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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Samstag, 20. November 2010

Kalenderblatt: 152. Geburtstag von Selma Lagerlöf (für Anke Freifrau von Fredenbeck)


Selma Lagerlöf, die der ganzen Welt als die erste Frau, die den Literaturnobelpreis bekam und Autorin des berühmten Romans "Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen", bekannt ist, war eine beachtliche und tatkräftige Frau. Die Familie hatte tiefbürgerliche Ausprägungen mit christlicher Tradition. Die Großeltern und weitere Vorfahren stammten aus Pfarrerfamilien, der Vater ein Offizier und Besitzer von Gut Mårbacka in der heutigen Gemeinde Sunne, Värmland, Schweden.
Auf diesem Gut wurde die Literatin - mit vollem Namen Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf - am 20. November 1858 geboren und starb nach Verlust des Familienbesitzes, Umweg ihres Lebens über etliche Stationen und Rückerwerb des Gutes im Jahr 1908, am 16. März 1940 auch dort. Sie hatte zwei Brüder, von denen einer nach Amerika emigrierte, drei Schwestern, von denen Anna früh an Tuberkulose starb (Selma L. beschäftigte sich in Nils Holgersson und Der Fuhrmann des Todes mit diesem Thema) und die jüngere Gerda, mit der sie zu Hause von Gouvernanten unterrichtet wurde.

Die weltberühmte Autorin litt ihr ganzes Leben an einem Hüftproblem und war als Kleinkind sogar gelähmt. Ihr wurde zwar durch Physiotherapie geholfen und ihre Gehfähigkeit weitgehend wiederhergestellt, sie blieb aber aber immer gehbehindert und eine Außenseiterin, was sie in ihre Werken einfließen ließ. Sie hätte auch heutzutage keine Anerkennung als Behinderte bekommen, denn die aktuelle Logik betrachtet angeborene Leiden nicht als unterstützenswerte Behinderung. Und ob die Lähmung Anerkennung bei Gutachtern gefunden hätte, weiß kein Mensch.

Gut Mårbacka, Lagerlöf Museum Sunne © FSchremp
Bevor Lagerlöf zu ihrer Berufung als Schriftstellerin gelangte, besuchte sie ein Mädchengymnasium, ließ sich als Volksschullehrerin ausbilden und war von 1885 bis 1895 als Volksschullehrerin beschäftigt. Sie hoffte mit ihrem ersten Roman Gösta Berling sehr bekannt zu werden und so viel Geld zu verdienen, dass  sie sich nur noch der Schriftstellerei und dem Landleben widmen könnte, was sich allerdings erst zwei Jahre nach Erscheinen des Buches mit einer positiven Besprechung des Romanes durch den berühmten Kritiker Georg Brandes im Jahr 1893 abzeichnete. Danach ging es stetig aufwärts. Sie wurde bekannt und bekannter, konnte ihr elterliches Gut zurückkaufen und dessen Größe und Wirtschaftkraft vermehren. Auf diesem Weg halfen ihr die ebenfalls zu wichtiger schwedischer Literatur werdenden Bücher Die Wunder des Antichrist und Jerusalem, schließlich 1906 "Nils Holgersson".

Selma Lagerlöf war eine Verfechterin des Gleichberechtigungsgedankens, kritisierte das fehlende Wahlrecht für Frauen und erhielt neben dem Nobelpreis zahlreiche Ehrungen wie die Ehrendoktorwürde der Universitäten Uppsala und später Greifswald. 1914 wurde Selma Lagerlöf zum ersten weiblichen Mitglied der Schwedischen Akademie gewählt. Sie engagierte sich 1933 für die Rettung jüdischer Flüchtlinge, verhalf Nelly Sachs zum Entkommen vor den Nazikrallen und spendete ihre Nobelpreismedaille zur Unterstützung der notleidenden Finnen im Winterkrieg 1939. Da sie nicht verheiratet war und keine Kinder gebar, vermittelten die Leute ihr einen "echten" kleinen Nils Holgersson, der tatsächlich auch so hieß und den sie  adoptierte und an Sohnes Statt aufzog.

Ihr Stil war einfach, fast folkloristisch und mythologisch. Neben Romanen schrieb sie auch Kurzgeschichten, Erzählungen und Legenden, ihre Theaterstücke waren Misserfolge.

  • Selma Lagerlöf
  • Nils Holgerssons wunderbare Reise

    Würzburg 2002, 88 Seiten, Hardcover
  • 10,95 €, Arena Verlag
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: 4 - 5 Jahre
Die Geschichte von Nils Holgersson: Als der kleine Nils einem Wichtelmännchen einen bösen Streich spielte, wurde er selbst in ein kleines Wichtelmännchen verwandelt. Den zahmen Gänserich Martin konnte er, weil er so klein geworden war, nun nicht mehr davon abhalten, sich den Wildgänsen anzuschließen. Auf dem Rücken von Martin hebt sich Nils in die Lüfte über Skandinavien, Ostsee, Pommern ... und wollte nicht mehr zurück, weil es so schön war. Seine Verwandlung wird erst später zurückgenommen, als er mit Martin heimkehrt und diesen vor der Tötung bewahrt.

