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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Dienstag, 15. Oktober 2024

HIGHLIGHTS IM SPIELPLAN DER OPER FRANKFURT IM NOVEMBER 2024





Sonntag, 3. November
2024, um 18 Uhr im Opernhaus

Premiere


Thomas Guggeis  Foto: Felix Grünschloss

LULU


Oper in drei Akten von Alban Berg (Fassung von Friedrich Cerha)

In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln


Musikalische Leitung: Thomas Guggeis; Inszenierung: Nadja Loschky


Mitwirkende: Brenda Rae (Lulu), Simon Neal (Dr. Schön / Jack the Ripper), AJ Glueckert (Alwa),

Claudia Mahnke (Gräfin Geschwitz), Theo Lebow (Maler / Freier), Kihwan Sim (Tierbändiger / Athlet), Alfred Reiter (Schigolch), Bianca Andrew (Garderobiere / Gymnasiast / Groom),

Michael Porter (Prinz / Kammerdiener / Marquis), Božidar Smiljanić (Theaterdirektor /
Diener), 
Erik van Heyningen (Bankier / Medizinalrat / Professor), Anna Nekhames

(Fünfzehnjährige), Katharina Magiera (ihre Mutter), Cecelia Hall (Kunstgewerblerin),
Leon Tchakachow (Journalist / Clown) u.a.


Weitere
Vorstellungen: 7., 9. (18 Uhr), 15., 17. (18 Uhr), 23. (18 Uhr), 28. November 2024

Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19 Uhr.

Preise: 16 bis 190 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)

Mit freundlicher Unterstützung des Frankfurter Patronatsvereins Sektion Oper


Als 20-Jähriger lernt Alban Berg (1885-1935) in Wien das Drama Lulu von Frank Wedekind (1864-1918) kennen und ist vom ersten Moment an fasziniert. Über 20 Jahre später, im Jahr 1928, beginnt der Komponist schließlich mit seiner Arbeit an der Oper. Er entwickelt sie streng symmetrisch und nach dem Vorbild seines Lehrers Arnold Schönberg in der Zwölftontechnik. Berg spielt mit einer Vielfalt an Klangfarben und unterschiedlichsten musikalischen Formen, lässt immer wieder auch Jazz anklingen. Er arbeitet mit Zwischenspielen, melodramatischen und rezitativischen Passagen. Den Mittelpunkt des Werkes bildet eine wiederum strikt symmetrisch angelegte Zwischenmusik. Bevor Berg

seine zweite Oper vollenden kann, stirbt er 1935 im Alter von 50 Jahren an einer Blutvergiftung. Nach der Uraufführung des Partiturfragments der Oper verwehrt Bergs Witwe Helene das Recht zu dessen Vervollständigung. Ohne ihre Kenntnis arbeitet der österreichische Komponist Friedrich Cerha (1926-2023) in einem Zeitraum von über zwölf Jahren an einer spielbaren Fassung des dritten Aktes.

Aufführbar wird sie aus juristischen Gründen erst nach Helene Bergs Tod. Im Februar 1979 erarbeiten Pierre Boulez und Patrice Chéreau die Premiere der vervollständigten Lulu, jenes Schlüsselwerks des 20. Jahrhunderts, mit dem Alban Berg das Musiktheater revolutioniert hatte. Die letzte Frankfurter Neuproduktion der Oper kam 2003 in der Regie von Richard Jones heraus.

Chefredakteur Dr. Schön hat Lulu von der Straße geholt. Schicksalhaft sind die beiden miteinander verbunden. Inzwischen ist Lulu die Ehefrau des Medizinalrats Dr. Goll. Als dieser mitbekommt, wie ein Maler sie beim Porträtieren bedrängt, stirbt er an einem Herzschlag. In zweiter Ehe ist Lulu jetzt mit dem Maler verheiratet, der sich das Leben nimmt, als er von ihrer Affäre mit Dr. Schön erfährt.

