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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Mittwoch, 7. Oktober 2015

6. Fotofestival Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg: Portfolio Review für Studenten, Künstler und Fotografen

Adam Broomberg und Oliver Chanarin (1)


Herzliche Einladung zur Favoritenausstellung des Portfolio Reviews im Rahmen des 6. Fotofestivals Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg

Neue Realitäten in der dokumentarischen Fotografie

Das 6. Fotofestival Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg veranstaltete am Eröffnungswochenende ein Portfolio Review zum Thema Neue Realitäten in der dokumentarischen Fotografie.

Es richtete sich insbesondere an Studierende der Fotografie, Kunst und Gestaltung sowie an Künstler und Fotografen. Die Veranstaltung bot den Teilnehmern die Möglichkeit zu intensiven Gesprächen mit beteiligten Künstlern des Fotofestivals, namhaften internationalen Kuratoren, Kunstkritikern und Festivalmachern.

Die Reviewer haben sich für drei Favoriten entschieden, deren Arbeiten ab dem 16. Oktober 2015 im Heidelberger FORUM für KUNST zu sehen sind.

Neue Realitäten in der dokumentarischen Fotografie
16. Oktober 2015; 20.00 Uhr
Heidelberger FORUM für KUNST
Heiliggeiststr. 21
69117 Heidelberg

Autsch, die Flagge!

Foto: STOLNIK
Manchmal ist es schon schwierig, wenn Patriotismus auf Kleinlichkeit stößt oder die Geschmäcker einfach nicht abgestimmt sind. Die arme Miss Russland Sofia Nikitschuk (21) hat jetzt staatsanwaltliche Verfolgung wegen Anzeige eines Bürgers am Hals, weil das Magazin STOLNIK sie am Jahrestag des 70. Jubiläums des russischen Siegs über den deutschen Faschismus nackt in eine Flagge hüllte. Pech gehabt, leider keine nationalistisch-patriotisch-russische Erotik, sondern Stoff für 1 Jahr Gefängnis. So kann man seine Schönen auch vergraulen. 

Dienstag, 6. Oktober 2015

ENJOY JAZZ 2015 // Heute Abend in der Mannheimer Feuerwache: Paolo Fresu / Daniele di Bonaventura

Di 06.10.2015
Paolo Fresu / Daniele di Bonaventura
Italien

Alte Feuerwache, Mannheim
Einlass 19 Uhr / Beginn 20 Uhr
VVK 25 € zzgl. Geb. /
AK 30 €

Paolo Fresu : tp
Daniele di Bonaventura : band

Ein Abend der leisen und auch der ganz leisen Klänge! 

Der sardische Trompeter Paolo Fresu, immer mal wieder mit erstaunlichen Projekten bei Enjoy Jazz zu Gast, ist ein großer Freund der intensiven Zwiesprache, wie sie nur die kleine Form ermöglicht. Wir erinnern nur an die unvergesslichen Festivalabende mit Gianmaria Testa, Ralph Towner oder das Trio mit Omar Sosa und Trilok Gurtu. Fresu und di Bonaventura lernten sich über die gemeinsame Arbeit mit dem korsischen Gesangsensemble A Filetta für das Album „Mistico Mediterraneo“ kennen und intensivierten ihre Zusammenarbeit als ungewöhnlich besetztes Duo aus einer gespürten Wesensverwandtschaft heraus. Davon erzählt auch das im Frühjahr erschiene Album „In maggiore“, das Eigenkompositionen mit höchst originellem Fremdmaterial zu einem bemerkenswerten Wurf kombiniert. Etwas Puccini, etwas Neapolitanisches, ein Kirchenlied, Fresu klingt mal nach Miles Davis, mal nach Nino Rota und lässt sich vom Südamerika-Kenner di Bonaventura über den Atlantik locken, wo Kompositionen von Victor Jara, Chico Buarque und Jamie Roos warten. 

Ein wunderbares Programm – und ein schöne Nuance im kleinen Trompetenschwerpunkt des diesjährigen Programms.




THE TIGER LILLIES in FRANZ BIBERKOPF, Schauspiel Frankfurt am Main



»Die Geschichte vom Franz Biberkopf mit The Tiger Lillies«
Regie: Stephanie Mohr
Live-Musik: The Tiger Lillies
Komposition: Martyn Jacques
Bühne: Miriam Busch
Kostüme: Nini von Selzam
Dramaturgie: Michael Billenkamp
Besetzung: 
Sascha Nathan (Franz Biberkopf / Hiob)
Till Weinheimer (Sprecher (Der Tod))
Felix Rech (Reinhold / Stimme / Chor)
Paula Hans (Mieze / Junge / Auto (Fiat) / Chor)
Josefin Platt (Eve / Frau / Chor)
Till Firit (Meck / Karl / Chor)
Christoph Pütthoff (Pums / Richter / Wirt / Chor)
Thorsten Danner (Lüders / Herbert / Max / Hoppegartener / Chor)
Alice von Lindenau (Lina / Cilly / Toni / Auto (Opel) / Chor)
Trailer: Varvani GmbH
Premiere: 17.09.2015

Montag, 5. Oktober 2015

ENJOY JAZZ 2015 // Heute Abend in Ludwigshafen: SWR Jazzpreis 2015 Georg Graewe

Mo 05.10.2015
SWR Jazzpreis 2015 
Georg Graewe
Deutschland, Niederlande, USA

dasHaus, Ludwigshafen
Beginn 20 Uhr / Einlass 19 Uhr
VVK 17 € zzgl. Geb. /
AK 20 €
bestuhlt

Georg Graewe: p
Ernst Reijseger: vc
Gerry Hemingway: dr

Seit 2012 findet das Preisträgerkonzert des renommierten und mit 15.000 € dotierten Jazzpreises des SWR und des Landes Rheinland-Pfalz, der seit 1981 vergeben wird, im Rahmen von Enjoy Jazz im Kulturzentrum dasHaus statt. 2015 fiel die Wahl der Jury auf den Komponisten und Pianisten Georg Graewe, der schon mehrmals – zum ersten Mal vor 30 Jahren – schon einmal für den Preis nominiert war. Was allein schon für die künstlerische Bedeutung des Ausgezeichneten spricht. Georg Graewe, Jahrgang 1956, steht für eine individuelle musikalische Sprache und Ästhetik im experimentellen Jazz, die auf der Auseinandersetzung mit der europäischen Musiktradition basiert und von einem „Willen zur Klarheit“ zeugt. Von der „Ausformung einer ebenso freien wie konzisen Klangund Formsprache“ spricht die Jury des SWR Jazz Preises in ihrer Begründung. Graewe, der in den frühen 1970er Jahren als Rock-Gitarrist begann, wurde 1981 einem größeren Publikum bekannt, als er mit Theo Jörgensmann das Grubenklangorchester als Experimentierfeld nahe der zeitgenössischen Avantgarde für Projekte wie „Bergmannsleben“ (1982) oder „Hanns Eisler“ (1984) gründete. Graewe komponierte Opern, Kammermusiken und Orchesterstücke und spielt seit 1989 immer wieder „Sonic Fiction“ (Albumtitel) in dem frei improvisierenden Trio mit Ernst Reijseger und Gerry Hemingway.

