Sonntag, 2. Juli 2023, um 18 Uhr im Opernhaus
Premiere
DIE ERSTEN MENSCHEN
Oper in zwei Aufzügen von Rudi Stephan
In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Musikalische Leitung: Sebastian Weigle; Inszenierung: Tobias Kratzer
Mitwirkende: Andreas Bauer Kanabas (Adahm), Ambur Braid (Chawa),
Iain MacNeil (Kajin), Ian Koziara (Chabel)
Weitere Vorstellungen: 6., 9. (18 Uhr), 12., 15., 17., 20. Juli 2023
Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr.
Preise: € 16 bis 190 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)
Mit freundlicher Unterstützung des Frankfurter Patronatsvereins – Sektion Oper
Rudi Stephan (1887-1915) vollendete seine Oper Die ersten Menschen 1914. Die Uraufführung fand jedoch erst 1920 in Frankfurt statt; bereits fünf Jahre zuvor war der Komponist als Soldat an der Front gefallen. Eine eigenwillige Stimme war verstummt, noch ehe sich ganz entfalten konnte, was bereits wenige Werke versprachen. Der Musikkritiker Paul Bekker schrieb: „Hier hat sich eine eigene, neuartige Tonsprache von überraschender klanglicher Ausgiebigkeit herangebildet, deren Absonderlichkeiten auch da, wo sie zunächst befremden, den Stempel des Gemussten, nicht des Ertüftelten tragen.“ Ähnlich wie Franz Schreker, dessen Opern zum Teil noch vor dem Weltkrieg ebenfalls in Frankfurt uraufgeführt worden waren, bleibt Rudi Stephan der Tonalität verpflichtet und lotet die Klangfarben eines großdimensionierten Orchesters auf bis dahin ungehörte Weise aus. In immer neuen Aufschwüngen gewinnt seine sinfonisch geprägte Musik ungeheure Expressivität und hebt den mit erotischem Überdruck aufgeladenen Text – er fußt auf einem Drama Otto Borngräbers, das 1912 schon kurz nach der Uraufführung verboten wurde – auf eine neue Stufe, die den genuinen Opernkomponisten erkennen lässt. Es gilt, ein beinahe vergessenes, aufregendes Werk zu entdecken.
Die ersten Menschen sind aus dem Paradies vertrieben worden. Sie suchen ihren Weg in einer neuen Welt, in der sie von nun an leben müssen: Chawa erinnert sich sehnsüchtig daran, wie Adahm sie einst, im Frühling ihrer Liebe, begehrt hatte. Doch Adahm ist müde geworden und vollauf mit dem Ringen um das nackte Dasein beschäftigt. Sein Sohn Kajin verweigert sich diesem Ringen „im Schweiße des Angesichts“; stattdessen gibt er seinem inneren Drang nach und streift durch die Wildnis auf der Suche nach einer Frau. Chabel wiederum sucht das „Heil“ in der Anbetung eines gütigen Gottvaters, dem er ein Opfer darbringt. Beide begehren ihre Mutter auf unterschiedliche Weise. Als Kajin Chawa und Chabel nachts in ekstatischer Vereinigung überrascht, erschlägt er den Bruder. In einer Vision sieht er die Zukunft voraus: Ihr Kennzeichen ist „kommendes Blut kommender Menschheit“.
Mit dieser Neuproduktion beschließt Sebastian Weigle seine 15jährige Amtszeit als Generalmusikdirektor an der Oper Frankfurt, während der für ihn die Werke von Richard Strauss und Richard Wagner im Zentrum standen. Kürzlich dirigierte er in Frankfurt eine Neuproduktion von Elektra und gastierte mit Tannhäuser am Royal Opera House Covent Garden in London sowie an der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Fast alle besetzten Sängerinnen und Sänger stammen aus dem Ensemble der Oper Frankfurt: Zu den jüngsten Aufgaben von Andreas Bauer Kanabas (Adahm) an seinem Stammhaus gehört Pogner in Die Meistersinger von Nürnberg, den er kürzlich auch als Einspringer an der Semperoper Dresden sang. Die kanadische Sopranistin Ambur Braid (Chawa) beeindruckte unlängst als Salome sowohl in Frankfurt als auch in Toronto. Zu den aktuellen Aufgaben ihres Landsmanns Iain MacNeil (Kajin) zählt der Fürst in Tschaikowskis Die Zauberin. Einziger Gast in der Besetzung ist der amerikanische Tenor Ian Koziara (Chabel), der kürzlich als Fritz in Schrekers Der ferne Klang an den Main zurückkehrte.
