Dass Zunehmen nicht von der Menge an Nahrung abhängt, sondern nur davon, wie wir diese Menge verwerten, ist nicht eigentlich neu. Jeder weiß, unsere Körperfunktionen unterliegen unseren Gefühlen, und diese wiederum sind längst nicht immer bewusst. Wenn ich etwa eine Speise besonders mag, bekomme ich ein anderes Gefühl als jemand, der diese Speise verabscheut. Letzterer kann sogar davon erbrechen. Halte ich eine Speise für besonders „verboten“, weil sie mir als Kind stets rationiert wurde, bekommt mein Körper von meinem unterbewussten Gefühl den Stoffwechselbefehl, diese seltene Kostbarkeit festzuhalten. Wir nehmen folglich nur durch eine bestimmte Angst vor Mangel zu. Das ist der Grund, warum eine Diät beim Abnehmen hilft: Diese Speisen gelten laut Diätplan als erlaubt und erzeugen kein Gefühl von Mangel, also befreit sich der Körper automatisch von allem, was er nicht benötigt. Man nimmt folglich gar nicht wegen einer Diät ab, sondern sabotiert das Abnehmen lediglich nicht in der Zeit der Diät.

Sie behaupten, dass nicht Disziplin oder Diät beim wirkungsvollen Abnehmen zählen, sondern die intensive Beschäftigung mit sich selbst. Genügt denn ein 10-Tages-Programm zur Auflösung eines Problems, das möglicherweise in der Kindheit angelegt wurde und sich über Jahre hinweg regelrecht breitgemacht hat?
Winter: Ganz ehrlich? Man braucht noch nicht einmal zehn Tage dafür, sondern nur eine Sekunde der Erkenntnis! Doch es ist noch ungeheuer schwierig, einen Menschen davon zu überzeugen, dass er als Kind alles richtig gemacht hat und nun als Erwachsener alles falsch. Als Kind haben wir gegessen, wenn wir Hunger hatten. Wir haben gegessen, worauf wir Lust hatten, und haben aufgehört zu essen, wenn wir genug hatten. Das hat seit Anbeginn der Menschheit funktioniert und hielt uns gesund. Dann aber kam die industrielle Einmischung, die uns vorschrieb, was wir zu essen hatten, und wir glaubten daran. Nun komme ich daher und sage: „Glaube nicht, sondern beweise!“, und das ist der Knackpunkt: Diese zehn Tage, auf die das Programm angelegt ist, sind eine einzige Ermutigung zum Sich-Selbst-Vertrauen. Ich gehe damit einfach auf Nummer Sicher, denn ich möchte, dass ein jeder, der abnehmen möchte, mit diesem Buch nicht nur erfolgreich sein Übergewicht reduziert, sondern auch dauerhaft immun ist gegen alle Einschüchterungen seitens der Diätindustrie.

Man kann sich gut vorstellen, dass Ihre Thesen von der so genannten Diät- oder Gesundheitsindustrie nicht gerade wohlwollend aufgenommen werden. Was werfen die Ernährungsexperten Ihnen vor und wie reagieren Sie darauf?
Winter: Ich bekomme keinen Gegenwind von Experten, sondern nur von Menschen, die sich nach ihren jahrelangen Bemühungen ums Abnehmen in der Leistung herabgewürdigt fühlen. Wer um jedes schwindende Pfund monatelang gekämpft hat, erhofft sich dafür verständlicherweise Anerkennung und keine Belehrung. Ähnliche Reaktionen kenne ich aber auch auf meine Bücher zu den Themen Nichtrauchen oder Alkohol. Es sind üblicherweise nicht Leser, die Bedenken anmelden, sondern vor allem Nicht-Leser, die mit Skepsis reagieren. Wer hingegen ausprobiert, wie leicht man sich aus solchen Mustern befreien kann, ist in der Regel begeistert. Ich glaube, dass die Ernährungslobby genau darauf vertraut, dass sich befreiendes Wissen nur langsam durchsetzt, und daher gar nicht auf meine Bücher reagiert – zumal dies einen Diskurs auslösen würde, dem sie sich stellen müsste.
Zum Glück stärken mir aber auch Fachleute den Rücken: Vom renommierten und überaus kritischen Lebensmittelchemiker und Ernährungsexperten Udo Pollmer bekomme ich für meine Arbeit klaren Zuspruch, ebenso von Ärzten und Ernährungsberatern, mit denen ich im Gespräch bin.

Nicht nur beim Essen, sondern ebenso beim Rauchen oder bei verschiedenen psychosomatischen Symptomen wirken unterbewusste Konditionierungen. Wenn der Schlüssel so einfach zu finden ist, weshalb haben dann gerade Übergewichtige oder „Süchtige“ oft so große Schwierigkeiten, ihre Last(er) loszuwerden?
Winter: Weil es noch immer eine Herausforderung für das Selbstverständnis eines Menschen ist zu begreifen, dass wir alle ein Unterbewusstsein haben, das zum Teil völlig konträr zu unseren bewussten Ansichten und Absichten agiert. Wer mag sich denn schon gerne selbst eingestehen, dass er durch Werbestrategien zu einem scheinbar unsinnigen und schädlichen Verhalten gebracht wurde? Der menschliche Geist neigt dazu, das gesamte eigene Verhalten zu legitimieren, selbst wenn wir unterbewusst Befehlen gehorchen, Suggestionen befolgen oder auch nur aus Trotz das Gegenteil von dem tun, was für uns sinnvoll ist. Der Leidensdruck durch Symptome ist oftmals nicht so hoch wie das schmerzliche Schwächeeingeständnis durch die Erkenntnis, wie leicht die Befreiung hätte sein können. Dennoch glaube ich fest daran, dass der Siegeszug der modernen psychologischen Aufklärung, so wie ich sie betreibe, nicht mehr aufzuhalten ist. Je mehr Menschen verstehen, dass wir voller unterbewusster Programme sind, die man mit Wissen und Reflektion unschädlich machen kann, je mehr die „Psyche an der Freiheit schnuppert“, desto weniger bereit ist man, übermäßiges Leid zu ertragen.

