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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Samstag, 3. März 2012

Für sie besucht: Das legendäre "Haus am See", das eng mit Henry Fondas Tod in Verbindung steht, in Neunkirchen/Saar

Manchmal ist der beste Weg nach vorne der zurück in die Kindheitstage. Ob das die eigene Geschichte betrifft oder die einer Familienbeziehung, einer Partnerschaft …, im Vergangenen ruhen oft viele schöne Szenen des Glücks, der Einheit, des positiven Lebensgefühls und der Unfrustriertheit. Was keine Regel darstellen soll, denn in anderen Fällen liegt das Glück im Heute und Morgen, niemals aber im Gestern.
In Ernest Thompsons Theaterstück „Haus am See“ (Uraufführung 1979 am Broadway) wird das back to the roots, Neuanfang und Lösung des Generationenkonflikts zitiert und bemüht. Beim Gastspiel des Theaters aus Kempf im Bürgersaal Neunkirchen/Saar am Schalttag 29. Februar 2012 spielten Volker Brandt, Viktoria Brams und Susanne Meikl die Familie Thayer, die ihre Konflikte der Vergangenheit und Zukunftsgestaltung in einem entscheidenden der vielen Sommer im Ferienhaus am See bearbeiten und lösen. Die Tochter Chelsea kündigt sich mit ihrem neuen Mann Bill und dessen Sohn Billy zum Geburtstag Normans an. Der Alltagstrott kommt durcheinander und mischt die Karten neu. Das Stück kommt etwas langweilig in Fahrt, aber nach 10 Minuten greift der Wortwitz Normans, auch Ethel gewinnt an Fahrt, die anfangs gegen ihn zu bescheiden und blass wirkt, und wird zur agilen Tatkräftigen. Volker Brandt und Viktoria Brams ein ganz authentisches Ehepaar Norman und Ethel Thayer. Sehr überzeugend auch Susanne Meikl - Bill und Billy leisten ebenso gute Arbeit.
Die Handlung:
Das Ehepaar Norman und Ethel Thayer hat eine lange Strecke Ehe zurückgelegt, ist saturiert und voll im Alltagsehetrott. Norman ist pensionierter Literaturprofessor der Universität Pennsylvania, mit beginnender (frühzeitiger) Alterssenilität, sprich: Demenz, der völlig larmoyant und latent depressiv seinen Tod imaginiert, das Ende in allen Varianten reflektiert. Er weiß, dass er seines Gedächtnisses verlustig gehen, dass der Alltag schlimm sein wird. Er möchte nicht überflüssig, alt und abgestellt sein, deswegen studiert er die Stellenanzeigen und prüft jede Betätigung, die in Frage kommen könnte: Zeitungen austragen, Betreuer für Senioren und Jugendliche undundund, alles nur nichts mehr in seinem Beruf, den er nicht mehr gut ausüben kann – wegen des Gedächtnisverlustes. Er hat keine sonderliche Lebenslust mehr, lässt die kaputte Fliegentür kaputt sein, obwohl Tausende von Fliegen dieses Jahr wieder unterwegs sind, hockt im Haus und kann sich an seinem Seeparadies – ganz im Gegensatz zu seiner viel aktiveren und genussfähigen Ehefrau - schon lange nicht mehr erfreuen. Dennoch ist er der intelligente, schlagfertige und eloquente Mensch geblieben, der er schon immer war. Als sich Tochter Chelsea (42) mit Anhang zu Normans Geburtstag ankündigt, ist das zunächst eine Belastung, die das Zurückgezogensein stört. Als sie aber alle da sind und der Sohn des Freundes Bill die Opa- und Vaterseite in Normans Wesen anspricht, entwickelt sich alles anders. Eine große Wendung tritt ein.