Iseut, die Blonde (liegend) und Tristan (Bildnachweis: Barbara Aumüller) |
Neueinstudierung nach coronabedingter Premierenabsage 2020/21
Frankfurter szenische Erstaufführung
LE VIN HERBÉ (DER ZAUBERTRANK)
Weltliches Oratorium (1938/1941) von Frank Martin
In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Musikalische Leitung: Takeshi Moriuchi; Regie: Tilmann Köhler
Mitwirkende: Juanita Lascarro (Iseut, die Blonde), Cecelia Hall (Iseut, die Weißhändige),
AJ Glueckert (Tristan), Clara Kim (Branghien), Kihwan Sim (König Marc), Theo Lebow (Kaherdin), Cláudia Ribas (Die Mutter von Iseut der Blonden), Jarrett Porter (Herzog Hoël) u.a.
Weitere Vorstellungen: 10. (19.30 Uhr), 14. (19.30 Uhr), 16. (15.30 Uhr; mit kostenloser Betreuung von Kindern zwischen 3 und 9 Jahren), 16. (19.30 Uhr) Juli 2023
Preise: € 16 bis 155 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)
Mit freundlicher Unterstützung des Frankfurter Patronatsvereins – Sektion Oper
Eigenwillig und durchaus mutig war das Vorhaben des Schweizer Komponisten Frank Martin (1890-1974), die Tristan-Sage sechzig Jahre nach Richard Wagner in einer grundlegend neuen Form zu vertonen. Ein anderer Tristan entstand, dessen Gattungsbezeichnung als weltliches Oratorium wie ein klar gesetztes kompositorisches „Gegenprogramm“ zu Wagners Musikdrama wirkt. Im Gegensatz zum übermächtigen, musikdramatischen Vorbild beschränkte sich Martin in seiner Partitur auf Solostimmen, ein Vokalensemble – dessen Part in dieser Produktion ausnahmsweise vom Chor der Oper Frankfurt übernommen wird –, sechs solistische Streicher*innen und Klavier. Auch bei der Wahl der Vorlage unterscheidet sich Martin von Wagner, indem er sich nicht auf Gottfried von Straßburg, sondern auf Le Roman de Tristan et Iseut des französischen Mittelalterforschers Joseph Bédier von 1900 bezieht. Daraus kreierte der Komponist eine objektivierte Erzählweise, in der die Handlung vom Vokalensemble erzählt und kommentiert wird und einzelne Protagonisten, wie Tristan, Iseut oder König Marc, solistisch hervortreten.
In 18 Bildern mit einem Prolog und einem Epilog gestaltete Martin die Geschichte von Tristan und Isolde von der Überfahrt nach Cornwall, wo Isolde gegen ihren Willen König Marke heiraten soll, bis zu beider Tod. Das Werk wurde am 26. März 1942 konzertant auf Französisch in der Tonhalle Zürich uraufgeführt, die erste szenische Präsentation erfolgte am 15. August 1948 in deutscher Sprache bei den Salzburger Festspielen. In Frankfurt ist Martins weltliches Oratorium erst jetzt in einer Neueinstudierung nach coronabedingter Premierenabsage 2020/21 in szenischer Erstaufführung zu erleben.
