Jetzt heißt es sich doppelt anstrengen - Foto © Dominic Reichenbach, Artwork © Claus Piffl
Einen Doppelten bitte!
In Zeiten, wo die einen Regierungen zerbröseln, die anderen keine Regierung zusammen bekommen und die dritten Menschen in Regierungsämter wählen, die dafür absolut ungeeignet sind, wird man entweder wahnsinnig - oder Anarchist.
Bei ersterem Lösungsmodell sagt man sich von der Realität los, bei letzterem sagt man sich von jeglicher Regierung los. Wie nachhaltig das ist, bleibt fraglich. Denn sowohl Realität als auch Regierung kümmern sich nämlich gerne weiter um einen, auch wenn man das gar nicht will.
Bleibt noch die dritte Möglichkeit: Man konzentriert sich auf total nebensächlichen Unsinn.
Das ändert zwar nichts, regt einen aber wenigstens nicht auf.
So war dieser Tage zu lesen, es gäbe einen Hype um Doppelgängerwettbewerbe.
Also Competitions, wo sich Leute treffen, die meinen, sie sähen aus wie… Tja, wie eigentlich?
Ich weiß es nicht. Denn ich kenn die Originale schon nicht: Schauspieler, Reality-TV-Stars, Musiker, die in meiner Fast-schon-alter-Satiriker-mit-Büchern-und-Schallplatten-Blase überhaupt keine Rolle spielen.
Dafür weiß ich genau, welcher Doppelgänger eigentlich wirklich von Nöten wäre.
Meiner.
Denn ich brauche dringend einen Doppelgänger.
Irgendjemand, der sich für mich all diese Filme, TV-Sendungen und Musikvideos reinzieht, wo die Originale von den anderen Doppelgängern auftauchen. Der kann dann mitreden, mein Doppelgänger. Auch bei Doppelgänger-Wettbewerben. Vielleicht trifft er dort auch Doppelgänger von anderen, und diese Doppelgänger reden dann untereinander über die Doppelgänger-Wettbewerbe. Das sind dann echte Doppelgänger-Doppelgänger-Fachgespräche.
Denn mein Doppelgänger, der kennt sich aus.
Und wenn er dann heim kommt, kann er sich auch gleich um meine Steuererklärung kümmern, den Brief an die Krankenkasse abschicken, das schwere Hanteltraining durchziehen (täglich), geduldig und verständnisvoll mit Menschen sein, die am Ende von Rolltreppen stehen bleiben (weil dort die Aussicht so schön ist), er soll auch für mehr Klimaschutz, bessere Bezahlung von Menschen in Pflege und sozialen Berufen, autofreie Innen… nein: Autofreie Städte und gegen Nazis demonstrieren und - wenn er schon dabei ist - auch den Müll mit runter nehmen.
Ja, auch den Biomüll.
Und das ist nur die Liste für die Eingewöhnungszeit. Anschließend möge er bitte mit Witz, Geduld und Sachargumenten in den sozialen Netzwerken mit all den verrückten Verschwörungsgläubigen diskutieren und ihnen freundlich, aber zwingend logisch erläutern, dass die Welt wahrscheinlich doch nicht von jüdisch-kommunistischen Faschisten in Gestalt von Eidechsen regiert wird, welche unter der Erde leben, wo sie das Blut von Barbiepuppen trinken und satanische Verse in den demokratischen Verfassungen der Welt verstecken, welche erst zu Tage treten, wenn man die Grundgesetze auf dem Kopf stehend rückwärts liest.
Und wenn er damit fertig ist, soll mein Doppelgänger, die faule Sau, auch noch einen riesigen Laubbläser erfinden, der alle Laubbläser (und ihre Besitzer) wegpustet. Weit weg. In die nächste Stadt, ins nächste Land, auf den Nachbarkontinent oder am besten ins hinterste Eck der Milchstraße. Dort können die dann weiterröhren. Denn Laubbläser sind in Wahrheit der Paarungsschrei der Gartengestalter. Je größer das sexuelle Verlangen, desto lauter der Laubbläser. Das weiß ich bestimmt.
Denn das hat mir mein Doppelgänger erzählt. Der kennt sich aus.
Der macht nämlich auch Witze. Die besten Scherze über verurteilte Narzissten mit faschistischen Neigungen im weißen Haus, die - laut ehemaligen Geheimdienstlern - wahrscheinlich von faschistischen, ehemaligen Geheimdienstlern im Kreml erpresst werden. Großartige Pointen!
Ich kenn sie leider nicht, aber mein Doppelgänger kann sowas.
Der kennt sich auch mit der KI aus und sagt, dass es gar kein Problem gäbe mit künstlicher Intelligenz. Und ich sage: Er muss es wissen, er ist schließlich eine. Und mein Leben ist durch ihn besser geworden. Ich kann mich endlich auf die angenehmen Seiten des Lebens konzentrieren:
Vergnügen und Verdrängung, wie auch Verblödung. Klappt super! Ich kapier schon jetzt nur mehr die Hälfte von dem, was hier geschrieben steht.
Insofern: Danke Doppelgänger!
P.S.:
Und Newsletter schreiben kann er auch schon ganz gut.
Groebner live:
18.11. Wien - Radiokulturhaus zu Gast bei der ORF-Tafelrunde / 21.11. München - Wirtshaus im Schlachthof /
23.11. Geislingen - Rätsche / 24.11. Frankfurt - Stalburg Theater / 30.11. Amorbach - Zehntscheuer /
Das Satire-Pop-Album „Nicht Mein Problem“ gibt’s hier physisch oder hier digital
Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung, wer es dennoch materiell unterstützen will, hier wäre die Bankverbindung für Österreich:
Severin Groebner, Bawag, IBAN: AT39 6000 0000 7212 6709
Hier die jene für Deutschland:
Severin Groebner, Stadtsparkasse München, IBAN: DE51 7015 0000 0031 1293 64
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