"Im ersten Augenblick wußte der Junge gar nicht, was er mit seinem Fang tun solle. Er schwang nur immer das Netz sorglich hin und her, damit das Wichtelmännchen keine Zeit bekomme, herauszuklettern.
Jetzt begann das Wichtelmännchen zu sprechen; es bat und flehte um seine Freiheit und sagte, es habe der Familie seit vielen Jahren viel Gutes getan und wäre wirklich einer besseren Behandlung wert. Wenn der Junge es loslasse, wolle es ihm einen alten Speziestaler geben sowie eine silberne Kette und eine Goldmünze, die so groß sei wie der Deckel an der silbernen Uhr seines Vaters.
Dem Jungen kam zwar das Lösegeld nicht gerade groß vor; aber seit er das Wichtelmännchen in seiner Gewalt hatte, fürchtete er sich gewissermaßen vor ihm. Er fühlte, daß er sich in etwas eingelassen hatte, was fremd und unheimlich war und nicht in diese Welt gehörte; deshalb war er nur sehr froh, es loszuwerden.
Er ging also schnell auf das Angebot ein und hielt das Netz still, damit das Wichtelmännchen herauskriechen könne. Als dieses aber beinahe aus dem Netz heraus war, fiel dem Jungen ein, daß er sich größere Dinge und alles mögliche Gute hätte ausbedingen können. Jedenfalls hätte er die Bedingung stellen können, daß ihm das Wichtelmännchen die Predigt in den Kopf zaubern müsse. „Wie dumm von mir, daß ich es freiließ,“ dachte er und begann das Netz aufs neue hin und her zu schwingen, damit das Wichtelmännchen wieder hineinpurzle.
Aber kaum hatte der Junge das getan, da bekam er eine fürchterliche Ohrfeige, daß ihm war, als zerspringe ihm der Kopf in tausend Stücke. Er flog zuerst an die eine Wand und dann an die andre, schließlich fiel er auf den Boden und blieb da bewußtlos liegen.
Als er wieder erwachte, war er noch in der Hütte. Von dem Wichtelmännchen war keine Spur mehr zu sehen. Der Truhendeckel war geschlossen, und das Fliegennetz hing an seinem gewöhnlichen Platz am Fenster. Wenn dem Jungen nicht die rechte Wange von der Ohrfeige so sehr gebrannt hätte, hätte er sich versucht gefühlt, alles für einen Traum zu halten. „Was aber auch geschehen sein mag, jedenfalls werden Vater und Mutter behaupten, daß es nichts gewesen sei als ein Traum,“ dachte er. „Sie werden mir wegen des Wichtelmännchens sicher nichts von der Predigt abziehen, und es wird am besten sein, wenn ich mich jetzt eilig dahinter mache.“
Aber als er an den Tisch ging, kam ihm etwas sehr verwunderlich vor. Das Zimmer konnte doch unmöglich größer geworden sein. Woher kam es denn aber, daß er jetzt so viel mehr Schritte machen mußte als sonst, wenn er an den Tisch ging? Und was war denn mit dem Stuhl? Er sah zwar nicht gerade aus, als sei er größer als vorher, aber der Junge mußte zuerst auf die Leiste zwischen den Stuhlbeinen steigen und dann vollends auf den Sitz hinaufklettern. Und gerade so war es auch mit dem Tisch. Er konnte nicht auf die Tischplatte hinaufsehen, sondern mußte auf die Armlehne des Stuhles steigen.
„Was ist denn aber das?“ sagte der Junge. „Ich glaube wahrhaftig, das Wichtelmännchen hat den Lehnstuhl und den Tisch und die ganze Stube verhext.“
Historische Illustration zu Nils Holgersson
Die Postille lag auf dem Tische, und anscheinend war sie unverändert. Aber etwas Verkehrtes mußte doch daran sein, denn er konnte kein Wort lesen, sondern mußte erst auf das Buch selbst hinaufsteigen.
Er las ein paar Zeilen, dann aber sah er zufällig auf. Dabei fiel sein Blick in den Spiegel, und da rief er ganz laut: „Ei sieh, da ist ja noch einer!“
Denn im Spiegel sah er ganz deutlich einen winzig kleinen Knirps in einer Zipfelmütze und Lederhosen.
„Der ist genau so angezogen wie ich,“ sagte der Junge und schlug vor Verwunderung die Hände zusammen. Aber da sah er, daß der Kleine im Spiegel dasselbe tat.
Da begann er sich an den Haaren zu ziehen, sich in den Arm zu kneifen und sich im Kreise zu drehen, und augenblicklich tat der Kleine im Spiegel dasselbe.
Jetzt lief der Junge ein paarmal um den Spiegel herum, um zu sehen, ob vielleicht so ein kleiner Kerl hinter dem Spiegel verborgen sei, aber er fand niemand dahinter, und da begann er vor Schrecken am ganzen Leibe zu zittern. Denn jetzt begriff er, daß das Wichtelmännchen ihn selbst verzaubert hatte, und daß er selbst der kleine Knirps war, dessen Bild er im Spiegel sah."
(Selma Lagerlöf: Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen. Ein Kinderbuch.
Einzige berechtigte Übersetzung aus dem Schwedischen von Pauline Klaiber, München 1920)




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Freitag, 19. November 2010

Buchbesprechung: dtv-junior Literatur-Lexikon

Heinrich Pleticha (Hrsg.)
dtv junior
Literatur-Lexikon
München 1986/2006, Originalausgabe, 256 Seiten, 
Paperback, 10 €, dtv

Genau richtig für die Schule! Eigentlich sollte es jeder interessierte Deutschschüler ab der 9. Klasse im Regal stehen haben, denn damit wird einem so manches klarer als im Unterricht. Aber auch unkundige Eltern wissen schnell, worauf es ankommt.
Buchbesprechung in winner's cool blog


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Donnerstag, 18. November 2010

Todestag wichtiger Künstler: Man Ray, Jeanne-Claude und Marcel Proust

2009 - Jeanne-Claude, amerikanisch-französische Verhüllungskünstlerin, die Frau von Christo, Verhüllung des Reichtstagsgebäudes in Berlin 1995, geb. 1935

1976 - Man Ray, amerikanischer Maler, Fotograf und Filmemacher (Fotogramme: «Rayographien»), geb. 1890
 

1922
- Marcel Proust, ein französischer Schriftsteller und Kritiker, sein Hauptwerk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ (À la recherche du temps perdu) ist ein monumentaler Roman in sieben Bänden, eines der bedeutendsten erzählenden Werke des 20. Jahrhunderts, geb. 1871

Denke immer daran, dass es nur eine allerwichtigste Zeit gibt, nämlich: sofort!
Leo Tolstoi

Neuer Taschenkalender: Poesie-Agenda 2011 (Unabhängige Verlage in der Schweiz)

POESIE-AGENDA 2011
Herausgegeben von Werner Bucher, Virgilio Masciadri und Jolanda Fäh
Mit Kalendarium, Eintragungen, Adressverzeichnis und vielen Gedichten.
256 Seiten, broschiert
CHF 16.00 / EUR 10,00

„Nirgends sonst gibt es Lyrik und Humor in einer so anregenden Verbindung. ‚Poesie-Agenda’ ist das Gegenteil von Langeweile.“ (Andreas Noga auf „lyrikzeitung.de“)

Der orte verlag aus Oberegg, Schweiz, hat seinen neuen Taschenkalender  vorgelegt, mit seinen handverlesenen Lyrik- und Kalenderblatteinträgen. Ein wunderbarer Wegbegleiter, der die Tage verschönert, zum Nachdenken und Schmunzeln anregt und Kulturelles, Lyrisches herrlich in den Alltag integriert.

PHASEN                                                                         erste schritte

                                                                                       die treppe
Es gibt ein Licht in der Dämmerung,                                  hinunter
das glimmt auf den Zweigen wie Schnee,                           frühstück für
Muschelinnres der Himmel,
wo er die Erde umfaßt                                                     die familie
                                                                                       bereitet genau
Die erste Sichel, die zweite                                               wie letztes Jahr sie
Wenn  die Kugel voll ist,                                                  schläft noch ich schreibe
ändert das Wetter,                                                           ihr den ersten gruss
die Nacht trübt ein
und die Flut verebbt                                                         Niels Zubler

Es gibt ein Licht in der Nacht,
das wartet, solang wir es suchen
                                                                                                    (Neujahr/Berchtoldstag)
                        Erika Burkart




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Minutentraum mit Klabund

Winterschlaf


Indem man sich nunmehr zum Winter wendet,
Hat es der Dichter schwer,
Der Sommer ist geendet,
Und eine Blume wächst nicht mehr.


Was soll man da besingen?
Die meisten Requisiten sind vereist.
Man muß schon in die eigene Seele dringen
- Jedoch, da haperts meist.


Man sitzt besorgt auf seinen Hintern,
Man sinnt und sitzt sich seine Hose durch,
~ Da hilft das eben nichts, da muß man eben überwintern
Wie Frosch und Lurch.


                                                              Klabund

(Quelle: Poesie-Agenda 2010, orte verlag, Schweiz)

Mittwoch, 17. November 2010

Unabhängige Verlage in Österreich: Droschl Verlag, Graz

Der Droschl Verlag in Graz ist vielen Lesern als ein kleiner, aber feiner Verlag für Literatur bekannt, der solche Klassiker der (Post-)Moderne wie Michel Leiris und Jean Baudrillard neben neuen, interessanten und aufregenden nationalen und internationalen Schriftstellern anbietet. Droschl widmet sich ausschließlich und mit bemerkenswerter Kontinuität der Gegenwartsliteratur, deutsch- und fremdsprachigen Autoren gleichermaßen.
Der Verlag möchte neugierige Leser und Leserinnen ansprechen, die etwas entdecken möchten, Wortfixierte, deren große Liebe der Sprache gehört, den Sprachen, den zahllosen verschiedenen Sprechweisen. Dieses Programm – das auch die Nationalbibliothek in Wien mit dem Ankauf des Archivs der ersten beiden Verlagsjahrzehnte würdigte – war das Werk des Verlagsgründers Maximilian Droschl, der das Unternehmen mit bemerkenswerter Kontinuität die ersten 25 Jahre lang führte. Seit 2003 lenkt seine Tochter Annette Knoch die Geschicke des Verlages.


