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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Freitag, 3. August 2012

Fantasien zur Nacht: DEINE JEANS von Ute AnneMarie Schuster

Deine Jeans
He, mein Schatz, darf ich was fragen?
Sag, was hast Du heut denn an?
Ist’s die Jeans mit den fünf Knöpfen
und dem kleinen Engel dran?

Oder trägst Du edles Schwarz,
Button und auch Reißverschluss?
Ganz egal, was dich bekleidet,
drinnen steckt ein Hochgenuss.

Keine Eile will ich haben,
widme mich zuerst dem Hemd.
Knöpfe Stück für Stück die kleinen
Knopferln, die die Brust beklemmt.

Knopf für Knopf und ganz, ganz langsam,
nehm ich mir die Jeans nun vor,
schau Dir tief in Deine Augen,
ach, da kommt der Schatz hervor.

Perlen voller Lust entstehen,
salzig süß und wunderbar,
küss Dich zärtlich von der Stirne,
blick in Dein Blau-Augenpaar.

Sag mir, wie kann das passieren,
hab noch an das weiße Kleid,
erlöse mich von edler Seide,
irgendwie drängt jetzt die Zeit.

Möchte Dich und nicht mehr warten,
oh, was hab ich angestellt,
alles wegen der fünf Knöpfe –
endlich auch mein Höschen fällt.

Hemmungslos und voller Freude,
schenken wir Glückseligkeit,
und nach stundenlanger Liebe
schmückt uns beide,  Jeans und Kleid.

(c) Ute AnneMarie Schuster, Weiz,  Austria.
Aus: "Zartlieblich will ich dich berühren", net-Verlag 2012

Dichterhain: ZURÜCKGELASSEN von Viktoria Vonseelen















zurückgelassen
alle fragen offen
nichts geklärt.
was kann ich tun?
ohnmächtig
stehe ich gegenüber
und schaue
wie du
dein leben lebst.
mein wunsch
liebe leben
zu mir
und anderen -
das kann nur
ich
und

niemand anderes.


(c) Frankfurt, 15.7.2012, Viktoria Vonseelen

Donnerstag, 2. August 2012

Neu als DVD/Blue-Ray: YOUNG ADULT MIT CHARLIZE THERON


Ein Film aus der Feder von Oscar®-Gewinnerin Diablo Cody und Regisseur Jason Reitman

YOUNG ADULT ist eine bittersüße, und mehr: eine unromantische und eher nicht lustige Komödie über die Realität des (verspäteten) Erwachsenwerdens. Die amerikanische Situationskomik paart sich mit der trockenen Charakterzeichnung zweier völlig gegensätzlich gebeutelter Typen, die einer großen Menge von Angepassten gegenüberstehen. Charlize Theron, 2012 nominiert für einen Golden Globe® als "Beste Schauspielerin in einer Komödie oder einem Musical", spielt Mavis Gary. Die einstige Ballkönigin und Autorin einer Bücherreihe für junge Erwachsene kehrt 37-jährig gefrustet, geschieden und gescheitert in ihre Heimatstadt zurück, um ihren mittlerweile verheirateten High School Freund Buddy Slace (Patrick Wilson, bekannt aus MORNING GLORY) zurückzuerobern.

 Mavis Garys Romane sind out, der Boom ist vorbei, der Erfolg schrumpft. Der letzte Roman aus der Serie dreht sich um das, was auch Mavis beschäftigt, Leben nach der High School, Etablieren oder nicht, Verlust der Kontakte von früher, Abnabelung vom Sozialisationsinstrument Schule, Familiengründung und Nachwuchs bekommen. Die Depression ist bereits wirksam, Whiskey in rauen Mengen soll der Heldin über die Klippen helfen. Sie trifft durch Zufall den Klassenkameraden Matt wieder, der das Schlimmste durchmachen musste: Er wurde mit Eisenstangen wegen angeblicher Homosexualität zum Krüppel geschlagen, und zwar von den Typen, den Mavis mittags noch auf der highschooleigenen Spielwiese einen "geblasen" hatte. Beide sind trinkwütig und ersäufen ihren Frust in Alkohol. Der Freund Matt gar mit einer Destillerie in der Garage, der Magnet für Mavis, die seit sie in der Stadt ist, ihre Aktionen mit dem Kippen zweier Gläser Whiskey beginnt. Alle Versuche Buddy aus seiner Ehe zu holen scheitern, großes Drama für Mavis, die sich hier den Kopf einrennt. Als Ersatz springt Matt ein, der seit seinem Überfall erhebliche Schwierigkeiten beim Sex hat. Mavis schenkt ihm eine postive Erfahrung und verlässt die Stadt wieder. Nette Story, aber preisträchtig?

Der Film vereinigt Regisseur Jason Reitman (UP IN THE AIR) erneut mit Drehbuchautorin Diablo Cody, deren Werk als "Bestes Original Drehbuch" von der Writers Guild of America und der Broadcast Film Critics Assocation nominiert wurde. In YOUNG ADULT ist auch Patton Oswalt (KING OF QUEENS) als ehemaliger Klassenkamerad von Mavis zu sehen: Die Rolle des Außenseiters brachte ihm Nominierungen als "Bester Nebendarsteller" von der Los Angeles, Chicago, Toronto und Broadcast Film Critics Association® ein.
Paramount Home Entertainment veröffentlichte am 26. Juli 2012 das Meisterwerk über die verzweifelte Reise einer Heldin zurück in ihre kleinstädtische Vergangenheit mit Bonus-Material, wie einem Kommentar von Regisseur Jason Reitmann (UP IN THE AIR) und nicht verwendeten Szenen.

