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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Donnerstag, 22. März 2018

Müllgeografie: Wo in Deutschland werden die größten Müllberge produziert?

Studie von 03.08.2017: 200 Kommunen im Müllvergleich / Deutschlands Müllhochburgen: 347 kg Hausmüll pro Einwohner in Bremerhaven / nur 86 kg in Konstanz / Studie belegt: Armut verursacht mehr Müll

Kürzlich machte eine Mini-Insel im Pazifik weltweit Schlagzeilen. Henderson Island, hieß es, sei weltweit der Ort mit der größten Müll-Ansammlung. 99,8 % der Müllberge bestünden dort aus kaum abbaubaren Kunststoffen. Gigantische 38 Millionen Stück Müll lägen an Stränden und auf der restlichen Insel. Täglich würden 13.000 Teile Müll neu angeschwemmt. Doch benötigt es keinen Blick zum Pazifik, um zu sehen: Die Menschheit hat ein dramatisches Müllproblem. Auch in Deutschland. 

In welchen Städten die Deutschen den meisten Müll produzieren und wo am wenigsten, das schaute sich das Preis- und Produktvergleichsportal billiger.de in einer Studie einmal näher an. Dafür wurden 200 deutsche Städte sowie alle 16 Bundesländer für das Jahr 2015 unter die Lupe genommen (aktuellere Daten lagen zum Erhebungszeitpunkt für ganz Deutschland noch nicht vor). Das Studien-Team interessierte:

Wo sind Deutschlands Müllhochburgen? 
Wo sind Deutschlands Bürger mit Abfall besonders sparsam und umweltschonend, produzieren also wenig nicht recyclebaren Müll?


Fakt ist: Die Deutschen gehören zu den Weltmeistern im Müllproduzieren – nicht nur in Europa, sondern im weltweiten Vergleich. Jede Sekunde werden zwischen Flensburg und Garmisch, Görlitz und Aachen, Saarbrücken und Rügen beispielsweise 89 Einwegbecher für Coffee-to-go oder Softdrinks weggeworfen. Umweltschutz? Kaum einen juckt‘s scheinbar. 

Weiteres Beispiel: Jahr für Jahr wandern drei Milliarden Kaffeekapseln in deutsche Mülltonnen.Jeder Deutsche produziert jährlich bis zu einer halben Tonne Müll – genau genommen gut 455 Kilogramm (kg) Haushaltsabfall.

Fast die Hälfte des 455 kg Haushaltsabfalls den jeder Deutsche im Jahr produziert, ist mit rund 188kg der Haus- und Sperrmüll. Die andere Hälfte sind recyclebare Wertstoffe wie Glas, Papier, Verpackungen und Bioabfall und Sondermüll. Die schiere Menge zeigt: Mülltrennung lohnt sich der Umwelt zuliebe.

Hochburgen im Haus- und Sperrmüll
Die Studie kommt zu dem Ergebnis: Deutschlands schlimmste Hausmüllhochburg ist Bremerhaven. Fast 39.600 Tonnen Hausmüll wurden im Jahr 2015 im Rahmen der öffentlich-rechtlichen Abfallentsorgung hier eingesammelt. Das sind statistisch betrachtet sage und schreibe 347 kg Restmüll pro Einwohner. Dies liegt kräftige 76 % über dem Studiendurchschnitt der anderen 199 untersuchten Kommunen (Ø 197 kg). 

Doch das ist nicht das Ende der Müllberge in Bremerhaven: Würde man auch den Bio- und Wertstoffabfall in Bremerhaven hinzurechnen, sähe die Rechnung so aus: 70 % für die Restmülltonne, 30 % Bio- und Recycle-Abfall. Das ergibt einen Gesamtmüllberg pro Kopf in Bremerhaven von 498 kg an Haushaltsabfall. 

Auf dem zweiten Platz der Müllhochburgen in Deutschland landet die Stadt Bottrop. Jeder Einwohner der Kommune produzierte durchschnittlich 340 kg Restmüll. Das liegt 73 % über dem Städtedurchschnitt. Alleine der Hausmüll von Bottrop, auch als Restmüll bezeichnet, macht in der Stadt an der Grenze zu Essen 53 % vom Gesamtmüllaufkommen aus.

Weitere „Hausmüllhochburgen“ sind: Neumünster (329 kg pro Einwohner), Bamberg (318 kg pro Einwohner), Krefeld (308 kg pro Einwohner), Herne (307 kg pro Einwohner), Oberhausen (306 kg pro Einwohner), Köln (306 kg pro Einwohner), Solingen (303 kg pro Einwohner), Gelsenkirchen (296 kg pro Einwohner) und Hagen (291 kg pro Einwohner). Auffällig: Von den 127 als Hausmüllhochburgen ermittelten Städten kommen allein 34 aus NRW. Mit Abstand folgen Bayern, Niedersachsen und weitere Bundesländer.

Hausmüll-Vermeider
Auch das fällt in der Studie auf: Viel Hausmüll ist nicht unbedingt ein Problem von anonymen Großstädten. Dies zeigt der Blick nach Coburg. Die fränkische SPD-geführte Stadt hat im Städte-Vergleich mit die wenigsten Einwohner, ist aber mit 259 kg Restmüll pro Kopf im Ranking ganz klar im roten Bereich. Grund: Hier kloppen die Bürger im Schnitt 32 % mehr Hausmüll in die Tonnen als im Studien-Durchschnitt.

Nach Erkenntnis der Studienmacher ist der Landkreis Konstanz mit nur 86 kg Haus- bzw. Restmüll pro Kopf und Jahr die „Müllvermeider“-Hauptstadt Deutschlands. Damit liegt die Bodensee-Region 56 % unter dem Städtevergleichs-Schnitt. Das bedeutet, dass die Einwohner – statistisch betrachtet – nur rund 230 Gramm Hausmüll pro Tag produzieren. In Deutschlands Umweltverschmutzungs-Hauptstadt Bremerhaven ist es mit fast einem Kilogramm pro Tag deutlich mehr.

Folgerichtig macht die Hausmüllquote im Kreis Konstanz nur ganze 29 % am gesamten Abfallaufkommen aus. Die Zahlen lassen die Vermutung zu, dass die Bürger am Bodensee grundsätzlich weniger Müll machen, und diesen dann auch noch sehr vorbildlich trennen.

Ebenso gründlich in der Müllvermeidung ist der Landkreis Rastatt. Jeder Einwohner verbuchte dort im Schnitt nur 91 kg Haus- und Sperrmüll. Das liegt 54 % unter dem Durchschnitt der 200 untersuchten Städte. Absolut auf alle Einwohner gerechnet entspricht dies der Menge von jährlich 20.745 Tonnen Restmüll. Im Jahr 2004 waren es noch 21.698 Tonnen.

Ähnlich der Kreis Garmisch-Partenkirchen: Im Werdenfelser Land kommt man nur auf 98 kg Restmüll je Einwohner. Das liegt 50 % unter dem Städtedurchschnitt und bedeutet, dass die Einwohner des Kreises gemeinsam nur 8.545 Tonnen Restmüll produzieren.

Auch Hamburger und Berliner produzieren auffällig viel Müll
Betrachtet man nicht nur die Städteebene, sondern auch die Bundesland-Ebene, kommt die Studie zum Ergebnis: Die Stadtstaaten Hamburg (279 kg Müll pro Einwohner) und Berlin (247 kg Müll pro Einwohner) zählen auch im Bundes-Müll-Vergleich der Länder zu den Umweltsündern (Tabellen berücksichtigen).

Ebenfalls wenig rühmlich ist der Stadtstaat Bremen mit 225 kg Restmüll pro Einwohner im Jahr. Aber auch Schleswig-Holstein (230 kg pro Einwohner) und Mecklenburg-Vorpommern (228 kg pro Einwohner) sind im roten Bereich.

In Summe betrachtet befindet sich alles im „grünen Bereich“ in Baden-Württemberg und Sachsen. Im schwäbisch-badischen Ländle kommt man auf durchschnittlich nur 141 kg Restmüll pro Einwohner. In Sachsen auf 148 kg Restmüll pro Einwohner. 

