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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Samstag, 17. März 2012

Dichterhain: DIE HINRICHTUNG von Walter Brusius und Ausstellungsankündigung


Die Hinrichtung


Die Frau saß im Zugabteil und kramte in ihrer Handtasche. Ganz unten im Krimskrams neben der Puderdose und einer Flasche Kognak fand sie die Leiche eines Mannes. Sie erschrak, doch da war es schon zu spät. Sie wurde verhaftet. Auf dem Marktplatz in Lüttich wurde sie hingerichtet. Der Scharfrichter, Xavier Maximilian Vanderbrugghen, im Hauptberuf Briefmarkengroßhändler, erstach sie mit dem Sekundenzeiger der großen Turmuhr. Ihre Leiche wurde verbrannt. Xavier Vanderbrugghen, ein vielseitig begabter Mann, mischte aus ihrem Fett und der Knochenasche eine Salbe, die bei den Perlentauchern auf Okinawa gegen Augenentzündungen angewandt, ein Riesenerfolg wurde. 





Der Autor
Walter Brusius arbeitet und lebt seit 1982 in Bad Kreuznach als freischaffender Maler und unterhält dort ein Atelier. 
Er hat in Köln studiert. Vor etwa zehn Jahren begann er parallel zur Malerei Geschichten zu schreiben. 
Im Eigenverlag sind bisher einige kleine Bücher erschienen und seit zwei Jahren seine AtelierhefteEr verkauft sie im Atelier an einen kleinen interessierten Kreis und in einer dortigen Buchhandlung. Sie sind auch abonnierbar. Neben seinen Ausstellungen veranstaltet er regelmäßig Lesungen. Ziel ist, die Atelierhefte nicht selbst zu illustrieren, sondern andere Künstler in Form einer Koproduktion dazu einzuladen.
Die letzte Ausstellung
Nächste Ausstellung: 15.4. bis 10.06.2012, Maler-Zang-Haus, Birkenfeld,
am 20.5. ab 11:30 bis 18.00 Uhr Weltmuseumstag mit Bewirtung und ab 14:30 Uhr Lesung - Armin Peter Faust trägt Texte des Autors vor.
Einladung zur Vernissage:

Freitag, 16. März 2012

DER WETTER-FROSCH VON FALTSCH WAGONI 2

Hallo Freunde, 
was muss ich da hören: Deutschland hat in Norwegen nur den 2. Platz bei der Weltmeisterschaft im Schiefliegen geholt! Was ist da schief gegangen bzw. gelaufen?
Besser schiefliegen als wir, wie soll das denn gehen? Unser Schiefliege-Personal ist doch Spitze: Wulff mit seinen tollen Freunden, voll auf die schiefe Ebene geraten - was haben wir uns schief gelacht! Bei den Griechen werden wir eh schief angesehen, die halten uns für so was von schiefel - pardon: schofel - wen wundert's, wir platzen ja vor Pinkepinkedünkel.
Getoppt werden wir hierbei nur noch von einer Firma namens Äppel; die hat sage und schreibe 100 Milliarden Dollar-Kröten angehäuft, aber jetzt kommt's: Der neue Chief weiß damit nichts anzufangen! Dürfte ich aushelfen: Griechenland? Oder endlich mal die Schieflage bei den Hungerlöhnen der ipad-Malocherinnen beheben?
Zum Thema "Schiefliegen" fällt mir aber vor allem die Costa Concordia ein. Schiefer geht's kaum. Aber wer glaubt, der Homo Kreuzfahrtensis ließe in Zukunft die Ozeane links liegen, liegt auch schief. Und wer glaubt, der Februar habe 28 Tage, ist schief gewickelt! Schnief, schönes Frühjahr wünscht euch euer Frosch ... und ab und zu mal ins Schwimmbad gehen! Warum? Darum:


Mister Wonderful 
ist jetzt Bademeister 
mit Begeister-ung 
wacht er am Pool. 
Die dazumal so ver-idolte 
Stimme, die oft Platin holte, 
hört man durch die Halle klingen: 
"Fünfmeterbrett jetzt frei zum Springen!" 
Gleich sieht man Badenixen, 
die sich mit schrillem Kieksen 
in die Fluten stürzen 
um ihn zu bezirzen. 
Es ist ganz evident: 
am Pool ist Mister Wonderful 
in seinem Element. 

Euer Quakefrosch 


FALTSCH WAGONI - TERMINE:

Sa 17.03. CH - Mettmenstetten, Bi eus zMüttmistette - Wort & Wild
Do 22.03. Leverkusen, Kultur am Donnerstag - Wort & Wild
Fr 23.03. Wiesbaden, Thalhaus - Wort & Wild
Sa 24.03. Wiesbaden, Thalhaus - Wort & Wild
Fr 30.03. Berlin, Theater 0-Tonart - Deutsch ist dada hoch 3
Sa 31.03. Berlin, Theater 0-Tonart - Deutsch ist dada hoch 3
So 1.04. Hamburg, Polittbüro - Deutsch ist dada hoch 3
Mi 18.04. Minsk, Belarussische Deutschlehrertagung
Sa 21.04. Garmisch-Partenkirchen, Kulturbeutel, Bühne U1 - Deutsch ist dada hoch 3
Sa 28.04. Steißlingen, Torkel - Wort & Wild

Heute 20:30 Uhr, im Rahmen der Jazz-Reihe „New Sounds“ das Oliver Maas-Trio und Hornstrom in der Stummschen Reithalle in Neunkirchen/Saar


Die neue Reihe „New Sounds“ befasst sich gezielt mit dem „jungen deutschen Jazz“. Musikern soll die Möglichkeit gegeben werden, ihre eigenen Projekte und Ideen auf die Bühne zu bringen, mit besonderem Augenmerk auf Individualität und künstlerischen Anspruch.

Heute Beginn der Musical-Revue „BeGeistert" im Bürgerhaus Neunkirchen/Saar



Die Musicalstadt Neunkirchen/Saar zeigt am 16., 17. und 18. März, jeweils um 20 Uhr im Neunkircher Bürgerhaus in einer Neuaufnahme „BeGeistert! Die Neunkircher Mu­sical-Revue".
Das Neunkircher Musical-Projekt besteht seit 10 Jahren erfolgreich und wird in dieser Revue auf der Baustelle der künftigen Eventhalle bei der Gebläsehalle fünf Kinder den Geist des Musical-Projekts treffen lassen, der sie durch die einzelnen Musicals von „The Casting" über „Merlin" und „Hotel: Lobby 20.30" bis zu  „Lysistrate" und „STUMM" führt.
Karten gibt es eventuell noch bei allen bekannt CTS-Vorverkaufsstellen in der Region und unter (0681) 58 22222 zum Preis von 22 und 15 Euro.

DVD: Martin Rütter— Der Hundeprofi Vol. 2



MARTIN RÜTTER — DER HUNDEPROFI VOL. 2
Martin Rütter
13.01.2012, Sony Music / Spassgesellschaft,
Infotainment, 
3er DVD
Gesamtspielzeit: über 500 Minuten

Hund und Mensch dürfen sich freuen! Wenn Mensch und Hund auf dem Holzweg sind, zückt Martin Rütter den Beziehungskompass. Sein Markenzeichen: scharfe Beobachtungsgabe und präzise Lösungsansätze. Seit 2008 verhilft Deutschlands Hundeversteher Nummer eins in der Coaching-Doku „Der Hundeprofi" auf VOX Hund und Herrchen zu einem harmonischeren Miteinander. Auf seiner neuen DVD präsentiert Martin Rütter zehn weitere Folgen mit 18 brisanten Fällen. Über acht Stunden beste Unterhaltung! Für Hundemenschen und die, die es noch werden wollen.

Ein Beispiel: DVD 2, Folge 7, 51:17 min
Aki & Ajax 2
Klein und süß sieht er aus, der Hund von Familie Schrader. Allerdings verbirgt sich hinter dem Kuscheltier-Outfit ein sehr erwachsener und selbständiger Hund, der nur ungerne bis gar nicht Spielzeug und Fressbares wieder abgibt. Aki heißt der Shiba Inu-Rüde, der nun von Martin Rütter wieder auf den rechten Weg gebracht werden soll. Gar nicht so leicht, denn der Rüde hat seinen eigenen Kopf. Wird er sich auf die vom Hundeprofi angebotenen Tauschgeschäfte einlassen? Und wie sieht das alles aus, wenn ihm Sohn Jonas den heiß geliebten Ochsenziemer abnehmen möchte? Der wilde Ajax, um den es schon in der letzten Folge ging, soll körperlich ausgepowert und geistig beansprucht werden. Da kommt auf den Schäferhundmischling und seine Menschen so einiges zu. Vor allem stehen Geduldsproben auf der Tagesordnung — auf Seiten des Paares und des Hundes! Wer hat den längeren Atem? Und kann aus Ajax noch ein zivilisierter Hund werden?

