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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Samstag, 31. Dezember 2016

Silvesterparty im Nationaltheater Mannheim: Nach der Aufführung feiern


Fabian Raabe und Katharina Hauter
(c) Hans Jörg Michel

Minna von Barnhelm und Die Fledermaus

Das NTM feiert in diesem Jahr Silvester mit einer Premiere im Schauspiel: Cilli Drexel, vor einigen Jahren Hausregisseurin am NTM, kehrt mit ihrer Inszenierung von Lessings Minna von Barnhelm zurück nach Mannheim. Katharina Hauter spielt die Titelpartie, ihr Major von Tellheim ist Fabian Raabe, in weitere Rollen sind Anke Schubert, Carmen Witt, Michael Fuchs, Boris Koneczny und Matthias Thömmes zu erleben.

Weitere Vorstellungen finden am 7., 14. und 27. Januar sowie am 22. Februar 2017 statt.

Im Anschluss an die Silvester-Premiere sowie an die Aufführung Die Fledermaus im Opernhaus sind alle Silvester-Gäste eingeladen, mit den Künstlern in das Neue Jahr zu feiern: Das Tanzorchester »Salonissimo« spielt im festlich geschmückten NTM Walzer, Swing und Filmschlager, mit von der Partie sind Sänger aus dem Ensemble des NTM, die DJs 1983 und Tillary Clinton sowie die NTM Boppers um Opern-Chefdramaturg Jan Dvořák, die Rock’n’Roll und Soul bis in die frühen Morgenstunden zum Besten geben. Sekt, Cocktails, ein Buffet mit kleinen kalten und warmen Speisen und natürlich ein Feuerwerk auf dem Dach des Theaters stehen bereit, um das Jahr 2017 zu begrüßen – im Oberen und Unteren Foyer sowie im Theatercafé.

www.nationaltheater-mannheim.de; Kartentelefon: 0621 – 16 80 150

Wie war's bei Steve Reichs MUSIC FOR 18 MUSICIANS im Bockenheimer Depot?

Im Vordergrund jeweils am Bildrand die SYNERGY VOCALS
(c) Barbara Aumüller

Im Rahmen der heim:spiele in der Frankfurter Oper - Ensemble modern@Bockenheimer Depot - hatten die Opernbesucher in den  letzten Tagen die Gelegenheit eine einmalige serielle Komposition von Steve Reich zu hören. Seine MUSIC FOR 18 MUSICIANS komponierte zwischen 1974 und 1976. Das Stück fand gleich bei seiner Premiere in New York großen Gefallen und brachte in der Folge viele zeitgenössische Komponisten dazu, es Reich gleichzutun. Wie Reich selbst sagte, entdeckte er sich bei John Adams, Phil Glass und David Lang in den Staaten wieder und bei Nyman (GB), Goebbels (D) und Andriessen (NL). 

So monoton das Spiel auch beginnt, zunächst nur den Charme einer mechanischen Klangfolge wie das kettenmäßige Umfallen von Spielsteinen offeriert, im Fortschreiten erreicht es einen intensiv ausgeprägten, weiten und reichhaltigen Level, der fasziniert und fesselt. 1996 erstmals nach Frankfurt geholt und vom Ensemble Modern einstudiert - es fehlten Partitur und ausformulierte Stimmen -, nimmt es den Zuhörer mit auf eine Reise, deren Komposition zwar ein relativ statisches Grundgerüst vorsieht, aber durch permanente Wechsel der Tonlagen und Exponierung von Instrumenten oder Stimmen eine Art sich parallel verschiebende und schließlich frei expandierende Dynamik und Belebtheit entwickelt, die einem Traumgeschehen ähnelt.

Gerade die vier weiblichen Stimmen der Synergy Vocals um eine deutlich spürbare Micaela Haslam schufen einen Sirenenteppich, der nicht nur Akzente mit orientalischem Trällern (beeindruckend und virtuos Caroline Dushanthi Jaya-Ratnam) setzte, sondern auch das geheimnisvolle Wispern, Flüstern, Raunen und noch viel mehr pflegte mit Amanda Morrison und Heather Cairncross. 

In diesem vielschichtigen Stimmennebel einmal dominant beispielsweise die vier Pianos, gespielt von Kimachi/Kretzschmar/Kruse/Wiget, und sonor das Violoncello mit Michael M. Kasper. Permanentes Wechseln der Musiker rund um die Schlagwerke/Konzertxylophone sorgten für weitere Dramatik und Spannung, die sich wellenartig steigerten oder minimierten, und eine Art Rausch oder Trance entstehen ließen, ganz stark gestützt durch die Stimmen. Das Ensemble arbeitet ohne Dirigent und künstlerischen Leiter. Wie sehr das Publikum sich auf diesen Bann, den die Musik über die Zuhörer legt, einließ und begeistert war, zeigte der rauschende Beifall am Ende. Jedes Konzert ein besonderes Konzert.

Freitag, 30. Dezember 2016

Fantasien zur Nacht (Video): Last Riot



Last Riot 

La Bohème in der Oper Frankfurt: Jahresabschluss mit Puccini

LA BOHÈME
GIACOMO PUCCINI 1858-1924
Oper in vier Akten, Text von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica
Uraufführung am 1. Februar 1896, Teatro Regio, Turin

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Samstag, 31. Dezember 2016
15.00 + 19:30 Uhr    
Opernhaus Frankfurt
ca. 2 1/2 Stunden inkl. einer Pause

Einführung vor jeder Vorstellung jeweils eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Holzfoyer

Mimi      Simona Mihai
Rodolfo      Liparit Avetisyan
Marcello      Jonathan Beyer
Musetta      Sydney Mancasola
Schaunard      Ludwig Mittelhammer
Colline      Daniel Miroslaw
Benoît      Franz Mayer
Alcindoro      Elmar Oberhomburg
Chor und Kinderchor der Oper Frankfurt
Frankfurter Opern- und Museumsorchester

Nach der missglückten Uraufführung seiner vierten Oper musste Puccini zutiefst verletzt festhalten: 

»Sie sagten sogar, dass die Bohème das Ende der Spielzeit nicht erleben würde ...« 

Heute steht sie als bedeutendstes Werk des italienischen Repertoires nach Verdi an der Spitze der meistgespielten Opern. Über weite Passagen scheint die Oper leichtgewichtig daherzukommen – mit einem episodischen Aufbau und etlichen impressionistischen Anklängen, dabei immer wieder zum Konversationsstil zurückkehrend. Dahinter steckt jedoch ein bitterer Realismus: Eingebettet in die plastische Zeichnung des kargen Künstlerlebens einer Freundesclique im vorweihnachtlichen Paris um 1830 wird einfühlsam die Liebesgeschichte zwischen dem mittellosen Dichter Rodolfo und der todkranken Mimì geschildert. In der Trivialität ihres Alltags gefangen, bleiben die Figuren stets weltfremde Träumer. Aus diesem Widerspruch entwickelt sich jenes Drama des unaufhaltsamen Abstiegs – in einer Wahrhaftigkeit, die über jede Form von Sentimentalität erhaben ist. 