Thompson hat sein Theaterstück klassisch aufgebaut, die Pyramidenstruktur des historischen Dramas in fünf Akten mit unveränderter Illusionsbühne und einem einzigen Schauplatz komplett übernommen, aber schelmisch aus dieser Dramenstruktur eine Komödie gemacht. Selbst das tragische Ende findet nicht statt, sondern ein Ausweg in die Schönheit der untergehenden Sonne. Mit einem stark an John Irving oder andere große, sehr befähigte und unnachahmliche angelsächsische Schriftsteller erinnernden Wortwitz sorgt Norman bis zum Ende gewollt/ungewollt für Turbulenzen, und weil er anders ist als die anderen, darf er das sagen, was normalerweise nicht geäußert wird. Die Aktwechsel wurden mit der ansprechenden und kritischen Musik von Neil Young aus den 70ern unterlegt.
In Akt 1 startet das Stück mit der Exposition, Situationsklärung und Beschreibung der Demenz, u.a. durch ein lustig erscheinendes Telefonat mit der Auskunft. Norman ist der Meinung, die Auskunft hätte ihn angerufen. Das Alter und die Interpretation durch die Eheleute erfährt in einem witzigen Dialog eine Klärung. Ethel ist der Meinung im mittleren Alter zu sein, er korrigiert: „Nein, die Menschen werden doch nicht 150 Jahre, du bist alt, ich aber steinalt.“ Man muss nicht rechnen, um auf die 75 Lenze der beiden zu kommen.
Das Thema läuft weiter in Akt 2, die Steigerung kommt hinzu: Norman fühlt sich überflüssig, fühlt sich wie 108: „Was fängt man nur mit einem alten Kauz wie mir an? Ich habe nicht die leiseste Ahnung.“ Er lebe nur noch auf Abruf, Zeitungslesen sei sein einziger Kontakt zur Realität. Die Vergesslichkeit erneut... Postbote Charly kommt mal wieder mit seinem Boot vorbei und erkundigt sich nach Chelsea und ihrem Alter: „Da müssen Sie ihre Mutter fragen...“ Chelsea kündigt sich mit Begleitung an, Billy soll in den Ferien im Ferienhaus bleiben.
Als in Akt 3 Billy mit gerade 15 auftritt, Rucksack, Kopfhörer, viel zu weite Bermudas und laut, ändert sich alles. Norman erkennt die völlig andere Welt der Jugendlichen wieder. Er ist über die Verrohung und Kulturlosigkeit entsetzt und beauftragt ihn sofort, das erste Kapitel der „Schatzinsel“ zu lesen und am nächsten Morgen Bericht zu erstatten. Mit Chelseas Mann, der ihn überanständig fragt, ob er mit seiner Tochter in einem Bett schlafen dürfe, redet er unverblümt über Sex mit, gar gleich Missbrauch seiner Tochter und bietet den Platz vorm Kamin für Sex an, sodass der liebe Zahnarzt Bill Ray sich ziemlich veräppelt fühlt und sich das verbittet.
Die Ferien gehen weiter, in Akt 4 dann schon ein verwandelter Norman, der Steg und die Fliegentür repariert, Norman verwechselt Billy immerzu mit Chelsea. Der alte Vater-Tocher-Konflikt wie auch ihre emotionale Beziehung wird auf den Jungen übertragen und abgearbeitet. Die beiden gehen angeln, der Junge lernt Französisch, hat Marcel Prousts: „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ kennengelernt. Chelsea taucht auf, um ihren Eltern ihre in der Zwischenzeit erfolgte Eheschließung mitzuteilen, beschimpft in einem Gespräch ihren Vater verärgert als „Der alte Scheißkerl“ und wird dafür von ihrer Mutter geohrfeigt. Die Klärung setzt sich fort, die Tochter sucht das Gespräch mit ihrem Vater und kann auch viel klären - immer hatte sie das Gefühl, ihm nicht genügen zu können. Norman findet die neue Ehe sehr gut, denn dadurch bleibt ihm Billy erhalten. Mit dem Postboten Charly werden von Mutter und Tochter alte Zeiten voller Tollereien heraufbeschworen: „Wir sind die Mädchen vom Goldenen See ...“
Im letzten Akt wird die Szenerie wieder für den Winter eingemottet und abgebaut, das Saisonende ist da. Der neue Schwiegersohn ruft an und lädt zu einem längeren Besuch in Kalifornien ein, Chelsea erklärt ihrem Vater ihre Liebe am Telefon, und Billy findet es obercool, wenn sein „Opa“ kommt. Hier lässt Thompson Norman geschickt in einen fingierten Herzinfarkt fallen, ruft kurz eine Reminiszenz an das klassische Drama hervor, sabotiert die Tragik jedoch wieder, da der Infarkt einzig dazu dient, dass auch Ethel ihrem Mann ihre Liebe erklärt und sie erneuert. Norman freut sich jetzt nach langer Zeit wieder über die Eistaucher am See, deren Liebesspiel und -gesang seine Frau schon zu Beginn der Ferien in Aufregung versetzten. Norman und Ethel, die Familie neu geeint, wenden sich ihrem Lebensende zu. Happy End ...




Ernest Thompson (* 6. November 1949 in Bellows Falls, Vermont) ist ein US-amerikanischer Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor, der für das Drehbuch zu "Am goldenen See" (1981) den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch, den Golden Globe Award für das beste Filmdrehbuch sowie den Preis der Writers Guild of America (WGA Award) für das beste adaptierte Drehbuch gewann und außerdem 1983 für einen British Academy Film Award (BAFTA Film Award) für das beste Drehbuch nominiert war. Er ist Eigentümer eines Theaters in Kittery und ist auch als Regisseur tätig.

"Am goldenen See" war der letzte Kinofilm von Henry Fonda und gleichzeitig der erste Film, den er gemeinsam mit seiner Tochter Jane gedreht hatte. Der Film wurde am Squam Lake in New Hampshire gedreht. Der unvergleichliche und einmalige Henry Fonda starb im Sommer nach den Dreharbeiten. 

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