Martin Rütter, geboren 1970 in Duisburg, studierte Tierpsychologie an einer Privatakademie für Tierheilkunde in der Schweiz. Hunde waren seit jeher fester Bestandteil in seinem Leben, er absolvierte Praktika in Wolfsaufzuchtstationen und setzte sich 1992 bei einem Aufenthalt in Australien eingehend mit dem Leben und Verhalten von Dingos auseinander. Seine Tätigkeit beinhaltete anschließend die Ausbildung von Blindenführ- und Rollstuhlbegleithunden. 1995 gründete er sein erstes „Zentrum für Menschen mit Hund". Dort trainiert er Hunde und ihre Halter nach der von ihm entwickelten, gewaltfreien Erziehungsmethode D.O.G.S. (Dog Orientated Guiding System), die sich ganz an der Persönlichkeit des Hundes orientiert und das Training an seine individuellen Bedürfnisse anpasst. 2004 entwickelte Rütter ein fundiertes Handbuch mit rund 1800 Seiten, das seitdem die Basis für das Theorie- und Praxis-Studium für angehende D.O.G.S.-Coaches darstellt. Die Ausbildung erstreckt sich über 24 Monate mit insgesamt 100 Studientagen. Inzwischen existiert ein deutschlandweites Wissensnetzwerk mit über 50 Standorten und über 100 Coaches.
Weiterhin ist Martin Rütter als tierpsychologischer Berater, Buchautor und Verfasser zahlreicher Publikationen sowie als gefragter Referent und beliebter TV-Hundeexperte aktiv. Er wirkte als Protagonist in den WDR-Serien „Eine Couch für alle Felle l und II" und der ARD-Produktion „Ein Team für alle Felle". Seit 2008 ist Rütter bei VOX in der Sendung „Der Hundeprofi" unterwegs, um knifflige Fälle in der Beziehung zwischen Mensch und Hund zu lösen. Im März 2010 startete, ebenfalls auf VOX, das daran angelehnte Format „Der V.I.P.-Hundeprofi", wo Martin Rütter Prominenten bei der Erziehung ihrer Vierbeiner auf die Sprünge hilft. Im Dezember 2011 agierte er auf VOX als Hauptfigur in der neuen zweiteiligen Spenden-Dokumentation „Martin Rütter hilft", in der sich der Tierpsychologe mit prominenter Unterstützung für den Tierschutz einsetzt. Im Januar 2012 wurde auf RTL die tierische Quizsendung „Martin Rütter - Die große Hundeshow" ausgestrahlt, mit dem Hundeprofi in der Doppelrolle als Moderator und Experte.

Donnerstag, 15. März 2012

Buchnovität zur Leipziger Buchmesse: Francis Nenik: XO


Neu in der ed.ition des ed.cetera verlags von Eyk Henze:
Francis Nenik: XO. Roman in losen Blättern
ed. cetera Leipzig (2012)
853 Seiten
Lose Blätter in Kartonage, mit Banderole
ISBN 978-3-00-037594-1
Preis: 33,90 €


Worum es geht, erzähle ich hier nicht, denn es ist zu komplex. Episoden, Geschichten, Lieder, Gedichte, Schund, Auszüge aus dem »Stechbüchlein für Junggesellen« usw. Genaue Inhaltsangabe siehe hier: 
http://www.ed-cetera.de/ed-ition/xo-worum-es-geht/

Eins ist klar, das Buch ist gebunden wie ein tibetisches Buch: lose. Sie können es nehmen und alle 853 Seiten auf den Boden werfen, neu mischen und ihre ganz persönliche Gliederung herstellen, nach dem Zufallsprinzip oder beim 2. Lesedurchgang ihren Kopf durchsetzen. Das können Sie bei einem tibetischen Buch nicht! Sie können es gratis downloaden, aber auch kaufen ...

Aktuelle Termine:
  • Verleihung des Edit Essaypreises u.a. an Francis Nenik am 15. März im Rahmen der Langen Leipziger Lesenacht zur Leipziger Buchmesse ab 23 Uhr in der Moritzbastei
  • 23. April 2012, 20 Uhr in der Moritzbastei (Schwalbennest)
    Francis Neniks Roman XO zu Gast beim "Durstigen Pegasus". Es liest Eyk Henze.

(2) Und wenn sie nicht gestorben sind - Neues aus dem Märchenland! Ein Comedy-Märchen von Siglinde Goertz

Ächzend und stöhnend hievte sich König Erdal aus seinem Stuhl. Diese verdammten Rückenschmerzen! Hätte seine über alles geliebte Gattin ihn damals nicht einfach küssen können, statt ihn an die Wand zu werfen? Gut, das mit dem Erlösen hatte ja ausgezeichnet funktioniert, aber die Bandscheibe war seitdem hinüber. Doch dafür war er wenigstens glücklich verheiratet. Obwohl ... das Leben als Frosch war so übel auch nicht gewesen. Vor allem lukrativ. Sogar eine Schuhcreme hatten sie nach ihm benannt. Als cleverer Frosch hatte er sich natürlich die Rechte an dem Namen sichern lassen. Das brachte immer noch hübsch was ein. So konnte er demnächst beruhigt in den wohlverdienten Ruhestand gehen.

Langsam humpelte er an den Schrank und holte eine Flasche Cognac aus dem Barfach. Er goss sich ein Glas randvoll und stürzte es in einem Zug hinunter. Aaaaaaahhhhhhhhhhh!! Das hatte er gebraucht! Im Märchenland ging es in der letzten Zeit zu wie in Sodom und Gomorrha! Mit seiner Schwester Eulalia musste er auch mal ein ernstes Wort reden. Dieser Fremdgeherei würde er ein Ende bereiten. Nicht, dass es ihn persönlich gestört hätte, aber dass dieser heulende Waschlappen von Schwager ihm die Ohren vollnölte – das war mehr, als er ertragen konnte. Zum Psychologen ging der jetzt – dieses Weichei! Und ausgerechnet zu Dr. Allwissend, diesem Quacksalber. Na ja, wenn’s hilft! Heißt es nicht, dass Glaube Berge versetzt?
Vorsichtig ließ Erdal sich auf seinen Thron sinken. Nee, der Spaß am Königsein war ihm gründlich vergangen. Nie hätte er sich träumen lassen, mit was er sich alles rumschlagen musste. Jetzt rückte ihm auch noch der Tierschutzverein auf den Hals. Nur weil diese dämliche Ziege dem Wolf Wackersteine in den Bauch genäht hatte. Die tickte wohl nicht mehr ganz sauber! Was für ein Land! Nur Hohle und Ferngesteuerte! Die eine lief mit einem Reh an der Leine herum und behauptete, das wäre ihr Brüderchen, der Igel und seine Frau betrogen bei der Märchenolympiade und seine Schwiegermutter, die Frau Holle, hatte eine Anzeige wegen Körperverletzung am Hals.

Ja, okay, diese Tussi, die sie als Dienstmädchen angestellt hatte, war zwar stinkend faul gewesen. Aber musste sie deshalb gleich heißes Pech über sie gießen? Fristlose Kündigung hätte doch auch gereicht. Und wer durfte das alles ausbaden? Na, wer schon! Wenn das so weiter ging, dann konnte er demnächst den Goldesel mit Abführpillen füttern, um die Strafen zu zahlen. Oder seine Jüngste wieder, nur mit einem Hemdchen bekleidet, rausschicken, um Sterntaler zu fangen. Zugegeben, das war vielleicht ein mieser Trick, aber solange er funktionierte!

Er goss sich noch einen Cognac ein, schaute das Glas an – und trank dann gleich aus der Flasche! Langsam konnte er das alles hier nur noch im Suff ertragen! Nicht nur der Ärger mit seinen eigenen Untertanen – als wenn das nicht reichen würde. Nein, jetzt trieben sich auch noch finstere Gestalten aus dem Morgenland hier herum. Dieser Ali Baba mit seinen 40 Spießgesellen zog marodierend durchs Land und ein komischer Kauz, der sich „Kleiner Muck“ nannte, verkaufte verdorbenes Obst, nach dessen Genuss den Leuten lange Nasen und riesige Ohren wuchsen. Natürlich verkaufte er auch das Gegenmittel. Zu einem horrenden Preis, versteht sich. Und niemand konnte ihm das Handwerk legen. Konnte ja keiner beweisen, dass die langen Nasen von den Feigen kamen.

Erdal nahm noch einen kräftigen Schluck. Er hatte es satt, satt und noch einmal satt! Gleich morgen würde er sein Reich dem König Drosselbart übergeben. Der war zwar stockschwul, aber warum soll ein Schwuler kein Land regieren können? Klappte woanders ja auch - mehr oder weniger gut.

Erdal grinste in sich hinein. Wieder sah er die Szene vor sich, als Drosselbart zu der Königstochter, die ihn erst verspottet hatte und nachher doch heiraten wollte, die unvergesslichen Worte sprach: „Dich heiraten? Vergiss es! Ich bin schwul – und wenn ich dich so anschaue, dann ist das auch gut so!“ Na, die hatte aber doof geguckt! Weil sie keinen anderen mehr abkriegte, heiratete sie später den Zwerg Nase. Der war zwar grottenhässlich, aber dafür kochte er wie ein Gott. Und Drosselbart trieb es jetzt mit Dornröschens Mann. Ach, sollten sie doch alle glücklich werden! Aber bitte ohne ihn!

