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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Donnerstag, 15. März 2012

(2) Und wenn sie nicht gestorben sind - Neues aus dem Märchenland! Ein Comedy-Märchen von Siglinde Goertz

Ächzend und stöhnend hievte sich König Erdal aus seinem Stuhl. Diese verdammten Rückenschmerzen! Hätte seine über alles geliebte Gattin ihn damals nicht einfach küssen können, statt ihn an die Wand zu werfen? Gut, das mit dem Erlösen hatte ja ausgezeichnet funktioniert, aber die Bandscheibe war seitdem hinüber. Doch dafür war er wenigstens glücklich verheiratet. Obwohl ... das Leben als Frosch war so übel auch nicht gewesen. Vor allem lukrativ. Sogar eine Schuhcreme hatten sie nach ihm benannt. Als cleverer Frosch hatte er sich natürlich die Rechte an dem Namen sichern lassen. Das brachte immer noch hübsch was ein. So konnte er demnächst beruhigt in den wohlverdienten Ruhestand gehen.

Langsam humpelte er an den Schrank und holte eine Flasche Cognac aus dem Barfach. Er goss sich ein Glas randvoll und stürzte es in einem Zug hinunter. Aaaaaaahhhhhhhhhhh!! Das hatte er gebraucht! Im Märchenland ging es in der letzten Zeit zu wie in Sodom und Gomorrha! Mit seiner Schwester Eulalia musste er auch mal ein ernstes Wort reden. Dieser Fremdgeherei würde er ein Ende bereiten. Nicht, dass es ihn persönlich gestört hätte, aber dass dieser heulende Waschlappen von Schwager ihm die Ohren vollnölte – das war mehr, als er ertragen konnte. Zum Psychologen ging der jetzt – dieses Weichei! Und ausgerechnet zu Dr. Allwissend, diesem Quacksalber. Na ja, wenn’s hilft! Heißt es nicht, dass Glaube Berge versetzt?
Vorsichtig ließ Erdal sich auf seinen Thron sinken. Nee, der Spaß am Königsein war ihm gründlich vergangen. Nie hätte er sich träumen lassen, mit was er sich alles rumschlagen musste. Jetzt rückte ihm auch noch der Tierschutzverein auf den Hals. Nur weil diese dämliche Ziege dem Wolf Wackersteine in den Bauch genäht hatte. Die tickte wohl nicht mehr ganz sauber! Was für ein Land! Nur Hohle und Ferngesteuerte! Die eine lief mit einem Reh an der Leine herum und behauptete, das wäre ihr Brüderchen, der Igel und seine Frau betrogen bei der Märchenolympiade und seine Schwiegermutter, die Frau Holle, hatte eine Anzeige wegen Körperverletzung am Hals.

Ja, okay, diese Tussi, die sie als Dienstmädchen angestellt hatte, war zwar stinkend faul gewesen. Aber musste sie deshalb gleich heißes Pech über sie gießen? Fristlose Kündigung hätte doch auch gereicht. Und wer durfte das alles ausbaden? Na, wer schon! Wenn das so weiter ging, dann konnte er demnächst den Goldesel mit Abführpillen füttern, um die Strafen zu zahlen. Oder seine Jüngste wieder, nur mit einem Hemdchen bekleidet, rausschicken, um Sterntaler zu fangen. Zugegeben, das war vielleicht ein mieser Trick, aber solange er funktionierte!

Er goss sich noch einen Cognac ein, schaute das Glas an – und trank dann gleich aus der Flasche! Langsam konnte er das alles hier nur noch im Suff ertragen! Nicht nur der Ärger mit seinen eigenen Untertanen – als wenn das nicht reichen würde. Nein, jetzt trieben sich auch noch finstere Gestalten aus dem Morgenland hier herum. Dieser Ali Baba mit seinen 40 Spießgesellen zog marodierend durchs Land und ein komischer Kauz, der sich „Kleiner Muck“ nannte, verkaufte verdorbenes Obst, nach dessen Genuss den Leuten lange Nasen und riesige Ohren wuchsen. Natürlich verkaufte er auch das Gegenmittel. Zu einem horrenden Preis, versteht sich. Und niemand konnte ihm das Handwerk legen. Konnte ja keiner beweisen, dass die langen Nasen von den Feigen kamen.

Erdal nahm noch einen kräftigen Schluck. Er hatte es satt, satt und noch einmal satt! Gleich morgen würde er sein Reich dem König Drosselbart übergeben. Der war zwar stockschwul, aber warum soll ein Schwuler kein Land regieren können? Klappte woanders ja auch - mehr oder weniger gut.

Erdal grinste in sich hinein. Wieder sah er die Szene vor sich, als Drosselbart zu der Königstochter, die ihn erst verspottet hatte und nachher doch heiraten wollte, die unvergesslichen Worte sprach: „Dich heiraten? Vergiss es! Ich bin schwul – und wenn ich dich so anschaue, dann ist das auch gut so!“ Na, die hatte aber doof geguckt! Weil sie keinen anderen mehr abkriegte, heiratete sie später den Zwerg Nase. Der war zwar grottenhässlich, aber dafür kochte er wie ein Gott. Und Drosselbart trieb es jetzt mit Dornröschens Mann. Ach, sollten sie doch alle glücklich werden! Aber bitte ohne ihn!

„Goldmariechen“, brüllte er nach der Angetrauten, „Goldmariechen!!!! Pack die Koffer, sammel Schneeweißchen und Rosenrot ein und sag Heinrich, er soll morgen ganz früh anspannen! Wir hauen ab hier!“

Und so geschah es! Am nächsten Morgen stieg die ganze Familie frohen Mutes in die Kutsche und machte sich auf den Weg in ein schöneres Leben. Und wenn sie nicht gestorben sind ...

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