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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Freitag, 15. September 2023

ECM im September





Frozen Silence – womöglich Maciej Obaras bisher stärkstes musikalisches Statement – ist die dritte ECM-Veröffentlichung des polnisch-norwegischen Quartetts um den Altsaxophonisten und setzt die Geschichte von Unloved und Three Crowns fort. Eindringliches Zusammenspiel ist das Markenzeichen der Gruppe und prägt hier ein Programm neuer Obara-Kompositionen, die von den dramatischen Landschaften des „Riesengebirges“ im Südwesten Polens inspiriert sind. In den Stücken kommt Maciejs intuitive musikalische Beziehung zum Pianisten Dominik Wania zur Geltung, während Bassist Ole Morten Vågan und Schlagzeuger Gard Nilssen immer wieder über die Rolle der Rhythmusgruppe hinauswachsen und ihre kraftvollen Ideen einbringen. Das Album wurde im Juni 2022 in Oslo aufgenommen und von Manfred Eicher produziert.

Es ist die zeitlose Kraft der Volksmusik, die die Lebenskraft der Kompositionen von Veljo Tormis (1930-2017) antreibt. Wie der estnische Komponist bekanntlich sagte: "Nicht ich bediene mich des Volkslieds. Das Volkslied bedient sich meiner". Dieses Gefühl wird in den einzigartigen Aufführungen des Estnischen Philharmonischen Chors und des Tallinner Kammerorchesters unter der Leitung von Tõnu Kaljuste, dem jahrzehntelangen engsten musikalischen Gefährten von Tormis, auf dem neuen Album Reminiscentiae wiedergegeben. Es wurde im Oktober und November 2020 in der Methodistenkirche in Tallinn aufgenommen.

Mitte des Monats folgt eine neue Aufnahme mit Sinikka Langeland:


"Wenn man sich mit Sinikka Langeland in einem Raum befindet, ist es, als würde man in einen nördlichen Wald unter einem Nachthimmel verzaubert werden", schrieb Fiona Talkington im britischen Magazin Songlines. "Ihre Präsenz und ihre Stimme sind magisch, aber wenn sie ihre Kantele spielt, kann man fast spüren, wie die Natur selbst vor Freude bebt."

Langelands neue Gruppe mit Mathias Eick, Tryve Seim, Mats Eilertsen und Thomas Strønen ist eine optimale Zusammenstellung von norwegischen Musikern, von denen jeder für sich ein ECM-Bandleader ist, und die alle ihre Ideen in die musikalischen Dialoge einbringen – und, wie Sinikka meint, "die Musik in ihren fulminanten improvisierten Soli nochmals weiterentwickeln." Für ihre Songtexte wendet sich Sinikka diesmal den Schriften des Dichters und Romanciers Jon Fosse zu, einem der wichtigsten zeitgenössischen Autoren Norwegens. Wind and Sun, Sinikka Langelands achtes ECM-Album, wurde im September 2022 im Rainbow Studio in Oslo aufgenommen und im März 2023 im Bavaria Tonstudio in München gemischt.

Eine Woche darauf, am 22.September, gibt es auch bei New Series zwei weitere Neuheiten:

Nach einem Programm mit Werken, die sich thematisch um die Lachrimae Pavans (ECM
2189) des Renaissance-Komponisten John Dowland drehten, widmen sich der Geiger John Holloway und sein Ensemble nun in einer neuen Einspielung den Fantazias des Barockkomponisten Henry Purcell. In seinem ausführlichen Begleittext zu den Fantasien bemerkt Holloway, dass man „rückblickend versucht ist, dieses brillante Kondensat des Allerbesten von Byrd, Lawes, Jenkins und Locke als persönlichen Abschied von einer Musikform zu sehen, die auch in seiner eigenen Kammermusik bald von Sonaten abgelöst werden sollte." Purcells Fantasien gelten als einige der feinsten und anspruchsvollsten Werke der Gattung, die mit profundem Kontrapunkt und großer Beherrschung aller polyphonen Techniken der damaligen Zeit auftrumpfen.


In seinem Éventail de musique française durchstreift der Schweizer Oboist und Komponist Heinz Holliger eine breite Auswahl französischer Werke für Oboe und Klavier in einem weit gefächerten Programm der Musik des frühen 20. Jahrhunderts. "Die Nähe der Oboe zur menschlichen Stimme brachte mich auf die Idee,“, so Holliger im CD-Begleittext, „anhand der noch viel zu wenig bekannten Sammlung von Vocalises-Etudes, den farbenreichen Fächer der französischen Musik ein Stück weit zu öffnen.“ In diesem umfangreichen Rezital sind Kompositionen von Ravel, Debussy, Milhaud, Saint-Saëns, Casadesus sowie Koechlin, Jolivet und Messiaen enthalten – zu mehreren der Komponisten pflegte Holliger auch persönliche Beziehungen. Am Klavier ist Anton Kernjak zu hören, der 2014 auf Holligers Aufnahme Aschenmusik vertreten war, während die französische Harfenistin Alice Belugou auf André Jovilets ‚Controversia pour hautbois et harpe‘ ihren Beitrag leistet. Éventail folgt auf die Veröffentlichung von Heinz Holligers mehrfach preisgekrönter Oper Lunea aus dem Jahr 2022.

Den Monat beschließt dann ein besonderes Jazz-Highlight:

Wolfgang Muthspiel und sein Trio mit Scott Colley am Bass und Brian Blade am Schlagzeug erreichen auf Dance of the Elders einen neuen kreativen Höhepunkt. Das besondere Jazzidiom des Gitarristen ist sowohl vom Folk als auch von der klassischen Musik geprägt – beide Aspekte werden auf dem Album deutlich herausgestellt. Brians schwebend-perkussive Einwürfe und Scotts wendiger Kontrapunkt am Bass ergänzen Wolfgangs akustisches und elektrisches Spiel in fließendem Interplay über vertrackte Polyrhythmen und abenteuerliche harmonische Landschaften.