Die ersten Titel erschienen 1978 (Kunstbücher von Giuseppe Zigaina und Adolf Frohner), nachdem es Droschl schon seit mehreren Jahren als Galerie und Buchhandlung gegeben hatte.
Schon sehr früh war es klar, dass von den vielen Schreibweisen besonders die Tradition der Aufsässigen, der formalen Erneuerer und Traditionsbrecher einen Publikationsort gefunden haben würde.

Die ersten Bücher in den 80er-Jahren – von Autoren wie Michael Donhauser, Antonio Fian, Eleonore Frey, Ingram Hartinger oder Peter Waterhouse – errangen durchwegs die Aufmerksamkeit der Kritiker, literarische Preise und Auszeichnungen. Der Siegeszug von Werner Schwab begann 1992 mit den Stücken in seinem Erstlingsband Fäkaliendramen. Eine Auswahl der literarischen Preise: 1988 ging der 3sat-Preis des Bachmann-Preises an anselm glück; Klaus Händl erhielt 1994 sowohl den Rauriser Literaturpreis als auch den Robert Walser Preis für sein Debüt; 1997 erhielt Gundi Feyrer den Preis des Landes Kärnten beim Ingeborg Bachmann Wettbewerb; 1999 wurde Bettina Balàka mit dem Meta-Merz-Preis und dem Ö1-Essay-Preis ausgezeichnet; die erste Trägerin des Holfeld-Tunzer-Preises war 2001 Sissi Tax, Bodo Hell wurde 1991 der Erich-Fried-Preis, 2003 der Preis der Literaturhäuser und 2006 der Telekom-Preis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs verliehen; Thomas Stangl erhielt für sein Debüt 2004 den aspekte-Preis, Monique Schwitter den Robert Walser Preis 2005, Rosa Pock den Italo-Svevo-Preis und Alfred Kolleritsch den Horst-Bienek-Preis. 2008 erhielt Bettina Balàka den Friedrich-Schiedel-Literaturpreis, Andrea Winkler war 2008 die erste Preisträgerin des Wartholtzer Literaturpreises.

Das risikofreudige Publizieren von Erstveröffentlichungen und Pflege der bereits anerkannten älteren, die im Droschl-Programm mit Werkausgaben vertreten sind, um nur Alfred Kolleritsch zu nennen, Autoren, deren Bedeutung von Kritik, Literaturwissenschaft und Preisgebern untermauert wurde, setzt Droschl bis heute fort. Ein zweiter Schwerpunkt der Droschl-Aktivitäten sind die Übersetzungen. 1986: Frisbees, zweisprachige Gedichte von Giulia Niccolai, später Julien Gracq, Michel Butor, Michel Leiris, Paul Bowles usw. Für seine Henri-Michaux-Übersetzungen erhielt Dieter Hornig den Aristeion-Preis der Europäischen Union.
Ein besonderes Nahverhältnis hat der Verlag zur Literatur der östlichen Nachbarländer zu Österreich: Mir ist vor kurzem von diesen Autoren Oksana Sabuschko aufgefallen.

Seit 1992 gehört auch Heimrad Bäckers Verlag edition neue texte zu Droschl. In ihr waren kompromisslose Entwürfe einer neuen Art von Literatur in einem konsistenten Programm gesammelt. Elfriede Gerstl wurde 1999 für ihr Werk sowohl mit dem Trakl-Preis als auch mit dem Erich-Fried-Preis ausgezeichnet, und Heimrad Bäckers Lebenswerk wurde Ende 2002 in einer umfassenden Ausstellung in der Landesgalerie in Linz gewürdigt.

"Die österreichische Literatur, wie sie sich durch die Brille des Droschl Verlags darstellt, ist unter den deutschsprachigen Literaturen die einzige, die an den ästhetischen Positionen der Moderne festhält und ihre Denk- und Formtraditionen fortsetzt. Kein Wunder, dass der Droschl Verlag eine inzwischen stattliche Essay-Reihe im Programm hat, poetologische, auch literaturhistorische Texte, die modellhaft zeitgenössische Literaturtheorie vorstellen." (Sibylle Cramer)
"Die Qualität von Droschl liegt für mich darin, dass er genau die Bücher macht, die anderen Verlagen zu riskant, zu avantgardistisch, zu schräg sind." (Doris Glaser, ORF Hörfunk) 






Montag, 15. November 2010

3 Hörbücher für Kinder und Jugendliche: Robin Hood, Die drei Musketiere, In 80 Tagen um die Welt


Howard Pyle
Robin Hood
Gekürzte Lesung, Sprecher: Bodo Primus

Wien 2009, 2 Audio-CDs, Spielzeit: 158 Minuten
9,95 €, Carl Ueberreuther Verlag

Robin Hood, der "Gesetzesbrecher", ist bereits seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bekannt und wird seit dieser Zeit in allen Varianten dargestellt und angeboten. Es gibt ihn als grausamen Mittelalterbewohner, als Kinder- und Jugendheld und er wird sogar mit Richard Löwenherz in Verbindung gebracht. Es gibt heute etliche Kinofilme und Buchausgaben. Er war ein Volksheld, beraubte die Reichen, beschenkte die Armen und behandelte diese und Frauen stets zuvorkommend. 

Howard Pyle. ein amerikanischer Jugendbuchautor, veröffentlichte seine "Abenteuer des Robin Hood" im Jahr 1883. Viele Eigenschaften, die das Bild Robin Hoods bis heute prägen, werden schon in frühen Fassungen erwähnt. So lebte er als Räuberhauptmann mit seinen Gefährten Little John, Will Scarlet, Much, dem Müllersohn u. a. als Geächteter im Sherwood Forest (Nottinghamshire). Er brach das Jagdverbot in den königlichen Forsten, wilderte sozusagen, um Menschen zu ernähren, und war ein klarer Feind der als korrupt und habgierig beschriebenen weltlichen und geistlichen Oberschicht, aus der seine bevorzugten Opfer stammten. Charakterisiert wird er als lustig, tollkühn, listig sowie als ausgezeichneter Sportsmann und Bogenschütze. Obwohl er ein Feind der Kirchenfürste war, blieb er gottesfürchtig und ein Verehrer der Jungfrau Maria. Seine größten Gegner waren der Sheriff von Nottingham und der Abt des Benediktinerklosters St. Mary’s in York. Der Sheriff wird schließlich getötet, ebenso wie der Kopfgeldjäger Guy of Gisborne. Durch die Unzugänglichkeit der Verstecke in den Wäldern, gekonnten Umgang mit Waffen, Listenreichtum und geschickte Verkleidung können die ihrem Anführer treu verbundenen Outlaws den Kampf mit der Obrigkeit bestehen. Ein Muss für junge Leser und Hörer!


Alexandre Dumas
Die drei Musketiere
Gekürzte Lesung, Sprecher: Bodo Primus
Wien 2009, 2 Audio-CDs, Spielzeit: 158 Minuten 
9,95 €, Carl Ueberreuther Verlag

In Dumas' Roman von 1843/44 (der bis 1847 mit zwei weiteren Bänden fortgesetzt wurde), dreht sich alles um den Helden d’Artagnan und seine drei Freunde, die Musketiere Athos, Porthos und Aramis. D’Artagnan verlässt seine Heimat, die Gascogne, und will unter König Ludwig XIII. kämpfen. Auf dem Weg dorthin freundet er sich mit den unzertrennlichen Musketieren Athos, Porthos und Aramis an. D’Artagnan wird später auch Mitglied der Musketiere der Garde. Zusammen bestehen die vier Freunde etliche Abenteuer im Kampf gegen Kardinal Richelieu und Lady Winter und geraten schließlich in ihr größtes und gefährlichstes Abenteuer, das sie aber mit Bravour bestehen: Sie stellen Lady Winter und  töten sie. Athos und Porthos ziehen sich ins Privatleben zurück, Aramis tritt in ein Kloster ein, und d’Artagnan wird Leutnant der Musketiere. Ein Lob der Freundschaft und ein Meisterwerk der Erzählung. Spannend bis zum Schluss.