Lulu bringt Dr. Schön dazu, seine Verlobung mit einer anderen zu lösen und stattdessen sie zu heiraten. Eines Tages fordert er sie in rasender Eifersucht dazu auf, sich zu erschießen. Lulu richtet die Waffe jedoch gegen ihn und wird als Mörderin verhaftet. Mit Hilfe ihrer Freunde unter ihnen die Gräfin Geschwitz und Dr. Schöns Sohn Alwa kann sie dem Gefängnis entkommen. Sie fliehen erst nach Paris und schließlich nach London, wo Lulu sich und ihre Freunde mit Prostitution über Wasser hält. Ihr letzter Kunde ist der Serienmörder Jack the Ripper


Die musikalische Leitung liegt bei Frankfurts Generalmusikdirektor Thomas Guggeis. Für die Inszenierung zeichnet Nadja Loschky verantwortlich, die unlängst mit Händels Giulio Cesare in Egitto an der Oper Frankfurt debütierte. Seit 2023/24 leitet sie das Theater Bielefeld in einer Doppelspitze und wird es 2025 allein übernehmen. In der Titelpartie kehrt die amerikanische Koloratursopranistin Brenda Rae zurück nach Frankfurt, wo sie von 2008 bis 2017 als einer der Publikumslieblinge zum Ensemble gehörte. Regelmäßiger Gast im Haus am Willy-Brandt-Platz ist der britische Bariton Simon Neal (Dr. Schön / Jack the Ripper). Zuletzt sang er hier 2023/24 Nekrotzar in György Ligetis Le Grand Macabre. Fast alle weiteren Partien sind mit  Ensemblemitgliedern der Oper Frankfurt besetzt.



Sonntag, 10. November 2024, um 19 Uhr im Bockenheimer Depot

Premiere / Frankfurter Erstaufführung


Julia Burbach  Foto: Fran Marshall
PARTENOPE


Oper in drei Akten von Georg Friedrich Händel

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln


Musikalische Leitung: George Petrou; Inszenierung: Julia Burbach


Mitwirkende: Jessica Niles (Partenope), Kelsey Lauritano (Rosmira), Iurii Iushkevich (Arsace), Cláudia Ribas (Armindo), Magnus Dietrich (Emilio), Jarrett Porter (Ormonte)


Weitere
Vorstellungen: 12., 14., 16., 20., 22., 25., 27. November 2024

Alle diese Vorstellungen beginnen um 19 Uhr.
Preise: 25 bis 80 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)


Die Krise der Royal Academy of Music in London war 1728 mit der unerwarteten Kündigung ihrer Stars (u.a. des Kastraten Senesino) in der italienischen Opernkompanie von Georg Friedrich Händel (1685-1759) vorprogrammiert. Gleich drei große Sängerpersönlichkeiten kehrten nach Italien zurück, so dass Händel plötzlich die Zuschauer und Opernaktionäre fehlten. Daher musste die nächste Spielzeit wegen Besetzungslücken komplett gestrichen werden. Dementsprechend stürzten die Opernaktien plötzlich ab, so dass der Komponist und Großunternehmer Händel schnell nach Italien aufbrechen musste, um dort neue Publikumsmagnete aufzuspüren. Dank seines europaweit einwandfrei funktionierenden Netzwerks und sicheren Gespürs schaffte er es in

wenigen Monaten, ein neues, funktionsfähiges Ensemble für London zu stemmen, obwohl ihm die echten Stars der damaligen Opernwelt abhanden gekommen waren. Ein „Weiter so“ durfte es aber auch im Repertoire nicht geben. Neue Stücke, Klänge, Geschichten und Farben mussten her. Das Libretto von Partenope greift auf einen Text des römischen Dichters Silvio Stampiglia zurück, der einer moralisierenden und düsteren Handlung lebendige Geschichten und beißende Komik vorzog.

Und so sorgte Händels auf diesem Stoff beruhende Tragikomödie für jede Menge Trubel, was die Opernaktien erwartungsgemäß stiegen ließ. Nur auf den ersten Blick erfüllt die Handlung alle Anforderungen, die an das Libretto einer Opera seria gestellt werden. Vermutlich waren es die Leichtigkeit und der Sarkasmus der literarischen Vorlage, die Händel besonders reizten: So konnte erdie festgefahrenen und starren Formen der Opera seria einerseits wiederbeleben und auflockern, andererseits mit (selbst-)ironischen Untertönen und absurden Wendungen in eine

freche musikalische Komödie umwandeln.