 

Donnerstag, 14. September 2023

Start in den meisten Kinos am 14.09.2023

 







Höchste Bewertung





A HAUNTING IN VENICE

Kinostart: 14.09.2023 | USA (2023) | Kriminalfilm, Horrorfilm | 103 Minuten | Ab 12

Kriminalfilm von Kenneth Branagh mit Kenneth Branagh und Michelle Yeoh.

Mit A Haunting in Venice verfilmt Kenneth Branagh nach Mord im Orient Express und Tod auf dem Nil seinen dritten Agatha-Christie-Krimi: Die Schneewittchen-Party. Auf einer Halloween-Party mit Séance kommt es dabei in Venedig zum Mord.


TRAUZEUGEN

Kinostart: 14.09.2023 | Deutschland (2023) | Romantische Komödie, Komödie | 100 Minuten | Ab 6

5.4

Romantische Komödie von Finn Christoph Stroeks und Lena May Graf mit Edin Hasanovic und Almila Bagriacik.

In der deutschen Romantikkomödie Trauzeugen sollen Edin Hasanovic und Almila Bagriacik als Scheidungsanwalt und Paartherapeutin die Hochzeit ihrer besten Freunde zu Erfolg führen, obwohl sie partout nicht miteinander auskommen.


RETRIBUTION

Kinostart: 14.09.2023 | Frankreich, Deutschland, Spanien, USA (2023) | Actionfilm, Thriller | 91 Minuten | Ab 12

4.8

Actionfilm von Nimród Antal mit Liam Neeson und Embeth Davidtz.

Im Actionthriller Retribution, nach dem spanischen Original Anrufer unbekannt von 2015, schlüpft Liam Neeson in die Rolle eines Familienvaters, in dessen Auto eine Bombe versteckt wurde. Aussteigen: verboten.


FALLENDE BLÄTTER

Kinostart: 14.09.2023 | Finnland, Deutschland (2023) | Tragikomödie, Komödie | 81 Minuten | Ab 12

7.1

Tragikomödie von Aki Kaurismäki mit Alma Pöysti und Jussi Vatanen.

Zwei einsame Menschen treffen sich eines Nachts durch Zufall in der finnischen Hauptstadt Helsinki und versuchen, ineinander die erste und zugleich nachhaltige Liebe ihres Lebens zu finden. Doch dass Holappa (Jussi Vatanen) dem Alkohol etwas zu sehr zugetan ist und er noch dazu Ansas (Alma Pöysti) Nummer verlegt, erleichtert dieses Unterfangen nicht eben.

Mit der finnischen Tragikomödie Fallende Blätter (OT: Kuolleet lehdet) schließt Aki Kaurismäki nach Schatten im Paradies (1986), Ariel - Abgebrannt in Helsinki (1988) und Das Mädchen aus der Streichholzfabrik (1990) an seine Proletariats-Trilogie an und beleuchtet wieder den Kampf des kleinen Mannes gegen die große gesichtslose Maschine ... und sich selbst. (ES)


VOLL INS LEBEN

Kinostart: 14.09.2023 | Frankreich, Belgien (2023) | Komödie | 109 Minuten

Komödie von Dany Boon mit Dany Boon und Kad Merad

In der französischen Komödie Voll ins Leben von und mit Dany Boon will Tridan Lagache seine Existenz mit 50 Jahren umkrempeln. Er hat sein gesamtes Leben in einem mexikanischen Urlaubs-Club verbracht, reist jetzt aber mit einem erklärten Ziel nach Paris: Er muss unbedingt seine große Kindheitsliebe Violette wiederfinden. Die hat er allerdings zuletzt vor 42 Jahren gesehen. Seinem Halbbruder Louis (Kad Merad), der bislang nichts von ihm wusste, ist der ungebetene Gast eher lästig. Doch wenn er seine alte Flamme Roxane (Charlotte Gainsbourg) davon überzeugen kann, sich als Violette auszugeben, könnte er Tridan vielleicht schnell wieder loswerden? (ES)


AUF DER ADAMANT

Kinostart: 14.09.2023 | Frankreich, Japan (2023) | Dokumentarfilm | 109 Minuten | Ab 0

Dokumentarfilm von Nicolas Philibert.

Die französische Doku Auf der Adamant, der Berlinale-Gewinner-Film 2023, zeigt das Leben in einem schwimmenden psychiatrischem Zentrum für Erwachsene in Paris.


TEL AVIV - BEIRUT

Kinostart: 14.09.2023 | Zypern, Deutschland, Frankreich (2022) | Drama | 116 Minuten | Ab 12

Drama von Michale Boganim mit Zalfa Seurat und Sarah Adler.

Das Historiendrama Tel Aviv - Beirut von Michale Boganim spielt über 20 Jahre hinweg, zwischen 1982 und 2006, vor dem Hintergrund des israelisch-libanesischen Konflikts: Die Schicksale zweier Familien auf unterschiedlichen Seiten der Grenze werden durch den Krieg verbunden. Zwei Frauen, die libanesische Myriam und die israelische Tanya, begeben sich daraufhin auf einen gemeinsamen Roadtrip, um diejenigen zu retten, die sie lieben. Als sie ihre Ängste teilen, beginnen sie durch das geteilte Leid zu heilen. (ES)


SIEBEN WINTER IN TEHERAN

Kinostart: 14.09.2023 | Deutschland, Frankreich (2023) | Dokumentarfilm | 97 Minuten | Ab 16

Dokumentarfilm von Steffi Niederzoll mit Zar Amir-Ebrahimi.

Der Dokumentarfilm Sieben Winter in Teheran folgt der Geschichte einer Studentin, die in der iranischen Hauptstadt wegen Mordes gehängt wurde: Im Juli 2007 hat die 19-jährige Reyhaneh Jabbari ein Geschäftstreffen mit einem Kunden. Er versucht, sie zu vergewaltigen. Sie ersticht ihn in Notwehr. Das anschließende Gerichtsverfahren verhängt die Todesstrafe über sie. Wenn sie ihre Aussage widerrufen hätte, wäre sie nach sieben Jahren begnadigt worden. Mit Privataufnahmen und Interviews von Angehörigen wird ihr Tod zu einem Symbol des Widerstandes und für mehr Frauenrechte im Iran.