Den Studienmachern ist bewusst, dass die Müllmengen der Kommunen u.a. durch die unterschiedlichen Abfallsatzungen und die Abfalllogistik (öffentlich-rechtlich oder privat) beeinflusst werden. Auch kann es sein, dass Kleinbetriebe ihren Firmenabfall über den privaten Weg des Haus- und Sperrmülls entsorgen. Allgemein ist auch zu beachten, dass in Urlaubs- und Tourismusregionen ein Teil der Müllmenge von den Tagesgästen und Urlaubern stammt.

Studiendesign und Müllarten:
1. Zum Haus- und Sperrmüll gehören: Hausmüll und hausmüllähnliche Gewerbeabfälle. Sie werden gemeinsam über die öffentliche Müllabfuhr eingesammelt. Sperrmüll sind haushaltsübliche Gegenstände, die aufgrund von Größe und Gewicht nicht in die Restmülltonnen passen und für welche es keine anderen Entsorgungsmöglichkeiten gibt.
2. Unter einem getrennt erfassten organischen Abfall versteht man: Abfälle aus der Biotonne. Abbaubare Garten- und Parkabfälle, getrennt erfasste organische Abfälle, wie Garten- u. Parkabfälle, einschl. Friedhofsabfälle.
3. Getrennt erfasste Wertstoffe: Zur Verwertung geeignete Abfälle, die getrennt vom Hausmüll (Restmüll) und Sperrmüll in eigens dafür vorgesehenen Sammelbehältern (z. B. gelbe Tonnen/Säcke) eingesammelt oder an entsprechende Sammelstellen (z. B. Wertstoffhöfe) angeliefert werden. Dazu gehören z.B.: Glas, Papier, Pappe, Karton, Metalle, Holz, Kunststoffe und Textilien.

Quellen:
Die Studie beruht auf Recherchen durch das Studien-Team von billiger.de mit Stand 03.04.2017. Alle Angaben sind nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert. Allerdings können wir rechtlich keine Gewähr übernehmen. Die Berechnungen beruhen auf recherchierten Daten in den Kommunen, sowie auf Basis der Daten der Statistischen Landesämter und des Statistischen Bundesamtes. Stand der Daten ist der 31.12.2015 (aktuellere Daten liegen deutschlandweit noch nicht vor). Hinzu kommen Werte aus 2014 und 2004. Die Mengenerfassung erfolgt tonnenweise via Transponder bei Beladung der Entsorgungsfahrzeuge. Die eingesammelte Abfallmenge an Haus- und Sperrmüll berücksichtigt keine Elektroaltgeräte. 
Dass die Abfallmenge pro Einwohner in Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern im Schnitt etwas höher ausfallen kann als in anderen Bundesländern, kann darauf beruhen, dass Kleinstgewerbebetriebe ihren Firmenabfall über den privaten Weg des Hausmülls entsorgen. 
Weichen die Werte der Abfallmenge je Einwohner um 15% vom Mittelwert nach oben oder unten ab, erfolgte die Einordnung in die Kategorien "Hausmüll-Hochburg" oder "Hausmüll-Vermeider".

Dienstag, 20. März 2018

Wie war's bei Lars Reichow in Neunkirchen / Saar?

LUST heißt das letzte Programm vom bundesweit bekannten Kabarettisten Lars Reichow. Er ist seit 30 Jahren überall vertreten beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, bei den Privatsendern, in den Kabaretthäusern, in Theatern und und und. Wer es noch nicht realisiert hat, dass es ihn gibt, sollte sich mal einen Abend sein Programm anhören oder mehr Kabarett oder Fastnachtsübertragungen anschauen. Denn auch hier hat er seinen festen Platz. In unserer Gegend in der Landeszentrale für Fasching "MeeenzbleibtMeeenz", bei den Bayern und Hessen and so on.

Dieses Mal in Neunkirchen / Saar, in der Stummschen Reithalle, eine Art Verschlag, wie ihm dünkt, und eben sehr tondurchlässig. Selbst beim illegalen Pinkeln hinter der Großhütte schaut man ganz schnell in die Augen der Köchin, die gerade zum Fenster rausschaut. Die Anfahrt immer deutlicher in eine menschenleere Gegend führend, wo es nichts gibt, außer McDonald's (mehrere Eroscenter und eine große Kulturhalle hat er vergessen) und  Cinestar-Kinos. Sehr ländlich eben, aber er liebt es trotzdem das Saarland, schon wegen der vielen Frauen, die er hier hatte und liebte. Leider war die beste von ihnen dann doch eine Pfälzerin. So spielt das Leben. :-) Feindbilder greifen halt immer. Aber das Saarland liegt in allen Werten selbstverständlich weit vorne, während Deutschland bei der Häufigkeit von Sex mit 120 "Bewegungen" in 12 Monaten irgendwo auf Platz 11 oder 15 läge. An der Spitze Ungarn mit ca. 162-mal/Jahr. Ob das am Paprika liegt? Er hat es uns nicht erklärt. Dafür haben wir zwei hörenswerte Definitionen von Lust bekommen: „Lust ist die grellgeschminkte Schwester der Liebe" oder "die Schlampe unter den Gefühlen."

Überhaupt kam er vom Thema Lust ab, das darf einen nicht irritieren, denn er schweift immer assoziierend durch alle Gefilde, und er übertreibt! Ja, regelrecht. Am tollsten diese Tierliebe, die er in der Familie pflegt, und viele Deutsche auch, mit Mitgliedschaften in Vereinen und als Fördermitglieder von völlig verrückten Stiftungen zur Rettung von - sagen wir - einäugigen Eichhörnchen - bis zum Gehtnichtmehr. Jedenfalls, wer so viel Tierunterstützungsarbeit leistet vergisst Lust. Dafür kennt er Haushunde, davon haben wir noch nie was gehört, der 15 m lange Hund, auf dem 32 Kinder reiten können, wobei der Hund eine Geschwindigkeit von 35 km/h erreicht. Für Kinder wiederum eine Lustgewinn, aber anders.

Es wurde deutlich, dass es viel mehr Dinge gibt, die von der Lust abhalten, als Gründe, die uns dazu bewegen. Eigentlich ist es eine Lustfeindlichkeit, die überall lauert, es fängt beim ordnenden Denken an, das den Run zur Sexstätte zu einem neurotischen Aufräumen auf dem Weg macht, Gläser weg, gelbe Säcke raus ... im Schlafzimmer angekommen, übermannt die Lustigen dann der Schlaf. Tja ..., wie soll das was werden? Dann dieses wunderbare Schmuselied "Je t'aime", von dem man normalerweise animiert wird, nein! Es liegt an der Aussprache: "Jewesesche", das Klischee zerbröselt, und die Wäsche ist der Lustverhinderer, alle, vor allem die Frauen, können sich nicht mehr hingeben, weil sie nur die (Koch-)Wäsche im Kopf haben. Dann kommt die Politik dazu. Was die zerstört! Mit einem Rundumschlag gedenkt er Theresa May, Marine LePen, dem "Niederländer" Francois Holland als Präsident von Frankreich, der so wenig taugte wie der Zwerg Sarkozy, erst Emmanuel Macron käme jetzt an, vor allem sein Macronismus. Donald Trump und dessen Ponymähne hat er einen eigenen Song gewidmet, seinen Wahllügen, und seiner hoffentlich baldigen Entlassung. Lars Reichows Lieder sind den ganzen Abend entspannende, humorvolle, auch melancholische und lyrische Akzente. Berlusconi und Putin kriegen was ab und sehr viel die AfD, 90 Abgeordnete in Berlin, die da gar nicht hingehören und eine Schande für unser Land seien. Echte Betroffenheit und Ablehnung, er schimpft, wie man so etwas nur wählen könne und lässt später dann noch einen Zweizeiler gegen die Partei im Together singen. Der bissige Hund Orban, den er über die polnische Seite Welpskaja bezog, hat eindeutig rechtsseitig ein Problem, er verlor den Hinterlauf, was die Bewegung absolut rechtslastig mache. Über die SPD frozzelte er, dass sie eben immer weniger Wähler hätte, nicht zuletzt durch den Umstand: „Es gibt keine Partei, die ihre Niederlagen so akribisch vorbereitet wie sie“. Auch Christian Lindner entzöge sich immer kurz vor der Totalniederlage schnellstens der Kanzleraufgabe.

