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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Montag, 11. Juni 2012

Anspruchsvolles von ECM: A WORCESTER LADYMASS

Trio Mediaeval
A Worcester Ladymass


Anna Maria Friman
Linn Andrea Fuglseth
Torunn 0strem Ossum


ECM 2011
                 HÖRPROBE

"A Worcester Ladymass" bedeutet eine willkommene Rückkehr für das Trio Mediaeval Oslo. Es ist ihre erste neue Aufnahme seit vier Jahren ("Folk Songs" wurde im Februar 2007 aufgenommen) sowie die erste ihrer CDs seit "Stella Maris" (2005) mit mittelalterlicher Kirchenmusik. Die Klänge wirken gewissermaßen „lieblich“, aber auch deutlich rein, kühl. Drei Frauenstimmen beschreiben die früheste Polyphonie unserer mittelalterlichen Musik - lohnend zu hören.

Auf ihrem fünften ECM New Series Album präsentieren Anna Maria Friman, Linn Andrea Fuglseth und Torunn 0strem Ossum eine Rekonstruktion einer Votivmesse zu Ehren der Jungfrau Maria, basierend auf Handschriften und Fragmenten mit Ursprung in einer englischen Benediktiner-Abtei aus dem 13. Jahrhundert. Die Mönche aus der Abtei von St Marys, Worcester, sammelten die seltenen Stücke und trugen eine ungewöhnlich hohe Zahl von einzelnen Blättern und Fragmenten zusammen. Sie hinterließen unbeschädigt bis heute mehr als 100 Lieder, in vielen verschiedenen Musikstilen. Polyphonische Lieder, um die Abläufe der Messe zu bereichern, frei komponierte, kunstvoll verflochtene Stimmen in Motetten, strenge, deklamatorische Töne.

Das Trio erhebt keinen Anspruch auf historische „Authentizität“. Die drei Frauen haben sich entschieden, das Fehlen von Originalinformationen zu nutzen, um ihre interpretatorische Leistungsfähigkeit zu zeigen. Manchmal bedeutet dies die Überbrückung der Fragmente mit neuer Musik. Da die Worcester-Messe eines Credos und eines Benedicamus Dominos entbehrt, komponierte Gavin Bryars, ein Unterstützer der Gruppe seit ihren frühesten Tagen, die entsprechenden Leerstellen neu, trotz der Tatsache, dass seine Kompositionen hörbar anders klingen würden als die umgebende Musik.

Das 1997 gegründete Trio Mediaeval entwickelte sein einzigartiges Repertoire während der intensiven Arbeit an der Hilliard Summer Festivals in England und Deutschland zwischen 1998 und 2000.
"Diese drei Frauen haben erstaunlich schöne Stimmen", schrieb Robert Levine im amerikanischen Journal „Stereophile“, "mit einzelnen Klangfarben, die sich trotzdem nahtlos vermischen ... Trio Mediaeval singt mit Gefühl, Tiefe und - ich wage es zu sagen – Seele". In anderen Medien werden die klaren und ungezwungenen Stimmen, mit herrlicher Kontrolle der Intonation sowie die musikalische Intelligenz gelobt.

Aung San Suu Kyi nimmt 21 Jahre nach der Verleihung den Friedensnobelpreis persönlich in Oslo entgegen

THE LADY - Ein geteiltes Herz

mit Michelle Yeoh, David Thewlis u.a.
Regie: Luc Besson

Szenenbild


Seit 05. April 2012 im Kino!
Die birmesische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi wird am 16. Juni 2012 endlich den Friedensnobelpreis persönlich entgegennehmen, der ihr im Jahr 1991 verliehen wurde. Die Verleihung konnte sie vielleicht vor dem Schlimmsten bewahren; nun ist sie am Ziel angekommen. Damals in ihrer Heimatstadt Rangun unter Hausarrest gesetzt, konnte sie die Zeremonie, bei der ihr Sohn die Dankesrede hielt, nur im Radio verfolgen. Für drei Tage wird Aung San Suu Kyi im Juni die norwegische Hauptstadt besuchen und kann nun im Rathaus selbst ihre Nobelpreisrede halten.
THE LADY, Luc Bessons bewegende Verfilmung von Suu Kyis Leben, wird aus diesem Anlass von vielen Kinos wieder in das aktuelle Programm aufgenommen.

Sonntag, 10. Juni 2012

Für Sie besucht: Bernd Stelters MUNDWINKEL HOCH am 5.6.2012 in Ramstein


Bernd Stelter, der jeden Mittwoch um 20:15 Uhr im "NRW-Duell" beim WDR zu sehen ist, war am 5. Juni 2012 in Ramstein im Haus des Bürgers. Seine Fans lassen ihn nicht im Stich, der Saal war voll, das Ambiente passend. Als Entree gab er eine Einführung in die Theorie der guten Laune, der Mundwinkel-hoch-Strategie, und das mit überzeugenden Zahlen. 
 
Wir denken in 9000 Bildern, darüber wickeln wir auch alle unsere Emotionen ab. Und welche Bilder sind das bitte? Eben, ein Haufen Negativbilder über die Medien, die unsere Laune wie auch die Mundwinkel runterziehen: Leid macht depressiv. Eine altbekannte Weisheit. Wer dagegen seine Software auf der Hirn-Festplatte updatet, der kommt ganz schnell in den Genuss von positiven Gefühlen und positiver Wahrnehmung. Eine leichte Übung von Stelter dazu: Mundwinkel einmal bewusst herunterziehen und in sich hineinspüren, hochziehen, und ebenfalls ... Das Resultat ist klar! Wir beeinflussen uns durch unsere Mundwinkel eklatant selbst! Die passende Lebenseinstellung dazu finden wir bei den alten Philosophen Leibniz und Voltaire, Berufsoptimisten sozusagen. Und nie vergessen: Lachen ist wie Langstreckenrudern, beides bringt enorm hohen und fast gleichen Kalorienverbrauch, wenn wir mal zwei, drei Stunden ordentlich lachen sind wir quasi von Koblenz nach Duisburg gerudert …
Lachen ist gesund. Es verbessert die Durchblutung, Cholesterin wird wie die Herzinfarktgefahr gesenkt.

Glück gibt es in vielfältigen Formen, an allen Ecken und Enden, wir können es überall einkaufen, vom Glückstee bis zum Glücksratgeber, aber Vorsicht, nicht alles funktioniert. Das Programm startete mit "Ich habe heute ärgerfrei", dann lernten wir unseren esoterischen Glückssucher mit lateinamerikanischem Mützchen und indischen Großschal kennen, der übrigens mehrmals im Programm auftaucht und leider etwas Pech auf seinem Weg hat. Zunächst ist er im Yogakurs gelandet. Sein Umdenken der Wirklichkeit: Alle Frauen gehen fremd, sagt der Pessimist, zum Glück, sagt der Optimist. Und: Meditieren ist besser als Nichtstun! Ein weiteres Rechenexempel zeigt uns den deutschen Lachnotstand, ein Kind lacht mindestens 465-mal im Jahr, ein Erwachsener 15-mal! Stelzer als Rapper und erwachsenes Straßenkind zeigt uns, warum diese Menschen nicht klarkommen können, sie leiden an Augentinnitus wegen der vielen Pfeifen überall und bekommen von Büchern Augenherpes. Unser Yoga-Man hatte mittlerweile einen Unfall, mit dem rechten Auge in eine Duftkerze mit Cappuccino-Duft gefallen. Resultat Augenklappe! Einäugigkeit eben... Besonders gelungen und beeindruckend Stelters Bemühungen um mehr Körperglück, Sexappeal ... die Fitnessmasche von Donald Burn verbrennt schon das Fett, aber nur gegen Action und viel Anstrengung!! Und die Ergebnisse oft dürftig... Ist das denn Glück?
 
