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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Donnerstag, 7. November 2019

Schauspiel Frankfurt: UND ES SCHMILZT

URAUFFÜHRUNG

UND ES SCHMILZT
VON LIZE SPIT / REGIE: MARLENE ANNA SCHÄFER

Er stand ein Jahr auf den belgischen Bestsellerlisten: Lize Spits Debütroman »Und es schmilzt«. Erstmals für die Bühne bearbeitet können Sie nun die verhängnisvolle Geschichte Evas in den Kammerspielen erleben. Erwachsenwerden, das Entdecken der Sexualität, das Fehlen einer moralischen Instanz, dysfunktionale und toxische Beziehungskonstellationen und die brutale Dynamik von Freundschaften werden in schonungsloser Klarheit ausgelotet.
Kammerspiele

Uraufführung
15. November 2019

Termine
15. November
30. November
01. Dezember

Mit
Torsten Flassig, Christina Geiße, Stefan Graf, Katharina Hackhausen, André Meyer, Friederike Ott

INFOS & TICKETS

Freitag, 12. April 2019

Schauspiel Frankfurt: Chinchilla Arschloch, waswas gestartet - Im Mai noch Plätze frei


Für alle, die mehr Bewegungsfreiheit und Bequemlichkeit brauchen, um der Vorstellung entspannt folgen zu können, stehen extra reservierte Sitzplätze (Komfort-Plätze) im freien Verkauf zur Verfügung. Alle Tics sind willkommen. Haben Sie weitere Fragen zur Zugänglichkeit der Vorstellungen, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung unter: chinchilla@mousonturm.de

Der Vorverkauf für alle Vorstellungen läuft. Tickets auch unter: www.mousonturm.de
Bockenheimer Depot
Uraufführung 11. April 2019
1 Stunde 40 Minuten
Do 11.04.2019 20.00 – 21.40
Evtl. Restkarten an der Abendkasse

Weitere Termine
Fr 12.04.2019 20.00 – 21.40
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Sa 13.04.2019 20.00 – 21.40
So 05.05.2019 18.00 – 19.40
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Mo 06.05.2019 20.00 – 21.40
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Di 07.05.2019 20.00 – 21.40
Fr 10.05.2019 20.00 – 21.40
Sa 11.05.2019 20.00 – 21.40
So 12.05.2019 18.00 – 19.40
Konzept, Text und Regie
Helgard Haug

Freitag, 22. März 2019

Schauspiel Frankfurt: THE NATION

»The Nation«  
von Eric de Vroedt

Deutschsprachige Erstaufführungen am 29. März (Teil I) und am 30. März (Teil II)
jeweils um 19.30 Uhr, Schauspielhaus


Safe City heißt das neue Stadtviertel, das der Immobilieninvestor Jörg van der Poot in einer europäischen Großstadt entstehen lassen will. Doch am Tag der Grundsteinlegung erschüttert eine Meldung die Stadt: Im Multikulti-Quartier ist Ismael verschwunden, ein elfjähriger Junge. Ist er zuletzt beim Betreten einer Polizeiwache gesichtet worden? Oder auf der Baustelle von Safe City? Was hat der Junge gesehen? Jörg van der Poot und sein Gegenspieler, der Landtagsabgeordnete Martin Wolff, geraten in einen gnadenlosen Wettlauf um die Wahrheit. Und während ein Shitstorm nach dem anderen durch das Netz tobt und die Demonstranten vor der Polizeiwache mit Gewalt drohen, wird eine Frage immer dringender: Wo ist Ismael?

»The Nation« ist eine Theaterstaffel, die mit den Serien-Formaten der Streamingportale spielt und an zwei verschiedenen Abenden gezeigt wird. Dabei entsteht mit jeder neuen Folge ein immer komplexeres Bild unserer Gegenwart: eine Welt voller Widersprüche und Konflikte, die der Regisseur David Bösch in all ihren Schattierungen zeigt.

Regie David Bösch Bühne Patrick Bannwart Mitarbeit Bühne Larissa Kramarek Kostüm Moana Stemberger Video Bert Zander Live-Video Benjamin Lüdtke Musik Karsten Riedel Dramaturgie Alexander Leiffheidt 

mit Dela Dabulamanzi, Claude De Demo, Heidi Ecks, Eray Egilmez, Altine Emini, Sebastian Kuschmann, Shenja Lacher, André Meyer, Heiko Raulin, Samuel Simon, Ramin Yazdani, Uwe Zerwer u.a.


Die nächsten Vorstellungen: 5., 8., 10., 17., 18., 25., 26. April (Teil I), 11., 27. April (Teil II)

Donnerstag, 28. Februar 2019

Schauspiel Frankfurt: KLOTZ AM BEIN von Georges Feydeau

Claude De Demo, Max Mayer
Foto: Thomas Aurin



02.03.1919
19.30 – 21.50
ZUM LETZTEN MAL!

KLOTZ AM BEIN
von Georges Feydeau
Regie: Roger Vontobel
19.00 Einführung im Chagallsaal

EINE KOPRODUKTION MIT DEN RUHRFESTSPIELEN RECKLINGHAUSEN
DEUTSCHE FASSUNG VON CLAUDIUS LÜNSTEDT



Lucette liebt Bois d’Enghien, und er liebt sie. Es könnte so einfach sein… Doch Bois d’Enghien drängt es zum Geld, daher will er reich heiraten. Lucettes Ex-Ehemann Cheneviette will Lucettes Geld und deshalb kann er die Beziehung zu ihr nicht abbrechen. General Irrigua wiederum hat Geld und damit will er sich Lucettes Zuneigung erkaufen… Georges Feydeau, Meister federleichter Gesellschaftsfarcen, hat ein feingliedriges Gebilde aus Lügen, Intrigen und Missverständnissen entworfen. Pointiert und bis in jede falsch aufspringende Tür hinein genau konstruiert, feiert er den Wahnwitz des bürgerlichen Lebens. Feydeaus Stücke sind mehr als reine Unterhaltung. Entstanden Ende des 19. Jahrhunderts am Übergang zur Moderne, offenbart sich in ihrem Irrsinn eine Welt, in der Gefühle einen klaren Preis haben und den Gesetzen des Marktes unterliegen. Die Ökonomisierung der Liebe entwertet jede Vorstellung von Integrität und Verbindlichkeit, so dass hier der geldgierige Lügner die größte erotische Ausstrahlung besitzt.

