SV Verlag

SV Verlag mit Handy oder Tablet entdecken!
Die neue Generation der platzsparenden Bücher - klein, stark, leicht und fast unsichtbar! E-Books bei viereggtext! Wollen Sie Anspruchsvolles veröffentlichen oder suchen Sie Lesegenuss für zu Hause oder unterwegs? Verfolgen Sie mein Programm im SV Verlag, Sie werden immer etwas Passendes entdecken ... Weitere Informationen

.

.
Dichterhain, Bände 1 bis 4

.

.
Dichterhain, Bände 5 bis 8

Übersetze/Translate/Traduis/Tradurre/Traducir/переводить/çevirmek

Sonntag, 5. Dezember 2010

Hörbuch: Die Irrfahrten des Odysseus

Hertha Kratzer
Die Irrfahrten des Odysseus
Buch, auch Audio-CD, Audiobook, ab 10-11 Jahren
Wien 2010, Hardcover oder 2 CDs (auch mit 4 CDs)
ab 12,95 €, Carl Ueberreuther Verlag

Diese 3000 Jahre alte Sage ist so spannend wie die gesamten Märchen der Gebrüder Grimm zusammen, denn die Odyssee ist ursprünglich aus 24 Gesängen oder mehreren Abenteuern zusammengesetzt. Die Sage ist umfassend und fesselnd, die Zuhörer brauchen Energie und Ausdauer, um die Abenteuer zu verstehen und auseinanderzuhalten. Vor allem die Namen und Querverbindungen der Helden müssen verstanden sein. Leider ist auch das angehörte Hörbuch etwas atemlos, wie schon die Sagen der Kelten aus demselben Verlag. Es fordert.

Um was geht es bei der Odyssee? Es sind unzählige, teils lebenbedrohliche, teils lehrreiche oder lockende, teils tödliche Abenteuer, die Odysseus und seine Männer bestehen müssen, und nicht wenige müssen ihr Leben lassen. Ich habe mich hier an G. Bosold und seiner Erklärung der griechischen Mythologie orientiert und zu seinen Erläuterungen verlinkt.
Das sind z. B. die freundlichen Lotophagen, die sich allein von der Lotosfrucht ernährten. Die Männer, die von der Lotosfrucht gegessen hatten, dachten nicht mehr an Rückkehr und wollten bei den Lotophagen bleiben. Odysseus musste sie mit Gewalt entführen. Oder der Zyklop Polyphem, der insgesamt sechs der Männer verschlang. Odysseus machte Polyphem mit Wein trunken, so konnten sie entkommen. Allerdings war Polyphems Vater der Meeresgott Poseidon, sodass die weitere Irrfahrt von Poseidons Zorn verfolgt war, andererseits behütet von der göttlichen Athene, der Beschützerin vieler Helden.
Der Windgott Aiolos gab Odysseus einen Schlauch, in dem verschiedene Winde eingeschlossen waren, auf sein Schiff und ließ die Winde Odysseus' Schiff schon bis fast vor Ithaka treiben. Allerdings öffneten Odysseus Männer wider die Weisungen den Schlauch, weil sie aus Troja mitgebrachte Schätze vermuteten. Ein Sturm erhob sich, der die Gefährten wieder bis zurück zu Aiolos trieb, der ihnen aber ein zweites Mal nicht beistand. Sie segelten weiter an die Küste der Lästrygonen (griech. Laistrygones), die ein wildes Volk von menschenfressenden Riesen waren. Sie schnappten sich Männer und zerstörten die Schiffe mit Felsblöcken. Nur Odysseus' eigenes Schiff kam davon. Damit rettete Odysseus sich und die noch lebenden Kampfgefährten. Bei der Halbgöttin und Zauberin Kirke (Circe) verwandelten sich einige Männer in Schweine. Der Gott Hermes leitete Odysseus an, wie er sie zurückgewinnen könnte. Bei Kirke wurden sie verwöhnt, von ihren schönen Dienerinnen bewirtet und verwöhnt. Erst nach einem Jahr dachten sie an die Rückkehr. Kirke verlangte jedoch vorher einen Besuch der Unterwelt.
Odysseus stieg zum Eingang der Unterwelt hinab. Dort traf er die Seelen des blinden Sehers Teiresias, Agamemnon, Achilleus und seiner Mutter, die ihm von der Treue seiner Gattin und den aufdringlichen Freiern berichtete.
Die Fahrt führte sie weiter zur Insel der Sirenen. Auf Kirkes Rat verklebte Odysseus die Ohren seiner Gefährten mit Wachs. Sich selbst ließ er an den Mast binden, um den Gesang der Sirenen hören zu können.
Darauf kamen Odysseus und seine Gefährten zur Meerenge, wo Skylla und Charybdis die Durchfahrenden bedrohten. Ihr Schiff konnte glücklich passieren, doch sie verloren wieder sechs Männer.
Der Seher Teiresias hatte sie zwar gewarnt, aber auf der Insel des Helios töten die Männer, während Odysseus schlief, verbotenerweise die heiligen Rinder des Helios. Der getane Frevel zeigte sich,
Max Beckmann: Odysseus und Calypso
indem die Häute der Tiere umherkrochen und das Fleisch an den Bratspießen brüllte.
Die Strafe der Götter traf sie in Gestalt eines Sturmes, der das Schiff zerstörte. Odysseus blieb allein am Leben. Auf einem Floß aus Schiffsteilen wurde er wieder zur Meerenge von Skylla und Charybdis zurückgetrieben, überlebte jedoch und wurde dann zur Insel Ogygia getrieben, wo ihn die Nymphe Kalypso gesund pflegte und er sieben Jahre verbrachte.
Von dort kam Odysseus wiederum auf einem Floß und nochmals im von Poseidon gesandten Sturm schiffbrüchig schließlich schwimmend zur Insel der Phaiaken.
Heimkehr Odysseus nach Ithaka
Der König der Phaiaken, Alkinoos, hatte bereits vor Odysseus' Bericht über seine Irrfahrten zugesagt, ein Schiff zur Heimkehr Odysseus zur Verfügung zu stellen. So konnte Odysseus nach seiner Erzählung sofort nach Hause, nach Ithaka gelangen.

Ein besonderer Leckerbissen für Literaturfans, der nicht in den erwähnten Ausgaben enthalten ist: Ein Text von Franz Kafka, den er 1917 verfasste und in dem er das Abenteuer mit den Sirenen aus seiner Sicht interpretiert:

Das Schweigen der Sirenen

Beweis dessen, daß auch unzulängliche, ja kindische Mittel zur Rettung dienen können:
Herbert James Draper (1863-1920):
Odysseus und die Sirenen, 1909
Um sich vor den Sirenen zu bewahren, stopfte sich Odysseus Wachs in die Ohren und ließ sich am Mast festschmieden. Ähnliches hätten natürlich seit jeher alle Reisenden tun können, außer denen, welche die Sirenen schon aus der Ferne verlockten, aber es war in der ganzen Welt bekannt, daß dies unmöglich helfen konnte. Der Sang der Sirenen durchdrang alles, und die Leidenschaft der Verführten hätte mehr als Ketten und Mast gesprengt. Daran aber dachte Odysseus nicht, obwohl er davon vielleicht gehört hatte. Er vertraute vollständig der Handvoll Wachs und dem Gebinde Ketten und in unschuldiger Freude über seine Mittelchen fuhr er den Sirenen entgegen. 
Nun haben aber die Sirenen eine noch schrecklichere Waffe als den Gesang, nämlich ihr Schweigen. Es ist zwar nicht geschehen, aber vielleicht denkbar, daß sich jemand vor ihrem Gesang gerettet hätte, vor ihrem Schweigen gewiß nicht. Dem Gefühl, aus eigener Kraft sie besiegt zu haben, der daraus folgenden alles fortreißenden Überhebung kann nichts Irdisches widerstehen.
Und tatsächlich sangen, als Odysseus kam, die gewaltigen Sängerinnen nicht, sei es, daß sie glaubten, diesem Gegner könne nur noch das Schweigen beikommen, sei es, daß der Anblick der Glückseligkeit im Gesicht des Odysseus, der an nichts anderes als an Wachs und Ketten dachte, sie allen Gesang vergessen ließ.
Odysseus aber, um es so auszudrücken, hörte ihr Schweigen nicht, er glaubte, sie sängen, und nur er sei behütet, es zu hören. Flüchtig sah er zuerst die Wendungen ihrer Hälse, das tiefe Atmen, die tränenvollen Augen, den halb geöffneten Mund, glaubte aber, dies gehöre zu den Arien, die ungehört um ihn verklangen. Bald aber glitt alles an seinen in die Ferne gerichteten Blicken ab, die Sirenen verschwanden förmlich vor seiner Entschlossenheit, und gerade als er ihnen am nächsten war, wußte er nichts mehr von ihnen.
Sie aber - schöner als jemals - streckten und drehten sich, ließen das schaurige Haar offen im Winde wehen und spannten die Krallen frei auf den Felsen. Sie wollten nicht mehr verführen, nur noch den Abglanz vom großen Augenpaar des Odysseus wollten sie so lange als möglich erhaschen.
Odysseus und Circe
Hätten die Sirenen Bewußtsein, sie wären damals vernichtet worden. So aber blieben sie, nur Odysseus ist ihnen entgangen.
Es wird übrigens noch ein Anhang hierzu überliefert. Odysseus, sagt man, war so listenreich, war ein solcher Fuchs, daß selbst die Schicksalsgöttin nicht in sein Innerstes dringen konnte. Vielleicht hat er, obwohl das mit Menschenverstand nicht mehr zu begreifen ist, wirklich gemerkt, daß die Sirenen schwiegen, und hat ihnen und den Göttern den obigen Scheinvorgang nur gewissermaßen als Schild entgegengehalten.
Franz Kafka (1883-1924), verfasst 1917, veröffentlicht 1931 von Max Brod (1884-1968)

Samstag, 4. Dezember 2010

Unbekanntere Sitten und Bräuche: Barbaratag

 „Knospen an St. Barbara,
       sind zum Christfest Blüten da."

Kennen Sie die Tradition noch, am Barbaratag Zweige von Apfel- oder Kirschbäumen abzuschneiden und ins Wasser zu stellen? Anke Frfr.v.Fr. machte mich darauf aufmerksam. Blühen sie bis Weihnachten, ist das ein gutes Zeichen für die Zukunft oder das neue Jahr. Leider haben wir nur starren Frost im Moment, die Zukunft kann so wohl schlecht orakelt werden... Oft ist das Wissen um solche Bräuche nur noch auf dem Land lebendig. Der Barbarabrauch ist bei den Katholiken, Protestanten, Orthodoxen, Armeniern, Kopten und Syriern bekannt.
Die Tradition der blühenden Zweige geht vermutlich auf die "heidnische Lebensrute" zurück, einen alten Orakelbrauch, bei dem man von der Anzahl der Blüten auf die Fruchtbarkeit des kommenden Jahres schloss.
In heidnischen Zeiten berührte oder schlug man Frauen und Kinder mit der Rute, um die Lebenskraft und Fruchtbarkeit der Pflanze auf sie zu übertragen.
Die Tradition rührt auch von einer christlichen Legende her, nach der sich im Kleid der heiligen Barbara ein Kirschbaumzweig  verfangen haben soll, als man sie in den Kerker sperrte. Barbara pflegte ihn mit ihrem Trinkwasser. So trug er am Tage ihrer Hinrichtung schließlich Blüten. Barbara von Nikomedien ist eine christliche Märtyrerin, deren Existenz historisch nicht gesichert ist, dennoch gilt sie als eine der bekanntesten Heiligen und gehört zu den 14 Nothelfern.
foto: wikipedia
Die Geschichte um Barbara ist wie fast alles aus unserer geschichtlichen und christlichen Vorzeit eine Orgie der Grausamkeit und Perversion an einer Frau, die sich nicht der römischen Sitte unterwerfen und vom christlichen Glauben abwenden wollte. Sie wurde vom eigenen Vater eingesperrt, entkam, wurde von einem Schäfer verraten, der von Gott in einen Stein verwandet wurde, und vom Vater Dioscuros dem röm. Statthalter übergeben, der sie entsetzlich peinigte. "In der Stadt wurde sie schließlich so grausam misshandelt, dass ihre Haut am Ende in Fetzen vom Körper hing. In der Gefängniszelle erschien ihr Christus und heilte ihre Wunden. Der erbitterte Statthalter ließ sie nun in der Öffentlichkeit mit Keulen schlagen, die Brüste abschneiden und mit Fackeln foltern. Vor ihrem Tod betete Barbara, darauf hin erschien ein Engel und hüllte sie in ein schneeweiß leuchtendes Gewand. Letztendlich enthauptete der grausame Vater seine Tochter selbst. Er wurde kurz darauf vom Blitz getroffen und verbrannte." (wikipedia)
Sie ist unter anderem die Schutzheilige der Steinmetze, Elektriker, Architekten, Bergleute und der Gefangenen. Sie wird gegen Gewitter, Feuergefahr, Fieber, Pest und plötzlichen Tod angerufen. In Bergbauregionen  spielt der Barbaratag eine besondere Rolle, denn die heilige Barbara gilt als Schutzpatronin der Bergleute. Früher erhielten die Knappen im Bergwerk am Barbaratag das schützende „Barbaralicht". In vielen Bergwerken sind Schreine eingerichtet, in denen die heilige Barbara dargestellt ist.
Im Rheinland und anderen Gegenden beginnt die Zeit des Schenkens mit dem Barbaratag, zieht sich über den Nikolaustag bis zum orthodoxen Weihnachtsfest im Januar in Russland.

Freitag, 3. Dezember 2010

Neue CD Klassik: Russische Romantik

Olga Scheps
Russian Album
Berlin 2010, 2 CDs , 16,99 €
Sony Classical, RCA Red Seal

Das Debütalbum "Chopin" der erst 24 Jahre alten, aus Russland stammenden Pianistin Olga Scheps vom Januar 2010 wird als eines der besten Chopin-CDs des Jahres gesehen. Sie hat für die CD den Echo Klassik 2010 als Nachwuchskünstlerin des Jahres bekommen. Sie hätte außerdem in meinen Augen einen großen Preis für ihre außerordentliche Attraktivität verdient.
"Diese Etüden, Walzer und Mazurken leuchten in allen nur denkbaren Schattierungen. Glänzend." (Stern, 14.01.2010, zur CD „Chopin")
Aufbrausend-virtuos - ohne dabei den Kopf zu verlieren - beeindruckend ist Scheps Artikulation, sie gleicht der Genauigkeit eines Uhrwerks ohne dabei mechanisch zu wirken."
(WDR 3, 18.01.2010, zur CD „Chopin")
„Mazurken, Nocturnes, ein paar Etüden, Walzer, es ist ein Album zum Zurücklehnen, man vergisst beinahe, dass da noch eine junge Frau Klavier spielt. Olga Scheps huldigt vor allem dem „Diener der Seele", wie Chopin einmal bewundernd von Heinrich Heine bezeichnet wurde."
(Hessischer Rundfunk [hr2], 16.01.2010, zur CD „Chopin")

