SV Verlag

SV Verlag mit Handy oder Tablet entdecken!
Die neue Generation der platzsparenden Bücher - klein, stark, leicht und fast unsichtbar! E-Books bei viereggtext! Wollen Sie Anspruchsvolles veröffentlichen oder suchen Sie Lesegenuss für zu Hause oder unterwegs? Verfolgen Sie mein Programm im SV Verlag, Sie werden immer etwas Passendes entdecken ... Weitere Informationen

.

.
Dichterhain, Bände 1 bis 4

.

.
Dichterhain, Bände 5 bis 8

Übersetze/Translate/Traduis/Tradurre/Traducir/переводить/çevirmek

Donnerstag, 3. Oktober 2024

Das neue Betreuervergütungsgesetz ab 01.01.2026 verschafft ein Einkommensminus von 16 % statt eine notwendige Besserstellung!

Der einzige Beruf, in dem dauernd gefordert wird, MEHR Leistung, WENIGER Bezahlung?________________________________

change.org

Petition gegen den neuen Entwurf des Betreuervergütungsgesetzes aus dem Bundesministerium für Justiz 

Mit großer Besorgnis wenden wir uns gegen den aktuellen Entwurf des neuen Betreuervergütungsgesetzes, dass zum 01.01.2026 in Kraft treten soll. Die im Entwurf vorgesehenen Regelungen gehen aus unserer Sicht in eine Richtung, die die Qualität der rechtlichen Betreuung gefährdet und die Existenz vieler Berufsbetreuerinnen und Berufsbetreuer bedroht. Ebenso die der Betreuungsvereine. Es geht um die EXISTENZ unseres Berufes.  

Der Entwurf sieht eine angebliche Erhöhung der Vergütungssätze vor, die jedoch in keiner Weise den tatsächlichen Aufwand widerspiegelt, den Berufsbetreuer  täglich leisten. Die Vergütung wurde über Jahre hinweg nicht ausreichend angepasst, obwohl die Anforderungen und der Zeitaufwand in der Betreuung kontinuierlich gestiegen sind. Der neue Entwurf wird dem wachsenden Aufwand in der Praxis nicht gerecht. Sollte der Entwurf so durchgehen, wäre es ein Minus von bis zu 16 % für eine Vielzahl von Betreuern. Auch bei Übernahme von zukünftigen neuen Betreuungen besteht sodann ein Ungleichgewicht in der Vergütung, welches finanziell nicht auskömmlich wäre. 

Durch die unzureichende finanzielle Unterstützung werden viele Betreuer gezwungen sein, deutlich mehr Fälle zu übernehmen, um wirtschaftlich überhaupt überleben zu können. Dies führt unweigerlich zu einer Verschlechterung der Betreuungsqualität. Eine individuelle und bedarfsgerechte Betreuung kann unter diesen Bedingungen nicht mehr gewährleistet werden. Die zu betreuten Personen sind die Leidtragenden dieser Entwicklung.

Die allgemeinen Lebenshaltungskosten, insbesondere im Hinblick auf Mieten, Energiepreise und Versicherungen, sind in den letzten Jahren massiv gestiegen. Dennoch spiegelt der Entwurf diese realwirtschaftliche Entwicklung nicht wider. Eine Anpassung an die Inflation und steigende Betriebskosten ist zwingend notwendig, um den Berufsstand der Betreuerinnen und Betreuer zu erhalten. Dieser nun vorliegende Entwurf würde für viele Betreuer ein Ende bedeuten, ebenso für die Betreuungsvereine. Es stehen zig Arbeitsplätze auf der Kippe. Die Folgen wäre weitreichend. 

Berufsbetreuerinnen  sehen sich einer stetig wachsenden administrativen Last ausgesetzt. Jetzt schon haben Betreuerinnen und Betreuer eine Fülle von  zusätzlichen bürokratischen Anforderungen. Dies führt zu einer noch höheren Belastung und verringert die Zeit, die für die eigentliche Betreuung der Menschen zur Verfügung steht.