Sieben Winter in Teheran gewann 2023 auf der 73. Berlinale den Friedensfilmpreis sowie den Kompass-Perspektive-Preis. (ES)


KURS SÜDWEST

Kinostart: 14.09.2023 | Deutschland (2023) | Reisedokumentation, Dokumentarfilm | 102 Minuten | Ab 0

Reisedokumentation von Lukas Borchers.

Im Dokumentarfilm Kurs Südwest erfüllt sich der Student Lukas Borchers einen großen Traum und macht sich in seinem Kajak auf eine Reise. Das südliche Europa ist sein Ziel: 2000 Kilometer von Genf die französische Rhône hinab zum Mittelmeer und dann an der Küste entlang bis nach Gibraltar. Doch zahlreiche Schwierigkeiten tun sich auf: zum einen besitzt der Fluss, den er nimmt, viele Dämme, sodass er seine 80kg-Last jedes Mal umtragen muss, zum anderen hat er keine Erfahrung mit dem Paddeln auf hoher See, wo im Herbst regelmäßig Stürme über ihn hinwegziehen. So verlegt er sich schließlich darauf, das Segeln zu erlernen. (ES)


LUCKY DAY

Kinostart: 14.09.2023 | Kanada, Frankreich (2019) | Actionfilm, Komödie | 99 Minuten | Ab 16

5.8

Actionfilm von Roger Avary mit Luke Bracey und Nina Dobrev.

In Lucky Day versucht ein ehemaliger Safe-Knacker namens Red (Luke Bracey) seine Familie zusammenzuhalten. Der gerade aus dem Gefängnis Entlassene sieht sich jedoch mit seiner Vergangenheit konfrontiert, als der Psychopath Luc (Crispin Glover) seinen getöteten Bruder rächen will.

Lucky Day entstand unter der Regie und nach einem Drehbuch von Roger Avary,

MPK Kaiserslautern: Neue Plastik von Gabriela Oberkofler („Erdenkugel“)

Skulpturenpark um das mpk

Versteckt im Grünen hinter dem mpk:
Erwin Wortelkamps „Skulptur Nr. 92/8 oder für Brancusi“

Acht Plastiken laden zum Entdecken ein - genug Esprit?

 

Seit Beginn der derzeitigen Sonderausstellung „Artists for Nature“ Anfang Mai im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk), Museumsplatz 1, ist auch der Vorplatz um eine Plastik reicher: die „Erdenkugel“ (2023) von Gabriela Oberkofler (Jahrgang 1975). Die Künstlerin schafft mit dieser „lebendigen Skulptur“ einen  Mikrokosmos, der mitunter seltene Nutzpflanzen, darunter essbare Wildkräuter, vereint. Außerdem verweist sie auf ihr umfangreiches Archiv, in dem sie Samen auch von zu verschwinden  drohenden Pflanzenarten bewahrt. In der Sonderausstellung des mpk, die den Klimawandel, den Verlust von  Biodiversität und die Naturzerstörung  aus künstlerischer Sicht in den Blickpunkt rückt, setzt Gabriela Oberkoflers „Erdenkugel“ ein Zeichen für biologische Vielfalt.  

 

Hinter dem Museumsgebäude steht versteckt im Grünen die „Skulptur Nr. 92/8 oder für Brancusi“ von Erwin Wortelkamp (Jahrgang 1938), der Ende des vergangenen Jahres vom Bezirksverband Pfalz mit dem Lebenswerkpreis für Bildende Kunst ausgezeichnet wurde. Diesen Platz hat sich der Künstler selbst ausgesucht. Blickt man von einem der Ausstellungsräume im zweiten Obergeschoss des mpk in Richtung Meisterschule für Handwerker (MHK), dann kann man sie entdecken. Wortelkamp hat die Skulptur 1992 in Holz gearbeitet. Für die dauerhafte Aufstellung im Außenbereich wurde sie 2004 in Bronze gegossen. Sie bezieht sich formal auf die umliegenden Treppen und ist zugleich eine Hommage an den rumänischen Bildhauer Constantin Brancusi und dessen berühmte 1937/38 monumental ausgeführte „Endlose Säule“.

 

Kaum zu übersehen ist die vier mal sechs mal zwei Meter dreißig große „Aufragende“ von Franz Bernhard (1934-2013), entstanden 2012, die in der Mitte vor dem Museum ihren Platz einnimmt. Im späten Frühjahr 2022 folgte links vorne Werner Pokornys Plastik „Circolo“ von 2013, ebenfalls aus wetterfestem Cortenstahl. Sie ersetzt Stefan Rohrers Leihgabe „Yellow Arrow“ (2011), ein Opel-Kadett, der sich um einen Baum wand und wegen anfallender Reparaturen abgebaut wurde. Werner Pokorny (1949-2022) pflegte viele Jahre lang eine gute Beziehung zum mpk und hat dort 2007 mit einer großen Einzelausstellung, die erstmals umfassend das Werk des bekannten Bildhauers vorgestellt hat, Aufmerksamkeit erregt; sechs Plastiken von ihm befinden sich im Bestand. Die dynamische Spiralform von „Circolo“ schafft Volumen; mithilfe von Durchbrechungen und Aushöhlungen entsteht ein spannungsreiches Wechselspiel von innen und außen. 

 

Ebenfalls links stehend sticht die leuchtend rot gestrichene „Große Wenga“ von Christoph Freimann (Jahrgang 1940) ins Auge, eine 13 Tonnen schwere Stahlplastik aus 12 vorgefertigten Stahlelementen, die von den Kanten eines Würfels abgeleitet sind. Dahinter, direkt vor dem Museumsgebäude, wartet Lon Pennocks (1945-2020) schwarz-braun lackierte Stahlplastik von 2018 auf ihre Entdeckung. Den rechten Teil des Vorplatzes beherrscht Erich Hausers (1930-2004) ausladende „Raumsäule 7-68“ (1968) aus Edelstahl, während sich rechts hinten vor dem Gebäude die schwarze „Große Figur“ (1991) von Hans Steinbrenner (1928-2008) erhebt. Mit diesen acht Skulpturen lädt das Museum Pfalzgalerie ein, seiner reichhaltigen Sammlung einen Besuch – am besten gleich mehrmals – abzustatten. Das mpk ist donnerstags von 11 bis 20 Uhr und dienstags, mittwochs, freitags sowie an Wochenenden und feiertags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Die Sonderausstellung „Artists for Nature“ wird noch bis 24. September gezeigt.