Dienstag, 12. Februar 2019

Zurzeit im Schauspiel Frankfurt: Warten auf Godot

Foto: Birgit Hupfeld


Wladimir und Estragon warten vergeblich – aneinander geklammert und doch fundamental allein. Sie sind gefangen im leeren Raum; zwischen Anfang und Ende, unfähig, sich dem einen oder anderen zuzuwenden. In ihrer clownesken Art vertreiben sich die Protagonisten die Zeit. Alles geschieht in Erwartung des ominösen Godot, der ihnen als Erlösung aus dem unangenehmen Zustand des Wartens gilt. Die endlosen Wiederholungen, aus denen das Leben der beiden besteht, verwischen die Spuren ihrer Erinnerungen bis zu dem Punkt, wo alles ins Wanken gerät und ihnen nichts mehr als gesicherte Erkenntnis erscheint. – Die Schrecken des Zweiten Weltkriegs waren allgegenwärtig, als Samuel Beckett 1948 sein absurdes Theaterstück schrieb und darin die existenzialistische Frage nach dem Sinn des Seins aufwarf. Robert Borgmann inszeniert Becketts Werk als eine Spurensuche nach dem Godot unserer Tage, die von Ungewissheiten und den Sensationsmeldungen des 24-Stunden-Nachrichtenzyklus bestimmt werden.

Samstag, 1. Dezember 2018

Schauspiel Frankfurt: Mut und Gnade von Ken Wilber

»Mut und Gnade« 

von Ken Wilber

Für die Bühne bearbeitet von Luk Perceval und Marion Tiedtke
Uraufführung am 1. Dezember 2018, 19.30 Uhr, Bockenheimer Depot

Es ist kein Stück, es ist eine wahre Geschichte: Der amerikanische Theoretiker zur transpersonalen Psychologie, Ken Wilber, lernt erst spät seine große Liebe kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick oder gar Seelenverwandtschaft, die jedoch schon bald auf dem Prüfstand steht, als seine Frau Treya noch vor den Flitterwochen von ihrer Krebserkrankung erfährt. Es folgen fünf gemeinsame Jahre als Kampf an den Grenzen von Leben und Tod. Dabei geht es immer um die Liebe, um die gemeinsame Suche nach dem Sinn zwischen Hoffen und Bangen. Diese entgrenzende Erfahrung bezeugen die Tagebuchaufzeichnungen und Reflexionen des Paares, die exemplarisch zeigen, wie wir als Menschen um unser Leben ringen zwischen Schuldgefühlen, Angst, Einsamkeit und der Ahnung einer Kraft, die mehr ist als das, was wir in unserer Gesellschaft gemeinhin als Erfolg begreifen.

Der Belgier Luk Perceval, einer der erfolgreichsten Regisseure des zeitgenössischen Theaters,  inszeniert zum ersten Mal am Schauspiel Frankfurt. Für diese authentischen Liebesgeschichte entwickelt er mit acht Schauspielern eine choreographisch-performative Darstellung – als Requiem auf die Urkraft des (Über-) Lebens.

Regie Luk Perceval Bühne Philip Bußmann Kostüm Ilse Vandenbussche Choreografie Ted Stoffer Dramaturgie Marion Tiedtke

Mit Katharina Bach, Claude De Demo, Sebastian Kuschmann, Rainer Süßmilch, Luana Velis, Andreas Vögler, Uwe Zerwer, Patrycia Ziolkowska

Die nächsten Vorstellungen: 2./4./8./9./10./14./15./21./22. Dezember 2018

Sonntag, 16. September 2018

Schauspiel Frankfurt: "Die Perser" von Aischylos (Premiere am 28.09.2018)

Die Perser
von Aischylos

Premiere am 28. September, 19.30 Uhr, Schauspielhaus



Im August feierten »Die Perser« von Aischylos als Koproduktion des Schauspiel Frankfurt und den Salzburger Festspielen Premiere in Salzburg. Am 28. September kommt die Produktion in der Inszenierung von Ulrich Rasche nun in Frankfurt auf die Bühne. Die Fachzeitschrift »Theater heute« wählte Ulrich Rasche in der Kritikerumfrage 2017 zum Bühnenbildner des Jahres, 2018 folgte in »Die deutsche Bühne« die Nennung zum Regisseur des Jahres.

Um 480 v. Chr. griff das größte asiatische Heer die Griechen an, die ihnen, zahlenmäßig und technisch unterlegen, eine leichte Beute schienen. Doch in der Meeresenge von Salamis wurden die Perser von den Griechen durch einen Überraschungsangriff brutal geschlagen. Die fast 300.000 Toten lassen ahnen, dass hier ein ganzes Volk über Generationen hinweg seiner Zukunft beraubt war. Aischylos fasst dieses historische Ereignis in eine dichte, bilderreiche Verssprache. Seine Tragödie reflektiert die Stellung des Menschen, der in seiner Anmaßung von Ehrgeiz und Selbstüberschätzung alle und alles in den Untergang reißt: Der Alleinherrscher, vor dem ein Volk in die Knie ging, kehrt ohne Königskleider heim, er ist nackt und schutzlos wie jeder andere. Am Ende liegt die Kraft des Überlebens in der gemeinsamen Klage der Besiegten. Aischylos stellt den Menschen durch die Erfahrung des Schmerzes in seiner Verletzbarkeit dar, und nur aus dieser kann ein moderner, humaner Staat hervorgehen.