Um die Königin von Neapel dreht sich das Liebeskarussell: Partenope wird von drei Männern umworben. Eigentlich ist der selbstgefällige Arsace ihr Favorit, aber sie ist auch vom schüchternen Armindo angetan. Der dritte, Emilio, reist mit seiner ganzen Armee an und stellt die Königin vor die Wahl: Hochzeit oder Krieg. Die Raffinesse, mit der die Königin Armindo und Emilio abblitzen lässt, ist einer gewieften Politikerin würdig. Ihren geliebten Arsace kriegt sie allerdings gar nicht in den Griff.

Partenope weiß nicht, dass er seine Verlobte Rosmira ihretwegen verlassen hat. Als Fürst Eurimene verkleidet, erscheint die Betrogene am Hof, um ihren Geliebten zurückzugewinnen. Sie demütigt den untreuen Arsace, der sie erkennt und nun gar nicht mehr weiß, welche der beiden Frauen er liebt.

Rosmira nötigt ihren Verlobten, ihre wahre Identität geheim zu halten. Ihre Rachsucht verleitet sie dazu, Partenope Arsaces Untreue zu offenbaren. Partenope heiratet nun doch Armindo und bietet Emilio anstelle ihrer Liebe ihre Freundschaft an. Eine überraschende Doppelhochzeit stoppt die Turbulenzen und lässt die Königin ohne Gefühlschaos weiter regieren ...


Der griechische Dirigent George Petrou ist Künstlerischer Leiter der Internationalen Händel Festspiele Göttingen und des renommierten Armonia Atenea Orchesters in Athen. Mit dieser Neuproduktion gibt er sein Debüt an der Oper Frankfurt. Dies gilt auch für die Regisseurin: Julia Burbach wurde als Kind deutscher Eltern in Tokio geboren. Erste Erfahrungen im Regiefach sammelte sie als Assistentin von Christof Loy. Bald übernahm sie eigene Inszenierungen, darunter aktuell Donizettis L’elisir d’amore am Nationaltheater Prag. Die Titelpartie singt als Hausdebüt die amerikanische Sopranistin Jessica Niles. Ausgebildet an der Juilliard School in New York war sie von 2021 bis 2023 Ensemblemitglied an der Bayerischen Staatsoper in München und ist seither freiberuflich tätig. Der russische Countertenor Iurii Iushkevich legte kürzlich als Nireno in Händels

Giulio Cesare in Egitto sein Debüt an der Oper Frankfurt vor. Im Dezember 2024 gibt er gemeinsam mit den ehemaligen Opernstudiomitgliedern Clara Kim und Nombulelo Yende einen Liederabend. Alle weiteren Partien der Frankfurter Erstaufführung sind mit Mitgliedern des Ensembles und des Opernstudios der Oper Frankfurt besetzt.



Sonntag, 10. November 2024, um 18 Uhr im Opernhaus

Erste Wiederaufnahme


AIDA   Foto: Barbara Aumüller

AIDA

Opera lirica in vier Akten von Giuseppe Verdi
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln


Musikalische Leitung: Julia Jones; Inszenierung: Lydia Steier


Mitwirkende: Christina Nilsson (Aida), Young Woo Kim / Stefano La Colla (Radamès),

Silvia Beltrami (Amneris), Andreas Bauer Kanabas (Ramfis),  Iain MacNeil / Nicholas
Brownlee (Amonasro), Simon Lim (Der König von Ägypten), Kudaibergen Abildin
(Ein Bote), Julia Stuart / Idil Kutay (Eine Priesterin)


Weitere Vorstellungen: 16., 22. (19 Uhr), 24. (15.30 Uhr) November, 8. (15.30 Uhr), 15., 20. (19 Uhr) Dezember 2024

Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 18 Uhr.