Daher fordern wir:

Eine grundlegende Überarbeitung des Entwurfs zum Betreuervergütungsgesetz, insbesondere in den folgenden Punkten:

1. Anpassung der Vergütungssätze an den tatsächlichen Arbeitsaufwand und an die aktuelle wirtschaftliche Lage.

2. Einführung eines Mechanismus zur  regelmäßigen Anpassung der Vergütungssätze an die Inflation und die wirtschaftlichen Gegebenheiten.

3. Sofortige Rücknahme des jetzigen Entwurfes zur Betreuervergütung. 

Eine faire Vergütung für Betreuerinnen und Betreuer ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch eine Notwendigkeit, um die Würde und Lebensqualität der betreuten Menschen sicherzustellen.

Wir bitten Sie (Vertreter des Bundes und der Länder) daher eindringlich, den Entwurf des Betreuervergütungsgesetzes zu überarbeiten und die Bedürfnisse der Betreuer und der von ihnen betreuten Personen in den Mittelpunkt zu stellen.

Diese Petition ist ein Aufruf an alle, die sich für eine gerechte Vergütung im Betreuungswesen einsetzen wollen. 


11.040 Unterschriften:Nächstes Ziel: 15.000
63 Personen haben heute unterzeichnet

Petition unterschreiben

Wir verarbeiten Ihre Daten gemäß unseren Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen.


Die Gegenstimmen haben bereits dazu beigetragen,

dass Korrekturen verkündet werden, so teilt

u.a. das 
Deutsche Institut für Jugendhilfe und

Familienrecht e. V. (DIJuF) mit:


---> Referentenentwurf eines Gesetzes zur Neuregelung der Vormünder- und Betreuervergütung

Nach einer umfangreichen Evaluierung des Vergütungssystems hat das Bundesministerium der Justiz (BMJ) einen Referentenentwurf zur Neuregelung der Vormünder- und Betreuervergütung und zur Entlastung von Betreuungsgerichten und Betreuern vorgelegt. Mehrere Berufsgruppen sollen ab 1.1.2026 eine höhere Vergütung erhalten: berufliche Betreuer:innen, berufsmäßige Vormünder sowie Ergänzungs-, Nachlass-, Umgangs- und Verfahrenspfleger:innen. Die Vergütungssätze sollen um durchschnittlich 12,7 % erhöht werden. Für ehrenamtliche Betreuer:innen sowie ehrenamtliche Vormünder ist ebenfalls eine Anhebung der Aufwandspauschalen vorgesehen.  

Zugleich soll mit dem Gesetz das System der Fallpauschalen für berufliche Betreuer:innen grundsätzlich neu gestaltet werden. Künftig soll es insbesondere nur noch acht Fallpauschalen in Gestalt einer Grund- und Qualifikationsstufe statt 60 einzelne Vergütungstatbestände geben. Dadurch soll auch eine Entlastung der Betreuungsgerichte erreicht werden, die aktuell bei der Vergütungsfestsetzung z.T. massiv überlastet sind.

Zuletzt wurde mit dem Gesetz zur Anpassung der Betreuer- und Vormündervergütung vom 22.6.2019 (BGBl. 2019 I, 866) die im Vormünder- und Betreuervergütungsgesetz (VBVG) festgelegte pauschalierte Vergütung für berufliche Betreuer:innen durchschnittlich um 17 % angehoben. Zum Ausgleich der Inflation seit 2022 wurde mit dem Gesetz zur Regelung einer Inflationsausgleichs-Sonderzahlung für berufliche Betreuer, Betreuungsvereine und ehrenamtliche Betreuer und zur Änderung des Betreuungsorganisationsgesetzes vom 22.12.2023 (BGBl. 2023 I, Nr. 391) zum 1.1.2024 als vorübergehende Zwischenlösung eine monatliche Sonderzahlung eingeführt, die zum 31.12.2025 ausläuft.

Interessierte Kreise haben Gelegenheit, bis zum 25.10.2024 Stellung zu nehmen.