Der Regisseur Alfred Kirchner, den eben jene Diskrepanz zwischen Wunsch und Realität sowie die Thematik von Vergehen und Verlust interessiert, erweckt die Tragödie in packenden und historisch-dichten Bildern zum Leben, die vor allem dem Dialog Raum lassen.

Donnerstag, 29. Dezember 2016

Vorschau: LORETTA, ein literarischer Roadmovie von Shawn Vestal

Evel Knievel kurz vor dem Start


Ab Ende Januar im Buchhandel

Im Spätsommer 1974 wagt Evel Knievel seinen legendären Sprung über den Snake River Canyon. Er fliegt, geschossen von einer Rakete, über die Schlucht und stürzt hinab in die Tiefe, nur um Haaresbreite überlebt er. Im Canyon hat sich eine riesige Menschenmenge versammelt, unzählige Schaulustige sind gekommen, um dem daredevil bei seinem halsbrecherischen Stunt zuzusehen. 


Robert Craig „Evel“ Knievel, Jr. war ein US-amerikanischer Motorradstuntman. Durch seine spektakulären Motorrad­sprünge und Stuntshows erlangte er weltweit Berühmtheit.  "Amerikas legendärer Draufgänger" starb mit 69 Jahren am 30.11.2007 an den Folgen von Diabetes und Lungenfibrose, nicht an Unfallfolgen.

Evel Knievels Mut und seine Weigerung, sich physischen und mentalen Grenzen zu unterwerfen, begeistern in den 60er- und 70er-Jahren die Menschen in den USA und weltweit. Einer seiner bekanntesten Stunts spielte sich 1967 in Las Vegas ab: Knievel versuchte, mit seinem Motorrad über die Brunnenanlage des Caesar's Palace-Kasinos zu springen - der Sprung endete mit 40 Knochenbrüchen und 29 Tagen im Koma. Später überflog er auf dem Motorrad 13 Busse im Londoner Wembley Stadion und 50 Autos in Los Angeles. 

Shawn Vestal lässt Evel Knievel in seinem Roman LORETTA (kein und aber, Schweiz) wieder aufleben. Als Sinnbild der Freiheit und später als Trinkpartner in einem heruntergekommenen Motel begleitet er drei Jugendliche auf dem Weg zum Erwachsenwerden.


»I decided to fly through the air and live in the sunlight and enjoy life as much as I could.« 
Evel Knievel

Mittwoch, 28. Dezember 2016

Heute in der Oper Frankfurt: EZIO von Christoph Willibald Gluck


Ezio und Fulvia        (c) Barbara Aumüller
EZIO
CHRISTOPH WILLIBALD GLUCK 1714-1787
Dramma per musica in drei Akten (Prager Fassung)
Text von Pietro Metastasio
Uraufführung in der Karnevalssaison 1750 im Teatro Nuovo, Prag

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln           

Einführung eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn vor jeder Vorstellung im Holzfoyer


Valentiniano Rupert Enticknap
Fulvia Cecelia Hall
Ezio Max Emanuel Cencic
Onoria Sydny Mancasola
Massimo Theo Lebow
Varo Michael Porter


Ein Tyrann, der launenhafte Kaiser Valentiniano, regiert in Rom. Als sein Feldherr Ezio nach dem Sieg über den Hunnenkönig Attila zurückkehrt, muss er feststellen, dass der Kaiser inzwischen seine Geliebte Fulvia begehrt. Sie ist die Tochter des Patriziers Massimo, dessen Frau vom Kaiser vergewaltigt wurde. Massimo sinnt auf Rache und will den Kaiser umbringen lassen. Er bittet Ezio um Hilfe, doch der lehnt ab. Als der Mordplan scheitert, lenkt Massimo den Verdacht auf Ezio. Beim Kaiser plädiert er auf Todesstrafe für den beim Volk beliebten Feldherrn. Massimos Plan: Nach dem Tod Ezios soll der Volkszorn den Kaiser stürzen. Doch der Kaiser glaubt Ezio und spricht ihn frei. 

In diesem Intrigenspiel zweier Männer, dem Tyrannen mit paranoiden Zügen einerseits und dem rachsüchtigen Massimo andererseits, fungiert Ezio nicht als starker Titelheld. Seine geliebte Fulvia avanciert vielmehr zur zentralen Figur der Oper. Ihre Authentizität ist mit den Intrigen nicht zu vereinbaren: Der Kaiser, ihr Vater und ihr Geliebter treiben sie in den Wahnsinn. Der spätere Opernreformer Christoph Willibald Gluck galt zunächst als traditioneller Opera seria-Komponist. Seine Prager Ezio-Vertonung zählt zu den interessantesten aus dieser frühen, vielversprechenden Schaffensperiode. Stilistisch trägt die Musik des Ezio die Merkmale eines Überganges vom Spätbarock zum galanten Stil, der gleichsam der Vorbote der Aufklärung ist. In seiner Inszenierung verwendet Vincent Boussard die ursprüngliche Form von Metastasios Textbuch: Die Wiedereinrichtung von einigen Rezitativ-Passagen verstärkt die Spannung und die Brillanz der Vorlage.

Dienstag, 27. Dezember 2016

Frankfurt a.M.: Ein Tag Oper für Jugendliche

(c) Stephan Morgenstern


An vier ausgewählten Terminen in der Saison können Jugendliche von 14 bis 19 Jahren einen ganzen Tag in der Oper Frankfurt verbringen und sie von allen Seiten kennenlernen. Der zweite Operntag im Rahmen des Vermittlungsprogramms JETZT! Oper für Dich in der Spielzeit 2016/17 widmet sich in den Winterferien Giacomo Puccinis La Bohème am

Donnerstag, dem 5. Januar 2017, ab 15.00 Uhr im Opernhaus.