Preise: 16 bis 132 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)

Mit freundlicher Unterstützung der DZ Bank


Die Neuinszenierung der Aida von Giuseppe Verdi (1813-1901) in der Sicht von Lydia Steier fand geteilte Aufnahme bei Publikum und Presse. So konnte man auf der Opernplattform
www.deropernfreund.de lesen: „Die Haltung der Inszenierung und ihre Drastik muss man nicht mögen. 
Unbestreitbar bietet diese Produktion aber saftiges, opulent ausgestattetes und handwerklich detailliert ausgearbeitetes Musiktheater.“ In der diesjährigen Kritikerumfrage des Fachmagazins Opernwelt wurde Lydia Steier auch für diese Inszenierung als „Regisseurin des Jahres“ ausgezeichnet.

Die Geschichte der äthiopischen Sklavin Aida, gefangen zwischen ihren Gefühlen zu dem
ägyptischen Feldherrn Radamès und der patriotischen Pflicht gegenüber ihrem durch die Ägypter unterdrückten Volk, gehört zum Kernrepertoire internationaler Opernhäuser. In dem weiten Spektrum zwischen pompösen Arena-Produktionen und ambitionierten Neudeutungen lädt diese Produktion zum Wieder-Hören eines längst vertraut scheinenden Meisterwerkes ein.


Die musikalische Leitung der ersten Wiederaufnahme übernimmt die international tätige Dirigentin Julia Jones. Die Engländerin arbeitet regelmäßig an den großen Opernhäusern wie den Staatsopern in Wien, Berlin, Hamburg und München. Von 2016 bis 2021 hatte sie das Amt der Generalmusikdirektorin an den Wuppertaler Bühnen inne und war ab Anfang 2000 immer wieder an der Oper Frankfurt zu Gast. Dort dirigierte sie zuletzt in der Spielzeit 2023/24 Wiederaufnahmen von Mozarts Die Zauberflöte und Cimarosas L’italiana in Londra. 

Die Besetzung weist einige neue Namen auf: Die schwedische Sopranistin Christina Nilsson stellte sich dem Frankfurter Publikum erstmals 2018 als Strauss‘ Ariadne vor, 2024 gefolgt von der Partie der Elisabeth in Wagners Tannhäuser. Zu ihren jüngsten Auftritten gehören Rosalinde (Die Fledermaus) an der Bayerischen Staatsoper, Chrysothemis (Elektra) an der Kungliga Operan in Stockholm sowie Aida an der Deutschen Oper Berlin und der Oper Frankfurt. Diese Partie wird sie in diesem Jahr auch an die Metropolitan Opera in New York führen. Der südkoreanische Tenor Young Woo Kim wechselte 2018/19 vom Internationalen Opernstudio der Oper Köln ins dortige Ensemble und legt nun als Radamès sein Debüt an der Oper Frankfurt vor. Auch die italienische Mezzosopranistin Silvia Beltrami singt erstmals im Haus am Willy-Brandt-Platz. Zu ihren aktuellen Auftritten gehört die Titelpartie von Puccinis Madama Butterfly am Teatro Real Madrid; in Planung befindet sich Laura in Ponchiellis La Gioconda in Cagliari und Ulrica in Verdis Un ballo in maschera in Bologna. Mit der Produktion vertraut sind die Ensemblemitglieder Andreas Bauer Kanabas (Ramfis) sowie Iain MacNeil und Nicholas Brownlee (Amonasro). Weitere mit der Inszenierung vertraute Namen,
aber auch Neueinsteiger*innen finden sich sowohl in der Besetzung der übrigen Partien als auch unter den Sängerinnen und Sängern der Folgevorstellungen.






















Montag, 14. Oktober 2024

Severin Groebners Neuer Glossenhauer #47 - Opfer der Unschuld

Unschuldiges Blau vor Zornesröte.
© Foto: Dominic Reichenbach, Artwork: Claus Piffl