Regie & Bühne Ulrich Rasche Chorleitung/Mitarbeit Regie Toni Jessen, Jürgen Lehmann Komposition Ari Benjamin Meyers Mitarbeit Komposition/Musikalische Leitung Nico van Wersch Mitarbeit Bühne Sabine Mäder Kostüm Sara Schwartz Video Philip Bußmann Dramaturgie Marion Tiedtke

mit Max Bretschneider, Katja Bürkle, David Campling, Torsten Flassig, Pascal Groß, Harald Horváth, Toni Jessen, Max Koch, Julian Melcher, Sam Michelson, Johannes Nussbaum, Justus Pfannkuch, Samuel Simon, Yannik Stöbener, Valery Tscheplanowa, Alexander Vaasen, Andreas Vögler, Patrycia Ziolkowska;

François Guillaume, Arturas Miknaitis (Sänger); Maria del Mar Mendivil Colom, Katelyn King, Špela Mastnak, Thomsen Merkel (Live-Musik)

Eine Koproduktion mit den Salzburger Festspielen


Die nächsten Vorstellungen:
29. September, 7./20./21./26. und 27. Oktober 2018


Dienstag, 1. Mai 2018

Wie war's bei OUT OF ORDER von Forced Entertainment im Bockenheimer Depot?

Forced Entertainment                    (c) Hugo Glendinning


Das Schauspiel Frankfurt und das Künstlerhaus Mousonturm präsentieren zurzeit ein Stück aus der Minimal-/Postdramatik der britischen Künstlergruppe Forced Entertainment unter der Leitung von Tim Etchells. Die Gruppe war schon einige Male im Frankfurter Mousonturm zu Gast. Es spielen Robin Arthur, Nicki Hobday, Jerry Killick, Richard Lowdon, Cathy Naden und Terry O’Connor.

Forced Entertainment formierte sich bereits 1984 in Sheffield. Erklärtes Ziel ist die witzige oder auch humorlose Auflösung von Theater durch ein Ersatzgeschehen, das ansatzweise Handlung zeigt, aber immer die Frage stellt, was könnte hier an Stelle eines Stückes auf der Bühne passieren, für das Andere, das ebenfalls Ungewisse oder auch für das Übliche stehen, also ersatzweise geschehen, und was könnte man noch alles anbieten, um die Leute (gerade noch) bei der Stange zu halten. Unter Beibehaltung rudimentärer Träger von Bühnenhandlung und Spieldauerfüllung entwickeln die auf der Bühne Anwesenden - der Begriff Ruine eines Theaterstückes aus der Ankündigung trifft das sehr präzise - recht hektische, auch fast gewalttätige, verzweifelte, verträumte, erschöpfte und vor allem unsinnige Aktivitätsphasen, die sich eine Zeitlang wiederholen, dann zur nächsten wechseln und am Ende dann durch Verlassen der Bühne beendet sind. Die Nähe zu Samuel Becketts Minimaldramen ist sehr groß, weswegen man auch gleich mit existenzialistischen Deutungen aufwarten kann. Die Existenz ein Zeittotschlagen mit Streit und Friedenschließen, Unsinnigem, bis das Spiel eben vorbei ist, die Langeweile für immer ein Ende hat.

Sechs Clownsklone, 3-mal männlich, 3-mal weiblich, mehr schlecht als recht geschminkt in gleichem weinrotem kariertem Anzug kommen auf die Bühne und wissen nicht so recht, was tun. Arbeitslose, Arbeitspause, Wartende, Frustrierte, Unmotivierte, keiner weiß Bescheid. Jedenfalls reicht ein sich wiederholendes Musiksignal, ein Popsong über Liebe und Verlassen, plus das herausfordernde Fixieren bzw. längere Anschauen eines Rundenteilnehmers die ersten 25 Minuten mit turbulenten Jagden über die Bühne, Schützen des Gejagten und Blockieren des Jägers zu verbringen, unter Umwerfen aller Stühle und des Tisches, an dem sie sitzen, und die Schminke komplett zu verschmieren. Reichlich aufgelöst und mitgenommen kommen dann Phasen des Kettenbildens, wie Gymnastikwürmer auf dem Boden, einer hängt sich an den anderen, einer zieht den Wurm. Die Clowns als Karawane schleppen die Möbel im Kreis. Dann werden ausgiebig in allen Lagen der Körper Luftballons aufgeblasen, alles eher ruhig und ausruhend, der Song verschwindet, es kehrt eine Phase der Ruhe ein, bis das Herumlaufen und Aufblasen aller Ballons, die einem in die Quere kommen, wieder Bewegung aufkommen lässt. Schließlich tauchen Fahrradhupen auf, die dazu dienen andere im Schlaf zu erschrecken. Das ganze endet in einer lärmenden Hupverfolgung der anderen, die Gruppe rennt im Kreis wie spielende Kinder und behupt sich. Im letzten Drittel der Aufführung setzt wieder Musik ein, dieses Mal der Johann-Strauss-Walzer Wiener Blut, und lässt die Gruppe zumindest Tanz andeuten, bevor sie zurückkehren an den Tisch und eine harmlosere, abgespeckte Form der Verfolgung und rudimentär das uralte Kinderspiel Die Reise nach Jerusalem zu praktizieren, dieses Mal durch die Walzerklänge in die Kreisbewegung getrieben. Eine Kreisbewegung setzt eine zweite Kreisbewegung in Gang and so on. Am Ende nach 85 Minuten reicht allerdings das Aufblasen uhd Quietschenlassen eines Luftballons die anderen zu verschrecken, sie quittieren in den letzten fünf Minuten den Unsinn und verlassen die Bühne. Der letzte Clown schaut sich die ganzen netten Spielsachen noch einmal an, bevor er auch traurig geht. Ballons und Hupen, Tisch und Stühle wild umgestoßen und verteilt. Ganz nach dem Motto: Der Letzte macht das Licht aus.

Den einen ein Genuss des humorvollen Sinnlosen, den anderen ein Affront des schlechten Humors, der Veräppelung, verfolgen die Zuschauer das Sinnentleerte, bis erste sich verabschieden und ihre Zeit lieber anders verbringen. Wer durchhält ist begeistert oder schüttelt lachend den Kopf und hat eine weitere Form der theaterkritischen Performance erlebt.