Aber auch die Dieseldiskussion verhindert Lust. Erst heißt es Verbot, dann sollen wir doch noch zwei Jahre nagelneue Modelle günstig kaufen (was osteuropäische Händler jetzt ganz schnell machen und das Problem wegfahren) und auskosten, bevor es zu spät ist. Feinstaub hin oder her, lieber eine Ladung davon einatmen und als Senior gewarnt sein, dass überhaupt ein Auto kommt, als lautlos von einem E-Auto erfasst werden.  Selbst beim E-Auto käme irgendwann die Belastung durch Reifenabrieb als Grund zum Abstoßen. Ist es nicht der Diesel, ist es die demente Mutter, die ihren Sohn immer mit Ingrid verwechselt und mit Ingrid besser erzählen kann als mit ihm. Dann gibt es noch das Schnarchen, das für einige Frauen allerdings doch erotisch wirkt, und die vielen PIN-Nummern, die vor allem dem Vergessen und der Aufregung beim Suchen dienen.

Verblüffenderweise ist ein Kleriker der einzige, der noch weiß, wie Lust geht, im heiter-beschwipsten Zustand - mit einer verblüffenden Ähnlichkeit  mit dem früheren Mainzer Bischof - lässt er seine amoureusen Abenteuer durchblicken. 

Lars Reichow redet einem den allgemeinen Alltagsfruststau aus dem Kopf und lässt alle lachen durch seine witzigen und geistreichen Darstellungen, ungewöhnlichen Konstellationen und grundsätzlich gegen die Erwartung gerichteten Aktionen oder Denkweisen. Danach hat man dann schon eher wieder Lust, wenn man nicht die Autoschlüssel verloren oder die öffentlichen Verkehrsmittel versäumt hat.

Montag, 19. März 2018

Wie war's bei "L'Africaine - Vasco da Gama" in der Frankfurter Oper?


Wer sich noch nicht mit Giacomo Meyerbeer als Komponisten beschäftigt hat kann in Frankfurt a.M. in der Oper einen interessanten Einstieg wagen, wobei für Einsteiger historisch unveränderte Inszenierungen vielleicht ein authentischeres Bild zulassen. Operngänger mit Erfahrung in der interpretatorischen Kolorierung durch die Regie finden im Frankfurter "Vasco da Gama" eine überaus gelungene Variante mit einer völlig neuen Szenerie.

Seine Oper "L'Africaine - Vasco da Gama", 1865 in der Opéra Paris uraufgeführt, bietet ein reichhaltiges Geschehen, sehr viele Gesangspassagen, ein interessantes historisches Ereignis, die Entdeckung Indiens durch die Portugiesen, die ab dem 12. Jahrhundert mit der Weltentdeckung begannen, und einen gewissen Monumentalismus durch sehr viele Sänger und reichhaltiges Treiben auf der Bühne.

Giacomo Meyerbeer wurde 1791 in Tasdorf, Mark Brandenburg als Jakob Liebmann Meyer Beer geboren, starb 1864 in Paris und wurde in Berlin begraben. Er war ein deutsch-jüdischer Komponist und Dirigent, der völlig zu Recht zu den erfolgreichsten Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts zählt und die französische Grand opéra in PAris zur Perfektion entwickelte. Ein Mann von Rang und Namen, der u.a. Ritter der Ehrenlegion, des Sächsischen Verdienstordens und Mitglied des Senats der Berliner Akademie der Künste war. Seine religiöse Herkunft minderte seinen Beliebtheitsgrad dezent nach Wagners antisemitischen Schriften und verhinderte die Aufführung seiner Werke total ab Wirksamkeit der NS-Ideologie und -Gehirnwäsche. Auffälligerweise kam diese Oper erst 2013 in Chemnitz, 80 Jahre  nach der braunen Gewaltexplosion mit Rassen- wie Ausländerwahn und Judenhass wieder auf die Bühne. Nicht nachzuvollziehen, warum man seine Werke so lange weggesperrt hatte.


Michael Spyres (Vasco da Gama)(c) Monika Rittershaus
Die Frankfurter Inszenierung von Tobias Kratzer wagt einen interessanten historischen Spagat. Im Inhalt und Text geht es um die Entdeckung Indiens mit den stolzen Schiffen der Portugiesen um 1500, auf der Bühne befinden wir uns mitten in einem Science-Fiction-Film, mit möglichen Vorbildern in Kubricks "2001: Odyssee im Weltraum", "Raumschiff Enterprise" oder "Star Wars". Kratzers hochinteressante Space Opera holt das Apollo-Zeitalter an Bord, bringt außerirdische menschenähnliche Wesen und deren "Eroberung" durch unser unermüdliches Bestreben, fremde Planeten finden und erobern zu wollen, ins Beziehungsspiel - und die skrupellose Gesinnung der Eroberer, das Gefundene auszuschlachten, zu vermarkten. Wir sehen die Zukunft, die noch nicht da ist, wir haben keinen Kontakt zu außerirdischen Völkern, aber er könnte überraschend entstehen. So wie Indien, Brasilien, die Westküste Afrikas, das afrikanische Kap im Süden, der Kongo, Mozambique, China und Borneo ab 1480 bis ins 16.Jahrhundert hinein vorwiegend von Portugiesen entdeckt wurden, warten Planeten in einem unendlichen Weltraum darauf, besucht zu werden. Gehen unserer Weltwirtschaft die Ressourcen und die Lagermöglichkeiten für all den Müll aus, müssen geeignete Planeten herhalten, sie als Ressourcenquelle und/oder Lagerort einzusetzen.

Auf der Bühne eine Mission der Raumfahrer, einen Planeten wie Jupiter mit erdähnlichen Lebensbedingungen, und vor allem Bodenschätzen, Völkern, die Handel treiben wollen oder schlicht "versklavt" werden können! Kratzer spielt Videos zur Weltraumfahrt aus den 70er Jahren ein, die portugiesischen Karavellen sind Raumschiffe, Besuche und romantische Dates finden schwebend im Weltraum statt. Wie steril! Aber das wird unsere Eroberer erwarten, auch der Blick aus der riesigen Windschutzscheibe ins All mit darauf projizierten Radarschirmen und Messergebnissen sind unserer momentanen Erlebniswelt sehr nahe, wenn auch die Star Wars-Autoren noch ganz andere Instrumente vorstellten.


Vasco betritt Don Pedros Schiff
vorne v.l.n.r. Brian Mulligan (Nelusko), Claudia Mahnke (Selika),
Michael Spyres (Vasco da Gama; bedroht von zwei Statisten),
Andreas Bauer (Don Pedro) und Kirsten MacKinnon (Ines),
umrahmt von Chor und Extrachor der Oper Frankfurt
(c) Monika Rittershaus
Vasco (der Eroberer prima besetzt mit Michael Spyres, Tenor, USA) liebt Ines (erst Schweizer-Bünzli-mäßig, dann attraktive Futurefrau, Sopran, Kirsten MacKinnon), war ohne sie im Auftrag Portugals unterwegs im Pazifik und 1498 fast in Indien, auf einer Insel davor, dort nahm er zwei Sklaven mit, die blauhäutige Selika (total verfärbt, aber gefühlsecht Claudia Mahnke), die in Wahrheit Königin ist, und Nelusko, ihr Bodyguard in Gestalt eines blauen Hulks (TV-Figur, richtig fantasygeformt und stark wie Herkules Bariton Brian Mulligan, USA). Die zweite Mission wird vom Rat abgelehnt, Vasco landet wegen seiner Proteste im Gefängnis. Ines heiratet Don Pedro (wunderbarer Bass von Andreas Bauer), um ihren Geliebten freizukaufen. Der wiederum verschenkt Selika, die ihm auf der Rückreise ans Herz wuchs, und vor allem umgekehrt,  an Ines, um die Bedeutung der Sklavin für ihn herunterzuspielen. Don Pedro hat den Auftrag für die zweite Reise bekommen und fährt mit seiner neuen Frau und Selika los, Nelusko soll sein Lotse sein. Der führt die Portugiesen an der Nase herum und in die Irre. Vasco war unterdessen auf eigene Kosten gestartet und schneller als Don Pedro. Er holt sie ein und betritt das Schiff, um eine Kursänderung durchzusetzen. Don Pedro lässt ihn verhaften und will ihn hinrichten. Selika nimmt Ines daraufhin als Geisel, erzwingt die Freilassung Vascos. Ein Unwetter schwächt Schiff und Besatzung, die bereits im Einzugsbereich von Selikas Reich segeln. Selikas Leute nehmen das Schiff ein, bringen die Besatzung um. Nur Vasco, Ines und andere Frauen werden verschont, sollen aber unter dem giftigen Manzanillo-Baum eingeschläfert werden. 