 

 


 


Auf der rechten Seite des Museumsvorplatzes: Gabriela Oberkoflers halbe „Erdenkugel“, Erich Hausers ausladende „Raumsäule 7-68“ und im Hintergrund die schwarze „Große Figur“ von Hans Steinbrenner (rechts) und Lon Pennocks schwarz-braun lackierte Stahlplastik (links neben der Treppe).

(Alle Fotos: mpk)

Montag, 21. August 2023

Die alten und neuen „Ikonen des Unechten“


Die alten und neuen „Ikonen des Unechten“








(SV)  In der Unterhaltungsindustrie ist seit Jahren ein Anstieg des Gender-Hoppings und der Künstlichkeit von Stars zu verzeichnen, bei dem Prominente das Geschlecht durch Operationen wechseln oder künstliche „unechte“ Rollen (quasi Game-, Cartoon-Heroes) präsentieren. Während einige argumentieren, dass dieser Trend Inklusion und Kreativität fördert, glauben andere, dass er negative Auswirkungen auf die Identitätsbildung von Heranwachsenden hat, schädliche Stereotypen aufrechterhalten und sich auf ihre geistige Gesundheit auswirken kann. Hier sollen die Auswirkungen des Gender-Hoppings und der Künstlichkeit von Prominenten auf Heranwachsende kritisch betrachtet und Argumente und Gegenargumente diskutiert werden, um ein Verständnis des Problems zu erreichen.

Eines der Hauptanliegen im Zusammenhang mit dem Gender-Hopping und der Künstlichkeit von Imitatoren durch Annahme einer modellmäßigen, prostitutionsähnlichen oder misslungenen Rollenübernahme, manchmal fast schon karikaturähnlichen Rolle oder Verkleidung als wikingerähnliche Rebellen mit Genderakzent (Wippschwänzchen oben oder am Hinterkopf) oder Heroes aus dem Krieg ist die potenzielle Verwirrung, die sie bei Kindern und Jugendlichen über ihre eigene Identität hervorrufen kann. Es präsentiert sich uns eine Kultur der Täuschung. Was ist noch echt? Die Transhure oder der Faschoboy? Lerne ich später eine Frau oder einen Mann kennen, der Trans ist? Muss ich mich sexuell verstärkt zur Verfügung stellen oder den „Helden“ anschließen? Wo bin ich und die anderen noch authentisch? Reicht mein Körper aus?



Samstag, 19. August 2023

Fantasien zur Nacht (Video): danse 3129

 


Une minute de danse par jour
08 08 2023 / danse 3129
One Minute of Dance a Day
Nadia Shadow Dance
from
Nadia Vadori-Gauthier

Freitag, 18. August 2023

Fantasien zur Nacht (Video): lisann bed beach

 

lisann bed beach
from 

Fantasien zur Nacht (Video): Moment of Truth

 


Moment of Truth
from

Fantasien zur Nacht (Buch): Araki. Bondage

 

TASCHEN
TASCHEN
 

Lust auf Bondage? 

Wandeln Sie auf dem schmalen Grat zwischen Kunst und Erotik in dieser Hommage an eines der wichtigsten Themen in Nobuyoshi Arakis Fotografie – die japanische Fesselkunst Kinbakubi. Die Ausgabe versammelt die Highlights seiner Bondagefotos und bezeugt sein Talent für die sinnliche Suche nach dem Gleichgewicht zwischen Verletzlichkeit und Verführung.


TASCHEN Verlag
18+
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Bondage
€ 100

Donnerstag, 17. August 2023

Sensation: Neurowissenschaftler rekonstruieren einen Pink-Floyd-Song aus der Gehirnaktivität der Zuhörer

Plasmasphere WIKIPEDIA


Künstliche Intelligenz hat die elektrischen Signale des Gehirns in etwas verstümmelten klassischen Rock zurückverwandelt


Forscher hoffen, dass Gehirnimplantate eines Tages Menschen, die nicht mehr sprechen können, dabei helfen können, ihre Stimme – und vielleicht sogar das Singen – zurückzugewinnen. Nun haben Wissenschaftler erstmals gezeigt, dass die elektrische Aktivität des Gehirns entschlüsselt und zur Rekonstruktion von Musik genutzt werden kann.

Wie Scientific American berichtete wurden in einer neuen Studie Daten von 29 Personen analysiert, die bereits auf epileptische Anfälle überwacht wurden, wobei man Elektroden in Briefmarkengröße verwendete, die direkt auf der Oberfläche ihres Gehirns platziert wurden. Während die Teilnehmer Pink Floyds Lied „Another Brick in the Wall, Part 1“ aus dem Jahr 1979 hörten, erfassten die Elektroden die elektrische Aktivität mehrerer Gehirnregionen, die auf musikalische Elemente wie Ton, Rhythmus, Harmonie und Texte abgestimmt waren. Mithilfe maschinellen Lernens rekonstruierten die Forscher verstümmelte, aber unverwechselbare Audiodaten dessen, was die Teilnehmer hörten. Die Studienergebnisse wurden in PLOS Biology veröffentlicht.

Neurowissenschaftler arbeiten seit Jahrzehnten daran, allein aus der Gehirnaktivität zu entschlüsseln, was Menschen sehen, hören oder denken. Im Jahr 2012 gelang es einem Team, dem der leitende Autor der neuen Studie angehörte – der kognitive Neurowissenschaftler Robert Knight von der University of California, Berkeley – als Erstem, Audioaufzeichnungen von Wörtern zu rekonstruieren, die die Teilnehmer hörten, während sie implantierte Elektroden trugen. Andere haben seitdem ähnliche Techniken verwendet, um kürzlich angesehene oder vorgestellte Bilder aus den Gehirnscans der Teilnehmer zu reproduzieren, darunter menschliche Gesichter und Landschaftsfotos. Aber der jüngste Artikel von Knight und seinen Kollegen in PLOS Biology ist der erste, der darauf hinweist, dass Wissenschaftler das Gehirn belauschen können, um Musik zu synthetisieren.

