SV Verlag

SV Verlag mit Handy oder Tablet entdecken!
Die neue Generation der platzsparenden Bücher - klein, stark, leicht und fast unsichtbar! E-Books bei viereggtext! Wollen Sie Anspruchsvolles veröffentlichen oder suchen Sie Lesegenuss für zu Hause oder unterwegs? Verfolgen Sie mein Programm im SV Verlag, Sie werden immer etwas Passendes entdecken ... Weitere Informationen

.

.
Dichterhain, Bände 1 bis 4

.

.
Dichterhain, Bände 5 bis 8

Übersetze/Translate/Traduis/Tradurre/Traducir/переводить/çevirmek

Sonntag, 15. April 2012

CD: Duette von Michael Bolton


MICHAEL BOLTON, einer der erfolgreichsten und versiertesten Künstler der gesamten Musikbranche, veröffentlichte 2011 in Deutschland, Österreich und der Schweiz sein 21. Studio-Album mit dem Titel Duette (international unter dem Titel "GEMS – The Duet Collection). 

Das neue Album, das auf Sony Music/Legacy Recordings erschien, wartet mit Produktionen von gefeierten Songwritern, Produzenten und Musikern wie Helene Fischer, David Foster, Dann Huff, Rudy Peréz und A.R. Rahman auf.

Es bietet begeisternde musikalische Kollaborationen, wie mit dem internationalen Popstar Seal, den Country-Stars und Grammy Award®-Gewinnern Rascal Flatts; dem Komponisten, Produzenten und Oscar Award®-Preisträger A.R. Rahman, der australischen Gesangs-Sensation Delta Goodrem und dem deutschen Star Helene Fischer, mit der Bolton eine enge Freundschaft verbindet. 
Die deutsche Ausgabe von Duette beinhaltet nicht nur einen Song des musikalischen Traumpaars, sondern es finden sich gleich vier eindrucksvolle Beweise dafür, dass Helene Fischer sich auf englischem Pop-Parkett ebenso begnadet bewegt, wie auf deutschem. Als besonderes Highlight trat bzw. tritt sie bei den Konzerten in Berlin, Stuttgart und Niedernhausen zusammen mit Michael Bolton live im Duett auf. Eine tolle CD, mit angenehmer und ansprechender Musik, hervorragenden Arrangements und Stimmen.

01) "Love Is Everything" mit den Rascal Flatts
02) "How Am I Supposed to Live Without You" Duett mit Helene Fischer
 
03) "Fields Of Gold" Duett mit Eva Cassidy
04) "Sajna" mit A.R. Rahman
05) "Pride (in the Name of Love)" mit Anne Akiko Meyers
06) "I’m Not Ready" Duett mit Delta Goodrem
07) "Somewhere Over The Rainbow" Duett mit Paula Fernandes
08) "When a Man Loves a Woman\It’s a Man’s, Man’s, Man’s World" Duett mit Seal
09) "The Prayer" Duett mit Helene Fischer
10) "You Are So Beautiful" mit Chris Botti
11) "Make You Feel My Love" Duett mit Helene Fischer
12) "Hallelujah" mit dem Michael Bolton Kinderchor
13) "Steel Bars" mit Orianthi
Bonus Track: "Vivo Per Lei" Duett mit Helene Fischer

Samstag, 14. April 2012

Colin Vallon (Jazz) gestern Abend in Neunkirchen/Saar



Der Konzertflügel als experimentelle Musikmaschine und multifunktionales Instrument


Durch Zufall - ich wollte diesem Freitag, dem 13., doch noch eine Herausforderung abgewinnen - machte ich mich auf den Weg zu Colin Vallon in die Stummsche Reithalle in Neunkirchen/Saar. Das Trio hatte sich glatt vor dem Konzert aufgelöst, der Bandleader allein auf der Bühne mit einem Konzertflügel. Wird das ein guter Abend?, dachte ich mir. Aber andererseits, Abende in der Stummschen Reithalle gehen nicht schief, da kann man sich verlassen, die Auswahl stimmt, der Anspruch, die Qualität der Darbietungen. Und es wurde eine mehr als positive Überraschung.