Der Tag beginnt mit einer Führung hinter die Kulissen. Wie können eigentlich alle den Dirigenten sehen? Wie echt sehen die Requisiten aus nächster Nähe aus? Wer stellt all die Dinge her, die aus einem Bühnenraum ein Bühnenbild werden lassen? Und was tut überhaupt ein Inspizient?
Nach einer gemeinsamen Pause beginnt der szenische Workshop. Hier geht’s nicht um Theorie: Es wird kaum gesessen und wenig gelesen! Umso wichtiger sind Bewegung, Musik, Kreativität, Teamwork und Freude am Darstellen. Die Jugendlichen schlüpfen selbst in die Rollen des Stücks, Probenkostüme helfen bei der Verwandlung. Sie versuchen sich in szenischen Momenten dieser
im weihnachtlichen Paris spielenden Geschichte um die todkranke Stickerin Mimì und ihrer Liebe zu dem mittellosen Poeten Rodolfo, dessen Eifersucht den beiden das Leben schwer macht...
Zum Abschluss darf nach dem Abendessen in der Opernkantine der gemeinsame
Vorstellungsbesuch nicht fehlen (19.30 Uhr). In der Pause können sich die jungen Zuschauer dann austauschen: Machen es die Opernsänger auf der Bühne wohl besser als sie selbst?

Die beiden letzten Operntage für Jugendliche von 14 bis 19 Jahren in der Saison 2016/17:
Strawinskys The Rake’s Progress Donnerstag, 6. April 2017 (in den Osterferien)
Puccinis Tosca Sonntag, 18. Juni 2017

Der Operntag kostet 30 € pro Person (inklusive Führung, szenischem Workshop, abendlicher Aufführung und Verpflegung), die unbedingt notwendige Anmeldung ist möglich unter jetzt@buehnen-frankfurt.de.

Montag, 26. Dezember 2016

Heute Steve Reichs MUSIC FOR 18 MUSICIANS im Bockenheimer Depot / Frankfurt a.M.

(c) Barbara Aumüller


Im Rahmen der Veranstaltungsreihe HEIM.SPIELE
Eine Kooperation mit dem Ensemble Modern auf Einladung der Oper Frankfurt

MUSIC FOR 18 MUSICIANS
STEVE REICH *1936

PREMIERE
Sonntag
25. Dezember 2016

18.00 Uhr
ca. 1 Std. ohne Pause
Bockenheimer Depot
Preise
65/50/20 €
Ensemble Modern
Synergy Vocals


Der amerikanische Komponist Steve Reich gilt als einer der Pioniere der Minimal Music. Die zwischen 1974 und 1976 entstandene Komposition Music for 18 Musicians zählt zu den Schlüsselwerken in seinem Œuvre. Ein Mikrokosmos aus rhythmischen Klängen und repetitiven Mustern, der das Phänomen der Wiederholung und Veränderung auslotet und in seinem kontinuierlich an- und abschwellenden Gestus einen faszinierender Sog auslöst, in den einzutauchen dem Publikum ebenso freisteht wie das genaue Dechiffrieren der technischen Konstruktion: Elf Sektionen sind durch jeweils einen eigenen Akkord grundiert, aus dem das Material für die Instrumentalisten und vier Sängerinnen gewonnen wird. In ihrem Umfang einer Kammersinfonie gleich, kommt Music for 18 Musicians dabei ohne einen Dirigenten aus – eine Aufführungspraxis, zu der sich Steve Reich sowohl von der westafrikanischen Musik als auch von indonesischen Gamelan-Trommlern inspirieren lies. 

Die Uraufführung von Music for 18 Musicians 1976 in New York mit seinem eigenen Ensemble "Steve Reich and Musicians" machte Steve Reich einem breiteren Publikum bekannt. Erst zwanzig Jahre später fand die Komposition ihren Weg nach Europa, nach Frankfurt am Main, wo das Ensemble Modern das Werk einstudierte. Ein Vorhaben, das ohne die enge Zusammenarbeit mit dem Komponisten nicht zu realisieren gewesen wäre. Denn Reich hatte für seine Musicians keine Partitur ausformuliert, auch lagen die Stimmen nur in einer Art privater Kurzschrift vor. Eine Partitur und ausgeschriebene Stimmen entstanden, und überdies eine bis heute anhaltende Künstlerbeziehung zwischen Steve Reich und dem Ensemble Modern sowie zahlreiche gemeinsame Konzerte in der ganzen Welt.

Mit großzügiger Unterstützung des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der Aventis Foundation, der Deutsche Bank Stiftung, der Crespo Foundation, der Dr. Marschner Stiftung, der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main, der Freunde des Ensemble Modern e.V. und der Stadt Frankfurt.

Staat I: Vergangene Premiere in den Münchner Kammerspielen am 10.12.2016

Was halten Staaten für geheim? Welche Geheimnisse versuchen andere Staaten mit ihren Nachrichtendiensten aufzudecken? Wie werden diese Informationen weitergereicht, gesammelt, ausgewertet? Wann können Geheimnisse zu einer wertvollen Währung werden? Jede Information verändert ihren Wert in dem Moment, in dem sie mit jemandem geteilt wird: 
Wann wird sie wertlos?
Und kann man das im Voraus wissen?
In Zeiten globaler Überwachungsaffären, vermeintlicher No-Spy-Abkommen und immer zahlreicher werdenden Whistleblower-Plattformen begeben sich Rimini Protokoll mit Top Secret International (Staat 1) mitten hinein in das globale Netz der Staatsgeheimnisse und Geheimdienste – den Staat im Staat. Im ersten Teil der Tetralogie, die sich über zwei Jahre hinweg mit Phänomenen der Postdemokratie befasst, lassen ein Algorithmus und eine Smartwatch das Publikum selbst zu unauffällig Agierenden werden: als Journalist*in belauschen die Besucher*innen Ermittlungen fremder Geheimdienste, versetzen sich in die Lage eines Whistleblowers oder werden mit einer Legende ausgestattet. Zwischen den Skulpturen eines Museums sind sie kaum von anderen Museumsbesucher*innen zu unterscheiden. Mit subtilen Gesten, gezielten Bewegungen greifen sie auf Dateien und Archive zu, die sich nach und nach öffnen: Lebensgeschichten aus Politik, Journalismus und Spionage, global agierende Geheimnisträger*innen und Aktivist*innen stecken das Spielfeld ab. Die Besucher*innen beobachten und verfolgen einander, nehmen Kontakt auf, bilden Koalitionen oder entziehen sich der Verbindung.
Eine Produktion von Rimini Protokoll und den Münchner Kammerspiele, in Koproduktion mit dem Goethe-Institut.  Am 5. Januar 2017 folgt die US-Premiere in New York im Rahmen des Under the Radar Festivals am Public Theater. 

Sonntag, 25. Dezember 2016

Weihnachtsgrüße vom Groebner



An Weihnachten geführt durchs Museum: UNTER WAFFEN und die beginnende Moderne in YOKOHAMA in Frankfurt a.M.


(c) Dorothy
Führungen im MAK,
Museum Moderne Kunst, Frankfurt a. Main


Unter Waffen
Fire & Forget 2
So, 25. Dezember 2016, 15 Uhr

Granaten am Weihnachtsbaum? Dieser skurrile Baumschmuck von Dorothy ist eigentlich Teil einer globalen Anti-Kriegskampagne. 
Mehr zur Bedeutung von Waffen in Design, Mode und Kunst erfahren Sie am ersten Weihnachtsfeiertag bei einer öffentlichen Führung durch die Ausstellung Unter Waffen. Fire & Forget 2.