„Diese aufregenden Ergebnisse bauen auf früheren Arbeiten zur Rekonstruktion einfacher Sprache aus der Gehirnaktivität auf“, sagt Shailee Jain, Neurowissenschaftlerin an der University of California in San Francisco, die nicht an der neuen Studie beteiligt war. „Jetzt sind wir in der Lage, wirklich in das Gehirn vorzudringen, um den Kern des Klangs zu entdecken.“

Um in der Studie Gehirnaktivitätsdaten in musikalische Klänge umzuwandeln, trainierten die Forscher ein Modell der künstlichen Intelligenz, um Daten zu entschlüsseln, die von Tausenden von Elektroden erfasst wurden, die an den Teilnehmern angebracht waren, während sie während einer Operation das Lied von Pink Floyd hörten.

Warum hat sich das Team für Pink Floyd entschieden – und speziell für „Another Brick in the Wall, Teil 1“? „Der wissenschaftliche Grund, den wir in der Arbeit erwähnen, ist, dass das Lied sehr vielschichtig ist. Es bringt komplexe Akkorde, verschiedene Instrumente und unterschiedliche Rhythmen mit, die die Analyse interessant machen“, sagt Ludovic Bellier, kognitiver Neurowissenschaftler und Hauptautor der Studie. „Der weniger wissenschaftliche Grund könnte sein, dass wir Pink Floyd einfach wirklich mögen.“

Das KI-Modell analysierte Muster in der Reaktion des Gehirns auf verschiedene Komponenten des akustischen Profils des Liedes und identifizierte Änderungen in Tonhöhe, Rhythmus und Ton. Dann setzte ein anderes KI-Modell diese entwirrte Komposition wieder zusammen, um die Geräusche abzuschätzen, die die Patienten hörten. Sobald die Gehirndaten durch das Modell geleitet wurden, kehrte die Musik zurück. Die Melodie war einigermaßen intakt, und der Text war verstümmelt, aber erkennbar, wenn man wusste, worauf man achten sollte: „Alles in allem war es nur Another Brick in the Wall.“

Das Modell enthüllte auch, welche Teile des Gehirns auf unterschiedliche musikalische Merkmale des Liedes reagierten. Die Forscher fanden heraus, dass einige Teile des Audioverarbeitungszentrums des Gehirns – das sich im oberen Schläfengyrus direkt hinter und über dem Ohr befindet – auf das Einsetzen einer Stimme oder eines Synthesizers reagieren, während andere Bereiche auf anhaltendes Summen reagieren.

Obwohl sich die Ergebnisse auf Musik konzentrierten, erwarten die Forscher, dass ihre Ergebnisse am nützlichsten für die Übersetzung von Gehirnwellen in menschliche Sprache sind. Unabhängig von der Sprache enthält die Sprache melodische Nuancen, einschließlich Tempo, Betonung, Akzente und Intonation. „Diese Elemente, die wir Prosodie nennen, haben eine Bedeutung, die wir nicht allein mit Worten kommunizieren können“, sagt Bellier. Er hofft, dass das Modell Gehirn-Computer-Schnittstellen verbessern wird, also Hilfsmittel, die sprachassoziierte Gehirnwellen aufzeichnen und mithilfe von Algorithmen beabsichtigte Nachrichten rekonstruieren. Diese noch in den Kinderschuhen steckende Technologie könnte Menschen helfen, die aufgrund von Erkrankungen wie Schlaganfall oder Lähmungen die Fähigkeit zum Sprechen verloren haben.

Jain sagt, dass zukünftige Forschungen untersuchen sollten, ob diese Modelle von der Musik, die die Teilnehmer gehört haben, auf die imaginäre innere Sprache ausgeweitet werden können.


Dienstag, 15. August 2023

Ausstellung in der Pfalzbibliothek Kaiserslautern: Starke Frauen - „Aus dem Schatten ins Licht“

Eine starke Frau:
die Kaiserslauterer Unternehmerin
Lina PFAFF (Nähmaschinen)
„Aus dem Schatten ins Licht“ – so der Titel einer Ausstellung über Frauenporträts aus der Pfalz, die am Samstag, 2. September, um 11 Uhr in der Pfalzbibliothek Kaiserslautern, Bismarckstraße 17, eröffnet wird. Sie widmet sich starken Frauen aus 1000 Jahren Pfälzer Geschichte. Nach der Begrüßung durch die stellvertretende Bezirkstagsvorsitzende Ruth Ratter hält Dr. Charlotte Glück den einführenden Vortrag. Sie hat als Historikerin des Stadtmuseums Zweibrücken zusammen mit Dr. Regina Heilmann, der Leiterin des Stadtmuseums Ludwigshafen, die Wanderausstellung erstellt (Eintritt frei, parken im Hof möglich).

Die Geschichtsschreibung war von jeher stark männlich dominiert. Je weiter man zurückgeht, desto schlechter ist die Quellenlage. Die Leistungen der Frauen lagen meist in den familiären und privaten Bereichen, wurden als selbstverständlich angesehen und selten bewusst anerkannt oder gar öffentlich gemacht. Es war ein langer Weg bis zur Durchsetzung der Frauenrechte. Erst 1903 wurden in der Pfalz zum ersten Mal Frauen zum Studium zugelassen, 1918 erhielten sie das Wahlrecht, und es dauerte bis 1949, als die rechtliche Gleichberechtigung im Grundgesetz verankert wurde. Und erst ab 1977 durften Frauen ohne Zustimmung des Ehemanns berufstätig sein. Die Ausstellung stellt schlaglichtartig die Lebensbedingungen und Leistungen der ausgewählten Frauen dar, die exemplarisch für viele andere namenlos gebliebene Heldinnen aus gut tausend Jahren Geschichte stehen. Die Ausstellung ist bis 28. Oktober in der Pfalzbibliothek montags, dienstags, donnerstags und freitags von 9 bis 16 Uhr, mittwochs von 9 bis 12 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr zu sehen.