Jules Verne
In 80 Tagen um die Welt


Gekürzte Lesung, Sprecher: Bodo Primus
Wien 2009, 2 Audio-CDs, Spielzeit: 158 Minuten 
9,95 €, Carl Ueberreuther Verlag

Der reiche englische Gentleman Phileas Fogg wettet in seinem Londoner Club, dass er es schaffen würde, in 80 Tagen um die Welt zu reisen. Noch am selben Abend bricht er mit Diener Passepartout auf. Es geht mit dem Zug durch Europa bis Brinisi, dort auf ein Dampfschiff via Suez-Kanal nach Bombay. Im Koffer 20.000 Pfund Sterling, die Hälfte des Vermögens. Da am Abend der Abreise aber auch die Bank of England ausgeraubt wurde, gerät Fogg in Suez einem Detektiv ins Visier, der ihn für den Täter hält. Während die Reisenden im indischen Dschungel eine unschuldige hübsche Witwe vor dem Flammentod retten und mitnehmen, wartet der Detektiv Mister Fix in Hongkong auf sie, um Fogg zu verhaften, falls der Haftbefehl eintrifft. Passepartout wird betäubt und muss sich alleine nach Yokohama durchschlagen. Dort trifft er wieder auf Fogg, der nun den "Begleiter" Fix dabei hat, ohne zu wissen, was der will. Gemeinsam geht's nun nach San Francisco, von dort gegen Bisons, einen verrückten Colonel und Sioux-Indianer (Passepartout wird gefangengenommen und verschleppt) nach New York. Sie verpassen wegen der Zeitverschiebung das reguläre Schiff, aber Fogg chartert einen Dampfer, dessen Holzaufbauten unterwegs verfeuert werden müssen. Eine Revolte verschafft ihnen den Kurswechsel von Bordeaux Richtung England und über Dublin in Irland gelangen sie nach Liverpool. Fogg wird durch Fix verhaftet, alles scheint aus, 20.000 Pfund auf der Strecke geblieben, aber da Aouda, die befreite Witwe, Fogg heiraten möchte und der Pfarrer aufgesucht werden soll, bemerken sie, dass Samstag ist und die Wette doch noch gewonnen werden kann. Fogg eilt in den Club, bekommt zwar nur ein kleines Wettgeld von ein paar Tausend Pfund, aber eine große Liebe. Ein hinreißendes Erlebnis für Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene als Buch, CD und Film!



Sonntag, 14. November 2010

Kalenderblatt: 103. Geburtstag von Astrid Lindgren

Neues von Alina Ivanova ab Frühjahr 2011

Neue Bilder sind entstanden, mit der bekannten aufwändigen Technik der wilden Zartheit, der chaotischen Ordnung und der typischen Gestaltung mit dem Spachtel unter Verwendung von Acryl- oder Ölfarben. Und weitere kommen hinzu.


Alina Ivanova wird im Frühjahr 2011 neue Stadtbilder, Menschen, eine Spezialkatze, ein verliebtes Paar unter dem Regenschirm und noch viel mehr zeigen ... Wie immer farbenfroh, voller gut gelaunter Geheimnisse!

Alina Ivanova bei viereggtext 

Malkurse bei Alina Ivanova

Samstag, 13. November 2010

Kalenderblatt: 160. Geburtstag von Robert Louis Stevenson

Robert L. Stevenson
Die Schatzinsel
München 2010, 286 Seiten, Broschur
Sonderedition Klassiker der Weltliteratur
7, 90 €, dtv
„Fünfzehn Mann auf des toten Mannes Kiste
Yo-ho-ho und ’ne Buddel voll Rum!“
          Robert Louis Stevenson, Die Schatzinsel
Die abenteuerliche Geschichte "Die Schatzinsel" dreht sich ausschließlich um ein Thema: Die Suche nach einem vergrabenen Piratenschatz. Sie ist hauptsächlich aus der Sicht des jungen Jim Hawkins geschrieben, einige kurze Passagen werden dagegen von Dr. Liversy und Mister Trelawney erzählt. Jim Hawkins, ein etwa 13-jähriger Knabe, führt zusammen mit seiner Mutter und seinem todkranken Vater ein Gasthaus an der Küste Britanniens. Eines Tages findet er in einer Seemannstruhe, die einem verstorbenen Gast gehört hat, eine Schatzkarte. Der frühere Besitzer ist ein alter Seebär gewesen, der dem Rum verfallen ist und durch einen Schlaganfall den Tod gefunden hat. Jedoch auch andere Personen sind an der Schatzkarte interessiert: Kapitän Flints Crew, der der verstorbene Seemann auch einmal angehört hat ... Die Jagd nach dem Schatz beginnt. Der Kampf gegen die Piraten wird gewonnen und die überlebenden Helden teilen sich den Schatz brüderlich.

An die Käufer seines Werkes 1882/83:

Der Seemann und sein Kiste

TO THE HESITATING PURCHASER

If sailor tales to sailor tunes, 
Storm and adventure, heat and cold,
If schooners, islands, and maroons

And Buccaneers and buried Gold,

And all the old romance, retold

Exactly in the ancient way,

Can please, as me they pleased of old,

The wiser youngsters of to-day:
- So be it, and fall on! If not, 
If studious youth no longer crave,
His ancient appetites forgot,

Kingston, or Ballantyne the brave,

Or Cooper of the wood and wave:

 So be it, also! And may I 
And all my pirates share the grave
 Where these and their creations lie!


Stevenson, den fast die ganze westliche Welt und sicher auch etliche Menschen der östlichen Welt durch seinen Roman "Die Schatzinsel" (1882/83) kennen, hieß mit vollständigem Namen Robert Louis Balfour Stevenson. Er wurde am 13. November 1850 in Edinburgh/Schottland geboren. Sein Vater war Leuchtturmingenieur. So studierte er wohl auf Wunsch des Vaters auch Ingenieurwissenschaften, entwarf auch einige Leuchttürme, erkrankte jedoch 1880 an Tuberkulose, der er auch 14 Jahre später erlag. Um einen weniger ungesunden Beruf zu haben, wechselte er das Fach und studierte Jura. Aber auch in diesem Beruf arbeitete er nie, da die Krankheit ihn in wärmere Gefilde trieb, fern der schottischen Heimat. Er heiratete 1880 Fanny Osbourne (1840–1914), die sich mit ihren drei Kindern von ihrem Mann in Amerika getrennt und erst als Stevenson seine Wünsche dingfest gemacht hatte, auch ein Jahr zuvor vom ersten Mann scheiden ließ. Sie war ein rechter Skandal für die Familie: geschieden, Zigarettenraucherin und Malerin. Aber nicht der erste. Stevenson selbst hatte mit Kneipentouren, Rotlichtmilieubesuchen und Rauschgiftkonsum zusammen mit seinem Cousin schon früher für Aufruhr gesorgt. Der Weltgrößenautor begann schon früh zu schreiben, er hielt ähnlich wie Mark Twain seine Reisen fest und veröffentlichte 1876 seine erste Essaysammlung. Auch war er zunächst Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften, bevor er  freier Schriftsteller wurde. 