Ohne Anmeldung. Im Eintrittspreis von 9 Euro, ermäßigt 4,50 Euro enthalten.



Familienführung
Yokohama 1868–1912
Als die Bilder leuchten lernten
Mo, 26. Dezember 2016, 15 Uhr

Familien mit Kindern können am zweiten Weihnachtsfeiertag in der Ausstellung Yokohama 1868-1912. Als die Bilder leuchten lernten faszinierende Fotografien und Druckgrafiken entdecken, die farbenfroh und detailreich über die anbrechende Moderne in Japan erzählen.

Ohne Anmeldung. Im Eintrittspreis von 9 Euro, ermäßigt 4,50 Euro enthalten.



Gun 2015, Aluminium-ABS-Plastik, NCVM-Beschichtung
(c) Jean-Luc-Brigot
Kuratorenführung
Unter Waffen
Fire & Forget 2
So, 1. Januar 2017, 15 Uhr

Das Museumsjahr 2017 läutet an Neujahr Museumsdirektor Matthias Wagner K ein, der in einer Kuratorenführung Einblicke in die Ausstellung Unter Waffen. Fire & Forget 2 gibt.

Ohne Anmeldung. Im Eintrittspreis von 9 Euro, ermäßigt 4,50 Euro enthalten.


Samstag, 24. Dezember 2016

Fantasien zur Nacht (Video): Oh Abraham, warum wohntest du Hagar bei?



Listen
oder Das Leiden Hagars für immer

Special-Long Version of Fantasien zur Nacht (Video): Eros (Thanatos) --- 21+







Exhibition video-installation Eros(Thanatos) 
Film editing by Lorenzo Ambrogio - tribute to cinema. This piece was selected for the 5th Seoul International Media Art Biennale 2007 and showcased in Rome at Studi De Paolis film factory with Stefano Di Gangi White & Black events.

„Kultur öffnet Welten“ im Jahr 2017: Seien Sie dabei!






Egal ob in Großstädten, auf dem Land, in Theatern, Stadteilzentren oder Museen: Unzählige Kulturschaffende in ganz Deutschland haben in diesem Jahr bewiesen, wie der Einsatz für eine offene und vielfältige Gesellschaft mit Mitteln der Kunst und Kultur gelingen kann.
Die Initiative „Kultur öffnet Welten“ will diesen Projekten und ihren AkteurInnen auch im Jahr 2017 eine Plattform bieten und so ihre Arbeit unterstützen: Kulturschaffende können nun ganzjährig ihre Veranstaltungen auf der Internetseite von „Kultur öffnet Welten“ eintragen und bewerben.* Ein überarbeiteter Webauftritt sowie ein umfangreiches Workshop-Angebot ermöglichen es, mit anderen regionalen AkteurInnen schneller in Kontakt zu kommen.
Zivilgesellschaftliches Engagement verdient Anerkennung: Aus diesem Grund hat Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, für das Jahr 2017 den Sonderpreis „Kultur öffnet Welten“ ausgelobt. Gewürdigt werden neue Formen der Zusammenarbeit kultureller AkteurInnen mit PartnerInnen aus anderen zivilgesellschaftlichen Bereichen. Die Ausschreibung für den Sonderpreis läuft noch bis zum 9. Januar 2017. Mehr Informationen zu den Teilnahmebedingungen finden Sie hier.

Freitag, 23. Dezember 2016

Fantasien zur Nacht (Video): Another World



Another World 

Wie war's bei STEVE REICH, BERYL KOROT - THE CAVE in Frankfurt a.M.?

THE CAVE:  Synergy Vocals (hell gekleidet),
Ensemble Modern und Musikalischer Leiter Brad Lubman

Ibrahim-Moschee bei/über der Höhle Machpela
Der 1936 geborene Musiker STEVE REICH gilt als einer der renommiertesten Komponisten der USA. Mehrfach mit hohen und wichtigen Preisen ausgestattet zählt auch seine ungewöhnliche Oper THE CAVE (Die Höhle), in Zusammenarbeit mit der Videokünstlerin BERYL KOROT (*1945), zu den Meisterwerken der Moderne. Das multimediale Oratorium in drei Teilen, entstanden zwischen 1990-1993, begründete eine neue Form des Musiktheaters mit seriellem und multimedialem Charakter in Text, Musik und Bild. Auf verschiedenen Leinwänden werden Schlüsselwörter, Zitatfetzen, Interviewsequenzen gemischt und im Rhythmus der Musik abgespielt. Synchron mit dem gesungenen Text unterliegen alle drei der Segmentierung, Wiederholung, Betonung, Hervorhebung und dienen als Gestaltungsgerüst der Botschaft über die Mythen ganz verschiedener Völker und Religionen. Je länger man alles verfolgt, desto unglaubwürdiger wird die historische Überlieferung, die Deutungen und Anschauungen gehen auseinander und behalten doch den gemeinsamen (!) Ursprung von Stämmen, Völkern und Nationen im Auge. Es klingt mehr und mehr wie fabuliert, zurechtgelegt, für eigene Zwecke verwendet. Historischer Stoff sagt man, mündlich überliefert, verändert und irgendwie wahr.


Religöse Verehrer der Geschichte/der Gräber der Patriarchen
 im Innern der Ibrahim-Moschee
Es sprechen Frauen und Männer, Fachleute und Unbeleckte (ein Indianer dabei unterbricht das Ritual, glänzt dabei mit dem achselzuckenden "I have no idea about that..."), Theologen und Ungläubige. Ein Iman singt die Suren über die Höherstellung des Islam aufgrund der Erstgeburt des Sohnes Ismael, der den Moslems als Stammvater ihrer Religion dient, denn sein Sohn war der Prophet Mohammed. Dabei haben sie rein mythologisch die schlechteren Karten. Die Mutter Ismaels war nur eine Magd, die Abraham und seiner bildschönen Sarah als Leihmutter diente, und sie muss mit ihrem Sohn von Kanaan/Palästina nach Syrien gehen, in die Wüste, den Hof des Erzeugers ihres Sohnes und der selbst mit "90" Jahren noch schwanger gewordenen Sarah verlassen. Der Zweitgeborene ist bekanntlich Isaak, und er wurde von Sarah über alles gestellt, sie wollte ihn beschützen. Isaak wiederum ist der Stammvater der Juden, die Thora behandelt dies ausführlich, und auch das Christentum zehrt vom Mythos aus Mesopotamien, Kanaan, Ägypten und Syrien. Isaak zeugte Jakob, der zwölf Söhne bekam, die Begründer der Stämme Israels. Und viele Generationen später in ägyptischer Versklavung tritt Moses auf, der den Bund mit Gott erneuert und u.a. die 10 Gebote des Christentums aufstellt. Im Zeitalter nach Moses wurden die Gläubigen endlich auch über das richtige Alter aufgeklärt: "Unser Leben währet siebenzig Jahre, und wenn es hoch kommt, sind es achtzig ..." (Psalm 91). Die abenteuerlichen Angaben davor gehen wahrscheinlich auf den Versuch zurück, "Lücken" in der Geschichte zu decken. So konnte Adam "930" und sein Sohn Seth "912" Jahre alt werden.