„Goldmariechen“, brüllte er nach der Angetrauten, „Goldmariechen!!!! Pack die Koffer, sammel Schneeweißchen und Rosenrot ein und sag Heinrich, er soll morgen ganz früh anspannen! Wir hauen ab hier!“

Und so geschah es! Am nächsten Morgen stieg die ganze Familie frohen Mutes in die Kutsche und machte sich auf den Weg in ein schöneres Leben. Und wenn sie nicht gestorben sind ...

Mittwoch, 14. März 2012

Buchbesprechung: Reich kann jeder


Anne Nürnberger
Jan Rentzow

Reich kann jeder
Unser Millionen-Abenteuer
München 2011, 288 Seiten, Taschenbuch, 
€ 9,99 [D], E-Book / Format: ePub (DRM-geschütztes E-Book), € 8,49 [D], Piper

Trailer zum Buch

Wer von den Reichen lernen will, muss zu ihnen hin, sich unter sie mischen, sie beobachten und sich möglichst viel von ihnen abgucken. Die Autoren kennen keine Reichen, sie haben ein bisschen Angst vor ihnen. Sie müssen ihre Ängste überwinden. Und zwar schnell. Sie müssen ihre Ansprüche hoch schrauben. Und zwar gründlich. Dieses Buch ist das aberwitzige Abenteuer von zweien, die auszogen, die Oberschicht zu erobern, und nicht glauben können, was ihnen da passiert. Eine große Satire darüber, wie nahe gut und böse beieinander liegen, und wie schwer es ist, beides auseinander zu halten. Der gelebte Erfolg.

Fazit: Einfach mal in die Welt der Reichen schlüpfen, nicht nur Kleider, Autos und passende Accessoires, auch mehr Charisma (durch Training), Reinleben in die Verschwendung, Prahlen, Scheinen, Flunkern, Vormachen und Akzeptiertwerden.
Geldgeschenke, Extras, Graitisaufenthalte..., es klappt, wenn man will.
Man kann sich nach oben bewegen mit viel Elan und Ausdauer, ein bisschen mitmischen ... Ob das Fundament dabei allerdings stimmt oder beim ersten Erdbeben einstürzt bleibt ganz offen. Aber sie waren mal dort... Wer länger liest wird dem krampfhaften Versuch, oben dabei sein zu wollen, auch schon mal leicht überdrüssig.

Mehr Informationen zum Buch auf: www.reichkannjeder.de



Anne Nürnberger, geboren 1967 in Hamburg, studierte Wirtschaft, Politik und Geschichte an der Aston University in Birmingham. Sie arbeitete in der Chefredaktion einer großen Zeitung und lebt heute mit ihren beiden Söhnen als freie Autorin in Berlin.

Jan Rentzow, geboren 1978 in Schwerin, arbeitete während seines Wirtschaftsstudiums in Berlin und Verona beim Fernsehen, und danach für verschiedene Medien des Springer-Verlages. Er lebt heute als freier Autor in Berlin.

Heidis Gedichtetipps: Höhle von Kurt Marti


Höhle

dunkel leuchtende höhle
wo wir
wärme suchen und zuflucht
bei feuer und freunden

schöne höhle du gott
in der wir
immer schon gingen
und wussten es nicht

Kurt Marti
31. Januar 1921 in Bern,
ist ein Schweizer Pfarrer und Schriftsteller

Dienstag, 13. März 2012

Musical-Revue „BeGeistert" am 16., 17. und 18. März im Bürgerhaus Neunkirchen/Saar


Die Musicalstadt Neunkirchen/Saar zeigt am 16., 17. und 18. März, jeweils um 20 Uhr im Neunkircher Bürgerhaus in einer Neuaufnahme „BeGeistert! Die Neunkircher Mu­sical-Revue".
Das Neunkircher Musical-Projekt besteht seit 10 Jahren erfolgreich und wird in dieser Revue auf der Baustelle der künftigen Eventhalle bei der Gebläsehalle fünf Kinder den Geist des Musical-Projekts treffen lassen, der sie durch die einzelnen Musicals von „The Casting" über „Merlin" und „Hotel: Lobby 20.30" bis zu  „Lysistrate" und „STUMM" führt.
Karten gibt es bei allen bekannt CTS-Vorverkaufsstellen in der Region und unter (0681) 58 22222 zum Preis von 22 und 15 Euro.

Tageshinweis: Uwe Forsch/Tony Caulfield, die 4.! Im 12. Mann, KL

Unter dem Motto "Kultur unter dem Betze" präsentiert Volker Blume in seinem Fantreff "Zum 12. Mann" eine weitere Episode der etablierten Eventserie "Afterwork Chillout".
Nunmehr zum vierten Mal treten Singer/Songwriter Uwe Forsch und Künstler/Autor Tony Caulfield in diesem Rahmen gemeinsam auf.


Uwe Forsch gibt Eigenkompositionen sowie Interpretationen bekannter und weniger bekannter Songs zum besten. Dazu werden immer wieder Übersetzungen der Texte, deren Inhalte nicht selten verblüffen, zusammen oder abwechselnd mit Tony Caulfield vorgetragen.
Dazwischen gibt es oft lustige, teils satirische und immer verspielt schräge selbst verfasste Texte
von Caulfield zu hören. Überraschungen sind stets an der Tagesordnung, manche davon sogar eingeplant!
Es darf gechillt, gelacht... und geraten werden. Wer einen Titel der ins Deutsche übersetzten Songs erkennt, gewinnt einen kleinen Preis ;-)


Termin: 13.03.2012. Start: 18:00 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Location: Fantreff "Zum 12. Mann", Richard-Wagner-Str. 103 (nahe Hauptbahnhof), 67655 Kaiserslautern

Dichterhain: Später von Willi van Hengel


Später, wenn dein Gesicht an deine Haut wächst, von innen, weisst du, dass das Leben nichts anderes als ein Missverständnis gewesen ist.

Dann glaubst du, nein, heftest du dich endgültig an deine Sehnsucht. Denn dann schwankst du nicht mehr, wie auf einem hölzernen Kahn, zwischen aufwiegelnden Bemerkungen naher Münder (Freundschaft hat noch nie was getaugt) und einem allmählichen Aufgehen deines Zweifelns in einer bescheidenen Wolke, in die du dich hineingelebt hast: Dein Leben ist wahrer als du je gewesen bist.

Es verfolgt dich bis ins Abkoppeln, die Totenglocke, Stolzverharren, kaum Charakter annehmen wollen, auf sich Verlieben abwälzen, der Text beginnt mitten im Satz, im Absätzigen, beginnt in deinem Davonlaufen: nicht vor dir (das existiert kaum),
sondern vor deinem Eingeholtwerden (Naturgesetz).


                                           Willi van Hengel, Wunsch-blöcke, Schweinfurt 2010

Erziehung zu neuen Lesegewohnheiten: Apocalypsis


Bastei Lübbe setzt weiterhin auf die neue Art des Lesens per Handy, Reader, Tablet, Laptop, PC und schickt die zweite Staffel der Webnovel „Apocalypsis“ auf den Weg. Damit setzt der Verlag den weltweit ersten digitalen Serienroman, der erfolgreich im Oktober 2011 gestartet ist, fort.

Auf der Frankfurter Buchmesse 2011 hatte Bastei Lübbe mit der Webnovel APOCALYPSIS eine Weltneuheit auf dem internationalen Buchmarkt präsentiert. Denn APOCALYPSIS ist der erste Serienroman, der speziell und exklusiv für alle digitalen Endgeräte entwickelt wurde: als App (erscheint sowohl als Android- und IOS-Version), als E-Book, als Read & Listen-Version und als Audio-Download.

Das Besondere ist die revolutionäre Form der Unterhaltung: Texte, Illustrationen, Videos, Audios und interaktive Inhalte verschmelzen zu einem multimedialen Leseerlebnis.

Autor Mario Giordano knüpft mit seiner Story des hochspannenden Vatikanthrillers nahtlos an die Geschichte der ersten Staffel an: Der Journalist Peter Adam erwacht im Kölner Dom – ohne Erinnerung daran, was in den letzten Tagen geschehen ist. Ringsum hebt sich der Boden, die Hölle tut sich auf, Menschen stehen in Flammen. Hat die Zeit der Apokalypse begonnen?
Selbst der Papst im fernen Rom, der sich Petrus II. nennt, scheint von einem Dämon besessen zu sein und tut nichts, um das drohende Verhängnis abzuwenden. Die letzte Hoffnung der Welt liegt in der rätselhaften Tätowierung, die Peter Adams gesamten Körper bedeckt. Uralte Zeichen, die den Weg zu einem der größten Mysterien der Menschheitsgeschichte weisen. Dem Ursprung des Bösen.

Die einzelnen Episoden erscheinen im wöchentlichen Rhythmus und kosten in der App 1,59 Euro, als Audio-Download 1,49 Euro und in der Read & Listen-Version 1,49 Euro. Wer die Serie ausschließlich im E-Book-Format lesen möchte, bekommt die reine Textversion schon für 0,99 Euro pro Episode.

Bastei Lübbe versucht hier an die US-Mythen der Millionengewinne durch unique Stories und darüber hinaus durch Multmediaeinsatz anzuknüpfen.