Dichterhain: SOMMERTAG von Stefan Vieregg


Sommertag 
 
Den Kopf schwer und
leer vom Viel
Hitze brütet
genüsslich und lüstern
Rache aus
im Dickicht der
silbernen Blätter

Meine Gedanken taumeln
zu dir
verstolpern sich
im Wurzelwerk des Lebens

Heute ist Badetag
ein dritter (oder vierter?)
heißer Tag im Sommer
Welch Verschwendung!

Die Wärme sorgsam hüten
verstecken
in der Badetasche
heimlich mitnehmen
flüstert es mir im Kopf

Teilen mit dir
in wohliger Umarmung

Morgen die Trennung
Gewitter und Kälte

(c) Stefan Vieregg 

Mittwoch, 1. August 2012

Buchbesprechung: DU SOLLST NICHT HASSEN von Izzeldin Abuelaish

Izzeldin Abuelaish  
Du sollst nicht hassen
Meine Töchter starben, meine Hoffnung lebt weiter

Deutsche Erstausgabe
Ins Deutsche übertragen von Ingrid Exo
Original-Titel:  „l shall not hate: A Gaza Doctor's Journey"

Bergisch-Gladbach 2012, 249 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag,
16 Seiten Tafelteil mit 22 Abbildungen, 19,99 € (D), Lübbe Verlag
Auch als E-Book.


»Wenn meine Töchter die letzten Opfer wären, könnte ich ihren Tod akzeptieren«
Izzeldin Abuelaish

Israel und Palästina, Gazastreifen, PLO und Hamas - in aller Regel beginnt mit diesen Be­griffen die Berichterstattung über den Ausbruch oder die Beilegung der jüngsten kriegeri­schen Auseinandersetzung in einer der konfliktreichsten Regionen der Welt. Und wir, die wir daheim sicher vor unseren Fernsehgeräten sitzen, hören schon gar nicht mehr richtig hin. Jetzt hat das seit 60 Jahren währende Blutvergießen im Nahen Osten ein Gesicht und eine Stimme bekommen. DU SOLLST NICHT HASSEN ist die bestürzende und zugleich inspirie­rende Lebensgeschichte eines Vaters, der sein gesamtes Leben der Aufgabe gewidmet hat­te, ein Architekt der friedlichen Koexistenz Israels und Palästinas zu werden. Dann geschieht das Unfassbare: Fehlgeleitete Panzergranaten bombardieren sein Haus und töten seine drei Töchter. Die Realität holt den Idealismus ein, doch vernichtet sie ihn nicht. Sie verbündet sich mit ihm. Und Izzeldin Abuelaish wird zum Symbol eines Neubeginns.


Izzeldin Abuelaish ist Palästinenser. 1955 kommt er als ältestes von neun Kindern im Gaza-Flüchtlingslager von Jabaliya zur Welt. Er studiert Medizin und wird der erste palästinensi­sche Arzt aller Zeiten, der an einem israelischen Krankenhaus arbeiten darf. Zweimal wö­chentlich nimmt er die beschwerlichen Grenzgänge auf sich, und an den Wochenenden bringt er seine israelischen Freunde bei seinen palästinensischen Freunden in Gaza unter - sein persönlicher Beitrag zur Völkerverständigung, die auf großer Ebene bisher kläglich ge­scheitert ist, wie die geschichtlichen Daten leider nur allzu deutlich beweisen: 1956 Sinai-Krieg, 1967 Sechs-Tage-Krieg, 1973/74 Jom-Kippur-Krieg, 1987 Erste Intefada, 2000 Zweite Intefada. Und dann kommt die "0peration gegossenes Blei".
Zu diesem Zeitpunkt ist Izzeldin Abuelaish bereits lange ein Begriff im Nahen Osten. Er hat in Kairo, London, Mailand, Brüssel und Harvard studiert und für die Weltgesundheitsorgani­sation in Afghanistan gearbeitet.

Er lebt mit seinen Kindern in Gaza und gehört zum wissenschaftlichen Team des Gertner-Instituts am Sheba-Hospital in Tel Aviv. Er versteht sich als Botschafter des Friedens und ist fest davon überzeugt, als Mediziner in der nahezu einmaligen Position zu sein, Brücken zwi­schen den Menschen bauen zu können. Trotzdem ist er nicht naiv. Die "0peration gegossenes Blei" ist die Antwort Israels auf jahrelangen Beschuss israelischer Städte durch militante Mitglieder der Hamas aus dem Gazastreifen. Als am 27. Dezember 2008 die ersten Bomben auf Gaza fallen, beginnt Izzeldin Abuelaish, den israelischen Medien regelmäßig Telefoninterviews zu geben, um der israelischen Bevölkerung einen realistischen Einblick in ihre großangelegte Militäroffensive zu verschaffen. Und so erlebt Tel Aviv live, wie zwei fehl­geleitete israelische Panzergranaten am 16. Januar 2009 dem Leben dreier unschuldiger Kinder auf grausame Weise ein Ende machen: Bessan, Mayar und Aya Abuelaish.