1. Mose 16
1 Und Sarai, Abrams Frau, gebar ihm nicht. Und sie hatte eine ägyptische Magd, und ihr Name war Hagar. 2 Und Sarai sprach zu Abram: Sieh doch, der HERR hat mich verschlossen, dass ich nicht gebäre; geh doch ein zu meiner Magd, vielleicht werde ich aus ihr erbaut werden. Und Abram hörte auf die Stimme Sarais. 3 Und Sarai, Abrams Frau, nahm Hagar, die Ägypterin, ihre Magd, nach Verlauf von 10 Jahren, die Abram im Land Kanaan gewohnt hatte, und gab sie Abram, ihrem Mann, ihm zur Frau. 4 Und er ging zu Hagar ein, und sie wurde schwanger; und als sie sah, dass sie schwanger war, da wurde ihre Herrin gering in ihren Augen. 5 Und Sarai sprach zu Abram: Das Unrecht, das mir widerfährt, fällt auf dich! Ich habe meine Magd in deinen Schoß gegeben; und da sie sieht, dass sie schwanger geworden ist, bin ich gering in ihren Augen. Der HERR richte zwischen mir und dir! 6 Und Abram sprach zu Sarai: Siehe, deine Magd ist in deiner Hand; tu ihr was gut ist in deinen Augen. Und Sarai behandelte sie hart, und sie floh von ihr weg.
7 Und der Engel des HERRN fand sie an einer Wasserquelle in der Wüste, an der Quelle auf dem Weg nach Sur. 8 Und er sprach: Hagar, Magd Sarais, woher kommst du, und wohin gehst du? Und sie sprach: Ich fliehe weg von meiner Herrin Sarai. 9 Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Kehre zu deiner Herrin zurück und demütige dich unter ihre Hände. 10 Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Ich will sehr mehren deinen Samen, dass er nicht gezählt werden soll vor Menge. 11 Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Siehe, du bist schwanger und wirst einen Sohn gebären; und du sollst ihm den Namen Ismael geben, denn der HERR hat auf dein Elend gehört. 12 Und er, er wird ein Wildesel von Mensch sein; seine Hand gegen alle und die Hand aller gegen ihn, und angesichts aller seiner Brüder wird er wohnen. 13 Da nannte sie den HERR, der zu ihr redete: Du bist ein Gott, der sich schauen lässt! Denn sie sprach: Habe ich nicht auch hier geschaut, nachdem er sich hat schauen lassen? 14 Darum nannte man den Brunnen: Beer-Lachai-Roi; siehe, er ist zwischen Kades und Bered.
15 Und Hagar gebar dem Abram einen Sohn; und Abram gab seinem Sohn, den Hagar geboren hatte, den Namen Ismael. 16 Und Abram war 86 Jahre alt, als Hagar dem Abram Ismael gebar.

Die Mythologie von Millionen von Menschen hat also einen gemeinsamen Ankerpunkt in der Vergangenheit: Es ist der mesoptamische Wanderer und gottesfürchtige Abraham (starb mit "175" Jahren), der die Geschichte dreier verschiedener Religionen bevölkert und ermöglicht. Perfekt gesponnen ist er der Dreh- und Angelpunkt der drei Weltreligionen Judentum, Islam und Christentum und dennoch kommt es zu katastrophalen Auseinandersetzungen und Übergriffen von den Stammeskriegen über die Kreuzzüge bis zum Holocaust. Als ob das Rivalisieren und Bekämpfen als Motor der Geschichte am Laufen gehalten werden soll.

Die Geschichte ist vielen noch bekannt aus schulischer und religiöser Erziehung, nicht alles ist in der Oper verarbeitet. Abraham soll vor knapp 4000 Jahren im heutigen Irak im babylonischen Ur gelebt haben, einer reichen Stadt in einem fruchtbaren Tal. Feindliche Truppen vertreiben Abrahams Familie weiter in den Norden nach Harran. Dort erscheint Gott Abraham und befiehlt ihm, seine Heimat zu verlassen. So beginnt die Wanderung Abrahams in das Gelobte Land Kanaan, das Gott ihm verheißen hat. Es soll das Land der Israeliten werden.

Gott teilt Abraham mit, dass dessen Nachkommen so zahlreich sein sollen wie die Staubkörner auf der Erde und die Sterne am Firmament, und schließt einen Bund mit Abraham. Dieser soll seinem neuen Gott treu sein, ebenso seine Nachkommen.

Als Zeichen des Bundes zwischen Abraham und Gott, als Beleg für den Glauben an den einen Gott, soll Abraham seine Nachkommen übrigens auch beschneiden lassen, was bei Juden und Moslems eine wichtige Rolle spielt. Im Gegenzug wird Gott dafür sorgen, dass Abrahams Sippe wachsen kann und ein Volk werden wird.

Doch Abraham und seine Frau Sarah werden älter und älter und sind immer noch kinderlos. Die inzwischen "70"-jährige Frau Abrahams (sie starb mit "127" Jahren) glaubt an keine Nachkommen mehr. Drei fremde Männer, Gott unter ihnen, sagen ihnen voraus, dass sie bald schon einen Sohn zeugen werden. Damit ihr Mann ein Kind in dieser Ehe zeugen kann, schickt sie ihre Sklavin Hagar zu ihm, die Leihmutter spielen muss.

Der Stammvater der Muslime wird gezeugt und kommt ins Spiel - vertrieben wird er zum wütenden Schwertkämpfer aus der Wüste, seine ursprünglich ägyptische Mutter gramvoll über ihren Verlust der Heimat. Von ihm stammen die moslemischen Stämme Syriens und Arabiens u.v.a. ab. "20" Jahre später bringt Sarah erst Isaak zur Welt, und Abrahams Glauben wird wieder Jahre später auf die Probe gestellt, er soll Gott seinen einzigen Sohn zum Opfer darbringen und töten. Abraham beweist seinen Gottesglauben und besteht. Von Abraham stammen die Erzväter des Judentums ab. Sein Sohn Isaak zeugt Jakob. Der muss mit Gott kämpfen, gibt nicht auf und erhält den Namen Israel, was soviel heißt wie "der, der mit Gott gerungen hat".

