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Mittwoch, 24. April 2024

Severin Groebners Neuer Glossenhauer #36: PSSST!

 



Phantombild von @Dominik Reichenbach/ Artwork: Claus Piffl



PSSST! Nicht verraten!


Ja, ich weiß. Schon wieder zu spät. Dieser Newsletter beginnt mich an meine Schulzeit zu erinnern, da war ich auch nie pünktlich. Und dieses Mal ist nicht einmal die Deutsche Bahn schuld. Denn ich war mit dem Fahrrad unterwegs.
Nein, schuld sind diesmal: die internationalen Geheimdienste.
Ich musste nämlich erst überprüfen, ob mir kein feindlicher Agent über die Schulter schaut und Humor-Skills und Satire-Techniken absaugen will. Die haben ja alles, diese Diktaturen, aber Humor haben sie wirklich überhaupt nicht.
Was andererseits an all diesen Geheimdienst-Skandalen so unglaublich langweilig und vorhersehbar ist, sind ja die Akteure.
Auf der einen Seite: Immer irgendwelche Bedienstete im Sicherheitsapparat des Zielstaates, wie frustrierte Offiziere in Militär oder Polizei, geldgierige Beamte des örtlichen Verfassungsschutzes oder Mitarbeiter von rechtsradikalen Parteien, die vorgeben die „Heimat schützen“ zu wollen. Nämlich mithilfe von Geheimdiensten totalitärer Staaten. Wahrscheinlich wollen sie damit das eigene Land schützen, nicht so grauslich demokratisch zu bleiben.
Und auf der anderen Seite: Die Profiteure.
Das sind immer die üblichen Verdächtigen. Die feschen Militär-, Unterdrückungs- und Gewaltregime von China bis Russland. Also Leute, für die die Erklärung der Menschenrechte so etwas wie Toilettenpapier ist, Rechte des Individuums Teufelszeug und Menschen-in-Lager-sperren ein schönes Hobby für den Feierabend.
Apropos Lager: Ja, auch die USA unterhält seit Jahrzehnten solche Foltergefängnisse. Aber - merke den Unterschied - erstens nicht auf ihrem Staatsgebiet, zweitens haben wir uns alle schon daran gewöhnt und drittens schämen sie sich dafür. Und die USA hört auch nur ein bisschen mit. Das kann man einem Staat, der mit seinen Raketenbasen dafür sorgt, dass die Russische Führung nicht Paris oder Berlin in Staub verwandelt als Gegenleistung schon zu billigen.
Nur natürlich nicht öffentlich.
Da sind die beiden anderen, China und Russland, schon andere Kaliber:
Die Russen erledigen bei gutem Wetter schon mal unliebsame Spaziergänger im Berliner Tiergarten und beharren auf das Recht europäische Grenzen mit Panzern zu ziehen. Die Chinesen wieder forschen von deutschen Reichen-Ghettos wie Bad Homburg und Düsseldorf Militärtechnik aus und betreiben europaweit geheime Polizeistationen. Also aufpassen beim nächsten Besuch im China-Restaurant! Besser gutes Trinkgeld dem Kellner geben, sonst landet man womöglich in der darunter gelegenen „Vorratskammer“ mit Dual-Use-Funktion.
Es bleibt die Frage: Warum können Zielpersonen und Auftraggeber nicht einmal ein bisschen abwechseln?
Warum interessieren sich nicht Geheimagenten aus Angola für die Geheimnisse der österreichischen Hotellerie? Wie wär's, wenn nepalesische Nachrichtendienste den Schiffsbau in norddeutschen Werften mal unter die Lupe nehmen würden? Warum wollen nicht einmal Spione aus Bangladesh bei europäischen Baukonzernen herausfinden, wie man korrekt Gips-Karton-Platten einbaut? Es könnte doch zumindest eine Delegation aus Thailand, das ja gerne als „Land des Lächelns“ bezeichnet wird, nach Wien kommen, um hier in einer streng geheimen Fact-Finding-Mission im Straßenverkehr, die verborgenen, tieferen Bedeutungen der Worte „Sauschädel“, „Beidlpracker“ und „Schasaugata“ zu erfahren. Und - falls noch Fragen offen bleiben - diese Geheimwaffen der berühmten Wiener Gemütlichkeit auf dem Fußballplatz (für Feinschmecker: Hanappi-Stadion) näher studieren.
Es gäbe so viele Möglichkeiten, geheimen Wissenstransfer zu organisieren. Wie wäre es, wenn Südeuropäische Bäckerei-Innungen nachrichtendienstliche Unternehmungen ins Leben rufen, die herausfinden sollen, wie man Brot bäckt, das nicht nach zwei Tagen steinhart und trocken ist und bei der ersten Berührung zerbröselt, wie die Mumie eines Pharaos aus dem 2. Jahrtausend vor Beginn der Zeitrechnung.
Auch denkbar: amerikanische und deutsche Geheimagenten finden heraus, wie man sich im Ausland benimmt, ohne sofort unangenehm, laut und präpotent aufzufallen. Und wenn schon unbedingt Russen und Chinesen spionieren müssen, dann sollten sie doch mal vielleicht herausfinden, wie man ein Gemeinwesen demokratisch, wirtschaftlich prosperierend und einigermaßen fair organisiert. Dass sie dann nicht mehr in Österreich oder Deutschland spionieren, ist klar. Aber Norwegen und Island wären dann gute Zielländer.
Demzufolge hätte die deutsche und österreichische Spionage-Abwehr dann frei (gibt's eigentlich eine österreichische Spionage-Abwehr? Ist zumindest der geheimste aller geheimen Dienste) und die Leute dort könnten sich auf neue Aufgaben konzentrieren: Die Aneignung des geheimen Wissens, wie man sich fortbewegen kann, ohne dabei in stinkenden Blechkisten sitzen zu müssen.
Eine Möglichkeit. Man kann natürlich auch warten, dass das Problem sich durch den Klimawandel von selbst löst. Denn wenn die Niederlande mal unter dem Meeresspiegel verschwunden sind, kommen die Niederländer von ganz allein.
Auf geheime, unbekannte Arten der Fortbewegung: Mit dem Fahrrad.
Aber: Pssst! Ist geheim!


