Zur Zeit
Hg. von Florian Höllerer und Tim Schleider
Mit einem Vorwort der Herausgeber
Göttingen 2010, 145 S., geb., Schutzumschlag
16,90 €, Wallstein Verlag
Was treibt Menschen um ? Eine Frage mit der sich 21 zeitgenössische Autoren im Rahmen einer Vortragsreihe im Stuttgarter Literaturhaus beschäftigten. Der von Florian Höllerer und Tim Schleider herausgegebene Band versammelt die dabei entstandenen Essays.
Hg. von Florian Höllerer und Tim Schleider
Mit einem Vorwort der Herausgeber
Göttingen 2010, 145 S., geb., Schutzumschlag
16,90 €, Wallstein Verlag
Was treibt Menschen um ? Eine Frage mit der sich 21 zeitgenössische Autoren im Rahmen einer Vortragsreihe im Stuttgarter Literaturhaus beschäftigten. Der von Florian Höllerer und Tim Schleider herausgegebene Band versammelt die dabei entstandenen Essays.
In ihnen wird viel nachgedacht über Grundlagen und Techniken des literarischen Schreibens generell, über die Frage, ob Kunst tatsächlich eine Funktion hat, aber auch über Themen wie Erinnerung, Zukunft, Altern, Religion oder das menschliche Miteinander überhaupt. Herausgekommen sind ungemein vielfältige Beiträge, die dann letztlich auch den Leser umtreiben ...
So beschäftigt sich Herta Müller sich mit ihrem verstorbenen Vater. Jener war einst überzeugtes Mitglied der Waffen-SS. Später gab er vor, lediglich in der Wehrmacht gewesen zu sein. Die Nobelpreisträgerin 2009 erzählt, wie dieser Vater sie immer noch beschäftigt, wie er ihrem Leben eine bestimmte Richtung gegeben hat - nämlich die entgegengesetzte zu seinem und was das für Konsequenzen nach sich zog, in einem Land, das vom Geheimdienst und den von ihr genannten »Angstmachern« regiert wurde.
Lukas Bärfuss wiederum richtet sein Augenmerk auf das menschliche Miteinander überhaupt und klagt sich und andere an, sich mit Belanglosigkeiten zu beschäftigen, anstatt etwas gegen das Elend in der Welt zu tun.
Das Themenspektrum reicht vom Nachdenken über das »vierzigste Jahr«
(Kuckart) und das Altern (Härtling) über Mosebachs »Beschreibung der
marokkanischen Stadt Fes als literarischer Struktur«, Herta Müllers Bild
des Vaters, die Erinnerungsbilder im Hirn (Bleutge), den Umgang mit
Flohmarktfotos (Geiger) bis zum Erzählen über »die vier dichterischen
Sätze« (Genazino) und vom Ende der Welt (Streeruwitz). José Oliver
spricht über den Flamenco im Schwarzwald, Jirgl über Paradoxe Typen und
Charakterdefizite. Trojanow warnt vor den Risiken des Sicherheitsstaats
und Bärfuss vor der Selbstgefälligkeit des Essayschreibers und Lesers.
Jan-Peter Tripp setzt das Rauchen in Relation zu anderen Todsünden,
Zaimoglu die Glaubenskrieger ins Verhältnis zu Gott, während Sibylle
Lewitscharoff über Erlösung nachdenkt und das ABC das Menschenalphabets
buchstabiert: von Aasmensch bis Zahlmensch; aber gleich trägt ihr der
Wind neue Silben zu von Aspirations- bis Zartmensch.
Mit Beiträgen von:
Lukas Bärfuss, Nico Bleutge, Arno Geiger, Wilhelm Genazino, Peter Härtung, Thomas Hett-che, Reinhard Jirgl, Steffen Kopetzky, Ursula Krechel, Judith Kuckart, Sibylle Lewitscharoff, Martin Mosebach, Herta Müller, Jose F. A. Oliver, Heinrich Steinfest, Ulf Stolterfoht, Marlene Streeruwitz, Antje Rävic Strubel, Jan-Peter Tripp, IlijaTrojanow, Feridun Zaimoglu
Die Herausgeber:
Florian Höllerer, geb. 1968 in Berlin, Studium der Germanistik und Romanistik in Berlin,
Paris, Princeton; Leiter des Literaturhauses Stuttgart.
Tim Schleider, geb. 1961 in Bremen, studierte Geschichte, Kunstgeschichte, Philosophie in
Berlin, Göttingen und Hamburg; Leiter der Kulturredaktion der Stuttgarter Zeitung.
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