 Oder das zweifelhafte Glück vom Versicherungsangestellten aus Osnabrück, dem die Normalität völlig auf den Geist geht? Nur im RTL-Reality-TV erlebt er noch was. Unser Yoga-Man taucht wieder auf - erneut verunglückt. Er rutschte glatt auf den Globuli Samuel Hahnemanns aus und brach sich den Arm. Nimmt man Schaden, wenn man sich von der herkömmlichen Medizin abwendet? Stelter ist eben nichts heilig, die homöopathische Masche muss auch dran glauben. Glücksfaktoren sind natürlich jene, die Affären wie um Wulff beenden, oder wenn Senioren mit 73 wie Gauck noch Präsident werden können. Ein sehr gelungenes Schlagerpotpourri im Stil eines Rap-Mix riss Ramstein von den Stühlen, auch der bekehrte Bauer, der zu einem normalen Sexleben zurückkehrt ... Und als der Yoga-Man dann beim Ausprobieren einer Kamasutrastellung über den Druckfehler auf S. 58 stolperte und sich noch ein Bein dazu brach war es zu spät. Nach dem Song "Ich hab drei Haare auf der Brust, ich bin ein Bär", stehende Ovationen und ein abschließendes beruhigendes Gespräch zwischen Bernd Stelter und einem durch und durch zufriedenem Publikum ... Die Akzeptanz hätte nicht besser sein können.

BRIEFE AN DIE MÄCHTIGEN DER WELT von Marita Gerwin

Einige Schüler der Klasse 9 haben Briefe verfasst, die an berühmte und einflussreiche Persönlichkeiten in aller Welt adressiert worden sind. Hier der Wortlaut der Briefe:

Jedes Jahr beschäftigen sich alle Schüler, Lehrer und Senioren-Paten der Ruth-Cohn-Schule Arnsberg mit einem gemeinsamen Projekt. In diesem Jahr befasst sich eine Arbeitsgruppe mit dem Auftrag „Briefe an die Mächtigen der Welt“ zu schreiben. Kriterien für die Auswahl der Personen, an die wir schreiben, waren folgende Überlegungen:

Ist die Person bekannt und ist ihr Wirken nachhaltig?


Wir Schüler bemühen uns täglich um die Übernahme von Verantwortung für unsere eigene Entwicklung. Das fällt uns besonders schwer, weil wir alle wegen Problemen im emotionalen und sozialen Bereich nicht auf Regelschulen gehen können. An der Ruth-Cohn-Schule bekommen wir die Unterstützung, die wir brauchen, um einen möglichst guten Schulabschluss erreichen zu können und in unserem alltäglichen Leben klar zu kommen. Nach unserem Verständnis gehören Sie zu den Mächtigen der Welt. Mächtig zu sein heißt auch Verantwortung zu tragen. Wir möchten gerne wissen:


Wie sehen Sie Ihre Verantwortung für die Jugend und nachfolgende Generationen?


Wir wären sehr stolz und froh, von Ihnen eine Antwort zu bekommen.


Briefe sind gegangen an:

Prof. Stephen Hawking
Präsident Obama
Ministerpräsident Wladimir Putin
Bill Gates
Seine Heiligkeit der Dalai Lama
Steve Jobs
Christiano Ronaldo
Linus Torvalds
Ban Ki-moon
Jimmy Wales
Her Majesty Elisabeth II
Seine Heiligkeit Papst Benedikt
Berthold Albrecht
Herta Müller
Green Day
Bundeskanzlerin Angela Merkel
Peter Maffay

Kriterien für die Auswahl waren:

Politische Entscheidungsträger, religiöse Führer, Talent und Begabung, technische und wirtschaftliche Innovation, Fähigkeiten und Professionalität

Die ersten Antworten auf die Briefe an die Mächtigen der Welt sind inzwischen eingetroffen - und es werden immer mehr! Wir fühlen uns sehr geehrt, Reaktionen von Prof.Stephen Hawking (Professor für Astrophysik und Mathematik in Cambridge), Jimmy Wales (Gründer von Wikipedia), Bill and Melinda Gates Foundation und von Dr. Angela Merkel erhalten zu haben! Zusätzlich konnten wir uns über Antworten der Vereinigten Nationen und von der englischen Queen Elisabeth II freuen. Die spannenden Antworten finden Sie auf der Homepage der Ruth-Cohn-Schule unter folgendem Link:

http://www.ruth-cohn-schule.de/schueleraktivitaete...

Quelle: www.ruth-cohn-schule.de

Samstag, 9. Juni 2012

Buchbesprechung: ZERRISSENE ERINNERUNG von Irina Scherbakowa


Irina Scherbakowa
Zerrissene Erinnerung
Der Umgang mit Stalinismus und Zweitem Weltkrieg im heutigen Russland
Reihentitel: Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts. Vorträge und Kolloquien
Bandnummer: 07
Göttingen 2010, 152 Seiten, franz. broschiert,
€ 15,00 (D), Wallstein Verlag

Aktuelle Veranstaltungen zu diesem Buch:
+ »Mit dem Verstand ist Russland nicht zu fassen«
Irina Scherbakowa, Fritz Pleitgen und Durs Grünbein im Gespräch mit Norbert Seitz Eintritt: 12 / 8,50 €
10.06.2012, um 17:00 Uhr
Neuhardenberg, Schloss Neuhardenberg, Großer Saal


+ Irina Scherbakowa nimmt als Autorin beim Internationalen Literaturfestival Berlin vom 4. bis 15. September 2012 teil.

Russlands ambivalentes und oft widersprüchliches Verhältnis im Blick auf seine Geschichte
In Russland gilt derzeit jeder kritische Blick auf die Vergangenheit schnell als Nestbeschmutzung. Wie ist es zu erklären, dass in den letzten Jahren sogar Stalin als vermeintlich »effektiver Manager« wieder salonfähig geworden ist? Was bedeutet dies für das Gedenken an den Massenterror der dreißiger Jahre, an die Schrecken des Gulag und an die Opfer zweier Diktaturen, an das Schicksal der ehemaligen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen? Welches Bild von der Vergangenheit macht sich die heutige russische Jugend? Wie steht es um den Kult des »glorreichen Sieges« im Zweiten Weltkrieg?
Diese Fragen und geschichtspolitischen Kontroversen stehen im Mittelpunkt der Essays von Irina Scherbakowa. In einem ausführlichen Gespräch gibt die russische Historikerin darüber hinaus Einblicke in ihre eigene Familienbiographie, die sie bereits in den achtziger Jahren dazu veranlasste, lebensgeschichtliche Interviews mit Opfern des Stalinismus zu führen.