Colin Vallon setzte sich an sein Piano und hatte bereits mit seinem ersten Lied bzw. nach den ersten Klängen über den isländischen Vulkan Eyjafjallajökull, der im April 2010 ausbrach und dessen riesige Rauchfahne den Flugverkehr lahmlegte, die Zuhörer gefesselt, die andächtig seinen Klangexperimenten vom ersten Ton ab lauschten. Mit einer arbeitenden, brodelnden und dauernd in Bewegung befindlichen Eindringlichkeit breitet sich Rauch, Lava und Bedrohlichkeit des vulkanischen Geschehens aus. Colin Vallon ist nach den Schweizer Musikern Nik Bärtsch (N. Bärtsch's Ronin, LLYRIA bei ECM) und Stefan Rusconi der dritte Jazzer, der für außergewöhnliche Musik sorgt.
Wir haben es nicht mit bloßem immergleich klingendem Pianospiel zu tun, sondern mit einer fantastischen Ausbeute der Klangvielfalt eines Konzertflügels. Seine Technik verwendet sogenannte Klavierpräparationen. Colin greift in die Saiten, manipuliert mit auf die Saiten gelegten Gegenständen aus Holz, Metall, Kunststoff oder mit den Fingern den Klang der Töne, breitet einen experimentellen Teppich unter eine manchmal verlorene, manc
hmal dominante Melodie und verfremdet die Töne, sodass wir glauben, ein Keyboard, andere Originalinstrumente mit dabei zu haben. Typisch ist das insistierende brodelnde Intensiv-Eindringliche im Untergrund. Das Vallon-Klavierspiel ist interessanter und vielseitiger als so manch gefeiertes klimperndes Spiel von Pianogrößen wie Keith Jarrett und anderen. 
Der nächste Song hieß "Merhal", benannt nach seiner türkischen Großmutter, und erinnerte immer wieder, wie auch andere Stücke an diesem Abend an serielle Musik von John Cage. Insistierender Rhythmus im Bass als Percussionersatz, epische Melodien mit sanfter Steigerung und sequentiellen Auflösungen. Auch der dritte Titel aus dem alten Repertoire seiner Musikproduktionen, wobei dieser Titel "Rruga" (albanisch für "der Weg") noch kein hohes Alter hat, er entstammt einem ECM-Album mit gleichem Titel, das vor einigen Monaten erschien. Ein konzertantes, fast klassisches Stück mit tragischem Grundton. 
 
Es folgten zwei neue Kostproben seiner musikalischen Welt. "R2D2", hektische Steigerung mit abrupten Unterbrechungen, technischer Background im Klang mit einem Schlüsselbund oder ähnlichen zusammenhängenden Metallansammlung auf den Saiten, Wiederholungen, jazziges Ausufern. "Ballade" mit leichterem Spiel, Verfremdung durch Kugelketten auf den Saiten. "Le Tombeau" jazzig, lyrisch, auffällig ein fast maschineller Rhythmus im Klang, und ein mittelalterlich-folkloristisches Instrument nachempfunden, gemischt mit minimalistischen Elementen ...Die "Music for a while" von Henry Purcell aus dem 17. Jahrhundert als Trauermarsch stark modernisiert. Als ganz aktuelle Gabe kredenzte uns Colin Vallon sein "Rouge", vor einer Woche in Wien geschrieben, mit festem Anschlag und Percussion auf den Saiten. Das Stück "モンスター" (Kai Chu, jap. "Monster") mit einer kleinen Karimba (afrikanisches Daumenklavier) auf die Saiten gelegt und bespielt sowie Anklänge an Melodien aus Asien und den Anden. Monoton-seriell die Grund-, frei entfaltet die zweite Melodie. Ebenfalls ganz neu: "Immobile". Noch nie aufgeführt, weil einen Tag zuvor, am 12.04. erst geschrieben, mit steigernden Kaskaden, lyrischen Elementen und einem ebensolchen Ausklang, dennoch ein wenig schwächer als die anderen. Vielleicht noch etwas überarbeiten? Mit Titel Nr. 11 einem rhythmischen Galopp und einem verträumten letzten Lied Nr. 12 voller Harmonien, das an einen Marsch von Chopin erinnerte, verabschiedete sich der geniale Schweizer Experimentator von uns, dem wir noch viel Aufmerksamkeit schenken sollten.