»Etwas von der misstrauischen Wachsamkeit … spürt man überall in seinen Werken, dazu eine fast abgöttische Liebe zu Meer und Reisen, Abenteuer und Phantastik, nebst einem bewährten, verfeinerten Humor.« Hermann Hesse


Sein Leben spielte sich zwischen Schottland, England, Paris, Südfrankreich, Kalifornien, Australien, Südsee und bis 1890 immer wieder in dem Kurhotel Belvedere in Davos ab. Die letzten vier Jahre seines Lebens flüchtete er ins warme Klima Samoas. Dort erwarb er eine Plantage unweit von Apia auf der Insel Upolu und starb auch dort (3. Dezember 1894). Er war als ein sehr versierter Vielschreiber bekannt, der manchmal parallel an seinen Werken arbeitete, die Krankheit im Nacken.

Sein Werk besteht aus Reiseerzählungen, Abenteuerliteratur und historischen Romanen, aber auch aus autobiografischen Skizzen, Lyrik und Essays. Bekannt wurde er auch durch die Erzählung „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ (1886), die sich dem Phänomen der Persönlichkeitsspaltung widmet. Dieser Roman wurde mehrfach bis in die Jetztzeit verfilmt und zählt zu den spannendsten Horror- bzw. Kriminalromanen der Weltliteratur.

Buchbesprechung: Der Pilot in der Libelle beim Wallstein Verlag (Unabhängige Verlage in Deutschland)

Hendrik Rost
Der Pilot in der Libelle
Gedichte
Göttingen 2010, 112 Seiten, Hardcover
18 €, Wallstein Verlag

Der Autor ist Jahrgang 1969, hat bislang vier Gedichtbände und eine Übersetzung aus dem Niederländischen vorgelegt und veröffenlicht Lyrik und Essays in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Neuen Zürcher Zeitung, Jahrbuch der Lyrik, ndl und Sprache im technischen Zeitalter. Der studierte Philosoph und Literaturwissenschaftler hat bereits acht Literaturpreise erhalten, so zuletzt den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Literatur 2004 (mehr siehe bei Wikipedia).
In sieben Schritten gruppiert Hendrik Rost seine Gedichte, die Einblicke und Interpretationen seiner und fremder Lebenssituationen geben, mitunter eine strenge Brisanz bekommen wie "400-Euro-Job", und seine Tochter und ihr/sein Welterleben thematisieren.
Der erste Schritt heißt "Mnemosyne", das gleichnamige Gedicht darin der Besuch bei der Großmutter im Rollstuhl, umgeben von Erinnerungen, Dinge und Sachen des Lebens, "Gesammelt, gestapelt und faulend". Das Absterben als ein Vergeben, Vergessen der Erlebnisse, der Modergeruch als Auflösung ... Oder ein Bild aus Hamburg-Altona, eine Plastiktüte im Unwetter wie eine Qualle im Wasser vor den Fenstern im 2. Stock im Regen tanzend ...


Aquatisches Altona


Eine Scheibe im Hausflur fällt dem Sturm zum Opfer.
Eine schwarze Plane, gegen Regen im Fensterrahmen,
schlagt im Wind wie Segel eines Havaristen.

Wenn das Wetter der nächsten Tage so wird
wie der hektische Ansager bei der Vorhersage,
werden wir untergehen.

Oder wir sind es längst. Vorm Schlafzimmerfenster

im zweiten Stock treibt eine Plastiktüte, Qualle im Strom.
Wolken brechen am Riff der Mietshäuser gegenüber.

In Gruppe 2 "Recherche" das Ergründen des Gewesenen, das Vergangene als ein inhaltsarmes und sinnentleertes Leben im Zeichen des verlorenen Arbeitsplatzes, den Kopf jedoch voll damit. In "Fraktur" das Erlebnisses eines Unfalls, ein Kieferbruch lähmt, vieles vergessen aus dieser Zeit, ein Verlust. Die Fraktur machte handlungsunfähig, Halt gab nur der Anblick eines gesunden OP-Schwestern-Kinns... Später Vermissen, Hingezogensein, immer dieses Bild und die nachfolgende Schwärze der Narkose, die alles ausblendete. "Die Libelle" als ein Vergleich mit der persönlichen Entwicklung, die Notizen aus der Larvenzeit, tausend Seiten vernichtet, verbrannt, als nichtig erklärt, bevor der Flug begann. Hier weiß der Pilot genau, dass er das zukünftige Leben steuert ...
"Aus alten Heften" thematisiert im nächsten Schritt die Liebe, den Liebestaumel, den Zeitausschalter (oder den Zeitvertreiber?), im sich wiederholenden Ritual des Davonfließens den anderen als Quelle wahrnehmen, ihn nutzen: "Sei Dieb, damit die Dinge endlich Wert bekommen, zur Quelle bringt man leere Gefäße mit."
In der Gruppe "Meditation" scheint mir das Eindringen der Außenwelt in verschiedenen Perspektiven thematisiert. Laut und eindringlich, einen Bruch mit den Ideen und Empfindungen hervorrufend, eher zu einem Rückzug veranlassend. Hier singende Kegelschwestern, die allzu zotig, zu derb, etwas ansprechen, das so nicht bei jedem funktioniert ...
"Für Solostimmen. Schuhmann-Korrespondenz" fokussieren das Gefangensein im Begehren und Zurückstoßen der Geliebten aus Pflichtbewusstsein, Schutzangebot für den anderen, hier eingefangen im Krankheitsbild des syphillitischen Robert Schumann, der aus Schaffensdrang in der Endphase seiner Lebenszeit Städtenamen aus dem Atlas abschrieb ...
Die "Blindbewerbung" eine ungewöhnliche, eine menschliche Bewerbung auf eine Stelle, die noch nicht ausgeschrieben ist. Man liest nichts über das Prahlen mit Fertigkeiten und Wissen, sondern nur über das Menschsein an sich. Sie bekommen einen Menschen, mit allen Vorzügen und ... sterblich. Und ganz überraschend in "Gebrechen": Demenz ist überall und die höchste Form davon die Liebe. Das Vergessen, das Versiegen von Sprache, das Ende?
In der letzten Gruppe dann der Namensgeber "Deutschlandradio". Ein Aufruf, auszusteigen, wenn "der Wagen liegen geblieben ist." In Mut zu investieren und große Gedanken zu pflegen, um Gewinne machen zu können, denn alles kann immer "noch billiger" angeboten werden. Qualität eher selten.
Im "400-Euro-Job" gekonnt eingefangen die Betrachtung des langzeitarbeitslosen Geisteswissenschaftler durch Arbeitskollegen im Minijob-Milieu... "Was ihr könnt, will keiner wissen oder haben." Was bleibt ist Literatur schaffen, Gedichte schreiben, die sich mehr oder weniger leicht verkaufen ...


4oo-Euro-Job

Wer "wird denn jetzt Millionär? Und kannst du
Heckeschneiden? Das Problem mit euch
Studierten ist, man muss euch alles erklären.
Was ihr könnt, will keiner wissen oder haben.
Ein Pfund Versuchen wird ein Gramm Gelingen.
Sommer, unter den Silberlinden verhungern
die Hummeln an Nektar ohne jeden Nährwert.
Warst du so klug, wärst du gar nicht hier,
oder willst du nichts erreichen? Zwei Tage
halten die meisten aus, dann sind sie weg.
Willst du nicht reich werden? Die paar Fragen.
Du sitzt doch den ganzen Tag über Büchern.
Davon vergreist du auch nur oder du willst
auswandern oder wirst auf der Stelle depressiv.
Krieg ich was ab von deiner Million? Hol mal
Mettbrötchcn. Überall diese krepierten Bienen.