An einer Stelle raten Sie dem Abnehmwilligen, bloß nicht mit Appetit zu essen, da dies den Körper unterbewusst veranlasse, das Gewicht festzuhalten. Aber ist es nicht gerade der Genuss und das gepflegte Ritual, die das Essen wertvoll und das Leben lebenswert machen?
Winter: Das ist doch genau das, was ich einfordere: dass man Essen wirklich als ein Stück normale Lebensqualität annimmt! Aber ein Übergewichtiger tut das nicht  er versucht, sich mit Essen zu entstressen, und schämt sich anschließend dafür. Um also endlich abzunehmen, muss man zunächst erkennen, dass Speisen nur Nährstoffe sind und keine Problemlösung. Wenn ein Übergewichtiger mit Appetit isst, nimmt er zu. Isst er nur, um sich zu ernähren, nimmt er ab – jede Diät beweist das. Ist man erst einmal an seinem Ziel angekommen, haben Speisen nicht mehr die gleiche Bedeutung wie zu Zeiten des Übergewichtes, denn wer mühelos schlank ist, hat keine Angst vor dem Essen – und ohne Angst bleibt man schlank, egal, was man isst.

Abnehmen soll leichter sein als Zunehmen – das Ziel ist jedoch trotzdem das Schlanksein und damit ein vorgegebenes Schönheitsideal. Wäre es nicht eher erstrebenswert, einfach „zu bleiben, wie ich bin“?
Winter: Doch, da stimme ich absolut zu. Aber ist ein Mensch mit einem stressbedingt erhöhten Körperfettanteil denn das, was er wirklich ist? Nein, so behaupte ich. Ein solcher Mensch hat sich von seinem ursprünglichen Lebensweg abbringen lassen. Er hat mit seinem Gefühl und Verhalten reagiert auf erlittene Bevormundung, Verbote, Übergriffe, auf Stressauslöser aller Art. Meine Forderung ist, einen Menschen wieder das sein zu lassen, was er wirklich ist. Jeder Mensch hat das Bestreben, sich konfliktfrei und ohne Erwartungsdruck zu entfalten. Wer diesen Schritt in die Freiheit macht, nimmt an Fett ab, doch das Gewicht ist ihm dann weitgehend gleichgültig. Ich glaube, wer abnehmen will, um einem Ideal zu entsprechen, hat nichts gewonnen. Wer es nicht mehr nötig hat, einem Ideal zu ent- oder widersprechen, wird automatisch als harmonischer und attraktiver empfunden. Ich denke, Frieden kann man nicht mit Kampf erzwingen, Frieden kann man nur leben und ihn damit verbreiten. Dies gilt auch für den Kampf gegen Ablehnung und Kritik. Wer verkrampft versucht zu gefallen, macht sich verdächtig und erntet Misstrauen und Kritik. Wer sich trotzig dagegen wehrt, ebenso. Ein Übergewicht verschwindet von allein, genau wie ein gebrochener Knochen von allein heilt – wenn man ihn lässt. Wer also wohlschmeckende oder gesunde Speisen als ein ganz normales Stück seiner Lebensqualität empfindet – und nicht als Ausnahmezustand, den es zu erkämpfen gilt , ist raus aus dem Kampf gegen die Pfunde. Doch das Speise-Ritual verliert dann an Dringlichkeit und Wichtigkeit. Ich sage meinen Kunden oftmals: „Wenn Sie abnehmen wollen, brauchen Sie ein anderes Hobby – Essen ist dann nur noch eine angenehme Notwendigkeit, aber keine emotionale Rettung."
Abdruck des Interviews mit freundlicher Genehmigung des Mankau Verlags, Murnau a. Staffelsee



Der Autor:
Diplom-Pädagoge Andreas Winter (geb. 1966) leitet als psychologischer Berater das Institut Powerscout in Iserlohn. Sein Ansatz umfasst die Techniken der tiefenpsychologischen Analyse, Elemente der Neurolinguistischen Programmierung (NLP) und das Arbeiten mit bildhaften Vorstellungen. Andreas Winter ist Mitglied der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte.

Samstag, 22. Oktober 2011

Buchbesprechung: Schwarmintelligenz. Wie einfache Regeln Großes möglich machen

Len Fisher
Schwarmintelligenz
Wie einfache Regeln Großes möglich machen
Aus dem Englischen von Jürgen Neubauer
Frankfurt/Main 2010, 269 S, Hardcover, gebunden mit Schutzumschlag
19,95 €, Eichborn

Der Autor untersucht in seinem Buch, wie Gesetzmäßigkeiten, die Schwärme von Heuschrecken, Thunfischen, Zugvögeln oder Bakterien regeln, auch auf die menschliche Gesellschaft übertragen werden können. Das Thema der Schwarmintelligenz und des Verhaltens von Massen ist heute interessanter denn je: Noch nie war die Menschheit so vernetzt, nie waren Städte größer und dichter besiedelt. Architekten greifen auf die Forschungsergebnisse der Schwarmforscher zurück, wenn sie öffentliche Räume gestalten, Unternehmen verwenden sie, um ihre Produkte anzubieten, politische Gruppen, um über soziale Netzwerke im Gespräch zu sein. Und man fürchtet spontane Meinungsbildungen im Sinne von Protest und Demonstration. Len Fisher hat auf 187 S. plus Anmerkungen diese Phänomene untersucht und gibt Tipps zu ihrer Nutzung. Es geht nicht darum, dass alle in eine schnell gefundene Richtung rennen sollen, sondern etwa durch Mehrheitsentscheidungen, aber auch durch individuelles Reflektieren und Einbringen eine gute Lösung für alle gefunden werden kann.

