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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Dienstag, 24. Juli 2012

Dichterhain. AM QUELL DER DONAU, Teil 2, von Volker Friebel

Donauquelle, Donaueschingen

Am Quell der Donau, Teil 2

7
Die Steine haben nicht versagt, jetzt, wo sie rieseln,
von der Festung zurück als Sand in die Welt.
Nur die Menschen versagen.
Immerhin, du bist nicht unter jenen,
die die Ufer befestigen, immer noch rollst du Steine
ins Wasser zurück.
Immerhin, du hast für keinen neuen Rekord gesorgt,
auf der Hamster-Rennbahn,
dein Versagen bemäntelst du nicht.

8

Festungen brechen. Die Herrscher planen
ein festeres Reich. Und da sich mit Wasser
nicht bauen lässt, aus Ersatzmaterialien,
aus Schaumstoff etwa, aus Gummi.
Tob nur. Es tröstet. Doch
die Hand, die sich ums Schwert schließt, ist nicht die Hand,
die um einen Knüppel fasst, der auf dem Bildschirm
ein Schwert kontrolliert,
das Lied, das du singst, ist nicht das Lied,
das dir aus Lautsprechern
in deine Ohren dröhnt,
du bist nicht du.
Enger werden die Augen der Menschen
je weiter sich ausdehnt ihr Reich.
Was sie anfassten, wurde zu Geld,
doch du siehst an der Brüstung, dass es von Anfang an
Schuldscheine waren.
Die Quelle ist rein.

9

Wo kommt dein Leben her, in jedem Moment?
Antworten sagen es nicht.
Es ist das Staunen,
das dich wach hält, und offen.
Es ist die Demut,
die dem Himmel ermöglicht, dich zu durchwehen.
Es ist das Lied, das dich ins Strömen bringt,
das du bist, und sein sollst.
10
Imperien zerfallen.
Da bleiben Kiefer, Sand und Fluss.
Wenn du leben willst,
dann musst du singen, und immerzu sterben,
dann musst du am Wasser dich aufhalten,
dann musst du dich durchströmen lassen
vom Himmel.

11

Alles Mühen der Ahnen, ihr Scheitern,
erneutes Mühen, zurückgenommen sind ihre Falten,
und glattgestrichen, im Gesicht dieses Neugeborenen,
das seine Augen nun öffnet,
und schaut. Bald wird es lächeln,
ins Unbekannte.
Die alte Frau blickt es an,
wiegt das Kind in der Beuge des Arms.
Am Quell der Donau.

12

Alle Ströme entspringen im Himmel,
in dem sie enden.


© Volker Friebel
Er wurde an einem Schneesonntag gegen Ende des Jahres 1956 in Holzgerlingen geboren, mitten in Schwaben. Er ist Psychologe (promoviert), und tätig als Ausbilder, Autor, Musiker. Er lebt in Tübingen.
Aus: Zonen der Kampfjets. Gedichte und Haiku. 2010

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