9.959 Unterschriften:Nächstes Ziel: 10.000

Teilen Sie diese Petition persönlich oder fügen Sie den QR-Code in Ihre eigenen Materialien ein.QR-Code herunterladen

Mittwoch, 2. Oktober 2024

Severin Groebners Neuer Glossenhauer #45: Es ist mir nicht Wurst

 























Wurstgesicht Foto: © Dominic Reichenbach © Artwork: Claus Piffl




Es ist mir nicht Wurst


Ich hab eine Neigung gegen Dinge zu sein, die ich nicht ändern kann.

Also den Klimawandel etwa. Mag ich nicht. Aber auch das Automobil. 

Wie schön wären doch unsere Städte, wenn nur jene Menschen ein Auto besäßen, die auch wirklich eins bräuchten. Also: Polizei, Feuerwehr, Rettung, Müllabfuhr und … sonst niemand.

Dafür öffentliche Verkehrsmittel im Zwei-Minutentakt, 24h Stunden lang. Und das auch auf dem Land. Gut, ich weiß, am Land, da geht alles langsamer. Da reicht dann auch ein drei-Minuten Takt. Oder vier. Oder zehn.

Von sowas träume ich. Völlig verrückt. Bin nicht ganz dicht.

Da sind sich alle Autohausbesitzer einig.

Aber ich träume auch noch von anderen Sachen, die völlig aus der Mode sind: Demokratie und Antifaschismus etwa.

Seit den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen weiß ich: Ich bin old school. 

Überhaupt ist es ja so, dass Überwachungskapitalismus a la Peking Ente und Chauvinismus mit russischer Seele jetzt total hip ist. Und beides kann man auf TikTok liken. Ja, aber ich mag’s nicht so.

Und was ich auch nicht mag, das ist der Donaudurchstich in Wien. Nein, das ist keine lebensgefährliche Messerattacke auf der Wiener Donauinsel, nein, der Donaudurchstich ist sozusagen die Donauinsel selbst. Also zuerst gab es den Donaudurchstich und etwa 100 Jahre später die Donauinsel.

Früher hat sich die Donau nämlich nach dem Durchfluss zwischen Leopoldsberg und Bisamberg verzweigt und viele kleine Inseln gebildet. Also nicht eine große Donauinsel. Sondern viele kleine Donauinseln. 

Das war schön, hat aber zu Überschwemmungen geführt.

Deshalb dann Donaudurchstich. Ganz gerade Donau. Zack. Hochwasser fließt vorbei. Nach Niederösterreich. Wo es hingehört. Effektiv, aber weniger romantisch.

Find ich schade.

Aber bin auch nicht immer so.

Manchmal bin ich aber auch für Klarheit. Transparenz. Ganz klare Trennungen.

Bei der Currywurst etwa.

Die wurde dieser Tage angeblich 75 Jahre alt. 

Und ich bin - trotz langjährigen Aufenthalts in Germanien… also äh… dem Altreich… nein… Piefkei… auch nicht, wie heißt das Land korrekt? Ach ja: Bei den Marmeladingern… kurz gesagt also: in der Bundesrepublik Deutschland - trotz dessen bin ich immer noch der Meinung, dass die Currywurst einzigartig ist.

Ja, sie ist nämlich das  a-b-s-o-l-u-t  Schlimmste, was man einer  Wurst antun kann. 

Denn die Wurst ist unter dieser Pampe überhaupt nicht mehr zu schmecken. Wer eine Currywurst anbietet, möchte die Wurst eigentlich zum Verschwinden bringen.

Kurz gesagt: Der Currywurstanbieter hat etwas zu verstecken.

Würste können Brüh- oder Bratwürste sein, unterschiedlich gewürzt, mit Knoblauch, mit Fenchel, aus Schwein, Esel oder vielleicht sogar aus Haustaube (wär zwar möglich, würde ich aber nicht essen). Es gibt ja auch schon vegane Wurst.

Die Wurst ist ein Kulturgut mit Charakter. Kann man mögen oder nicht. Manche mögen nur die eine und nicht die andere.

Ich kenn sogar Hard-Core-Vegetarier, die keine Kompromisse machen, außer bei dieser einen Wurst. Da werden sie schwach.