Selika nimmt Ines als Geisel
v.l.n.r. Brian Mulligan (Nelusko), Claudia Mahnke (Selika) und
Kirsten MacKinnon (Ines)
sowie Chor und Extrachor der Oper Frankfurt
(c) Monika Rittershaus
Vasco wird durch Intervention von Selika verschont, die Königin behauptet eine Vermählung habe stattgefunden, Nelusko muss es bestätigen. Eine Nachfeier und ein Liebestrank mit Vollzug der Ehe als Wirkung besiegelt alles. Ines floh unterdessen vor der giftigen Ausdünstung des Baumes, trifft Vasco und hört von der Vermählung. Selika erwischt beide, schickt Vasco fort und will Ines töten, die allerdings ihr Leben für das von Vasco geben will. Selika erkennt ihre Größe, schenkt ihr das Leben und  verzichtet auf Vasco. Beide dürfen auf Vascos Schiff zurück. Selika begeht Selbstmord unter dem tödlichen Baum, imaginiert in der Betäubung ihre Vereinigung mit Vasco für immer (eine wunderbare All-Idylle, Vasco, unterentwickelter "Mensch" braucht seinen Sauerstoffhelm), bis Nelusko sie noch einmal vor ihrem Entschlafen aufweckt, um ihr zu zeigen, dass Vasco mit seinen Soldaten zurückkehrt. Die Königin stirbt, während ihr Volk niedergemetzelt wird, das Land ist durch das Pflanzen der Vasco-Flagge symbolisch erobert, wie seinerzeit der Mond.

Eine prächtige Oper, voller Handlung und Events, die Lust macht auf mehr Meyerbeer-Produktionen. Ein Abend voll mit berauschender und spannender Musik, die äußerst positiv beim Publikum ankam. Langanhaltender und tosender Beifall.

Sonntag, 18. März 2018

Kaiserslautern und Umgebung freut sich auf eine Ausstellung zum Pfälzerwald und den Tag der Poesie am 21.3.

Hierzu aus Claus, Fritz: Im Pfälzerwald, 1900
(Pfalzbibliothek, Signatur 2a 383)


[…] `S lebt un webt an alle Ecke!
Un die Vögelein? – Lieb un süß
Singe se in Strauch un Hecke,
Rings im Frühlingsparadies.

Horche nor `mol! – Wie die locke! –
Ha! – Jetzt zieht‘s mich mit Gewalt! –
„Grießgram! Bleib deheeme hocke!“ –
„Mich zieht’s fort zum Pälzerwald.“


Und so kann man sich mal wieder rückwärts ins 19. Jahrhundert und den schönen Pfälzer Wald besinnen, in dem der Wanderkult erst so richtig Fuß fassen konnte. Das Schwelgen in romantischer Aufgehobenheit kann einem aber auch schnell vergehen, wenn man reaktionäre Ureinwohner kennen lernt, die noch im untergegangenen Reich der Runenträger leben. Aber nichts gegen die wunderschönen Flecken, Täler und Ausblicke.

Ausstellungseröffnung
Samstag, 24. März, 11 Uhr
Eintritt frei


Vom Wandervogel zum Lifestyle-Event

In der Zeit der Romantik entstand die Art des Wanderns, wie wir sie heute kennen. Nach der vernunftorientierten Aufklärung im 18. Jahrhundert, in der „zweckfreies“ Wandern eher kritisch betrachtet wurde, entwickelte sich ein neues Verständnis, man ging in die Natur zur eigenen Erbauung und Erholung. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden Wander- und Touristenvereine, Ende des Jahrhunderts weitere Bewegungen wie die Naturfreunde und die Wandervögel. Heute geht der Trend zu individuellen Unternehmungen mit speziellen Angeboten wie Themenwanderungen, Geo-Caching oder kulinarischen Führungen.

Zur Eröffnung hält Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder einen Vortrag. Michael Geib spielt Gitarre und singt Wanderlieder.

Die Pfalzbibliothek bietet zusätzlich regionalen Honig und Dosenwurst des Hofguts Neumühle zum Verkauf an.

Samstag, 17. März 2018

Fantasien zur Nacht (Video): Wendy





Wendy Classy Girl

ABFALL: So viel Plastikmüll verursachen die EU-Bürger


Die Bundesbürger verursachten im Jahr 2015 37 kg Plastikverpackungsabfälle pro Einwohner. Wie die Infografik von Statista zeigt, entstehen nur noch in Estland, Luxemburg und Irland mehr Abfälle je Einwohner. Das deutsche Recyclingsystem läuft auf Hochtouren - und muss in Zukunft noch leistungsfähiger werden. Denn wie jetzt bekannt geworden ist, fällt China seit Anfang 2018 als größter Abnehmer deutscher Altkunststoffe aus. Handel und Industrie befürchten schon, dass sie steigende Entgelte an den Grünen Punkt und die übrigen dualen Systeme zahlen müssen, die sich in ihrem Auftrag um die Entsorgung der Altverpackungen kümmern. Experten gehen davon aus, dass die Unternehmen die steigenden Kosten an die Verbraucher weiter gegeben werden.

Infografik: So viel Plastikmüll verursachen die EU-Bürger | Statista

Freitag, 16. März 2018

Fantasien zur Nacht (Lyrik): Berührungen







Berührungen
von Noemisell

In dein Gesicht blicke ich deine
Augen deine begehrenden Lippen
doch deine Arme heb ich im
Schein deine starken sie betören

mich und ich fahre ihr Linie nach
hinab und hinauf fester und über
deine Haare leicht jedes einzelne
sucht meine Hand meine Zunge

kann nicht warten zu lecken über
deine Sehnsuchtsbehaarung Knospen
legen Samen der Erregung in deine
Haut deine Poren hinabgleiten

lasse ich meine Hände die Hüften
fassen im Griff halten reiben den
Gürtel die Hose ziehen meine Außen
seiten in die Mitte dort wonach sich

die Erkundung sehnt dein Po erfassen
kann ich nicht mit meinem Griff doch
drücken seine Festigkeit ist unmöglich
ohne ihn an mich zu ziehen mit

meiner Scham sie küssen sich wie wir
uns tief und diese Tiefe soll uns ganz
erfassen mit allen Sehnsüchten Begierden
mit allem Stöhnen unsren Körpern.

Fantasien zur Nacht (Video): CHAOS





Chaos: A Curated Collection 

Am Samstag in Neunkirchen / Saar: Lars Reichow - L U S T


Mittwoch, 14. März 2018

Heutiger Auftritt des Comedian Tan Caglar in der Stummschen Reithalle in Neunkirchen / Saar abgesagt


(C) Angela Wulf
Der für den heutigen Mittwoch geplante Auftritt des Comedians Tan Caglar mit seinem Programm „Rollt bei mir…!“ in der Stummschen Reithalle, muss wegen Krankheit leider kurzfristig abgesagt werden. Sowohl der Künstler als auch die Neunkircher Kulturgesellschaft bedauern dies sehr. Leider wird es keinen Nachholtermin geben. Bereits erworbene Eintrittskarten können an den jeweiligen Vorverkaufsstellen, an denen sie gekauft wurden, zurück gegeben werden.