Der Tag der Offenen Tür im Frankfurter Opernhaus war wieder gut besucht

Foto: Barbara Aumüller
Am 04.10.15 fand im Frankfurter Opernhauses im Rahmen des Frankfurter Bürgerfestes „25 Jahre Deutsche Einheit“ bei freiem Eintritt ein Tag der offenen Tür für die gesamte Familie statt. Es wurden 3.500 Besucher gezählt.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vieler Abteilungen der Oper Frankfurt und des Bühnenservices der Städtischen Bühnen luden das Publikum zu einer besonderen Entdeckungsreise ein. Auf und hinter den Bühnen, in den Foyers und Werkstätten gab es wieder ein buntes Programm zu erleben. Zudem hatte auch die Theaterkasse für die kurzentschlossenen Besucher geöffnet, die um 19.30 Uhr Korngolds Die tote Stadt im Opernhaus besuchten.
Foto: Barbara Aumüller

Beim Blick hinter die Kulissen bestand die Möglichkeit, während mehrerer Führungen über die Opernbühne und im Rahmen von spannenden Technikshows die Aufgaben der Bühnenarbeiter kennenzulernen und die Dekorationswerkstätten zu besuchen. Neben einer Ausstellung mit Konstruktionszeichnungen und Bühnenbildmodellen bot die Kostümabteilung eine Präsentation mit besonders aufwändigen Arbeiten sowie einen Kostümverkauf an. Die Maskenbildner zeigten eine Auswahl ihrer Fertigungstechniken. Kinderaktionen von Plastikern, Dekorateuren und Theatermalern sowie lustiges Verkleiden mit Bühnenkostümen rundeten das Programm ab. Für diejenigen, die es gemächlicher angehen lassen wollten, lockte ein Verkaufsstand mit antiquarischen Noten oder der Tonstudio-Zauber.

Foto: Barbara Aumüller
Doch es konnte noch eine Menge mehr erlebt werden: Der Opern- sowie der Kinderchor demonstrierten im Wolkenfoyer ihr Können, dazwischen dürfen sich auch die Besucher im Chorgesang üben. Zudem standen Veranstaltungen aus dem großen Angebot für Kinder und Jugendliche unter dem Motto Jetzt! Oper für Dich auf dem Programm, durch das der Nachwuchs in die Welt der klassischen Musik eingeführt werden sollte: Psst, psst! Habt ihr schon gehört…? fragte die beliebte Reihe Aramsamsam, daneben fanden Workshops und eine Puppen-Ouvertüre zu Hänsel und Gretel statt. Weitere Höhepunkte versprachen Opernkaraoke, Speeddating und das Opernquiz mit dem Frankfurter Opernstudio, bei dem es eine Menge wertvoller Preise zu gewinnen gab.

Wie war's in DIE GESCHICHTE VOM FRANZ BIBERKOPF mit den TIGER LILLIES in Frankfurt?

Franz Biberkopf und Reinhold.
Im Hintergrund Martyn Jacques von THE TIGER LILLIES
Foto: Birgit Hupfeld

Die Geschichte vom Franz Biberkopf, zurzeit im Schauspiel Frankfurt a.M. unter der Regie von Stefanie Mohr und mit der Komposition und Lyrics von Martyn Jacques (THE TIGER LILLIES) zu sehen, ist zum ersten Mal auf der Bühne. Stellvertretend für den großen Roman und einzigen Welterfolg von Alfred Döblin: BERLIN ALEXANDERPLATZ. Die Geschichte vom Franz Biberkopf. Dieser umfangreiche Roman erschien 1929 im S. Fischer Verlag und ist vor allem wegen seiner Großstadtthematik ein Vertreter des Expressionismus. 

Döblin hat mit einer aufwändigen Zitiertechnik aus Zeitungen, Zeitschriften, Welttliteratur, Bibel, Kalauer und Umgangssprache ein Werk montiert, das eine breite Bezugsbasis hat. Es rein expressionistisch zu nennen, wäre zu wenig, denn wir finden naturalistische Milieustudien, wie bei Arno Holz, Gerhardt Hauptmann, Sozialkritisches à la Brecht, Revue und biblische Metaphernsprache und Allegorik nebeneinander.

Eine ganz eigene und sehr bereichernde Note erhält das Stück durch das Mitspiel der TIGER LILLIES. Dieses seit über 20 Jahren erfolgreiche britische Trio besteht aus dem Singer, Songwriter und Musiker Martyn Jacques (Akkordeon, Klavier, Ukulele), Adrian Stout (Bass, Singende Säge, Theremin, Hintergrundgesang) und Mike Pickering (Schlagzeug, Perkussion, Hintergrundgesang). Sie alle sind meist als Clowns geschminkt und verkleidet, Jacques bedient sich des verfremdenden Falsettgesangs, die anderen begleiten grotesk-melancholisch. Zusammen entsteht der schräg-makabre, tragisch-komödiantische Stil der Band. The Tiger Lillies verbinden dabei Sarkasmus, britisch schwarzen Humor, mittelalterliche Marktauftritte mit der Tradition von Brecht/Weill und Zirkus, Vaudeville (französische Theater- und Liedgattung, nach 1850 in den USA mit Revue, Tanz und Akrobatik ins amerikanische Vaudeville übergehend) und Kabarett der 20er-Jahre in der Weimarer Republik. 

Gerade weil Biberkopf wie Hiob vielfältigen Leiden und Prüfungen unterworfen wird, hat Biberkopf (prima transportiert von Sascha Nathan) etwas von einem Heiligen, obwohl er dem kriminellen Milieu näher ist als allem anderen. Hauptpersonen sind Kriminelle, Abweichende, Outlaws. 

THE TIGER LILLIES
Foto: Birgit Hupfeld
THE TIGER LILLIES, von Martyn Jacques mit typischer Kunst-Alt-Stimme gesungen: "Franz, Franz is a good man now // He's stopped the booze, holy cow // He's out of prison, his girlfriend's ribs // He broke them with an eggwhisk (...) He who killed her is living, // Blossoming, drinking and guzzling".