Colin Vallon wurde am 17. November 1980 in Lausanne, Schweiz, geboren. Wohnhaft in Yverdon, besuchte er ab dem 11. Lebensjahr klassischen Musikunterricht. Mit 13 hörte er damit auf und entdeckte die Improvisation. Als Autodidakt fing er an, Blues zu spielen. Dann mit 14 Jahren Musikstunden beim Jazzpianisten Marc Ueter. Der Eintritt in die Swiss Jazz School erfolgte mit 18 Jahren. Mit 20 war er schon in der Schweiz und in anderen Ländern bekannt. Seine Lehrer sind Silvano Bazan, William Evans, Manuel Bärtsch und Bert Joris.
1999 gründete er das Colin Vallon Trio, das dieses Jahr (vorübergehend?) aufgelöst wurde mit Lorenz Beyeler und Raphaël Pedroli. 2004 erscheint die CD “Les Ombres“ auf dem CH-Label Unit Records. Seit dieser Zeit benützt er Klavierpräparationen und fängt an neue Techniken zu suchen, um seine Klangpalette zu erweitern. 2007 erscheint die CD “Ailleurs” auf dem Label HatHut Records. 2011 bei ECM "Rruga". Er gewann mehrere Auszeichnungen, so den 3. Preis der Montreux Jazz Piano Solo Competition 2002. Seit 2009 unterrichtet er an der Hochschule der Künste Bern. Auftritte weltweit. Er ist noch mit anderen Bandprojekten zu hören wie Elina Duni Quartett, Lisette Spinnler Siawaloma, Nicolas Masson Parallels, Contreband.

Künstlerwebsite:
http://www.colinvallon.com

Hörproben:

Skurriles von Walter Brusius, gelesen von Emmanuelle Rauch

Am Samstag, den 21.04.2012,
Beginn 19:30 Uhr,
mit
Emmanuelle Rauch
und
neuen skurrilen Geschichten
von Walter Brusius


Walter Brusius, gelesen von »Emmanu­elle Rauch«-Burgmül­ler

An diesem Abend bieten wir Ihnen neben viel Saß und Unterhaltung
der Jahreszeit entsprechend eine Auswahl an Spargel-Gerichten
(und auch ohne Spargel). :-)

Hohmanns Restaurant
Im Leiterich (Tenniscenter)
55585 Norheim Telefon 0671 25505
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage:

AKTUELLER HINWEIS: 
Ab morgen, 15.4.2012, Ausstellung im Maler-Zang-Haus, Birkenfeld, mit Vernissage ab 11 Uhr.
Walter Brusius im
Maler-Zang-Haus, Birkenfeld
Walter Brusius Vita und
Eventbeschreibung


Buchbesprechung: Herzgesunde Mittelmeerküche für Singles

 Neues Kochbuch der Deutschen Herzstiftung für Ein-Personen-Haushalte


Eine gesunde Ernährung ist ein wichtiger Lebensstilfaktor, der neben regelmäßiger Bewegung und Rauchverzicht zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderer chronischer Leiden wie Diabetes viel beitragen kann. Die Deutsche Herzstiftung hat den Tag der gesunden Ernährung am 7. März zum Anlass genommen, ihr neues Single-Kochbuch „Iss gut“ mit Mittelmeer-Rezepten speziell für Ein-Personen-Haushalte herauszugeben. „Der bundesweite Anteil der Single-Haushalte liegt bei fast 40 Prozent. Mit dem neuen Single-Kochbuch wollen wir nun gezielt diese Haushalte für die herzgesunde Mittelmeerküche begeistern“, sagt der Kardiologe Prof. Dr. med. Helmut Gohlke, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung. Singles kochen oftmals eher in geringeren Mengen oder verwenden gerne Zutaten, die sich auch für die Vorratshaltung im Gefrierfach eignen, ohne dass darunter Geschmack und Konsistenz leiden. Gemeinsam mit Küchendirektor Gerald Wüchner, Kooperationskoch der Deutschen Herzstiftung, hat die Patientenorganisation deshalb 35 Rezepte mit vielen Extra-Tipps zusammengestellt, die auf die Bedürfnisse von Single-Haushalten zugeschnitten sind.

„Wir propagieren die Mittelmeerküche in der Bevölkerung, weil sie vor Herzinfarkt und Schlaganfall und anderen chronischen Leiden wie etwa Diabetes schützt, aber keinesfalls Diät und Verzicht bedeutet, sondern Genuss einer Vielfalt an unterschiedlichen Lebensmitteln“, betont Prof. Gohlke. „Zugleich trägt die herzgesunde Küche dazu bei, bereits bestehende Erkrankungen wie z. B. koronare Herzkrankheit und Bluthochdruck günstig zu beeinflussen.“ Die Mittelmeerküche betont Gemüse, Salat, Obst, Vollkornprodukte, weniger Fleisch, dafür eher Fisch, sowie Oliven- oder Rapsöl anstelle von tierischen Fetten wie Butter oder Schmalz.