Handel mit China: Volkswagen bei den deutschen Autobauern ganz vorne


Der Volkswagen-Konzern hat 2017 satte Gewinne eingefahren - einen großen Teil davon verdankt das Unternehmen seinen PKW-Verkäufen in China. Unsere Grafik zeigt, dass VW hier deutlich mehr verkauft als BMW und Daimler. Während Daimler und BMW fast gleichauf bei rund 0,6 Millionen verkauften Autos liegen, hat VW über 4 Millionen Fahrzeuge abgesetzt. 

Die absoluten Verkaufszahlen deutscher Autobauer in China lesen sich auf den ersten Blick beeindruckend: Die Zahl der verkauften Pkw stieg von 2009 bis 2017 um über 230 Prozent. In Sachen Marktanteile mussten die Deutschen ab 2013 jedoch Rückschläge verkraften. Erst im vergangenen Jahr gelang es, die Anteile wieder auszubauen.


Infografik: Volkswagen führt im China-Geschäft | Statista 

Dienstag, 13. März 2018

Morgen in Neunkirchen / Saar: Roll-up-Comedian Tan Caglar

Rollt bei mir...!
Tan Caglar
Mittwoch - 14.03.2018 20:00 Uhr - Stummsche Reithalle


Was haben ein Türke, ein Basketballprofi und ein Model gemeinsam? Sie alle sind Tan Caglar!

Als wenn das nicht schon genug wäre, stellt sich der Frauenflüsterer an, mit seinem Aktivrollstuhl „Speedy 4you“ die Comedybühnen des Landes zu entern. Getreu dem Motto „Inklusion ist, wenn ein Rollstuhl in der Gesellschaft dieselbe Akzeptanz erreicht hat wie ein Selfie-Stick“, bringt Tan in klassischer Stand-up-Comedy Manier seine
Geschichten auf die Bühne. Und die haben es in sich!

Erfahren Sie in seinem ersten Soloprogramm „Rollt bei mir“, was hinter Randgruppen Flatrates steckt und wann im Gehirn eines Minderheitengegners die Leistungsgrenze erreicht ist. Vom Armageddon an der Wursttheke zur Anarchie auf dem Parkplatz – mit Tan wird ein ganz normaler Einkauf im Supermarkt zum Erlebnis. Angefangen hat alles wie so oft ganz anders. Schon früh erfuhr Tan Caglar von seiner fortschreitenden Rückenmarkserkrankung und dass der Rollstuhl von nun an sein ständiger Begleiter sein wird. Nach und nach kämpfte sich der gebürtige Hildesheimer zurück ins Leben – bis ins Rampenlicht. Und seine ersten Schritte als Stand-up...
Ach nee, Moment! Hier kommt Tan Caglar!

Einlass: 19 Uhr

Eintrittspreise
VVK: 18,35 €
AK: 20,00 €

ECM-Novitäten im März

Neu erschienen die beiden Neuheiten des Trios Keith Jarrett, Gary Peacock, Jack DeJohnette sowie von Mathias Eick, die ich bereits in meinem letzten regulären Newsletter angekündigt hatte:





Keith Jarrett   Piano
Gary Peacock   Double Bass
Jack DeJohnette   Drums

Release date Germany:
02.03.2018
Release date USA:
02.03.2018







Jarretts häufig als „the Standards trio” bezeichnete Gruppe hat viele herausragende Alben veröffentlicht. After The Fall muss als eines ihrer besten gelten. „Ich war verblüfft zu hören, wie gut die Musik funktionierte”, bemerkt Keith Jarrett in seinen Notizen. „Für mich ist es nicht bloß ein historisches Dokument, sondern ein wirklich grandioses Konzert.” Diese Performance – in Newark, New Jersey im November 1998 – markierte Jarretts Rückkehr ins Konzertleben nach zwei Jahren Auszeit. Mit seinen Improvisations-Partnern Peacock und DeJohnette gleitet und segelt er von Klassiker zu Klassiker des Great American Songbook, darunter auch waghalsige Interpretationen so heiliger Bebop-Stücke wie Charlie Parkers “Scrapple From The Apple”, Bud Powells “Bouncin’ With Bud” und Sonny Rollins “Doxy”. 




Mathias Eick Trumpet, Voice
Håkon Aase Violin
Andreas Ulvo Piano
Audun Erlien Electric Bass
Torstein Lofthus Drums
Helge Andreas Norbakken Drums, Percussion

Release date Germany:
02.03.2018
Release date USA:
02.03.2018


Es war ein Vergnügen, Mathias Eicks schwingender, vom Klang einer Violine unterstützten Trompete auf seinem Album Midwest zu folgen – eine instrumentale Zusammenstellung, die nun auf Ravensburg weiterentwickelt wird. Håkon Aase, ein Nachwuchstalent des neuen norwegischen Jazz, der aufmerksamen ECM-Hörern dank seiner Arbeit mit Thomas Strønen bereits bekannt sein dürfte, ist der neue Geiger in Eicks Ensemble. Darüber hinaus wird die Kerngruppe um den Schlagzeuger Helge Andreas Norbakken erweitert. Die Serie von neuen Stücken hier läuft auf eine Art Familienporträt hinaus. Produziert von Manfred Eicher, wurde Ravensburg im Osloer Rainbow Studio im Juni 2017 aufgezeichnet. Es erscheint unmittelbar vor einer Europatournée.

Am 23. März folgen neue Alben von Jakob Bro mit Palle MikkelborgThomas Morgan und Jon Christensen sowie von Arild Andersen. Mehr dazu kommende Woche.

Unter https://www.ecmrecords.com/preview können Sie die in diesem Newsletter angesprochenen Neuheiten als Stream hören sowie den jeweiligen Pressetext, Pressefotos und das Cover-Artwork herunterladen. Das Password lautet in diesem Fall March18 . Bis Ende April ist diese Preview für Sie freigeschaltet. 

Montag, 12. März 2018

Literatur in der Pfalz: TIERCHEN UNLIMITED

In den Städten Ludwigshafen und Mannheim findet seit 2000 die Lesereihe europa_morgen_land mit neuester deutscher Literatur statt. Seit 2014 auch in Frankenthal. Viele der vorgestellten Werke sind von mehrsprachigen Autorinnen und Autoren, die deutsch schreiben, obwohl ihre erste Sprache nicht Deutsch  war. Diese Autoren sind aus der deutschsprachigen Literatur nicht mehr wegzudenken.
Mit dem Rahmen der  Lesungen wird an die Tradition des „Literaturcafés“ angeknüpft, des Salons, in dem man sich trifft zum Zuhören und zum Gespräch.



Sonntag, 18. März 2018 | 17 Uhr
Eintritt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro
Karten nur an der Abendkasse. Es wird Kaffee und Kuchen angeboten.


Tijan Sila liest aus seinem Roman

„Tierchen unlimited“

In seinem turbulenten Debutroman erzählt Sila von einem Jungen im bosnischen Bürgerkrieg, seiner Flucht nach Deutschland und seinem Leben unter deutschen Neonazis. Und von den Tücken der Erinnerung.

Tijan Sila kam 1981 in Sarajevo zur Welt, emigrierte 1994 mit seiner Familie nach Deutschland und verbrachte seine Jugend in der Pfalz. Er studierte Anglistik in Heidelberg. Heute lebt er in Kaiserslautern, wo er als Lehrer an einer Berufsschule arbeitet.

Moderation: Ulrich Wellhöfer
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Reihe europa_morgen_land statt.

Sonntag, 11. März 2018

Wie war's bei Power!Percussion in Neunkirchen / Saar?

(C) Stefan Vieregg



Wie der Name schon sagt: Power!Percussion bietet einfach mehr als Percussion. Es ist eine klassische Neo-Münchner-Show, wie wir sie im Mai mit La BrassBanda in Neunkirchen / Saar in der Neuen Gebläsehalle mit dem Schwerpunkt Brass eben wieder genießen können. 