Ihr Vater hätte an seinem Schicksal verzweifeln oder zu weiterem sinnlosen Blutvergießen aufrufen können. Stattdessen hat Izzeldin Abuelaish seine persönliche Tragödie zum Anlass genommen, konstruktive Aufklärungsarbeit zu leisten. Das Ergebnis ist DU SOLLST NICHT HASSEN, eines der wichtigsten Bücher, die je zum Thema Nahostkonflikt geschrieben wur­den. Es vermittelt dem Leser ein authentisches und deshalb umso erschütternderes Bild der Lebensumstände im Gazastreifen, die durch Abriegelung von der Außenwelt und Belagerung durch die Besatzungsmacht von unsäglicher Armut und völliger Hilf- und Ausweglosigkeit geprägt sind, was zu Aufruhr und Extremismus führt, die wiederum weitere Verschlechterun­gen der Lebensbedingungen nach sich ziehen.
Der Autor schildert eindringlich den Teufelskreis aus Gewalt und Vergeltung, zeigt die Ursachen für den seit Jahrzehnten brodelnden Hass auf und liefert Lö­sungsmöglichkeiten, deren Umsetzung nicht von regionaler oder internationaler Politik ab­hängt, sondern von der Willigkeit jedes Einzelnen, nicht länger Pauschalurteile zu fällen, sondern den einzelnen Menschen zu sehen - den einzelnen Israeli, den einzelnen Palästi­nenser -, in all seiner menschlichen Würde, die Respekt und Toleranz verdient.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt lebt Izzeldin Abuelaish in Kanada, wo er an der Universität von Toronto einen Lehrstuhl innehat. Zu Ehren und im Gedenken an seine Töchter hat er die Stiftung daughters for life ins Leben gerufen (www.daugthersforlife.com), die Mädchen und Frauen im Nahen Osten mit Gesundheits- und Bildungsprogrammen den Rücken stär­ken soll. Er wurde mit dem Stavros Niarchos Prize for Survivorship und mit dem Mahatma Gandhi Peace Award of Canada ausgezeichnet und nominiert für den Sakharov Human Rights Prize sowie für den Friedensnobelpreis. Mit DU SOLLST NICHT HASSEN ist dem Autor ein internationaler Bucherfolg gelungen, der Vergebung und Versöhnung als vorgeleb­ten Weg aufzeichnet, nachhaltigen Frieden im Heiligen „Geschundenen" Land zu erzielen.


Dichterhain. 1. AUGUST von Birgit Heid

Frau am Meer, unbekannt














Sandstrand mit Steinen,
perlendes Wellenkleid füllt
nahtlos die Nacktheit.

(c)
Birgit Heid
An jedem Tag ein Haiku.
Kleine Atempausen
Norderstedt 2011

Dienstag, 31. Juli 2012

Buchbesprechung: Das neue GOETHE-JAHRBUCH (2011)

Goethe-Jahrbuch 2011
Hg. von Jochen Golz, Albert Meier und Edith Zehm Goethe-Jahrbuch
(Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft)
Göttingen 2012, Bd. 128, 2011, 512 S., 39 Abb.,
brosch., 29,95 € (D), Wallstein Verlag
 

Das Goethe-Jahrbuch 2011 versammelt die Vorträge der Konferenz »Goethe und die Künste«, die im Juni 2011 ca. 600 Goethefreunde aus 20 Ländern in Weimar zusammengeführt hat. Es enthält zudem Abhandlungen und Miszellen zu Goethes Leben und Werk.
Veröffentlicht werden auch die Essays der Preisträger des 3. internationalen Essay-Wett­bewerbs der Goethe-Gesellschaft. Ein umfangreicher Rezensionsteil zu wichtigen Neuer­scheinungen sowie Berichte über das Wirken der Goethe-Gesellschaft im In- und Ausland ergänzen den Band.


Aus dem Inhalt:
  • Ernst Osterkamp
    Das letzte Jahr. Die Künste im Leben eines Mannes, der den Tod nicht statuierte
  • Lucia Ruprecht
    Werthers Walzer: Tanz als kulturelle Kodierung von Liebe und Intimität
  • Tina Hartmann
    Von »Erwin und Elmire« zum »Faust«-Libretto – warum Goethe ein Leben lang Opern schrieb
  • Dieter Martin
    »Genien« im »Gedränge«. Die »Wilhelm Meister«-Lieder und ihre Komponisten
  • Helmut Schanze
    »man möchte sich fürchten, das Haus fiele ein«. Goethe und die ›absolute‹ Musik
  • Sabine Schneider
    »ein strenger Umriß« – Prägnanz als Leitidee von Goethes Formdenken im Kontext der Weimarer Kunsttheorie
  • Johannes Grave
    Illusion und Bildbewusstsein. Überraschende Konvergenzen zwischen Goethe und Caspar David Friedrich
  • Werner Busch
    Goethe und Neureuther. Die Arabeske: Ornament oder Reflexionsmedium?
  • Susanne Muller-Wolff
    »von der Kunst zur Natur, von der Natur zur Kunst zurück«. Goethe als Gartenkünstler und Kritiker der Gartenkunst
  • Sabine Doering »so fand ich ihn«. Goethe und Hölderlin – Stationen einer komplizierten Begegnung
  • Mathias Mayer
    Warum eigentlich »Thule«? Goethes Ballade »Der König in Thule« als Ausnahme
  • Rudiger Nutt-Kofoth
    Erzähltes Leben zwischen Überlieferung und Konstruktion. Goethes »Hackert«-Biographie und das Problem des ›congruenten Ganzen‹
  • Gabrielle Bersier
    Kulturbruch und transkulturelles Einvernehmen: Goethes deutscher Brief an Madame de Staël in Dresden
  • Gerhard R. Kaiser
    Mme de Staëls »De l’Allemagne« und Goethes Überlegungen zur ›Weltliteratur‹
  • Ivo Schneider
    Goethe als Vorbild für die Einstellung deutscher Bildungsbürger zur Mathematik?
  • Jochen Golz
    Ein ›Selbstdenker‹ im unklassischen Weimar. Aus Anlass von Eberhard Haufes »Schriften zur deutschen Literatur«
  • Herbert Muller, Dieter Herrig
    Goethes Hexen-Einmaleins – ein neuer Erklärungsansatz
  • Sabine Schafer
    Alexander Palmer alias Blankenstein – auf der Spur eines Hochstaplers