Wer regelmäßig an Rezepten aus der Mittelmeerküche interessiert ist, abonniert am besten den Newsletter der Herzstiftung unterwww.herzstiftung.de/newsletter
Foto: Jan Neuffer/Deutsche Herzstiftung

Das Single-Kochbuch „Iss gut! Rezepte aus der Mittelmeerküche für 1 Person – einfach, schnell, gesund!“ von Gerald Wüchner (60 S., zahlr. Abb. in Farbe, Hardcover), ist für € 9,90 (inkl. Mwst) zzgl. Versandkosten zu bestellen online unter www.herzstiftung.de/kochen-fuer-eine-person oder bei: Deutsche Herzstiftung e.V., Vogtstraße 50, 60322 Frankfurt a. M.

Freitag, 13. April 2012

Die knisternde Kurzgeschichte zum Wochenende: HEISSE NÄCHTE MIT DIR von Christiane Bienemann

Unzählige Abende ist sie froh, dass es dich gibt. Haut an Haut mit dir zu liegen tut ihr so gut! Wenn du sie mit deiner Hitze allmählich in Flammen setzt und sich dieses Kribbeln, dieses wohlig-warme Gefühl in ihrem Bauch ausbreitet. Von deiner Nähe kann sie einfach nicht genug bekommen, ganz eng schmiegt sie sich an dich. Du verwöhnst erst ihre Füße, arbeitest dich ganz langsam vor zu ihrem Rücken, ihrer Brust. Keine Stelle ihres Körpers, die dir nicht vertraut ist. Du weißt einfach, was sie braucht! 

Auch wenn es ihr mal schlecht geht, bist du immer für sie da. Du kommst zu ihr aufs Sofa und kuschelst dich mit ihr unter die Decke. Wenn du bei ihr bist, verfliegen ihre trüben Gedanken fast wie von selbst. Wie ein Sonnenstrahl an einem klaren Wintertag erwärmst du ihr fröstelndes Gemüt. Du hilfst ihr über die schwere Grippe hinweg und über die schlechte Nachricht am Telefon. Mit dir zusammen heult sie hemmungslos beim tragisch-schönen Ende eines Kitschfilms. Du bist nicht etwa peinlich berührt, sondern trägst es mit Fassung. 

Dein Äußeres ist ansprechend verführerisch. Früher bevorzugtest du Fleece-Shirts in allen Farben, aber diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Heute trägst du diesen grauen Rolli, den sie an dir so liebt. Mal sehen, ob sie ihn dir gleich nicht noch auszieht!

Sie liebt dich einfach "heiß" und innig, so wie du bist ...! 




(c) Christiane Bienemann, Kleve

Heute Abend



Sinéad O'Connor, Luxembourg, und Dracula - Das Musical, Trier, Colin Vallon Trio (Jazz), Neunkirchen/Saar           
siehe  
REGIONALE EVENTS

Buchbesprechung: Die Elefantenmacher . Wie Spitzenpolitiker in Stellung und Entscheidungen gekauft werden




Michael Mueller / Rudolf Lambrecht
Die Elefantenmacher
Wie Spitzenpolitiker in Stellung und Entscheidungen gekauft werden
Eichborn 2010
368 S., geb., 19,95 €



Eine Kriminalgeschichte der Parteienfinanzierung 

Wie unabhängig und rechtstreu sind unsere demokratischen Machthaber wirklich? Rudolf Lambrecht und Michael Mueller zeigen anhand zahlreicher Fälle, wie Politi­kerkarrieren gemacht und Entscheidungen auf höchster Ebene gekauft werden -bis in die jüngste Vergangenheit.
Wer sind die Mächtigen hinter den Mächtigen, Die Elefantenmacher? Wer sind die dunklen Hintermänner, die die politische Karriere von Kohl, Möllemann, Merkel, Schäuble, Westerwelle <& Co. mitfinanziert haben? Wie funktioniert das System, wer sind die jeweiligen Schwarzgeldgeber und Parteispender, die über Brief­kastenfirmen und geheime Konten die Politik der BRD von den Anfängen bis heute mitbestimmen?
Anhand zahlreicher Spitzenpolitiker und ihrer Elefantenmacher zeigen die Autoren den systematischen Zusammenhang, wie Wahlkämpfe bezahlt und politische Entscheidungen gekauft werden und dadurch der Rechtsstaat nachhaltig beschädigt wird. Der Bürger entscheidet immer nur darüber, was andere mithilfe von Geld und Einflussnahme schon vorbestimmt haben.
Kohl vor Gericht
Gestützt auf unveröffentlichte Akten und durch Aussagen von Informanten, die bislang nicht an die Öffentlichkeit gegangen sind, beschreiben die Autoren, wie politisches Handeln von Spitzenpolitikern aus schwarzen Kassen finanziert wurde und wird.
Sie enthüllen neue Fakten und bisher unbekannte Hintergründe zu den Korruptions- und Spendenskandalen um Strauß und Kohl und dessen Erben Schäuble und Merkel, klären auf über dunkle Deals um Lambsdorff sowie über geheime Absprachen von Möllemann mit der Schröder-Regierung und beschreiben erstmals das ganze Ausmaß des Schmiergeldsystems Thyssen.
Das erste Buch, das von den Anfängen der BRD zeigt, wie systematisch Spitzen­politiker aus dunklen Kanälen finanziert und in Stellung gebracht werden.