Groebner Live:
„Überhaltung“ heute 24.4. Düsseldorf, 
Kommödchen - 26.4. Puchheim bei München, Kulturzentrum PUC - 3.5. Aschaffenburg, Hofgarten - 4.5. Karlsruhe, Orgelfabrik - 24.5. Oberndorf bei Salzburg, Freiraum - 28. und 29. 5. Graz, Theatercafé

Und: „Zwischenrechnung“ - 16.5. Groebner liest und singt zur Lage der Welt, Frankfurt,
 Buch&Wein

Radio: Groebner auf Bayern2
 „Ende der Welt“ vom 24.4.2024




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Sonntag, 21. April 2024

BIB: Lebenserwartung in Deutschlands Regionen - Viele vermeidbare Todesfälle - Schuld sind Verhalten und System

Lebenserwartung in Deutschlands Regionen: Viele vermeidbare Todesfälle

Viele Regionen Deutschlands weisen eine deutlich niedrigere Lebenserwartung als deutschsprachige Regionen in Österreich, der Schweiz und Italien auf.

Zu diesem Rückstand tragen in einem erheblichen Maße Todesfälle bei, die durch ein besseres Gesundheitsverhalten der Bevölkerung und ein effektiveres Gesundheitssystem vermieden werden könnten. Dies zeigt eine neue Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) mit der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne, welche erstmals Berechnungen zur vermeidbaren Sterblichkeit für mehr als 100 Regionen im deutschsprachigen Raum vorlegt.

Das Konzept der „vermeidbaren Sterblichkeit“ stuft alle diejenigen Todesfälle als „vermeidbar“ ein, die auf Basis des aktuellen Stands des medizinischen Wissens durch Vorbeugung, Früherkennung beziehungsweise eine optimale Behandlung verhinderbar wären. Neben dem Gesundheitssystem spielt bei der effektiven Vorbeugung und Früherkennung auch die Bevölkerung selbst eine wichtige Rolle.

Starke regionale Unterschiede in Deutschland

Die Studie offenbart bei vermeidbaren Sterbefällen ein beträchtliches Nord-Süd- und Ost-West-Gefälle. Demnach verringern diese die Lebenserwartung besonders stark in Ostdeutschland, vor allem in Vorpommern und Sachsen-Anhalt – und dies trotz großer Fortschritte, die bei der Reduzierung der vermeidbaren Sterblichkeit seit der Wiedervereinigung erreicht wurden. Aber auch einige von wirtschaftlichem Strukturwandel geprägte Regionen in Westdeutschland wie Ostfriesland, das Ruhrgebiet und das Saarland weisen eine ähnlich hohe vermeidbare Sterblichkeit auf. Die geringste Zahl an vermeidbaren Todesfällen verzeichnen dagegen die Schweiz und Südtirol, gefolgt vom Westen Österreichs und dem Süden Deutschlands. In Österreich gibt es ähnlich wie in Deutschland ein Ost-West-Gefälle zuungunsten des Ostens, mit der höchsten vermeidbaren Mortalität in der Landeshauptstadt Wien. Dagegen sind die regionalen Unterschiede in der Schweiz vergleichsweise gering.

„Obwohl der Süden Deutschlands mit der Metropolregion München und dem südlichen Baden-Württemberg im innerdeutschen Vergleich relativ gut dasteht, ist die vermeidbare Sterblichkeit in der Schweiz und in Südtirol noch einmal merklich niedriger“, fasst der Mortalitätsforscher Dr. Michael Mühlichen vom BiB die Ergebnisse zusammen. Dabei ist der Abstand zur Schweiz und Südtirol in den letzten Jahren sogar noch gewachsen. „Insofern besteht in allen Regionen Deutschlands noch Potenzial, vermeidbare Todesfälle zu reduzieren“, so Mühlichen.

Nachholbedarf bei Prävention und Früherkennung

Deutschland hat aber nicht nur bei vermeidbaren Todesfällen einen Nachholbedarf gegenüber seinen südlichen Nachbarn.

„Auch bei der Sterblichkeit im höheren Alter, vor allem im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zeigen sich Defizite,“ erklärt Dr. Pavel Grigoriev, Mitautor der Studie und Leiter der Forschungsgruppe Mortalität am BiB.

Die hohe Zahl an vermeidbaren Todesfällen steht im Kontrast zu den Ausgaben im Bereich der Gesundheitsversorgung, die pro Kopf im weltweiten Vergleich mit zu den höchsten gehören.

Die Autoren sehen unter anderem Verbesserungsbedarf bei Präventionsmaßnahmen und -politiken, um gesundheitsschädigendes Verhalten wie etwa Rauchen, Alkoholmissbrauch wirkungsvoller einzudämmen. Auch bei der Früherkennung und deren adäquater Inanspruchnahme hinkt Deutschland hinterher. Viele Behandlungen setzen spät an, wenn Erkrankungen schon stark fortgeschritten sind.

Hintergrundinformation über die Studie und das Konzept der vermeidbaren Todesfälle

Um den Einfluss des Gesundheitsverhaltens der Bevölkerung und des Gesundheitssystems auf die Sterblichkeit zu messen, kommt in der Forschung häufig das Konzept der „vermeidbaren Sterblichkeit“ zum Einsatz. Dabei wird zwischen zwei Kategorien unterschieden: „medizinisch vermeidbare“ Todesfälle, die bei angemessener und rechtzeitiger medizinischer Behandlung vermeidbar wären, und „präventiv vermeidbare“, denen durch effiziente Prävention vorgebeugt werden könnte. Die Einstufung erfolgt anhand der Todesfälle nach Todesursachen. Da es bei diesem Konzept um „vorzeitige“ Sterbefälle geht, werden nur Todesfälle im Alter von 0 bis unter 75 Jahren als „vermeidbar“ eingestuft. Der Anteil der vermeidbaren Todesfälle an allen Sterbefällen betrug in Deutschland 19 Prozent im Zeitraum von 2017 bis 2019. Dies ist erheblich, wenn beachtet wird, dass ein Großteil der Sterbefälle im Alter ab 75 Jahren erfolgt. Bei Männern ist der Anteil mit 24 Prozent höher als bei Frauen mit 13 Prozent. Um Verzerrungen im regionalen Vergleich durch unterschiedliche Altersstrukturen zu vermeiden, wird die Höhe der vermeidbaren Sterblichkeit auf Basis standardisierter Sterbeziffern berechnet.