Samstag, 17. Februar 2018

Schauspiel Frankfurt: DIE VERWANDLUNG von Franz Kafka

DIE VERWANDLUNG
NACH FRANZ KAFKA
Kammerspiele
Frankfurter Premiere 7. Oktober 2017



Foto: Diana Küster
Der Handlungsreisende Gregor Samsa erwacht eines Morgens und stellt fest, dass er seine menschliche Gestalt und Sprache verloren hat. So beginnt Franz Kafkas weltberühmte Erzählung. Doch nicht nur der Protagonist selbst, auch sein herrischer Vater, seine kranke Mutter und seine besorgte Schwester – ja, sogar die Räume der Wohnung verwandeln sich. Nichts ist, wie es scheint, selbst das Vertrauteste wird zur Bedrohung. Bis für die Familie schließlich fest steht: Gregor Samsa muss weg. Jan-Christoph Gockels Inszenierung überträgt Kafkas unsicher gewordene Welt in ein vielfach fragmentiertes Spiel mit Perspektiven und Dimensionen. Aus Menschen werden Puppen, aus Miniaturen Riesen, aus Träumen wahnhafte Realität. Kafkas karge, präzise und doch verdunkelnde Sprache findet ihr Gegenstück in starken Theaterbildern, die das zentrale Thema der Entmenschlichung herausstellen, ohne dabei das Rätsel Kafka bis ins Letzte auflösen zu wollen. Die Inszenierung ist eine Übernahme vom Schauspielhaus Bochum.


Weitere Termine: 17., 18., 24. Februar, 19., 25. März 2018
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Regie: Jan-Christoph Gockel // Bühne: Julia Kurzweg // Kostüme: Amit Epstein // Musik: Matthias Grübel // Puppenbau/-spiel: Michael Pietsch // Dramaturgie: Alexander Leiffheidt
Besetzung:Nils Kreutinger (Gregor Samsa)Uwe Zerwer (Vater)Katharina Linder (Mutter)Luana Velis (Grete)
Michael Pietsch (Prokurist / Bedienerin)

Donnerstag, 15. Februar 2018

Bietet viel Diskussionsgelegenheit: »Amphitryon« von Heinrich von Kleist im Schauspiel Frankfurt

Amphitryon von Heinrich von Kleist
Regie: Andreas Kriegenburg
Patrycia Ziolkowska, Fridolin Sandmeyer, Christoph Pütthoff,
Sebastian Reiß, Max Simonischek, Friederike Ott

Foto: Birgit Hupfeld

»Amphitryon« 
von Heinrich von Kleist
Premiere am 9. Februar 2018, 19.30 Uhr, Schauspielhaus

Andreas Kriegenburg setzt in der Spielzeit 2017/18 seine Arbeit am Schauspiel Frankfurt mit einem seiner liebsten Theaterautoren fort.

Der mit dem Theaterpreis Nestroy 2017 ausgezeichnete Max Simonischek wird nach »Das siebte Kreuz« nun auch in »Amphitryon« in der Titelrolle zu sehen sein. Patrycia Ziolkowska war bis 2017 Ensemblemitglied des Thalia Theater Hamburg. Während der Ruhrtriennale 2017 war sie in der »Trilogie meiner Familie« zu sehen, die der Regisseur Luk Perceval als Bearbeitung des Émile Zola Romanzyklus »Die Rougon-Macquart« auf die Bühne brachte. Als festes Ensemblemitglied des Schauspiel Frankfurt steht sie am 9. Februar als Alkmene auf der Bühne.

Kleist hat die schönsten deutschen Verse geschrieben. In seinem Eifer, unsere Sprache nach antiken wie französischen Vorbildern im klassischen Drama zu perfektionieren, war er zugleich so modern wie kein anderer. Er ahnte, dass mit dem Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit, diesem Diktum der deutschen Aufklärung, ein für alle Mal das Individuum in eine Überforderung gerät, die wir bis heute empfinden. Seine Helden stolpern über eine Welt, in der sie vergeblich Lebenshalt und -wahrheit im eigenen Ich oder in der Liebe des Anderen suchen. So begegnet Diener Sosias nach fünf Monaten Krieg bei der Heimkehr sich selbst und wird sogar von diesem Ich in die Flucht geschlagen. Ein Mann verführt Alkmene, der ihrem Gatten Amphitryon gleicht, ohne es zu sein. Die Welt wird ein Gebäude aus Flüchtigem und Täuschendem. Es gibt keine Gewissheiten mehr. Wer sind wir? Einer oder viele, welcher oder welche? Nur ein Gott weiß die Antwort.

Regie Andreas Kriegenburg - Bühne Harald B. Thor - Kostüme Andrea Schraad - Dramaturgie Marion Tiedtke

mit Friederike Ott, Christoph Pütthoff, Felix Rech, Sebastian Reiß, Max Simonischek, Patrycia Ziolkowska

weitere Vorstellungen: 11./ 19./23. Februar, 7./8./12./19. März, 1.April 2018

Montag, 5. Februar 2018

Schauspiel Frankfurt: »Romeo und Julia« von William Shakespeare

»Romeo und Julia« 
von William Shakespeare
Frankfurter Premiere vom 20. Januar 2018, Schauspielhaus

Die Welt ist geteilt: Auf der einen Seite der Mauer herrschen die Capulets, auf der anderen die Montagues. Gewalt herrscht auf beiden Seiten. Jede Grenzüberschreitung, jede Begegnung fordert Verletzte und Tote. Warum verliebt sich Romeo, der Sohn des Hauses Montague, ausgerechnet in Julia, die Tochter Lady Capulets? Ist es die Lebensgefahr dieser Liebe, die beide zueinander zieht? Pater Lorenzo vollzieht die heimliche Trauung. Doch nach nur einer Nacht nimmt die Katastrophe ihren Lauf: Romeo tötet Julias Cousin Tybalt und muss fliehen. Julias manische Mutter betreibt mit Hochdruck die Heirat ihrer Tochter mit einem Nebenbuhler. Es bleibt nur Flucht. Oder Tod. Oder beides? Marius von Mayenburg erzählt Shakespeares berühmte Tragödie als Geschichte der Faszination von Liebe und Tod. Die Unerbittlichkeit der Gewalt erhält sinnliche Gestalt in der »Friedensmauer« von Stéphane Laimé. Dabei müssen sich auch die Zuschauer entscheiden: Auf welcher Seite der Mauer stehen Sie?

Die Inszenierung wurde im Frühjahr 2017 am Schauspielhaus Bochum erarbeitet.