Dichterhain: HAIKU von Felicitas Göbel

(c) Florian Czech, Fließende Wasser, www.flowflo.blogspot.com


Fließendes Wasser
In ständiger Bewegung
Lauf der Ewigkeit

© Felicitas Göbel

Gründerin und 1. Vorsitzende vom Verein
"Lesen & Kultur für alle e.V.", Münster in Hessen,
www.fundament-lesen.de

Montag, 30. Juli 2012

Newcomer des Monats: AN JEDEM TAG EIN HAIKU von Birgit Heid


Birgit Heid
An jedem Tag ein Haiku.
Kleine Atempausen
Norderstedt 2011, 132 Seiten, broschiert,
8,90 €, Books on Demand
ISBN-10: 3842373317
ISBN-13: 978-3842373310

Haiku sind eine beliebte Form des traditionellen japanischen Kurzgedichtes. Sie stellen ein Naturdetail unter jahreszeitlicher Betrachtung in den Mittelpunkt und knüpfen eine Reihe von weiteren Ideen daran. Man kann mit Haiku innehalten und abschalten, nachdenken und sinnieren. Sie stellen die kürzeste Literaturform überhaupt dar. Haiku möchten den Leser/die Leserin kontemplativ berühren. Birgit Heids 366 Haiku für jeden Tag sind in ihrer südpfälzischen Heimat, darüber hinaus im Hochschwarzwald und im Chiemgau entstanden.


Birgit Heids Gedichte gefallen durch eine geschliffene Ausdrucksweise, meisterhaften Gebrauch von dichterischen Metaphern und Assoziationen. Ihre Dreizeiler haben die Kraft, anhaltende und beeindruckende Assoziationen hervorzurufen. Die formulierten Welten strahlen einen hohen Reiz aus und setzen starke Impulse für die Fantasie.

3. Juli

Teichrosenköpfe
vor üppiger Entfaltung:
Hälse hoch gereckt.

4.Juli

Einfache Esche
am See, gabelstämmig, licht:
Die Ruhe wohnt hier.

5. Juli

Altes Ruderboot,
die Angeln sind schon locker,
schwer umzudrehen.

1. September

Der Feuerdorn hängt 
schwer und voll; eine Amsel
flüchtet wie ein Dieb 

Dichterhain: ABSCHIED von Viktoria Vonseelen

Abschied

fordernde winde
erklimmern
steinerne wälle,
finden spuren
in zerklüfteten gemäuern,
durchdringen alles
erforschen ungefragt

jeden winkel meiner seele
wirbeln auf
zerren altes,
                  ungeliebtes hervor
bringen trennende
             wände
zu fall

sehen
        fühlen
                 hören

noch einen moment
erstaunter stille  -

atme  gelassen
allen unrat
über die grenzen
meines seins
hinweg -

ein vorsichtiger blick
über die ruinen
meiner zerfallenen festung

erblicke
mich

erblicke
FREIHEIT.

Norden, 26.7.2012  (c) Viktoria Vonseelen

Sonntag, 29. Juli 2012

Neu auf dem Markt: orte 170 - DICHTER. NEBEL aus der Schweiz


Dieses sommerliche orte-Heft widmet sich einem scheinbar unsommerlichen Thema: dem Nebel. Denn so, wie die Dichterinnen und Dichter ihn sehen, ist der Nebel mehr als nur eine feuchtkühle Naturerscheinung: Kann sich hartnäckiger Nebel nicht mitten im Hochsommer in unseren Köpfen bilden, uns ablenken und daran hindern, die Wirklichkeit zu sehen?  

Als die Hexen in Shakespeares Drama Macbeths fatalen Ehrgeiz aufkochen wollen, wird jedenfalls die Welt zunächst neblig und Macbeth verwirrt. Umgekehrt kennen wir alle den guten Nebel, der gnädig verdeckt, was nicht gewusst werden muss, der uns friedlich stimmt und vorübergehend mit dem Dasein versöhnt. Dieses orte-Heft versammelt darum Autorinnen und Autoren, die den Nebel in seinen ungezählten Facetten ergründen, den wirklichen in der Natur, aber auch den imaginären in den Gedanken der Menschen. Originelle Nebelmomente, die überraschen und nachdenklich stimmen, finden sich hier in Texten von heutigen Poetinnen und Poeten - Theo Breuer, Andreas Grosz, Roland Merk, Jörg Neugebauer, Ilma Rakusa, Gerhard Rühm, Sabine Wang und anderen -, und nicht zuletzt in bekannten und weniger bekannten Nebelgedichten und Nebeltexten der großen Dichter der Moderne.