(C) Stefan Vieregg

Die bayrischen Kerle rennen wie verrückt die ganze Zeit auf der Bühne rum, klettern Leitern hoch, klappern dabei mit den Leitern herum, hauen ihre Drumsticks drauf und produzieren Rhythmus, Rhytmus, Rhythmus! Oder sie rollen mal über den Boden, wie Jürgen Weishaupt zum Beispiel, den man auch vom Jazz her kennt, wobei er seine Blechtonnen so verfolgt und traktiert, so umeinander wütet, dass er auch im Stürzen, Fallen mittendrin sitzend noch trommelt. Diese Tonträger haben es übrigens in sich, we
il sie wirklich extrem laut und eindringlich, geradezu bissig und peitschend klingen.

Im Run über die Bühne und in der klaren Aufwärtsbewegung mit Hero-Siegerposen und Machovergleichswettbewerb wächst die Stimmung, während sie trommeln und trommeln, was das Zeug hält, auf allem, was sich in den Weg stellt. Alle Arten von Percussioninstrumenten tauchen auf, Ölfässer, Röhren, Tonnen, Putzeimer mit dabei. Aber auch leise Töne sind möglich, Rudi Bauer verbreitet beispielsweise einige Minuten Ruhe und Melodik an der Marimba, am Ende dann einen fulminanten Drumpart mit einem 360-Grad-Drum-LED-Ständer für 8 Fasstrommeln, die auf Berührungssensor reagieren und verschiedene Farbtöne zeigen. 

Auch Rudi Bauer fehlt es wirklich weder an Ausdauer noch an Durchhaltevermögen noch an Verlust des Tempos oder der Rhythmik. Christoph Schmidt ebenso wie X. Glöckler, der scheinbar in 2018 das erste Mal mit dabei ist, waren problemlos und kraftvoll passende Teile sämtlicher Parts und Späße. Christoph Schmidt sportlich in allen Disziplinen, selbst beim Zaubertrommeln ohne Schlagzeug. Alle sind Profis. Die Show ist perfekt einstudiert und wird fehlerlos abgespult - das ist harte Arbeit hin zur Professionalität und Synchronizität gewesen, die sich rentiert hat. Besonders die Putzeimer / Plastikmülltonnennummer zeigt das harte Training, kein Fehler beim Rumschubsen, -werfen, Austauschen der Eimer! Auch mit Plastikrohren und Plastikflaschen bleibt der Drive der Gruppe permanent ansteckend, und mit ihrer Leiternummer geben sie einen klaren Tipp für den nächsten Hausputz ab: Macht eine Percussionfete draus und trommelt euch durch das ganze Haus! Wenn schon, denn schon. Aber nix kaputtmachen!  

PALATINISCHER FRÜHLING: Ravan Trio in Bad Bergzabern


Sonntag, 18.März um 17 Uhr 
im Haus des Gastes in Bad Bergzabern, Rötzweg 7

RAVAN TRIO


Unter dem Titel "Meisterwerke auf Meisterinstrumenten" wird das Ravan Trio aus Zürich

ein fulminantes Programm bieten:



+  Ludwig van Beethoven, Trio op.1, Nr. 3 c-moll
+  Carl Frühling, Trio op.40 a-moll in der Fassung für Violine, Cello und Klavier
Maurice Ravel Trio

Die Mitglieder des Ravan Trio sind:

+ Willi Zimmermann, Violine
ehemals Primarius des international gefeierten Amati Quartetts, seit 2008 Konzertmeister
und Leiter des Zürcher Kammerorchesters
+ Pi-Chin Chien, Violoncello
international gefragte Solistin und Kammermusikerin, künstlerische Leiterin des
Musikfestivals «Confluence» in Zürich und der "Swiss Music Night" in Taiwan
+ Roberto Paruzzo Klavier
einer der angesehensten Pianisten Italiens, Schüler der Michelangelo Schule und
Gewinner zahlreicher Wettbewerbe

Für kleine "Konzerteinsteiger" bietet die Gesellschaft der Musikfreunde wieder Freikarten
an; die Begleitperson zahlt 10 €.

Karten:
Tourist-Info Bad Bergzabern, Tel. 06343 989660
Büroservice Grill, Tel. 06343 700427
www.gesellschaft-der-musikfreunde.de

Freitag, 9. März 2018

Frankfurt a.M.: L’AFRICAINE - VASCO DA GAMA, Oper von Giacomo Meyerbeer

Ensemble                       (C) Monika Rittershaus
Premiere 
L’AFRICAINE - VASCO DA GAMA
Grand opéra in fünf Akten von Giacomo Meyerbeer
Text von Eugène Scribe
In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Musikalische Leitung: Antonello Manacorda + Regie: Tobias Kratzer + Bühnenbild und Kostüme: Rainer Sellmaier + Licht: Jan Hartmann + Video: Manuel Braun + Chor und Extrachor: Tilman Michael + Dramaturgie: Konrad Kuhn

Vasco da Gama: Michael Spyres + Selika: Claudia Mahnke + Nelusko: Brian Mulligan + Ines: Kirsten MacKinnon + Don Pedro: Andreas Bauer + Don Diego: Thomas Faulkner + Der Großinquisitor von Lissabon / Der Oberpriester des Brahma: Magnús Baldvinsson + Don Alvar: Michael McCown + Anna: Bianca Andrew u.a.
Chor, Extrachor und Statisterie der Oper Frankfurt; Frankfurter Opern- und Museumsorchester
Mit freundlicher Unterstützung des Frankfurter Patronatsvereins – Sektion Oper

Der deutschstämmige Komponist Giacomo Meyerbeer (1791-1864) galt gut hundert Jahre lang als eine der beherrschenden Figuren im europäischen Musiktheater. Sein Name steht geradezu synonym für ein Genre, welches das Repertoire der Pariser Oper seit den späten 1820er Jahren prägte: die Grand opéra. Für deren Stil sind große Chor-Tableaux und weit ausgreifende Ensembleszenen im kontrastreichen Wechsel mit lyrischen Soloszenen kennzeichnend. Zählt man noch die damals vom Publikum erwarteten spektakulären technischen Effekte und das Ballett hinzu, kann man die Grand opéra salopp als Vorläufer des heutigen Blockbuster-Kinos bezeichnen. Als Meyerbeer 1864 kurz vor Probenbeginn zu seinem letzten Werk – dem ein Libretto von Eugène Scribe mit dem geplanten Titel Vasco da Gama zugrunde liegt – überraschend starb, wurde die Oper 1865 in Paris mit etlichen Kürzungen und Auslassungen als L’Africaine mit großem Erfolg uraufgeführt. Um die Jahrhundertwende jedoch verblasste Meyerbeers Stern, und Richard Wagners infames Pamphlet Über das Judentum in der Musik sowie später die Nationalsozialisten taten ein Übriges, so dass Meyerbeers Werke von den Spielplänen verschwanden. Erst am 2. Februar 2013 fand in Chemnitz eine Aufführung von L’Africaine statt – nunmehr unter dem französischen Titel Vasco de Gama –, die sich auf das gesamte Material Meyerbeers stützen konnte. Dieses liegt auch der Frankfurter Produktion zugrunde.

Zur Handlung: Vasco da Gama träumt von der Entdeckung unbekannter Horizonte, die er für Portugal erobern will. Nachdem ein erster Versuch, das Kap der Guten Hoffnung zu überwinden, gescheitert ist, versagt der Rat der Admiralität ihm jedoch eine weitere Expedition. Dabei kann Vasco mit Selika und Nelusko, zwei in Afrika auf dem Sklavenmarkt gekauften Fremdlingen, kundige Führer vorweisen. Nach unbedachten Äußerungen lässt ihn der Großinquisitor wegen Gotteslästerung in den Kerker werfen. Ines, seine große Liebe, kann ihn nur befreien, indem sie sich auf die von ihrem Vater befohlene Heirat mit Vascos Rivalen Don Pedro einlässt. Als dieser mit Ines zu einer weiteren Entdeckungsreise aufbricht, folgt Vasco ihm mit einem eigenen Schiff. Am Ziel, im ersehnten fernen Land, werden die Portugiesen von feindlichen Kriegern überwältigt. Den Eindringlingen droht der Tod. Selika, die ehemalige Sklavin, entpuppt sich als Königin ihres Volkes. Sie gibt Vasco als ihren Gatten aus und rettet ihn auf diese Weise. Doch weil sie spürt, dass er Ines nie vergessen wird, entsagt sie ihrer Liebe. Sie ermöglicht den beiden die Flucht und wählt den Freitod unter dem giftigen Manzanillo-Baum.