Regie Marius von Mayenburg Bühne  Stéphane Laimé Kostüme Miriam Marto Musik Matthias Grübel Video Sebastien Dupouey Dramaturgie Alexander Leiffheidt

mit Jakob Benkhofer, Torsten Flassig, Sarah Grunert, Nils Kreutinger, Matthias Redlhammer, Fridolin Sandmeyer, Michael Schütz


Die nächsten Vorstellungen: 12./21./22. Februar 2018

Sonntag, 15. Oktober 2017

Schauspiel Frankfurt a.M.: »Das hässliche Universum« (UA) von Laura Naumann

»Das hässliche Universum« (UA) 
von Laura Naumann


Laura Naumann hat für das Schauspiel Frankfurt ein Auftragswerk geschrieben. In ihrem „Hässlichen Universum“ bringt sie den Wunsch nach einer anderen Welt mit der real erfahrenen Wirklichkeit von 2017 in Kollision. Es inszeniert Julia Hölscher, deren Opern- und Schauspielinszenierungen u.a. am Staatsschauspiel Dresden, in München und Taschkent (Usbekistan) zu sehen waren. Seit 2015 ist sie Hausregisseurin am Theater Basel.

Wer sind WIR? Wie können wir angesichts eines allgemeinen Ohnmachtsgefühls gesellschaftliche Veränderungen erwirken? Brauchen wir neue Helden oder sind im postheroischen Zeitalter andere Strategien nötig? Fünf namenlose Figuren kristallisieren sich aus einem Text, der ohne klassische Figuration und Dialogführung arbeitet. Naumanns Figuren sind keine aggressiven Kämpfer, sie sind einfach, verletzlich, suchend. Auf der Suche nach einer Utopie. Wie ein funkelnder Stern im Universum taucht Rosa für sie auf: Eine Ikone, eine Revolutionärin, eine Möglichkeit, Dinge zu verändern. Verletzlichen Planeten gleich kreisen die fünf Figuren, die Naumanns Kosmos bevölkern, um ihre Sonne. Sie kommen sich näher, sie beginnen zu handeln und plötzlich erstrahlt die Welt: HUMANS MADE THE EARTH GLOW. – Aber dem Glanz wohnt ein Bild der Zerstörung, eine düstere Dystopie, inne.

Laura Naumanns Text ist ein rhythmischer, pulsierender Chor, aus dem sich zart die Stimmen Einzelner erheben. Ein Text über ein sehr heutiges Lebensgefühl, das Ringen um Liebe und Halt in diesem großen und nicht immer hässlichen Universum.

Regie Julia Hölscher  Bühne Paul Zoller  Kostüme Susanne Scheerer  Musik Tobias Vethake  Dramaturgie Ursula Thinnes

mit Torsten Flassig, Sarah Grunert, Katharina Linder, Luana Velis, Uwe Zerwer

Uraufführung am 29. September, 20.00 Uhr, Kammerspiele
weitere Vorstellungen: 30. September, 13./19./20./26./27. Oktober

Freitag, 13. Oktober 2017

Schauspiel Frankfurt a.M.: WOYZECK von Georg Büchner

»Woyzeck«
von Georg Büchner
Fassung von Roger Vontobel und Marion Tiedtke

Jana Schulz ist Trägerin des renommierten Gertrud-Eysoldt-Ring 2016 und spielt in Roger Vontobels Inszenierung die Titelrolle des Woyzeck.

»Woyzeck« ist das berühmteste Dramenfragment der Theatergeschichte und Büchner der berühmteste Dramatiker aus Hessen. Noch kurz vor seinem Tod 1837 hat der damals 23-jährige Doktor der Medizin mit seinen Szenen eine Dramaturgie der Moderne kreiert, die bis heute unsere Lese- und Seherfahrungen prägt: Kurze Sätze, abrupte Szenenenden, parallele Erzählstränge und schnelle Orts- und Zeitwechsel generieren eine Welt, die für den Menschen selbst zum Fragment wird. Woyzeck ist nicht nur das Opfer sozialer Verhältnisse oder ein pathologischer Musterfall. In seinem Drama seziert Büchner zugleich die Erfahrung einer neuen Obdachlosigkeit: ein Leben, das kein Sinn und keine Moral mehr zusammenhält, auch nicht das kleine Glück der Familie oder das große Glück der Liebe. Die Welt zerfällt in den Augen Woyzecks in eine Unverbindlichkeit, in deren Mitte er zum Spielball der Anderen wird. Der Gott, auf den Woyzeck sich beruft, hat die Welt längst verlassen.
Woyzeck ist in Roger Vontobels Inszenierung ein Seismograph dieser zentralen Erfahrung des Fragmentarischen und des Sinnverlustes.


Regie Roger Vontobel Bühne Claudia Rohner Kostüme Ellen Hofmann Musik Orm Finnendahl Video Clemens Walter Dramaturgie Marion Tiedtke Musiker Yuka Ohta, Marco Ramaglia, Tobias Hagedorn

mit Anna Kubin, André Meyer, Friederike Ott, Wolfgang Pregler, Matthias Redlhammer, Fridolin Sandmeyer, Jana Schulz, Andreas Vögler u.a.


Weitere Vorstellungen: 1./19./20./25./26. Oktober

Dienstag, 10. Oktober 2017

Schauspiel Frankfurt a.M.: »Die Verwandlung« nach Franz Kafka

»Die Verwandlung« 
nach Franz Kafka


Der Handlungsreisende Gregor Samsa erwacht eines Morgens und stellt fest, dass er seine menschliche Gestalt und Sprache verloren hat. So beginnt Franz Kafkas weltberühmte Erzählung. Doch nicht nur der Protagonist selbst, auch sein herrischer Vater, seine kranke Mutter und seine besorgte Schwester – ja, sogar die Räume der Wohnung – verwandeln sich. Nichts ist, wie es scheint, selbst das Vertrauteste wird zur Bedrohung. Bis für die Familie schließlich fest steht: Gregor Samsa muss weg.

Jan-Christoph Gockels Inszenierung überträgt Kafkas unsicher gewordene Welt in ein vielfach fragmentiertes Spiel mit Perspektiven und Dimensionen. Aus Menschen werden Puppen, aus Miniaturen Riesen, aus Träumen wahnhafte Realität. Kafkas karge, präzise und doch verdunkelnde Sprache findet ihr Gegenstück in starken Theaterbildern, die das zentrale Thema der Entmenschlichung herausstellen, ohne dabei das Rätsel Kafka bis ins Letzte auflösen zu wollen.