 


 


[Abb. s. Anlage]


Eine starke Frau: die Kaiserslauterer Unternehmerin Lina Pfaff

Mittwoch, 2. August 2023

Grand Est Mondial Air Ballons: Die Erben der Heißluftballonfahrt in Frankreich

19. Oktober 1783 im Garten der Papierfabrik Réveillon, Paris

Geschichte:

Die Brüder Montgolfier, Joseph Michel und Jacques Etienne, spielten 1783 eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des Heißluftballonfahrens in Frankreich. Ihre frühen Experimente und Innovationen legten den Grundstein für den ersten bemannten Heißluftballonflug. Die Leistung der Montgolfier-Brüder beruhte auf ihrem Verständnis der wissenschaftlichen Prinzipien des Ballonfahrens. Das Auftriebsgesetz, das die wissenschaftliche Grundlage des Heißluftballonfahrens bildet, war das Ergebnis umfangreicher Forschungen von Wissenschaftlern wie Archimedes und Galileo. Die Brüder Montgolfier nutzten dieses Wissen, um ihre Heißluftballons zu entwerfen und zu bauen, mit denen sie Menschen in die Luft befördern konnten. Am 4. Juni 1783 starteten die Brüder erfolgreich ihren ersten unbemannten Heißluftballon. Dieser Meilenstein markierte den Beginn einer neuen Ära in der Luftfahrt und weckte großes Interesse und Neugier auf die Möglichkeiten des Fliegens.

Inspiriert vom Erfolg ihres unbemannten Fluges baten die Montgolfier-Brüder König Ludwig XVI. um die Erlaubnis, einen bemannten Heißluftballonflug durchzuführen. Am 21. November 1783 stieg der erste bemannte Heißluftballon namens Montgolfière vom Dach des Chateau La Muette in Versailles in die Lüfte. Der Ballon war 20 Meter hoch und hatte einen Durchmesser von 14 Metern. Der von Jean-François Pilâtre de Rozier und François Laurent d'Arlandes gesteuerte Ballon blieb etwa 25 Minuten lang in der Luft und legte dabei eine Strecke von etwa 8 Kilometern zurück. Diese historische Leistung war das erste Mal in der Geschichte, dass Menschen erfolgreich in einem Fahrzeug geflogen sind.

Der bahnbrechende Heißluftballonflug der Brüder Montgolfier hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die Welt. Ihre Leistung spornte die Fantasie von Menschen in ganz Europa an und entfachte eine Leidenschaft für die Luftfahrt und Erkundung aus der Vogelperspektive. Die Montgolfière wurde zu einem ikonischen Symbol für den menschlichen Einfallsreichtum und die Möglichkeiten des Fliegens und ebnete den Weg für weitere Fortschritte in der Luftfahrt und Luftfahrt. Dieser Erfolg trieb die Entwicklung von Heißluftballons für wissenschaftliche und militärische Zwecke voran. Beispielsweise ließ Professor Jacques Charles am 27. August 1783 in Paris einen mit Wasserstoff gefüllten Ballon starten, der 45 Minuten in der Luft blieb und eine Strecke von 24 Kilometern zurücklegte.  Das Vermächtnis der Gebrüder Montgolfier wird auch heute noch gefeiert, da ihr Pioniergeist und ihre Innovation den Grundstein für die moderne Heißluftballonindustrie legten.

Heute finden weltweit Heißluftballon-Veranstaltungen und -Festivals statt, die Enthusiasten zusammenbringen und die Schönheit und Wunder dieser majestätischen Fluggeräte präsentieren. Darüber hinaus sind ihre Namen im Bereich der Luftfahrt verewigt, da nach ihnen Auszeichnungen und Ehrungen benannt wurden, um Personen zu würdigen, die bemerkenswerte Beiträge zum Ballonfahren und zur Luftfahrt geleistet haben.


Eine belgische Mongolfière mit
gut 20 Personen im Korb
Foto: #GEMAB 2023
Wie war's bei Grand Est Mondial Air Ballons?

Die Grand Est Mondial Air Ballons sind eine mit Spannung erwartete Veranstaltung, die
Heißluftballon-Enthusiasten aus der ganzen Welt anzieht. Diese alle zwei Jahre im Nordosten Frankreichs stattfindende Veranstaltung ist die größte Heißluftballonveranstaltung in Europa. Es nehmen immer Dutzende von Piloten teil. In 2023 waren es rund Teilnehmer aus 60 Ländern. Das Spektakel findet auf dem Flugplatz Chambley-Bussières statt, der als perfekter Ort für den Massenstart  der den Himmel füllenden Heißluftballons dient. Die Veranstaltung erstreckt sich über mehrere Tage und bietet den Besuchern reichlich Gelegenheit, die Magie des Heißluftballonfahrens zu erleben und in die lebendige Atmosphäre einzutauchen.

Die Veranstaltung „Grand Est Mondial Air Ballons“ zielt darauf ab, Ballonfahrer und Zuschauer zusammenzubringen, um die Schönheit und Freude des Heißluftballonfahrens zu feiern. Es dient Ballonfahrern als Plattform, um ihr Können und ihre Kreativität durch verschiedene Aktivitäten und Wettbewerbe unter Beweis zu stellen. Einer der Höhepunkte der Veranstaltung ist die große Startlinie (La Ligne), an der sich Hunderte von Ballons versammeln, um sich auf ihren Aufstieg in den Himmel vorzubereiten. Die Veranstaltung bietet außerdem morgens und abends Massenstarts, die es den Besuchern ermöglichen, den atemberaubenden Anblick fliegender Ballons zu erleben. Darüber hinaus besteht für Besucher die Möglichkeit, Erstflüge zu buchen und den Nervenkitzel des Schwebens zwischen den Wolken zu erleben. 