Die Wurst ist also ein Kosmos. Von langweilig bis langlebig, von würzig bis mild, lang und dünn, dick und kurz, oder umgekehrt… die Wurst gibt uns alles.

Kann man alles ausprobieren.

Außer natürlich die Kackwurst. Das ist die AfD unter den Würsten. Nicht einmal anstreifen bitte.

Aber die Würste, die man essen kann, sind großartig… wenn man sie lässt. Man kann natürlich auch Currysauce drüber knallen und alles schmeckt gleich. Eine kulinarische Beerdigung. Und dann gibt es nur noch eine Frage: 

„Currywurst? Mit oder ohne Darm?“

Das zeigt doch, wo die Currywurst in Wahrheit zuhause ist.

Aber unter dieser rotbraunen Pampe ist das ja egal. Denn es schmeckt alles nur noch nach Curry.

Es ist ein bisschen wie das BSW. Da schmeckt auch alles nach Wagenknecht. Und es weiß auch keiner, was da genau drinnen ist.

Und trotzdem streiten sich Menschen, wer die Currywurst erfunden hat. Ja, wer hat denn den Würsten im deutschen Sprachraum den Krieg erklärt? Das ist ja, wie als würde man sich streiten, wer die letzte Seekuh oder den letzten Dodo umgelegt hat.

Aber das ist eben Aufmerksamkeits-Kapitalismus: Du brauchst einen Alleinstellungsmerkmal und wenn es noch so abartig ist.

Und dann trägt man es stolz mit sich herum.

Bis es plötzlich nicht mehr so cool ist.

Dann will man es los werden. Was nicht immer so leicht ist.

Kürzlich hab ich etwa gelesen: 

„Diese Tattoos trägt heute niemand mehr.“

Und ich dachte mir: Doch. 

Nämlich all die Leute, die dem Artikel vor 10 Jahren geglaubt haben, der da hieß: „Diese Tattoos sind ein Must-Have!“

Ich bin lieber von vorn herein aus der Mode. Da kann ich in Ruhe gegen den Donaudurchstich sein. Muss auch keine Currywurst essen. Und träume von öffentlichen Verkehrsmittel, mit denen ich nach Thüringen fahre. Oder nach Sachsen. Und dort treffe ich Antifaschisten. Die gibt’s dort nämlich auch. Sind zwar aus der Mode, aber… egal.

Und dann essen wir sehr gute Bratwürste. 

Und ich tu meinen Senf dazu. Und sonst nichts.






Groebner Live:

Freitag 13.9. 

Frankfurt - Buchhandlung Buch&Wein „Quartalswaisen“ Groebners Vierteljahresrückblick


Samstag 21.9.

Wiesbaden - Theater im Pariser Hof - „ÜberHaltung“


Dienstag 24.9

München - Lustspielhaus „ÜberHaltung“


Donnerstag 26.9.

Hard bei Bregenz - Kammgarn „ÜberHaltung“


Sonntag 29.9. 

Frankfurt - Stalburg Theater „ÜberHaltung“

 

Alle Termine hier



Ab Freitag 13.9. als Download erhältlich. Groebners erstes Musik-Album „NICHT MEIN PROBLEM“ bei Monkey




Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung, wer es dennoch materiell unterstützen will, hier wäre die Bankverbindung für Österreich: 

Severin Groebner, Bawag, IBAN: AT39 6000 0000 7212 6709 

Hier die jene für Deutschland: 

Severin Groebner, Stadtsparkasse München, IBAN: DE51 7015 0000 0031 1293 64

Montag, 30. September 2024

Europa punktet dieses Jahr bei den coolsten Stadtvierteln der Welt

  1. Notre Dame du Mont, Marseille, Frankreich



  2. Mers Sultan, Casablanca, Marokko
  3. Pererenan, Bali, Indonesien
  4. Seongsu-dong, Seoul, Südkorea
  5. Kerns, Portland, USA
  6. Stokes Croft & St Paul’s, Bristol, Großbritannien
  7. Chippendale, Sydney, Australien
  8. Principe Real, Lissabon, Portugal
  9. Glória, Rio de Janeiro, Brasilien
  10. Windsor, Melbourne, Australien
  11. Zablocie, Krakau, Polen
  12. Little River, Miami, USA
  13. Saint-Henri, Montreal, Kanada
  14. Punavuori, Helsinki, Finnland
  15. Gakugeidaigaku, Tokio, Japan
  16. Thao Dienm, Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam
  17. Flatbush, New York, USA
  18. Friedrichshain, Berlin, Deutschland
  19. East City, Kapstadt, Südafrika
  20. Belleville, Paris, Frankreich