Ausdruck der gemeinsamen Wurzel ist die Höhle Machpela in Hephron/Gazastreifen, die ja im Titel der Reichschen Oper schon eine sehr große Bedeutung trägt. Auch im Miteinander der Religionen. Am bekanntesten ist das am 25. Februar 1994 verübte Massaker beim Freitagsgebet in der Ibrahim-Moschee von Hephron, bei dem mind. "30" (auch hier schwanken die Zahlenangaben) Palästinenser von dem jüdischen Siedler Baruch Goldstein im Zuge des Dauerkrieges gegen die Palästinenser in einer Amoktat erschossen wurden. Anführer der islamistischen Organisationen Hamas und Jihad Islami riefen damals zu "neuen Dimensionen der Rache" auf. Über/Neben der Höhle gebaut eine Kirche und später die Ibrahim-Moschee auf den zerstörten Resten.

Machpela ist quasi der Urschoß der religiösen Menschheitsgeschichte fast der Hälfte aller Nationen, der Beweis für das Wirken Gottes, ein Kultstätte der Verehrung, das Grabmal Adam und Evas, 
Eingang in die Höhle Machpela direkt
Abraham und Sarahs usw. Drei verschiedene Glaubensrichtungen besuchen diesen Ort, am stärksten Moslems und Juden und fein getrennt gehen die einen links, die anderen rechts hinein und verehren die gemeinsame Geschichte, um sich am selben Tag vielleicht noch zu beschießen. Die einen verehren die gerade Linie zu den Israeliten heute, die anderen die unterbrochene zu Mohammed, die kämpferische Stärke seines Vaters und mentale Größe seines Großvaters. Die Urvagina als Quelle des Mythos, der Fruchtbarkeit der Menschheit als eine Wiederholung der göttlichen Genesis, eine Genesis der menschlichen Völkerentstehung, lange, lange nach der Menschwerdung. Darin begraben die Patriarchen der Menschheit.

Eine wunderbare Beschäftigung von Steve Reich und Beryl Korot mit dem Stoff, spannend und humorvoll. Je mehr Amerikaner zu Wort kommen, desto heiterer wird es. Und eine wunderbare Darbietung des Ensemble Modern und der Synergy Vocals. 

Donnerstag, 22. Dezember 2016

ECM-News: Colin Vallon Trio, John Abercrombie, Benedikt Jahnel, Gidon Kremer und die Kremerata Baltica

Kurz vor Jahresschluss ein Blick voraus auf die ersten ECM-Veröffentlichungen 2017. Am 13. Januar erscheinen drei Jazz-Neuheiten:

In der Welt der Klaviertrios hat das Colin Vallon Trio seinen eigenen Platz gefunden – indem es die Konventionen genau dieser Welt leise herausfordert. Auf seinem dritten ECM-Album Danse führt Vallon die Gruppe nicht etwa mit virtuoser Solisten-Attitüde, sondern schafft durch geduldiges Skizzieren von Melodien einen Rahmen, in dem Gruppenimprovisationen stattfinden können. Obwohl Vallon (kürzlich für den Schweizer Musikpreis nominiert) Autor von neun der insgesamt elf Stücke auf dem Album ist,  tragen alle Bandmitglieder die gleiche Verantwortung für die Entfaltung der Musik. Der erdende Zug von Patrice Morets Bass- und die Detailfreude in Julian Sartorius' Schlagzeugspiel sind entscheidend für den Erfolg von Vallons künstlerischem Konzept und die emotionale Bandbreite, die die Musik vermitteln kann. Danse erscheint sowohl auf CD als auch auf LP.

Gitarrist John Abercrombie, der bereits seit 1974 als Leader bei ECM-Aufnahmen in Erscheinung tritt, legt nun mit Up And coming, das zweite Album seines Quartetts – mit Marc Copland am Klavier und seiner langjährigen Rhythmusgruppe aus Drew Gress am Bass und Joey Baron am Schlagzeug – vor. Abercrombies Phrasierung und Sound beleben seine fünf Eigenkompositionen und die beiden Stücke von Copland, genauso wie die Interpretation des Miles Davis Klassikers "Nardis", gespielt im Geiste von Bill Evans. Auch Up and Coming erscheint als CD und LP.

Sein Trio mit dem spanischen Bassisten Antonio Miguel und dem kanadischen Schlagzeuger Owen Howard ist im Leben des in Berlin lebenden Pianisten Benedikt Jahnel ein  Fixpunkt - daher auch der Titel des neuen Albums: The Invariant erscheint just, wenn  das Trio auf Tour geht, um sein zehnjähriges Jubiläum als ‚Working group‘ zu begehen. Jahnel ist nicht nur ein unverwechselbarer Pianist, sondern auch ein sehr produktiver Komponist – The Invariant versammelt die besten aus vielen Stücken, die er in den letzten fünf Jahren komponiert, auf Tourneen erprobt und überarbeitet hat. 

Ebenfalls am 13. Januar erscheint bei ECM New Series ein neues Doppelalbum, aufgenommen von Gidon Kremer und der Kremerata Baltica im Juni 2015 in Wien und Riga:
Es enthält alle vier Kammersinfonien des in Polen geborenen, sowjetischen Komponisten Mieczysław Weinberg, die in seinem letzten Lebensjahrzehnt entstanden sind. Dazu kommt ein von Gidon Kremer und Andrey Pushkarev, dem Perkussionisten der Kremerata Baltica, eingerichtetes Arrangement von Weinbergs frühem Pianoquintett von 1944, das hier in einer Ersteinspielung zu hören ist. Die neue Aufnahme – das zweite Weinberg gewidmete Album der Kremerata Baltica – ist nach Kremers Empfinden „die gewichtigste Wegmarke in der Diskografie des Orchesters seit seiner Geburt.“
Sie wird rechtzeitig zu einer großen Tournee veröffentlicht, die sowohl das 20jährige Jubiläum der Kremerata Baltica als auch den 70. Geburtstag Gidon Kremers (am 27. Februar 2017) feiert.


Am 27. Januar folgen neue Aufnahmen von Theo Bleckmann (Elegy) und Momo Kodama (Point And Line mit Werken von Debussy und Hosokawa). Mehr Informationen zu diesen Alben in Kürze.