Für die musikalische Leitung kehrt Antonello Manacorda nach Mozarts Don Giovanni (2016/17) zurück nach Frankfurt. Der Italiener ist u.a. seit 2010 als Chefdirigent der Kammerakademie Potsdam engagiert. Regisseur Tobias Kratzer hat sich bereits ausgiebig mit dem Werk Meyerbeers auseinandergesetzt und inszenierte u.a. Les Huguenots in Nürnberg (2014) und Nizza (2016) sowie Le Prophète in Karlsruhe (2016). Die Stimme des amerikanischen Tenors Michael Spyres (Vasco da Gama) ist prädestiniert für die exponierten Partien der Grand opéra. Neben seinem Debüt an der Oper Frankfurt sind 2017/18 zudem Engagements an der Metropolitan Opera in New York, der Opéra national de Paris und der Wiener Staatsoper geplant. Auch Brian Mulligan (Nelusko) ist Amerikaner und war hier zuletzt 2017/18 als Luna in Verdis Il trovatore zu Gast. Seine Landsfrau Kirsten MacKinnon (Ines) war Schülerin am Curtis Institute of Music in Philadelphia und wird ab der Saison 2018/19 den Sängerstamm der Oper Frankfurt verstärken. Ensemblemitglied Claudia Mahnke (Selika) gastierte kürzlich als Kundry in Wagners Parsifal an der Hamburgischen Staatsoper.

Premiere: Sonntag, 25. Februar 2018, um 17.00 Uhr im Opernhaus Weitere Vorstellungen: 2., 11. (15.30 Uhr; mit kostenloser Betreuung von Kindern zwischen 3 und 9 Jahren), 16., 23., 31. März, 2. (15.30 Uhr) April 2018 Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 18.00 Uhr Preise: € 17 bis 165 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)

Fantasien zur Nacht (Video): Once and Again


Once and Again

Petition für den Erhalt der Schäferei

#Schäferei


Petition an Agrarministerkonferenz
Rettet die letzten Schäfer/innen Deutschlands – Ein Traditionsberuf am Ende!
Petition von Sven de Vries 
Bad Wurzach, Deutschland

Mein Name ist Sven de Vries und ich bin einer der wenigen Wanderschäfer, die es in Deutschland noch gibt. Die Schäferei ist eine der letzten artgerechten Nutztierhaltungen in Deutschland. Aber meine Herde und ich kämpfen ums nackte Überleben. Das will ich mit meiner Petition ändern!

Die Schäferei ist einer der ältesten Berufe, die es noch gibt, und trotzdem sind wir eine hochaktuelle Form der Landwirtschaft, der es gelingt Tierwohl, Naturschutz und landwirtschaftliche Produktion miteinander zu verbinden. Unsere Tiere verbringen ihr Leben in Freiheit, sie folgen auf ihren Reisen dem Rhythmus der Jahreszeiten, leben von Kräutern und Sträuchern. Die Schafe in einer Wanderschafherde führen das Leben, für das unsere Natur sie geschaffen hat. Immer an der Seite der Schafe stehen wir, die Schäferinnen und Schäfer. Wir haben ständig ein Auge auf unsere Schützlinge. Wir behandeln kranke Tiere, helfen bei schwierigen Geburten und wählen gute Weideplätze und Pferche für die Nacht aus.

Aber: Mir und fast allen 950 Erwerbsschäfereien droht das Aus! Zwischen 2010 und 2016 mussten alleine ca. 13% der Betriebe aufgeben. Uns fehlt Nachwuchs und Gefahren für unsere Herden wie zunehmender Straßenverkehr oder die Rückkehr der Wölfe nehmen stark zu. Und auch unsere Leistungen im Naturschutz werden nur bedingt und oft nicht einmal kostendeckend und nur mit großen Risiken für unsere Betriebe entlohnt. 

Doch die Politik kann das Sterben der Schäferei bremsen! 22 europäische Mitgliedstaaten fördern ihre Schäfer mit etwa 500 Millionen Euro im Jahr. Deutschland ist eines der wenigen Länder in Europa, das bisher darauf verzichtet. Wenn wir jetzt handeln, könnte die Politik schon im nächsten Jahr eine Weidetierprämie für Schafe und Ziegen einführen!

Ich wünsche mir so sehr, dass diese wunderbare und einzigartige Art der Tierhaltung in Deutschland erhalten bleibt. Ich möchte auch weiterhin auf die Reise gehen und Kulturlandschaften und Biotope sichern, die ich einst mit meiner Herde geschaffen habe und noch bis heute bewahre.

Wenn Sie die Schäferei in Deutschland erhalten möchten, unterzeichnen Sie bitte meine Petition!

Ich möchte euch außerdem drei Frauen vorstellen, die in der Schäferei tätig sind und die für eine Kolumne im Schäferbrief (Eine Verbandszeitung) geschrieben haben. Anna Kimmel, Ruth Häkh und Catrin Kramer.

Während Schäfer in der Vergangenheit vor allem ein Männerberuf war, sind es inzwischen sicher genauso viele Frauen wie Männer die sich für unseren Beruf entscheiden. Sie müssen sich in der Schäferei, wie in allen Berufen, den gleichen Herausforderungen stellen wie wir Männer, haben aber manchmal eine andere Sicht auf die Dinge. Ich habe unten die Kolumne im Schäferbrief verlinkt und Anna Kimmel schreibt zusätzlich einen wirklich sehr lesenswerten Blog über ihren Alltag als Wanderschäferin.

Noch ein kurzer Hinweis zur Petition: Wir haben jetzt 25.000 Unterstützer/innen erreicht und vielen Schäferinnen und Schäfern macht es Mut, dass ihr euch so rege beteiligt. Ich möchte aber noch viel mehr erreichen! Wir müssen der Politik zeigen dass es Zeit wird, uns endlich zuzuhören und aus der Petition einen kräftigen Arschtritt machen. Bitte teilt die Petition per E-Mail, Facebook, Twitter, WhatsApp oder was auch immer. Nur so können wir noch mehr Menschen erreichen.

Der Link zur Petition ist: Change.org/schaeferei

Die Schäfereigeschichten aus dem Schäferbrief findet ihr unter: http://www.berufsschaefer.de/185/schaefergeschichten

Den Blog von Wanderschäferin Anna Kimmel findet ihr unter: http://wanderschaeferin.blogspot.de



Vielen Dank!
Sven de Vries

Donnerstag, 8. März 2018

Wie war's bei A WINTERY SPRING und DIE BRONZENE SCHLANGE im Bockenheimer Depot, Frankfurt?

v.l.n.r. Brandon Cedel (Bassbariton), Alison King (Sopran) und
Deanna Pauletto (Alt)    Foto: Monika Rittershaus

Saed Haddads (geb. 1972) Oper "A Wintery Spring" gekoppelt mit "Die bronzene Schlange" vom Barockkomponisten Jan Dismas Zelenka thematisierten im Frankfurter Bockenheimer Depot die unheilvolle, schwere Lage der Menschen muslimischen, christlichen und jüdischen Glaubens im Nahen Osten seit der alttestamentarischen Zeit bis zur Gegenwart. Das Inferno kennt keine Grenzen. Die Muslime sind Hauptakteure, aber auch Hauptbetroffene.