Seine scheiternden Liebesgeschichten, eine davon Ursache seiner 4-jährigen Haft, bewegen ihn und läutern ihn auch. Der große und kräftige Liebhaber geht unsanft, aber liebevoll mit seinen Freundinnen um. Seine frühere Frau, mit der er Kinder hatte, erlitt eine massive Körperverletzung, von der man Biberkopf nachsagt, sie hätte seine Frau am Ende getötet. Er stellt alles als Unfall dar. Nach der Haft tritt er in das Milieu Berlins ein, von Hiob begleitet: "Franz Biberkopf, wie stehst du jetzt da? Kinder verloren, vom Gericht verurteilt ..." Er verkauft Krawatten auf der Straße, ist ein Propagandist, während ein Bekannter beim Raubüberfall bleibt. Und Biberkopf ist guter Dinge: "Das Wetter ist schön, die Welt ist schön, das Leben ist schön ... Trinken wir noch eine Molle!" So tönt er an der ewig langen Theke Berlins (Bühne Miriam Busch) - im Hintergrund das große Fleischermesser und Tierkadaver aus Neonröhren zu sehen. Aber es ist nur schöner Schein, denn unerbittlich wie es ist, das Leben, ist es eher mit einem Schlachthof zu vergleichen. "... Ein langer Schnitt in den Hals...", wirft der Tod ein. 

Im Suff kommt Franz zur Erkenntnis: " Sind doch alles Schufte, der Mensch ist nur ein Dreck ..." Mit Anstand kommt man nicht zu Geld, schließt er daraus. Er lernt Reinhold (sehr überzeugend Felix Rech) in der Kneipe kennen, der ihm eines seiner Mädchen abtritt, weil er es überhat. Der (auch im Roman) hypersexuelle Ganove mit schwarzen Augenrändern wechselt seine Sexpartnerinnen alle paar Wochen. "Kriegse nicht los, kannse nich abhängen." So kommt Biberkopf an Cilly (Milieuopfer Alice von Lindenau), die ihm die Stiefel von Reinhold bringt und weint über den Rausschmiss. Franz nimmt sie auf und lobt sie bei Reinhold: "Nettes Mädel, hält mir die Bude in Ordnung." Weil die Behandlung der Frauen durch Reinhold ausgerechnet Biberkopf nicht gefällt, er der eigentlich auch grob mit ihnen umgeht - hier findet die erste Läuterung statt -, stellt Reinhold zur Rede: "Weiber sind auch Menschen!", während die Tiger Lillies dazu im Song FRESH FLESH singen: "Women are people too, Reinhold // They are not just to be sold // Pretty little Cilly has a heart of gold // She's not a piece of meat, Reinhold!" 

Biberkopf schließt sich der Clique an, hilft ihnen bei einer Aktion und erkennt zu spät, dass er in eine Straftat hineingezogen wird. Spannung kommt auf durch das personifizierte Nebeneinander von zwei Autos, Opel und VW/Fiat (Paula Hans, Alice von Lindenau), die das Geschehen dokumentieren. Biberkopf begehrt auf, will sich distanzieren, Reinhold hängt ihm die Zurechtweisung wegen Cilly an und paradoxerweise das "Wegnehmen" der Frauen. Er wirft Biberkopf aus dem fahrenden Auto, das zweite fährt über ihn und verletzt seinen Arm schwer, er muss amputiert werden. 

THE TIGER LILLIES spöttelnd zur Szene Biberkopf im Krankenbett, den rechten Arm amputiert - später Franz verbittert im Alltag ganz laut zu hören: "Jetzt ist es aus mit dem alten Franz Biberkopf. Geld muss her!" -, zum Ende des ersten Aktes: "Honest men working hard // Working hard yard by yard // Getting used, getting screwed // System built to you abuse // Biberkopf, Biberkopf". Und das ebenso spöttische KING OF BERLIN: "You could have been the King of Berlin // You could have been the king, Franz, who always wins // (...) But you don't know the moves to make // That's why your heart never breaks // (...) You'll never be the King of Berlin // Ha-ha". Cilly ist weg nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. 

Vorne: Franz Biberkopf und Mieze
Foto: Birgit Hupfeld
Mieze und Reinhold im Grünen
Foto: Birgit Hupfeld
Biberkopf gefangen in seiner Existenz hat keine Chance, aber er versucht es. Erneut mit den Kriminellen um Reinhold. Mieze / Sonja wird zum weiteren Beschleuniger des Schicksals, ein ehrliches Mädchen, das mit ihm zusammenleben will. "I'm in love with the moon // The rivers flowing under sea // The girl I love // Wants to be with me." Paula Hans spielt das schwache Mädchen, dennoch aufgeweckt berlinerisch, mag Reinhold nicht, lässt sich aber einfangen zu einer Tour ins Grüne und muss sterben, weil sie sich nicht hingibt. "Reinhold he is Satan // Reinhold he is bad // Reinhold is the devil himself // And he's mad." 

Der Fahrer und Komplize verrät den Mord durch Reinhold  beim Richter und gesteht die eigene Mithilfe beim Verbuddeln der Leiche. Greifbar bleibt nur der Komplize, Reinhold weniger. Schließlich werden Reinhold und Biberkopf verdächtigt, Franz muss jedoch in die Psychiatrie, wird mit Elektroschocks behandelt, während im Hintergrund das Schlachterbeil als Zeichen der Aufopferung des Unschuldigen leuchtet. "So every day and every hour // I wait for the axe to drop // And it chops // The axe does chop // Chop // tick tock, tick tock." 

Der Tod und Martyn Jacques von THE TIGER LILLIES
Foto: Birgit Hupfeld
Der Tod stellt ihn erneut zur Rede, er, der Biberkopf seit seiner Entlassung begleitete, ihn an das Schicksal des biblischen Hiob erinnert. Er hat ihn durchschaut, seine Beweggründe, dennoch hilft er ihm nach der Amputation auch hier: „Es ist Zeit für mich, zu erscheinen bei dir, weil ja schon aus dem Fenster die Samen fliegen und du deine Laken ausschüttelst, als wenn du dich nicht mehr hinlegst.“ Biberkopf sieht seine Schuld ein. Und wie im Roman kehrt Biberkopf geläutert und auferstehend als Franz Karl ins Leben nach Berlin zurück, während der andere schlechte Teil stirbt. 

Die Zuversicht des Romans, Biberkopf in einer anständigen Lebenssituation, bleibt im Theaterstück offen. Vielmehr scheint eine Wiederholung durch: Die Franz Biberkopfe im wiederkehrenden Lebenskampf, Ausgang ungewiss: "Es geht in die Freiheit, die Freiheit hinein, die alte Welt muß stürzen, wach auf, die Morgenluft. Und Schritt gefaßt und rechts und links und rechts und links, marschieren, marschieren, wir ziehen in den Krieg, es ziehen mit uns hundert Spielleute mit, sie trommeln und pfeifen, widebumm widebumm, dem einen gehts gerade, dem einen gehts krumm, der eine bleibt stehen, der andere fällt um, der eine rennt weiter, der andere liegt stumm, widebumm widebumm." Die TIGER LILLIES kommentieren mit ONWARD CHRISTIAN SOLDIERS NOW. 