Zum Erscheinen der Webnovel als Taschenbuch setzen RTL, Thalia und Bastei Lübbe Mario Giordanos Verschwörungsthriller Apocalypsis fesselnd in Szene: Erleben Sie den Autor am 23. März um 19 Uhr live in Frankfurt. Im atmosphärischen Saal des State-of-the-Art Kinos "Orfeo´s Erben" präsentiert Giordano über die Kinoleinwand multimediale Einspieler, die die Zuschauer plastisch in die Welt von Apocalypsiseintauchen lassen. Ein umfangreiches Buffet und die Möglichkeit zum persönlichen Austausch mit dem Autor runden die Veranstaltung ab. Fragen Sie bei der Presseabteilung des Verlags an. 

Montag, 12. März 2012

Fantasien zur Nacht: Zarter Duft von Aniger


Zarter Duft


Der laute Tag ist längst vergessen
Wie eine schlafende Blume liegst du neben mir
Wir fühlen die laue Frühlingsnacht
Voller Erwartung in uns
Dein zarter Duft, der mich betört
Wie eine leise Melodie er mich verführt

Langsam tauchen wir unsere Zungen
In die 
Süße der Liebe
Dort wo der Frühling blüht
Hemmungslos den anderen begehren
Sinnlos sich dagegen zu wehren
Tabulos sich der Lust ergeben
Schwerelos auf Wolken schweben
Gedankenlos in andere Welten fliegen
Atemlos ganz nah zusammenliegen


Und ohne die Spuren zu verwischen
Schlafen wir weiter dem nächsten Morgen entgegen
Zarter Duft
Die schöne Nacht unvergessen

© Aniger

Pfälzer Lebenskunst und Humor mit Eugen Damm in der Landstuhler Pfeffermühle


In Rheinland-Pfalz und Kaiserslautern ist Eugen Damm (*1936) seit den 50er-Jahren unterwegs, und zwar erst in Sachen Fasenacht, später auch in allen anderen Sparten, die er bedient. Seine bürgerlichen Berufe Zollbeamter und Gerichtsvollzieher kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Er ist bekannt als Buch-, Bühnen- und Fernsehautor, Liederkomponist, Texter, Glossenschreiber, Volksschauspieler, bis 2004 Leiter vom “Lautrer Altstadttheater“, das er auch gegründet hat, Mitglied im „Literarischen Verein der Pfalz e.V.“, mehrfacher Preisträger beim Bockenheimer Mundart-Dichterwettstreit, Träger des Wachssiegels und Barbarossasiegels der Stadt Kaiserslautern, der „Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz“. Er war die letzten Jahre freier Mitarbeiter für den Saarländischen Rundfunk (SR), Südwestrundfunk (SWR) und Radio RPR.
Im Rahmen der Kunstgriff-regiostage.de-Veranstaltungen war Eugen Damm vor Wochen schon mal in Otterberg im Programm und kam nun im selben Rahmen auch nach Landstuhl in die Pfeffermühle, gesponsert von Garten Dehner aus Kaiserslautern, wo der Marketingleiter Herr Robl ein Präsent aus dem Fruchtprodukte-Spektrum überreichte. Eugen Damms pfälzischer Humor ist in Kaiserslautern eng verwurzelt, er ist ein wertvoller Mundarterhalter, Volksdichter und Volksschauspieler, der den trockenen Riesling-Witz der Pfälzer total beherrscht. Ein gemütlicher Mensch, der philosophiert, dichtet, scherzt und alles mal so betrachtet, wie der Alltag es einem vermittelt.
"Moi Zäh" und "Wormezich" (wurmig, wurmstichig) ließen den Abend beginnen, jeweils der schöne Schein, der eben trügt. Moral: Lieber eine hässliche Frau und innen gut als umgekehrt ... Karl de Schloot lässt er bis zum 98. Lebensjahr rauchen und an Mumps sterben. Damms pfälzisches Glaubensbekenntnis an den Wein kam in vielfältiger Form, so der Rückblick eines Pfälzer Bubs, der sein Leben schwinden sieht, aber optimistisch im Alter die Spätlese aus "de Schnawweltass" trinkt. Total witzig auch seine Pfälzer Entziehungskur in Bad Dürkheim im Fass. Mit viel Wein war sie für den Kurgast besser als alles andere, nicht jedoch für die Klinikleitung, die ihn gleich wieder heimschickte. Sehr eindrucksvoll das karikierte Bild eines Genießers von neiem Woi und Zwiwwelkuche. Sehr eindringlich werden die allseits bekannten schweren Schmerzzustände und der Überdruck im Darmbereich bis zur kanonenschlagartigen Erlösung geschildert. Die Amoralität wird angeprangert, dass selbst am Tag der Beerdigung der Witwe am Grab des Verstorbenen Anmache widerfährt. Leben und Tod, das Ende witzig-melancholisch reflektiert: Man muss schon wissen, wer am Jüngsten Tag klingelt, meistens ist es nur die Schwiegermutter, warf er ein, und sinniert: "Wer soll die Fahrt zum Himmel lenke in däm Trauerspiel ...?" Oft ist alles Plagen umsonst, man spart für die Weltreise und machen tun sie die Erben. "Wozu die gaanze Plackerei, wir kummen nackisch und gehn so auch widder". Pfälzer zu sein ist dennoch eine Ehre, eine Gottesgabe, die Pfalz als "Nawwl der Welt", auch geht die Weltachse durch unser Land: "Pälzer lewwe uff de Sunneseit vom Lewwe". Nur bei uns kriegen Dampfwalzenopfer ein Sonderbett von Zimmer 4 bis 8 und weiß man, dass "ä Gliiehwirmsche und die Ehe" eines gemeinsam haben: Wenn die Glut aus ist, steckt der Wurm noch drin. Zum Schreien sein Chanson d'Armour von zwei Regenwürmern, die dann von der Rasenmäherbegleitung "Ratatatamm" gescheibelt werden. Der Donnersberg als höchste Erhebung der Pfalz ist "der pälzische Montblanc" und "seit eh und je Wachturm für die golddisch Paalz".
Ein Abend mit Eugen Damm ist ein sehr gemütlicher, humorvoller, auch nachdenklicher pfälzischer Abend, an dem man dann auch am liebsten dem Riesling und den Pfälzer Spezialitäten frönt ...



Sonntag, 11. März 2012

Buchbesprechung: Explosionsgefahr (ab 8 Jahren)


Christine Gerber, Doris Mendlewitsch
Wissen macht Ah!
EXPLOSIONSGEFAHR - Famose Experimente mit Shary und Ralph
Ab 8 Jahren


Bindlach 2011, 112 Seiten, Hardcover,
18.5 x 23.0 cm, € 14,95 (D), Loewe Verlag


Es wird heiß, immer heißer, auf einmal beginnt es zu knallen. Eine Explosion jagt die andere. Peng!
Klingt wie ein Actionfilm? Ist aber keiner. Es wird nur beschrieben, was entsteht, wenn man Hitze und Mais zusammenbringt: Popcorn!
Und wer wollte darauf schon bei einem richtig spannenden Streifen verzichten?
Oder beim Lesen eines spannenden Buchs? Wie diesem hier. Nicht nur Popcorn fliegt den Lesern darin um die Ohren. Brandgefährlich wird's auch, wenn die beiden unscheinbare Zitronen in Stromkraftwerke verwandeln und die erste unbemannte Plastikflaschenrakete starten.

Doris Mendlewitsch ist eine echte Düsseldorferin und der Landeshauptstadt immer treu geblieben. Dabei ist sie ausgesprochen reisefreudig und neugierig auf andere Kulturen, fremde Menschen und ihre Geschichten. Durch das breit angelegte Studium der Politischen Wissenschaft und zahlreiche interessante Projekte hat sie die Palette ihrer Fachthemen ständig vergrößert. Zu ihren Hauptgebieten gehören Geschichte, Politik, Religion sowie Wissen für Kinder.



Viele, viele Anleitungen gibt es hier beim WDR.

Der Sturm von Anner Griem

Der Sturm


Der Ansturm der Zeiten
Vergessend, gewandelt
In Plasma, das
Den Augenblick im
Matten Abglanz der
Gleißenden Sonne
Überzieht mit
Traurigem Licht


Warm einzig der
Moment der Begegnung
Entsagend dem Ewigen


© Anner Griem

Samstag, 10. März 2012

Ab März neu bei ECM


All Our Reasons” von Billy Hart/Ethan Iverson/Mark Turner/Ben Street ist das erste ECM-Album einer Formation, die seit 2003 höchst erfolgreich zusammenspielt. Sowohl Drummer Hart als auch Tenorsaxophonist Turner und der als Mitgründer der Gruppe The Bad Plus bekanntgewordene Pianist Iverson haben zu dieser Produktion Kompositionen beigesteuert.

“Sunrise”, das ECM-Debüt von Masabumi Kikuchi, ist eine Trio-Session mit Paul Motian und dem Bassisten Thomas Morgan. Motian und Kikuchi waren seit vielen Jahren befreundet, und Paul verstand die Eigenheiten und den individuellen Charme des sehr persönlichen Stils des japanischen Pianisten vielleicht besser als irgendwer sonst.