Im Interview: Len Fisher


Könnten Sie ein Beispiel für Schwarmintelligenz in unserem alltäglichen Leben nennen?
Wenn wir zum Beispiel eine Abkürzung durch eine Wiese nehmen. Durch Schwarmintelligenz wird schnell der effizienteste Weg erkennbar (und verstärkt).


Hätte die Massenpanik bei der Love Parade in Duisburg 2010 verhindert werden können, wenn man die Erkenntnisse der Schwarmintelligenz angewandt hätte?
Der beste Weg, solche und ähnliche Katastrophen zu verhindern, wäre gewesen, dass die Organisatoren im Vorhinein den Rat von Experten zu vertretbaren Zahlen und Frequenzen des Eintritts eingeholt hätten, insbesondere für eine Situation, in welcher sich Menschenmassen durch einen engen Tunnel bewegen mussten, sodass die Raumdichte sich zwangsläufig erhöhte. Ich frage mich manchmal, ob es nicht verbindlich vorgeschrieben sein sollte, dass Organisatoren von größeren Events in solchen Angelegenheiten ausgebildet werden und ebenso vor größeren Veranstaltungen den Rat von Experten suchen, annehmen und anwenden. Das Fachwissen ist sicherlich vorhanden, dank der Arbeit von Dirk Helbing in Zürich und anderen.


Wie funktioniert schwarmintelligentes Verhalten?
Es funktioniert, indem es das Ganze größer als die Summe seiner Teile macht, wie wenn einem Orchester plötzlich eine wundervolle Interpretation gelingt, von der keiner der einzelnen Musiker gedacht hat, dass sie zu so etwas fähig wären, bis sie mit den anderen zusammengetroffen sind.

Len Fisher, geboren 1942, ist Physiker an der Universität Bristol, Mitglied der Royal Society of Chemistry und Kolumnist beim Guardian. Für die Anwendung naturwissenschaftlicher Grundsätze auf Lebensmittel sowie für seine Experimente zur Eintunkzeit von Keksen erhielt er den Spaß-Nobelpreis, der jährlich von der Harvard University für die skurrilsten wissenschaftlichen Forschungsarbeiten verliehen wird.
Von ihm bereits erschienen: Die Reise zum Mittelpunkt des Frühstückseis (2003) und Der Versuch, die Seele zu wiegen (2006).

Donnerstag, 20. Oktober 2011

CDs - Niveauvolles von ECM: Imprint vom Julia Hülsmann Trio


Julia Hülsmann Trio
Imprint
Julia Hülsmann: piano; Marc.Muellbauer: bass; Heinrich Köbberling: drums
ECM 2011

Eigentlich ist dieses Album ein Oxymoron, vielleicht sogar mehrere - ein fließender „Imprint", eine zeitlose Momentaufnahme, musikalisch ebenso spannend wie entspannt, so vielseitig wie eindeutig, achtsam und gelassen. Das neue Album des Julia Hülsmann Trios, von Manfred Eicher im Rainbow Studio in Oslo produziert, präsentiert mit elf Eigenkompositionen und einem neuen Arrangement eines alten Swing-Schlagers die enorme Bandbreite dieser international renommierten Band aus Berlin - von lyrischen Balladen wie „A Light Left On" über konzentrierte Improvisationen à la Monk wie in „Who's Next" bis zum schweren Groove von „Grand Canyon". „Für mich steht 'Imprint' dafür, dass sich unsere Musik gefühlsmäßig gefestigt hat - nicht nur in den dreizehn Jahren, die es das Trio jetzt gibt, sondern besonders auch in den zwei Jahren seit unserem ECM-Debüt „The End Of A Summer", sagt Julia Hülsmann, die für Die Zeit „als Pianistin und Komponistin eine Lyrikerin" ist und der Süddeutschen Zeitung als „der Feingeist unter den deutschen Jazzpianisten" gilt. „Man könnte vielleicht sagen, dass die Musik tiefer, intensiver, der 'Abdruck' deutlicher geworden ist."
Julia Hülsmann, der Bassist Marc Muellbauer und der Schlagzeuger Heinrich Köbberling haben „Imprint" im März 2010 aufgenommen. Durch ihre zahlreichen Konzerte - nicht nur in Deutschland, sondern auch in England, Frankreich oder Spanien - waren die drei bestens aufeinander eingespielt, viele der Stücke live erprobt, der Sound und das Konzept klar. Das spürt und hört man auf diesem Album. Das Trio macht, auch das nur scheinbar widersprüchlich, eine sehr essentielle, verdichtete und trotzdem herrlich offene Musik. Die Töne singen und sitzen, genau so und nicht anders; die Musik ist auf ihre Essenz entspannt. „An einigen Stellen hat mir Manfred Eicher den Mut gegeben, mich so weit zurückzunehmen, dass es passt", erinnert sich Julia Hülsmann. „Sobald wir die Tendenz hatten, 'irgendetwas zu wollen', intervenierte er: Es muss fließen. Viele Takes auf der CD stammen vom letzten Tag. Ich habe da ein bisschen lockerer lassen können, weil ich das Gefühl hatte, dass es unter den vorherigen Aufnahmen schon welche gibt, die durchaus machbar wären - der Kopf war frei und ich konnte endlich das machen, was es braucht." Der konzentrierte, klare, nicht immer nur ruhige Fluss des Albums zeigt sich schon im Opener „Rond Point", einer meditativ-repetitiven Hülsmann-Komposition. „Die Vorstellung war, dass man inmitten einer sommerlichen französischen Landschaft an einen Kreisverkehr kommt und dann einfach immer weiter in diesem Kreis fährt, weil es einem so gut gefällt. Das hat etwas Geruhsames, man verweilt eben noch ein bisschen in der Bewegung. Egal was ist, man hat Zeit." Das Gefühl, Zeit zu haben, durchdringt nicht nur die ruhigen Momente der Musik. Der intensive, treibende Groove von „Grand Canyon" wirkt ebenso aufgeräumt und gefasst, wie etwa Marc Muellbauers zwischen Ekstase und Einkehr schwebendes „Ritual", Heinz Köbberlings aufregend dynamisches „Zahlen Bitte" oder „Who's Next", ein swingendes Monk-Tribut der Bandleaderin. Ein neues Arrangement des alten Tonfilmschlagers „Kauf Dir einen bunten Luftballon" ist vielleicht das persönlichste Stück auf „Imprint". „Dieses alte Stück war das Lieblingslied meiner Mutter, die ganz überraschend im Januar 2009 gestorben ist", erzählt Julia Hülsmann. „Für mich soll diese Version etwas Versöhnliches, Warmes haben, aber auch das Gefühl illustrieren, wegfliegen zu wollen. Das Besinnliche dabei ist das Gefühl, von oben auf sich hinabsehen zu können." Auch das ist scheinbar ein Widerspruch in sich: „Imprint" fließt frisch und neu, ist modern und originell ohne die Tradition zu verleugnen. Wie Julia Hülsmann sagt: „Dieses Trio hinterlässt einen Eindruck und ein klares Abbild: Die Musik ist da und bleibt."