Ein Gedichtband, den man mehrmals lesen will, Deutungen suchen und immer wieder neue Aspekte hinzufügen. Hendrik Rost hat uns vieles zu sagen, den nächsten Band erwartet man mit großer Neugierde.

Drei Gedichte von ihm selbst vorgetragen.

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14.11. Kuseler Liederabend und 27./28.11. mittelalterlicher Weihnachtsmarkt auf Burg Lichtenberg bei Kusel

Kleine Kammermusik auf der Burg (So)
Die Sopranistin Melanie Petcu bietet zusammen mit dem Tenor Martin Unrath und der Pianistin Maria Kavtaradze auch dieses Jahr ihren traditionsreichen Liederabend mit unvergesslichen Liedern aus Oper, Operette, Musical, so z.B. "La Traviata", "Die lustige Witwe", "Die Fledermaus" und "My Fair Lady".

Location: Zehntscheune, Burg Lichtenberg
Termin: 14.11.2010, 17 Uhr
Karten: 13 und 10 €, Tel. 06381-40663 oder -8429               Terminkalender Kusel


Mittelalterlicher Weihnachtsmarkt (Sa/So)
Der mittlerweile 8. mittelalterliche Weihnachtsmarkt auf Deutschlands größter Burgruine öffnet am Samstag, den 27.11., mit Böllerschüssen und schickt den Kindern am Sonntagnachmittag den Nikolaus. Dazwischen zahlreiche Attraktionen, Stände, Ritterlager, Bogenschießen, Weihnachtsmusik, Gottesdienst mit Gospelchor um 18 Uhr am Samstag.

Location: Burg Lichtenberg
Termin: 27.11.2010, ab 14 Uhr, 28.11.2010, ab 10 Uhr
EINTRITT FREI

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Donnerstag, 11. November 2010

Für Sie besucht: Almut Martiny, noch bis 16.12.2010 im Kleinen Kunstbahnhof St. Julian-Eschenau


Wie schon angekündigt findet zurzeit eine Ausstellung der Frankfurter Künstlerin Almut Martiny im Kleinen Kunstbahnhof St. Julian-Eschenau statt.
Bei der gemütlichen Vernissage, untermalt vom Walerian Galuszka Trio mit recht rockigen, teils sanften Tönen und Blues-Passagen mit passender Harp, erklärte die Künstlerin sehr detailliert und engagiert, welche Intentionen sie verfolgt, wie sie die Werke komponiert und was ihr ein wichtiges Anliegen in der Aussage ist. Ich hatte dieses Mal Glück und habe ein reizendes kleines Martiny-Acrylgemälde bei der Verlosung gewonnen. Das einzige Acrylbild übrigens in dieser Ausstellung, alle anderen sind mit Öllasurfarben gemalt bzw. getupft. Denn Almut Martiny arbeitet sehr viel mit Tupfen der Öllasurfarben mittels Tüchern. Und das sehr, sehr schön und ästhetisch im jeweiligen Farbverlauf.


Almut Martiny, "Wandelbar", Fotografie trifft Öllasurmalerei, 
weitere Bilder in winner's cool blog


Die Bilder in St. Julian-Eschenau sind der Jahreszeit angepasst, sie haben herbstliche Töne. Nur wenige zeigen etwas mehr Farbe. Was nicht charakteristisch für Ihre Werke ist, denn wie man beim Besuch Ihrer Website sieht, sind sehr farbintensive Bilder dabei. Hier dominiert dagegen Rost, ohne dass echter Rost beim Malen eingesetzt wird, die Künstlerin mischt alles passend und ruft durch die hohe Treffgenauigkeit die Rostassoziation hervor.
Rost an sich ist ihr jedoch ein in ihre künstlerische Aussage passendes Material, denn Kern dieser Aussage ist die Unendlichkeit der Entwicklung. Die Natur, die Stofflichkeit der Dinge, der Mensch, das Leben, die Erde enden nicht wirklich, sie werden nur in einen andern Zustand übergeführt und erblühen, existieren anders, neu weiter. In diesem globalen Wiederkehrprozess oder fließend verlaufendem Werden und Vergehen ist der Zerfall von Eisen, die Entwicklung von Rost, die allmähliche Erodierung, der unaufhaltsame Zerfall hin zum Neuentstehen in einer beliebigen modifizierten Form.
Anfahrtsplan,  DKK an der B 420
Almut Martinys Kombination mit Fotos in den Bildern weist in dieselbe Richtung. In einem täuschend gemalt und plastisch wirkenden, nach Implantation eines Stückes Natur ausschauenden Zentrum des Bildes befindet sich eine Fotografie eines gemalten Werkes, die perfekt in ein dann von dort aus entstehendes Gemälde integriert ist. Sie kann sogar unmerklich einen Großteil des Bildes ausmachen. Die Ränder werden mit Farben verfugt und stellen eine nur schwach erkennbare Bruchstelle von geborgter und doch künstlerischer Wirklichkeit mit dem restlichen Kunstwerk dar. Die sozusagen entliehene, weil abgelichtete Parzelle eines Ursprungskunstwerkes wird in den Prozess der Neuentstehung eines weiteren Kunstwerkes integriert. Insofern verstehe ich alle Bilder von Almut Martiny als Metaphern für ein nie endendes Werden und Vergehen ohne Bruch mit einem Vorzustand, das Alte im Neuen oder das Kommende wird das Gewesene sein und gleichzeitig wieder Neubeginn des Kommenden. Diese Haltung zeugt von einem sehr hohen Reifegrad der künstlerischen Philosophie, wie auch die Bilder eine fließende Sanftmut und Beruhigung, etwas Meditatives, Zerfließendes wie aus einer fernöstlichen Weisheitslehre verkörpern.


KÜNSTLERWEBSITE


Der Kleine Kunstbahnhof bei viereggtext
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Sonntag, 7. November 2010

Nachlese: Verlagsmarketing oder der Verlust der Individualität

André Schiffrin
Verlage ohne Verleger
Über die Zukunft der Bücher
Mit einem Nachwort von Klaus Wagenbach
Berlin 2000, 125 Seiten, Paperback,
8,90 €, Wagenbach