Mit einem ursprünglich für die Swedish Jazz Celebration 2010 formierten Ensemble präsentiert Bassist Anders Jormin ein ungewöhnliches Projekt: Er hat für „Ad Lucem“ Lyrik der dänischen Autorin Pia Tafdrup und eigene Texte für die Sängerinnen Mariam Wallentin und Erika Angell vertont.

Demnächst erscheinen zudem drei Neuheiten bei ECM New Series:

Im Jahr 1990 nahm das Hilliard Ensemble die Tenebrae-Responsorien von Gesualdo auf – eine Einspielung, die zum Klassiker geworden ist. Mehr als zwanzig Jahre später widmet sich das Ensemble nun zusammen mit der Sopranistin Monika Mauch und dem Countertenor David Gould dem fünften von sechs Büchern Gesualdos mit fünfstimmigen Madrigalen aus der Zeit zwischen 1594 und 1611.

Unter dem Titel „Saltarello“, der Bezeichnung für einen schnellen Tanz aus dem 14. Jahrhundert in Italien, der sich bis in die Gegenwart als Volkstanz erhalten hat, vereint der Viola-Spieler Garth Knox  Werke vom 12. Jahrhundert bis heute. In Begleitung der Cellistin Agnès Vesterman und des Perkussionisten Sylvain Lemêtre stellt er eigene Werke neben jene einer Hildegard von Bingen, John Dowlands Renaissancemusik neben die subtil mit Elektronik operierenden Stücke Kaija Saariahos, und anonyme Tanzsätze neben Vivaldis Konzert für Viola d’amore in d-Moll.

Über Dario Castello und Giovanni Battista Fontana, zwei Komponisten an der Wende des 16. zum 17. Jahrhundert, weiß die Musikforschung wenig. Immerhin sind von beiden Werke erhalten, die sie als bemerkenswerte Komponisten für die Violine ausweisen. Der Geiger John Holloway wählte für seine neue Aufnahme neben Solo-Sonaten für die Violine und Basso Continuo auch sechs Sonaten für Violine, Dulcian und Basso Continuo aus, die zeigen, dass auf der Landkarte alter Musik immer noch Terrain entdeckt werden kann. Mit Holloway musizieren hier Jane Gower (Dulcian) und Lars Ulrik Mortensen (Cembalo).

Dichterhain: Frohes Gedicht über den Weltuntergang von Hermann Mensing

frohes gedicht über den weltuntergang

sagen sie,
hat irgendjemand
irgendwo schon irgendwas gehört,
oder hat sich anderswo
jemand dran gestört?

und was hat das alles
nur mit mir zu tun,
bringt der fortgang dieses falles
mich dazu, zu ruhn?

treibt es mich
mit peitschen
durch die nächste tür,
lässt es mich dann weit sehn,
oder lässt's mich hier?

froher morgen,
milchig feucht und grau,
mit beleuchtung,
ohne sorgen, keine frau.

schließlich - mittags,
immer noch kein licht,
schmiere mir ein butterbrot,
wag's und schäm mich nicht.

stunden später
wenn die nacht mich wieder überfällt,
warten ich und mein verräter,
stille auf den untergang der welt.



© Herman Mensing             

+ Das Gedicht liegt auch in einer vertonten Version vor, wie auch 215 andere davor und weitere danach. + Bitte nutzen Sie diesen Link für ungebremsten Hörgenuss oder diese Videos zum Anhören.
+ Alles über den Autor bei Wiki.Münster.

Freitag, 9. März 2012

ABSAGE: Lisa Bassenge, geplant für 9.3.2012 in Neunkirchen/Saar, fällt aus


Für Sie besucht: Harry Rowohlt live in Neunkirchen/Saar

Harry Rowohlt, Jahrgang 1945, gebürtiger Hamburger, Halbbruder vom Verleger Heinrich Maria Ledig-Rowohlt, lebt heute in seiner Heimatstadt. Der Übersetzer und Vortragskünstler, Selfmade-Anglist/-Amerikanist mit einem Kurzzeitstudium von 2,5 Stunden an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Obdachloser in der „Lindenstraße“ und grimmig dreinblickender Vollbart mit Esprit, besuchte das Saarland. Am 4.3.'12 war er in der Stummschen Reithalle, Neunkirchen/Saar zu sehen und bereitete den Besuchern vergnügliche drei Stunden Abschweifungen, Geistreiches, Freches, Konsternierendes, Gesungenes und Witziges. 

Der mehrfache Preisträger, Sprecher von „Pu der Bär“ (Goldene Schallplatte 2000), ist auch seit 1996 Ambassador of Irish Whiskey, was wir später live zu hören bekamen. Manchen fällt bei seinen Übersetzungen gerade seine aktuelle Übersetzung des „Romans in Fragen“ von Padgett Powell ein, ein Meisterwerk der Assoziationsorgie und Abschweifketten. So buntschillernd und ungewöhnlich, wie er durch die Presse wandert, untergräbt er auch sämtliche Erwartungshaltungen an einen Vortragskünstler. Nicht nur die sprachgewaltige Darbietung kommt auf einen zu, sondern die Kunst des Verweisens auf Wichtiges im Nebensächlichen und ganz woanders. Zu Beginn seiner Lesung (aus dem Buch Gum und Rowohlt) gönnte er uns allen erst mal eine Anschleimphase, in der er gerne Blitzlichtgewitter über sich ergehen lässt, sofern es stattfindet, und klärte er alle offenen Fragen. Dass er nun neuerdings auf seinen Wein bei der Lesung verzichtet hängt damit zusammen, dass er diese leidige Polyneuropathie bekommen habe, die sich eben auch bei Abusus einstellen könne. Wir erfuhren am Ende des Abends, dass es wie Laufen in Cowboystiefeln sei, in denen ein starres Noppenfußbett läge, und das unter dem Diktat des Bewegungszwangs zur Schwierigkeit mutierte. Er beschränke sich nun auf die Quartalstrinkerei und gibt sich zu diesen Terminen dann die vom Arzt „empfohlene“ Kante. 


Wir hörten einiges aus „Sie sind ein schlechter Mensch, Herr Gum!“ von Andy Stanton, erfuhren etwas über „The Dead“ von John Houston, einer Verfilmung von James Joyces Vorlage. Und über das Thema Prominente pobeln, am Beispiel des Nationaltrainers Jogi Löw und des eigentlich deutschen Prinz Charles aus UK, der ebenfalls sehr prominent diese Tradition aufrecht hält. Während wir durch die Wohnung des Messis Gum geführt wurden, machte uns Rowohlt klar, dass Schauspieler nichts taugen..., Ralf Wolter (1926) zum Beispiel, der in unzähligen Rollen zu sehen war. 1962 in der ersten Winnetou-Verfilmung spielte Wolter die skurrile Figur des Trappers Sam Hawkens („wenn ich mich nicht irre, hihihi“), den hilfreichen Begleiter der beiden Helden Winnetou (Pierre Brice) und Old Shatterhand (Lex Barker). Harry Rowohlt könnte Sam vielleicht sogar besser spielen ... In absoluter Selbstverliebtheit lobt er sich doch lieber selbst, wenn er zur Selbstergötzung je eine Magister- und eine Staatsexamensarbeit zur Eddie-Dickens-Trilogie von Philip Ardagh, die er übersetzte, liest. Lesealterangaben sind ihm suspekt, denn wer mit 5 zu doof ist, eine Geschichte zu verstehen, versteht sie mit 99 auch noch nicht...

Seine (Zeit-)Kolumnen haben es natürlich auch in sich, wir bekamen mindestens drei, nämlich die vom 11.8.2011, die vom Mai 2011 und eine von 1997 als Hintergrundgeschehen genannt – er schaffte es vom Leserbriefschreiber zum Kolumnist - der ganze Abend übrigens unterbrochen durch insistierende penetrante Werbung für die anwesende Buchhandlung aus Neunkirchen, die alle seine eigenen und genannten Werke zum Verkauf anböten. In der aktuellsten Kolumne kam er auf der Fahrt von St. Pöltgen nach Hütteldorf so vom Thema ab, dass er bei den österreichischen Nana-Witzen landete. Einer davon? Ein Patient muss rektal ernährt werden... Der Pfleger führt einen Applikator ein, der zu Stöhnen beim Patient führt. „Zu heiß?“, erkundigt sich der Pfleger, worauf er zur Antwort bekommt: „Na,na, zu süß ...“
Wir lernten seine Familie kennen, der Vater bei den Soldatenräten in Wilna 1917, direkter Draht zur USDP, der Opa als Kommunist im Bochumer Gefängnis, die Mutter mehrfach agitatorisch tätig und einkassiert, auch mal Tischdame bei Hitler, weil sie eine nötige Ähnlichkeit mit einer BDM-Frau aufwies. Die Deutschen wären eben gut im zackigen Umorganisieren, genauso wie das Polizeikorps in Stuttgart die irische Hymne als Marsch spielte, sodass die Sportler ihre Hymne nicht erkannten und auch nicht mitsangen... Wie sie wirklich geht, hörten wir von ihm später dann live, er hängte auch noch die 
Hamburger Hymnen A und B an. Der wirklich gute Autor Irlands heißt für ihn übrigens nicht James Joyce, sondern Flann O´Brien, von dem er alles übersetzte, was es gab. Aber wie es so ist, werden die wirklich Guten nicht erkannt, so auch bei Marcel Reich-Ranicki, der alle guten Autoren in Deutschland verpennt hätte, Frank Schulz z.B. aus Hamburg, den er, HR, wärmstens empfiehlt. 