Dienstag, 18. Oktober 2011

Buchbesprechung: Trilogie nun komplett - Runenzeit (3): Der Aufstieg des Arminius



Mark Bredemeyer 
Runenzeit – Der Aufstieg des Arminius
Dresden 2011, 512 Seiten, Hardcover gebunden,
24,90 Euro, Dresdner Buchverlag

Die „Runenzeit“-Saga des Bremer/Stuhrer Autors Mark Bredemeyer lässt die Zeit vor 2000 Jahren in den  Regionen des heutigen Bremen, die südlich davon gelegenen Gemeinden Stuhr, Weyhe und Syke, des Kreises Rotenburg/Wümme, Hümmling/Emsland, Nordseeküste und Helgoland lebendig werden.
Die „Runenzeit“-Saga ist ein dreiteiliges Historienepos mit Fantasyelementen. Sie erzählt die Geschichte mehrerer Zeitreisender ins Norddeutschland der Jahre 1 bis 9 n. Chr. und deren Abenteuer inmitten germanischer Stämme und römischen Invasoren, in einer Welt voller Geheimnisse und Runenmagie.

In diesem Teil der Trilogie erfahren die Protagonisten, warum sie den Sprung durch die Jahrtausende gemacht haben – nämlich um die letzten freien Stämme vor der Unterwerfung durch das Römische Imperium zu retten. Und zwar mit den Mitteln der modernen Zeit!

Erneut ist Bredemeyer ein packender Abenteuerroman geglückt, in dem er die historische Wahrheit geschickt mit einer gehörigen Portion Fantasie vermischt. Während die ersten beiden Teile hauptsächlich in Bremen und dem näheren Umland spielten, geht die Reise diesmal von Helgoland, an Wümme und Elbe entlang, durch die deutschen Mittelgebirge bis nach Mainz. Die kriegslüsternen Langobarden werden mit Hilfe einer gewaltigen römischen Streitmacht endgültig unterworfen, mittendrin im dramatischen Geschehen natürlich die Protagonisten Witandi, Frilike und der berüchtigte Bliksmani. Endlich entkommen, fallen sie Sklavenjägern vom Volk der Chatten in die Hände, welche die von den Unruhen zwischen Ems und Elbe zerrütteten Stammesgebiete durchstreifen und Witandi und Frilike erneut gefangen nehmen. Sie werden ins Legionslager Mogontiacum (aus dem das heutige Mainz entstand) verschleppt, wo sie verzweifelt um ihre Freiheit kämpfen.
Erneut zeichnet Bredemeyer ein detailliertes Bild der damaligen Zustände in dem, was heute Deutschland ist: komplizierte Stammesbeziehungen untereinander, ein Aufeinanderprallen der Kulturen zwischen keltischen und germanischen Völkern, mittendrin die eroberungssüchtigen Römer – aber auch eine alles überstehende Liebe in gefahrvollen Zeiten.

Der Autor
Mark Bredemeyer, geboren 1971 in Bremen, wuchs in Weyhe-Leeste auf. Nach seinem Abitur studierte er Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bremen, um dann für eine internationale Unternehmensberatung als IT-Berater tätig zu werden. Mit der „Runenzeit“-Saga verband der zweifache Vater seine Leidenschaft für germanische Geschichte und seine Passion für das Schreiben.  

Die ersten beiden Bände:

Runenzeit - Im Feuer der Chauken (Band 1)
Mark Bredemeyer
A5, gebunden, 464 Seiten
ISBN: 978-3-941757-18-9








Runenzeit - Krieg um Germanien (Band 2)
Mark Bredemeyer
A5, gebunden, 528 Seiten
ISBN: 978-3-941757-19-6



Sonntag, 16. Oktober 2011

Ankes Fundstücke: Hasten und Rasten

Sei huldig, wenn du einen Gast hast,
geduldig, wenn du eine Last hast,
sei rastig nie auch, wo du Rast hast,
und hastig nie auch, wo du Hast hast,
denn seine Ruhe liebt, wer Hast haßt.