Die staatenübergreifende Untersuchung der mehrheitlich deutschsprachigen Regionen Europas hat den Vorteil, dass schwer messbare Faktoren wie kulturelle Unterschiede insbesondere direkt in den Grenzregionen eine geringere Rolle spielen dürften. Insofern deuten systematische Sterblichkeitsunterschiede entlang der Staatsgrenzen auf unterschiedlich effiziente Gesundheitssysteme und Präventionsmaßnahmen hin. Die Ergebnisse vermitteln wichtige Ansatzpunkte für gesundheitspolitische Maßnahmen.

Karte zu vermeidbaren Sterbefällen je 100.000 Einwohner im deutschsprachigen Raum nach RegionQuelle: BiB

Samstag, 20. April 2024

Informationen rund ums Wohnen

 

Donnerstag, 18. April 2024

Severin Groebners Neuer Glossenhauer #35 - Gleich zu Gleich

 

Foto: Dominik Reichenbach / Artwork: Claus Piffl





Gleich und Gleich gesellt sich gern

Mal wieder zu spät dieser Newsletter. Ich weiß. Aber es gibt gute Gründe für dieses späte Abschicken. Zumindest bessere als die Deutsche Bahn immer auf Lager hat, die die Verspätung ihrer Züge mit “Verzögerungen im Betriebsablauf” erklärt. Obwohl das natürlich andererseits hohe deutsche semantische Philosophie ist: Die Ursache der Verspätung ist eine Verzögerung. Da muss man erst einmal draufkommen!
Vielleicht ist sogar der Grund dafür eigentlich eine kausale Ursache. Andererseits könnte dieses zeitlich wiederkehrende Phänomen chronischen Ursprungs sein. Worin wiederum der tautologische Pleonasmus in unschuldiger Innozenzia verstrickt ist. Auch wenn man hier nicht weiß, ob man darob desperat werden soll… oder nur verzweifelt.
Egal, vielleicht sogar gleichgültig, meine Gründe sind ganz andere.
Erst war ich - wie angekündigt - auf Urlaub, danach hatte ich einen Prozess am Hals.
Und damit bin ich in bester Gesellschaft. Schließlich hat Donald Trump auch gerade einen Laufen. (Äh… ich merke gerade, so gut ist die Gesellschaft gar nicht.)
Bei Donald Trump ist das natürlich ein Ereignis. Erstens ist er der erste ehemalige US-Präsident, gegen den ein Gerichtsverfahren angestrengt wird. Zweitens ist er der erste ehemalige US-Präsident, gegen den ein Gerichtsverfahren angestrengt wird, weil er Schweigegelder an einen Pornostar verschwiegen hat.
(Moment: Verschwiegene Schweigegelder? Hat Trump eigentlich Verwandte bei der Deutschen Bahn?) Und weil Trumps Rufname „Innozenz der Überzählige“ ist - und andern ursächlichen Gründen, ist der Prozess ein Medienereignis.
Dabei müsste das gar nicht sein. Schließlich gab es auch schon vor Trump US-Präsidenten, die sich einen Prozess verdient hätten. Richard Nixon hätte man wegen Anordnungen von völkerrechtswidrigen Flächenbombardements, Einbruch und Tragens des peinlichen Spitznamens „Tricky Dicky“ anklagen können. Ronald Reagan, wäre vielleicht beschuldigt worden, den Staatshaushalt auf Jahrzehnte ruiniert zu haben, schlechte Witze bei Mikrofonproben und wegen… äh… das hab ich vergessen.
George W. Bush, hätte man vor den Kadi ziehen können wegen der Produktion von Scheinargumenten zur Legitimierung eines Angriffskrieges, Installation des gefährlichsten Vizepräsidenten der Welt, Dick Cheney (schon wieder „Dick“, was haben die Amis nur mit diesem …äh… Namen?) und Zementierung des Klischees des vervolltrottelten Texaners. Sowie der Einführungen der Kategorien von „gut“ und „böse“ in den weltweiten politischen Diskurs.
Kategorien, die sich für nichts eignen, außer die Stimmung aufzuheizen.
Das wären jetzt nur mal ein paar improvisierte Anklagen. Und die nur gegen die Vorsitzenden der Verunreinigenden Staaten von Amerika.
Der aktuelle russische Präsident dürfte mit einer Anklage-Schrift rechnen, die so dick wäre, wie er hoch ist. Und wenn er auch wirklich ein böser Zwerg ist, dürfte in diesem Werk so ziemlich alles drin stehen, was man so im langläufigen Sinne als Menschheitsverbrechen nennt. Bis auf industrieller Massenmord und Atombombenabwurf, okay, aber sonst ist alles dabei. Experten sprechen hier von einem „All-Inclusive-Autokraten“, weil er so viele Aspekte (Krieg, Unterdrückung, lächerliche Inszenierungen mit goldenen Türen und enthirnten Massen) autokratischer Herrschaft abdeckt. Obwohl natürlich für diesen russischen Gewaltherrscher von der mickrigen Gestalt „Autokrat“ fast schon Schmeichelei ist. Diktator wäre passender. Oder Dick-tator - wie die Amerikaner sagen würden.
Apropos Blutspur: Die chinesische Ausgabe von „Diktator-deck-Dich“ Xi Jinping, der so heißt und auch so aussieht wie der Bösewicht in alten Spider-Man-Comics, dürfte sich auch auf eine fette Prozessakte freuen. Wer alle demokratischen Oppositionspflänzlein schon beim Keimen zertritt, die Arbeitslager digitalisiert und die chinesische Mauer ins Internet stellt, der darf schon auf einen Monster-Prozess hoffen. Wobei Xi natürlich selbst das Monster ist. So wie der böse Clown in Stephen Kings „Es“ gibt Xi den mörderischsten Panda der Welt. Es ist anzunehmen, dass seit seinem Amtsantritt, der WWF Einbrüche bei der Spendenbereitschaft hinnehmen musste.
Aber Gottseidank ist die demokratische Welt angesichts dieser geballten Gefahren nicht wehrlos. Nein, die chinesische EinMannRegierung bekommt gerade die volle Breitseite ab: Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz ist ja gerade in China.
Und mit dem muss der Xi reden. Aber nicht dabei einschlafen! Da werden übermenschliche Kräfte von ihm verlangt. Wenn das nichts hilft, gibt’s zur Steigerung noch eine Videokonferenz mit Ursula „Die Frisur“ von der Leyen und als ultimative Drohung eine Begrüßung durch Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer. Wer von dem einmal begrüßt wurde, macht keinen Mucks mehr.
Und dann herrscht Frieden.
Bleibt nur noch die Frage, worum es in meinem Prozess geht.
Ich wurde angeklagt, weil dieser Newsletter regelmäßig zu spät erscheint. Aber ich mach mir keine Sorgen. Mein Verteidigungsstrategie lautet: „Satirische Verzögerung durch ironische Verspätung als humoristische Fristveränderung.“
Schließlich sind vor dem Gesetz alle Synonyme gleichbedeutend.