Die musikalische Leitung übernimmt Takeshi Moriuchi, der seit 2018/19 als Studienleiter an der Oper Frankfurt engagiert ist. Im Dezember 2022 sprang er in der Alten Oper äußerst kurzfristig als Dirigent des 4. Sinfoniekonzerts des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters ein. Der ursprünglich vom Schauspiel kommende Regisseur Tilmann Köhler ist ein gern gesehener Gast in Frankfurt, wo er bisher mit verschiedenen Barockopern auch Arbeiten für das Musiktheater vorlegte. Die Besetzung stammt vollständig aus Ensemble und Opernstudio der Oper Frankfurt: Juanita Lascarro (Iseut, die Blonde), Cecelia Hall (Iseut, die Weißhändige), AJ Glueckert (Tristan), Clara Kim (Branghien), Kihwan Sim (König Marc), Theo Lebow (Kaherdin), Cláudia Ribas (Die Mutter von Iseut der Blonden) und Jarrett Porter (Herzog Hoël).
Auf dem Fahrrad Fuchs, Füchsin Schlaukopf
sowie im Hintergrund Statisterie der Oper Frankfurt
(Bildnachweis: Barbara Aumüller)
Sonntag, 4. Juni 2023, um 18.00 Uhr im Opernhaus
Erste Wiederaufnahme
DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN (PŘĺHODY LIŠKY BYSTROUŠKY)
Oper in drei Akten von Leoš Janáček
In tschechischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Musikalische Leitung: Jonathan Stockhammer; Regie: Ute M. Engelhardt
Mitwirkende: Elizabeth Reiter (Füchsin Schlaukopf), Kelsey Lauritano (Fuchs),
Erik van Heyningen (Der Förster), Zanda Švēde (Die Frau Försterin / Eule), Michael McCown (Der Schulmeister / Mücke), Thomas Faulkner (Der Pfarrer / Dachs), Mikołaj Trąbka (Háraschta, ein Landstreicher), Nina Tarandek (Dackel / Specht), Abraham Bretón (Der Gastwirt Pasek), Karolina Bengtsson (Hahn / Eichelhäher), Bianca Tognocchi (Schopfhenne / Die Gastwirtin) u.a.
Weitere Vorstellungen: 7., 10., 16., 24. (18 Uhr) Juni 2023
Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr
Preise: € 16 bis 121 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)
Mit der Neuproduktion von Das schlaue Füchslein (Příhody lišky Bystroušky) machte die Oper Frankfurt in der Spielzeit 2015/16 einen weiteren Schritt in Richtung der Vervollständigung ihrer Aufführungsliste sämtlicher Bühnenwerke des tschechischen Komponisten Leoš Janáček (1854-1928). Publikum und Presse waren nach der Premiere am 24. April 2016 begeistert, und so konnte man in der Frankfurter Neuen Presse lesen: „Im Nebeneinander von Tier- und Menschenwelt liegt (…) das Besondere an Leoš Janáčeks Oper Das schlaue Füchslein. Diese beiden Welten, Zivilisation und Natur, sinnfällig auf die Bühne zu bringen, ist Ute M. Engelhardt bei ihrer Frankfurter Inszenierung vortrefflich gelungen.“ Auch das Main-Echo Aschaffenburg schwärmte: „Ein großartiger Opernabend, der einen träumen lässt – von einer besseren Welt, in der die Tiere die besseren Menschen sind.“ Nun wird die Produktion zum ersten Mal wiederaufgenommen.
Zum Inhalt: Der Förster hat im Wald das junge Füchslein Schlaukopf gefangen. Obwohl er sehr an dem Geschöpf hängt, droht er ihm Prügel an, nachdem es im Hühnerstall gewildert hat. Doch die Füchsin kann entkommen und kehrt – gereift und selbstständig – in den Wald zurück. Dort trifft sie auf einen Fuchs, der sich unsterblich in sie verliebt. Während die beiden überglücklichen Tiere heiraten und eine Familie gründen, wird dem Förster der Verlust seines Wildfangs und damit seiner eigenen inneren Wünsche und Hoffnungen immer schmerzlicher bewusst. Doch das tierische Glück ist nicht von langer Dauer: Der Landstreicher Háraschta wird zum Mörder der Füchsin, als sie sich mit ihrer Sippe über dessen erbeutete Enten hermachen will. Am Ende der Oper schließt sich ein großer Kreis und verweist auf die Einheit von Tier- und Menschenwelt: Der Förster trifft im Wald auf eine junge Füchsin, welche die Tochter von Schlaukopf zu sein scheint.