Seit Mitte Oktober 2010 gibt es eine zweite CD von ihr, das "Russian Album". 
Wie prägend Chopins Klavierschaffen für die russische Klaviermusik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts werden sollte, ist jetzt auf der neuen CD der russischen Pianistin Olga Scheps zu erleben. Damit erweist sich Scheps zweite CD als eine Art musikalische Fortsetzung ihrer Chopin-Einspielung, mit der die junge Pianistin im Januar 2010 bei Sony Classical debütierte . Mit seinen beiden Opern „Ein Leben für den Zaren" und „Ruslan und Ludmila" wurde Michail Glinka (1804 - 1857) zum Vater der russischen Musik. Wie viele seiner Zeitgenossen wurde aber auch er zunächst von den mal sehnsuchtsvollen, mal brillanten Klavier-Werken Frederic Chopins beeinflusst. Und so komponierte Glinka etwa 1847 nach einem Besuch von Paris das Klavierstück „Souvenir de Mazurka". 
Auf ihrer Reise zurück zu den musikalischen Wurzeln ihrer Heimat hat Olga Scheps auch Klavierwerke von berühmten Komponisten wie Peter Tschaikowsky und Serge Rachmaninow ausgewählt, die Chopin überaus verehrten. Während Tschaikowskys „Natha-Valse" und „Valse Sentimentale" in ihrer einnehmenden Melodik delikate Salon-Piecen im Chopin'schen Tonfall sind, knüpfte Rachmaninow mit den drei Preludes aus dem Zyklus op. 23 an Chopins Preludes an.
In ihr Programm hat Scheps aber auch selten zu hörende Stücke von Komponisten aufgenommen, die für die Entwicklung der russischen Musik maßgeblich waren.
Von Mili Balakirew (1837 - 1910), der zu dem berühmten Komponistenkreis „Das mächtige Häuflein" gehörte, ist sowohl die Klavierbearbeitung eines Glinka-Lieds zu hören wie die 1884 entstandene Etüde „Im Garten".
Als empfindsame Kostbarkeiten im Stile Chopins entpuppen sich darüber hinaus die Klavierstücke des Rimski-Korsakow-Schülers Anton Arensky (1861 - 1906) und des Tschaikowsky-Lehrers Anton Rubinstein (1829 - 1894). Ganz anders interpretierte später dann Alexander Skrjabin (1871 - 1915) mit seinem Walzer A-Dur op.38 den Chopin-Gestus. Zumal Skrjabin mit den Oktav- und Sprungschwierigkeiten nun selbst die berühmten Oktav-Passagen aus Chopins f-Moll-Fantasie op. 49 überbieten wollte, die er in seinem Walzer zitiert.
Zu den eher kuriosen Klavierstücken, die aus der Ferne Chopin erahnen lassen, zählt schließlich die unterhaltsame Miniatur „Die Spieldose" op. 32 von Anatoli Ljadow (1855 - 1914). Das russische Recital von Olga Scheps wird mit einer Bonus-CD komplettiert. Auf ihr ist eine Live-Aufnahme der Sonate „Reminiscenza" von Nikolai Medtner zu hören, die Olga Scheps beim Klavierfestival Ruhr gespielt hat.

Konzerttermine
Olga Scheps
03.10.10 Paderborn, Kaiserpfalz
22.10.10 Alzenau, Burg*
24.10.10 Aachen, Eurogress*
28.10.10 Bonn, Schumannfest
17.11.10 Wien (A), Konzerthaus*
21.11.10 Hamburg, Laeiszhalle
26.11.10 München, Cuvilliés Theater
19.12.10 Hannover, Opernhaus
20.12.10 Hannover, Opernhaus
20.01.11 Heidelberg, Stadthalle
04.02.11 Böblingen*
08.02.11 Hamburg, Laeiszhalle
17.02.11 Wiesbaden, Kurhaus*
27.02.11 Fröndenberg*
04.03.11 Zürich (CH), Tonhalle*
20.03.11 Regensburg
02.04.11 Stuttgart, Liederhalle*
04.04.11 Sylt*
06.04.11 Eckernförde, Stadthalle*
10.04.11 München, Philharmonie
14.05.11 Liesborn
23.10.11 Bramsche, Konzertscheune Kloster Malgarten

* u.a. mit Programm der neuen CD

Olga Scheps wurde 1986 in Moskau geboren und kam mit sechs Jahren nach Deutschland.
Ihre aktive Konzerttätigkeit als Pianistin begann bereits im Alter von 12 Jahren, als sie mit mehreren ersten Preisen bei „Jugend musiziert" und einem ersten Preis beim Wettbewerb „Jugend spielt Klassik" auf sich aufmerksam machte. Mittlerweile führten sie Konzerte in die Tonhalle Düsseldorf, die Laeiszhalle Hamburg, den Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie, die Beethovenhalle Bonn sowie die Philharmonie in München u.a. Sie ist ein gern gesehener Gast bei diversen Festivals wie z. B. dem Klavierfestival Ruhr, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, dem Schleswig-Holstein Musik Festival sowie dem Kissinger Sommer, dem Heidelberger Frühling und den Sommerlichen Musiktagen Hitzacker. Im Ausland konzertierte sie bisher in Italien, Österreich, Dänemark, der Schweiz, den Niederlanden, Asien sowie in den USA. Ihr Recital beim Klavierfestival Ruhr im Mai 2009 wurde aufgenommen und als Konzertmitschnitt in der Edition Klavierfestival Ruhr in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Fono Forum veröffentlicht. Für ihre Debüt-CD bei Sony Music mit Werken von Chopin wurde sie mit dem Echo Klassik 2010 als Nachwuchskünstlerin des Jahres ausgezeichnet. 
Olga Scheps studiert bei Professor Pavel Gililov an der Musikhochschule Köln. Zudem erhält sie seit ihrem 15. Lebensjahr künstlerische Impulse von Alfred Brendel.


Neue CD: Mega-Schlagerparty, nicht nur für Sylvester (Deutsche Schlager)

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Kunstevent: Vernissage mit James Rizzi am 4. Dez. 2010 in Wiesbaden


Happy Birthday, James Rizzi!


Der weltbekannte New Yorker Pop Art Künstler James Rizzi wurde im Oktober 60 Jahre alt und freut sich anlässlich dieses Jubiläums, seine neusten Werke in Wiesbaden zu präsentieren.

James Rizzi wird am Samstag, den 4. Dezember 2010, persönlich seine Ausstellung in der art gallery wiesbaden eröffnen und in der Zeit von 11 bis 17 Uhr für Besucher seine Werke mit einer persönlichen Widmung versehen.

Rizzi wurde 1950 in Brooklyn, New York geboren, machte mit 24 Jahren seinen Abschluss in Bildender Kunst an der Universität von Florida und bemalte bereits ein Jahr später eine 45 Meter lange Außenwand der Eric's Bar and Grill in New York, die leider 1985 abgerissen wurde. Sein Weg führte ihn über Plattencovergestaltungen, wichtige Wettbewerbsteilnahmen, einen japanischen TV-Film "Rizzi meets Salsa" zu seiner ersten Buchveröffentlichung "James Rizzi: 3D-Constructions", 1988, wo bereits seine sensationelle und akribische Kleinarbeit "Rizzi-3D" zu sehen war.

Neben seinen sehr populären 3D-Grafiken (siehe zur Technik meine Erklärungen) werden auch seine neusten spektakulären Originalgemälde erstmalig der Öffentlichkeit in Wiesbaden vorgestellt. Gerade diese ungewöhnlichen Arbeiten erfreuen sich weltweit bei seinen Fans und Sammlern immer stärkerer Beliebtheit.

James Rizzi lebt und arbeitet in New York, was sich in einem Großteil seiner Bilder widerspiegelt. Lebensfreude und Optimismus erzeugen neben einer starken Farbigkeit seiner Kunstwerke altersübergreifend eine überaus große Resonanz. Die Ausstellung geht bis 31.12.2010.