Die Autoren:
Rudolf Lambrecht, geboren 1941, seit 1999 freier Autor und TV-Reporter für die ARD. Zuvor hat er als Redakteur des STERN zahlreiche investigative Reportagen veröffentlicht u.a. über illegale Rüstungsgeschäfte, die Staatssicherheit der DDR und den Bundesnachrichtendienst. Mitautor der STERN-Serie über den Fall Barschel und des Buches Der Fall Barschel. Ein tödliches Doppelspiel (mit Michael Mueller und Leo Müller), Berlin 2007.
Michael Mueller, geboren 1965, arbeitet seit 1987 als freier Journalist für TV- und Printmedien und als Buchautor in Köln. Neben zahlreichen TV-Dokumentationen aus dem In- und Ausland sowie zu zeitgeschichtlichen Themen veröffentlichte er unter anderem die Bücher Die RAF-Stasi-Connection (mit Andreas Kanonenberg), Berlin 1992, Gegen Freund und Feind - Der BND (mit Peter F. Müller und Erich Schmidt-Eenboom), Reinbek 2002, Canaris. Hitlers Abwehrchef, Berlin 2006, und Der Fall Barschel. Ein tödliches Doppelspiel (mit Rudolf Lambrecht und Leo Müller), Berlin 2007.

Donnerstag, 12. April 2012

DER GEDANKENSPIELER (02). Ein Fortsetzungsroman von Marco Meissner

DER GEDANKENSPIELER (02)

Der Morgen fiel über die Nacht her wie ein hungriger Wolf über ein verirrtes Schaf. Nur schemenhaft nahm er den Verkehr um sich herum wahr. Zu sehr lag er in der Fülle seiner Gedanken. Zweifel huschten über die Leinwand seiner Wahrnehmung. Hatte er an alles gedacht? Würde auch wirklich alles gut gehen? Sollte er gerade jetzt fliegen, wo noch so viel zu klären war?