Platz 1: Notre-Dame-du-Mont, Marseille, Frankreich




Platz 1 belegt in diesem Jahr das Stadtviertel Notre-Dame-du-Mont in Marseille. Lange war Vauban das In-Viertel der zweitgrößten Stadt Frankreichs, doch heute zieht Notre-Dame-du-Mont die wirklich coolen Leute an. Das Viertel zeigt sich laut „Time Out“ bunt und unkonventionell, mit zahlreichen Graffitis, engen Gassen und verschlungenen Treppen. Auf den Terrassen der Cafés und Bars entlang der Rue de Lodi mischten sich dabei Touristen mit Punks, Frauen in bunten Gewändern und Seemännern.

Das einstige Künstlerviertel habe heute eher das entspannte Flair eines lokalen Marktes – und beherberge, gemessen an seiner Größe, eine außergewöhnlich hohe Zahl an Galerien, Restaurants und Geschäften. Für den perfekten Start in den Tag empfehlen die „Time Out“-Autoren Brioche von der Bäckerei Pain Pan, gefolgt von einem Marktbesuch und einer Galerie-Tour. Auch das Stöbern in der Buchhandlung Histoire de l’Œil gehöre zu den Must-dos bei einem Besuch. Eines der ausgefallensten Restaurants in Notre-Dame-du-Mont sei das Livingston, in dem wechselnde Gastköche ihre Kreationen servieren.

Freitag, 20. September 2024

Hamburger Bahnhof: Berliner Kunst-Symposion "Der Westen musste nicht im Osten ankommen!" (08. und 09.11.2024)

 



"Der Westen musste nicht im Osten ankommen!": Die Folgen der Transformation nach 1989/90 für die Kunstwelt

Symposium des Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart
in Kooperation mit dem ifa – Institut für Auslandsbeziehungen

Freitag, 8. und Samstag, 9. November 2024.

Berlin, 19.09.2024 – Ein Symposium des Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart widmet sich am Freitag, 8. und Samstag, 9. November 2024 unter dem Titel "Der Westen musste nicht im Osten ankommen!" den Folgen der Jahre 1989/1990 für die Kunst. Protagonist:innen aus verschiedenen Bereichen – Kunsthochschulen, Kunstmarkt, Förderstrukturen, Museen und künstlerischer Praxis – präsentieren und diskutieren zum 35. Jahrestag der Maueröffnung vor einem breiten Publikum die Folgen der Transformation nach 1989/90 für die Kunstwelt. Aus künstlerischer Perspektive widmet sich diesem Thema Andrea Pichls Einzelausstellung "Wertewirtschaft", die am Donnerstag, 7. November 2024 im Hamburger Bahnhof eröffnet.

Die Maueröffnung und die darauf folgenden Veränderungen der Jahre 1989/1990 hatten die Transformation aller Strukturen und Lebensbereiche auf dem Gebiet der ehemaligen DDR zur Folge: Das Personal an Kunsthochschulen wurde zumeist durch Menschen aus dem "Westen" ersetzt. Künstler:innen gewannen neue Freiheiten, sahen sich aber zugleich damit konfrontiert, keine sozial-ökonomische Absicherung mehr über den Verband Bildender Künstler zu haben. Sie mussten sich in der Kunstmarktlogik mit Galerien, Messen und der Konkurrenz zu internationalen Akteur:innen zurechtfinden. Einen vergleichbar marktwirtschaftlich funktionierenden Kunstmarkt wie in der BRD hatte es in der DDR nicht gegeben. Museen konzentrierten sich darauf, Lücken in der Kunst der Moderne und Nachmoderne zu schließen. Sie brachten in der DDR entstandene Kunst ins Depot oder setzen die Werke und ihre Produzent:innen mit dem System und seinem Regime gleich. Nur wenige zeitgenössische Künstler:innen aus dem Gebiet der ehemaligen DDR erhielten institutionelle Anerkennung durch Einzelpräsentationen und Preise oder Beteiligungen an Biennalen und anderen international ausgerichteten Ausstellungen.