Ein besonderes Erlebnis auf der Schauspiel-Bühne, Döblins Berlin der Weimarer Republik mit der allegorischen Figur Franz Biberkopf auf dem Alexanderplatz erstmals als Theaterstück zu erleben und die bissig-schrägen TIGER LILLIES in brechtscher Manier ihren tiefsinnigen Senf dazu geben zu hören. Sehr gelungen und unbedingt weiterzuempfehlen.

Sonntag, 4. Oktober 2015

Steigende Akzeptanz trotz schwindender Versorgungsressourcen bei der Flüchtlingsaufnahme


Die Zustrombewegung der Flüchtlinge ist nahezu unverändert. Was muss man mitdenken, was beachten? Die Befragten unten zeigen eine höhere Akzeptanz und sind offensichtlich bereit, mehr zu geben.

Neu bei IG Bürger denken mit: Update 4


Grafik: obs/ZDF/ZDF/Forschungsgruppe Wahlen


ZDF-Politbarometer August 2015 

Mehrheit: Deutschland kann die vielen Flüchtlinge verkraften

Mit 60 Prozent sind etwas mehr Befragte als im Juli (Juli II: 54 Prozent) der Meinung, Deutschland könne die große Zahl an Flüchtlingen, die zu uns kommen, verkraften. 37 Prozent sehen dies nicht so (Juli II: 41 Prozent - Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils "weiß nicht").

Flüchtlinge, die aus Kriegsgebieten kommen, haben bessere Chancen auf ein Bleiberecht in Deutschland. Fast drei Viertel (74 Prozent) und Mehrheiten in allen Parteianhängergruppen sind dafür, dass in Abhängigkeit von ihrer Chance auf Bleiberecht Unterschiede gemacht werden sollen bei der Unterbringung der Flüchtlinge und der Abwicklung der Asylverfahren. Dagegen sprechen sich 23 Prozent für eine Gleichbehandlung aller Flüchtlinge aus. Auch der Vorschlag, Flüchtlingen und Asylbewerbern weniger Geld- und dafür mehr Sachleistungen zu geben, stößt mehrheitlich auf Zustimmung (69 Prozent), 26 Prozent lehnen das ab. Dabei geht aber nur gut ein Drittel (35 Prozent) davon aus, dass eine Verlagerung hin zu mehr Sachleistungen die Zahl der neu ankommenden Flüchtlinge reduzieren würde, 61 Prozent erwarten dies nicht.

Deutschland ist Einwanderungsland

Eine große Mehrheit der Befragten (86 Prozent) bezeichnet Deutschland als Einwanderungsland, nur 12 Prozent teilen diese Einschätzung nicht. Ebenso klar fällt das Votum für ein Einwanderungsgesetz aus: 77 Prozent, und damit noch deutlich mehr als vor vier Monaten (April: 59 Prozent), sind der Meinung, dass zusätzliche Regelungen nötig sind, die den Zuzug von Arbeitskräften aus Nicht-EU-Ländern steuern, 18 Prozent (April: 27 Prozent) glauben das nicht.

Foto: Stadt Linz (Austria)

THW Lindenberg (Bayern) bereitet eine Sporthalle für die Aufnahme von 
Flüchtlingen vor.                                                         Foto: THW Lindenberg







Good Sounds: " RAYLENE " - A Song by Linden Hudson

" RAYLENE " - 
A Song by Linden Hudson

Video: Golden Ages - Chinese Sun



Golden Ages - Chinese Sun

Samstag, 26. September 2015

Fantasien zur Nacht (Video): CHATEAU



Making-Of "Chateau" from Kollektivmaschine

Fantasien zur Nacht (Video): Control Top


Control Top 
Fluct performing at the opening of the Andy Warhol 13 Most Wanted Exhibition
The Queens Museum, Queens, NY
April 27, 2014


Letzte Chance in Frankfurt am Main: DOUG AITKEN

DOUG AITKEN
9. JULI – 27. SEPTEMBER 2015


SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT
RÖMERBERG
60311 FRANKFURT


Zivilisation macht Hoffnung – Zivilisation macht Angst. Diese Gefühle sind in den einzigartigen Kunstwerken des US-Amerikaners Doug Aitken spürbar. Seine spektakulären Film- und Soundarbeiten nehmen die Besucher mit auf eine synästhetische Reise um die Welt und zu sich selbst – in einem unwiderstehlichen Sog aus ausdrucksstarken Bildern und rhythmisierten Landschaften. Mit raumfüllenden Filminstallationen und korrelierenden Skulpturen sowie einer ortsspezifischen Soundinstallation wird die Ausstellung das vielfältige Werk des international bekannten Künstlers auf der kompletten Ausstellungsfläche der SCHIRN – und darüber hinaus – im Überblick vorstellen. Aitkens kaleidoskopisches Universum dreht sich um die existenziellen Fragen des Lebens, liefert jedoch keine einfachen Antworten. Stattdessen bringt der Künstler eine fast naive Faszination für das Menschsein und ein gemeinschaftliches Wesen und Zusammenwirken zum Ausdruck. Folgerichtig haben die jüngsten Projekte des in Los Angeles beheimateten Künstlers die Form des Ausstellens neu formuliert und weltweite Aufmerksamkeit erlangt, etwa durch die Illuminierung der Außenfassaden von Museen, wie auf der National Mall in Washington D.C., oder durch ein aufwendig inszeniertes Happening verschiedener Künstler auf einer mehrwöchigen „Station to Station“-Zugreise von New York nach San Francisco.

Kurator: Matthias Ulrich (SCHIRN)






PRESSESTIMMEN
„Spektakuläre Video- und Soundarbeiten.“
ARD, Mittagsmagazin, Andreas Krieger, 2. Juli 2015

„Magisch. Mystisch, Faszinierend. Hammer-Schau“
BILD Frankfurt, Melanie Besecke, 9. Juli 2015

„(…) Die Ausstellung gehört zu den beeindruckendsten dieser Saison.“
Deutschlandfunk, Christian Gampert, 11. Juli 2015

Schauspiel Frankfurt: DIE GESCHICHTE VOM FRANZ BIBERKOPF // Bühnenfassung nach ALFRED DÖBLIN

(c) Birgit Hupfeld
DIE GESCHICHTE VOM 
FRANZ BIBERKOPF
ALFRED DÖBLIN

MIT THE TIGER LILLIES (*****)


KEINER WILL MIR HELFEN, NICHT GOTT, NICHT SATAN, KEIN ENGEL, KEIN MENSCH.