Groebner Live:
„ÜberHaltung“ 18.4. Linz, Posthof - 19.4. Wien, Kabarett Niedermair - 24.4. Düsseldorf, Kommödchen - 26.4. Puchheim bei München, PUC Kulturzentrum - 3.5. Aschaffenburg, Hofgarten - 4.5. Karlsruhe, Orgelfabrik - alle Termine 




Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung, wer es dennoch materiell unterstützen will, hier wäre die Bankverbindung für Österreich: 

Severin Groebner, Bawag, IBAN: AT39 6000 0000 7212 6709 

Hier die jene für Deutschland: 

Severin Groebner, Stadtsparkasse München, IBAN: DE51 7015 0000 0031 1293 64



ECM im April: Silent, Listening von Fred Hersch

Als einzige Neuheit  in diesem Monat ein Soloalbum von Fred Hersch, das erste Album des Amerikaners bei ECM als Leader:

 

Silent, Listening ist eine essentielle Ergänzung der Solo-Klavieraufnahmen bei ECM mit einem der herausragenden improvisierenden Pianisten unserer Zeit: Fred Hersch. Das Album umfasst sieben Eigenkompositionen sowie eine Handvoll Standards, darunter Billy Strayhorns "Star-Crossed Lovers", Sigmund Rombergs "Softly, As In A Morning Sunrise", Alec Wilders "Winter Of My Discontent" und Russ Freemans "The Wind". Hersch geht die Musik durchweg mit jener seltenen Konzentration, Sensibilität und Eleganz an, für die der Jazz-Doyen bekannt ist. Das Album wurde mit dem Produzenten Manfred Eicher in der besonderen Akustik des Studios in Lugano entwickelt und im Mai 2023 aufgenommen.

 

Ende Mai kommen außerdem Vinyl-Re-Issues von Kenny Wheelers Album Angel Song und von Gateway in der ‚Luminessence‘-Reihe, und Anfang Juni ein neues  Album von Oded Tzur



Mittwoch, 10. April 2024

Der Wetterfrosch von Faltsch Wagoni: Frühlings Erwachen


Frühlings Erwachen - klingt romantisch, aber gibt es überhaupt noch eine Jahreszeit, die den Namen verdient? Was sich heute Frühjahr schimpft, ist eine aufs Dürftigste geschrumpfte Zeitangabe. Und wer wacht da eigentlich auf? Ist es die Winterschläferin, die unversehens im Sommer landet, ohne sich auch nur einen Augenblick der gepflegten Frühjahrsmüdigkeit hingeben zu können, welche dann sanft und behaglich in die sommerliche Siesta übergeht, bevor der Herbstblues die verdiente Ruhe vor dem nächsten Winterschlaf beschert, falls der nicht wieder von irgendwelchen Kaltbaderinnen gestört wird? Jedes Jahr werden es mehr. Ein Trend, der der Klimaerwärmung ein Schnäppchen … äh … Schnippchen schlagen will; als wollten sie Frösche werden, kaltblütig und todesmutig: Eisschwimmerinnen. An einen geruhsamen Winterschlaf ist da nicht mehr zu denken. Ich kann es ja sogar verstehen, ich liebe das kalte Wasser, aber ich schlage keine Löcher ins Eis mit Pickeln. Im Gegenteil, ich kriege Pickel, wenn ich sehe, wie sie hinterher schlotternd und zähneklappernd in ihre zentralbeheizten Behausungen zurückfliehen. Die wahre Eisbaderin namens Frosch friert nicht, sondern fängt bei unter 5 Grad erst an, Behagen zu empfinden, ihr Warmduscherinnen.

So what? hör ich euch sagen, gibt es keine wichtigeren Themen? Meine Antwort lautet: Lest Zeitung, schaut Nachrichten, scrollt durch's Internet, dann kriegt ihr die wichtigsten Gräuel der Zeit um Augen und Ohren gehauen, bis ihr schwarz seht. Zum Runterkommen könnt ihr ja dann ins Eiswasser hüpfen und den ganzen Wahnsinn für einen Moment vergessen.