Opfer der Unschuld

Na, jetzt haben wir den Salat. Aber eigentlich ist das kein Salat. Auch kein Sonntagsbraten und keine vegane Fitness-Bowl.
Es ist mehr so ein brauner Brei, der einem da serviert wird.
Ungefragt. Auch unerbeten. Man hatte Gegenteiliges gehofft. Aber jetzt steht er da vor einem. Der Brei. Und dampft braun vor sich hin. Und man könnte fast meinen, dass er einen hämisch angrinst.
Und die braune Fratze, die da einen so siegessicher anblickt, erinnert einen an irgendwen.
Aber wer ist das? Sieht aus, wie ein unglücklicher Mensch. Über die eigene Verbitterung tapfer hinweg grinsend. Einer, der sich übervorteilt fühlt vom Leben.
Ja, einer. Es ist eindeutig ein Mann, der aus diesem Brei blickt. Ein Frustrierter, der jetzt Rückenwind spürt. Einer der zurückschlagen will, weil er nicht das bekommen hat, was er glaubt, das ihm zusteht.
Und irgendwoher kennt man dieses hämische Grinsen ja auch.
Ist das der AfD-Spitzenkandidat aus Brandenburg? Oder der aus Sachsen? Oder doch Bernd Höcke? Oder gar Herbert Kickl?
Irgendwie sieht man sie alle darin.
In dieser Brei-Fresse.
Wen man nicht sieht, sind ihre Wählerinnen und Wähler. Ja, auch Wählerinnen.
Die FPÖ wurde bei der Wahl in Österreich im gleichen Prozentsatz von Frauen und Männer gewählt. Tja, die Idee, dass Frauen klüger als Männer wären, ist halt leider auch nur eine Idee.
Was einen aber viel mehr interessieren würde, ist - vollkommen geschlechtsunabhängig - welche Motivation existiert, diese beschönigend „rechtspopulistisch“ genannten faschistischen Parteien zu wählen.
Tausende Buchmeter sind von Historikern, Psychoanalytikern und Soziologen vollgeschrieben worden, über die Gründe, warum Menschen Anfang des 20. Jahrhunderts dem zweifelhaften Charme des Faschismus in all seinen Formen (von Mussolini über Dollfuss bis Hitler) erlegen sind. Und es gab ja Gründe damals: Weltkriegstraumata, Erfahrung einer Hyperinflation, immense Arbeitslosigkeit. Dazu noch rasante technische und mediale Entwicklungen, die die Lebenswelten der einzelnen Menschen auf den Kopf gestellt haben. Das Auto und das Radio etwa, dazu Fließbandproduktion in den Fabriken.
Heute dagegen gibt es keinen verlorenen Weltkrieg. Heute sind die Menschen unzufrieden mit dem Fernsehprogramm und dem Benzinpreis.
Die Erfahrung einer Hyperinflation beschränkt sich auf neun Prozent in Österreich und weit aus weniger in Deutschland. Aber dafür gibt es nicht dasselbe Lohnniveau im Osten wie im Westen Deutschlands. Und auch noch ab und zu einen Menschen mit schwarzer Hautfarbe im Hallenbad.
Die Arbeitslosigkeit ist weit entfernt von den Zahlen der frühen dreißiger Jahre, aber es gibt Menschen, die sich auf die Autobahn kleben und einen Stau hervorrufen. Ein Stau, den es sowieso jeden Tag in den Städten dieser Weltgegend gibt, aber den bastelt sich der frustrierte Autofahrer selbst und versteht nicht, dass er selbst Teil des Problems ist.
Wenn aber wer anderer den Stau produziert, dann wird er böse.
Und das ist nicht der einzige Grund grantig und übellaunig zu werden.
Da gibt es noch den Nahverkehrszug, in dem Menschen mit Kopftuch drinnen sitzen, die das Landschaftsbild stören, das man aus der Käsewerbung kennt. Dann sieht der Lebensabschnittspartner in den Latexklamotten immer noch nicht geil aus, sondern eher wie eine Dauerwurst, die sich in einem Geschäft für Bergsteigerzubehör verlaufen hat. Die tägliche Beschäftigung zwecks Gelderwerb ist von Sinnlosigkeit und Langeweile geprägt und der mit dem Geld erworbene Flatscreen macht überraschenderweise trotzdem das Leben nicht schöner.
Auf den sozialen Netzwerken macht jemand Urlaub, in einem Land, wo man noch nie war. Dafür erfährt man, das eine Politikerin der Grünen angeblich das Tragen einer veganen Ganzkörpermaske in der Mittagspause im Amt für Genderwahnsinn und Heizungshorror von Legoland angeordnet hat und darüber kann man sich schön erregen. 
Wie überhaupt die Erregung das Erlebnis deluxe ist.
Kein Anlass ist zu gering, um sich nicht doch darüber ordentlich aufzuregen.
In Frankfurt gibt es den Spruch „Bevor ich mich uffreg’, is es mir lieber egal.“
Für diesen Teil der Bevölkerung gilt genau das Gegenteil: „Bevor es mir egal ist, reg ich mich lieber auf.“
Und so jazzt man sich gegenseitig hoch, aus dem grauen Alltag weg in die erregten Höhen der Zornesröte. Dort oben, wo das Hirn ausgeschaltet, der Zorn aber plötzlich gerecht ist. Weshalb man dann auch alles darf, denn man ist Opfer, nur Opfer, und das kann man auch beweisen, denn schließlich sagen die links und rechts… nein, nur rechts von einem das auch. Und soviel Idioten auf einen Haufen können doch nicht irren.
Denn die sind auch alle Opfer. Aber nicht Opfer der eigenen Faulheit, der eigenen Trägheit, der eigenen Fantasielosigkeit, der eigenen mangelnden Bildung, des eigenen mangelnden Mitgefühls, nein, sie sind Opfer, weil sie alle, alle, alle unschuldig sind. Von Geburt an.
Und jeder, der etwas anders sagt, wird - völlig unschuldig - niedergebrüllt.
Mit den Worten: „Halt’s Maul! Das ist Meinungsfreiheit!“
Und weil auch die Beautycreme einen nicht schöner gemacht hat, die Finanzbroker-App einen nicht reicher und der Double-Whooper-Hopper-XXL-Mega-Burger nicht satter und die Weltlage sowieso unverständlich ist (außer natürlich, dass der jüdisch-sozialistische US-Islamismus der EU an allem schuld ist), deshalb kann man und frau jetzt auch mal sein Kreuz bei den Faschisten machen, die solange Demokraten sind, bis die Demokratie so aussieht wie in Russland.
Das in etwa werden dann wohl die Historiker, Psychoanalytiker und Soziologen im späten 21. Jahrhundert herausfinden.
Wenn es ihnen nicht zu heiß dafür sein wird.
Denn dazwischen wird sich einiges geändert haben.
Technisch, medial und soziologisch. Und die zornigen Menschen werden nichts davon verhindert haben.
Außer die Möglichkeit die Veränderungen irgendwie konstruktiv zu gestalten.
Dafür werden sie aber nichts können. Denn sie werden das sein, was sie schon immer gewesen waren:
Unschuldige Opfer der Umstände - die alles kaputt machen.