Alfred Döblins »Berlin Alexanderplatz« zählt neben James Joyces »Ulysses« und »Manhattan Transfer« von John Dos Passos zu den bedeutendsten Großstadtromanen der Weltliteratur. Weitgehend unbekannt aber ist, dass Döblin sein Meisterwerk unter dem Titel »Die Geschichte vom Franz Biberkopf« für das Radio selbst bearbeitete. Es ist die Geschichte des geläuterten Ex-Häftlings Franz Biberkopf, der sich fest vorgenommen hat, sein Geld nur noch mit ehrlicher Arbeit zu verdienen, um am Ende verlassen und gedemütigt doch wieder auf die schiefe Bahn zu geraten. Deutlicher noch als im Roman stilisiert Alfred Döblin darin den Weg seines Helden zur Prüfung Hiobs als den Kampf des Individuums gegen den übermächtigen Moloch Großstadt, das sich, verführt und verraten, am Ende gebrochen seinem ungleichen Gegner beugen muss.

Döblins teils düsteres, oft komödiantisches, immer aber rührendes Großstadtpanorama ist wie geschaffen für den rabenschwarzen Humor und die Melancholie der englischen Band »The Tiger Lillies«. Sie gelten als die »Urväter des Brechtschen Punk Cabaret«, kombinieren Zirzensisches mit ihrem britischen Humor und schaffen damit ihren eigenen unverwechselbaren Sound. Mit Regisseurin Stephanie Mohr verbindet sie eine längere künstlerische Zusammenarbeit, so haben sie 2011 gemeinsam in Wien eine legendäre Version des »Woyzeck« erarbeitet.

Regie
Stephanie Mohr
Live-Musik
The Tiger Lillies
Komposition
Martyn Jacques
Bühne
Miriam Busch
Kostüme
Nini von Selzam
Dramaturgie
Michael Billenkamp
Besetzung
Sascha Nathan (Franz Biberkopf / Hiob)
Till Weinheimer (Sprecher (Der Tod))
Felix Rech (Reinhold / Stimme / Chor)
Paula Hans (Mieze / Junge / Auto (Fiat) / Chor)
Josefin Platt (Eve / Frau / Chor)
Till Firit (Meck / Karl / Chor)
Christoph Pütthoff (Pums / Richter / Wirt / Chor)
Thorsten Danner (Lüders / Herbert / Max / Hoppegartener / Chor)

Alice von Lindenau (Lina / Cilly / Toni / Auto (Opel) / Chor)

Mittwoch, 23. September 2015

Heute Abend im Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main: Alltag Migration. Soziales Design für Ankunft und Übergang

More Than Shelters, Za'atari, Jordanien                              (c) Daniel Kerber


Blickwechsel - Zukunft gestalten
Alltag Migration. Soziales Design für Ankunft und Übergang

23. September 2015, 19 Uhr

Auch wenn es Migration schon immer in der Geschichte der Menschheit gegeben hat, so ist sie ein zentrales Kennzeichen moderner Gesellschaften und stellt diese vor neue Herausforderungen. Für Millionen von Menschen bedeutet Migration, alltäglich mit diffizilen Wohn- und Lebensbedingungen konfrontiert zu sein.

Neugewachsene Städte wie das Flüchtlingslager Za’atari inmitten der jordanischen Wüste mit rund 85.000 Einwohnern machen deutlich, was es heißt, nach einer meist dramatischen Odyssee an einem sogenannten „place of arrival and transition“ gestrandet zu sein – einem Ort, der nicht mehr als ein Provisorium sein darf und an dem man kaum mehr als Abwarten kann.

Und dennoch ist der Aufenthalt hier meist nicht von kurzer Dauer, oftmals dehnt er sich auf Jahre bis Jahrzehnte aus. Was benötigen Menschen an einem solchen Ort, um sich besser zurechtzufinden, was, damit so etwas wie Heimatgefühl entstehen kann und die Hoffnung nicht verloren geht?

Im Podiumsgespräch wird der Sozialunternehmer Daniel Kerber sein Projekt MORE THAN SHELTERS vorstellen, das innovative Architektur und Designkonzepte für humanitäre Zwecke miteinander verbindet.

Ziel des Projekts ist es, durch Krisen und Katastrophen in Not geratenen Menschen ein würdevolles, emotionales und an die jeweiligen individuellen und kulturellen Bedürfnisse angepasstes Zuhause zu schaffen und ihnen somit die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu helfen.

Im Anschluss daran wird Diana Hummel Ergebnisse aus dem Forschungsvorhaben micle (migration, climate & environment) präsentieren, die belegen, dass Migration als normaler Teil unserer Kultur und des alltäglichen Lebens und somit als eine wichtige Strategie zur Überlebenssicherung zu betrachten ist, die es sozial-ökologisch zu gestalten gilt.

Auf Basis beider Beiträge diskutieren und reflektieren Daniel Kerber und Diana Hummel gemeinsam mit dem Publikum, wie Migration im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung gestaltet werden kann.

Die Moderation übernimmt an diesem Abend Laura Krautkrämer.

Dienstag, 22. September 2015

Nächsten Freitag Premiere in Mannheim: die unverheiratete (DE) von Ewald Palmetshofer

die unverheiratete (DE) 
von Ewald Palmetshofer
Premiere am 25. September, 20.00 Uhr, Studio
In Zusammenarbeit mit der Mannheimer Bürgerbühne


2015 erhielt Ewald Palmetshofer für die unverheiratete den Mülheimer Dramatikerpreis, in der Umfrage von Theater heute kam das Stück in der Rubrik „Deutschsprachiges Stück des Jahres“ auf den 2. Platz. die unverheiratete ist das fünfte Werk von Ewald Palmetshofer am Nationaltheater. Es ist ein Sprachkunstwerk voll von Zeit- und Figurensprüngen, das spürbar macht, wie sich Liebe, Schuld und Verdrängen in eine Familie einschreiben. Es weist über die Geschehnisse während des zweiten Weltkriegs hinaus und lässt nach objektiver Wahrheit fragen.

Eine Frau ist gestürzt. Gefunden wird sie von ihrer Tochter. Im Krankenhaus trifft sie auf die »vier hundsmäuligen Schwestern«, einen Chor von antiker Größe. Sie bewohnen dort die Betten und sie pflegen dort die Kranken. Sie haben die alte Frau ein Leben lang begleitet – als Gefängniswärterinnen, als Gefängnisinsassinnen. Sie urteilten über sie und sie teilten mit ihr Arbeit, Nahrung, Schicksal. Vor 70 Jahren stand die Frau vor einem militärischen Standgericht und ein Jahr später vor einem Volksgericht. Von all dem zeugt heute ein Heft. Vielleicht ist es die letzte Hoffnung, einer Wahrheit habhaft zu werden, welche mit der letzten Kriegsgeneration zu sterben droht. Dieses Heft hat die Alte für ihre Enkelin aufbewahrt. Eine Enkelin, die vielleicht wieder vor einem Gericht stehen wird, die sich »wirklich gar nicht in die Zukunft denken« kann. Ihr stellt die Alte die Frage: »Hast eine Liebe in der Stadt?«, und erklärt ihr kurz darauf: »Im Krieg hat’s keine Männer nicht gegeben«. Und doch hören die Männer nicht auf, eine Rolle im Leben dieser Frauen zu spielen.