Die Bäume zogen an ihnen vorbei und bei jedem Auto, das sie überholten, vernahm Alexander ein leises Seufzen. 
Frau Bergel hatte das Gaspedal wieder für sich entdeckt. Auf keinen Fall wollte sie zulassen, dass ihr Sohn und seine Freunde zu spät den Flughafen erreichen würden. Doch Alexander hörte den Teufel schon lachen: „9000 Kilometer Flugstrecke und ihr sterbt auf den 50 Kilometern zum Flughafen!“
Die Verabschiedung gestaltete sich kurz.
„Tschüss. Auf Wiedersehen. Wir sehen uns in zwei Wochen.“
Tim hatte ein eher gestört-kumpelhaftes Verhältnis zu seiner Mutter. Wer genau hinsah konnte erkennen wie viel Zuneigung in all ihren Handlungen lag. Doch vor anderen und vor allen Dingen vor sich selbst, dem Ideal einer aufgeklärten Zeit entsprechend, gingen sie sehr kühl miteinander um. Die Zeit bis zum Abflug schien eine Unendlichkeit lang zu dauern. Und immer wieder zermatterte sich Alexander den Kopf mit der Frage ob er auch wirklich an alles gedacht hatte. Dies war kein Trip nach Amsterdam, Brüssel oder Mallorca. Die Vereinigten Staaten von Amerika erwarteten sie. Doch Alexander hatte nicht das Gefühl, dass sie dies mit offenen Armen tun würden. Er traute dem Braten nicht. Wie oft schon hatte er von Leuten gehört, die direkt bei der Einreise wieder nach Hause geschickt wurden. Wie oft schon hatte er von den besonders aufmerksamen Sicherheitsbeamten gehört, die keine Faxen duldeten und mit eiserner Hand regelten wer einreisen durfte und wer nicht.
Dies war das größte Abenteuer seines Lebens und er wollte nichts dem Zufall überlassen. Kurz nach der Sicherheitskontrolle meldete sich sein Handy. Sein eben noch sorgengefaltetes Gesicht entspannte sich in ein heiteres Grinsen. 
„Was ist denn mit dir los?“, wollte Lena wissen. Doch Alexander antwortete nur mit einem genussvollen Schulterzucken. Für einen kurzen Moment vielen die Sorgen von ihm ab wie Magnete von einer Kunststofftafel.
„WIR WERDEN IHN TESTEN. ICH WÜNSCHE DIR VIEL SPAß. PASS AUF DICH AUF UND MELD DICH, WENN DU WIEDER DA BIST. LG JENNY :-P.“
Einfache Worte. Doch sie legten sich wie Balsam auf seine ausgetrocknete Seele. Sie hatte an ihn gedacht. Sie hatte ihm geantwortet. Vor seinem geistigen Auge saß er mit ihr bei diesem Italiener. Unten an der Waterkant am Hamburger Fischmarkt. Der Mondschein spiegelte sich auf dem Wasser und untermalte das stetige auf und ab der Verladekräne am anderen Ufer mit sanftem Pinselstrich.
Der Aufruf zum Boarding holte ihn zurück in die Realität. Jetzt gab es kein zurück mehr. Die Klimaanlage schnitt eine kalte Kante in die Luft als er durch die Flugzeugtür trat. Noch ein schneller Griff in die Zeitungsauslage und dann tauchte er ein in ein Meer aus erwartungsfrohen Gesichtern.
Schnell fanden sie ihre Plätze. Alexander musste nicht lang überlegen als Lena ihn um den Fensterplatz bat. Er mochte das Fliegen nicht. Stundenlang stillsitzen war einfach nichts für ihn. Auch konnte er nicht verstehen warum Menschen alles dafür gaben um auf einen blauen Himmel und die darunter liegende Wolkendecke zu starren.
„Ich verstehe immer noch nicht warum du nicht mitkommst.“, brachte Lena verständnislos hervor. Alexander hatte sich diese Frage selbst schon sehr oft gestellt. Doch er konnte sich einfach nicht vorstellen eine Woche auf einer Farm im tiefsten Hinterland zu verbringen, während es um ihn herum so gewaltig viel zu entdecken gab.
„Du kennst mich.“, lautete seine knappe Antwort. Lena schaute ihn mitleidig an.
„Aber so ganz allein. Das wäre gar nichts für mich.“
Alexander konnte nicht genau bestimmen ob das „was“ für ihn war.
„Wenn du vom Leben etwas Gutes verlangst, dann musst du es dir selber nehmen.“, dachte er bei sich und schwor sich innerlich darauf ein, dass er niemanden brauchte um Spaß zu haben.

Alexander fühlte sich wie in einem Gemälde von Hieronymus Bosch. Der Flug war mehr als eine Qual. Er war die Hölle. Dreizehn Stunden Economy-Class. Schlimmer konnten sich Schweine auf einem Massenviehtransport auch nicht fühlen. Die netten Stewardessen taten alles um ihnen den Flug zu erleichtern. Doch was konnten Speisen und Getränke gegen schmerzende Glieder und die pure Langeweile ausrichten?
Der Flieger zog einen Bogen über Island und Grönland. Alexander träumte mit offenen Augen von in die Luft schnellenden Geysiren, von umhertanzenden Trollen und von den eisigen Weiten Grönlands.
Vor Aufregung hatte er die Nacht zuvor kein Auge zugetan und auch jetzt fand er keinen Schlaf. Wie aufgezogen starrte er stundenlang auf den vor ihm hängenden Monitor. Beobachtete Ewigkeiten das daher gleitende Flugzeug auf der GPS-Karte. Zählte Entfernungen ab und verzweifelte an der unfassbaren Größe der Welt.
Als das Flugzeug endlich seine Reisehöhe verließ klammerte sich Alexander in seinen Sitz. Es waren genau dreizehn Monate, die zwischen der Buchung und der Besteigung dieses Flugzeugs vergangen waren. Endlich hatten sie ihr Ziel erreicht. Eine Mischung aus Vorfreude und Panik durchströmte seinen Körper. Die US-amerikanische Westküste gab sich offen für Erlebnisse.

Doch zuerst mussten sie um Einlass bitten.

To be continued....

©Marco Meissner, Gladbeck
mmmarcomeissner@googlemail.com
Alle Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit realen Personen oder Handlungen sind rein zufällig und ganz und gar unbeabsichtigt.


Heute Abend


Michael Busch, Acoustic Fingerstyle Guitar           
siehe   
REGIONALE EVENTS

Ankes Fundstücke: Glück und Nähe


Szene aus RUSSENDISKO
Mach die Menschen,
die in deiner Nähe
sind, glücklich,
dann werden die, die
in der Ferne sind,
zu dir kommen.