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Groebner Live: 

17.10. Wien, Album-Präsentation „Nicht mein Problem“ Schalter Records - 18.10. Salzburg, ARGE Salzburg - 19.10. Bad Wurzach, Adler Dietmanns - 23.10. Oberhaching, Bibliothekssaal - alle Termine hier.

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Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung, wer es dennoch materiell unterstützen will, hier wäre die Bankverbindung für Österreich:
Severin Groebner, Bawag, IBAN: AT39 6000 0000 7212 6709
Hier die jene für Deutschland:
Severin Groebner, Stadtsparkasse München, IBAN: DE51 7015 0000 0031 1293 64


 

Freitag, 11. Oktober 2024

Fantasien zur Nacht (Kurzfilm): La Femme

 


La Femme ist ein üppiger und bewegender Liebesbrief an die 1960er Jahre und das unwiderstehliche Mysterium der Weiblichkeit. Gedreht auf 16mm in Südfrankreich und mit den strahlenden Maelys Garouis und Charles Crehange als Liebespaar, ist La Femme ein sonnenverwöhnter Kurzfilm von Travis Mauck, der die Sinne verführen soll.

Fantasien zur Nacht (AI): The Pulse Within

 

Sarah befreit sich von den Fesseln ihres alltäglichen Daseins und taucht in die Tiefen ihrer Vorstellungskraft ein. Durch surreale Erfahrungen und introspektive Momente transzendiert ihre Realität in einen Bereich, in dem der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind. Mit dem Medium Tanz begibt sie sich auf eine Reise, auf der sie ihrer Vorstellungskraft erlaubt, ihre Realität zu gestalten.