Der Autor, ein wichtiger Vertreter des internationalen Verlagswesens, dessen Eltern schon in schwierigen Zeiten dieses Business betrieben, wurde in Paris geboren und lebt heute in New York. Er leitete lange den Pantheon Verlag, heute The New Press und verschwor sich nie der Krankheit des modernen Verlags- und Buchhandelswesens, die nichts anderes als eine Krankheit zum Tod der Individualität bedeutet, wären da nicht die tapferen und selbstbewussten Versuche jener Verlage, die sich der Individualität, Presse- und Meinungsfreiheit und Denkweisen von Andersdenkenden annehmen. Würden Kafka, Brecht, Tucholsky, Alfred Adler, C.G. Jung usw. heute noch verlegt? Das ist die entscheidende Frage. Kafkas erstes Buch erschien mit 800 Exemplaren, Brechts Werke und die der anderen kamen anfangs auch nicht über diese Hürde. Autoren dieser Individualität nehmen sich heute nur noch die unabhängigen Verlage an - so lange sie es (noch) können.
Das Dilemma und die Krankheit der Verlagswelt heißen heute Großkonzerne und überzogene Gewinnerwartungen. Bereits in den 70er-Jahren hat diese Entwicklung in den USA begonnen und ergriff spätestens in den 90er-Jahren die deutsche Verlagswelt. Wichtiger Änderungspunkt: die Übernahme von Random House durch den Bertelsmannkonzern 1998, der gleich darauf auch noch Barnes & Nobles, den Riesenbuchversender nach Amazon, kaufte. Nach 2000 machte sich die Aufkaufbewegung rasant durch weitere Übernahmen deutscher Verlage unter dem Hauptlabel Random House deutlich bemerkbar. Dutzende Verlage verloren ihre Eigenständigkeit.
Random House selbst wurde vor dem Verkauf an Bertelsmann von einem Jahresumsatz von 60 Millionen $ in 15 Jahren durch Gewinnerwartungen von 15 bis 30 % und systematische Zukäufe auf einen Umsatzwert von 1 Milliarde $ hochgezwungen, wobei Legionen von interessanten und seltenen Büchern, Vielfalt, ganze Abteilungen, Verlage und unzählige Lektoren auf der Strecke blieben. Die Gewinnberechnungen und -erwartungen werden einfach von gut gehenden Industrieprodukten (z.B. Pkw) auf die Buchwelt übertragen. Da der neue Einheitstyp "Erfolgsmodell nach Lesererwartung" kaum noch Bearbeiter erfordert, sondern ein reines Reißbrettprojekt mit Planung durch Marketingfachleute und anschließender Herstellungsbetreuung ist, beliebig kopier- und veränderbar, mit immergleichem zielgruppenangepasstem Inhalt (!), bedeutet dies eine Veränderung der Pluralität ins Immergleiche. Folge dieser Entwicklung: Das jahrzehntealte Programm mit wichtigen Werken, von Anhängern der Literaturgeschichte und von Literaturliebhabern gefragten Titeln, verändert sich hin zu Aktualität. Seltenes, Grundlegendes, nur für manche Wichtiges verschwindet aus dem Verzeichnis der lieferbaren Bücher. Vielleicht noch auf dem Markt der gebrauchten Bücher zu finden, eher aber untergegangen. Bei Ratgebern, Sachbüchern und anderen Büchern, die von der Aktualität leben, ist das dagegen Natur der Sache. Diese Verlage haben jedoch wieder gegen die Geschwindigkeit der Information im Netz anzukämpfen.
Der Sog und die Kreisbewegung der unerbittlichen Gewinnmaximierung zerdeppert auch das Jahrhunderte gewachsene Gefüge der Buchlandschaft, die zwar nicht weltbewegend viel im Vergleich zu BP und Co. erwirtschaftete, immerhin jedoch 3 bis 5 % Gewinn pro Jahr, aber mit dieser Erwartung plus Buchpreisbindung stabil wachsend operieren konnte! Die Masseneinheitsprodukte überlagerten in den letzten Jahrzehnten alles, wurden häufiger gekauft, weil preiswert und wegen des Imitationscharakters: "Jeder hat so was, ich brauch das auch". Erfolgreiche Verkaufspychologie des "Me too". Massenprodukte führen jedoch lediglich zur McDonald- und Coca-Colaisierung, Qualitätsverlust und langfristiger Versteppung und Verödung des Geistes. Erosion ganz im Sinne der Erfinder? Klar, die Zielgruppe kauft immer wieder dasselbe!
Der Wettbewerb wird immer unerbittlicher, das 250. Buch zur Wellness-Therapie zu Hause mit noch mehr Farbfotos, noch ansprechenderen Models, noch ungewöhnlicheren Anwendungen, das 20. Buch zum gekonnten Ändern der individuellen Lebensbestellungen beim Universum (mit Musterformularen auf CD zum Ausdrucken) ... Der Lyriker mit ansprechenden Gedichten verhungert noch mehr als früher, glückliche Hartzbezieher  ... Die Romane vom Experimentator von einer Handvoll Lesern gelesen ... Das Karussell dreht sich schneller und schneller ... und braucht fast keine Mitarbeiter mehr ... Lounge-, House- und Technoeinerlei aus dem Computer forever! Total postmodern der eilige und unaufhaltsame Übergang zum Geklonten (siehe hierzu auch "Das Lachen der Pandora").

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Freitag, 5. November 2010

Musik: Joe Cockers Siegeszug mit Hard Knocks im seichten Alter von 66

Joe Cocker: Hard Knocks, Sony Columbia Deutschland 2010
Reinhören


Seit mehr als vierzig Jahren ist er eine ganz große Nummer im internationalen Musikbusiness. Er hat 21 Studio- und 4 Live-Alben veröffentlicht. Seine Stimme ist eine musikalische Trademark. Er hatte überall auf der Welt Riesenhits und seine Platten verkauften sich millionenfach. Er ist ein Grammy-, Golden Globe- und Oscar-Preisträger. Jüngst erhielt er sogar den „Order Of The British Empire (OBE)“. Kein Zweifel: Joe Cocker ist nicht nur eine Musiklegende, sondern auch einer der kommerziell erfolgreichsten und populärsten Sänger der vergangenen vier Jahrzehnte. Doch trotz der zahlreichen Auszeichnungen und Millionenseller sympathisiert und identifiziert er sich nach wie vor mit denjenigen, die nicht so viel Glück im Leben hatten: den Underdogs und Außenseitern. Es ist also keine große Überraschung, dass er – befragt nach seiner Meinung über TV-Competitions wie „American Idol“ (wo er bis dato zweimal auftrat, einmal in Frankreich und einmal in den USA) - gar nicht so unglücklich ist, dass es diese Show-Formate in seiner Jugend noch nicht gab. „Wenn man einmal an all die Verlierer denkt, die einfach ins Nirgendwo verschwinden…“, grübelt er. „Es wäre für mich wohl wesentlich desillusionierender gewesen, wenn ich an einem solchen Wettbewerb teilgenommen und verloren hätte, als in Pubs zu arbeiten und es auf diesem Weg geschafft zu haben.“ Kaum zu glauben, aber dieser Mann, der für Generationen von Musikfans und Musikern eine Ikone ist, kann sich immer noch nicht vorstellen, ein Sieger zu sein. Sein neues Album, das erste für das Sony Music Label Columbia Deutschland, trägt den Titel „Hard Knocks“.


Foto: Olaf Heine
„Ich habe vermutlich mehr Zeit auf der Straße zugebracht als in der Schule“, erklärt der 66-jährige Brite. „Fans, die lange genug dabei sind, um sich an meine Lebensgeschichte zu erinnern, werden mit dem Titel vermutlich etwas anfangen können.“ Doch im Gegensatz zur toughen Atmosphäre, die der Name des Albums suggeriert, müssen Cocker-Anhänger (die immerhin drei Jahre auf neues Material warten mussten) keine Sorge haben, dass ihr Lieblingssänger mit „Hard Knocks“ eine neue, musikalisch knüppelharte Richtung eingeschlagen hat. Ganz im Gegenteil. Das neue Album ist wesentlich poppiger als die Cocker-Veröffentlichungen der vergangenen Jahre – allen voran sein letztes Album. „Mit Ethan Jones, den ich sehr mag, produzierten wir ‚Hymn For My Soul’ 2007 fast wie eine ‚Demo-Platte’. Wir verwendeten kaum Elektronik und keinerlei ‚Special Effects’“, erinnert er sich.