Irina Scherbakowa wurde 1949 in Moskau geboren. Sie ist Historikerin, Publizistin und Übersetzerin. Ende der siebziger Jahre begann sie ihre Sammlung von Tonbandinterviews mit Opfern des Stalinismus, seit 1991 forscht sie in den Archiven des KGB. Sie ist Professorin für Zeitgeschichte in Moskau, gehört dem Kuratorium der Gedenkstätte Buchenwald in Weimar an und ist Mitglied der Menschenrechtsgesellschaft »Memorial«. 2005 wurde ihr das Verdienstkreuz am Bande verliehen.

Fantasien zur Nacht: DIE ERTRINKENDE von Erika Ott

Du kommst näher,
meine Augen fangen dich -
in Armen liegen ...

Dein Mannesstöhnen
der Schlüssel zur Türe,
unser Paradies

Hauche mir ins Ohr,
ich höre nichts anderes,
strömt in mich über...

Du greifst nach mir
den Ertrinkenden
rettet die Hüfte

Deine Hände,
gierig tasten sie mich ab
Steigern der Lust... 

(c) Erika Ott

Dichterhain: WELCHE FARBE HAT DER HIMMEL? von Ute AnneMarie Schuster

(c) Gabriele Springer "Evas Apfel"
Wer wäre ich, ließ ich verführen,
mein kleines Ich von einem Baum,
um den sich eine Schlange windet,
ich wär ein Nichts ganz ohne Traum.

Wer wäre ich, würd ich verzichten,
auf einen Apfel feuerrot,
den ich mit süß gespitzten Lippen,
Dir als gelebte Sünde bot.

Wer wäre ich, würd ich dran glauben,
dass alle Schuld beim Apfel liegt,
nur weil der Mund mit Saft sich füllte,
der sich nun auf der Zunge wiegt?

Ich wär ein Nichts ganz ohne Träume,
der selbst die Eva nicht verzeiht,
verlor sie doch das Feigenblättchen,
und trägt seit damals eignes Kleid.


© Ute AnneMarie Schuster, Weiz, Austria

Freitag, 8. Juni 2012

2012-Szenario 2: DAS SCHWARZE LOCH von Stefan Vieregg



Wenn es auftritt ist es ungeheuerlich. Wir haben keine Chance, es würde uns komplett aufsaugen. Schlimmer als alles zuvor. Der Weiße Hai ist ein Sandkörnchen dagegen. Ja, natürlich, man würde in die Tiefe gezogen, unglaublich kraftvoll, das Bein blieb vielleicht dran, auch andere Extremitäten, kein Hai würde uns wie ein Sandwich verspeisen ... oder doch? Komplettes Zerfetzen und eine Million Stücke von jedem? In 3 Sekunden verbrannt? Die Schwerkraft und Zentripetalkraft würden uns jedenfalls in einen Sog ziehen, der sich auftun würde, um uns alle tief ins Nirwana zu ziehen. 

Mit allen geliebten und ungeliebten Mitmenschen, mit meinem Radiowecker, meiner fehlenden Zierkappe, meinen Lilien und meinem Grillfass - alles wäre erledigt. Thema erledigt. Auch für die anderen. Ist ja klar. Oder werden hier Unterschiede gemacht? Das wäre die Höhe! Nein, es gibt keine Überlebenden, denn, so schlimm es klingt, es gibt keine Erde mehr, sie hätte sich quasi nach innen gestülpt und in sich aufgelöst. Die Erde würde verschwinden, komplett, nicht nur die Schiffe, die angeblich im Schwarzen Loch versanken, nie mehr auftauchten, oder Flieger, alles ...

Allerdings, wenn es käme, müsste es ja schon da sein ... oder welcher verrückte Forscher würde es schaffen, die Teilchen so zu beschleunigen, dass die Erde sich dem Schwarzen Loch anpassen würde und weg wäre? Das schafft DESY nicht, selbst wenn die Mitarbeiter wie bekloppt beschleunigten und sich selbst auf nichts reduzieren wollten. Am Horizont täte sich wohl ein riesiger Strudel auf, der wie ein Hurricaine alles drumherum erfasste und in sein Auge ziehen würde, aber weit gefehlt, nicht dalassen würde, kaputt zwar, zerstört, tot, aber wenigstens zurück. Nein, es wäre weg, weil es ja nach innen, unten oder oben völlig verschwinden würde. Wie mit einem Strohhalm würde das Nichts uns aufsaugen und vernichten. Also, es käme auf uns zu, würde rasend schnell oder auch langsam die Ränder in die Erde drumherum fräsen, schlucken, schlucken, was das Zeug hält... Das könnten wir auch noch, um die Nerven zu beruhigen, den Whiskey, Vodka, Wein, die Maß, Limo ansetzen und leeren oder eben gefasst dem Loch in den Schlund schauen, nüchtern … Bis zu einer urgewaltigen Erfassung und Beschleunigung, tot nach wenigen Metern oder fürchterlich gequält, bis wir tot wären und runtergespült, zermalmt, zu Asche verbrannt ... Ob das jetzt alles Wasser wäre? Oder mehr Steine, Bäume, Menschen, Dinge? Magmablubbern? Und alles weg! Ein Phänomen!

Egal, auch wenn in Youtube ein Livebericht dazu zu sehen ist, diese Nichtstheorie klappt nicht. Soll es bloß mal kommen, das Loch, das schwarze. Da lassen wir die Luft raus... Die kleine, echten schwarzen Löcher von atemberaubender Winzigkeit sind dagegen irgendwie sympathisch, sie kommen überall vor, machen keinem was und existieren nachweislich friedlich vor sich hin.

Dichterhain: BAUCHTANZ von Birgit Heid

(c) Viktoria Artist



















Bauchtanz

Kindliche Kaiserin leiht ihren Lächelblick,
lodernde Tücher aus goldenem Taft schwingt sie
um sich mit freudiger Geste. Arabisch die
flotte Musik und man hört einen Fotoklick.