        Der Schock ist entsetzlich im ersten Moment

        Die Luft bleibt dir weg, doch irgendwann brennt

        dir die Hülle und du weißt nicht genau

        ist das jetzt Eis oder heiß, du wirst schon ganz blau

        dann springst du an Land wie von gefrorenen Sinnen

        zum rettenden Schnaps, der macht blau auch von innen


Es grüßt eure Klima-Seniorin und Wetter-Fröschin vom Dienst




Die nächsten Faltsch Wagoni Termine:
Sa 13.04.24CH - Basel
Theater im Teufelhof ≫≫≫
Jubiläumsprogramm
Palast abwerfen
So 14.04.24
17:00 Uhr
Grenzach-WyhlenTIZ ≫≫≫
Jubiläumsprogramm
Palast abwerfen
Do 16.05.24GarchingTheater im Römerhof ≫≫≫
Jubiläumsprogramm
Palast abwerfen
Fr 07.06.24HerrschingSonrisaPolitik & Liebe
Sa 20.07.24MurnauFestival KulturKnall
Jubiläumsprogramm
Palast abwerfen
Sa 03.08.24WickstadtRotes Zelt
WETTERaum

Jubiläumsprogramm
Palast abwerfen
Dezenter Hinweis: Faltsch-Wagoni-CDs gibt es nur hier im Faltsch-Wagoni-CD-Shop ≫≫≫

Samstag, 6. April 2024

Wie war's in der Oper „In seinem Garten liebt Don Perlimplín Belisa“ im Frankfurter Bockenheimer Depot?

Karolina Bengtsson (Belisa) und
Sebastian Geyer (Don Perlimplín)
Bildnachweis: Barbara Aumüller





Im Bockenheimer Depot traf ich auf eine leicht verrückte, artifizielle surrealistische Opern-Groteske von Wolfgang Fortner, der 1957 ein Theaterstück von Federico García Lorca zu „In seinem Garten liebt Don Perlimplín Belisa“ vertonte. Die Oper wurde bei den Schwetzinger Festspielen 1962 uraufgeführt. Das Theaterstück wurde von der spanischen Zensur 1929 verboten, alle schriftlichen Formen beschlagnahmt und vernichtet, und konnte erst 1933 aus der Erinnerung Lorcas neu geschrieben, gezeigt werden. Lorca nannte es ein „erotisches Halleluja“, was auf eine katholische Tradition der Betextung von Heiligenbildern zurückgeht. Lorca war neben Luis Buñuel und Salvador Dalí ein weiterer wichtiger Vertreter des spanischen Surrealismus. Buñuels Film „Ein andalusischer Hund“ ist wertvolle Filmgeschichte, Dalís Bilder durch nichts zu ersetzen…

v.l.n.r. Tänzer*innen sowie am Boden
liegend Sebastian Geyer (Don Perlimplín)
Bildnachweis: Barbara Aumüller

Im schwülstig romantischen Umfeld lebt ein penibler 50 Jahre alter, Bücher liebender 
Don (vereinsamt Sebastian Geyer, Bariton), der auf Anraten seiner Haushälterin Marcolfa hin (liebenswert Karolina Makula, Mezzosopranistin) wegen seines Alters (?) endlich eine angetraute Frau bräuchte. Dass sich der Don nicht für Frauen interessiert merkt auch zu ihrem Leidwesen die Haushälterin. Sie hofft auf Belebung des Hauses und verständigt die Mutter von Belisa (wundervoll dynamisch Anna Neckhames, Sopran), dass der Don an der jungen Frau interessiert sei. Don Perlimpin bekommt Besuch der Mutter, die ausstaffiert zur berechnenden raffinierten Hexenhaften, begeistert ist von der Idee und den Don noch weitereinfängt. Es kommt ab sofort einiges durcheinander im Leben des Perlimplim; das fing schon mit den Kobolden (flink huschend Idil Kutay, Ursula Hensges) an, die schelmisch mit seinen Büchern spielen, sie herumtragen und umlagern. Die Handlung geht mehr oder weniger prompt über zur Hochzeitsnacht, die genauso befremdlich ist wie die ganze Handlung. Der Don ist begeistert von Belisas Weiblichkeit (blonde Verführung Karolina Bengtsson, Sopran), ihren Reizen, er verliebt sich augenblicklich, aber ist handlungsunfähig, er kann, obwohl sich beide ihre Liebe bekunden, nicht mit ihr schlafen (hier taucht neben der schnörkeligen, runden kitschigen Umgebung – Bühnenbild von Christoph Fischer – ein weiterer Hinweis auf Homosexualität von Lorca auf). Was stattfindet ist ein verstecktes, verwirrendes Spiel unter dem Riesenlaken, das von den Kobolden ausgebreitet wird. Dorotheas Kirschbaums Inszenierung macht aus dem grotesken, unverständlichen Stück noch ein lebhaftes Treiben mit allerlei Schabernack.

v.l.n.r. Tänzer*innen sowie am Boden liegend
 Sebastian Geyer (Don Perlimplín)
Bildnachweis: Barbara Aumüller
Deutlich wird, dass es fünf Herren gewesen sein könnten, die bei ihr waren, denn fünf Pfiffe erschallen hintereinander und Don Perlímplin fand am Balkon wartend fünf abgelegte Hüte! Es wirkt so, als ob die fünf Freibeuter der Schlafzimmer dagewesen wären oder von ihm engagiert wurden und gleichzeitig Abspaltungen seines Begehrens darstellten. Auch von ihm arrangiert ist ein Liebesbrief von einem Galan mit roter Capa, der schon häufiger in der Nähe gesehen wurde. Rot flattert der Brief herein und entlarvt die Liebe Belisas zu diesem Jüngling. Perlimplin ist entsetzt, sie liebt nicht mehr ihn, sondern den Jüngling. Die Liebe bei Lorca ist hier auch deutlich rein ans Sexuelle geheftet. Der Don schwört Rache, zieht los und will den Jüngling umbringen. Er kehrt in der Kleidung des Jünglings mit roter Capa und verletzt zurück. Don Perlimplin hat sich selbst einen tödlichen Stich zugefügt und stirbt, während Belisa noch einmal beteuert, dass sie das nicht wollte und ihn, den Ehemann, liebt.