Die Aufnahmen der zehn neuen Stücke, die sich auf „Hard Knocks“ finden, entstanden unter der Regie von Matt Serletic. Es ist die erste Zusammenarbeit zwischen den beiden. Der Kalifornier machte sich erstmals Mitte der Neunziger mit seinen Arbeiten mit der Alternative-Rockband Collective Soul einen Namen. Später produzierte er u.a. Matchbox Twenty, Rob Thomas, Blessid Union Of Souls und Carlos Santana. „Zu der Zeit, als ich Matt begegnete, traf ich mich auch mit einigen anderen Produzenten”, sagt Cocker. „Wir plauderten ein wenig in seinem Studio. Ich sagte ihm, dass ich eine moderne Platte machen wollte, allerdings nicht zu modern. Mir ist klar, dass ich mich heutzutage mit 25-jährigen Kids messen muss, trotzdem bin ich nicht Green Day! Ich hatte bei ihm das Gefühl, dass wir etwas zusammen entwickeln konnten, das etwas anders war.“


Die Aufnahme-Sessions fanden in Serletics Emblem-Studios in Los Angeles statt, mit dabei waren u.a. großartige Musiker wie die Gitarristen Ray Parker Jr., Tim Pierce und Joel Shearer, die Drummer Josh Freese, Matt Chamberlain und Dorian Crozier, Bassist Chris Chaney und Keyboarder Jamie Muhoberac. Gemischt wurden die Songs von Chris Lord-Alge, das Mastering übernahm Bob Ludwig.


Foto: Olaf Heine
Live zu spielen ist und war schon immer ein wesentlicher Teil seines Jobs und darüber hinaus einer, der Joe Cocker schon immer große Freude bereitete. Abgesehen vom Live-Debüt der Songs des neuen Albums hat er sich für die bevorstehenden Konzerte eine kleine Überraschung ausgedacht. „Es gibt einige Songs, die eigentlich recht erfolgreich waren, die aber nie den Weg in eine Konzert-Setlist fanden“, erklärt er. „Natürlich spielen wir immer ‘You Can Leave Your Hat On’ und ‘Unchain My Heart’, aber dieses Mal möchte ich ein kleines Medley in der Mitte der Show machen, das einige ältere Songs enthält, wie z.B. ‘Simple Things’ and ‘Tonight’.”


Joe Cocker
“Hard Knocks Tour 2010”
09.10. Oberhausen, König-Pilsener Arena          21.11. Bielefeld, Seidenstickerhalle
23.10. Saarbrücken, Saarlandhalle                      23.11. Bremen, Arena
31.10. Freiburg, Rothausarena                            24.11. Hannover, AWD Hall
02.11. Augsburg, Schwabenhalle                        26.11. Hamburg, 02 World
05.11. Leipzig, Arena                                         27.11. Berlin, O2 World
07.11. Friedrichshafen, Rothaus Halle                 29.11. Erfurt, Arena
09.11. Regensburg, Donau-Arena                      30.11. Zwickau, Stadthalle
11.11. Frankfurt, Festhalle                                 02.12. Olympiahalle, München
13.11. Nürnberg, Arena Nürnb.Versicherung     03.12. Mannheim, SAP-Arena




Im TV
Datum                       Sender    Sendung
12-11-2010, 19:30    HR          Hessenschau
19-11-2010, 22:00    NDR       NDR Talkshow
22-11-2010, 18:00    RTL        Guten Abend RTL Nord
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Donnerstag, 4. November 2010

05.11.2010: SWR3 DanceNight in Kusel

SWR3 DanceNight, 8 € bzw. 5 € für SWR3-Clubmitglieder

Mittwoch, 3. November 2010

Buchbesprechung: Das Lachen der Pandora (Unabhängige Verlage in Deutschland)

Magdalene Pennarz
Das Lachen der Pandora
Dresden 2009, 236 Seiten, 
Hardcover, A5, 17,90 €, Dresdner Buchverlag


In einer Zeit zunehmenden Interesses an kontroversen psychologischen und sozialkritischen Themen wendet sich dieses auffallende und sehr ungewöhnliche Werk an eine zeitkritische und ganz am Puls des Zeitgeistes orientierte Leserschaft. Nicht nur die Betrachtung von ungewöhnlichen, oft durch Manipulation geprägten Beziehungen zwischen Menschen, sondern in erster Linie Einblicke in die skurril, surrealistisch anmutende Alltagswelt der einzelnen Protagonisten verschaffen dem Leser den Eindruck, es mit einer unnatürlichen, fremden Gesetzen gehorchenden Romanwelt im Reich der irrealen Phantasmen zu tun zu haben.
Der Roman bewegt sich auf verschiedenen Erzähl- und Zeitebenen. Größtenteils wird die Handlung jedoch aus der Perspektive der Hauptprotagonistin Anna vorangetrieben. Dabei ist die Rahmenhandlung scheinbar linear und teleologisch auf ein Ziel ausgerichtet, weil alles in gewisser Weise voranschreitet. Die Handlung kommt jedoch nirgends an, oder anders gesagt, sie mündet in eine unaufhaltsame Kreisbewegung fast schon des Universums. Die große Schlussmetapher ist das Karussell, dessen Kreisbewegung zunächst mit Leierkastenmusik, dann mit Schlagern und schließlich verstärkt mit dem mechanischen, automatischen Sprechen, und noch stärker, dem immerzu auftretenden und meist deplatziertem Lachen der Anna wie in einem Wiederholungszwang untermalt und betrieben wird. 
Alles erscheint wie eine zeitlose Dauerbewegung am Beispiel einiger Betroffener. Anna, die treibende Kraft, wird gegen Ende des Romans sozusagen renoviert, runderneuert, um dem endlosen Treiben als unverbrauchte, in gewisser Weise attraktiv und sonst dominant wirkende, alles antreibende Frau beizuwohnen. In vielen ineinander verflochtenen Handlungssträngen werden Erlebnisschnipsel eingebaut, die wie kafkaeske Filmsequenzen Irrationales, Unbewusstes, Vergangenes und Mögliches zu einem skurrilen, postmodernen Puzzle zusammenfügen, in dem die einzelnen Menschen schon in der wievielten Generation isoliert, sinnentleert hausen. 
Eine Aneinanderreihung von Metaphern für den modernen bewusstseinlosen Menschen, der einem Lebenstrieb folgend in den Sog der Auflösung gerät. Als ob im Hintergrund ein immergleicher Dauerrhythmus wie von Techno- oder Housemusik abliefe, wird mit einer Stakkatosprache, die zwanghaft hängen bleibt, wiederholt, teilweise ihre ganze Struktur und alle Regeln verliert, diese sinnlose Entwicklung aufgespult. Die Leute, mit denen Anna zu tun hat, werden erzogen, trainiert, ohne Liebe behandelt. Als ob alles ein Vergnügen wäre, wächst die klassische Konditionierung und sinkt die Menschlichkeit ins Bodenlose. 
Die Romanpersonen machen zunehmend und immer stärker eine Scheinentwicklung mit, können aber wegen nicht vorhandener Persönlichkeit nur regredieren, der Überfrau und -mutter Anna folgen - ob sie wollen oder nicht. Am Ende von Annas Lachstrecke sind die Menschen wie geklont, gleich gekleidet, gleich groß, sie steigen in die Karussellfahrzeuge und auf die Karusselltiere, fahren mit, verschwinden im Kreissog, es werden immer mehr Mitfahrer, überladen dreht sich eine  ungeheure Kreisbewegung ins Nichts ... 
Thomas Bernhards sich einhämmernde Sprache der Wiederholung, wie sie in vielen seiner Werke zelebriert wird, so im Roman "Kalkwerk" oder in seinen Theaterstücken, taucht hier genauso in die Kreisbewegung des Immergleichen wie die Handlungen von Samuel Becketts Theaterstücken. "Warten auf Godot" wird mehrfach angesprochen... Das Lachen der Pandora-Anna ist wie ein nivellierendes, indifferentes Abschleifen der Individualitäten und steht daher ganz in der mythologischen Tradition von Pandoras Unheilbringern. Unheil und Schlechtes entweicht dem Mund der Anna, sobald sie anfängt zu reden und zu lachen, die Auflösung geht ihren Gang ...