James Rizzi ist weltweit einer der bekanntesten lebenden Vertreter der Pop Art.
Foto: James Rizzi, art gallery wiesbaden

art gallery wiesbaden
Häfnergasse 2 / Ecke Goldgasse
65183 Wiesbaden
Tel: 0611 / 376269
Mail: artgallery-wi@t-online.de

Die art gallery wiesbaden zeigt neben Pop Art zeitgenössische Kunst. Gezeigt werden im Rahmen der Pop Art Künstler wie Daniel Authouart, Jörg Döring, Erro, Allen Jones, Robert Indiana und Mel Ramos.


Fotografie: 10 m² Venedig und 360° Anderswo in Saarbrücken


Die Patton Stiftung Saarbrücken lädt zur Ausstellung in der Saargemünder Str. 70, 66119 Saarbrücken / St. Arnual ein. Die Ausstellung geht voraussichtlich noch bis 31.1.2011.

Zwei Fotografen stellen aus: Tom Gundelwein, bekannt durch langjährige Tätigkeit in Saarbrücken als Werbefotograf, und Harald Woeste, der mit seinen 360-Grad-Panoramafotos als Experte in dem Bereich gilt.

Foto: Tom Gundelwein
Gundelweins  Ausstellung "10 m² Venedig" zeigt die Stadt nicht unbedingt, wie man sie sieht, aber vielleicht, wie man Venedig fühlt. Die schrägen Darstellungen wurden ohne viel Technik gemacht, aber mit dem Auge eines Bewunderers der Stadt. Die Bilder verblüffen mit ihrer Direktheit, aber auch geradezu mysteriösen Atmosphäre, und sind Beispiele für den Einfluss eines Fotografen auf unsere Sehgewohnheiten.

Foto: Harald Woeste
"360° Anderswo" führt den Besucher in selten wahrgenommene Gegenden dieser Welt. Hinter dem Autor des Buches "Panoramafotografie: Theorie und Praxis", Harald Woeste, vermutet man einen Techniker, und er beherrscht zweifellos die Technik der Panoramafotografie. Aber seine Bilderserie zeigen Witz und Vision, die wesentlicher sind als die gekonnte Technik und eine Begeisterung für das Gewöhnliche auslösen.

 Das neue Café in der Galerie - Café Néhou - hat wie die Galerie samstags zwischen 11:00 und 19:00 Uhr geöffnet sowie von mittwochs bis freitags von 10:00 bis 18:00 Uhr.

Telefon: 0681-938 665 6
Telefax: 0681-938 698 4
Fotos: People/Gaby Sommer u. Galerie/Andrew Wakeford











________________________________________________

Autorenlesungen von dtv-Autoren im Dezember

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Neuerscheinungen und Lesungen vom Wallstein Verlag im Dezember 2010

Buchvorstellung: Architecture Now! 7






Architecture Now! 7
Philip Jodidio
Flexicover, 19.6 x 24.9 cm, 480 Seiten
€ 29.99
ISBN: 978-3-8365-1736-2
Mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch

Durchblättern!
Nach dem Fall – Architektur in einem neuen wirtschaftlichen Klima

TASCHEN's Architecture Now! 7 bietet einen breit angelegten Überblick über die Architektur unserer Zeit, von modernen Klassikern bis hin zu radikal avantgardistischen Entwürfen. Wie schon die Vorgängerbände dieser Reihe, präsentiert Architecture Now! 7 ein breites Spektrum verschiedenster Projekte aus aller Welt. Hinzu kommen ausgewählte Kunstprojekte mit direktem Architekturbezug, darunter Arbeiten von Giacomo Costa oder Shinro Ohtake. Schließlich setzt sich der vorliegende Band mit den Folgen der jüngsten Wirtschaftskrise auseinander, etwa der sinkenden Anzahl von Großprojekten, jedoch auch der gesteigerten Kreativität, die Architekten trotz finanzieller Einschränkungen innovativ arbeiten lässt. Zu den in diesem Band gezeigten baulichen Großprojekten zählen der futuristisch anmutende CCTV Tower in Peking (OMA) oder der Burj Khalifa (SOM), das bisher höchste Gebäude der Welt und zugleich Herzstück des prestigeträchtigsten Stadtentwicklungsprojekts der Golfregion.

Für alle, die sich für geistige Strömungen und architektonische Tendenzen im 21. Jahrhundert interessieren, ist Architecture Now! 7 ein grundlegendes Nachschlagewerk. Übersichtliche, alphabetisch geordnete Einträge präsentieren aktuelle und unlängst realisierte Projekte sowie Biografien, Kontaktdaten und Webseiten der Architekten und Künstler.

Vorgestellte Architekten, Künstler und Firmen: 
Ambasz, Aravena, Architektur und Landschaft, Asymptote, Atelier-Den/Inahara, Balmond, Barclay, Barkow Leibinger, Baumschlager Eberle, BIG, Boeri, Byoung-soo Cho, Calatrava, Costa, Elliott, Endo, France-Lanord, François, Fujimori, Fujimoto, Gustafson Porter, Hadid, Herreros, Herzog & de Meuron, HHF, Holl, Information Based Architecture, International Polar Foundation, IROJE KHM, Ishigami, Ito, James Corner Field Operations/DS+R, Jensen & Skodvin, Kalhöfer-Korschildgen, KHR, LAAC, López Mónica Rivera, Greg Lynn FORM, Made in Sàrl, Maki, Morphosis, Moss, Nobis, NOX, Ohtake, OMA*AMO, Paredes Pedrosa, Perrault, Piano, Plasma Studio, Ricciotti, Rich Rotor, Sambuichi, SANAA, del Sol, SOM, Splitterwerk, Sugimoto, Supersudaka, Takasaki, Tokujin, de vylder vinck taillieu 

Montag, 29. November 2010

Empfehlen Sie mich weiter!

Honorieren Sie meinen unermüdlichen Einsatz für Ihre Produkte, die qualifizierte Vorstellung und Besprechung von Büchern, DVDs, CDs, Hörbüchern, Kunstwerken und Kunstevents mit einer Weiterempfehlung oder Beauftragung. Gerne plane ich mit Ihnen redaktionelle oder Lektoratsaufträge für die nächsten Monate. Ob Verlag, anderes Unternehmen oder Privatperson: Wenn Sie eine Textbearbeitung, Korrektur oder Schlussredaktion planen, setzen Sie sich mit mir in Verbindung und besprechen Sie die Modalitäten. Ich freue mich über Ihren Kontakt. (Aus Spamgründen bitte an IhrServicebuero@aol.com)

Wer bereits mit mir zusammen gearbeitet hat, der weiß, dass ihn Stilsicherheit, Beherrschung der aktuellen Rechtschreibung, klare Gestaltungsfähigkeit entlang des Buchplans, des Layouts oder der Verlagswünsche und Abklärungskompetenz mit den Autoren erwarten.
Eine schöne Adventszeit wünscht Ihnen viereggtext.

Buch und CD: Witziges und nachdenkliches Jugend-/Erwachsenenbuch "Eduard Kratzfuss" und CD "Herztöne" von E.P. Hilbert:

EDUARD KRATZFUSS
Geschichte eines Maulwurfs

Eine Parabel von Erwin P. Hilbert
Illustrationen von  Manuel Nordus
Vorwort von Prof. (Univ. dubna) Barbara Maasche
Kisslegg 2010, Hardcover, mit farbigen Illustrationen,
14,80 €, www.himmelscafe.de
Für Leseratten von 12 bis 112!
„Vor Eduard Kratzfuß zieh ich meinen Hut“ Udo Lindenberg


e.p. hilbert
herztöne


CD, Kisslegg 2010, fe medienverlag, Kisslegg, 07563-92006, 14,80 €, Bestellungslink im „Himmelscafé“
Alle Titel produziert von E.P. Hilbert, Florian Olszewski & Sebastian Winkler





Samstag, 27. November 2010

Für Sie besucht: KlangWelten 2010 von Rüdiger Oppermann mit internationalen Teammitgliedern

Dieses Jahr war es das erste Mal, dass ich zu den Klangwelten stieß, und zwar im postmodernen Kulturtempel Illipse in Illingen. Irgendetwas lag in der Luft, erst Mari Boine und ihre Schamanen- und Sámigesänge, dann diese Anziehung durch die KlangWelten. Es hat sich voll rentiert. Ein sehr überzeugendes Programm.
24 Jahre internationale Musik und Musikexperimente unter der Leitung und Mitwirkung von Rüdiger Oppermann sind schon in die Lande gezogen, und wenn man mit den alten CDs ein wenig zurückhört, stellt man fest, dass man etwas versäumt hat: Alles sehr interessante Abende bzw. Konzerte, wobei den KlangWelten ein gewisser Fortsetzungscharakter zu eigen ist.