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Staat I - IV ein Projekt von Rimini Protokoll (2016-2018)

(c) Rimini Protokoll

(HKW Berlin) Welche Akteure und Netzwerke gewinnen in der Postdemokratie an Einfluss? Wer besetzt die Lücken, die in den einst von den drei Staatsgewalten regulierten Sphären aufscheinen? Exemplarisch untersucht das Autoren-Regie-Kollektiv Rimini Protokoll Phänomene der Postdemokratie in vier Theaterproduktionen.
Die Demokratie steckt in der Krise: Zwar haben Bürgerbeteiligungen in politischen Entscheidungsprozessen zugenommen und die politischen Gremien werden ordentlich gewählt. Doch handeln die Repräsentant*innen, die politischen Akteur*innen und Institutionen im Sinne des Gemeinwohls? Oder erhärten sich die Befürchtungen, dass PR-Strateg*innen und privat finanzierte Beratungs- und Anwaltsteams die Geschicke zur Steuerung einer immer globaler agierenden Gesellschaft den Händen der Politiker*innen entreißen? Und warum entscheiden sich Letztere immer kurzfristiger und unter größerem Handlungsdruck für die vermeintlich einzige Lösung? Besteht der Staat in seiner neoliberalen Ausprägung nur noch aus formellen, aber schwachen Hülsen, nur noch aus Überbleibseln der Moderne, während essentielle Entscheidungen von Interessensverbänden und Unternehmen beeinflusst werden, die jeder rechtsstaatlichen Kontrolle durch die Hintertür ihrer internationalen Firmennetzwerke entwischen?
Mit der Serie Staat 1–4 begibt sich Rimini Protokoll auf eine Recherche in die Felder außerhalb dessen, was heute vom Nationalstaat organisiert und kontrolliert werden kann. Rimini Protokoll schaut zurück auf das Wesen der Gewalten, deren Teilung einmal die wesentlichen Mechanismen zur Kontrolle des staatlichen Gefüges strukturieren sollte. Inwieweit sind diese Gewalten noch in der Lage, die entscheidenden Impulse zur Veränderung, denen die Gesellschaften ausgesetzt sind, zu regulieren?
Top Secret International (Staat 1), koproduziert vom Goethe-Institut, hat am 10. Dezember 2016 an den Münchner Kammerspielen Premiere. Am 5. Januar 2017 folgt die US-Premiere in New York im Rahmen des Under the Radar Festivals am Public Theater. Am 12. Mai 2017 folgen Gesellschaftsmodell Großbaustelle (Staat 2) im Düsseldorfer Schauspielhaus, Träumende Kollektive (Staat 3) (AT) im Herbst 2017 am Staatsschauspiel Dresden und Weltzustand Davos (Staat 4) (AT) im Januar 2018 am Schauspielhaus Zürich. 
Alle vier Produktionen der im Auftrag des HKW entstandenen Reihe werden im Frühjahr 2018 im Haus der Kulturen der Welt zu sehen sein.





Dienstag, 20. Dezember 2016

Heute in Frankfurt a.M.: THE CAVE von STEVE REICH und BERYL KOROT

ENSEMBLE MODERN
SYNERGY VOCALS
Brad Lubman (Musik. Leitung)
(c)  Barbara Aumüller



THE CAVE
STEVE REICH *1936
BERYL KOROT *1945
MULTIMEDIALES ORATORIUM IN DREI TEILEN (1990-1993)
Frankfurter Erstaufführung
In englischer Sprache mit Übertiteln


Dienstag
20. Dezember 2016
Beginn
19.30 Uhr
Dauer
ca. 2 1/2 Std. mit einer Pause
Ort
Bockenheimer Depot
Preise
65/50/20 €


BESETZUNG
Musikalische Leitung
Brad Lubman
Videoprojektionen
 BIG cinema
Klangregie
Norbert Ommer
Ensemble Modern, Synergy Vocals

Einführung vor jeder Vorstellung jeweils eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Bockenheimer Depot.

Die Höhle Machpela, auch Höhle der Patriarchen, in Hebron ist Ruhestätte des Erzvaters Abraham und seiner Nachkommen. Sowohl für Juden als auch für Muslime hat die Stätte eine enorme religiöse Bedeutung, führen doch beide ihre Abstammung auf Abraham zurück. Die dokumentarische Video-Oper The Cave des Komponisten Steve Reich und der Videokünstlerin Beryl Korot folgt den Spuren der Beziehung zwischen Juden und Muslimen und vergegenwärtigt damit die 4000 Jahre alte biblische Geschichte von Abraham, seinen Frauen Sara und Hagar sowie den Söhnen Ismael und Isaak.

Grundlage für The Cave bilden Interview-Aufnahmen mit Israelis, Palästinensern und Amerikanern. Die Antworten auf die stets gleichen fünf Fragen »Wer war Abraham? Wer war Sara? Hagar? Ismael? Und Isaak?« spiegeln die unterschiedlichen Sichtweisen der verschiedenen Kulturkreise wider und entwerfen ein Kaleidoskop an Erinnerungen und Reflexionen. Mit der Video-Oper, die Musik mit multiplen Videos dokumentarischen Charakters kombiniert, begründeten Steve Reich und Beryl Korot eine »neue Art des Musiktheaters«. Auf fünf großen Videoleinwänden erscheinen die Bildsequenzen der Interviews – angereichert mit Bibel- und Koranzitaten –, vervielfältigt, simultan überlagert und zeitversetzt geschachtelt. Diese Bilder und Sprechmelodien nimmt Steve Reich als Ausgangsmaterial für seine Musik, verdoppelt und harmonisiert sie vielfältig.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe HEIM.SPIELE. (Einen Trailer finden Sie hier). Eine Kooperation mit dem Ensemble Modern auf Einladung der Oper Frankfurt. Mit großzügiger Unterstützung des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der Aventis Foundation, der Deutsche Bank Stiftung, der Crespo Foundation, der Dr. Marschner Stiftung, der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main, der Freunde des Ensemble Modern e.V. und der Stadt Frankfurt.

Montag, 19. Dezember 2016

Lahmes Surfen in Deutschland

Es bleibt dabei: Deutsche sind im Internet vergleichsweise langsam unterwegs. Kein Wunder, in ländlichen Gegenden herrschen katastrophale Verhältnisse. Alles viel zu langsam für Menschen, die damit arbeiten müssen. Dazu das neue Win 10 und schon dauert alles doppelt so lange. 

Der aktuellen Ausgabe des State of the Internet Reports zufolge liegt die Bundesrepublik im Ranking der Länder mit dem schnellsten Internetzugang derzeit auf Platz 26 (13,7 Mbit/s). Damit hat sich Deutschland gegenüber dem Vorjahr im Akamai-Ranking um vier Plätze verschlechtert. An der Spitze steht - wie gewohnt - Südkorea (26,3 Mbit/s). Aber auch in Europa kann in vielen Ländern deutlich schneller gesurft werden als hierzulande. Am schnellsten in Norwegen (20 Mbit/s) und Schweden (19,7 Mbit/s), die auf Platz drei und vier liegen.

Die Grafik zeigt die 10 Länder mit dem schnellsten Internetzugang und Deutschland im 3. Quartal 2016.