Friedrich Rückert 

[(* 16. Mai 1788 in Schweinfurt; † 31. Januar 1866 in Neuses (heute Teil von Coburg); Pseudonym Freimund RaimarReimar oder Reimer) war ein deutscher Dichter, Übersetzer und einer der Begründer der deutschen Orientalistik. Er ist Namensgeber des Friedrich-Rückert-Preises.]

Freitag, 14. Oktober 2011

Buchbesprechung: Schoßgebete

Charlotte Roche
Schoßgebete
München 2011, 283 S., Paperback mit Innenklappen
16,99 €, Piper 


Charlotte Roche hat wieder zugeschlagen. Hat sie das? Ein Sammelsurium von Selbsterfahrung mit degoutanten Beilagen, früher anal, jetzt oral fixiert? Nein, die "Schoßgebete" sind etwas anderes als die "Feuchtgebiete".
In medias res werden zwar die sexuellen Gewohnheiten von Elizabeth Kiehl (anfangs 30) und ihrem wesentlich älteren Mann Georg analysiert und beschrieben, dahinter aber steckt etwas anderes. Es ist das Bild einer zwangshedonistischen Gesellschaft, materialistisch, atheistisch, viele Trinker und eben lustbetont orientiert, verkörpert durch eine traumatisierte Protagonistin, die nichts als Angst empfindet, mit einem Bein immer im Tod. Wie das Bewusstsein der vielen TV-Zuschauer, die nichts erleben als Leichen zuhauf. Die schwere Traumatisierung ist auch Charlotte Roches Trauma. Ein Autounfall vor 8 Jahren löschte das Leben von Elizabeths drei Brüdern aus, die Mutter schwer verletzt und im Rollstuhl weiterlebend durch eine Kollision mit einem Benzinlaster. Elizabeth musste bei ihrer Mutter im Krankenzimmer wochenlang ausharren, und zeugte in einigen freien Stunden mit ihrem ersten Mann Stefan ihre Tochter, was ihnen zuvor nicht und danach nicht mehr gelungen war. Die Kleine stand später unweigerlich mit dem Drama in engem Zusammenhang. Sie wurde immer in Verbindung mit den drei toten Brüdern gesehen. Das Unglück passierte auf dem Weg zur geplanten, niemals vollzogenen Hochzeit in England, wodurch die Beziehung des Paares schwer belastet und nicht überlebensfähig war. Alles was mit der ausgefallenen Hochzeit zu tun hat, sammelte Elizabeth in einem Koffer. Auch zwei silberne Eichelnüsse (auf dem Umschlag zu sehen), die wie das andere im Koffer Unglücksträger bzw- verursacher sind.
Die einzige Spiritualität erlangen die Hauptpersonen des Romans durch Sex. Zu ihm beten sie, er ist ihr Gott. Als Kompensation dient Elizabeth die Sexualität, eine regelrechte Droge, die das Dasein erträglich macht, die sie mit ihrem Mann nur dann intensiv und besonders erleben kann, wenn beide sich eine dritte Person dazunehmen, und zwar wegen Georgs Einstellung ausschließlich eine Frau, obwohl sich Elizabeth sehnlichst einen zweiten Mann wünscht. Aber der Mann geht vor, so ihre Erziehung. Die Partnerin finden sie in einem Puff, wo sich Georg die Kandidatinnen genau aussucht und schon eine sehr hohe Routine im Erkennen des Eignungsgrades erlangt hat. Sie feiern und zelebrieren regelmäßig voller Lust und Wonne ein mehrere Hundert Euro schweres Threesome. Eigentlich sollte der Titel "Stoßgebete" heißen, um die Doppeldeutigkeit hervorzuheben.
Und sind glücklich und zufrieden... wenn da nicht der ständig bohrende Minderwertigkeitskomplex arbeiten würde. Was mache ich da, ist es gut? Die Männerfeindlichkeit der Mutter, die Oralsex völlig ablehnte und verteufelte, der penible, zwanghafte Vater, der immer alles bestens und exakt erwartete. So quält sich Elizabeth trotz Genuss mit Ungewissheit, Gewissensbissen, zwanghaften Gedanken und besucht auch regelmäßig am nächsten Tag nach der oft abends nach immergleichem Fahrplan stattfindenden Zelebrierung - Fußweg ins Puff, Abendessen, eine Gläschen Sekt zuvor, Kennenlernen der ausgesuchten Kandidatin und Start mit der Lesbierinnennummer - ihre Psychotherapeutin zur "Beichte", die gar keine ist, nur ein detailliertes Beschreiben ihrer Wahrnehmung, und zur Stärkung ihrer Entwicklung.
Wie in einem Entwicklungsroman entfernt sich die Protagonistin auch vom tief in uns sitzenden Eifersuchtsdenken, der Neidempfindung und den Muss-Zwängen hin zu der Wunscherfüllung, ihre Partnerschaft erhalten, aber auf Fremdgehen bewusst nicht verzichten zu wollen. Im Eheleben ist Sex bei Nacht für Elizabeth unvorstellbar, weil sie die Atemzüge des Partners nicht genau der Erregung oder dem Schlaf zuordnen kann. Bei ihrer Therapeutin erfährt sie, dass all ihre Ängste nur Projektionen ihrer Probleme sind, das alles in Ordnung wäre, wenn alle Beteiligten es wollten, das sie im Grunde nichts zu befürchten hätte. Das ganze Leid in Beziehungen, ihr Zerbrechen, ihre Intoleranz, eine Folge der Eifersucht und des Neids. Bürgerliches Besitzdenken und Engstirnigkeit vergiften alles Zusammenleben, obwohl sich im Grunde jeder nach einem außerehelichen Erlebnis sehnt. So machen es beide zusammen mit einer dritten Person und halten ihre Beziehung dadurch am Leben. Was fehlt ist der letzte Befreiungsschritt, sich andere Männer zu genehmigen. Mit dem Christentum ist sie schon lange fertig, sie verachtet die Schizophrenie der Leute und ihrer Moral: Die Verbrennung ihrer Brüder muss im Krematorium in Belgien, dem Unfallort, stattfinden und es gibt Urnen, obwohl die Leichen zu nichts verbrannten. (Was ist dann drin?) Sie hält Christen für zu schwach zu erkennen, dass es keinen Sinn gibt. Sie machen sich was vor mit dem Jenseits:


"Das Leben ist sinnlos, die Erde ist sinnlos, wir sind Zufall, und es gibt niemals ein Leben nach dem Tod."


So tendiert auch Elizabeth immer wieder zu Todes- oder auch Freitodphantasien und der Frage, wie das Nachleben geregelt sein soll. Sie hat schon mehrfach ihr Testament geändert, ist Stammkunde beim Notar, und wünscht sich, dass Georg und ihr erster Ehemann zusammenziehen, um ihre Tochter Liza gemeinsam zu erziehen und zu behüten. Die Absurdität dieses Wunsches liegt offen, weswegen Georg sie auch bittet das Testament zu zerreißen, sie aber hält fest. Ihr beste Freundin soll alles erben, obwohl sie sie nicht sonderlich mag, sie beneidet, ihr nicht viel gönnt.
Roches Spiegel unserer von Ängsten und Sinnlosigkeit geprägten Welterfahrung, kompensiert mit Sex, das Leben von Patchworkfamilien, das Zusammentreffen vieler unterschiedlicher (Sex-)Sozialisationen, das Analysieren und Auflösen von Zwängen, Werten und Moral in der Familie bzw. zwischen (Ehe-)Partnern beschreibt unsere Gesellschaft in einer evidenten Schizophrenie. Und zwar aus zwanghaften Versuchen einerseits ein Wertesystem aufzubauen und zu halten, das im Grunde nur krank und unglücklich macht, und der krassen real erfahrbaren, aber vertuschten Sinnlosigkeit mit all ihren libertinären Konsequenzen für Leben, Lieben und Handeln andererseits. Aktuelles, postmodernes, westliches, verlogenes Leben - wir wollen ganz anders leben, als wir dürfen und sollen. Die Befreiung ein langwieriger Prozess.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Aus der Not eine Tugend machen ...


Nach Wechsel des Blogoutfits erschienen wieder alle Bestandteile, wobei ich meinen Leuchtturm vermisse. Nun statt Ausblick bei Foto- und Dreharbeiten ... Kommt das auch an?

Buchbesprechung: Chinesische Heilkunst




Prof. TCM (Univ. Yunnan) Li Wu
Das Buch der Chinesischen Heilkunst
Bewährtes Heilwissen aus dem Reich der Mitte
* Traditionelle Chinesische Arzneimittel
* Akupressur und Heilmassagen
* Qi Gong und Tai Chi
* Ernährung nach den Fünf Elementen
Murnau 2010, 222 S., 1. Aufl. Dez. 2010,
14,95 € (D), Mankau Verlag


Nutzen Sie das jahrtausendealte, wertvolle Heilwissen aus dem Reich der Mitte. Im Zentrum der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) − einer exakten, systematischen Wissenschaft und ganzheitlich orientierten Heilmethode − steht die Anregung der Lebensenergie Qi. Sowohl in der Behandlung von Alltagsbeschwerden als auch bei schwer therapierbaren Symptomen wie Schmerzen, Stoffwechselkrankheiten und diversen organischen und seelischen Störungen hat sich die fernöstliche Heilkunst als wirksame Alternative oder Ergänzung zur westlichen Schulmedizin bewährt. Der Autor antwortet auf Fragen des Verlags:


Als Grundprinzip der TCM gilt die ganzheitliche Betrachtung des Menschen und die Deutung allen Lebens aus den polaren Gegensätzen Yin und Yang. Wie hat man sich das näher vorzustellen?


Prof. Li Wu: Das Zusammenwirken von Yin und Yang ist die Grundlage der Traditionellen Chinesischen Medizin. Yin bedeutet weiblich, sanft, dunkel, dauerhaft, mit Yang verbindet man männlich, kräftig, hell, spontan. Beide sind den entsprechenden Organen zugeordnet. Die TCM bringt Yin und Yang ins Gleichgewicht, sodass die menschlichen Organe wieder harmonisch  zusammenarbeiten können und der Patient seine Gesundheit zurückerhält.


Sie betrachten die chinesische Heilkunst als wirksame Alternative und Ergänzung der so genannten westlichen Medizin. Für welche Beschwerden gilt dies besonders?


Prof. Li Wu: Die chinesische Heilkunst ist als Alternative oder Ergänzung der westlichen Schulmedizin besonders wirksam gegen chronische Schmerzen, zum Beispiel bei Migräne, HWS- und LWS-Syndrom [Schmerzen der Hals- bzw. Lendenwirbelsäule], Arthrose, Rheuma usw.  Letztlich kennt die TCM für alle Krankheitsbilder Heilungsmethoden.