Die Inszenierung ist eine Übernahme vom Schauspielhaus Bochum.


Regie Jan-Christoph Gockel  Bühne Julia Kurzweg  Kostüme Amit Epstein  Musik Matthias Grübel  Puppenbau/-spiel  Michael Pietsch Dramaturgie Alexander Leiffheidt

mit Nils Kreutinger, Katharina Linder, Michael Pietsch, Luana Velis, Uwe Zerwer

Frankfurter Premiere am 7. Oktober, 20.00 Uhr, Kammerspiele
Weitere Vorstellungen: 8./11./15./21./22. Oktober

Montag, 9. Oktober 2017

Schauspiel Frankfurt a.M.: »Ein Bericht für eine Akademie« von Franz Kafka

»Ein Bericht für eine Akademie« 
von Franz Kafka


Isaak Dentler ist seit 2009 festes Ensemblemitglied am Schauspiel Frankfurt und seit 2013 auch Lehrbeauftragter im Ausbildungsbereich Schauspiel an der HfMDK Frankfurt. Mit seinen Soloprogrammen »Werther« und »Kohlhaas« trat er selbst in vielen Schulen auf und lässt nun diese Erfahrung in seine Regiearbeit für das Klassenzimmerstück »Ein Bericht für eine Akademie« einfließen.

Ein Affe stattet Bericht ab – vor einer Akademie hoher Herren, die sich für sein »äffisches« Leben interessieren. Doch der Affe berichtet über fünf Jahre der Menschwerdung.
Erste Lektion: Den offenen Handschlag lernen…Mit schier übernatürlicher Kraft gelingt es ihm, dem Affen, die Durchschnittsbildung eines Europäers zu erlangen. Er sucht einen Ausweg aus der Gefangenschaft. Am Ende kann er wählen: Zoo oder Varieté, Käfig oder Zurschaustellung.
Kafkas Text von 1917 ist eine Satire auf Zivilisierungs- und Bildungsprozesse. Der Affe erscheint menschlicher als die Menschen. In der Umkehrung der Vorzeichen legt Kafka die Fragwürdigkeit aller Anpassungs- und Assimilationsvorgänge offen. Denn die Menschwerdung gelingt dem Affen, dem Anderen, dem Außenseiter nicht vollständig. Der Zugang zur Menschenwelt ist ihm letzten Endes ebenso versperrt wie der Weg zurück zum Tier. Er wird immer ein Fremder bleiben.

Lisa Eder ist Mitglied im Studiojahr Schauspiel und Studierende der HfMDK.

Regie Isaak Dentler  Dramaturgie Judith Kurz
mit Lisa Eder

Premiere am 1. Oktober, 16.00 Uhr, Box, ab 14 Jahren
weitere Vorstellungen: 9./17. Oktober (jeweils um 20.00 Uhr)

Donnerstag, 9. März 2017

Wie war's bei Sarah Kane's "4.48 Psychose" im Schauspiel Frankfurt?

(c) Birgit Hupfeld
Sarah Kane's letztes von fünf Dramen entstand Ende 1998 und wurde von ihr kurz nach ihrem 28. Geburtstag am 3. Februar 1999 ihrem Verleger übergeben. Am 20. Februar beging sie Selbstmord im Waschraum der Psychiatrie des Londoner King's College Hospital durch Erhängen. 

Sie war in den Jahren davor zur wichtigsten Vertreterin des radikalen britischen Dramas geworden und präsentierte seit Januar 1995 mit ihrem ersten Stück "Zerbombt" (Blasted) und nachfolgend "Phaidras Liebe" (Phaedra's Love), 1997 "Gesäubert" (Cleansed) und 1998 "Gier" (Crave) unglaubliche Dinge auf der Bühne, die extrem provozierten und eine Auflösung von Schauspiel waren. Sie machte vor nichts halt und ging noch über die vergangenen Provokationen hinaus: Vergewaltigung, Folter, Verstümmelung, Kannibalismus, Sadismus, Blutbäder u. dgl. mehr. 


Alle ihre Stücke hatten das Hauptthema Auseinandersetzung. Ihr Schaffensweg holte die Konflikte von außen - Krieg - nach innen - innerpsychische Extremstreits. Die Dramatiker und ihre Arbeit der 90er-Jahre werden in England "In-Yer-Face-Theater" genannt. Sie brachten schockierende, blutige und ordinäre Stoffe auf die Bühne, um ihr Publikum vor den Kopf zu stoßen. Obwohl schon dichte 40 Jahre seit den 60ies und punktuell verlängert Jahrhunderte blutige Theatergeschichte vorausgingen. Neben Sarah Kane wurden Mark Ravenhill und Anthony Neilson stark beachtet.

“There's not a drug on earth can make life meaningful” (Originaltext, im Schauspiel auf Deutsch)

Zurzeit im Schauspiel Frankfurt im Minitheater BOX zu sehen ist das letzte Drama Kanes "4.48 Psychose" in einer eindringlichen, betroffen machenden, aber auch aufgrund der absurden Welten und inneren Monologe, der exponierten Provokationen und dem dezidierten britischen schwarzen Humor, der sogar in der Psychose sich noch auf den Arm nimmt, verblüffend amüsierenden Aufführung unter der Regie von Daniel Foerster. 

“Have you made any plans?
Take an overdose, slash my wrists then hang myself.
All those things together?
It couldn't possibly be misconstrued as a cry for help.” 

Maike Jüttendonk, Björn Meyer und Viktor Tremmel geben ihr Bestes das psychotische Assoziationskonvolut quellengerecht darzustellen. Maike Jüttendonk mit einer großen Vielfalt an Stimmungen, die das innere Chaos sehr beeindruckend vermittelten. So auch die beiden Männer im Spiel, die eigentlich nur gespiegelte Stimmen des Ichs, Abspaltungen des Ichs, waren, noch dazu "verkompliziert" und erklärt mit einem Transvestiten, der in seiner Haut/Körperhülle gar nicht leben kann, weil er sie gar nicht will (Viktor Tremmel). Ohne Rollenverteilung oder anders gesagt mit wechselnder Rollenzuweisung unterhält sich eine Frau über ihre gescheiterte Liebe und Beziehung zu einer anderen Frau, was sie neben vielen anderen Dingen wahnsinnig macht, sie mehr und mehr den Entschluss fassen lässt, die Abkehr der Geliebten gegen sich selbst zu richten, sich an dem folgenden Tag um 4:48 Uhr, der Zeitpunkt, an dem sie täglich aufwacht in einem extrem starken Bann einer Klarheit, die aufkommt, weil die Psychopharmaka aufhören zu wirken. 