Sebastian Geyer (Don Perlimplín) und
 Karolina Bengtsson (Belisa)
Bildnachweis: Barbara Aumüller
Die Oper mit 12-Ton-Komposition verlangt hier schon Höchstleistungen von den Musikern, die das hervorragend schaffen unter der Leitung von Takeshi Moriuchi, sie ist auch hinsichtlich des Komponisten Wolfgang Fortner ein eigenwilliges Stück, zumal der Komponist sich komplett mit den Nazis arrangierte und als Mitläufer unterstützte und nach dem Krieg die musikalischen Gepflogenheiten der 50er und 60er aufgriff, obwohl er zuvor gegen „entartete Musik“ war. Er übte bei den Nazis wichtige öffentliche Ämter aus, und wurde nach dem Krieg wegen seines Engagements für moderne Musik berühmt. Paradoxe Anpassung.


Deutschland braucht Experten zur Bewältigung von aufkommenden ökonomischen, sozialen und verteidigungspolitischen Fragen





Deutschland braucht ein Expertenteam und nicht politisch-ideologische Streitigkeiten und Verbiegungen zur Behebung seiner langfristigen ökonomischen Probleme


Die Bedeutung eines unabhängigen, unparteiischen und lösungsorientierten Expertenteams bei der Bewältigung der wirtschaftlichen, sozialen und  verteidigungspolitischen Probleme Deutschlands

Der erste Schritt zur Bewältigung der langfristigen wirtschaftlichen Probleme Deutschlands besteht darin, die zentralen Herausforderungen zu identifizieren, mit denen das Land derzeit konfrontiert ist. Zu diesen Herausforderungen gehören strukturelle Probleme, die sich im Laufe der Zeit auch durch Lockdowns und Energiepreise aufgebaut haben [1]. Die Bundesregierung muss wirksame Lösungen für diese Herausforderungen finden, um sicherzustellen, dass die deutsche Wirtschaft in einem zunehmend digitalisierten Weltmarkt wettbewerbsfähig bleibt [2]. Um dies zu erreichen, sollte ein Expertenteam bei der Beurteilung der Situation helfen und evidenzbasierte Empfehlungen für politische Änderungen und Initiativen verbindlich abgeben. Diese Empfehlung für die Regierung sollte zur Abstimmung stehen. Zielführend sind z.B. Analysen von den Wirtschaftsexperten des Internationalen Währungsfonds (IWF). Diese haben zwei Riesenprobleme ausgemacht, die langfristig alles blockieren: Das schleppende Produktivitätswachstum würde ohne Reformen wahrscheinlich bestehen bleiben. Es finden zu wenig Investitionen statt. Zum Reformstau geselle sich die stark zunehmende Alterung der Bevölkerung. Auf jeden Rentner kommen immer weniger Arbeitskräfte. Die Alterung der Gesellschaft wird zu höheren Sozialbeiträgen und niedrigeren Renten führen. Wir spüren das schon deutlich und müssen gegensteuern! Zudem würden zu viele Arbeitskräfte in den Gesundheitssektor wechseln und andere Branchen leer ausgehen. Der Arbeitskräftemangel in Deutschland kann Investoren mittlerweile tatsächlich abschrecken. Es fehlen bekanntlich auch Fachkräfte überall. [3] Vorhandene Potenziale, die illegal eingewandert sind, müssen selbstverständlich auch genutzt werden, soweit das überhaupt geht. 

Evidenzbasierte Wirtschaftspolitik ermöglicht eine problemorientierte Diskussion auf der Grundlage wissenschaftlicher Fakten und Erkenntnisse, die zu fundierteren Entscheidungen und besseren Ergebnissen führen kann [4]. Der Beirat für Wirtschaftspolitik beispielsweise stützt sich auf evidenzbasierte Politikberatung, die sich auf experimentelle Wirtschaftsforschung und Verhaltensökonomie stützt, um wertvolle Erkenntnisse für politische Entscheidungsträger zu liefern [5]. Durch die Einbeziehung des Fachwissens dieser Fachleute kann die Regierung Richtlinien entwickeln, die auf fundierten Fakten basieren und eine größere Erfolgswahrscheinlichkeit bei der Bewältigung der wirtschaftlichen Probleme des Landes haben.

Die Gewährleistung eines kohärenten und wirksamen Ansatzes für die Wirtschaftsführung ist von entscheidender Bedeutung für die Bewältigung der langfristigen wirtschaftlichen Herausforderungen Deutschlands. Politische Entscheidungen zu sozialen und wirtschaftlichen Themen haben erhebliche Auswirkungen auf die allgemeine Funktionsweise des Landes, und es ist wichtig, dass diese Entscheidungen mit einem klaren Verständnis der verfügbaren Beweise und möglichen Konsequenzen getroffen werden [6]. Expertenteams können dazu beitragen, die Lücke zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und politischer Entscheidungsfindung zu schließen und sicherzustellen, dass die Politik sowohl fundiert als auch darauf ausgelegt ist, die spezifischen Herausforderungen, vor denen Deutschland steht, wirksam anzugehen [7]. Dieser Ansatz trägt nicht nur zur Schaffung einer kohärenteren Wirtschaftsstrategie bei, sondern stärkt auch das Vertrauen in die Fähigkeit der Regierung, die komplexe Wirtschaftslandschaft des Landes zu verwalten. Natürlich gibt es bereits Expertenteams, ohne die es heute nicht mehr gehen kann, die Frage ist nur: Sind sie unparteiisch, unabhängig und repräsentativ zusammengesetzt?

