Bis 29.09.2013 I geöffnet Di, Mi, Fr 11-18 Uhr, Do 11-20 Uhr, Sa, So 10-18 Uhr I Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen
Display: Bani Abidi: Shan Pipe Band Learns The Star Spangled Banner
Videoarbeit
2003, zwei Jahre nach den Anschlägen auf das World Trade Center in New York, beauftragte die Künstlerin Bani Abidi in Lahore eine Sackpfeifen-Kapelle, die amerikanische Nationalhymne einzustudieren, welche – kaum überraschend – nicht zu ihrem Repertoire gehörte. Abidi gab den Musikern eine Tonaufnahme, anhand der sie das Stück einübten. Schließlich konnte das kleine Orchester die berühmte Hymne spielen, in einer Version von ganz eigenem Charakter. Die Videodokumentation der Proben ermöglicht einen intimen Blick auf ein für uns fremdes Leben. Vertieft wird dieser Einblick durch ein zweites Bild: Begleitet von der amerikanischen Nationalhymne sind Straßenszenen aus Lahore zu sehen, mit über 7 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Pakistans, Hauptstadt der Provinz Punjab sowie Wohnort der Musiker.
Bani Abidis Video bildet eine eingängige Metapher für die komplexe Verstrickung kolonialer und post-kolonialer Beziehungen und Einfl üsse. Die ‚typischen‘ pakistanischen Sackpfeifen-Kapellen sind ein schottisches Erbe aus der Kolonialzeit. Heutzutage treten sie, in Fantasie-Uniformen, vor allem als Unterhaltungsbands bei Hochzeiten auf. Nicht nur Innen-und Außenraum, sondern auch verschiedene Kulturräume werden so miteinander kontrastiert – Themen, die auch die aktuelle WHM-Sammlungspräsentation hackordnung #4: hier, dort und anderswo aufnimmt.
Bani Abidi (geboren 1971 in Karachi, Pakistan) studierte am National College of Arts, Lahore, Pakistan, und machte 1999 ihren Abschluss am Art Institute of Chicago, USA. Ihre subtilen, häufig gesellschaftskritischen Videos waren in zahlreichen Ausstellungen zu sehen, zum Beispiel auf der Documenta 13, Kassel (2012).
Ihre Arbeiten sind u.a. im Museum of Modern Art, New York, British Museum, London, Fukuoka Asian Art Museum, Japan, der Marguelies Collection, Miami, und Devi Art Foundation, New Delhi, vertreten. 2011/2012 war die Künstlerin Stipendiatin des DAAD-Berliner-Künstlerprogramms und lebt seither nicht nur in Neu Delhi, sondern auch in Berlin.