Rowohlt wird in Erfurt als Punk-Ikone geschätzt, erzählte er während der Fahrt nach Heathrow (Kolumne 2), was ihm so nicht plausibel sei, aber es ändere nichts daran, dass die 9 % aktiven Christen, die das Sagen haben wollen, eigentlich ganz ruhig sein sollten. Denn wie es in dem zitiertem Witz (ganz anders als im Johannes-Evangelium 8,7, wer ohne Sünde sei, soll die Ehebrecherin zuerst bewerfen) heißt, der Stein wurde nicht auf Jesus als Sündenfreien geworfen, sondern paradoxerweise auf eine Dirne. Und bei Kolumne 3 landeten wir bei der Presse. Das Zitiertwerden in der Presse und im Radio ist Harry Rowohlt ein Graus, weil es immer verkehrt wäre. Wahrscheinlich verhören sich alle ... Nicht ausgelassen hatte er noch die obligatorische Veräppelung seiner Lieblingsfeinde Bremer, allesamt nur Bonsai-Hanseaten, das Bonsai ließ er sich mehrfach genüsslich über den Gaumen klingen … im Vergleich zu den Hamburger Hanseaten alle sozusagen nur Miniaturen ... 
Harry Rowohlt ist ein echtes Urgestein, eine Institution, aufbegehrend, analysierend, querdenkend, intelligent motzend und durch seine langen Assoziationsketten nach Stunden ein bisschen ermüdend, aber einfach sehens- und hörenswert!

Donnerstag, 8. März 2012

Die Broom Bezzums diese Woche in Rheinland-Pfalz/Saarland


Diese Woche ist Katie Doherty wieder dabei, mit drei Gigs in Rheinland Pfalz und dem Saarland. Freitag sind die BB in Guntersblum, Samstag in Franks Bodega in Grosskarlbach und am Sonntag mit einem familienfreundlichen Konzert in der Waldorfschule in Walhausen, Saarland.

Tickets für Walhausen kosten 10 Euro für Erwachsene und 3 Euro für Kinder unter 16. Die gibt es nur an der Abendkasse - also, kommt rechtzeitig! Das Konzert fängt um 19 Uhr an. Einlass ab 18 Uhr. Mehr Infos:http://www.waldorfschule-saar-hunsrueck.de/index.php

Relativ kurzfristig gebucht noch ein Gig am Samstag, den 17. März, in Offenbach-Hundheim.

Lost in the near of Luxembourg oder Endlich angekommen in Deutschland von Stefan Vieregg

Tatjana und Vassili leben schon lange in Deutschland. Sie kamen aus Sibirien, ganz weit im Osten, und lebten sehr, sehr einfach und keineswegs anerkannt in der Nähe von W. Kärglicher Lohn, große Armut und immer ziemlich stark Ausländer. So wie heute auch als deutschstämmige Ausländer in Deutschland. Wir zwei bei den Kartoffeln, sagen sie sich oft. Die Russen nennen Deutsche Kartoffeln, so wie die Amerikaner sie Krauts getauft haben. Sie haben sich über EverDarling kennen gelernt und verabredeten sich spontan zum Fasching an der Mosel. Der Rosenmontagszug in Nittel wurde ihnen empfohlen und so trafen sie sich um 10 Uhr am Bahnhof in Trier, um den letzten Weg gemeinsam zu fahren. Sie freuten sich sehr, sich zu sehen.
Vassili hatte sich als rosaroter Panther, in einem 100%-Polyester-Gewand steckend, verkleidet, was bei den Temperaturen nicht verkehrt war, aber doch ziemlich warm, weil es an der Mosel ja bekanntermaßen drunter und drüber geht. Tatjana war eine liebreizende Ballerina... Was er zu viel anhatte, fehlte bei ihr deutlich... Sie konnte zwar Bein zeigen, das war nicht das Problem... Schöne wohlgeformte Beine mit einer Faschingsstrumpfhose verziert, die sich nach oben in einer weichen Hüfte verloren, darüber ein zartviolettes Ballettkleidchen mit Rüschenrand. Ihre schwarzen Haare und blauen Augen verliehen ihr einen seltenen Reiz. Das Kleid war zu dünn. Was auch immer sie drunter trug, es konnte nicht viel sein, denn auch der Oberkörper zeigte eine natürliche Schlankheit, der Busen war echt... nein, nicht ausgestopft. In der Hand hielt sie ein kleines Silberlurextäschchen, in dem alles war, was sie heute noch brauchte: Zigaretten, Flaschenöffner, Feuerzeug, drei Kondome, Papiertaschentücher und Kleingeld. Vassili hatte sich in seinem Kostüm vorne eine Tasche eingenäht, in der er – ja, was für ein Zufall! - seine Zigaretten, Flaschenöffner, Feuerzeug, drei Kondome und Papiertaschentücher lagerte... Kleingeld auch ein wenig … Er selbst hatte seine roten Jeans an und ein dickes Fleeceshirt.

In Trier suchten sie den Zug nach Saarbrücken, der sie in Nittel absetzen sollte. Sie stiegen ein und fuhren die wundervolle Strecke die Mosel entlang nach Nittel. Nicht sonderlich groß, 1900 Einwohner mit den eingemeindeten Ortsteilen Köllig und Rehlingen, die das nie wollten, denn Rehlinger sind Rehlinger, und Kölliger Kölliger. Hier leben viele Winzerfamilien, das Dorf sieht aus wie ein Wanderschuh, der sich den Berg hinauf in die Weinberge erstreckt. Die reizvolle Landschaft wird mit hohen Dolomit- und Kalkfelsen am oberen Rand des eindrucksvollen Panoramas umrahmt. Wie eine Steinkrone sitzen die Felsen auf den Gipfeln der Hänge. Vom Fuß der Felsen ragen die Weinberge bis zur Mosel und zum Dorf hinab.

Nittel veranstaltet wie jedes Jahr einen Rosenmontagsumzug, der fast einen Kilometer lang ist. Er schlängelt sich so langsam und behäbig wie eine Python den Berg herunter, ist ordentlich bunt und dröhnt und scheppert. Die vielen herumwuselnden Arme der Schlange verteilen Wein, Sekt, Glühwein, Chips und Popcorn, Schnittchen, Bonbons, Narrenkappen und einiges mehr ... Und sie tauchen alles in Konfettis. Jeder Zuschauer zahlt einen kleinen Beitrag und bekommt alles gratis … So auch Vassili und Tatjana, die sich kaum in den Zug eingekauft mittels „Trinkobolus“ voll in die Lebensfreude stürzten und den köstlichen Elbling in großen Mengen zu trinken begannen. Elbling gibt es an der Mosel schon 2000 Jahre, weil schon die Römer diese uralte Rebsorte anbauten und pflegten und sich an ihrem vergorenen Saft stärkten. Elbling schmeckt nach Mosel, Weinberg, Muschelkalk, Liebe: lebendig, rassig, anregend und dabei leicht bekömmlich für einen unbeschwerten Genuss. Gerne trinkt man ihn über den Genuss zum Durst hin und zurück in vielen Schüben.

Vassili und Tatjana begannen immer mehr zu schunkeln, zu tanzen, sich neue Beute aus dem Zug zu besorgen, liefen um die Umzugswagen herum und sammelten auf oder nahmen entgegen, was ging. Das Tröten nahm überhand, sie stürzten die Becher, jubelten und ließen sich das goldige Nass über die Lippen und das Gesicht laufen. Die Küsse wurden immer heißer, die Blicke glühender, der Wein immer besser. Zu allem Überfluss kam noch ein Luxemburger Sektwagen vorbei. Gezogen von einem riesigen Traktor in der Preisklasse bis 500.000 EUR. Es gab Crémant bis zum Abwinken. Die beiden hängten sich ein und stürmten dem Wagen entgegen. Doch kaum war der Crémant ausgeschenkt, versaute eine Konfettiwerferin in giftigem Grün den Genuss durch eine Handvoll Konfettis in Vassilis Becher. Enttäuscht besorgten sich die Trunkenen eine neue Füllung und schon wieder wurde das Trinken verwehrt – Konfettis, dieses Mal weiße, landeten in dem edlen Getränk. Auch der dritte Becher wurde das Opfer der verrückt herumwirbelnden Faschingsgeister, die nur noch Konfettis auszuspucken schienen. Erst als der Gesandte des Großherzogs – ein riesiger Fendt 900 csi in edlem Schwarz mit Silberlackierung und Chromteilen - davon rollte, kehrte wieder Ruhe ein. Den vierten Becher konnten sie schließlich ganz in die Menge retten, um ihn dort gierig zu leeren... Die Welt in Deutschland war plötzlich schön, es machte so Spaß mit den Zuschauern zu toben und zu tanzen, zu trinken und sich in die Arme zu fallen... Als das Ende des Zuges nahte, nicht ohne vorher noch drei Becher Elbling getrunken zu haben, sahen Tatjana und Vassili, wie die Menge eine Straße ins Dorf hinunterströmte. Sie folgten den Menschen und sahen, dass sie unten die Möglichkeit hatten, noch mal den halben Zug mitzuerleben und noch einmal ungestörte Genießer des Luxemburger Crémants zu werden... Der Tag bekam eine gewaltige Biegsamkeit, die Beine tanzten alleine, und Vassili küsste und umarmte seine Tatjana immer heftiger. Sie erwiderte seine Liebe mit langanhaltenden Küssen ...