Verteidigung und Wirtschaftskraft

Die Bewältigung verteidigungspolitischer Probleme, insbesondere solche, die mit wirtschaftlichen Herausforderungen und einem großen Konflikt wie dem Krieg in der Ukraine verbunden sind, erfordert ein sorgfältiges, ausgewogenes und sachkundiges Vorgehen. Unparteiische Expertenteams national wie international können in dieser Hinsicht mehrere Vorteile bieten.

  • Expertenteams können die Situation objektiv analysieren und die Ursachen für die Minderbewaffnung und den damit verbundenen wirtschaftlichen Entscheidungen und Problemen identifizieren. Geplant werden sollte eine Widerstandskraft gegen massive Ursurpatoren wie Russland. 
  • Die Bewältigung der Minderbewaffnung und ihrer Auswirkungen erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der militärische, wirtschaftliche, politische und soziale Aspekte berücksichtigt. Expertenteams können diese verschiedenen Dimensionen integrieren und Lösungen entwickeln, die alle relevanten Faktoren adressieren.
  • Expertenteams können auf ein breites Spektrum von Fachwissen und Erfahrungen zurückgreifen, einschließlich Expertisen in Verteidigungspolitik, Wirtschaftsanalyse, Rüstungsindustrie, internationale Beziehungen und Konfliktlösung. Dies ermöglicht es, fundierte Empfehlungen zu geben und potenzielle Herausforderungen vorherzusehen.
  • Expertenteams können, frei von politischen oder wirtschaftlichen Interessen, eine hohe Glaubwürdigkeit und Akzeptanz sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene genießen. Dies ist wichtig, um Vertrauen und Unterstützung für die vorgeschlagenen Lösungen zu gewinnen.
  • Expertenteams können bei der Entwicklung langfristiger strategischer Pläne und der Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Bewältigung der Minderbewaffnung und ihrer Auswirkungen helfen. Sie können auch dabei unterstützen, die Effektivität von Maßnahmen zu überwachen und anzupassen, um sicherzustellen, dass die Ziele erreicht werden.

Jeweils ein unparteiisches Expertenteam für nationale und internationale Aufgaben tragen wesentlich dazu bei, verteidigungspolitische Probleme der Minderbewaffnung in Verbindung mit wirtschaftlichen Problemen im Kontext des massiven Konflikts in der Ukraine besser zu verstehen und effektive Lösungen zu entwickeln, die die Sicherheitsinteressen Deutschlands und seiner Verbündeten stärker berücksichtigen.


Die Grenzen politischer Manöver bei der Lösung wirtschaftlicher Probleme

Die kurzfristige Ausrichtung politischer Entscheidungen behindert häufig die wirksame Lösung langfristiger wirtschaftlicher Probleme in Deutschland. Den bestehenden Möglichkeiten zur Beteiligung an politischen Entscheidungen wird häufig nicht zugetraut, diese Probleme lösen zu können [8]. Dies lässt sich auf die Tatsache zurückführen, dass Politiker dazu neigen, unmittelbare Anliegen und Wahlzyklen zu priorisieren, die möglicherweise nicht mit den langfristigen Interessen der Wirtschaft des Landes übereinstimmen. Infolgedessen kann es sein, dass der politische Prozess keine nachhaltigen Lösungen für komplexe wirtschaftliche Herausforderungen hervorbringt, was die Notwendigkeit eines Expertenteams unterstreicht, das Orientierung und Einblick bietet.

Der Einfluss der Parteipolitik auf die Politikentwicklung erschwert die Bewältigung der wirtschaftlichen Herausforderungen in Deutschland zusätzlich. Die Public-Choice-Theorie hat gezeigt, dass die politische Entscheidungsfindung stark von den Interessen bestimmter Parteien beeinflusst werden kann, was möglicherweise nicht immer mit der besten Vorgehensweise für die Wirtschaft des Landes übereinstimmt [9]. Dies kann sich in Form von Richtlinien und Gesetzen äußern, die ausgewählten Gruppen oder Interessengruppen überproportional zugute kommen [10]. Folglich kann die Einbeziehung parteipolitischer Agenden in die Politikentwicklung zu suboptimalen wirtschaftlichen Ergebnissen führen, was die Notwendigkeit von Expertenbeiträgen erneut unterstreicht, die über die Parteigrenzen hinausgehen.

Auch ein Mangel an Fachwissen und Spezialwissen in Wirtschaftsfragen bei politischen Entscheidungsträgern kann dazu beitragen, dass die langfristigen wirtschaftlichen Probleme Deutschlands nicht wirksam angegangen werden können. In vielen Fällen verfügen Politiker möglicherweise nicht über den notwendigen Hintergrund oder das nötige Verständnis, um komplexe wirtschaftliche Herausforderungen zu bewältigen, was möglicherweise zu fehlgeleiteten oder ineffektiven politischen Maßnahmen führt [11]. Dies unterstreicht die Bedeutung der Einbindung eines Expertenteams mit einschlägiger Erfahrung und Kompetenz in den Entscheidungsprozess. Auf diese Weise kann Deutschland besser sicherstellen, dass seine Wirtschaftspolitik auf fundiertem Urteilsvermögen und tiefem Verständnis beruht und nicht politischen Verzerrungen unterliegt.


Beispiele für erfolgreiche, von Experten geleitete Wirtschaftsstrategien in Deutschland

Die Rolle von Expertenräten bei der Gestaltung der Wirtschaftspolitik hat sich in vielen Ländern als entscheidend erwiesen, da sie Fachwissen und Erkenntnisse zur Verfügung stellen, um Entscheidungsprozesse zu unterstützen. Dies ist besonders wichtig in einer Zeit, in der die Weltwirtschaft immer komplexer und vernetzter wird[12]. In Deutschland sehen derzeit mehr als die Hälfte der Unternehmen die Wirtschafts- und Standortpolitik des Landes als problematisch für das eigene Wachstum an[13]. Die Einrichtung von Expertenräten zur wirtschaftspolitischen Beratung könnte dazu beitragen, diese Bedenken auszuräumen und sicherzustellen, dass die Strategien fundiert und gezielt auf die spezifischen Bedürfnisse der deutschen Wirtschaft ausgerichtet sind.