Staunen der Herren, auch Skepsisgesichter auf
bronzenen Körper, der Schleier liegt längst schon am
Boden, die Stöckelschuhabsätze dieser femme
äußerst gefährlich. Ihr Bauchtanz ein Schlangenlauf,


wippt ihren body, spielt Ball mit den Hüften und
Busen und klatscht in die Luft. Ihr Gesichtszug ver-
liert sich – in Wehmut und Aufbruch und Heimweher-

fahrung, so lieblich, doch einsam der Sinnesgrund,
während die Hüften erzittern, die Arme ge-
breitet, ihr Busen gerichtet, der wallenden Fee…

(c) Birgit Heid, anlässlich einer Tanzdarbietung im Rahmen der Vernissage am 18.5.2012 zur Marilyn-Monroe-Ausstellung von Rainer Magold in Bad Bergzabern

Donnerstag, 7. Juni 2012

Das 50. Todesjahr Marilyn Monroes: Marilyn in der Ausstellung von Rainer Magold



Hat sich noch die halbe Welt 1962 darüber gefreut, dass Marilyn Monroe John F. Kennedy in ihrem Minutenauftritt ein erregtes "Happy Birthday, Mr. President" entgegenhauchte - die scheinbar naive Blondine war hier schon stark psychisch erkrankt und medikamentenabhängig. Elf Wochen nach dieser Szene wurde sie am 5. August tot aufgefunden! Das Kleid, das sie bei diesem Anlass trug, wurde übrigens später für eine Million Dollar versteigert.

Prominente, wie Norman Mailer oder Billy Wilder, die sie gut kannten, urteilten über sie, sie wäre zwar wahnsinnig ungebildet und naiv gewesen, aber eben klasse. Auf Hotelbriefpapier des Waldorf-Astoria schrieb sie Träume auf. In einem davon wurde sie von ihrem Schauspiellehrer und Freund Lee Strasberg operiert. Er förderte nichts zutage außer Sägemehl. Marilyn hatte ihre Mitte und Identität schon lange verloren, sie fühlte sich wie eine Puppe: "Er hatte so viel erwartet - mehr, als er sich je hatte träumen lassen bei jemand, doch nun war da absolut gar nichts."  Alle ihre Aufzeichnungen in dem 2010 erschienen "Marilyn Monroe - Tapfer lieben" sind nichts als Versuche mit dem Ruhm klarzukommen, der Einsamkeit, der Verzweiflung. Sie hinterfragt ihre Ängste, formuliert ihr Zerbrechen an den eigenen und den fremden Erwartungen, driftet in die Grenzgebiete der Psyche ab und zeigt einen Drang, sich selbst zu verstehen und den, den man liebt. Was wohl der Anlass zu ihrem Selbstmord war wird klar, wenn man sich noch einmal diesen Substanzverlust, die Eigenwahrnehmung als leere Hülle, das Vermissen von Basis und Boden vor Augen führt. Ihre Biografie, die unklare Schreibweise ihrer Namen, das häufige Wechseln der  Namen, das allmähliche Verschieben und Verlieren ihrer Identität, die Negativerfahrungen mit einem pädophil veranlagten Stiefvater in ihrer Pubertät, der die Mutter veranlasste, sie zu einer Tante zu bringen, ihre gescheiterten Ehen machen es klar, dass sie immer auf der Suche nach sich wahr, und entsetzlich erschrak, weil sie zu wenig oder nichts - eben nur sich selbst - fand.

Mit 18 notierte sie: "Wahrscheinlich kann nur jemand, der sich sehr klar und vollständig erinnert, wie er geworden ist, verstehen, was für eine objektiv-analytische Sicht ich anstrebe und dabei nur aufgeblasen klinge mit meinen eher schlichten Überlegungen." Oder: "Es ist kein Vergnügen, sich selbst gut zu kennen oder es jedenfalls zu denken - jeder braucht ein bisschen Einbildung, um an und um den Abgrund zu kommen." ...  "Warum quält mich das so? Warum fühle ich mich als Mensch weniger wert als andere?" An einer anderen Stelle: "Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir klar, es gibt keine Antworten, das Leben muss man leben, und da es vergleichsweise kurz ist - (vielleicht zu kurz - vielleicht zu lang) -, bleibt mir nur die Einsicht, es ist nicht leicht." Der Leser kann viele, viele Indizien zusammentragen, warum Marilyn trotz Erfolg kein Interesse am Weiterleben hatte.
Sie war nie eine Intellektuelle, eine Dichterin, aber eine selbstreflektierte Frau. Die Püppchenproduktion der Filmindustrie widersprach ihrem Selbstbild total, sie wollte eine eigenständige Schauspielerin sein, durfte es aber nie. Ihr Verhalten und Denken legt eine Borderline-Erkrankung nahe, über die Marilyn in ihren Notizen Witze machte, sich als "Mitglied der Anonymen Borderliner" bezeichnete. Borderline gilt als ein Krankheitsphänomen, dem zu 70 Prozent Frauen verfallen: Merkmale dieses Syndroms sind ein verzerrtes Selbstbild, starke Selbstzweifel und Aggression nach innen, bei Männern Aggression nach außen.

In den Bildern Rainer Magolds kommen all diese Dinge zur Sprache, es gibt regelrecht düstere Marilyn-Darstellungen, geheimnisvolle, abgründige, aber auch leuchtend-helle und farbenintensive. Letztere ganz so, wie es ihr Schauspiellehrer Lee Strasberg in seiner Trauerrede formulierte: „Marilyn hatte ein Leuchten - Spektralfarben aus Verlorenheit, Strahlkraft und Sehnsucht -, das sie heraushob und doch alle anzog, weil jeder an dieser kindlichen, gleichermaßen scheuen und wie lebensprühenden Unbefangenheit teilhaben wollte.“ In vielen Bildern erkennt man genau diese Aussage und betrachtet sehr ausdrucksstarke und intensiv wirkende Marilyn-Momente. Mal ist der Pin-up-Gedanke weitergeführt und interpretiert, mal die roten Lippen ganz dominant im Bild oder die blondierten Haare fast künstlich, perückenhaft.

Der Mensch hinter dem Ruhm kommt zum Vorschein, die innere Biographie der Norma Jeane Mortenson. Marylin Monroe lebte die amerikanische Legende vom  unaufhaltsamen Aufstieg des mittellosen Mädchens zum Symbol des ewig Weiblichen. Und zerbrach daran.  Rainer Magold zeigt einen warmherzigen Menschen, impulsiv und scheu, sensibel und voller Versagensangst, doch immer lebensbejahend und auf der Suche nach Erfüllung. Trotz des Lebens, das man ihr aufzwang, war sie nicht verbildet und nicht verbraucht.
In den Werken von Rainer Magold wird deutlich, dass sie nie in einer Pose erstarrte, sondern ohne Gehemmtheit, aber mit einer großen Unsicherheit mit ihren strahlenden Augen Kleidung und Accessoires völlig nebensächlich machte. Er zeigt den Menschen voller Widersprüche, Fleisch gewordene Sirene und Seiltänzerin, Femme fatale, Pin-up-Girl und naives Kind, eine zarte weiche liebenswerte Frau. Marilyn Monroe, leidenschaftlich und verzweifelt, die vor allem eins wollte: geliebt werden.

Diese 130 Bilder zu Marilyn sollten eigentlich geschlossen, wie sie sind, in ein Museum eingekauft werden, weil sie so einzigartig und toll sind. Manchmal findet man es gerade schade, dass die Bilder so viele verschiedene Besitzer weltweit finden werden und es völlig unklar ist, wann die Bilder mal wieder so zusammenkommen und wirken. Am 90., 100. Geburtstag, dem 75. oder am 100. Todestag? Zeiten, über die der Künstler und wir gar nicht nachdenken mögen ...