Dichterhain: KÜNSTLERSEELE von Harald Göbel (gest. am 19. Juli 2012)


(c) Florian Czech: Auf der Suche
Künstlerseele

Seele des Schönen
Ewige Blume

Trauriger Regen
Glitzernder Schnee

Erben und Wollen
Lernen und Können

Tosende Stürme
Segeln im Wind

Schauen und Fühlen
Sehen Erkennen

Nebel so düster
Glänzender Tau

Einsamer Ruhm
Doch unverstanden

Herrliche Sonne
Bleicher Mond

Ewige Seele
Wie Blumen so schön

(c) Harald Göbel, (23. Juni 1952-19. Juli 2012), Architekt,
Bühnenbildner bei Hans Neuenfels, Maler und Lyriker


Samstag, 28. Juli 2012

Fantasie zur Nacht: DEINE HAND von Birgit Heid

Deine Hand


Reich mir deine Hand durch
all die Jahre die wir unsre
Nähe lebten selbst die Zeiten
vor uns kennst du und bewahrst

sie weil du weißt was mit mir
schwingt wenn du gelegentlich
an mich noch denkst vielleicht
auch täglich reiche mir die Hand

die wunderschöne die ein Spiegel-
bild und wie für mich gewachsen
sagtest scherzhaft du zu mir in
jenen Ebenen als Dunst über die

Felder zog reich mir die Hand
die ausgestreckt du hieltest und
geduldig wartend bis ich Regen
mich in sie ergoss und die mich

fest hielt mich berührte sinnlich
und verlockend die sich anbot
wenn die Zunge sie verlangte
deine Hand vermisse ich.

Dichterhain: URGEWALT von Hannes M Pum

URGEWALT
von Hannes M. Pum


BLÜTE UNS´RER WUNDERVOLLEN ERDE,
WO BIST DU? KANN DICH LESEN, HÖREN.
BEGEHRT VON ALLEM, WAS IN MIR IST, WERDE.
HELLER DENN JE, SO FERN, MAGST MICH BETÖREN.

BEETHOVENS FÜNFTE -- IM SCHATTEN DER FICHTE.
KONZERT DER NADELN IN MEINEM HERZ.
HÖLLE -- DIE QUALEN, HIMMEL -- DIE DICHTE
DER KLÄNGE MICH ZIEHENDER GEWICHTE. EIN SCHMERZ.

BRENNE IM INNERSTEN MEINES ICH.
BLUT IN MEINEM HAUPT BEGINNT ZU KOCHEN.
AUFSCHREI DER SEELE -- SEH´ DICH!
DEINE WUND GEKLOPFTEN KNÖCHEL POCHEN

AN DER PFORTE MEINER ZITADELLE.
BREIT´ AUS MEINE ARME, MÖCHT´ FLIEGEN,
ZU DIR, JETZT, JETZT -- MEINES FEUERS QUELLE.
WILL DIESE URGEWALT NIE BESIEGEN.

Freitag, 27. Juli 2012

Fantasien zur Nacht: MAGNOLIE von Erika Ott

MAGNOLIE

Mein erster Blick

du räumst dein Zimmer um
wenig Licht fällt

durch die Fenster

schmale Augenschlitze
du blinzelst mich an

deine Arbeit ruht

lange Umarmungen weich
der Pullover

violett auch

das Lager aus Stoff
Beuteltee Malve

Schmetterlinge

sind unsere Lippen
im Wettstreit um Tau

Angekommen

in ihrer Umschlingung
Ganzkörperanliegen

unter deiner Hand

darfst du nehmen was dir blüht
auch ich frage nicht

sondern die Türe

fällt in ihr Schloss ohne
heimliche Blicke

Münder geöffnet

zum Lächeln der Leidenschaft
geformt dein Haar

kitzelnd und rau

in meiner Hand jedes Eck
deines Körpers

unterwegs

zu neuen Ufern meiner
Fingerspitzen

Taschentuchzipfel

an deinen Erfahrungen
lässt du mich schnuppern

die wir die Jugend

nachfeiern mit Malventee
Blüte benetzen

die Magnolie

lila Farbe der Fürstin
auf ihrem Parkweg

der Schoß der Natur

mit ihren dicken Knospen
tiefer ihr Leuchten

beim Anblick

der gehauchten Worte
schreibe mir schreibe

doch weht der heiße

Wüstenwind quer durch den Raum
gelbe Fahnen

schweißgebadet

die taunasse Fahrbahn
Unendlichkeit

in der Weite

des Himmelslichts engelsgleich
unser Gesang

wieder und wieder

die zarten Berührungen
wie zufällig

auf dem unbenutzten

Weg der Rückkehr
zehn Meter weit

an einem Mittag

schreitet die Gewandete
hechelnd vor Glück

im Wettstreit

der Körper um die Quellen
duftender Schauplatz

und kunterbunt

alle Jahreszeiten
vereint. 

(c) Erika Ott

Heidis Gedichtetipps: WAHRNEHMEN von Hilde Domin


Alle Rechte: Nikolaj Ullmann, erlangenwladimir.wordpress.com

Wahrnehmen

Nicht müde werden
sondern dem Wunder
leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten.