Infografik: Deutsches Web zu langsam für die Weltspitze | Statista


Sonntag, 18. Dezember 2016

Demokratie: Hinter den Kulissen


Ist die Demokratie tot? Zum Auftakt der Programmreihe STAAT 1-4 (2016-2018) von Rimini Protokoll zu Phänomenen der Postdemokratie und den Lücken im System beleuchtet der Philosoph Boris Buden die historische „Wahrheit“ der modernen Demokratie. Er rückt die Purifzierung ihrer Idee vor dem Hintergrund einer „unreinen“ Geschichte in den Mittelpunkt und erläutert die Gründe für deren heutige Rückkehr aus der ideologischen Verdrängung. Ein Blick unter den Deckmantel der erhabenen Instanz Demokratie.


(Boris Buden)  As is well known, the fall of communism in 1989 left a single player on the political scene of modern history: Western-style liberal democracy. For some, this became so self-evident that they even declared the end of history itself. People, for sure, will continue to fight both politically and militarily, bringing about significant changes in the world, but no political system or regime they create will ever claim ideological superiority over liberal democracy. The political scientist Francis Fukuyama, who came up with this thesis at the same time saw in liberal democracy the final form of human government.

Largely unnoticed, however, one side effect of the euphoric proclamation of the end of history has remained within the very idea of democracy. Leaving behind all of the dirt of historical praxis, democracy has undergone the process of radical sublimation. Not only has the idea of democracy been retroactively purified from the historical contingency in which it was originally born, but it has also been thoroughly whitewashed. Democracy emerged from a now-vanishing history without a single drop of blood on its hands, as though it never had anything to do with the violence, lies, and injustices of which, as generally understood, history is full. Democracy has taken a sort of angelic turn, becoming a transhistorical instance of absolute innocence. As for those once authorized by democracy to act in its name, they have been granted automatic impunity. They may have destroyed whole societies, thrown millions into poverty, or brought the world to the brink of nuclear disaster and climate catastrophe, yet democracy will always exculpate them. It never does anything wrong.

In its ahistoricity, democracy has become a sort of divine value ‒ although not everyone is blessed equally by its grace. The more angelic it becomes, the more it turns culturally particular. The only true democracy is Western democracy, universal when imposed on the weak and poor, but particular when it defends the privileges of the rich and the powerful. This, however, does not make it any less sublime. On the contrary, the notion of democracy evoked today in the West has reached a level of such angelic sublimity that legitimately we might ask whether there is anything human in it. Is it mortal as humans are? If it was ever “born,” does it mean that it might also one day “die”? Does anyone know when this day might come? Does anyone know whether this day has already come, without anyone noticing it yet?

Sublimation, as we learned from Freud, is a result of repression. And, when there has been repression, there will be, sooner or later, on this or that occasion, in whatever form, also a return of the repressed ‒ unexpected, powerful, embarrassing, treacherous, painful, unavoidable, but human ‒ probably all too human.

When this happens, suddenly, we are confronted with the lowest in us, the uncontrollable outbursts of our basic instincts, with the dirt and the stench of our guts. Speaking of sexuality, Freud reminded us of its deep roots in our animal past by quoting Saint Augustine: “Inter faeces et urinam nascimur,” or in English, “We are born between shit and piss.”

Why should we believe that democracy was born of a more noble origin? Why have we forgotten so effortlessly all the blood of the battlefields, where people were slaughtering each other in the name of democracy and against it, all the dirt of the prisons that incarcerated its heroes and enemies, the stench of the decapitated corpses around its scaffolds, the rage of animal instincts that both attacked and defended it?

In fact, we never forgot, we just repressed it for a while. For remember that, however strong, every repression is doomed to fail, eventually.

Nowadays what Western democracies are experiencing is but a powerful return of the repressed. This repression, which is now coming to light in such an irrational and uncontrollable way, is the historical truth of the modern concept of democracy; or, more precisely, the never-reconciled contradictions of its dialectical development, in Hegel’s parlance, its Werdegang. This is seen primarily in the perverse abuse by today’s predatory capitalism of the most important democratic institutions and principles. The now undeniable consequences are seen in total class disintegration of once democratically united national societies, an ever-expanding afterlife of colonial exploitation, growing remilitarization that today is seen in open warmongering, and, finally, the most dangerous: the realistic prospect of fascism as a generally welcome solution to the ensuing capitalist crises.

In short: today history is returning from its ideological repression. It has ripped off the well-protected and well-tended white skin of Western democracy to expose the dirty and stinky workings of its guts. However, there is nothing inhuman about the return of the repressed. On the contrary, to be historical is but to be human, to be of a mortal and transient nature. As far as it is historical and, therefore, also human, democracy to be sure was not born far away from the piss and shit of humankind’s birth. However, like humans, it still has the choice to die not in the same spot. History, we should never forget, is the only dimension in which the most sublime ideals of human freedom might become real.

If we now reflect on the last quarter of a century, during which democracy enjoyed the angelic heights of its historical existence ‒ a short epoch that is now ending before our very eyes ‒ we see that history itself was democracy’s most well-hidden or, to say the same in another way, its most suppressed truth. Now disclosed, it might retroactively explain why liberal democratic developmentalism ‒ the belief that after the fall of communism, democracy can only develop progressively in terms of becoming ever more inclusive, righteous, and transparent ‒ must have failed. The case of Edward Snowden is a perfect symptom of this failure. It clearly shows that a noble, almost angelic fidelity to the most sublime values of democracy might imply a filthy practical betrayal of its actual reality. This is precisely what history is all about ‒ the move beyond innocence. Only a stone is innocent, Hegel once wrote; thus no human is innocent, as long as we are historical beings.



Top Secret International (Staat 1) von Rimini Protokoll hatte am 10.12.2016 in der Glyptothek München Premiere und feiert am 5.1.2017 seine US-Premiere im Rahmen des Festivals The Public Theater’s Under the Radar in New York.

Vielleicht stoppt das die Belästigungen bei Facebook


Hassbotschaften in Sozialen Netzen sind ein Übel, gespickt mit Emblemen und Runen, die man verabscheut. Sollten die großen Social Networks, vor allem Facebook nicht löschen, erwägt die Politik, Bußgelder zu verhängen. Justizminister Heiko Maas sieht dies als weitere Möglichkeit, wenn kein besseres und rascheres Handeln gegen Beleidigungen, Volksverhetzungen und Verleumdungen stattfänden. Damit sind auch alle „Fake-News“, willentliche Falschinformationen zur Mobiliserung von Leichtgläubigen, gemeint. Die SPD bringt dabei Bußgelder von bis zu 500.000 Euro ins Spiel und fordert eine leicht erreichbare Rechtsschutzstelle bei marktbeherrschenden Plattformen.