Florian Fischer schloss 2014 sein Regiestudium an der Otto Falckenberg Schule in München ab und gewann mit seiner Inszenierung Der Fall M. – Eine Psychiatriegeschichte den Fast-Forward-Preis beim Festival für junge Regie am Staatstheater Braunschweig.

Inszenierung: Florian Fischer - Bühne und Kostüme: Susanne Scheerer – Musik: Ludwig Berger – Licht: Damian Chmielarz – Dramaturgie: Stefanie Gottfried
mit Hannah Müller, Ragna Pitoll, Elke Twiesselmann; Monika Altnöder, Brigitte Guthoerl, Gabriele Köstinger, Eva Kunert

www.nationaltheater-mannheim.de   Kartentelefon: 0621 – 16 80 150

Ab Dezember im Kino: Schrecken und Erotik - gegensätzliche Gefühle in KNOCK KNOCK


mit
Keanu Reeves, Lorenza Izzo, Ana De Armas,
Aaron Burns, Ignacia Allamand u.v.a.

Regie: Eli Roth
Kinostart: 10. Dezember 2015
Im Verleih von SquareOne Entertainment und Universum Film



Architekt Evan (Keanu Reeves), hingebungsvoller Ehemann und Vater, genießt über das Wochenende einige ruhige Stunden zu Hause, während seine Frau Karen (Ignacia Allamand) und die Kinder im Strandurlaub sind. Als er nachts den attraktiven Freundinnen Genesis (Lorenza Izzo) und Bel (Ana De Armas) Zuflucht vor einem Unwetter gewährt, ahnt er nicht, dass er sich auf ein ebenso verführerisches wie tödliches Katz-und-Maus-Spiel eingelassen hat. Denn die beiden Femmes fatales sind an weitaus mehr als nur an einem nächtlichen Liebesabenteuer mit ihm interessiert. Gerade als Evan glaubt, die beiden kaltblütigen Ladies los zu sein, kehren Genesis und Bel zurück, um seinem beschaulichen Leben den endgültigen Todesstoß zu verpassen...

Wenn aus den dunkelsten Fantasien ein böser Albtraum wird... Kultregisseur Eli Roth („ Hem-lock Grove“, „Inglourious Basterds“ als Darsteller), der mit David Lynch zusammenarbeitete und mit Quentin Tarantino befreundet ist, garantiert einen hochspannenden Thriller mit doppeltem Boden - ein Filmerlebnis zwischen Angst und Lust. Er entspinnt KNOCK KNOCK als zunächst verführerischen, später zunehmend diabolischen Thriller mit einem großen Schuss Erotik: Zwischen „Wild Things“ und „Basic Instinct“ mit teuflischem Twist, spielt KNOCK KNOCK gekonnt mit der Spannung aus Versuchung und Verlangen, Verführung und Vergeltung, wenn Keanu Reeves („Matrix“, „John Wick“, „Constantine“) als unbedarfter Familienvater in die Sexfalle seiner psychopathischen Verehrerinnen tappt. Ergänzt wird die nervenaufreibende Ménage-à-trois durch die beiden Newcomerinnen Ana De Armas und Lorenza Izzo.


Pierre Boulez im Jahr seines 90. Geburtstags: LUCERNE FESTIVAL ACADEMY





LUCERNE FESTIVAL ACADEMY - Master Class in Conducting
28 August - 3 September 2011

Arnold Schoenberg: Variations for Orchestra, Op. 31 (1926-1928)

Pierre Boulez | Artistic Director and Supervisor (* 26.03.1925)
LUCERNE FESTIVAL ACADEMY Orchestra

Jeffrey Means (USA)
Gregory Charette (USA)
Fergus Macleod (UK)
Pablo Rus Broseta (SPAIN)

Montag, 21. September 2015

ECM im September: Tigran Hamasyan, Eberhard Weber, Arvo Pärt, Estonian Philharmonic Chamber Choir, Tallinn Chamber Orchestra unter Tõnu Kaljuste

Am 4. September erschien das ECM-Debüt des Pianisten Tigran Hamasyan: eine außergewöhnliche Erkundung der sakralen Musik Armeniens. Hamasyan hat eigens für diese Produktion Hymnen, Choräle und Scharakane (liturgische Lieder Armeniens) ausgewählt und für Klavier und Chor arrangiert. Diese Produktion umfasst Werke aus dem Zeitraum vom 5. – 20. Jahrhundert, wobei Hamasyans improvisatorischer Erfindungsreichtum in Verbindung mit dem facettenreich artikulierten Gesang des Yerevan State Chamber Choir eine neue Form des dramatischen Ausdrucks hervorbringt. Luys i Luso (Licht aus Licht) wurde im Oktober 2014 in Yerevan aufgenommen und von Manfred Eicher produziert.

Im Januar 2015 feierten Musiker und Musikfreunde an zwei aufeinanderfolgenden Abenden im Theaterhaus Stuttgart den 75. Geburtstag Eberhard Webers. Im Mittelpunkt der beiden Konzerte stand eine 35-minütige Suite, eigens zu diesem Anlass komponiert von Pat Metheny, mit dem Weber in den 1970er Jahren auf Tournee und im Studio zusammengespielt hatte. Metheny hatte die Komposition um Aufnahmen von Originalsoli Webers herum arrangiert und spielte sie in Stuttgart zusammen mit der SWR BigbandGary Burton, dem Bassisten Scott Colley und Danny Gottlieb am Schlagzeug. Webers langjährige Weggefährten Jan GarbarekPaul McCandlessManfred Schoof und der Arrangeur Michael Gibbs traten zudem mit Stücken aus dem umfangreichen Oeuvre des Bassisten vor das Publikum, das mit wiederholten Standing Ovations dankte. Unter dem Titel Hommage à Eberhard Weber erschien am 11. September in Koproduktion mit dem SWR der Live-Mitschnitt auf CD.

Auch bei ECM New Series gibt es im September zwei Neuheiten:

Die kreative Partnerschaft des Komponisten Arvo Pärt mit dem Produzenten Manfred Eicher besteht nun bereits seit über 30 Jahren. Im Zuge der Veröffentlichung von Arvo Pärts Musik begründete Eicher im Jahr 1984 die ECM New Series und weckte mit der Schallplatte Tabula Rasa zugleich das weltweite Interesse an dem Schaffen des estländischen Komponisten. Seit dieser epochalen Veröffentlichung sind von Pärts Werk ausschließlich Ersteinspielungen auf ECM erschienen – und zwar stets unter der engagierten Beteiligung des Komponisten. Auf dem Doppelalbum Musica Selecta– veröffentlicht anlässlich zu Pärts 80. Geburtstag am 11. September – reflektiert Eicher Stationen ihres gemeinsamen musikalischen Weges. Die dramaturgische Anordnung der Musik in einer Sequenz eröffnet dem Hörer neue Perspektiven in der Rezeption von Pärts Musik. Die Kompositionen, die auf diesem Album enthalten sind, umfassen Ersteinspielungen von Es sang vor langen Jahren, Für Alina, Mein Weg, Kanon Pokajanen, Silouans Song, Fratres, Alleluia-Tropus, Trisagion, Beatus Petronius, Wallfahrtslied/Pilgrims‘ Song, Cantus in Memory of Benjamin Britten, Magnificat, Festina Lente, Lamentate, Stabat Mater, Da Pacem Domine sowie eine bisher unveröffentlichte Version von Most Holy Mother of God.

