Willy Brandt *** Berliner Mauer *** Willy ans Fenster!
Er hatte aus dem Exil gegen die Nazis gekämpft und musste als Regierender Bürgermeister von Berlin den Bau der Mauer mit ansehen. Als Bundeskanzler schließlich wollte er „mehr Demokratie wagen" und schrieb mit seinem „Kniefall von Warschau" europäische Geschichte. 1970 besuchte er die DDR, die Rufe waren unüberhörbar. In Erfurt erinnert eine Leuchtschrift an den Besuch des Kanzlers in der DDR. Auf dem Dach seines damaligen Hotels in Erfurt steht in großen Buchstaben: „Willy Brandt ans Fenster!" Tausende Menschen forderten dies in Sprechchören. Heute, am 18. Dezember wäre Willy Brandt 100 Jahre alt geworden.
Willy Brandt ist einer der herausragendsten deutschen Staatsmänner des 20. Jahrhunderts. Geborener Lübecker und aufgewachsen in der Arbeiterbewegung, war Brandt ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus und ging deshalb 1933 ins Exil nach Norwegen. Von Skandinavien aus setzte er seinen Widerstand gegen Hitler und das NS-Regime fort.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Willy Brandt nach Deutschland zurück. In Berlin begann sein politischer Aufstieg in der SPD. Von 1957 bis 1966 verteidigte er als Regierender Bürgermeister die Freiheit West-Berlins und führte die Stadt durch die Krise des Mauerbaus.
1969 wurde Willy Brandt als erster Sozialdemokrat in Bonn zum Bundeskanzler gewählt. Seine neue Ost- und Deutschlandpolitik leitete die Normalisierung der Beziehungen der Bundesrepublik mit ihren östlichen Nachbarn ein und suchte die Aussöhnung mit den Völkern Osteuropas, denen die Deutschen im Krieg unendlich viel Leid zugefügt hatten. 1971 wurde Brandt mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Seine Politik schuf viele Erleichterungen für die Menschen im geteilten Deutschland.
Nach seinem Rücktritt als Bundeskanzler 1974 engagierte er sich weiter für die Sicherung des Friedens, die Verbreitung der Demokratie und die Verwirklichung der Menschenrechte weltweit sowie für eine gerechte Partnerschaft zwischen den reichen und den armen Länder. Die Affäre Guillaume (der zu 13 Jahren Gefängnis wegen Spionage verurteilt wurde, seine Frau zu acht Jahren, später ausgetauscht mit der DDR und dort als tapferer "Kundschafter des Friedens" gefeiert sowie als Agentenausbilder tätig) hatte ihn zum Rücktritt gezwungen. Dessen Spionagetätigkeit seit 1956 war offenkundig. Außerdem drang durch Guillaume Privates über Brandt in die Öffentlichkeit, das ihn verunglimpfte.
In Washington erhält Brandt 1985 den Albert-Einstein-Friedenspreis. 1987 erklärt Brandt nach parteiinternen Querelen um die von ihm vorgeschlagene Pressesprecherin Margarita Mathiopoulos (geb. 1957) nach 23-jähriger Amtszeit seinen Rücktritt als Parteivorsitzender.
Willy Brandt war glücklich, den Fall der Berliner Mauer 1989 und die Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands 1990 noch miterleben zu dürfen. Er starb 1992 in Unkel bei Bonn.