Der Besuch der drei Ausstellungsorte in Bad Bergzabern Haus des Gastes: "Die Frau", Südpfalztherme: "Die Legende" und Galerie A. Magold: "Manche mögens heiß" rentiert sich auf alle Fälle und inspiriert manchen zum Kauf dieser eindrucksvollen Gemälde mit gehobenem Anschaffungspreis. Noch bis 17.06.2012 kann man das Städtchen erwandern und dreimal Marilyn so stark wie nie erleben...


Fantasien zur Nacht: BLEISCHWER von Erika Ott

Bleischwer die Augen,
pulsierendes Federleicht
meines Glücks

Aus der Ferne
Denken und Nachfühlen
dieses Augenblicks

Goldene Schale
des Mondes - den Wein
der Liebe trinken

Auf dem Kissenschiff
mit dir zu neuen Ufern
Palmen finden

Saugende Küsse,
deine Zunge hat Arme -
gespreizte Beine ...

(c) Erika Ott

Neues von den Meerbewohnern: Mallorca und China

Mallorca hat viele Fans und Liebhaber, doch viel interessanter als die Frage, ob wir Mallorca mögen oder nicht, ist doch die Frage: Mögen uns die Mallorquiner? Was hält der Barmann am Ballermann von den von Alkohol und Sonne geröteten Strandurlaubern? Und zeigt der Gärtner Verständnis für das seltene Nutzen der Finca durch die Eppendorfer Zahnarztfamilie? Und was denkt der singende und tanzende Entertainer in der Bar wirklich über seine Zuhörerinnen?  Auch im Heft: Gänzlich ohne Magie, aber höchst interessant und exotisch zeigt sich die Küste Chinas. mare zeigt auf 17 Seiten Tausende Kilometer Unbekanntes – Meereslandschaften, die der junge chinesische Fotograf Zhang Xiao in einem preisgekrönten Langzeitprojekt dokumentiert, und mare-Autor Justus Krüger, profunder Chinakenner mit Wohnsitz in Hongkong, erklärt anschaulich, warum das "blaue", das maritime China einst so wichtig war und heute wieder Hoffnung ist.

Mittwoch, 6. Juni 2012

Für Sie besucht: WEIBER WEIBER - KLIMAWANDEL in Bad Bergzabern

Letzten Samstag im Haus des Gastes in Bad Bergzabern: die sehr überzeugende und unterhaltsame Frauencrew "Weiber Weiber"  unter der Springmaus-Regie von Bill Mockridge mit ihrem Programm "Klimawandel". Das Publikum tobt, die Frauen sind begeistert, endlich mal mit Schmackes zum Thema "Wechseljahre". Die Weiber sind denn noch mal eine Nummer härter als Gayle Tufts, die alleine natürlich nicht packen kann, was sechs Frauen auf die Bühne bringen... Die Darstellergruppe setzt sich zusammen aus Ariane Baumgartner, Pianistin, Sängerin und Songwriterin, Sonja Nickenig, Musikerin und Songwriterin an den Drums, die beiden sorgen für die musikalische Umrahmung der Sketche - ferner Claudia Gorzalka, ausgebildete Sängerin, Vortragssprecherin, Chorleitung und Regie, Elsie Nabu, Rocksängerin und Schauspielerin, Elke Schlimbach, Gesang und Schauspiel, Susanne Flury, Schauspielerin, Sängerin und Rundfunksprecherin. 

Typisch Weiber, könnte man sagen ... am Wühltisch geht's los, Witzeleien über die Dessous der Jetztzeit und Vergangenheit, die Dickste (Anne) aus Köln schaut nach den knappsten Dessous, es wird gefrozzelt und Praktiken ausgetauscht, Manuela aus Berlin gesellt sich dazu, Frau Dr. Matern tritt auf und Sibylle. Das Thema ist klar, man muss nur dezent das Alter der Damen betrachten: die Wechseljahre. Es wird bestätigt durch Einwürfe wie "Bei mir ist immer Hochsommer" oder Diagnose "vegetative Dystonie" bei Frau Dr. Mit einer Liedpersiflage - überhaupt ein Stilmittel von Mockridge - zu Peter Maffays "Über 7 Brücken musst du gehn" geht es zu "Manchmal ist mir kalt, und manchmal heiß..." Eine Harndrang-Szene auf der Damentoilette, die Damen schminken sich gerade vor dem Spiegel Richtung Publikum, sorgt für die Fortsetzung. Manuela ruft eine Botox-Party aus, das Antifalten-Schlangengift, das doch noch manche für "halogene Pilze" halten.
Das Ende vom Lied: Die Ladys sind schwer lädiert durch die typischen Botox-Lähmungen: "Wer hat mein Lid so zerstört", "Wer hat meinen Mund so ruiniert", frei nach Daliah Lavi, und Frau Dr. hält einen Vortrag bei der Winzerinnengenossenschaft, während dem sie anfängt Wallungen zu bekommen und gleichzeitig mit gelähmtem Augenlid kämpft. Der Song "Fever" wird zu "Hitze" und "Wer hat bloß die Heizung angemacht" ... 


In einer weiteren Szene sinniert Frau Dr. über ihr Liebesleben, im stillen Kämmerlein wird sie die männerverzehrende Erotikerin, die Pferde gehen durch: "I can't get no satisfaction" .... Die Beziehungsmodelle der Damen werden beleuchtet: Manuela hat sich einen 25-Jährigen nebenher angelacht, weil der Ehemann so gut wie ausfällt, Annes Winfried, Beamter und Bastler, wohnt mehr im Keller, Zärtlichkeiten alle paar Wochen, Sibylles Heiner ist viel unterwegs, feiert aber angeblich immer schön den Geburtstag mit ihr, mit einem Ritual, sonst bleibt nur der Massagestab aus dem Erotikshop. Und Fr. Dr. Matern in Bonn hat ihr festes Wochenende mit ihrem Konrad aus Hamburg eingeplant. Als Sibylle dann 63 wird, versteht der Zuschauer, dass alles nur Lüge ist, Heiner sagt den Geburtstag nämlich ab ... weil er wie immer mit seiner Chefsekretärin Urlaub macht. Einziger Garant von Stabilität sind die Frauenfreundschaften, der Rest - gerade Männer - ist sehr vage.