In der chinesischen Medizin wird der Körper als Energiesystem betrachtet, in dem der Fluss der Lebensenergie (Qi) über die Meridiane verläuft. Wodurch wird dieser Energiefluss negativ beeinflusst und welche Behandlungsmethoden bieten sich für seine Harmonisierung an?


Prof. Li Wu: Es gibt zwölf Meridiane (Energieleitbahnen) in der TCM. Der Fluss der Lebensenergie durch die Meridiane  entscheidet,  ob ein Mensch gesund oder krank ist. Ungesunde Ernährung, mangelnde Bewegung sowie negative Umwelteinflüsse können den Qi-Fluss stören. Um den Qi-Fluss in den Meridianen zu harmonisieren, gebrauchen wir die bekannten Behandlungsmethoden wie Akupunktur, Akupressur, Schröpfen, Moxibustion, Qi Gong, Tai Chi, Kräuterheilkunde und Ernährungstherapie nach den Fünf Elementen.


Die Traditionelle Chinesische Medizin hat sich seit Tausenden von Jahren aus Naturbeobachtung und den spirituellen Grundlagen des Daoismus und Buddhismus entwickelt. Gibt es aktuelle Fortschritte in der Medizin, die die TCM in ihr Diagnose- und Behandlungssystem mit aufnimmt?


Prof. Li Wu: Die Traditionelle Chinesische Medizin war stets für die Methodik anderer medizinischer Richtungen offen und hat gegebenenfalls neue Behandlungs- und Diagnoseverfahren aufgenommen. Dadurch entwickelte sich die TCM auch immer weiter. Heute bedienen auch wir uns beispielsweise medizinischer Apparate, um genau festzustellen, wo die Bandscheibe zwickt. Umgekehrt hilft die TCM der modernen Medizin bei chronischen Schmerzen, bei der Ausleitung von Giftstoffen, bei Allergien etc.


Eine besondere Rolle bei der TCM spielt das Essen, das nicht nur der Ernährung, sondern der Gesunderhaltung und Heilung dient. Was zeichnet eine perfekte Mahlzeit aus und wie gewährleistet man auch heutzutage eine ausgewogene Ernährung?


Prof. Li Wu: Ein altes chinesisches Sprichwort besagt: „Essen ist das Wichtigste, medizinische Therapie spielt nur eine ergänzende Rolle.“ In der TCM spielt Essen eine entscheidende Rolle in der Prävention, also in der Gesundheitsvorsorge. Deshalb gilt ein wichtiges Prinzip für eine ausgewogene Ernährung: An erster Stelle stehen fünf Getreideprodukte (Reis, Weizen, Hirse, Mais und Dinkel), die wiederum durch Obst und Gemüse unterstützt werden; Fleisch und tierisches Eiweiß spielen nur eine ergänzende Rolle und sollten nur in Maßen verzehrt werden. Nach der TCM werden auch die Nahrungsmittel den fünf Elementen Metall, Erde, Holz, Feuer und Wasser zugeordnet. Im Ergebnis bedeutet das:  möglichst viel Getreide, Obst und Gemüse. Die Ernährung nach den Fünf Elementen ist die einfache Grundregel für eine gesunde Ernährung.


Was versteht man genau unter den Fünf Elementen und wie passen diese in die Welt des modernen Menschen?


Prof. Li Wu: Im Bild der TCM trägt jeder Mensch die Fünf Elemente in sich, sowohl physisch als auch psychisch. Die Fünf Elemente beschreiben fünf Organe im Körper: Metall für Lunge, Holz für Leber, Wasser für Niere, Feuer für Herz und Erde für Magen. Wenn die Harmonie der Fünf Elemente hergestellt ist, dann arbeiten diese fünf wichtigen Organe auch harmonisch miteinander. In der modernen Welt jedoch sind Menschen häufig durch unterschiedliche Faktoren belastet. Durch entsprechende Ernährung, eine positive Lebenseinstellung, körperliche Bewegung sowie eine Rückbesinnung auf die Grundlagen des Lebens kann der Mensch wieder zurück zur Balance und somit zu seiner Gesundheit finden.  


(© Mankau Verlag 2010)




Wer seine Beschäftigung mit TCM vertiefen möchte, kann zur neuen Meditations-CD des Autors greifen. Lenken Sie mit dieser Meditation Ihre Gedanken auf die Elemente Wasser, Holz, Feuer, Erde und Metall – diese fünf Elemente sind Ausdruck des Denkens in Kreisläufen und erfassen alle Phänomene und Abläufe der äußeren Natur und im Menschen. Spüren Sie in der Fünf-Elemente-Meditation der Entwicklung des Seins, des Werdens, Wachsens und Vergehens nach und folgen Sie mit fünf Übungen dem Zyklus von: Ich bin – Ich werde – Ich entfalte mich – Ich gehöre dazu – Ich lasse los. 