Gesualdo ist der Titel einer am 18. September erschienenen Einspielung mit dem Estonian Philharmonic Chamber Choir und dem Tallinn Chamber Orchestra unter Tõnu Kaljuste. In diesem fesselnden Projekt sind der australische Komponist Brett Dean und der estnische Komponist Erkki-Sven Tüür vereint, die auf verschiedene Art und Weise aus Carlo Gesualdos Musik, Leben und Zeitgeist Inspiration ziehen und die dabei gewonnenen Reflexionen  Gesualdos eigener Musik gegenüber stellen.
Deans Komposition ‚Carlo‘ – im Jahr 1997 geschrieben – zitiert zunächst ein Original Gesualdos aus dessen 6. Madrigalbuch, um dann allmählich in eine Klangwelt des 20. Jahrhunderts zu münden. Durch den Einsatz von Gesang und Gesang-Samples, wie auch mit immer intensiver werdenden Streichern erschafft Dean ein geradezu halluzinatorisches Abbild vom Geisteszustand des Prinzen von Verona. Erkki Sven Tüürs ‚L’Ombra di Gesualdo‘ bezieht sich auf Gesualdos Motette ‚O crux benedicta‘ aus den ‚Cantiones Sacrae‘, welches ebenfalls in einem Arrangement von Tüür für Streichinstrumente zu hören ist. Vervollständigt wird das Programm durch Tüürs ‚Psalmody‘.

Wie war's bei Helmut Lachenmanns Oper DAS MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZERN?

(c) Monika Rittershaus

Freitagabend, den 18.09.2015, bot die Frankfurter Oper eine seltene und sehr zwiespältig aufgenommene Premiere. Helmut Lachenmanns Oper DAS MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZERN (UA 26.01.1997, Hamburger Staatsoper) war alles andere als leicht konsumierbar.

Im kompletten Bruch mit den Seh- und Hörgewohnheiten boten sich an eine stark atonale und dissonante Musik und eine zerhackte Sprache mit extremen Staccati in der Syntax, in der Einzellaute, Silben, schlicht Präfixe und Suffixe und andere Affixe, ein anarchistisches Eigenleben entwickeln, in völlig anderer Anordnung als der semantisch erforderlichen den Zuhörer irritieren. Nicht zuletzt durch bisweilen geradezu schussartige Betonungen, die geradezu wie ausgespuckt klangen. So das -fffff-t von Kraft. Mit einer hervorragenden Leistung der Musiker und des Chores sowie der beiden Sopranistinnen wurde ein Stück schwere moderne Komposition meisterhaft bewältigt. Unter der Regie von Benedikt von Peter wurde eine eigenwillige Oper verwirklicht.

Als Mittelpunkt des multimedialen Geschehens diente ein Podest, auf dem ein Mann (Michael Mendl 120 Min. mit stoischer Ruhe und Selbstbeherrschung) um die 60 Jahre plus sich mit einem Meerschweinchen beschäftigte, es streichelte, mit Kopfsalat fütterte, ganz dezent Torero spielte, es verhüllte und enthüllte, ihm Wasser zu trinken gab und es sehr lange festhielt.

Parallel zur Hilflosigkeit des kleinen Tieres zeigte sich eine bleierne Einsamkeit des Mannes und eine innige Liebe zum Meerschweinchen. Er schien geradezu ein Stellvertreter für das Mädchen aus dem Märchen von Hans Christian Andersen zu sein, der es verkörperte in einer moderneren Umgebung, das Leben zum Tod, hier eines Seniors in einer gefühlskalten gesellschaftlichen Umgebung. Wo (nicht nur) 1845 arme Kinder noch auf der Straße erfroren, wenn sie nicht rechtzeitig vor der Kälte im Winter gerettet wurden, sind es heute vereinsamte, alleinstehende Senioren in ihren Wohnungen, die ihre Lebenserhaltung und Heizung nicht mehr bezahlen können. Andererseits lässt sich die fürsorgliche Behandlung des Tieres auch als Ersatzumgang mit dem im Märchen erfrorenen Mädchen sehen. Liebe für das Mädchen, Schutz und Pflege.

Die Gesellschaftskritik ist es auch, die Lachenmann dazu brachte, die anarchistischen und hasserfüllten Gedanken der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin über Außenseiter der Gesellschaft und ihre Kritik am politischen System der "Schweine" mit einem Text von Leonardo da Vinci aus dem Jahre 1506 zu kontrastieren. Während hier ein Wanderer am Stromboli voller Ehrfurcht vor den Eruptionen und der Naturgewalt des Stromboli in eine Höhle tritt, die ihn augenblicklich mit Schutz, aber auch Dunkelheit umgibt, den Tod sozusagen sowohl vermeidend als auch mit ihm konfrontierend, bleibt dessen Integration ins politische Leben und in Inkaufnahme für Outlaws in den Augen der Inhaftierten ein Verbrechen.
(c) Monika Rittershaus

Die Botschaften zum Inhalt waren insgesamt sehr stark kaschiert. Einfache Lesbarkeit hätte den kryptischen Charakter des Stückes entschärft. So waren die Texte in der Projektion gebrochen durch die Wände, erstrahlten fetzenweise auf den Rangballustraden und waren in einigen Wiedergaben auch nicht lesbar. Nur mit größtmöglicher Mühe ließen sich Sinn und Bedeutung vermuten. Statt dessen waren einzelne Wörter in der Schriftprojektion Haupttransporteure von Ablauf und Aussage.

Einerseits die 24 Stationen der Werkstruktur, ablesbar links und rechts von der Videoleinwand, die das Geschehen "Mann und Meerschweinchen" groß zeigt. Nach einem ersten Akt AUF DER STRASSE mit 10 Stationen beginnt der eigentliche Leidensweg des Mädchens mit 14 Stationen bis zum Tod in Akt II AN DER HAUSWAND. Angelehnt an die Bibel und den christlichen Leidensweg wird der Tod des Mädchens in einer verklärenden Lichtapotheose und Aufstieg zu Gott hauptsächlich im zweiten Akt thematisiert.