Die Klangwelten haben sich in dieser Zeit zu Deutschlands größtem und nachhaltigsten Weltmusik-Tournee-Programm entwickelt, mit über 600 Konzerten für ca 250.000 Besucher, mit Musikern aus 38 Ländern, dokumentiert durch ca 50 Stunden Radio- und TV-Mitschnitte. Das Hörbuch zum Thema erschien 2006. Oppermann ist Preisträger des German World Music Award 2006, Juror und Preisstifter bei Creole 2009. KlangWelten 2009 war die größte deutsche Weltmusik-Tournee mit 43 Konzerten.

Was erwartet einen im Programm 2010?

Mit Ayarkhaan und ihrer Studentin aus Jakutien eine große Faszination und ein magischer Zauber mit Maultrommeln, Schamanengesängen, Kehlkopfgesang, Obertonmelodien, typisches Trillern mit der Stimme, Pferdegeigengetrappel, Wolfsgeheul und Bärenlauten: Folklore aus dem fernen Sibirien! In sehr licht- und bühnenwirksamen Folkore- wie Schamanenkleidern und eigenwilliger Musikgestaltung ein sehr imposantes und reizvolles Entree in den Abend.




Das Lotus Duo aus Vietnam spielt traditionelle vietnamesische Instrumente, so ein Monochord, ein Einsaiteninstrument, dass durch Anspannen und Schlagen der Saite fantastische Slideguitartöne entwickelt oder die spezielle Zither aus Asien, die mit dem vibrierenden, zitternden und leicht heulenden Asiasound die Leute begeistert.

Eine ganz besondere Gesangsperle ist Russudan Meipariani aus Georgien, die zugleich an Klavier oder Orgel spielend fremdländisch, verzaubernd und mittelalterlich-atonal wirkende georgische Gesänge präsentiert, die auch bei Schönberg, Jan Gabarek oder Terje Rypdal zu Hause sein könnten. Gemeinsam mit den Damen aus Jakutien ein völlig andersartiges und außergewöhnliches Gesangserlebnis der Extraklasse.

Oganga aus Luo/Kenia, am Ostufer des Viktoriasees, einem Nachbardorf zu dem Dorf, aus dem Obamas Oma stammen soll, präsentiert sich als eitler, stolzer, gockelhaft-archaischer, sehr agiler und stimmkräftiger Sänger wie Lautenspieler, der mit einem Schellenbein den Takt zur Musik stampft. Das Instrument hält instrumentenbaulichen Kriterien zwar nicht stand, Oganda entlockt ihm jedoch eine kraft- und klangvolle Musik. Sein exorbitanter Federschmuck hüpft und fegt bei seinem Sitztanz durch die Luft wie beim Fruchtbarkeits-, Initiations- oder Hochzeitstanz ...
Jatinder Thakur aus Indien zeigt sich uns als absoluter Meister der Tablas, dem kein Rhythmus zu schnell, zu schwierig oder zu gewagt ist. In herrlichen Tablawellen und -kaskaden aus der indischen Töneküche tritt er dominant oder begleitend unverzichtbar für die Dynamik auf.
Rüdiger Oppermann aus Deutschland, der preisgekrönte Spieler von Harfen aller Art, ganz beliebt und überzeugend an der Keltischen Harfe, der Spiritus Rector der KlangWelten, mit der Erfahrung von über 1500 Konzerten weltweit und Dutzenden von Tonträgern, hat nicht nur das Konzept und die Arrangements kreiert, er moderiert auch den gesamten Abend mit einer sehr ansprechenden Art und spielt immer wieder bei den unvergesslichen musikalischen Ritualen mit. 150 Minuten mit Pause, die wie im Flug vergehen, ein unvergleichlicher, interessanter und abwechslungsreicher musikalischer Abend.
(Fotos: KlangWelten, R. Oppermann)

Weitere Konzerte

Donnerstag, 25. November 2010

Rückblick: Roundabout 2010 in St. Wendel

Mehr hier

Buchbesprechung: Big Sue aus dem mareverlag (Unabhängige Verlage in Deutschland)

Zora del Buono
Big Sue
Hamburg 2010, 192 S., gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen, € 18,– [D] / € 18,50 [A] / sFr. 31,90, mareverlag