Hilde Domin
, geborene Löwenstein, verheiratete Hilde Palm (* 27. Juli 1909 in Köln; † 22. Februar 2006 in Heidelberg), war eine deutsche Schriftstellerin. Sie war vor allem als Lyrikerin bekannt. Nach ihrem Exil in der Dominikanischen Republik, von der Domin ihren Namen nahm, lebte sie von 1961 an in Heidelberg. (wikipedia)

Donnerstag, 26. Juli 2012

Kalkofe ab Oktober 2012 wieder auf der Mattscheibe (Tele5) und Zuschaueraktion: Meld den Scheiß, den du dir anschauen sollst



OLIVER KALKOFE is BACK FOR BAD! Unser MANN MIT DER MATTSCHEIBE ist endlich zurück! Deutschlands TV-KritikerPapstGott-Nr. 1 entert mit seiner vielfach preisgekrönten und von der Rat Pack Filmproduktion produzierten Kultshow ab Herbst 2012 wieder die heimischen Flimmerkisten. 



"KALKOFES MATTSCHEIBE - REKALKED" wird die Neuauflage der kritisch-komischen Medienschelte Marke Kalkofe heißen und ab Oktober 2012 immer freitags um 20 Uhr bei TELE 5 auf Sendung gehen.



Der ungewöhnliche Clou: Es gibt vom Start weg gleich 30 Folgen und somit 30 Wochen geballten Kalk am Stück, fein portioniert in 15-minütigen Shows, genau wie zu Beginn der Mattscheibe-Ära bei Premiere in den frühen 90er Jahren. Bei TELE 5 darf KALKOFE, und das wird die Fans besonders freuen, die neue Staffel endlich wieder als packendes, aktuelles Konzentrat seiner spitzen Medienkritik auf einen Sender bringen. KALKOFE findet bei TELE 5 somit eine neue TV-Heimat - und weitere Partner aus dem Bereich PayTV und Online werden folgen... überall da, wo man noch mit großer Freude fernsehen und Fernsehen machen darf!

In 15-minütigen Episoden zeigt uns das selbsternannte FURUNKEL AM ARSCH DER UNTERHALTUNG wöchentlich den schlimmsten Scheiß, den Fernsehdeutschland zu bieten hat und liefert auch gleich das geniale Gegenmittel. Ob Casting-Showgurken oder Reality-Ramschware, durchgedrehte Fernseh-Weissager im Astro-Koma und all die anderen telemedialen Klimakatastrophen unserer Tage – keiner entkommt Kalkofes bittersüßer Rache. In bewährter Manier wird der Kalkman wieder in seinen Smoking mit der pinken Fliege oder in die Rollen seiner Opfer schlüpfen und ihre kreative Querschnittslähmung mit seiner sehr subtilen Schocktherapie behandeln.

KALKWATCH! Zuschauer als Medienpolizei - machen Sie mit! Melden Sie TV-Trash, KALKOFE entsorgt den Müll in seiner Show.
Zuschauer als Medienpolizei - TV-Verbrechen melden: 


www.kalkwatch.de
(Sag Bescheid, wo der Kalk rieselt, der Unfug sprießt, die Verblödung wächst und TV-Marketing weh tut)

 
Damit unser TV-RÄCHER KALKOFE auch möglichst viele Anschläge auf den guten Fernsehgeschmack aufdecken kann, ruft er ab sofort alle Zuschauer zum Mitmachen auf. Jeder Bürger mit gesundem Menschenverstand, einer Glotze und Internetzugang ist aufgefordert, seinen ganz persönlichen TV-Trash zu melden, damit niemand mehr ungestraft davon kommt! Mit KALKWATCH hat OLIVER KALKOFE zu diesem Zweck einen digitalen Komposter für medialen Sondermüll eingerichtet, für alle und umsonst! Auf der Plattform www.kalkwatch.de können Fernsehzuschauer ab sofort Ihre Notrufe senden und TV-Verbrechen direkt melden. Kalkofe persönlich wird die schlimmsten medialen Aborte in KALKOFES MATTSCHEIBE - REKALKED gnadenlos enthüllen und rückstandsfrei entsorgen!
 
Machen Sie mit - dem Fernsehen zu Liebe...!


Über OLIVER KALKOFE
Oliver Kalkofe wurde 1965 in Hannover geboren und ist in Peine aufgewachsen. Nach einem Publizistik-, Anglistik- und Germanistik-Studium in Münster machte der gelernte Fremdsprachenkorrespondent in der sonntäglichen Kultshow „Frühstyxradio“ des niedersächsischen Radiosenders ffn erstmals als Comedian mit seinem respektlos bissigen Humor auf sich aufmerksam. Mit der preisgekrönten TV-Satire „Kalkofes Mattscheibe“ wurde er zu einem der bekanntesten und beliebtesten Comedians und zu Deutschlands schärfstem Medienkritiker. Die Sendung wurde 1996 mit dem renommierten Grimme-Preis und 1999 mit dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnet.
Das Kino eroberte er als Co-Autor und Co-Produzent mit den Edgar-Wallace-Parodien DER WIXXER (2004) und NEUES VOM WIXXER (2007), in denen er außerdem eine der Hauptrollen spielte. Darüber hinaus ist Oliver Kalkofe ein erfahrener und beliebter Synchronsprecher: Er war u. a. die deutsche Stimme des gefräßigen Katers „Garfield“ in GARFIELD 2 (2006) und sprach unter anderem Hauptfiguren in den computeranimierten Kinofilmen ROBOTS (2005), URMEL VOLL IN FAHRT (2008), MONSTERS VS. ALIENS (2009) und MEGAMIND (2010). Für die deutsche Fassung der TV-Serien „Little Britain“ und „Come Fly With Me“ war er neben seiner Tätigkeit als Synchronsprecher auch als Autor für das Synchronbuch aktiv.
Außerdem verfasst er für die Programmzeitschrift TV Spielfilm regelmäßig die medienkritische Kolumne KALKOFES LETZTE WORTE, die im Radio wöchentlich auf Radio Eins in Berlin präsentiert wird.