Der Suizidtanz (c) Birgit Hupfeld
Die Klarheit hat etwas Bezwingendes und gleichzeitig auch Frustrierendes, das Nichts, alles ist sehr viel stärker präsent und überwältigend als zuvor, wobei ihr Gehirn messerscharf arbeitet und alle Gründe und Ursachen glaubt zu erkennen. Sarah Kane litt an Depressionen, die sich immer mehr steigerten, und wusste aus Erfahrung, dass in den frühen Morgenstunden um 4 bis 5 Uhr diese Klarheitsmomente auftreten. Umso intensiver erlebte ihr Alter Ego dann bei erneuter Einnahme der Medikamente das Eintauchen in die delirische Rauschwelt der Psychopharmaka. Ihr Überich in diesen Rauschstunden ist einzig und allein der Psychiater, der sich mit klarer Stimme vom Rest abhebt. Ihn karikierend tanzt sie die letzten provokativen Disco Dances, einer dem Multisuizid gewidmet, der andere als Persiflage auf die Über-Ich-Stimmen, der wieder das Publikum direkt anspricht, wie auch zuvor alle Illusion vermieden oder zerstört wird.

Ihr Thema ist wichtig, dominant, es will diskutiert werden, bis hin zum Interview der Zuschauer. Die betroffene Frau ist in einem unglaublichen Zustand, in dem nichts mehr geht, nicht einmal der Sex, sie denkt gar nicht mehr daran, nicht einmal, wenn sie an ihre Geliebte denkt. Und was das Schlimmste ist, diese Geliebte existiert nicht einmal! Quasi eine lesbische Liebe des Alter Egos, eine narzistische Liebe seiner selbst, die jedoch niemals erwidert werden kann, was die Agierende in den Abgrund treibt. Die radikale Metapher für das Geworfensein des Ichs auf sich selbst, ohne sich verstehen zu können, und für die erschreckende Einsamkeit des Ichs trotz und aufgrund der Trugbilder im Kopf. Ein normales und erfülltes Leben ist nicht möglich, weil Eigenliebe nicht entwickelt werden kann. Hier sind auch frühe Kindheitserlebnisse maßgebend. Sämtliche Dialoge sind Stimmen dieses Individuums, das die Nase voll hat vom Leben und das noch die letzten Gründe sucht bleiben zu können. Es gibt keine! Konsequent selbst generierte Trug- und Vexierbilder, die keine Chance geben, weiterzumachen. Das Ich kann sich nicht selbst treffen, anfassen, "ficken", sich Sinn geben ... Logischer Schluss: Es existiert gar nicht, und was an Täuschungen da ist, muss weg.


“Fuck you. Fuck you. Fuck you for rejecting me by never being there, fuck you for making me feel like shit about myself, fuck you for bleeding the fucking love and life out of me, fuck my father for fucking up my life for good and fuck my mother for not leaving him, but most of all, fuck you God for making me love a person who does not exist.
FUCK YOU FUCK YOU FUCK YOU.” 

“I dread the loss of her I've never touched 
love keeps me a slave in a cage of tears 
I gnaw my tongue with which to her I can never speak 
I miss a woman who was never born 
I kiss a woman across the years that say we shall never meet 

Everything passes 
Everything perishes 
Everything palls 

my thought walks away with a killing smile 
leaving discordant anxiety 
which roars in my soul 

No hope No hope No hope No hope No hope No hope No hope” 




Sarah Kane (3. Februar 1971 – 20. Februar 1999),
englische Stückeschreiberin. Foto von Jane Bown

Samstag, 15. Oktober 2016

Schauspiel Frankfurt: u.a. Prinz Friedrich von Homburg und Der kalte Hauch des Geldes

Nach »Penthesilea« bringt Michael Thalheimer ein weiteres Drama von Heinrich von Kleist, dem Dichter der inneren und äußeren Zerrissenheit, auf die Bühne des Schauspielhauses: »Prinz Friedrich von Homburg« feiert am 4. November mit Felix Rech in der Titelrolle Premiere.

»Der kalte Hauch des Geldes« heißt das neue Stück von Autor und Regisseur Alexander Eisenach. In dem »Finanz-Western« kombiniert er den klassischen Western diskursiv mit der Entwicklung des Finanzkapitalismus. Uraufführung am 11. November in den Kammerspielen.

Lydia Steier, deren Inszenierung von »Donnerstag aus Licht« am Theater Basel von der Zeitschrift Opernwelt jüngst zur Aufführung des Jahres gekürt wurde, bringt mit »Kein schöner Land« einen musikalischen Abend ins Schauspielhaus, der durch die Höhen und Tiefen einer durchschnittlichen Familie vor dem Hintergrund einer drohenden Apokalypse surft. Die Uraufführung findet im Rahmen der EUROPA-KULTURTAGE der EZB - DEUTSCHLAND 2016 am 19. November statt.

Für das neue Performanceprojekt des Jungen Schauspiels »Projektionen« haben Jugendliche mit und ohne Fluchthintergrund Frankfurts Architektur mit Videokameras erkundet.  Die Koproduktion mit dem Deutschen Architekturmuseum hat am 2. November Premiere.

Ebenfalls im Rahmen der EUROPA-KULTURTAGE gastiert das Dance on Ensemble am 30. November und 1. Dezember mit  Arbeiten von Matteo Fargion, William Forsythe und Rabih Mroué im Schauspielhaus.

Montag, 11. Juli 2016

Schauspiel Frankfurt hat sich wirtschaftlich weiter verbessert

Das Schauspiel Frankfurt hat in der siebenten und vorletzten Saison unter der Intendanz von Oliver Reese seine bereits hohen Ticketeinnahmen, Besucher- und Abonnentenzahlen der vergangenen Spielzeiten abermals übertroffen.