Mehrere Fallstudien belegen die Wirksamkeit von Experten-gesteuerten Reformen und Strategien. Beispielsweise wurde die westdeutsche Wirtschaft der Nachkriegszeit auf der Grundlage der grundlegenden wirtschaftspolitischen Ideen Konrad Adenauers wieder aufgebaut, die durch Expertenbeiträge und Debatten geprägt waren[14]. Diese Politik trug zum beeindruckenden Wachstum und zur Entwicklung des Landes in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bei. Ein weiteres Beispiel ist die aktuelle Analyse des IMK (Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung) , die die Notwendigkeit verdeutlicht, dass die Bundesregierung bis 2024 verlorene Spielräume in der Wirtschaftspolitik hätte zurückgewinnen sollen[15]. Die Empfehlungen des IMK basieren auf Expertenwissen und betonen die Bedeutung der Priorisierung von Wachstum, Arbeitsplatzsicherheit, Digitalisierung und Energiewende, Unterstützung von Gründern sowie der Stärkung der europäischen Integration[3]. Die Einführung von Expertenstrategien wie diesen könnte Deutschland dabei helfen, seine aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen effektiver zu meistern.

Aus den Erkenntnissen erfolgreicher, von Experten geleiteter Wirtschaftsanalysen können Deutschland und Europa wertvolle Lehren ziehen.

Zu den wichtigsten Erkenntnissen gehören:
- Priorisierung von langfristigem, nachhaltigem Wachstum gegenüber kurzfristigen politischen Gewinnen.
- Sicherstellen, dass die Wirtschaftspolitik auf Expertenwissen und Analysen basiert, um komplexe, miteinander verbundene Herausforderungen zu bewältigen[12].
- Förderung einer offenen Debatte und Zusammenarbeit zwischen Experten, politischen Entscheidungsträgern und Interessengruppen, um umfassende und wirksame Strategien nach objektiven Kriterien zu entwickeln.


Durch die Nutzung der Arbeitsergebnisse von mehreren Expertenteams kann Deutschland darauf hinarbeiten, dass seine Wirtschafts-, Sozial- und Verteidigungspolitik fundiert gesteuert wird, anstatt sich auf politische Verrenkungen zu verlassen, die auf lange Sicht kaum den besten Interessen des Landes dienen. Dieser Ansatz kann  Deutschland dabei helfen, seine aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen zu meistern und den Grundstein für eine wohlhabendere und stabilere Zukunft zu legen. Er kann auch durch ergänzende Teams in den anderen Ressorts weiteren ideologischen oder inkompetenten Unsinn verhindern. 
Unser System kränkelt schon Jahrzehnte. Eine deutliche Fehlentwicklung ist bei der Demografie oberflächlich aufgefangen worden, jedoch noch nicht mit qualifizierten Arbeitskräften. Die damit verbundenen Probleme der abwärts verlaufenen Sicherung der Renteneinkünfte und der ansteigenden Belastung der Sozialkassen liegen auf der Hand. 



Quellen:

1. Gleichzeitig: Wie vier Disruptionen die deutsche Wirtschaft ... www.iwkoeln.de

2. Nach der Wahl: Was sind die wichtigsten ... www.wirtschaftsdienst.eu

3. Deutschland „irreparabel beschädigt“? ... www.merkur.de

4. Wirtschaftspolitische Forschung und Analyse  www.bmwk.de

5. Entscheidungstheoretische Instrumente für die ... www.wirtschaftsdienst.eu

6. Evidenzbasierte Wirtschaftspolitik ... www.bundesbank.de.

7. Was ist evidenzbasierte Gesetzgebung? www.parlament.gv.at

8. Partizipative Prozesse und die politische ... www.parlament.gv.at

9. James M. Buchanan – Public-Choice-Theorie www.ubs.com

10. Ablauf von Entscheidungsprozessen - Europäische ... commission.europa.eu

11. Urteil vom 10. Januar 2019 – V R 60/17. ... www.bundesfinanzhof.de

12. Deutschland muss eine geoökonomische Strategie ... www.ifw-kiel.de

13. Deutschland braucht eine chancenorientierte ... www.dihk.de

14. Wirtschaftspolitik.  www.konrad-adenauer.de

15. Wirtschaftspolitische Herausforderungen 2024: Staat muss ... www.boeckler.de




Donnerstag, 4. April 2024

Nebraska History Museum: Holocaust-Überlebende (jüdische Zeitzeugen)


Scotts Bluff National Monument
Nebraska, USA








Eli aus Mława* in Polen war 21 Jahre alt, als der Krieg begann. Eli, seine Mutter und seine Schwestern arbeiteten bis 1942 im Ghetto Mlawa und wurden schließlich nach Auschwitz überstellt. Eli arbeitete im Außenlager Buna. Er rettete sich, indem er am Ende eines Todesmarsches ein Stück Wurst gegen eine Mütze und andere warme Kleidung eintauschte.

Ann, geboren in Kowno*, Litauen, wurde mit ihrer Familie zum Ghetto Slobodka geschickt. Auf dem Transport in die Lager trafen sie auf Dr. Mengele. Anns Mutter wurde im Konzentrationslager Stutthof getötet und Ann musste bis 1945 Schützengräben ausheben. Nach einem Todesmarsch im Jahr 1945 wurde Ann von den Russen befreit. 

Eli und Ann lernten sich durch Freunde kennen und kamen nach vier Jahren im DP*-Lager im März 1949 in Lincoln, Nebraska, USA, an.


*Mlawa = nordw. von Warschau in der Woiwodschaft Masowien, jüdische Bevölkerung seit dem 16. Jahrhundert 

* Kowno/Kaunas/Kauen = zweitgrößte Stadt in Litauen, mit Ghetto/KZ Kauen, wo von ursprünglich 40.000 Juden bei der Befreiung durch die Rote Armee 1944 noch 19 Juden lebten.

*DP = Displaced Person