Sind zu Beginn u.a. Frier- und Schnalz-Arie Stationen, werden die drei an der Hauswand entzündeten Schwefelhölzer im zweiten Akt mit Ritsch I bis III festgehalten, die Traumbilder auf der Hauswand I bis IV bekommen ergänzend fassbarere Namen, so Nr. 20 "Die Großmutter", die im Todestraum das Mädchen liebevoll abholt, in eine positive Traumwelt entführt. Über "Himmelfahrt" und "Shô" wird das Sterben erlebbar. Passanten entdecken das erfrorene Mädchen am Neujahrsmorgen im Märchen und in Lachenmanns "Epilog".

Andererseits werden Projektionsfetzen aus Weihnachtsliedern, Märchentexten und politischen "Nachrichten" durch Tonaufnahmen wie: im "August 14" die "sozialdemokratische Maske", "Der Konsumentenstatus ist eine Neurose", ergänzt, die APO reduziert auf einen Salatblätter essenden, fast werfenden Senior, "Die Schweine sagen 'mehr Staat', das Volk sagt ... (Fading out)", dazu das hektisch unterbrochene Untermalen mit Tönen, Stimmen, Percussion und einer Art psychiatrisches Klima schaffendem Chor. Wiederholt ein leidendes Gesicht des Darstellers. Die große Aussparung ist des Volkes Wille und quasi mit eigenen Inhalten zu füllen.

Das Beschriften der Wände korrespondiert hier ganz deutlich mit Ensslins Anschauung, dass die "Kriminalität des Systems sich auf unsere Haut schreibt". In dieser Schrift- und Gesangswelt auch die Botschaften des Mädchens: "Gib mir zurück, bitte!", "Gib mir zurück! Kraft!", "Ich ... ging verloren" und "Nimm mich mit!". Eine Brücke vom Mädchen zu Ensslin darf geschlagen werden. Letzendlich auch zum Meerschweinchen, das im Rahmen der Lichtapotheose geduldig in den erhobenen Händen des Darstellers ruht.

Mit all diesen Zeichen und Metaphern erschließt sich das Geschehen des ganz kurzen Ausgangsmärchens nur grob, wer es nicht genau kennt, muss nachlesen, was genau passiert ist, denn es wird nur ansatzweise klar. Mit Puzzletechnik darf der Zuschauer erschließen, was sich zugetragen hat und wird nicht oft auf diesem Weg resignieren.

Das Meerschweinchen ist die Unbekannte in diesem Stück. Das hilflose Tier, die scheue Kreatur als Zeichen für Kindsein, auch Ausgeliefertsein? Schließlich auch die Kind-Haustier-Situation, die Pflege, die Liebe, das Erziehen und Behüten, all das, was dem Mädchen nicht zuteil wurde. Nach allen Regeln des Tierschutzes wurde das Tier an die Musik und das Geschehen gewöhnt, hat das kleine Geschöpf sogar einen eigenen Coach, der auch während der Aufführung über es wacht.

Die Stimmung der Zuschauer war zwiespältig - abwartend, amüsiert, unsicher, begeistert und ablehnend. Verdient langer Applaus für den Komponisten, die Musiker, den Chor, die Darsteller, die Regie.

Sonntag, 20. September 2015

Warum die Golfstaaten und andere sich nur freuen können


Nachdem klar geworden ist, dass Mekka total versagt im Gegensatz zu Rom, das ja noch 100.000 Flüchtlinge selbst betreuen möchte, stehen die Superreichen in der Golfregion ganz schön inhuman da. Wer 1 Million Zeltplätze mit Air Condition, Einbauküche und TV dauerhaft staubfrei hält für die jährliche Pilgerfahrt nach Mekka, und es nicht in Erwägung zieht, den Millionen moslemischen Flüchtlingen einmal kräftig zu helfen, hat sich in der Weltöffentlichkeit diskreditiert. Statt dessen schicken die Golfstaaten und quasi Mekka die Flüchtlinge explizit nach Europa! Holt euch dort Hilfe und Geld zum Leben, wir haben keine Lust, den Notstand im Reichtum aufzumachen. Im Gegenzug bietet Saudi-Arabien Geld für den Bau von 200 Moscheen in Deutschland und anderen Ländern! Ist das nicht eine freundliche Geste für die Moslems? 1a-Hilfe in Europa, zum Fünfmaltäglich die passende Moschee, das auch keiner einem was Übles nachsagen kann - besser kann man es nicht treffen! 

Damit haben wir ein exportiertes islamisches Problem, wobei die tragenden klerikalen Einrichtungen eindeutig die mitmenschlichen Türen zumachen. Natürlich gibt es in der hilfs- und kampfbereiten Türkei, im Libanon, Jordanien  und in anderen Staaten Hilfe, aber wie wenig im Gegensatz zum reichen Europa, das Wohnungen baut, die Bevölkerung sogar mobilisiert, den Ankommenden zu helfen, zu spenden, alles stehen und liegen zu lassen, um zu helfen! Und gar keine Hilfe in den superreichen arabischen Ländern, bis auf die 200 Pop-up-Moschees in Deutschland und anderen Staaten. 

Und was ist erreicht? Die Idee, das europäische Humane, schrumpft angesichts der Problematik. Kein Staat kriegt es hin, so viele Menschen auf der Völkerwanderung zu den reichen Töpfen zu verkraften. Und es gibt kaum Maßnahmen, die von Anfang an vermieden hätten, Europa stürmen zu lassen. Bis auf die dann ethisch und moralisch nicht mehr vertretbar gewordene 12 Monate zurückhaltende Hilfe im Mittelmeer, die per se regelrecht skrupellos wirkte. Jetzt setzt die natürliche Zurückdrängbewegung ein. Geht dorthin, wo ihr zuerst hättet Asyl beantragen müssen. Damit ist auch nichts geklärt. Es ist zu spät, die Plätze sind belegt, es geht ja auch teilweise nicht, da Kroatien, Serbien, Mazedonien und Griechenland etc. es gar nicht mehr wollen!  

Wir sind im Moment tatsächlich Opfer des orientalischen Kapitalismus, der geschickten Regierungschefs und Golfmagnaten, die sich wahrscheinlich die Hände reiben, Europa aufzureiben, während sie selbst unbehelligt ihre Massen losgeworden sind. Schachmatt für Europa durch Probleme des ganz anderen Kulturkreises, des ganz anderen Wirtschaftssystems, der Kapitalisten ohne humanes Konzept!

Haben die Vertriebenen sich gut durchgefuttert in Europa, die Kassen geleert, kommen sie wieder, und dann wird schön zu Hause mit weiterem Geld aus Europa und den USA ein Notlager nach dem anderen, später Stadt für Stadt wieder aufgebaut, so spekulieren wohl die Regierenden im Nahen Osten. Aber ob sich die Zehn- und Hunderttausenden, die sich ohne Papiere, ohne wahre Identität hier reingeschummelt haben (75 % der Antragssteller!), wieder abschütteln lassen, ist ein ganz anderes Problem - und zwar nur für Europa.