Dichterhain: UND SIE TANZTEN BIS ZUM MORGEN













Und sie tanzten bis zum Morgen

Ach, wie leicht ist doch die Hülle,
wenn man tanzt die ganze Nacht.
Schwerelos sind Arm und Beine,
und das Herz es springt und lacht.

Könnt ich tanzen doch im Himmel,
und auf Erden wie ich´s will.
Schwerelos sind meine Glieder,
letzter Ton wird endlich still.

Und wir tanzten bis zum Morgen,
tanzten uns die Seele frei.
Schwerelos sind wir geflogen,
Du und ich und Du - wir drei.

Ach, wie leicht sind unsre Glieder,
grad als wären sie nicht da.
Schwerelos Arm, Kopf und Beine,
doch wir drei sind uns nun nah…

© Ute AnneMarie Schuster, Weiz, Austria

Mittwoch, 25. Juli 2012

Buchbesprechung: WER BLEIBT, OPFERT SEINE JAHRE, VIELLEICHT SEIN LEBEN

»Wer bleibt, opfert seine Jahre, vielleicht sein Leben«
Deutsche Juden 1938-1941

Hg. von Susanne Heim, Beate Meyer und Francis R. Nicosia
Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden
(Für die Stiftung Institut für die Geschichte der deutschen Juden,
hg. von Stefanie Schüler-Springorum und Andreas Brämer), Bd. 37
Göttingen 2010, 301 S., 1 Abb., geb.,
Schutzumschlag, 34,90 € (D)






Mit den Nürnberger Gesetzen wurde die rassistische Politik der Nationalsozialisten bereits 1935 offenbar. Zwischen 1938 und 1941 änderte sich die Situation für deutsche Juden noch einmal radikal. Nach Schikanen folgten Entrechtung, Vertreibung und schließlich Verfol­gung. Wie deutsche Juden auf die staatlich organisierte Vertreibung reagierten, zeigen die Beiträge des internationalen Workshops, der im Mai 2009 in Hamburg stattfand. Sie schildern die Lageeinschätzungen, Handlungsmöglichkeiten und -grenzen jüdischer und nichtjüdischer Organisationen im In- und Ausland, die versuchten, Juden aus dem Deutschen Reich in Sicherheit zu bringen. Es wird deutlich, wie groß dabei auch die Rolle von Alter, Geschlecht, Schichtenzugehörigkeit und nicht zuletzt auch die des Glücks und der günstigen Umstände für die Emigration war. Ein Teil der Beiträge des Bandes ist in englischer Sprache verfasst.

Die Herausgeberinnen

Susanne Heim, geb. 1955, Projektleiterin und Mitherausgeberin im Editionsprojekt »Juden­verfolgung 1933-1945«; Veröffentlichungen u.a.: The Kaiser Wilhelm Society und der National Socialism (2009).
Beate Meyer, geb. 1952, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg; Veröffentlichungen u.a: Jews in Nazi Berlin. From Kristallnacht to Liberation (2009).
Francis R. Nicosia, geb. 1945, Raul Hilberg Distinguished Professor of Holocaust Studies, University of Vermont, Burlington; Veröffentlichungen u.a.: Zionism and Anti-Semitism in Nazi Germany (2008).

SCHWIMMBADBETRACHTUNGEN von Annette Kallweit




Welches ist wohl die langsamste Art, sich im Wasser zu bewegen?
Das Hindümpeln auf einer Luftmatratze steht da wohl an allererster Stelle.
Und danach kommt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Aquajoggen.
Dachte ich jedenfalls immer.

Aufgrund meiner intensiven Schwimmbadstudien, die ich ab und zu mehr oder minder unfreiwillig betreibe, bin ich aber eines Besseren belehrt worden.
Standschwimmen geht auch.

Omma Herta, wie ich sie liebevoll nenne, seitdem ich einmal wöchentlich an ihr vorbei marschiere, die kann perfekt stehend schwimmen. Sie steht fast senkrecht im Wasser, bewegt ihre Beine überhaupt nicht, paddelt ein bisschen vor sich hin und zieht so gemütlich ihre Bahnen. Nur ab und zu wird Herta richtig böse.

Dann nämlich, wenn Herr Pitschiplatsch mal wieder wie ein Wasserpflug an ihr vorbei rauscht. Nun könnte man ja meinen: wer ins Schwimmbad geht, der wird logischerweise auch nass. Es gibt aber einen Unterschied zwischen „normal nass“ und „fies nass“.
Zunächst haben mich Hertas Zornesausbrüche amüsiert.

Bis Herr Pitschiplatsch seine kümmerlichen Kraulversuche auf meine Bahn verlegte und mir eine derartige Wasserkeule ins linke Ohr schleuderte, dass ich das auch nicht mehr ganz so komisch fand. Danach habe ich nämlich gefühlte zwölf Stunden auf einem Bein hüpfend verbracht, um mir das Wasser aus dem Ohr zu schütteln. Das war nicht nur anstrengend und optisch wenig ansprechend, sondern hat mich auch einsam gemacht. Ich konnte nämlich nicht mehr allzu viel hören. Seit diesem Tag gehe ich immer ins Kinderbecken, wenn Herr Pitschiplatsch sich wie eine Bombe zu Wasser lässt.