Die Veranstaltung „Grand Est Mondial Air Ballons“ ist eine kostenlose Veranstaltung, die Menschen jeden Alters und jeder Herkunft willkommen heißt. Es bietet sowohl den Teilnehmern als auch den Zuschauern ein einzigartiges und unvergessliches Erlebnis. Die Veranstaltung findet vom 21. bis 30. Juli statt und gibt den Besuchern ausreichend Zeit, die verschiedenen Aktivitäten und Attraktionen zu erkunden und zu genießen. Vom farbenfrohen Spektakel der Ballons bis zur lebhaften Atmosphäre am Boden verspricht Grand Est Mondial Air Ballons allen Besuchern ein unvergessliches Erlebnis. Ganz gleich, ob Sie ein Heißluftballon-Enthusiast oder einfach nur neugierig sind, die Schönheit dieses Ereignisses mitzuerleben, Grand Est Mondial Air Ballons ist ein Muss für jeden, der ein unvergessliches Abenteuer sucht.



Fotostrecke Grand Est Mondial Air Ballons 2023

Mittwoch, 26. Juli 2023

NTM Mannheim: Heute erster Podcast und später Live-Mitschnitt im "Haymatministerium"

Die Gesprächs- und Lesereihe »Das Haymatministerium« am Nationaltheater Mannheim gibt es ab sofort auch als Podcast. Am Mittwoch, 26. Juli geht die erste Folge auf der Website des Nationaltheaters unter
ALICE HASTERS
Foto: Paula Winkler
www.nationaltheater.de
online. Es handelt sich dabei um einen Live-Mitschnitt der Ausgabe vom 28. Juni während den 22. Internationalen Schillertagen. Die Buchautor*in, Journalist*in und Moderator*in Şeyda Kurt stellt im Gespräch mit der Autorin, Moderatorin und Speakerin Alice Hasters ihr neues Buch »Hass – Von der Macht eines widerständigen Gefühls« vor. Schonungslos, launig und jenseits selbstgerechter Entrüstung erkundet Şeyda Kurt den Hass vor allem in seinem widerständigen Potenzial und von seiner schöpferischen Seite: als Kategorie der Ermächtigung und als nützliches Gefühl, das uns hilft, in der Welt zurechtzukommen.




»Das Haymatministerium« bringt alle zwei Monate (post-) migrantische, diverse und kritische Stimmen aus Kunst, Kultur und Politik ans Nationaltheater Mannheim. Die Folgen werden zukünftig kurz nach den Live-Ausgaben auch als Podcast zur Verfügung gestellt. Die nächste Live-Ausgabe am 13. Oktober beschäftigt sich mit dem »Ende der Ehe« als patriarchalische Institution anhand des gleichnamigen Buches der französischen Politologin, Sachbuchautorin und Aktivistin Emilia Roig, die im Studio Werkhaus zu Gast sein und auch aus ihrem Buch lesen wird. Das Gespräch wird moderiert von der Literaturwissenschaftlerin und Autorin Elisa Diallo. Den Live-Mitschnitt als Podcast gibt es dann in der Folgewoche.


 

Samstag, 22. Juli 2023

Wie war's in DIE ERSTEN MENSCHEN von Rainer Stephan (Worms) in der Oper Frankfurt?

Ambur Braid (Chawa) und Ian Koziara (Chabel)
Bildnachweis: Matthias Baus


Die Oper  "Die Ersten Menschen" von Rainer Stephan (1887-1915) aus Worms erzählt die Geschichte des ersten menschlichen Paares, das aus dem Paradies vertrieben wurde, und ihrer beiden Söhne. Es wurde von Kritikern als wegweisendes Werk der modernen Musik angesehen. Stephan komponierte die Oper in den Jahren 1911 bis 1914 und hätte 1915 im Winter in der Oper Frankfurt uraufführen dürfen. Der Komponist fiel bereits am 29. September 1915 im Ersten Weltkrieg in der Westukraine (Galizien) bei Tarnopol kurz nach dem Einberufungsbefehl im Alter von 28 Jahren. Ein Kritiker schrieb 1912 über Stephans Musik: „Hier hat sich eine eigene, neuartige Tonsprache von überraschender klanglicher Ausgiebigkeit herangebildet, deren Absonderlichkeiten auch da, wo sie zunächst befremden, den Stempel des Gemussten, nicht des Ertüftelten tragen.“ Die Uraufführung fand schließlich posthum am 1. Juli 1920 in der Oper Frankfurt unter der Leitung von Ludwig Rottenberg statt.

Der Text und Titel stammt von Otto Borngräber, der ein Drama gleichen Namens geschrieben hatte. Borngräbers "Erotisches Mysterium" von 1908 wurde bei seiner Münchener Uraufführung 1912 zu einem Skandal - anschließend für das gesamte Königreich Bayern verboten. Der Grund ist schlichtweg das sehr ungewöhnliche und kaum als Liebesgeschichte, mehr als Triebabfuhr zu wertende Inzestverhältnis von Eva (Chawa) und Sohn Abel (Chabel). Borngräber starb 1916 in Lugano ebenfalls jung mit 42 Jahren. Eine illustre Biografie, ein kritischer Geist. Aber auch ein schwärmerischer und krass expressionistisch verzerrter Text mit dem Grundkonflikt Religiösität und Atheismus, Fortpflanzung um jeden Preis oder nicht? 

Kaum nachvollziehbare emotionale Übersteigerungen, ekstatische Gottes- und
Religionserlebnisse, eine Rückkehr zu ursprünglichen altestamentarischen, heidnischen Handlungsweisen mit Tieropfer und die sexuelle Anziehung durch die Mutter der beiden Söhne. Ein doppeltes ödipales Geschehen so stark wie ein doppelter Campari pur. In Wagners "Walküre" ebenfalls ein großes Thema. Ob sich hier der Ödipus des Dramatikers austoben musste oder bewusst zur Provokation eingesetzt wurde? Ich glaube, Letzteres trifft zu. Das Entsetzen der bayrischen Sittenwächter zeigt die Reaktion.

Das Bühnenbild der beiden Aufzüge wurde bewusst kontrastiv gehalten. Rainer Sellmeier hat die sehr gelungene Umsetzung übernommen und liefert immer detaillierte Welten ab. Zunächst eine normale Wohnung aus dem Süden Deutschlands, Baden-Württemberg, Bayern, wer weiß das schon. Ein unterirdisches Idyll im Bunker, Pseudoaussichten, Helligkeit mit Generator, fleischloses Lebensmittellager und eine Leiter nach oben. Im zweiten Aufzug das "Oben", eine völlig verwüstete Stadtlandschaft mit ausgebranntem Autowrack. Hier fand eine riesige Zerstörung statt, die Bewohner benötigen Schutzanzüge und Atemmaske.  