In diesem sehr kurzweiligen und geschickt auf einen Skandal hin ausgerichteten Roman geht es von Anfang an um Abwehr von übler Nachrede, um Gerüchte, Rufschädigung, Vertuschung und Aufdeckung.
Zwei Berufe, die sich gern um solche Inhalte kümmern, treffen aufeinander: eine deutsche Journalistin, die es leid ist, Artikel über Langweiliges zu schreiben, und stattdessen lieber Rechercheaufträge gegen Honorar ausführt, und ein zehn Jahre jüngerer Kunsthistoriker, Sohn eines Schriftstellers, der bemüht ist, die üble Nachrede gegenüber seinem Vater, vielleicht einmal durch eine romanhafte Gegendarstellung, zurückzuweisen. 
In Atlanta (Georgia) sich zuerst kurz begegnet, in Savannah (Georgia) sich wieder zufällig getroffen und dann eine eigenwillige Bekanntschaft eingegangen, die beide durch die Geschichte South Carolinas führt. Sie auf der Suche nach den Gullah-Bräuchen und -Traditionen, einer Mischung aus afrikanischen und amerikanischen Einflüssen, er, Carl Fenner, auf der Flucht vor den Verleumdungen eines jungen Schweizer Schriftstellers namens Christian Abegg seinen Vater, Ferdinand Fenner, betreffend. Dem Vater werden wüstester Lebensstil und Ausschreitungen, Drogenkonsum und vieles mehr vorgeworfen, obwohl er ein ganz renommierter Schrifststeller und wichtiger Mann in der Schweiz geworden ist, den Abegg, ein Schulfreund von Carl Fenner, nun demontiert. Abeggs Roman "Verfehlungen" ist ein Omen und markantes Zeichen für das Geschehen. 
Carl Fenner, der über die Geschichte einer alten Villa auf Humphrey Island vor der Küste South Carolinas schreiben soll, gerät  mehr und mehr in den Sog der Geheimnisse auf seiner in den Sümpfen gelegenen Insel. Die Mitbewohnerin Sue in der Villa, in der er wohnt, hat regen Männerverkehr und er sieht sie anfangs nie, dann einmal kurz und erst am Ende des Romans lernt er sie kennen. Währenddessen erfährt die Journalistin, dass dieses Humphrey-Island der Ausgangspunkt einer groß angelegten Betrugsaktion gegen die Schwarzen war, die von Präsident Lincoln nach dem Bürgerkrieg ihre Unabhängigkeit und eigenes Land bekommen sollten. Der alte John Humphrey, nach dem die Insel benannt ist, war ein Anhänger der Sklaverei und er hielt sich Hunderte von Sklaven auf der Insel, die von Alligatoren und Sümpfen umlagert, nicht fliehen konnten. Sie hätten vor dem Bürgerkrieg bei Flucht auch kein Pardon genossen, hätte man sie geschnappt. Der alte Humphrey legte seine und noch Tausende andere Sklaven rein, veräußerte Land an Geschäftsleute aus dem Norden, aber nicht an die neuen Bürger der USA. Andere Großgrundbesitzer taten es ihm nach. Hinzu kamen die Regulierungen seitens der Lincoln-Nachfolger, die durch die Parole "equal but separated" bekannt wurden. Diese Regeln waren bis 1955 gültig und hielten Schwarze strikt von weißen Lebens- und Alltagsarealen fern. Die Antirassismusströmungen brauchten noch weitere Jahrzehnte, um den Rassismus spürbarer zurückzudrängen - der erschossene Martin Luther King, die schwarze Bürgerbewegung, der getötete John F. Kennedy, der gewaltbereite und ebenfalls getötete Malcolm X und alle weiteren Kämpfer und Opfer auf diesem Weg inkl. dem Attentatsopfer Abraham Lincoln nach dem Bürgerkrieg des 19. Jahrhunderts seien hier genannt.
Die amerikanische Geschichte und die Geschichte der Humphreys in der Parallele werfen Licht auf Carl Fenner, seinen Vater und jene Unbekannte, die - so entdeckt Fenner - das aktivste Sexleben aller Zeiten hat. Er verliebt sich, überhört die Warnungen der Erzählerin, dass es nur Prostitution und Feeding sei, was da passiere, und will nichts sehnlicher, als mit Big Sue zu schlafen. Es wird der Journalistin im Gespräch mit schwarzen Zeitzeugen immer klarer, dass diese opulente, voluminöse und äußerst dralle Big Sue die Tochter von John Humphreys Sohn war. Eine völlig überraschende Wendung konfrontiert Carl mit der ödipalen Tatsache, dass die Frau, die er begehrt, seine Mutter ist. So vermischen sich die unglaubliche Geschichte um den polizeilich verfolgten Demonstranten, späteren Medizinstudenten und Vater Ferdinand Fenner mit der blutigen Geschichte der Humphreys, einem Mord und einer brutalen Trennung von Mutter und Sohn. Diese Trennung mündete in eine Reaktionsbildung der totalen Hingabe an jedermann. In einem grandiosen Finale wird das ganze Chaos aufgedeckt und Fenner mit seiner Mutter, einer Hure aus Rachemotivation, konfrontiert. Ein Roman, der fesselt, en passant Geschichtliches, und zwar dieses ganz Schockierende der Südstaaten-Rassenideologie, aufrollt. Big Sue, die Mutter von 17 Kindern, eine Metapher für das aufbegehrende US-Amerika, das alle Rassen-, Nationalitäts- und Standesschranken über den Haufen warf.  Die Lektüre lohnt sich. Man spürt ein bisschen Peter Handke, denkt an Phillip Roth und seine Darstellungen der amerikanischen Gesellschaft. Bei Zora del Buono werden europäische und reaktionäre amerikanische Welten verknüpft und die Problematik dadurch greifbarer, näher gerückt.


_________________________________

Dienstag, 23. November 2010

CD + DVD: Resumee des Blödel-Liedermachers Mike Krüger

Mike Krüger
Is' das Kunst oder kann das weg? 
LIVE zum 35. Bühnenjubiläum 2010, 
Sony, DVD 9 (200 Min.) & Audio-CD (64 Min.)




Jeder kennt ihn, er ist so bekannt wie Jürgen von der Lippe, Otto oder Didi Hallervorden und kaum noch aus dem Musikprogramm vieler volks- und bürgernaher Tanz- oder Unterhaltungsabende wegzudenken. Es ist nicht nur die Schunkelmusik "Der Nippel" oder "Bodo mit dem Bagger" oder das Lied, mit dem Mike Krüger im Jahr 1975 seine Karriere begann: "Mein Gott Walther". Auch die etwas kritischeren Songs wie "120 Schweine nach Beirut" oder "Bim Bam" kommen an und brennen sich ein. Pünktlich zum 35-jährigen Bühnenjubiläum erscheint nun die erste Live-DVD seiner Karriere mit dem aktuellen Erfolgsprogramm "Is' das Kunst, oder kann das weg?", eine bunte, unterhaltsame Mischung aus neuen Stand-Ups und vielen seiner großartigen Lieder. Außerdem dabei: eine Audio-CD mit seinen Hits.


Mike Krügers Witze und Wortspiele kommen immer an. Seine Ohrwürmer sind den ganzen Abend zum Mitsingen, wenn man es denn so lange aushält. Immer im Kreis, immer ein bisschen ein Spiegel zu Doofheit, Außenseitertum, Einfältigkeit, Kauzigkeit, Eitelkeit, Modebesessenheit usw. Man sieht es deutlich auf der neuen DVD. Unser Mike Krüger - ein verdammt cooles Stück DNA, wie er sich beschreibt - betritt die Bühne und sorgt gleich für Stimmung. Heute ist er aus Deutschlands Komikerszene nicht mehr wegzudenken. Auch seine Kinoerfolge wie "Die Supernasen" und TV-Shows wie "7 Tage, 7 Köpfe" haben ihm generationsübergreifend eine große Fangemeinde eingebracht.

Sonntag, 21. November 2010

Benefiz-CD: Herztöne von Prof. Trappe an der Orgel, Musik als sanfte Medizin

Herztöne – Musik für die Gesundheit“

Gesamtlänge: 76 Min.
Für 15 Euro zu bestellen bei: Deutsche Herzstiftung e.V., Vogtstraße 50, 60322 Frankfurt
am Main, Tel. 069/955128-0, E-Mail: info@herzstiftung.de, http://www.herzstiftung.de
Der Erlös kommt der Arbeit der Herzstiftung zugute.


Musikliebhaber und -therapeuten wissen: Musik, besonders klassische Musik, wirkt entspannend und Experten zufolge sogar heilend. 

Wie gezielt sie je nach ihrer Wirkung bei bestimmten Krankheiten eingesetzt werden kann, zeigt eine neue Zusammenstellung von Werken großer Komponisten, die der Kardiologe und passionierte Organist, Prof. Dr. med. Hans-Joachim Trappe, Professor für Innere Medizin und Kardiologie an der Ruhr-Universität Bochum, interpretiert hat. „Durch Musik kommt es zu physiologisch gesicherten Wirkungen wie Senkung von Herzfrequenz, Blutdruck oder Stresshormonen“, sagt Prof. Trappe.
Nach mehreren Orgelkonzerten an weltbekannten Orten, darunter 2009 im Passauer Dom
auf der größten Domorgel der Welt, spielt der Kardiologe, der auch Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung ist, Werke u. a. von Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Tomaso Albinoni und Arcangelo Corelli. An der Trompete begleitet ihn Markus Mester, der seit 1992 Solotrompeter der Bamberger Symphoniker ist. Die Musikwerke wurden an berühmten Orgeln in bekannten Kirchen, Klöstern und Kathedralen eingespielt.
Aus eigener klinischer Erfahrung als Herzspezialist hat Prof. Trappe die insgesamt 20 Titel verschiedenen Krankheiten oder Befindlichkeiten zugeordnet. So kann der Hörer die Stücke nach ihren unterschiedlichen Wirkungen auf die Gesundheit auswählen: ein Werk von Mouret, um das Immun- und Nervensystem zu entspannen, ein Stück von Corelli bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder bei Depressionen ein Werk von J. S. Bach, zum Beispiel „Schmücke Dich, o liebe Seele“.
Allerdings: Menschen haben einen eigenen Musikgeschmack und reagieren auf bestimmte
Musik verschieden. „So gesehen ist diese Zuordnung nicht als eine Art ‚musikalischer
Arztkoffer‘ zu verstehen, sondern vielmehr als eine Anregung“, betont der Kardiologe.
“Unbestritten ist, dass Musik vielfältige Effekte auf Organismus, Psyche und geistige Kapazitäten hat – und dass sie einfach nur die Seele in Bewegung setzen und die Menschen verzaubern kann“, so Prof. Trappe.