Ein großer Einschnitt in das freie religiöse Leben der Moderne fand ab etwa 1910 statt, dem Jahr als die Osmanen die Türkei mit Konstantinopel und alle Länder bis Ägypten eroberten. Eine Parallele zum heutigen Einfall der ISIS in viele Länder der Region Naher Osten bis nach Nordafrika kann leicht gezogen werden. Keine Spur von den großen Heeren der Osmanen mehr, aber ein Krieg der Überrumpelung von vor allem schnellen und brutalen Kommandos im Namen eines grausamen und blutigen Allahs. Die neue moslemische Herrschaft der Osmanen zu Beginn des Jahrhunderts zeigte sich in Jordanien, Libanon und Syrien, und vor allem der Türkei durch Ermordung von  Hunderttausenden, Millionen von Christen. Das Verbrechen an den armenischen Christen 1914 ging als einer der ersten Völkermorde der Moderne in die Geschichte ein. Kreuzigungen und Hinrichtungen der religiös Andersdenkenden waren an der Tagesordnung, Vertreibungen und Enteignungen ebenso. Der Komponist zieht eine Parallele zum Arabischen Frühling 2010, der sich zu einer Katastrophe entwickelte, weil alle Bestrebungen der Neuerungen wieder religiös eingefärbt und intolerant waren. Es scheint fast, als ob nur ein Verbot aller Religionen aus der Misere des orientalischen Kapitalismus im Namen des Islams helfen könnte. Oder es gibt Dekaden von Religionskriegen der Strömungen untereinander, was sich zurzeit zur Katastrophe innerhalb der islamischen Welt entwickelt hat. Hier Demokratie zu implantieren geht fast nicht.

Assad vernichtet neben ISIS und systemkritischen Terroristen vor allem sein eigenes Volk, Iran unterstützt Syrien, Türkei greift Kurden als Staatsfeinde an, die mittlerweile in drei Richtungen kämpfen, gegen ISIS, Türkei und kurdenfeinliche andere moslemische Kräfte. Christen und Muslime fliehen vor Angriffen, Hinrichtungen und Bombardierungen aus allen Richtungen ...

In Haddads dramatischem Lamento in drei Szenen werden Gedichte von Khalil Gibran, Libanon, zu Texten formuliert, die elementare Botschaften zur Lage des Volkes im Nahen Osten mitteilen. Die Auftragsarbeit des Komponisten ein Stück wertvolle zeitgenössische Oper. Auf einer Bühne, die eine Wüste oder karges Land darstellt, singen (relativ kurz) solo oder gemeinsam zwei Frauen, Sopran und Alt, und ein Mann mit Baritonstimme. An drei Stellen der Bühne, Rückwand, vorne links auf einer Stellwand und vorne rechts auf einem Leuchtschrift-Laufband fließen die Gibrantexte ein ebenso wie gehighlightete positive und negative Seinsarten, Emotionen, Charaktereigenschaften. In diesem Spannungsfeld das  Lamento gesungen in wie gesagt nur wenigen und kurzen Passagen zu einer mehr westlichen modernen Musik, wo vieles anklingend enthalten ist von Smetana über Boulez bis seriell. Eine fesselnde anspruchsvolle abstrakte Musik, fern von Kitsch, mit vielen Gegensätzen von laut und leise, zentrierend und ausbreitend, vertikal und horizontal.


 Alison King (Sopran) und Brandon Cedel (Bassbariton)
Foto: Monika Rittershaus
Die ganze Oper lebt durch eine elementare Gegensätzlichkeit und Konfrontation von altem und neuem Denken, entscheidener, befehlender versus stiller Anführerschaft, Rückwärtsgewandtheit und Zukunftstreben, Dunkelheit und Licht. Der Komponist macht seine Landsleute verantwortlich für ihr Sterben, er kann ihre Haltung nicht verstehen, es war ein kampfloses Untergehen seines Volkes, seiner Vorfahren. Ähnliches haben Angehörige des jüdischen Volks gedacht: Warum lassen wir uns tatenlos in die Vernichtung führen? Nur wenige leisteten Widerstand gegen die Gewehrmündungen des Hakenkreuzes, der Aufstand im Warschauer Ghetto war ein Beispiel. Und so leiden und sterben viele, viele Menschen auch im Nahen Osten, weil sie nichts tun wollen. Die Flucht ins Ausland ist noch die sinnvollste Tat für Zivilisten, sie schützt die Familie, rettet die Kinder. Wenn sie denn möglich ist. Den Juden war sie zu ganz großen Teilen nicht möglich. Wer in dieser Hölle des Nahen Ostens bleibt, muss mit seinem Tod und der seiner Familie rechnen. Aber auch die Mörder werden gerichtet ...

"... meine Landsleute starben nicht als Rebellen. Sie wurden nicht auf dem Schlachtfeld getötet. Meine Landsleute starben am Kreuz. Sie starben mit ausgestreckten Armen nach Osten und Westen, während ihre Augenhöhlen auf die Schwärze des Firmaments starrten."


v.l.n.r. Cecelia Hall (Egla), Judita Nagyová (Namuel)
                      und Dmitry Egorov (Azaria)      Foto: Monika Rittershaus                        

Die zweite Oper von Zelenka war mir persönlich zu einfach von der Struktur, der Aufstand gegen Moses, der sein Volk durch viele Nöte ins gelobte Land führte. Nicht wenige seiner Anhänger klagten ihn an, sie vernichten zu wollen. Gott schickte ihnen Schlangen zur Strafe, und angesichts des Todes freuten sie sich über Moses Trick eine bronzene Riesenschlange als Statue aufzustellen, die die Schlangen vertrieb. Die Rebellen besannen sich und priesen ihren Führer ... Die barocke Musik zwar schön, aber die endlose Wiederholung der Texte machte alles zäh und fast nervend, bei weitem nicht so feinsinnig und sensibel wie Haddads Gibraninterpretationen. Beeindruckend die Exponierung des symbolischen Wertes Gleiches mit Gleichem zu verjagen. Es würde aber auch bedeuten, dass eine scheinbare oder tatsächlich errichtete Schreckensherrschaft andere Schreckensanhänger vertreiben könnte. Das Bühnenbild auch hier gelungen, Regieeinfälle von Corinna Tetzel sehr gut, so die Tütenmasken, die die Schauspieler aussehen ließen wie Schlangenfänger mit Schutzhandschuhen. Auch der Golfspieler als Zeichen für die Langeweile und den Zeitvertreib beim Warten auf eine Lösung. Sehr ansprechende Stimmen und Sänger, von Cecilia Hall über Dmitry Egorov (typisch barocke Countertenor/Falsett-Passagen) bis zu Michael Porter.

Beide Opern bestens interpretiert und gespielt vom Ensemble Modern Frankfurt.

Amazigh - Klassische Musik von Marokko über Libyen bis Tunesien





Mittwoch, 7. März 2018

Morgen in Neunkirchen / Saar in der Neuen Gebläsehalle: Crazy About Rhythm (Power! Percussion)

Donnerstag - 08.03.2018 20:00 - Neue Gebläsehalle


(C) Ingo Rack


Crazy About Rhythm
Power! Percussion


Popp Concerts Trier und die 
Neunkircher Kulturgesellschaft bieten eine geniale Mischung aus Konzert, Performance und Bühnenshow bei POWER! PERCUSSION, dem rhythmischen Showereignis mit Stephan Wildfeuer, Rudi Bauer, Jürgen Weishaupt und Christoph Schmid. Die Percussionisten  haben die geballte Kraft des Schlagwerks ins Rampenlicht gestellt.

Mit ihrem Markenzeichen, den Aluleitern und einer Bühne voller Klangkörper sorgen die Entertainer seitdem weltweit für Staunen, Lachen und Begeisterung beim Publikum.

Der Rhythmus steckt nicht nur in großen Trommeln, Timbales, Toms und Snare-Drums - er ruht auch im klassischen Marimba, in Kalimbas, Congas und Bongos. Und er rumpelt in Mülltonnen, Gummistiefeln und Plastikeimern.

POWER! PERCUSSION - wo immer diese Truppe auftritt, verwandelt sich die Bühne in einen Ort ungebremster Energie und Spielfreude.



http://www.powerpercussion.de

Eintrittspreise
VVK: ab 30,25 €
AK: tba.

    Mittelalter: Lied mit Falsettstimme