Und im Kinderbecken beobachte ich dann die ersten Schwimmversuche von einem fröhlichen Baby, das immer donnerstags zwischen seinen Eltern hin und her geworfen wird.
Bei dem Kind meine ich immer, dass es unter Wasser zur Welt gekommen sein muss. Jedenfalls kennt es noch nicht den Unterschied zwischen „normal nass“ und „fies nass“.

Ach, es ist einfach immer wieder schön, in aller Langsamkeit die Blicke schweifen zu lassen, um sich die Zeit des Wasserwanderns zu vertreiben.

Mister Bombastic ist auch so ein Highlight, der ist ganz sicher täglich im Schwimmbad, um sein erheiterndes Ritual durchzuziehen. Wie Mister Universum betritt er die Showbühne, zieht die Badehose auf Anschlag, um sich anschließend den Schritt zu richten. Danach wird mit einer lasziven Geste die Schwimmbrille richtig platziert. Und das kann dauern, denn Mister Bombastic schaut genau hin, ob auch alle hinschauen.

Wenn alles an richtiger Stelle sitzt, stellt sich Tomba LaBomba laut prustend unter die Eisdusche und nimmt von da aus einen ordentlichen Anlauf, um sein mächtiges Übergewicht explosionsartig vom Seitenrand des Beckens ins Wasser zu befördern. Er hat wohl nicht richtig hingeschaut, denn das ist laut dem überdimensionalen Schild, das da groß und breit von der Decke hängt, strengstens untersagt. Es sagt aber keiner was, denn die Bademeister sind so beschäftigt, dass sie alle Mühe haben, an solchen Wasserbomben vorbei zu schauen.

Der kleine Dicke mit der Roy-Orbison-Brille kann eine Stunde lang vor seinem Zimmerchen stehen, ohne auch nur einen Muskel zu bewegen. Unglaublich. Zunächst hatte ich ihn für eine Leihgabe des Wachsfigurenkabinetts gehalten. Bis er dann irgendwann in hektisches Treiben ausbrach, denn er gab den Animateur in Sachen Aquajoggen.

Heyho, da war endlich mal was los im Becken, es gab richtig was zu gucken.

Eine Fußballmannschaft im Durchschnittsalter von etwa achtzehn Jahren trat im Gänsemarsch an, um im kühlen Nass alles zu geben.
Haben Sie schon mal circa fünfzehn Arschbomben gleichzeitig neben sich einschlagen sehen? Nicht? Ich vor diesem denkwürdigen Abend auch nicht. Und ich glaubte in diesem Moment auch nicht, dass die Feuchtigkeit in meinen Gehörgängen sich jemals wieder einen Weg nach draußen bahnen würde.
Die Schimpfkanonade in Generalsfeldmarschallston von Herrn Trainer hat dann allerdings dafür gesorgt, dass die Arschbomben sich voll und ganz und höchst konzentriert ihrer Trainingseinheit widmeten.

Schwimmbäder haben heutzutage einen echten Event-Charakter. Da ist immer was los.
Zum Beispiel, wenn der lange Bademeister, der seine weißen Tennissocken immer bis Anschlag hochzieht, sein Outfit wechselt, um Kindern Schwimmunterricht zu erteilen. Ein Augenschmaus, sage ich Ihnen! Er zieht dann immer so ein Gummidings an. So ein Ganzkörperteil mit Reißverschluss. Der ist immer bis zum Bauchnabel geöffnet. Hach.
Nä, wat schön!

Und dieses Teil, das ist so hauteng, dass der weibliche Schwimmbadgast kaum ein Auge von ihm nehmen kann. Und in diesem Dress bespaßt er dann die Kinder, dass auch das eine wahre Augenweide ist. Die Kleinen machen zehn bis fünfzehn Bauchplatscher von den Startblöcken, bis der lange Gummimann dann irgendwann eingreift, irgendwelche lustigen Ringe ins Wasser schmeißt und die Lütten danach hechten lässt. Schwupps, und schon sieht so ein Köpper richtig elegant aus. Ich warte auf den Tag, wenn er sie durch Reifen springen lässt, das wird bestimmt auch ein Pupillenschmankerl erster Güte.

Sie denken jetzt bestimmt, dass die Autorin dieses Textes ja ganz schön über andere ablästert und ruhig mal etwas über ihren eigenen lächerlichen Zustand zu Wasser und an Land berichten könnte.

Wissen Sie, Aquajogger machen einen zutiefst bemitleidenswerten Eindruck.
Ich bin da absolut keine Ausnahme.
Es sieht nicht wirklich erotisch aus, wenn man sich diesen Gurt, auch Schwimmhilfe genannt, eng um den Bauch bindet. Der Oberbauch macht dann „schwapp“ und der Unterbauch beult sich mit einem „plopp“ unschön aus und man wartet auf die Erdfalte, die sich auftut, um ungesehen ins Becken zu kommen. Nicht zu Unrecht tragen Aquajogger den unschönen Beinamen „Happy Hippos“.

Wenn dann die Kinder lachend am Beckenrand stehen und ihren Müttern zurufen „Guck mal Mama, die Frau kann gar nicht schwimmen“, dann denkt man mehr als einmal darüber nach, ob man sich das wirklich antun soll.

Nur eins hält einen dann doch aufrecht.
Dann nämlich, wenn man den Gürtel nach einer Stunde ablegt und elegant vor sich hinschwimmt und man die Kinder flüstern hört:
„Mama, die Frau kann ja doch schwimmen.“

HAH!

;-))