Als auch das zweite Elbling-Tsunami die beiden Liebenden überspült hatte, war den beiden, als ob sie ein riesiges Strohlager bräuchten zum Ausruhen vor ihrem heldenhaften Sturm auf die nicht mehr vorhandene Bastille des anderen. Sie wankten an die Mosel und legten sich ans Ufer. Die Kälte machte ihnen schon lange nichts mehr. Schön war es hier, die Flussreiher und tutenden Frachter, der Rosenmontag, die sich verlaufende Menge, die zumeist im Gasthof oder dem Bürgersaal weiterfeierte ... die Hand des anderen umfassend... Als es zu kalt wurde, schlug Vassili vor, Tatjana solle zu ihm in den Panther kriechen. Tatjana konnte nicht mehr darüber nachdenken und sie wollte es auch schon lange nicht mehr. Sie verschwand hinter dem Reißverschluss, bis nichts mehr von ihr zu sehen war. Ob an diesem kalten, aber wohl glückseligen Abend noch irgend etwas Großes zwischen ihnen passierte und wo sie gelandet sind, wissen nur die Flussreiher, die mit klassischer Formation und heftigem Flügelschlag sehr dicht über dem Wasser an ihnen vorbeizogen...

Mittwoch, 7. März 2012

Irisch-zünftiger Freitagabend mit den Seldom Sober in der Stummschen Reithalle, Neunkirchen/Saar



Irish Folk hält, was er verspricht, auch wenn er von Nichtiren gespielt wird - wenn er gut gespielt wird. Und Seldom Sober spielt ihn klasse, eine saarländische Gruppe. Man merkt es nur, wenn sie ihren Dialekt sprechen oder Gälisch. Denn das lernt man auch mit einem Sommerkurs pro Jahr in Ireland in langer Zeit nicht so schnell ... Seldom Sober darf übrigens nicht verwechselt werden mit Seldom Sober Company, die auch Irish Folk spielen. Allerdings keine Saarländer!

Letzten Freitag, den 2. März '12, spielte Seldom Sober mit Dances, Tunes und Saufliedern auf und heizte dem Publikum in der gut erwärmten Halle schnell ein. Nicht nur die hart an der Hitze mit ein paar Schlückchen Bier arbeitenden und moderierenden Eva Edlinger, absolut überzeugender Gesang, und dominant durch Stimme und Gitarre Wolfgang Schuhmann, der seit 30 Jahren Irland besucht und liebt, auch eigene irische Songs schreibt, sondern auch die anderen Mitglieder der Band: der sehr virtuose Rudi Schömann mit Irish Flute, Querflöte, Wooden-Böhmflöte, Tin Whistle, Low Whistle und der schottischen Small-Pipe, die stilvoll bunt gestylte Regina Steffen mit ihrer noch zurückhaltenden stimmigen Mandoline und Stimme, außerdem aus St. Wendel Roland Schmitt mit Akustikgitarre (Akkordbegleitung und Akustikbass), Sven Biehl aus Püttlingen mit Cajon und Bodhrán, der für stimmungsvolle Percussion sorgte, und an der Fiddle ebenfalls sehr gekonnt Solveig, die Ulrich Leibrock bis Sommer ersetzt.
Irische Lieder besingen ja ganz oft die leidvolle Vergangenheit der Iren, die Not, das Auswandern, die Arbeitslosigkeit, der Kampf gegen die Krone. Es sind ihre Mythen und Realitäten, seit Jahrhunderten besungen. Das Repertoire an diesem Abend bestand aus großen, wohlklingenden irischen Liedern. Los ging's auch hier mit "O'Sullivan", einem Marsch aus County Clare, es folgte ein Lied über Fremdarbeiter in England von dem berühmten "Streets of London"-Ralph McTell, das "It's a long Way from Clare to here" hieß. Die irische Hungersnot im 19. Jahrhundert wurde in "Spancill Hill" besungen. Viele verdingten sich zur Arbeit in Übersee und fuhren auf den sogenannten Seelenverkäufern in die USA. Die Missernten und Hungersnöte forderten von den Iren 1 Mio Tote. Im Lied träumt ein Auswanderer in Kalifornien von der Heimat. Die "Lispelnde Fee" besuchte uns, bei der man nur einen Wunsch freihat, aber nicht immer erfüllt bekommt, "Seetang" wurde auf Gälisch kredenzt, das fast so klingt wie der Dialekt im saarländischen Wadrill, wie Roland Schmitt einwarf. In der "Rocky Road to Dublin" wird ein Landbewohner besungen, der nach Dublin will, bestohlen und betrogen wird, mit den Schweinen reisen muss, bis er ankommt. Große Romantik in "Die Hütte an Lough Tay", ein echter Meditationsort südlich von Dublin. (Ob es nur an der gigantischen Whiskeybar liegt?) In "The Star of County Down" bringt eine Wunderschöne den Wanderer dazu, alle Laster aufzugeben, Rauchen, Trinken, Spielen ... Sex wohl kaum. Ein Lied von den Dubliner's über eine Amazone hinterher. Mit drei schottischen Liedern und der Small-Pipe ging es mit den Frauen im Jacobitter-Zeitalter zum Schafott und fielen 3 trunkene Polizisten auf, die Streifenfahrt und der dritte die Sirene spielten.
Es folgten noch etliche gute Lieder an diesem langen Abend, davon seien das Liebeslied "Black is the Colour of my true Love's Hair" und die "Spanish Lady" von den Dubliners (durch eine Polka erweitert) genannt, die "Jacobites", ebenfalls aus dem Jacobitter-Zeitalter, wo es noch Männer gab wie im 13. Jahrhundert ... Braveheart, schwärmte Eva Edlinger.
Noch ein bisschen Tanz an diesem Abend und ein Fass Irish Lager und/oder Guiness, und die Irish Night wäre noch perfekter gewesen und hätte noch länger gedauert ...


Durchhänger wegen zu viel Social Media und Foren noch und nöcher?


Die Informationsflut durch Online-Netzwerke wie Facebook und Twitter kann Stress verursachen - darauf hat nun am Rande der Social Media Week in Hamburg auch ein Psychologe hingewiesen. Die Mailbox voll mit Benachrichtigungen, derer man sich kaum noch erwehren kann, und Hunderte nutzlose Aufrufe von Posts bis zum Abwinken, ein Arbeitstag gar nicht geeignet, aber mal mitgerechnet viel zu kurz, die Nacht sowieso. Kein Wunder, dass eine übertriebene Nutzung zu einem Erschöpfungssyndrom beitragen könne. Wie genau sich der Informationsstress durch Hunderte Tweets, Statusmeldungen und Kontaktanfragen auswirkt, sei bislang zwar noch nicht in Studien erforscht worden, aber wer es mal selbst ausprobiert, merkt gleich wie verführerisch das gerade auch für Jugendliche ist.
Die kommen gar nicht mehr weg vom Bildschirm und vergessen noch mehr als andere ihre eigentlichen Aufgaben, ihre Termine, ihre Familie ... Die Grenzziehung zwischen Privat- und Schulleben fällt immer schwerer, sie sind dauernd erreichbar, und auch noch mal mehr durch die Smartphones, überall und dauernd, beim Essen, im Zug, auf der Toilette, unter der Bank, im Pausenhof, im Bus, beim Sex, im Zimmer zu Hause, bei Freunden, in der Disco, während der Klassenarbeit (!) ... Der Kontrollverlust durch Zeitdruck und Hetze kann durchaus Erschöpfungen, Lethargie und Bewegungslosigkeit als Antwort hervorrufen.


Eltern und selbstbetroffene Erwachsene müssen sich gute Strategien überlegen, wie sie ihre Kinder und sich von dieser Radikalvereinnahmung befreien können.
Zieh den Stecker und vergrab dein Smartie!!