Zellulite und Altenpflege beschäftigen die Frauen natürlich auch, der Moselausflug ist damit belastet. Das Leben ändert sich bei allen, Sibylles Heiner will sich scheiden lassen, Konrad will seine Frau Dr. heiraten, was diese wegen der Nähe besonders erschreckt, und nur noch über den Ehevertrag nachdenkt, Anne hat sich ihren Bofrost-Mann als Lover zugelegt und Manuela hat sich befreit, ist ausgezogen. Dennoch bleibt auch die Wehmut erhalten, Manuela vermisst weinend ihre Familie. Frau Dr. hilft Sibylle wie eine sozialistische Funktionärin gekleidet und aufmarschierend bei der Scheidungsvorbereitung ... Beim Heiratstermin der Frau Dr. tauchen alle wieder auf, die Karten sind neu gemischt: Manuela will keinen Mann mehr, zieht zu Isabelle mit Haus und 3 Kindern, Sibylle und Heiner haben sich wieder versöhnt und sind kurzzeitig verreist ... Anne steuert einen Wellness-Urlaub an, den ihr Bofrost-Mann als bester Mitarbeiter des Monats gewonnen hat. Mit neuer Zuversicht haben die Weiber einen neuen Lebensabschnitt begonnen.
 

Das Publikum ließ erst nach einer Zugabe das Team ziehen. Ein Saalfüller mit spritzigen Darstellerinnen und hintersinnigem Witz.

Dichterhain: STERBLICH von Birgit Burkey


Sterblich
 
Die Nacht ist noch jung,
mein Leben scheint gelebt,
die letzten Tage blinken
am Kalender der Gezeiten.
Abschied nehme ich gerne,
warum der Erde nachtrauern,
wenn ein Stern mich lockt?

Vergiss die Tränen, wenn ein Licht für dich erstrahlt.

© Birgit Burkey, Ramstein, 2012, www.rsd-radio.com

Skurriles: HALBSCHLAF von Walter Brusius

(c) Carsta Schinkels

Halbschlaf




Es war wie auf einem Gemälde von Goya, als sie hinten in leichtem Gang an der Rosenhecke entlang kam, ganz in Weiß gekleidet, mit Schirm und Hut. 
Es war Sofia Loren, die Frau und Gattin von Sven Loren, ein Arzt, der aber sein Vermögen mit Reifenventilen gemacht hat. Er hat auch in mehrjähriger Arbeit die Methode des Halbschlafs entwickelt, das heißt, er schließt ein Auge, und kann die zum geschlossenen Auge diagonal quer versetzte entsprechende Hirnhälfte zum Einschlafen bringen, und so, nur mit einem Auge und nur mit einer Hirnhälfte beobachtet er das Leben ringsum. Nach etwa 10 Minuten wechselt er. Er ruht und arbeitet zugleich, denn in diesem Zustand des Halbschlafs ist er noch zu einfachen Tätigkeiten fähig, wie aus dem Fenster schauen, den Hund ausführen oder den Anrufbeantworter abhören. 
Er, Loren, hält auch Vorträge an unserer hiesigen Volkshochschule. Doch obwohl ich schon circa 18 seiner nicht gerade preiswerten Seminare besucht habe, beherrsche ich die Technik noch immer sehr unvollkommen. 

(C) Walter Brusius 

Der Autor
Walter Brusius arbeitet und lebt seit 1982 in Bad Kreuznach als freischaffender Maler und unterhält dort ein Atelier. 
Mehr Informationen siehe PORTRAITS
 

Dienstag, 5. Juni 2012

Buchbesprechung: HEILEN DURCH ERKENNTNIS von Andreas Winter

Ein neunjähriges Mädchen liest seiner Mutter ein paar Fragen vom Blatt vor; wenig später verschwinden deren chronische Fußschmerzen.
Ein Student unterhält sich in einer Kneipe mit seinem Freund über dessen Migräne; die Kopfschmerzen bleiben daraufhin aus.
Ein Blumenhändler schreibt eine kurze E-Mail an eine ihm fremde Frau; schlagartig ist diese von ihrer Eiweißallergie geheilt.
Offenbar haben bestimmte Fragen und Aussagen das Potenzial, langjährige Blockaden und Symptome im Nu aufzulösen.
Wunderheilung? „Nein, angewandte moderne Tiefenpsychologie“, sagt Diplom-Pädagoge Andreas Winter. „Psychologie ist kein Elfenbeinturm und Psychotherapie ist kein heiliger Gral. Wir alle haben eine Psyche, wir alle können mit dem richtigen Grundverständnis hilfreich psychologisch arbeiten“, davon ist der Autor überzeugt. Und der Erfolg gibt ihm Recht: Hunderte von Winter geschulte, psychologisch interessierte Laien und natürlich auch Profis bekämpfen Symptome wie Übergewicht, Allergien, Neurodermitis, Phobien und sogar Borderline-Störungen in Rekordzeit. Durch das bloße Bewusstmachen frühkindlicher Ursachen und das Vermitteln der intelligenten Logik eines Symptoms verändern sich plötzlich Empfindungs- und Verhaltensmuster der Klienten – und somit deren Beschwerden.


Interview mit dem Autor:
Am Anfang Ihres Buches sprechen Sie von der verblüffenden Erfahrung, die Sie bereits als Pädagogik-Student machten: Chronische Krankheiten lassen sich demnach durch eine Erkenntnis heilen. Was brachte Sie zu dieser Erkenntnis? 


Winter: Mit großer Spannung las ich Bücher über die machbaren Erfolge durch Suggestionen in Hypnose. Die Beschleunigung von Wundheilung, Beseitigung von Schmerzen, Hautproblemen und Übergewicht, einfach alles schien möglich. Ermutigt durch die bestehende Literatur begann ich meine eigenen Erfahrungen zu sammeln und siehe da – es stimmte. Zunächst arbeitete ich viel mit Menschen, die Phobien, Übergewicht oder das Rauchen loswerden wollten. Später kamen Menschen zu mir, die durch chronischen Stress organische Krankheiten bekommen hatten. Die Heilung geschieht dabei selbstverständlich nicht durch mich, sondern ganz allein dadurch, dass der Stressauslöser als unschädlich wahrgenommen wird. 

In „Heilen durch Erkenntnis“ beschreiben Sie unter anderem Ihren beruflichen Werdegang und die Einflüsse, die auf die Entwicklung Ihres Ansatzes einwirkten. Welche psychologischen, philosophischen oder therapeutischen Ideen haben Sie besonders geprägt?
 
Winter: Die Ansätze von Alfred Adler, eines Pioniers der Individualpsychologie, haben mich besonders beeindruckt. Adler beschreibt als erster, welche Folgen frühkindliche Traumatisierungen auf das Verhaltensmuster von Erwachsenen haben. Das leuchtete mir damals sehr ein. Auch Milton Erickson, der amerikanische Reformator der Hypnosetherapie, inspirierte mich sehr, weil er nicht mit direkten hypnotischen Befehlen und Suggestionen arbeitet, sondern mehr mit Überzeugung, Erkenntnissen und Schlussfolgerungen.

Ihr methodischer Ansatz ist äußerst erfolgreich, aber ungewohnt einfach. Geraten Sie da nicht auch in Konflikt mit Fachkollegen oder Schulmedizinern?