"Es ist jedem Menschen bekannt, dass Musik entspannen, aber auch Stress verursachen kann. Musik weckt und verstärkt Emotionen, die von der jeweiligen Persönlichkeit, von Alter, Lebensumständen und Stimmungen abhängig sind.
Musik ist in der Lage, innere Anspannungen zu lösen und führt zu einer Verstärkung der Konzentration. Es ist darüber hinaus seit mehr als 2800 Jahren bekannt, dass Musik zu einer Erhöhung der Leistungsfähigkeit führt: Die griechische Kithara, eine Form des Saitenspiels, und Flötenspiel wurden beim Training von Olympiateilnehmern eingesetzt und führten zu einer Steigerung der sportlichen Leistungsfähigkeit.
Neben der Wirkung auf Leistungsfähigkeit, Konzentration und Stress ist Musik seit jeher Bestandteil aller auf Heilung ausgerichteten Rituale und ist heute im Rahmen der Musiktherapie fest etabliert." (Prof. Dr. med. Hans-Joachim Trappe, Herztöne – Musik und Gesundheit)

Samstag, 20. November 2010

Kalenderblatt: 152. Geburtstag von Selma Lagerlöf (für Anke Freifrau von Fredenbeck)


Selma Lagerlöf, die der ganzen Welt als die erste Frau, die den Literaturnobelpreis bekam und Autorin des berühmten Romans "Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen", bekannt ist, war eine beachtliche und tatkräftige Frau. Die Familie hatte tiefbürgerliche Ausprägungen mit christlicher Tradition. Die Großeltern und weitere Vorfahren stammten aus Pfarrerfamilien, der Vater ein Offizier und Besitzer von Gut Mårbacka in der heutigen Gemeinde Sunne, Värmland, Schweden.
Auf diesem Gut wurde die Literatin - mit vollem Namen Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf - am 20. November 1858 geboren und starb nach Verlust des Familienbesitzes, Umweg ihres Lebens über etliche Stationen und Rückerwerb des Gutes im Jahr 1908, am 16. März 1940 auch dort. Sie hatte zwei Brüder, von denen einer nach Amerika emigrierte, drei Schwestern, von denen Anna früh an Tuberkulose starb (Selma L. beschäftigte sich in Nils Holgersson und Der Fuhrmann des Todes mit diesem Thema) und die jüngere Gerda, mit der sie zu Hause von Gouvernanten unterrichtet wurde.

Die weltberühmte Autorin litt ihr ganzes Leben an einem Hüftproblem und war als Kleinkind sogar gelähmt. Ihr wurde zwar durch Physiotherapie geholfen und ihre Gehfähigkeit weitgehend wiederhergestellt, sie blieb aber aber immer gehbehindert und eine Außenseiterin, was sie in ihre Werken einfließen ließ. Sie hätte auch heutzutage keine Anerkennung als Behinderte bekommen, denn die aktuelle Logik betrachtet angeborene Leiden nicht als unterstützenswerte Behinderung. Und ob die Lähmung Anerkennung bei Gutachtern gefunden hätte, weiß kein Mensch.

Gut Mårbacka, Lagerlöf Museum Sunne © FSchremp
Bevor Lagerlöf zu ihrer Berufung als Schriftstellerin gelangte, besuchte sie ein Mädchengymnasium, ließ sich als Volksschullehrerin ausbilden und war von 1885 bis 1895 als Volksschullehrerin beschäftigt. Sie hoffte mit ihrem ersten Roman Gösta Berling sehr bekannt zu werden und so viel Geld zu verdienen, dass  sie sich nur noch der Schriftstellerei und dem Landleben widmen könnte, was sich allerdings erst zwei Jahre nach Erscheinen des Buches mit einer positiven Besprechung des Romanes durch den berühmten Kritiker Georg Brandes im Jahr 1893 abzeichnete. Danach ging es stetig aufwärts. Sie wurde bekannt und bekannter, konnte ihr elterliches Gut zurückkaufen und dessen Größe und Wirtschaftkraft vermehren. Auf diesem Weg halfen ihr die ebenfalls zu wichtiger schwedischer Literatur werdenden Bücher Die Wunder des Antichrist und Jerusalem, schließlich 1906 "Nils Holgersson".

Selma Lagerlöf war eine Verfechterin des Gleichberechtigungsgedankens, kritisierte das fehlende Wahlrecht für Frauen und erhielt neben dem Nobelpreis zahlreiche Ehrungen wie die Ehrendoktorwürde der Universitäten Uppsala und später Greifswald. 1914 wurde Selma Lagerlöf zum ersten weiblichen Mitglied der Schwedischen Akademie gewählt. Sie engagierte sich 1933 für die Rettung jüdischer Flüchtlinge, verhalf Nelly Sachs zum Entkommen vor den Nazikrallen und spendete ihre Nobelpreismedaille zur Unterstützung der notleidenden Finnen im Winterkrieg 1939. Da sie nicht verheiratet war und keine Kinder gebar, vermittelten die Leute ihr einen "echten" kleinen Nils Holgersson, der tatsächlich auch so hieß und den sie  adoptierte und an Sohnes Statt aufzog.

Ihr Stil war einfach, fast folkloristisch und mythologisch. Neben Romanen schrieb sie auch Kurzgeschichten, Erzählungen und Legenden, ihre Theaterstücke waren Misserfolge.

  • Selma Lagerlöf
  • Nils Holgerssons wunderbare Reise

    Würzburg 2002, 88 Seiten, Hardcover
  • 10,95 €, Arena Verlag
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: 4 - 5 Jahre
Die Geschichte von Nils Holgersson: Als der kleine Nils einem Wichtelmännchen einen bösen Streich spielte, wurde er selbst in ein kleines Wichtelmännchen verwandelt. Den zahmen Gänserich Martin konnte er, weil er so klein geworden war, nun nicht mehr davon abhalten, sich den Wildgänsen anzuschließen. Auf dem Rücken von Martin hebt sich Nils in die Lüfte über Skandinavien, Ostsee, Pommern ... und wollte nicht mehr zurück, weil es so schön war. Seine Verwandlung wird erst später zurückgenommen, als er mit Martin heimkehrt und diesen vor der Tötung bewahrt.