Dienstag, 6. März 2012

Buchbesprechung: (Militär-)Psychiatrie in den Weltkriegen


Krieg und Psychiatrie 1914-1950
Hg. von Babette Quinkert, Philipp Rauh, Ulrike Winkler
Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus, Bd. 26
(Herausgeberinnen u. Redaktion: Christoph Dieckmann u.a.), Göttingen 2010, 264 S., 3 Abb., brosch. 20,- € (D), Wallstein Verlag

Der Bericht über die psychische Verfassung und Versorgung vieler in Afghanistan statio­nierter Soldaten, den der damalige Wehrbeauftragte Reinhold Robbe Anfang 2010 vorgelegt hat, zeigte, dass psychische Störungen von Soldaten mitunter auch heute noch einem Tabu unterliegen.
Ihren Anfang findet die Militärpsychiatrie in Deutschland während des Ersten Weltkriegs. Kurz nach Beginn des Krieges sahen sich die Militärpsychiater mit einem bis dahin in dieser Form nicht bekannten Krankheitsbild konforntiert: Eine Vielzahl der Soldaten reagierte auf das Erlebte mit Lähmungen und dem sog. Kriegszittern. Die auftretenden psychischen Krankheiten wurden als Zeichen von Minderwertigkeit ab­getan und später sogar als genetische Mängel deklariert. Davon machten in der Folge die Nationalsozialisten für ihre perfiden Ideen Gebrauch. Die im WK I diagnostizierten und bekannt gewordenen Fälle wurden im WK II ermordet. 
Dieser Band schildert ausführlich und quellenbelegt die Entwicklung der Militärpsychiatrie mittels bis dahin unbekannter Patientenakten und ermöglicht damit neue Einblicke und neue Forschungsansätze für die Wissenschaft.
Viele Leser werden am eigenen Leib auch nach 1950 noch erfahren haben, wie vermeintliche psychische Probleme nicht hinterfragt schnell und schwer widerlegbar zum Anlass von gesellschaftlichen, sozialen, Arbeitsmarkt- und juristischen Ausgrenzungen verwendet werden. Das ist nicht nur an der afghanischen Front so, das kann auch in hiesigen Kasernen so sein. Man findet dies natürlich auch im Rahmen von Familienangelegenheiten. Sorge- und Umgangsrechte für viele Jahre aberkennen, ohne dass noch verifizierbare Gründe vorliegen. Eine (Falsch-)Aussage eines bestellten Gutachters und der Vorhang fällt. Glücklicherweise kann sich die deutsche Psychiatrie die begangenen Mordszenarien - wenn auch damals nur im Regierungsauftrag der Nazis - nicht mehr leisten, aber ein sozialer Tod oder eine haftähnliche soziale und weitergehende Ausgrenzung 
schreien  gerade bei unbegründeten Fällen nach wie vor nach Klärung und Gerechtigkeit.   


Leseprobe 1:
"»Was glauben die denn, wo wir hier sind? Bei einer Kaffeefahrt oder auf dem Ponyhof? Infanteristen sind in letzter Konsequenz dazu da, zu töten oder getötet zu werden.«(1)
Mit diesem Satz reagierte ein Hauptmann der Bundeswehr auf die Meldung, dass zwei seiner Soldaten aus psychischen Gründen aus Afghanistan nach Deutschland zurückgeführt werden müssten.(2) Die Haltung dieses Offiziers zeigt, dass psychische Störungen von Soldaten mitunter auch heute noch einem Tabu unterliegen. Dabei gehört das Erleben von psychisch belastenden Situationen in kriegerischen Auseinandersetzungen zum Alltag von Soldaten. Dass diese darauf mit seelischen Störungen reagieren, ist spätestens seit dem Ersten Weltkrieg bekannt.(3) Seitdem hat jeder Krieg eine ihm eigene Konstellation an psychischen Symptomen hervorgebracht.(4) Während die Militärpsychiater des Ersten und auch des Zweiten Weltkrieges mit dem Phänomen der »Kriegsneurose« konfrontiert wurden, ist seit 1980 (zunächst Bezug nehmend auf die Langzeitfolgen des Vietnamkrieges) von »posttraumatischen Belastungsstörungen« (PTBS) die Rede(5) - eine Diagnose, die durchaus auch kritisch diskutiert wird.(6)"


Leseprobe 2:

"DIE NATIONALSOZIALISTISCHE KRANKENMORDAKTION T4
Mit der Patientenzahl stiegen auch die Kosten enorm an. Aus Sicht der NS-Führung konnte dieser Anstieg nur durch eine Senkung des Pflegesatzes für jeden einzelnen Patienten gestoppt werden und der verordnete radikale Sparkurs sorgte umgehend dafür, dass in den psychiatrischen Einrichtungen Überbelegung, Personalknappheit und Mangelernährung den klinischen Alltag bestimmten.(33) Die Pflegesätze wurden nach und nach unter das Existenzminimum gesenkt, so dass am Vorabend des nationalsozialistischen Krankenmordes den schwächsten, unruhigsten und pflegebedürftigsten Menschen in den Anstalten die Lebensgrundlage bereits entzogen war.(34)
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die deutsche Psychiatrie zum Schauplatz eines bis zum heutigen Tage einzigartigen Krankenmordes. In den Heil- und Pflegeanstalten des deutschen Machtbereichs wurden — in verschiedenen Mordaktionen, von denen die so genannte Aktion T 4 die bekannteste ist — insgesamt etwa 300.000 Anstaltspatienten ermordet.(35) Im Sprachgebrauch der Täter wurden für diesen Massenmord die euphemistischen Begriffe »Euthanasie« oder »Gnadentod« verwendet.

Todesurteil per Meldebogen — Die Aktion

Im Juli 1939, also noch vor Beginn des Krieges, beschloss die NS-Führung Insassen von Heil- und Pflegeanstalten zu ermorden.(36) Mit der Durchführung betraute Hitler die Kanzlei des Führers, die die Planungszentrale für den Krankenmord in eine beschlagnahmte jüdische Villa in der Tiergartenstraße 4 (daraus entstand die Bezeichnung T4) verlegte. Im Oktober 1939 beauftragte Hitler Philipp Bouhler und Karl Brandt damit, »die Befugnisse namentlich zu bestimmender Ärzte so zu erweitern, daß nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischster Beurteilung ihres Gesundheitszustandes der Gnadentod gewährt werden kann.«(37) Diese »Führerermächtigung« wurde auf den i. September 1939, d.h. auf den Tag des Überfalls auf Polen, zurückdatiert.
Im Oktober begann auch die systematische Erfassung der Anstaltspatienten. Die Leiter der Heil- und Pflegeanstalten erhielten die schriftliche Aufforderung, mittels beigefügter Meldebogen bestimmte Anstaltspatienten der T4-Zentrale zu melden. Dieser Meldebogen war das zentrale Dokument der Selektion von Patienten für die »Euthanasie«, aus ihm lassen sich die Selektionskriterien der Aktion T4 ableiten. Die Fragen bezogen sich auf die dauernde Anstaltsbedürftigkeit bzw. Unheilbarkeit des Patienten, seine Therapiefähigkeit, sein Verhalten, seine Arbeitsfähigkeit, die »Erblichkeit« seiner Erkrankung sowie seinen Familienanschluss. Die Meldebogen wurden im Laufe der Aktion T4 mehrmals modifiziert, wobei das Kriterium der Arbeitsfähigkeit des Patienten einen immer größeren Raum einnahm.(38)
Die ausgefüllten Meldebogen wurden an so genannte T4-Gutachter - beinahe ausschließlich renommierte Universitäts- bzw. Anstaltspsychiater — weitergeleitet, die dann allein auf dieser Grundlage über Leben oder Tod der betreffenden Kranken entschieden. Dabei waren Heilbarkeitsprognose, Pflegeaufwand und Verhalten wichtige Kriterien, doch entscheidende Bedeutung gewann die Frage der Arbeitsleistung des Anstaltsinsassen. Wurde der Patient im Meldebogen als produktiver Arbeiter beschrieben, hatte er mit Abstand die größten Chancen, die Aktion T4 zu überleben.(39) Die als »lebensunwert« eingestuften Patienten wurden kurze Zeit nach der Begutachtung in so genannte Tötungsanstalten abtransportiert und dort vergast. Bis zum vorläufigen »Euthanasie«-Stopp im August 1941 kamen auf diese Weise über 70.000 geistig behinderte und psychisch kranke Menschen ums Leben.
Der offizielle Abbruch der Aktion T4 bedeutete jedoch nicht das Ende der Mordaktionen an geistig Behinderten und psychisch Kranken. Es begann eine als dezentral zu bezeichnende Phase der Krankenmorde: Bis Kriegsende starben im Reichsgebiet Anstaltspatienten in verstärktem Maße durch Medikamente und Hunger.(40) Auch die Anstaltspatienten in den von Deutschland besetzten Gebieten waren bedroht: So erschossen oder vergasten zum Beispiel Wehrmacht und SS in den ab Sommer 1941 eroberten Gebieten der Sowjetunion tausende von Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten.(41)"

Die Herausgeber
Babette Quinkert, geb. 1963, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutsch-Russischen Muse­um in Berlin-Karlshorst. Veröffentlichungen u.a.: Propaganda und Terror in Weißrussland 1941-1944. (2009).
Philipp Rauh, geb. 1976, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin in Erlangen. Seit 2006 Mitarbeit am DFG-Projekt »Krieg und medikale Kultur. Patientenschicksale im Zeitalter der Weltkriege«.
Ulrike Winkler, geb. 1966, selbstständige Politikwissenschaftlerin, zahlreiche Veröffentli­chungen zur Diakonie-, Sozial- und Zeitgeschichte.