Winter: Nein, ganz im Gegenteil! Meine Ausbildungen werden besucht von Heilpraktikern, Allgemeinmedizinern, Psychotherapeuten und sogar Angehörigen der Pharmaindustrie! Ich ernte sehr viel Zuspruch bei all denen, die mit meinem Ansatz gute Erfahrungen machen konnten. Allerdings gehört schon eine Portion ideologische Offenheit dazu zu begreifen, dass unsere Symptome meist stressbedingt sind. Stress ist hier zu verstehen als erhöhter Anpassungsdruck, und der einzige Stressauslöser ist Unfreiwilligkeit: Alles, was Sie unfreiwillig tun oder womit Sie in Dissonanz, in Widerstand treten, sorgt für Stress. Dieses Ungleichgewicht zwischen Wollen und Sollen lässt chemische Botenstoffe, die Stresshormone, im Körper ausschütten und das wiederum kann auf lange Sicht den Körper schädigen. Die Erkenntnis der eigentlichen Stressursachen aber führt zu einer emotionalen Neubewertung der wahrgenommenen Reize und baut den Stress ab – die Symptome verschwinden, Krankheiten heilen.

Im allgemeinen Verständnis von Medizin herrscht die Annahme, dass eine wirkliche Heilung unwahrscheinlich, wenn nicht sogar unerwünscht ist. Wie kam es zu dieser pessimistischen Grundhaltung der heutigen Hippokrates-Nachfolger und was sind die Konsequenzen dieser Auffassung?

Winter: Das ist eine gute Frage. Meiner Meinung nach begann es in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, einhergehend mit der europäischen Industrialisierung, dass die bis dato recht vielversprechende, aber noch komplizierte und langwierige Psychotherapie plötzlich durch schnelle Medikamentengabe verdrängt wurde. Es war der Druck der Leistungsgesellschaft, der eine rasche Symptomunterdrückung dem Lösen der Krankheitsursachen vorzog, damit Arbeiter schnell wieder einsatzklar waren. Hieraus entwickelte sich eine bedingungslose Medizingläubigkeit, die von der Medizinindustrie, speziell der Pharmaindustrie, leicht auszunutzen war und auch ausgenutzt wurde: Man suggeriere den Menschen, sie seien ursachenlos krank, und verschreibe ihnen das Gegenmittel, ohne tatsächlich zu heilen. Dieses Gegenmittel wird so gestaltet, dass es Nebenwirkungen hat, gegen die man ebenfalls Medikamente verschreiben kann. In diesem Sinne werden an den Universitäten weltweit Mediziner ausgebildet, die einer echten Krankheitsursache machtlos gegenüberstehen und somit Heilen für unmöglich halten. Das dauerhafte Verschieben  von Symptomen ist zu einem lukrativen Perpetuum Mobile geworden. Die Leidtragenden sind jedoch nicht nur die Patienten, die sich in lebenslanger medizinischer Abhängigkeit befinden, sondern auch all unsere moralisch integren Ärzte, denen der therapeutische Erfolg verwehrt wird und deren einstige Berufsmotivation, Menschen zu heilen, ad absurdum geführt wird. Es wird also höchste Zeit, dass ein Arzt wieder wirklich heilt, schnell und dauerhaft, damit etwas zurechtgerückt wird, das vor etwa 100 Jahren aus industriellen Interessen heraus ver-rückt wurde.

Regelmäßig wird vor epidemieähnlichen Erkrankungen oder krebserregenden Nahrungsmittelzusätzen gewarnt und zu Impfungen oder Vorsorgeuntersuchungen aufgerufen. Woran liegt es, dass der Mensch trotz dieser vermeintlichen Gefahren noch nicht ausgestorben ist, und was macht uns wirklich krank?

Winter: Wir werden nicht einfach krank, nur weil irgendwo ein Bakterium herumschwirrt. Das kann jeder Mensch an sich selbst beweisen, denn unsere Umgebung ist stets voller Bakterien. Jede Banknote trägt Millionen von Keimen, doch erzeugen diese beim Geldzählen keine Infektionen! In grauer Vorzeit war unser Lebensraum sicherlich ebenfalls keineswegs steril. Wir müssen also schauen: Warum werden einige Menschen krank, während andere gesund bleiben? Stresshormone schwächen aufgrund ihrer blockierenden Eigenschaft den Körper. Ist der Körper abwehrschwach, kann er selbst die geringsten Belastungen nicht verkraften. Fühlt sich ein Mensch jedoch abwehrstark, so können ihm Bakterien und Viren nicht ohne Weiteres schaden. Der Unterschied zwischen dem Gesunden und dem Kranken liegt in der Fähigkeit, mit „Feinden“, also Erregern, Giften usw., gut umgehen zu können. Stress macht den Unterschied, sage ich – und Stress lässt sich durch bestimmte Techniken dauerhaft auflösen. Eine dieser Techniken beschreibe ich in meinem Buch.

Vielen Betroffenen konnte „Erkenntnis“ zur „Heilung“ verhelfen. Woran erkennt ein Arzt oder Therapeut, wann dieser Ansatz noch greift und wann schulmedizinische Unterstützung notwendig ist?

Winter: Wenn eine organische Funktionsstörung ganz klar somatischen Ursprungs ist, etwa der Körper durch Gifte, Strahlung, Druck, Verletzung oder Ähnliches geschädigt ist bzw. sich bereits durch seine Symptome in akuter Gefahr befindet, dann brauchen wir kurative Maßnahmen eines Arztes. Wir brauchen Blutkonserven, Knochenschienen, Gegengifte, Elektrolyte oder Chirurgie, damit der Mensch wieder gesunden kann. Wenn aber ein Symptom ohne somatische Ursache entsteht und zudem dauerhaft auftaucht, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass nicht der Körper die Problemstelle ist, sondern zugrundeliegende Ängste, also Gedankenmuster, welche die Ausschüttung von Stresshormonen begünstigen. In solchen Fällen brauchen wir nur zu schauen: Was hat den Menschen krank gemacht und was braucht er, damit er wieder gesund wird? Ich halte es für völlig in Ordnung, wenn Akutmedizin angewendet wird, um einem Menschen zu helfen, wieder aufnahmefähig zu sein. Ob Kopfschmerztablette oder Hustenlöser, Beruhigungsmittel oder Vitamine – alles ist in Ordnung, solange man damit nicht dauerhaft arbeitet und auch niemandem einredet, von der Einnahme hänge seine Gesundheit ab. Wenn der Krankheitsverlauf nicht linear ist, sondern Ausnahmen zeigt, ist das meist ein Hinweis auf eine psychosomatische Angelegenheit. Ein gebrochenes Bein ist nicht zwischendurch für einen Tag heil, am nächsten wieder verletzt. Bei Asthma oder Allergien dagegen treten durchaus solche Unregelmäßigkeiten auf – ein klares Anzeichen für Psychosomatik: Hier ist das Symptom nur eine Folge von bestimmten angstmotivierten und stressbedingten Stoffwechselvorgängen.

Viele der in Ihren Büchern vorgestellten Fallbeispiele beruhen auf traumatischen Erfahrungen in der frühen Kindheit, die zu einem unbewussten Fehlverhalten führen. Wie kann man diese angstbasierten Verhaltensmuster vermeiden und damit spätere Erkrankungen verhindern?

