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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Mittwoch, 25. Juli 2012

SCHWIMMBADBETRACHTUNGEN von Annette Kallweit




Welches ist wohl die langsamste Art, sich im Wasser zu bewegen?
Das Hindümpeln auf einer Luftmatratze steht da wohl an allererster Stelle.
Und danach kommt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Aquajoggen.
Dachte ich jedenfalls immer.

Aufgrund meiner intensiven Schwimmbadstudien, die ich ab und zu mehr oder minder unfreiwillig betreibe, bin ich aber eines Besseren belehrt worden.
Standschwimmen geht auch.

Omma Herta, wie ich sie liebevoll nenne, seitdem ich einmal wöchentlich an ihr vorbei marschiere, die kann perfekt stehend schwimmen. Sie steht fast senkrecht im Wasser, bewegt ihre Beine überhaupt nicht, paddelt ein bisschen vor sich hin und zieht so gemütlich ihre Bahnen. Nur ab und zu wird Herta richtig böse.

Dann nämlich, wenn Herr Pitschiplatsch mal wieder wie ein Wasserpflug an ihr vorbei rauscht. Nun könnte man ja meinen: wer ins Schwimmbad geht, der wird logischerweise auch nass. Es gibt aber einen Unterschied zwischen „normal nass“ und „fies nass“.
Zunächst haben mich Hertas Zornesausbrüche amüsiert.

Bis Herr Pitschiplatsch seine kümmerlichen Kraulversuche auf meine Bahn verlegte und mir eine derartige Wasserkeule ins linke Ohr schleuderte, dass ich das auch nicht mehr ganz so komisch fand. Danach habe ich nämlich gefühlte zwölf Stunden auf einem Bein hüpfend verbracht, um mir das Wasser aus dem Ohr zu schütteln. Das war nicht nur anstrengend und optisch wenig ansprechend, sondern hat mich auch einsam gemacht. Ich konnte nämlich nicht mehr allzu viel hören. Seit diesem Tag gehe ich immer ins Kinderbecken, wenn Herr Pitschiplatsch sich wie eine Bombe zu Wasser lässt.

Und im Kinderbecken beobachte ich dann die ersten Schwimmversuche von einem fröhlichen Baby, das immer donnerstags zwischen seinen Eltern hin und her geworfen wird.
Bei dem Kind meine ich immer, dass es unter Wasser zur Welt gekommen sein muss. Jedenfalls kennt es noch nicht den Unterschied zwischen „normal nass“ und „fies nass“.

Ach, es ist einfach immer wieder schön, in aller Langsamkeit die Blicke schweifen zu lassen, um sich die Zeit des Wasserwanderns zu vertreiben.

Mister Bombastic ist auch so ein Highlight, der ist ganz sicher täglich im Schwimmbad, um sein erheiterndes Ritual durchzuziehen. Wie Mister Universum betritt er die Showbühne, zieht die Badehose auf Anschlag, um sich anschließend den Schritt zu richten. Danach wird mit einer lasziven Geste die Schwimmbrille richtig platziert. Und das kann dauern, denn Mister Bombastic schaut genau hin, ob auch alle hinschauen.

Wenn alles an richtiger Stelle sitzt, stellt sich Tomba LaBomba laut prustend unter die Eisdusche und nimmt von da aus einen ordentlichen Anlauf, um sein mächtiges Übergewicht explosionsartig vom Seitenrand des Beckens ins Wasser zu befördern. Er hat wohl nicht richtig hingeschaut, denn das ist laut dem überdimensionalen Schild, das da groß und breit von der Decke hängt, strengstens untersagt. Es sagt aber keiner was, denn die Bademeister sind so beschäftigt, dass sie alle Mühe haben, an solchen Wasserbomben vorbei zu schauen.

Der kleine Dicke mit der Roy-Orbison-Brille kann eine Stunde lang vor seinem Zimmerchen stehen, ohne auch nur einen Muskel zu bewegen. Unglaublich. Zunächst hatte ich ihn für eine Leihgabe des Wachsfigurenkabinetts gehalten. Bis er dann irgendwann in hektisches Treiben ausbrach, denn er gab den Animateur in Sachen Aquajoggen.

Heyho, da war endlich mal was los im Becken, es gab richtig was zu gucken.

Eine Fußballmannschaft im Durchschnittsalter von etwa achtzehn Jahren trat im Gänsemarsch an, um im kühlen Nass alles zu geben.
Haben Sie schon mal circa fünfzehn Arschbomben gleichzeitig neben sich einschlagen sehen? Nicht? Ich vor diesem denkwürdigen Abend auch nicht. Und ich glaubte in diesem Moment auch nicht, dass die Feuchtigkeit in meinen Gehörgängen sich jemals wieder einen Weg nach draußen bahnen würde.
Die Schimpfkanonade in Generalsfeldmarschallston von Herrn Trainer hat dann allerdings dafür gesorgt, dass die Arschbomben sich voll und ganz und höchst konzentriert ihrer Trainingseinheit widmeten.

Schwimmbäder haben heutzutage einen echten Event-Charakter. Da ist immer was los.
Zum Beispiel, wenn der lange Bademeister, der seine weißen Tennissocken immer bis Anschlag hochzieht, sein Outfit wechselt, um Kindern Schwimmunterricht zu erteilen. Ein Augenschmaus, sage ich Ihnen! Er zieht dann immer so ein Gummidings an. So ein Ganzkörperteil mit Reißverschluss. Der ist immer bis zum Bauchnabel geöffnet. Hach.
Nä, wat schön!

Und dieses Teil, das ist so hauteng, dass der weibliche Schwimmbadgast kaum ein Auge von ihm nehmen kann. Und in diesem Dress bespaßt er dann die Kinder, dass auch das eine wahre Augenweide ist. Die Kleinen machen zehn bis fünfzehn Bauchplatscher von den Startblöcken, bis der lange Gummimann dann irgendwann eingreift, irgendwelche lustigen Ringe ins Wasser schmeißt und die Lütten danach hechten lässt. Schwupps, und schon sieht so ein Köpper richtig elegant aus. Ich warte auf den Tag, wenn er sie durch Reifen springen lässt, das wird bestimmt auch ein Pupillenschmankerl erster Güte.

Sie denken jetzt bestimmt, dass die Autorin dieses Textes ja ganz schön über andere ablästert und ruhig mal etwas über ihren eigenen lächerlichen Zustand zu Wasser und an Land berichten könnte.

Wissen Sie, Aquajogger machen einen zutiefst bemitleidenswerten Eindruck.
Ich bin da absolut keine Ausnahme.
Es sieht nicht wirklich erotisch aus, wenn man sich diesen Gurt, auch Schwimmhilfe genannt, eng um den Bauch bindet. Der Oberbauch macht dann „schwapp“ und der Unterbauch beult sich mit einem „plopp“ unschön aus und man wartet auf die Erdfalte, die sich auftut, um ungesehen ins Becken zu kommen. Nicht zu Unrecht tragen Aquajogger den unschönen Beinamen „Happy Hippos“.

Wenn dann die Kinder lachend am Beckenrand stehen und ihren Müttern zurufen „Guck mal Mama, die Frau kann gar nicht schwimmen“, dann denkt man mehr als einmal darüber nach, ob man sich das wirklich antun soll.

Nur eins hält einen dann doch aufrecht.
Dann nämlich, wenn man den Gürtel nach einer Stunde ablegt und elegant vor sich hinschwimmt und man die Kinder flüstern hört:
„Mama, die Frau kann ja doch schwimmen.“

HAH!

;-))

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