Chinesisches  Sprichwort

Buchbesprechung: Von Mensch zu Mensch. Porträtkunst und Porträtkultur der Aufklärung


Von Mensch zu Mensch
Porträtkunst und Porträtkultur der Aufklärung
Hg. von Reimar F. Lacher,
mit Beiträgen von Helmut Börsch-Supan und Doris Schumacher
Schriften des Gleimhauses Halberstadt, Bd. 7
Göttingen 2010, 192 S., 153 überw. farbige Abb., geb.,
19,90 € (D), Wallstein

Katalog zur Ausstellung im Gleimhaus Halberstadt 2010

Erst mit der Aufklärung im 18. Jahrhundert avancierte die Portätmalerei zu einer anerkannten Kunst, die bis dahin wegen ihrer realitätsgetreuen Abbildungen verpönt war.
Der Dichter Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803), der auch ein passionierter Portätsammler war, hat im Laufe seines Lebens in seinem Wohnsitz in Halberstadt eine umfangreiche Bildersammlung zusammengetragen. Sie enthält Porträts von Freunden und Zeitgenossen, die in der deutschen Literaturszene der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Rang und Namen hatten, gemalt von bekannten Künstlern wie Anton Graff und anderen.
Der vorliegende Katalog dokumentiert die Ausstellung. Es wird dabei deutlich, dass die Innerlichkeit im Zentrum der Darstellung steht, dass die Porträtierten nicht autoritär, son­dern sympathisch wirken wollten.
Neben Abbildungen der ausgestellten Exponate und einem Personenregister enthält der Katalog erläuternde Beiträge, die die Porträtkunst und Porträtkultur im 18. Jarhundert aus verschiedenen Perspektiven in den Blick nehmen.


Der Autor
Reimar F. Lacher studierte Sprachwissenschaft und Kunstgeschichte in Tübingen und Ber­lin. Tätigkeit für Museen und Verlage in Berlin. Seit 2007 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Gleimhaus Halberstadt. Arbeitsgebiete: Deutsche Kunst des 18. und 19. Jahrhunderts. Veröffentlichungen u.a. zu Friedrich Georg Weitsch (1758-1828).

Mittwoch, 11. April 2012

Norddeutscher Vulkanausbruch - Ina Müller-Konzert, besucht von Annette Kallweit

Im letzten Jahr wurde ich ein paar Wochen vor meinem Geburtstag mit der spannenden Frage konfrontiert, ob ich mir vorstellen könnte, ein Ina-Müller-Konzert zu besuchen, und ob ich mir darüber hinaus gefallen lassen würde, mir dieses Ticket schenken zu lassen. 
Da fackelt Frau doch nicht lang! Ina Müller war mir bisher nur durch die Sendung „Inas Nacht“ geläufig, die ich aber auch nicht regelmäßig verfolge. Und ab und zu habe ich mir ein Video angeschaut, wenn mir ein Duett, wie zum Beispiel das mit Jan Josef Liefers, besonders gut gefiel. Bei Ina Müller ist es wohl so wie bei vielen Künstlern, die Kabarett machen: Man mag sie oder man mag sie eben nicht. Schwarz oder Weiß. Ganz oder gar nicht. Es gibt keine Grauzonen dazwischen. Sie ist laut, sie ist rotzfrech, sie schleudert ihre Gedankengänge mit einem Karacho ins Volk, dass man spürt, wie das absolut authentisch und ungefiltert aus ihr raussprudelt. 
Und ich mag das! Insbesondere das Rotzfreche.
Und ihre wirklich schöne Stimme, die zwischen laut und leise daherkommt, und die wirklich guten Texte, die einen oft in den tiefsten Tiefen der eigenen Seele treffen, die mag ich auch!
Einen Tag, bevor das Konzert dann endlich losgehen sollte, überfielen mich doch ein paar leise Zweifel. Ich hatte zugegebenermaßen noch nie eine CD komplett durchgehört. Außerdem zog sich mein Januar-Blues in diesem Jahr bis in den Februar und mir war bei der Affenkälte eher nach „Decke über den Kopf“ als nach einem Konzertbesuch zumute. Doch wenn ich der Decke über dem Kopf den Vorzug gegeben hätte, wäre mir tatsächlich ein norddeutscher Vulkanausbruch in Düsseldorf-Oberbilk entgangen und ich hätte das schwer bereut.