Winter: Die kurze Antwort lautet: Bevormunden und ängstigen wir unsere Kinder nicht! Kinder brauchen das Gefühl, dass sie ein emotionales Zuhause haben, in welchem sie sicher sind. Jedes Problem sollte eine Lösung haben und vor allem: Nicht die Eltern dürfen der Problemlieferant sein. Erwartungsdruck und Überforderung viel zu unreifer Eltern sind die eigentliche Gefahr in unserer Gesellschaft. Die ausführliche Antwort finden Sie in meinem letzten Buch „Zu viel Erziehung schadet!“. Mein neues Buch zeigt, wie man diese Schäden wieder repariert.  

Das Coaching nach Ihrem tiefenpsychologischen Ansatz beruht auf der Entkopplung von unterbewussten Symptomauslösern. Kann jeder diese Technik erlernen und was muss man mitbringen, um als Coach oder Gesundheitsberater erfolgreich zu sein?

Winter: Diesen Ansatz kann jeder begreifen, der Lösungen für Probleme sucht und bereit ist, seine bisherige medizinische Ideologie in Frage zu stellen. Die Technik lässt sich ebenso leicht erlernen, jedoch braucht man, um erfolgreich damit zu arbeiten, entweder einen wirklich reflektierten Patienten, der mitdenkt, versteht und umsetzt, was man ihm darlegt, oder eine Menge didaktisches Geschick und Überzeugungskraft. Das nötige psychologische Grundwissen und die Analysetechnik lassen sich schnell vermitteln.

Dichterhain multimedial: DENKMALPFLEGE von Anner Griem





Wir opfern, um opfernd zu gedenken!

"Sobald das Unmenschliche sich manifestiert, wird es Teil des Menschlichen."
Jean-Paul Sartre

(c) Anner Griem, Cannobio

Historische Karten und was sie heute noch wert sind

Kartografie wird definiert als die Wissenschaft und Technik zur Darstellung der Erde in unterschiedlichen Karten. Dass Kartografie aber noch viel mehr ist sehen Sie hier: Nicht nur sind antiquarische Karten wahre Kunstwerke, auch geben sie Auskunft über den Entdeckerdrang der Menschen und historische Entwicklungen. Durch das Kartografieren erhält man einen Überblick über die Welt und ordnet neue Entdeckungen ein.
Besonders an historischen Karten kann man daher gut die Veränderung der Weltbilder beobachten und den Zuwachs an Erkenntnissen über den Rest der Welt verfolgen. Diese historischen Karten entstanden zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert und sind eine wertvolle Quelle zum Beispiel für die historische Geografie.


Seekarten
Seekarte Gibraltar
Seekarte Gibraltar
Von 1695 
1.200 €

Küste von Spanien und Portugal
Küste von Spanien und Portugal
Von 1675 
1.000 €


 


Küste Norwegens
Küste NorwegensVon 1660 
800 €



Montag, 4. Juni 2012

Buchbesprechung: MORGENS 15:30 UHR IN DEUTSCHLAND von David Werker



Morgens 15:30 Uhr in Deutschland
Handbuch für aufgeweckte Studenten
Von David Werker
München 2010, 192 Seiten, kartoniert,
€ 9,95 (D), Langenscheidt

Aller Studienanfang ist schwer! Deshalb entschlüsselt Dauerstudent David Werker die großen Rätsel des Unialltags: Wie lebe ich mit 86 Euro monatlich wie Gott in Frankfurt? Wie reagiert die Traumfrau auf "echtes" Gruscheln in der Mensa? Und mit welchen Tricks wird in einer Stunde aus einem Zwei-Seiten-Wikipedia-Artikel eine 40-Seiten-Hausarbeit?

David Werker lässt sich mit Germanistik ein, das ist auch das einzige, was möglich war, denn dabei hat er die größtmöglichen Freiheiten. Das Wortfeuerwerk, das David Werker in seinem Buch wie zuvor auf der Comedy-CD abschießt, gibt der Studentengeneration 2.0 in Buchform und als Applikation für iPhone/iPad/iPod Touch die notwendigen Tipps, Tricks und Infos zur Hand, damit nicht nur Facebook, sondern auch Hörsaal, Mensa und Bibliothek zu einigermaßen vertrauten Räumen werden. Natürlich gibt es diesen Typus, dessen wissenschaftlicher Hunger unstillbar ist, doch der Großteil der Studenten will: leben und feiern! Schließlich ist der Campus, so der 25-jährige Autor, das Sammelbecken der großen Gefühle – und die beste Kontaktbörse überhaupt. Damit die Studentenzeit zur mehrjährigen Fortsetzung der Abifeier wird, gilt es, bürokratischen Fallstricken und natürlichen Feinden geschickt zu begegnen. Sonst landet man am Ende freudlos an der FH Hodenhagen oder mitten in einem WG-Alptraum.
 
Werker weiß, aller Studienanfang ist schwer: Kaum dem Nest entschlüpft, wird der Studierende mit dem gemeinen Wicht Numerus Clausus konfrontiert, mit der ZVS (Zentrale Vernichtungsstelle von Studententräumen) oder der GEZ. Der Weg zur ersten Million wird blockiert von lästigen Hürden wie Studiengebühren oder Stadtwerken. Und jeder Wunsch nach schnuckeligen ersten eigenen 4-Wänden wird durch den Quadratmeterpreis im Keim erstickt und es bleibt lediglich die Wohnungssuche à la Nullsternekategorie. Doch auch hier gilt es den Mottos des Handbuchs zu folgen, und „für 120 Euro wohnen wie Gott in Frankfurt“. David Werkers Beobachtungen zielen messerscharf auf den Unibetrieb ab und haben alle widrigen Begleitumstände des heutigen Studentendaseins voll im Blick. Als da wären: mies bezahlte Nebenjobs und ausbeuterische Praktika, hinterhältige Abgabetermine und gescheiterte Aufrissversuche, Prüfungsstress und kulinarische Tiefflüge mit der Allzweckwaffe Ketchup.

Werkers Typologie „Klapp den Kragen hoch, und ich sage dir, was du studierst“ nimmt geföhnt-gestriegelte BWLer unter die Lupe, Naturburschen aus der Sozialpädagogik, Maschbauern, Nerds, Sportstudenten oder Uni-Opas. Ganz zu schweigen von den Profs, von denen einige mehr einem verkappten Entertainer gleichen. Die Kunst, das Studium 2.0 zu meistern, liegt am Ende darin, in zweieinhalb Stunden eine 40-Seiten-Hausarbeit zusammen zu frickeln (Wikipedia und die praktische Copy-Paste-Tastenkombination machen es möglich!) Wer selbst am kreativen Umgang mit den Urheberrechten und den vielen Überlebenstricks aus der Werker'schen Ideenschmiede an einer langen studentischen Karriere scheitert – dem bleibt ja heute immer noch der Einzug in den Big Brother Container, das Dschungelcamp oder DSDS ...