Im Rahmen des zweitägigen Symposiums begegnen sich Zeitzeug:innen der 1990er-Jahre und jüngere Akteur:innen, um Erfahrungen zu teilen und in den produktiven Austausch über Kontinuitäten wie Veränderungen zu treten. Zentrale Fragen werden sein: Wie haben die Akteur:innen die Transformation nach 1989 individuell erlebt? Was ist verloren gegangen? Wo wurde das Zusammenwachsen produktiv gemacht? Wie beziehen sich Künstler:innen auf die Geschichte der DDR und die Zeit der Transformation? Welchen Einfluss haben Wirtschaftsstrukturen? Gibt es heute eine Ost-Kunstszene? Und wenn ja, was zeichnet sie aus? Wie ist die institutionelle Kunstszene im Osten aufgestellt? Und wie sichtbar sind Kurator:innen und Künstler:innen mit Ost-Biografie in Institutionen? Aufbauend auf diesen Fragen möchte das Symposium im Hamburger Bahnhof, der während der deutschen Teilung direkt an der Berliner Mauer lag, Vernetzungen herstellen sowie konkrete Wünsche und Ideen für die Zukunft formulieren.

Till Fellrath, Co-Direktor Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart: "Der Hamburger Bahnhof möchte mit diesem Symposium und der Ausstellung von Andrea Pichl dazu einladen, die Nachwirkungen der deutschen Teilung in der heutigen Kunstszene zu reflektieren. Mit seiner besonderen Lage an der ehemaligen Berliner Mauer möchte der Hamburger Bahnhof ein Zeichen für Dialog und Austausch setzen und sich weiter für ein breites Publikum öffnen."

Gitte Zschoch, Generalsekretärin des ifa – Institut für Auslandsbeziehungen: "Die Aufgaben des Zentrums für Kunstausstellungen der DDR (ZfK) glichen denen des ifa – beide Institutionen organisierten Kulturaustausch anhand von Ausstellungen im Ausland und luden internationale Künstler:innen ein. Mit der Wiedervereinigung ist nicht nur der grafische Bestand mit rund 10.000 Werken von 630 Künstler:innen an das ifa übergegangen, sondern auch die Verantwortung zur Erinnerung an das ZfK. Die Sichtbarmachung dieses bedeutenden und ambivalenten Zeugnisses der DDR-Kunst sowie die kritische Aufarbeitung der Rolle des ifa in diesem Kontext sind mir besonders wichtig. Ich freue mich, dass das Symposium den Blick auf ostdeutsche Kunst und ihre Geschichte richtet."

Carsten Schneider, Staatsminister beim Bundeskanzler und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland: "Fast 35 Jahre nach der Wiedervereinigung beobachte ich eine Annäherung von Ost und West im Kunstbereich. Das war nicht immer so und die ostdeutsche Kunst musste lange darum kämpfen, um als gesamtdeutsche Kunst anerkannt zu werden. Dass dieser Weg nun in einem Symposium genauer beleuchtet wird, ist wichtig und konsequent. Nur so lässt sich ein umfassender Blick auf die vielfältigen Transformationserfahrungen und die Annäherung werfen. Ich freue mich auf die Diskussionen während des Symposiums und habe gern die Schirmherrschaft dafür übernommen."