Die Genesis ist eigentlich schon seit Ewigkeiten passiert, die Schöpfung, Evolution bzw. der Sündenfall passiert und abgeschlossen. Der Regisseur setzt eine weitere Entwicklungsstufe auf dem Alten auf. Nach einem atomaren Krieg bleibt eine Kernfamilie übrig, während drumherum kein Mensch mehr zu leben scheint. Das gleißende weiße Licht der Bombenzündung und der Urknall mit irrwitziger Galaxienkraft scheinen hier auf einer Stufe die Ursprünge und das Ende der Menschheit zu verbinden. Der Urknall kann sich wiederholen, was er nicht schafft, produziert der Mensch selbst. Von Hiroshima bis Tschernobyl lauert der Atomtod, dennoch schwingt ein Optimismus mit, dass die Menschheit sich immer wieder von vorne erfinden kann.

v.l.n.r. Ambur Braid (Chawa; im Auto), Kampf zwischen
Ian Koziara (Chabel; hinten) und Iain MacNeil (Kajin; vorne)
Bildnachweis: Matthias Baus
Kain (Kajin) ist Pragmatiker, Rebell, Atheist. Wozu Tieropfer, wenn genug andere Lebensmittel
da sind? Es ist wohl ein seltenes Ereignis im Freien, ein Schaf gefunden zu haben, es ist ja alles kaputt. Expressionistisch übersteigert entwickelt sich die Diskussion um Gott, Opferungen, Glaube, Gehorsam, Geschlechterunterschiede zu einem eindringlichen Disput. Abel (Chabel) ist gottesfürchtig und besessen, seine Opferschlachtung das Gegenteil - brutal zerschneidet er das Schaf, seine Mutter langt auch kräftig zu. Extrem künstlich wirkt dieser Glaube, der keiner ist. Dazwischen die Eheproblematik Adahm und Chawas. Es gibt kein Begehren mehr, Chawa vermisst Sexualität. Ihre beiden Söhne geraten ins Visier, sie fühlt sich ebenso angezogen von ihnen wie die Söhne von ihr - Männer- und Frauenmangel, eine Notsituation. Kajin ringt mit sich, kann sich noch mehr kontrollieren als Abel, der blind verliebt in ihre Arme taumelt. Als Chawa sich nach oben bewegt, trifft sie Chabel und die Moral ist dahin. Sie stürzen sich aufeinander und verkehren sexuell. Die Mutter-Sohn-Beziehung rutscht in Notfortpflanzung [der letzten oder ersten (?) Menschen] und Inzest ab, aus lauter Liebeshunger, kaum zu glauben, dass eine Frau so stark in Versagungsnöten sein soll. Wie hätte die Menschheitsgeschichte ablaufen müssen, hätte die Urfamilie keine Frau für die Söhne gefunden? Mit Inzest? Sehr wahrscheinlich. War das der Anfang der Menschheitsgeschichte? Diese äußerst seltene Fragestellung mag auch den Dramatiker und dessen Zuschauer 1912 beschäftigt haben. Es ist vergleichbar mit der ebenfalls krassen Frage, ob Menschen, wenn es nichts mehr zu essen gibt oder in Extremsituationen, beginnen sich gegenseitig zu töten und zu essen. Kajin beobachtet die beiden und geht wutentbrannt dazwischen, tötet seinen Bruder aus Eifersucht und Wut, schließlich kastriert er sich sehr brutal bei lebendigem Leib aus Entsetzen über sich selbst, er stirbt ebenfalls. Alles, alles ganz weit weg von Religiosität trotz anhaltender und fortlaufender Lobpreisungen. Der schöne Schein kann sich nicht halten. Chawa und Adahm finden wieder zueinander, aber die betagten Eltern sollen noch Kinder bekommen? Oder ist Chawa schwanger von Chabel? Der Anfang der Menschheit tatsächlich durch Inzest und durch Krieg und Tote in der Urfamilie?

Der Komponist nutzt in diesem Werk innovative Kompositionstechniken und schafft eine klangliche Darstellung der Entstehung bzw. Entwicklung der Menschheit, die keine gewöhnliche ist. Die Premiere "Die Ersten Menschen" im Juli 2023 in Frankfurt war eine beeindruckende Darbietung. Sie zeigte die Fähigkeiten und das Engagement der Beteiligten, von der musikalischen Leitung des scheidenden Generalmusikdirektors Sebastian Weigle über die Solisten bis zur sorgfältigen Inszenierung von Tobias Kratzer. Das Publikum erlebte ein expressionistisches Opernwerk, das sowohl in seiner musikalischen Ausführung als auch in seiner Ausgestaltung einen tiefen Eindruck hinterlässt.

Ein herausragendes Merkmal des Werkes ist die Verwendung von ungewöhnlichen Instrumenten und Klängen, um die Entwicklung der Menschheit darzustellen. Stephan nutzt beispielsweise primitive Trommeln, um die Anfänge der menschlichen Zivilisation zu repräsentieren. Diese unkonventionelle Instrumentierung verleiht dem Werk eine einzigartige Atmosphäre und zeigt Stephans kreative Herangehensweise an die Musik. Ein weiteres Highlight ist die Verwendung von Dissonanzen und atonaler Musik, um die Konflikte und Herausforderungen der Menschheit darzustellen. Stephan stellt musikalisch die Spannung zwischen Fortschritt und Rückschritt dar und spiegelt damit die menschliche Erfahrung wider. Diese Dissonanzen können als kritische Reflexion auf die Gesellschaft und ihren Zustand nach 1900 verstanden werden, in der das Werk entstanden ist, sowie übergeordnet ein menschliches Problem beschreiben. "Die Ersten Menschen" ist ein bedeutendes Werk in der Musikgeschichte, das einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der modernen Musik geleistet hat.




Originalfassung des Dramas von 1908