In der zu Ende gehenden Saison besuchten 190.000 Zuschauer die meist ausverkauften Vorstellungen - das sind knapp 10.000 mehr als in der vorigen Spielzeit. Die Einnahmen aus dem Verkauf von Eintrittskarten konnten im Vergleich zur vorigen, bereits sehr erfolgreichen Spielzeit von 2.980.000 Euro auf 3.180.000 Euro gesteigert werden.

Einen weiteren Jahresrekord verzeichnet das Schauspiel Frankfurt bei der Publikumsauslastung. Sie liegt insgesamt bei durchschnittlich 88,6 Prozent und übertrifft damit ebenfalls den bisherigen Spitzenwert der vorigen Saison von 87,5 Prozent. Seit Beginn der Intendanz von Oliver Reese 2009 stieg die Zahl der Abonnenten um 175 Prozent auf derzeit 7.172.

Oliver Reese: »Es erfüllt mich mit großer Freude und Dankbarkeit zu sehen, wie begeistert und offen uns das Publikum auch in unserer siebten und vorletzten Spielzeit gefolgt ist. Wir haben in dieser Saison zahlreiche neue Stücke mit internationalen und interdisziplinär arbeitenden Künstlern gezeigt. In den Thementagen zu Digitalen Welten wurden eindrücklich Szenarien der Zukunft in Diskussionen und Theaterstücken vor Augen geführt. Unser Festival Fluchtpunkt Frankfurt erfuhr derartige Resonanz, dass wir es im Oktober fortsetzen werden. Über 50.000 verkaufte Schüler- und Studentenkarten sind ein klares Zeichen dafür, dass das Schauspiel Frankfurt auch beim jungen Publikum großen Zuspruch erfährt.«

Montag, 9. Mai 2016

Schauspiel Frankfurt zu vier renommierten Festivals eingeladen


Einladungen zum Festival Radikal jung, dem Heidelberger Stückemarkt, den Mülheimer Theatertagen und dem Berliner Theatertreffen der Jugend zeichnen neue Stücke und Inszenierungen des Schauspiel Frankfurt als bemerkenswerte Arbeiten in der deutschsprachigen Theaterlandschaft aus.


»Fräulein Julie« bei Radikal jung

Daniel Foerster ist seit dieser Spielzeit Stipendiat des REGIEstudios am Schauspiel Frankfurt. In seiner Inszenierung von August Strindbergs »Fräulein Julie« zeigt er ein exzessives Spiel aus Lust und Unterwerfung, Macht und Abhängigkeit. Die Produktion ist am 23. und 24. April bei Radikal jung – einem der wichtigsten Festivals für Nachwuchsregisseure – zu sehen. Nach Ersan Mondtags Inszenierungen »2. Sinfonie – Rausch« und »Orpheus#« ist »Fräulein Julie« die dritte Produktion des REGIEstudios, die zu Radikal jung nach München eingeladen wurde.

»Terror« beim Heidelberger Stückemarkt

Am 1. Mai wird beim Heidelberger Stückemarkt Ferdinand von Schirachs »Terror« in der Regie von Oliver Reese gezeigt. Das Stück wurde in Frankfurt und Berlin uraufgeführt und von zahlreichen Bühnen nachgespielt. Es stellt die Bedeutung des Satzes »Die Würde des Menschen ist unantastbar« in einem Gerichtsprozess zur Diskussion. Die Zuschauer werden als Schöffen befragt, ob der Kampfpilot Lars Koch richtig oder falsch gehandelt hat, als er ein von Terroristen gekapertes Passagierflugzeug abschoss. Mit 20 Gastspielen sowie Lesungen noch nicht aufgeführter Texte zeigt die 33. Ausgabe des Heidelberger Stückemarkt wieder aktuelle Entwicklungen im Bereich der neuen Dramatik.


»Zweite allgemeine Verunsicherung« bei den Mülheimer Theatertagen

Felicia Zeller hat im Auftrag des Schauspiel Frankfurt das Stück »Zweite Allgemeine Verunsicherung« geschrieben. Es ist bei den 41. Mülheimer Theatertagen am 17. und 18. Mai in der Regie von
Johanne Wehner zu sehen. Die Groteske über narzisstisch-depressive Menschen beschreibt eine sich dem Wahnsinn nähernde Gesellschaft, die auch im Angesicht eines drohenden Weltuntergangs unablässig um sich selbst kreist. Neben »Zweite allgemeine Verunsicherung« sind in diesem Jahr sechs weitere Stücke für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert. Das Schauspiel Frankfurt wurde zuletzt 2013 mit Felicias Zellers »X-Freunde« nach Mülheim eingeladen.

»Frankfurt Babel« beim Theatertreffen der Jugend

Das Projekt des Jungen Schauspiels »Frankfurt Babel« ist beim 37. Theatertreffen der Jugend in Berlin zu Gast. Die Regisseure Chris Weinheimer und Martina Droste haben gemeinsam mit Jugendclubmitgliedern und Geflüchteten die Bedeutung von Sprache in Hinblick auf Identitäten, Grenzen und Zukunftsvisionen erforscht. Nach »Anne« wurde zum zweiten Mal in Folge eine Produktion des Jungen Schauspiels von der Jury ausgewählt und zu dem bundesweiten Jugendtheaterwettbewerb eingeladen, der von den Berliner Festspielen ausgerichtet wird.


Intendant Oliver Reese freut sich über die Einladungen zu den Festivals: »Festivals wie Radikal jung, die Mülheimer Theatertage oder der Heidelberger Stückemarkt bieten nicht nur einen wunderbaren Austausch, sie zeigen vor allem anhand herausragender Stücke und Inszenierungen, wo das Theater im aktuellen Diskurs steht, welche Visionen und Zukunftsräume es entwickeln kann. Zu diesen Festivals eingeladen zu werden, ist eine echte Auszeichnung.« Besonders freue ihn auch die zweite Einladung zum Theatertreffen der Jugend, da mit »Frankfurt Babel« ein Projekt nach Berlin reisen dürfe, das sich nicht anpasse und mutiges, zeitgenössisches Theater von jungen Menschen zeige, die Dramatisches zu erzählen haben.