Montag, 16. September 2024

Kennan Institut / Wilson Center: Book Talk Sarah Oates (Online zugänglich) - Red: Russian Propaganda and American News

Book Talk | Seeing Red: Russian Propaganda and American News


Tuesday, Sep. 24, 2024
2:00pm – 3:00pm ET
6th Floor, Woodrow Wilson Center



Online ISBN: 9780197696460
Print ISBN: 9780197696422
Publisher: Oxford University Press


Um die russische Propaganda zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, wie der Kreml seine Sicht auf die Welt formuliert und vermittelt. Seeing Red: Russian Propaganda and American News (Sarah Oates und Gordon Neil Ramsay, Oxford University Press) nutzt menschliche Inhaltsanalyse und KI, Die Autorin Sarah Oates wird die Forschung zu russischen Botschaften zu drei entscheidenden Momenten der jüngsten Zeit in der US-Geschichte – den Wahlen 2020, dem Aufstand im Kapitol und der russischen Invasion in der Ukraine 2022 – beleuchten, um Wege aufzuzeigen, wie Demokratien ausländische Desinformation erkennen und bekämpfen können, insbesondere angesichts der Tatsache, dass sich die amerikanischen Bürger im November einer bedeutsamen Wahl nähern. In diesem Vortrag wird auch analysiert, wie amerikanische politische Botschaften von russischen Propagandisten genutzt werden können, um ihre Sicht der Welt zu fördern und die Vereinigten Staaten anzugreifen, um zu zeigen, wie russische Propagandainhalte und -taktiken die US-Medien infiltrieren. 


Die Autorin:
Sarah Oates, Distinguished Scholar und Teacher an der University of Maryland

Prof. Sarah Oates hat die russischen Medien in den letzten 30 Jahren untersucht und zahlreiche Publikationen darüber veröffentlicht, wie Medien die Demokratie in einer Reihe von Ländern untergraben oder unterstützen. In ihrem jüngsten Buch (Revolution Stalled: The Political Limits of the Internet in the Post-Soviet Sphere, Oxford University Press) analysierte sie das Potenzial des Internets, politische Veränderungen in Russland herbeizuführen. Sie hat einen MA und PhD in Politikwissenschaft von der Emory University und ist Professorin und Senior Scholar am Philip Merrill College of Journalism der University of Maryland, College Park. 

Abstract:
Die Konvergenz der strategischen Narrative von US-Präsident Donald Trump und dem Kreml schuf historische Möglichkeiten für Russlands globalen Propagandakrieg. Dies wäre ohne Trump nicht möglich gewesen, der von Politikern und US-Nachrichtenagenturen wie Fox unterstützt und begünstigt wurde, die Propaganda über Informationen stellen. Durch die Wahl 2020, die Verschwörung "Stop the Steal" und den Aufstand im Kapitol haben die Russen unzählige Wege gefunden, das Ende der amerikanischen Demokratie und den Aufstieg Russlands öffentlich zu machen. Die Identifizierung und Verfolgung von vier zentralen strategischen Narrativen Russlands – Demokratie ist fehlerhaft und gescheitert, Wiedererstarkung Russlands, Schutz der Russen im Ausland und der Westen ist darauf aus, Russland zu zerstören – ermöglicht es uns, besser zu verstehen, wie die russische Propaganda in den US-Nachrichten Widerhall findet. Trotz des Wissens um das Risiko und der einfallsreichen Arbeit von Analysten und Journalisten bei der Verfolgung russischer Propaganda in den Vereinigten Staaten besteht das Problem der ausländischen Desinformation bis heute fort und spielte eine Schlüsselrolle im Jahr 2022 in Russlands Invasion in der Ukraine. Unsere Analyse nutzt sowohl traditionelle Methoden der politischen Kommunikation wie die Inhaltsanalyse als auch computergestützte Methoden, um unsere Erkenntnisse in größerem Umfang zu nutzen. Das Aufspüren ausländischer Propaganda in den US-Nachrichten ist eine entscheidende Aufgabe für die Demokratie. Gleichzeitig müssen wir verstehen, dass eine gefährliche Bedrohung nicht nur darin besteht, wie ausländische Regierungen versuchen, die Medien zu manipulieren, sondern auch darin, wie das US-Mediensystem von inländischen Akteuren kompromittiert wurde, die einem autoritären Drehbuch folgen.

Red: Russian Propaganda and American News wurde 2024 von Oxford University Press veröffentlicht und zeigt, wie die russische Propaganda mit den Botschaften der Republikaner in Einklang kommt. 

Probekapitel