Als musikalischer Leiter dieser Wiederaufnahme debütiert der deutsch-amerikanische Dirigent Jonathan Stockhammer an der Oper Frankfurt. In der aktuellen Saison debütierte er bereits an der Opera Vlaanderen mit Satyagraha und beim Staatsballett Berlin mit Onegin. Zu weiteren seiner Stationen zählen u.a. die Opéra de Lyon, Wiener Staatsoper, das Opernhaus Zürich und die Salzburger Festspiele. Bis 2012/13 war Ute M. Engelhardt als Regieassistentin in Frankfurt engagiert, wo sie im Bockenheimer Depot 2010/11 Aulis Sallinens Barabbas-Dialoge und 2014/15 Monteverdis L’incoronazione di Poppea inszenierte. Für ihre Sicht auf Janáčeks Schlaues Füchslein wurde sie 2016 mit dem Götz-Friedrich-Preis als beste Nachwuchsregisseurin ausgezeichnet. Inzwischen arbeitet sie frei, u.a. am Pfalztheater Kaiserslautern, wo im Juni 2023 ihre Inszenierung eines aus Bernsteins Trouble in Tahiti und Zemlinskys Eine florentinische Tragödie bestehenden Opern-Doppels Premiere feiern wird. Die Besetzung der Wiederaufnahme des Schlauen Füchsleins besteht fast vollständig aus (ehemaligen) Mitgliedern des Frankfurter Ensembles und Opernstudios: In der Titelpartie ist Elizabeth Reiter zu erleben, die seinerzeit bereits Aufführungen der Premierenserie übernommen hatte. Die amerikanische Sopranistin konnte kürzlich als Orffs Kluge einen großen Erfolg verbuchen. Zu den Neubesetzungen: Die japanisch-amerikanische Mezzosopranistin Kelsey Lauritano (Fuchs) begeisterte hier kurz zuvor als Lichas in Händels Hercules. 2022/23 wechselte der Bariton Erik van Heyningen (Der Förster) vom Opernstudio der Wiener Staatsoper in das Ensemble der Oper Frankfurt. Der polnische Bariton Mikołaj Trąbka (Háraschta) war hier jüngst in der Titelpartie von Tschaikowskis Eugen Onegin sowie als König in Orffs Die Kluge zu erleben. Auch die weiteren Partien sind fast alle neu besetzt.
Dienstag, 11. Juli 2023, um 19.30 Uhr im Opernhaus
Liederabend
ILKER ARCAYÜREK, Tenor
SIMON LEPPER, Klavier
An die ferne Geliebte – Lieder von Ludwig van Beethoven, Robert Schumann, Felix Mendelssohn, Reynaldo Hahn, Richard Strauss, Gabriel Fauré und Johannes Brahms
Preise: € 16 bis 109 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)
Mit seinem „goldenen Tenor“ zählt Ilker Arcayürek zu den vielseitigsten und aufregendsten Sängern seiner Generation. In der Türkei geboren und in Wien aufgewachsen, kam er 2009 ins Zürcher Opernstudio, wo seine international erfolgreiche Karriere begann. Als Solist am Teatro Real in Madrid, der Bayerischen Staatsoper sowie bei den Salzburger Festspielen überzeugte er dabei ebenso wie als Ensemblemitglied am Staatstheater Nürnberg. Mit besonderer Leidenschaft widmet sich Ilker Arcayürek dem Liedgesang, wovon Recitals u.a. in der Londoner Wigmore Hall, beim Heidelberger Frühling sowie bei der Schubertiade Vorarlberg zeugen. Gemeinsam mit seinem langjährigen Klavierpartner Simon Lepper veröffentlichte er 2021 das gefeierte Konzeptalbum The Path of Life (Prospero Classical). Mit einem Liedprogramm sind die beiden Künstler nun erstmals an der Oper Frankfurt zu erleben.
Karten für die genannten Veranstaltungen sind bei unseren bekannten Vorverkaufsstellen, online unter www.oper-frankfurt.de oder im telefonischen Vorverkauf 069 - 212 49 49 4 erhältlich.