Prof. TCM (Univ. Yunnan) Li Wu
Fünf-Elemente-Meditationen
Mit einer Einführung von Li Wu
Audio-CD, Gesamtlaufzeit ca. 55 Min.
12,95 € (D) 

Montag, 10. Oktober 2011

CDs - Niveauvolles von ECM: KUÁRA



Markku Ounaskari / Samuli Mikkonen
mit Per Jørgensen

Kuára

Markku Ounaskari: Schlagzeug; Samuli Mikkonen: Klavier; Per Jørgensen: Trompete, Stimme
November 2010

 
Dieses einzigartige musikalische Projekt "Kuara" nimmt seinen inspirierenden Ausgangspunkt bei russischen Psalmen und finno-ugrischen Volksliedern aus Udmurtien, Wepsien und Karelien. Die Melodien entfalten sich langsam und Texturen sind sorgfältig in die offenen Improvisationen und Klanglandschaften eingebettet. Die geistliche und weltliche Musik ist der Boden, aus dem neue Sounds und Ideen entstehen. Eine kontemplative Atmosphäre herrscht, Themen- und Sololinien werden mit Ruhe aufgewogen.
Der Percussionist Markku Ounaskari und der Pianist Samuli Mikkonen geboren 1967 bzw. 1973, sind viel gefragte Jazz-Musiker in Finnland. (Der Journalist Petri Sila hat einmal geschrieben, dass es einfacher wäre, die finnischen Ensembles aufzulisten, mit denen Ounaskari nicht gespielt hat als umgekehrt.) Ihr Spielen war nie von strengen Jazzdefinitionen beschränkt.
Über "Kuara" (das bedeutet "Klang" in Udmurtisch) bemerkt Ounasakari: "Wir beide, Samuli und ich, freuen uns sehr über Volksmusik der verschiedenen finnisch-verwandten Uguren-Kulturen und Stämme, die zurzeit auf russischem Territorium leben. Die Udmurten, Wepsen und Karelier haben die gleichen finnisch-ugrischen Wurzeln und ihre Sprache hat auch dieselben Wurzeln. Sie hat Ähnlichkeit mit der Tradition des Sprechgesangs und zeigt religiösen Charakter." Religion bedeutet hier die Naturmystik der Pagai-Kulturen. Das Christentum kam in Udmurtien erst im Jahre 1870 an. "Für uns präsentieren Wepsen, Udmurten und Karelier unsere Geschichte. Wir sind wirklich sehr verliebt in diese sehr schönen einfachen, oft sehr melancholischen Melodien. Wir fühlen uns dieser Musik sehr nahe und Experimentieren mit diesen Melodien erleben wir wie eine Naturbegegnung."
Die russischen Psalmen wurden auf Anregung des Produzenten Manfred Eicher aufgenommen. Ounaskari: "Die Idee der Vermischung der heidnischen religiösen Musik und der orthodoxen Musik des Ostens klang sehr gut. Mein Vater ist halb russisch und ich wuchs mit der orthodoxen Kirche auf. Ich hörte viele orthodoxen Psalmen und reichlich geistliche Musik. Das war also ein sehr naheliegende Entscheidung für mich. In unserer Überzeugung repräsentieren sowohl Volkslieder als auch Psalmen wirklich gut die slavische Kultur und Musik. Und natürlich beinhaltet die finnische Kultur diese slawische Seite auch sehr stark.“
Samuli Mikkonen gab sein ECM-Debüt mit "Virret - spirituals from the North“. Er wurde beschrieben als "der am meisten finnisch klingende Pianist seiner Generation" und seine Arbeit ist stark vom Geist Finnlands beeinflusst. Zur gleichen Zeit hatte er zahlreiche internationale Kooperationen, angefangen mit Anders Jormin und Audun Kleive bis zu Projekten mit Improvisatoren wie Paul Rutherford und George Haslam und der Teilnahme an John Zorns Cobra-Projekt. Mikkonen hat auch mit Sinfonieorchestern, Big Bands, Kammermusik-Ensembles und Jazz-Combos zusammengespielt. Und während Klavier sein Instrument ist, hat er auch eine lange Geschichte der Zusammenarbeit mit synthetischen und computergenerierten Klängen im elektro-akustischen Kontext.
Nicht weniger breit in seinem Spektrum ist Markuu Ounaskari. Er hat mit allen großen finnischen Jazz-Figuren gespielt, und mit internationalen Akteuren wie Lee Konitz, Kenny Wheeler, Tomasz Stanko und Marc Ducret in verschiedenen Formationen in den 1990er Jahren. Markku Ounaskari und Samuli Mikkonen starteten ihr Duo im Jahr 2004, dessen ursprüngliches Konzept vorsah, in offenen Formen mit spontanen Improvisationen zu spielen, das Material wie eine Skultpur in Zeitraffer zu formen. Vor zwei Jahren wurde das Duo durch den norwegischen Trompeter und Sänger Per Jørgensen (geb. 1952) erweitert, den ECM-Hörern durch seine Beiträge zu Projekten mit Jon Balke, Michael Mantler und Miki N'Doye ("Tuki"). Jørgensen kommt aus Erfahrungen mit David Murray, Dave Liebman, Jack Bruce, Don Cherry, Ed Blackwell und vielen anderen. Jon Balke nannte Jørgensen "einen magischen Musiker und Sänger" - eine Ansicht, die von vielen anderen Spielern geteilt werden.
Ounaskari und Mikkonen erstellen improvisierte Musik, die ein starkes Gefühl für Struktur hat und Zeugnis der Jahre gemeinsamer Arbeit ist. Per Jørgensen fügt hinzu: "frische klangliche Dimensionen und mehr horizontal musikalische Texturen" - eine weitere Schicht von Ton kommt mit seiner Trompete und Stimme hinzu. Ein Trio-Konzert für Finnlands „Keskisuomalainen“ betrachtend konstatierte Pentti Ronkanen: "Eine abwechslungsreiche und stimmungsvolle musikalische Reise, die jeweils Improvisation mit einen ausgeprägten Charakter beinhaltet. Besonders lohnend sind die Ruhepunkte, mit Melancholie geladen - musikalische Meditationen von keinem Genre beschränkt."

Eine Tour durch Finnland ist im Oktober und November geplant, in Helsinki in der Sello Hall, der Kathedrale von Oulu, in der Silta Hall in Jyväskylä und beim Tampere Jazz Happening. Weitere Konzerte sind für Schweden und Norwegen geplant