"Im ersten Augenblick wußte der Junge gar nicht, was er mit seinem Fang tun solle. Er schwang nur immer das Netz sorglich hin und her, damit das Wichtelmännchen keine Zeit bekomme, herauszuklettern.
Jetzt begann das Wichtelmännchen zu sprechen; es bat und flehte um seine Freiheit und sagte, es habe der Familie seit vielen Jahren viel Gutes getan und wäre wirklich einer besseren Behandlung wert. Wenn der Junge es loslasse, wolle es ihm einen alten Speziestaler geben sowie eine silberne Kette und eine Goldmünze, die so groß sei wie der Deckel an der silbernen Uhr seines Vaters.
Dem Jungen kam zwar das Lösegeld nicht gerade groß vor; aber seit er das Wichtelmännchen in seiner Gewalt hatte, fürchtete er sich gewissermaßen vor ihm. Er fühlte, daß er sich in etwas eingelassen hatte, was fremd und unheimlich war und nicht in diese Welt gehörte; deshalb war er nur sehr froh, es loszuwerden.
Er ging also schnell auf das Angebot ein und hielt das Netz still, damit das Wichtelmännchen herauskriechen könne. Als dieses aber beinahe aus dem Netz heraus war, fiel dem Jungen ein, daß er sich größere Dinge und alles mögliche Gute hätte ausbedingen können. Jedenfalls hätte er die Bedingung stellen können, daß ihm das Wichtelmännchen die Predigt in den Kopf zaubern müsse. „Wie dumm von mir, daß ich es freiließ,“ dachte er und begann das Netz aufs neue hin und her zu schwingen, damit das Wichtelmännchen wieder hineinpurzle.
Aber kaum hatte der Junge das getan, da bekam er eine fürchterliche Ohrfeige, daß ihm war, als zerspringe ihm der Kopf in tausend Stücke. Er flog zuerst an die eine Wand und dann an die andre, schließlich fiel er auf den Boden und blieb da bewußtlos liegen.
Als er wieder erwachte, war er noch in der Hütte. Von dem Wichtelmännchen war keine Spur mehr zu sehen. Der Truhendeckel war geschlossen, und das Fliegennetz hing an seinem gewöhnlichen Platz am Fenster. Wenn dem Jungen nicht die rechte Wange von der Ohrfeige so sehr gebrannt hätte, hätte er sich versucht gefühlt, alles für einen Traum zu halten. „Was aber auch geschehen sein mag, jedenfalls werden Vater und Mutter behaupten, daß es nichts gewesen sei als ein Traum,“ dachte er. „Sie werden mir wegen des Wichtelmännchens sicher nichts von der Predigt abziehen, und es wird am besten sein, wenn ich mich jetzt eilig dahinter mache.“
Aber als er an den Tisch ging, kam ihm etwas sehr verwunderlich vor. Das Zimmer konnte doch unmöglich größer geworden sein. Woher kam es denn aber, daß er jetzt so viel mehr Schritte machen mußte als sonst, wenn er an den Tisch ging? Und was war denn mit dem Stuhl? Er sah zwar nicht gerade aus, als sei er größer als vorher, aber der Junge mußte zuerst auf die Leiste zwischen den Stuhlbeinen steigen und dann vollends auf den Sitz hinaufklettern. Und gerade so war es auch mit dem Tisch. Er konnte nicht auf die Tischplatte hinaufsehen, sondern mußte auf die Armlehne des Stuhles steigen.
„Was ist denn aber das?“ sagte der Junge. „Ich glaube wahrhaftig, das Wichtelmännchen hat den Lehnstuhl und den Tisch und die ganze Stube verhext.“
Historische Illustration zu Nils Holgersson
Die Postille lag auf dem Tische, und anscheinend war sie unverändert. Aber etwas Verkehrtes mußte doch daran sein, denn er konnte kein Wort lesen, sondern mußte erst auf das Buch selbst hinaufsteigen.
Er las ein paar Zeilen, dann aber sah er zufällig auf. Dabei fiel sein Blick in den Spiegel, und da rief er ganz laut: „Ei sieh, da ist ja noch einer!“
Denn im Spiegel sah er ganz deutlich einen winzig kleinen Knirps in einer Zipfelmütze und Lederhosen.
„Der ist genau so angezogen wie ich,“ sagte der Junge und schlug vor Verwunderung die Hände zusammen. Aber da sah er, daß der Kleine im Spiegel dasselbe tat.
Da begann er sich an den Haaren zu ziehen, sich in den Arm zu kneifen und sich im Kreise zu drehen, und augenblicklich tat der Kleine im Spiegel dasselbe.
Jetzt lief der Junge ein paarmal um den Spiegel herum, um zu sehen, ob vielleicht so ein kleiner Kerl hinter dem Spiegel verborgen sei, aber er fand niemand dahinter, und da begann er vor Schrecken am ganzen Leibe zu zittern. Denn jetzt begriff er, daß das Wichtelmännchen ihn selbst verzaubert hatte, und daß er selbst der kleine Knirps war, dessen Bild er im Spiegel sah."
(Selma Lagerlöf: Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen. Ein Kinderbuch.
Einzige berechtigte Übersetzung aus dem Schwedischen von Pauline Klaiber, München 1920)




_______________________________

Freitag, 19. November 2010

Buchbesprechung: dtv-junior Literatur-Lexikon

Heinrich Pleticha (Hrsg.)
dtv junior
Literatur-Lexikon
München 1986/2006, Originalausgabe, 256 Seiten, 
Paperback, 10 €, dtv

Genau richtig für die Schule! Eigentlich sollte es jeder interessierte Deutschschüler ab der 9. Klasse im Regal stehen haben, denn damit wird einem so manches klarer als im Unterricht. Aber auch unkundige Eltern wissen schnell, worauf es ankommt.
Buchbesprechung in winner's cool blog


_________________________________

Donnerstag, 18. November 2010

Todestag wichtiger Künstler: Man Ray, Jeanne-Claude und Marcel Proust

2009 - Jeanne-Claude, amerikanisch-französische Verhüllungskünstlerin, die Frau von Christo, Verhüllung des Reichtstagsgebäudes in Berlin 1995, geb. 1935

1976 - Man Ray, amerikanischer Maler, Fotograf und Filmemacher (Fotogramme: «Rayographien»), geb. 1890
 

1922
- Marcel Proust, ein französischer Schriftsteller und Kritiker, sein Hauptwerk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ (À la recherche du temps perdu) ist ein monumentaler Roman in sieben Bänden, eines der bedeutendsten erzählenden Werke des 20. Jahrhunderts, geb. 1871

Denke immer daran, dass es nur eine allerwichtigste Zeit gibt, nämlich: sofort!
Leo Tolstoi

Neuer Taschenkalender: Poesie-Agenda 2011 (Unabhängige Verlage in der Schweiz)

POESIE-AGENDA 2011
Herausgegeben von Werner Bucher, Virgilio Masciadri und Jolanda Fäh
Mit Kalendarium, Eintragungen, Adressverzeichnis und vielen Gedichten.
256 Seiten, broschiert
CHF 16.00 / EUR 10,00

„Nirgends sonst gibt es Lyrik und Humor in einer so anregenden Verbindung. ‚Poesie-Agenda’ ist das Gegenteil von Langeweile.“ (Andreas Noga auf „lyrikzeitung.de“)

Der orte verlag aus Oberegg, Schweiz, hat seinen neuen Taschenkalender  vorgelegt, mit seinen handverlesenen Lyrik- und Kalenderblatteinträgen. Ein wunderbarer Wegbegleiter, der die Tage verschönert, zum Nachdenken und Schmunzeln anregt und Kulturelles, Lyrisches herrlich in den Alltag integriert.

PHASEN                                                                         erste schritte

                                                                                       die treppe
Es gibt ein Licht in der Dämmerung,                                  hinunter
das glimmt auf den Zweigen wie Schnee,                           frühstück für
Muschelinnres der Himmel,
wo er die Erde umfaßt                                                     die familie
                                                                                       bereitet genau
Die erste Sichel, die zweite                                               wie letztes Jahr sie
Wenn  die Kugel voll ist,                                                  schläft noch ich schreibe
ändert das Wetter,                                                           ihr den ersten gruss
die Nacht trübt ein
und die Flut verebbt                                                         Niels Zubler

Es gibt ein Licht in der Nacht,
das wartet, solang wir es suchen
                                                                                                    (Neujahr/Berchtoldstag)
                        Erika Burkart




__________________________________

Minutentraum mit Klabund

Winterschlaf


Indem man sich nunmehr zum Winter wendet,
Hat es der Dichter schwer,
Der Sommer ist geendet,
Und eine Blume wächst nicht mehr.


Was soll man da besingen?
Die meisten Requisiten sind vereist.
Man muß schon in die eigene Seele dringen
- Jedoch, da haperts meist.


Man sitzt besorgt auf seinen Hintern,
Man sinnt und sitzt sich seine Hose durch,
~ Da hilft das eben nichts, da muß man eben überwintern
Wie Frosch und Lurch.


                                                              Klabund

(Quelle: Poesie-Agenda 2010, orte verlag, Schweiz)