Ich finde Künstler so angenehm, die ihr Publikum nicht lange warten lassen und ohne Vorband auskommen. Kurz nach 20 Uhr legte die Band los und Ina Müller kam auf ihren High Heels eine unprotzige Showtreppe herunter gewackelt. Warum die Mädels auf der Bühne immer diese fürchterlichen Schuhe tragen müssen, die ihnen schon mit dem Satz „Die sind nur zum Sitzen“ verkauft wurden, das wird mir wohl für immer ein Rätsel bleiben.
Ina Müller fetzte los. Und brachte überwiegend Songs von ihrer neuen CD „Das wäre dein Lied gewesen“, die ich vorher nicht kannte, die ich mir aber jetzt schleunigst zulegen werde, denn fast jedes Lied hat mich irgendwie angesprochen und teilweise auch das Tränenventil geöffnet. Zwischen den Liedern erfolgte jedes Mal ein kleiner bis größerer Ausflug in die Welt des Kabaretts. Wenn Frau Müller über die Vorzüge eines Mittzwanzigers parliert, dann nimmt man ihr ab, dass ihr die Jungs reihenweise zu Füßen liegen. Sie kokettiert zwar gerne mit ihrem Alter, aber sie kommt mit einer jugendlichen Frische und einer Energie bei ihrem Publikum an, dass man sich als fast Gleichaltrige fühlt, als wäre man ihre Oma. 
Die Zugabe kredenzt Frau Müller ihrem Publikum in weißem Bademantel nach bester Udo-Jürgens-Manier und vor allem: barfuß! Und wenn man meint, dass nach zweistündiger Dauerpower nicht mehr viel gehen kann, dann hat man sich getäuscht! Sie rennt über die Bühne, sie hüpft auf das Klavier, sie geht über Tische und Bänke und übergießt ihr Publikum mit ihrer Ina-Lava. 
Diese Frau ist Energie pur!
Und außerdem eine hervorragende Sängerin, Kabarettistin und Entertainerin.

Und ich? Ich bin jetzt tatsächlich Ina-Müller-Fan und würde es jederzeit wieder tun: ein Konzert dieser Frau in vollen Zügen genießen!

© Annette Kallweit, Düsseldorf


Buchbesprechung: Kein Fall in Disentis?


Duri Rungger
Kein Fall in Disentis?
orte-Krimi, 200 Seiten, broschiert,
orte-Verlag, Oberegg AI/Zürich,
CHF 26.00 / EUR 15.00. ISBN 978-3-85830-161-1


Disentis im Jahr 1955: Eine Gemeinde gerät in Unruhe, als der Erbe der Dorfsägerei erschlagen wird - ein atmosphärisch dichter Dorf-Krimi!
Es geht hoch zu und her an jenem Winterabend im Jahr 1955 in der „Krone" von Disentis - und am anderen Morgen liegt der Erbe der Dorfsägerei erschlagen unter einem Wegkreuz. Der Dorfpolizist, Roc Caminada, verfolgt vorsichtig, doch unbeirrbar die spärlichen Spuren und die Gerüchte, die in der Dorfgemeinschaft umlaufen. In Dr. Zinsli von der Kriminalpolizei in Chur findet er dabei Unterstützung, und nach und nach sogar einen wirklichen Freund. Dies ist umso wichtiger, als die Ermittlungen das unheimliche Geschehen dem Polizisten persönlich immer näher rücken - und dann gibt es auf einmal weitere Opfer in seiner engsten Umgebung ... In diesem atmosphärisch dichten Dorfkrimi, der auch die eindrückliche Bergwelt Graubündens lebendig werden lässt, entfaltet der Autor in subtiler Weise das Geflecht aus Abhängigkeiten und kleinen Lügen, in das die Menschen verstrickt sind. Doch immer bleiben seine Beobachtungen liebevoll, feinfühlig und getragen von einem feinen Sinn für Humor.


Duri Rungger, 1941 geboren, hat bis zur Matura die Schulen in Chur besucht. Später studierte er Biologie an der Universität Zürich, betrieb Forschung an der Stazione zoologica von Neapel und war danach viele Jahre in Genf als Professor für Biologie tätig. Dazu kamen Forschungsaufenthalte in Deutschland und den USA sowie wissenschaftliche Reisen nach Afrika. Seit seiner Pensionierung lebt er in Aarau. „Kein Fall in Disentis?", in dem er die Leserinnen und Leser in die Welt seiner Kindheit zurückführt, ist sein erster Roman.



Dienstag, 10. April 2012

(3) Und wenn sie nicht... Mehr Wahrheiten aus Erdals Reich! Ein Comedy-Märchen von Siglinde Goertz

Missmutig stapfte Rotkäppchen durch den Wald. Der blöde Korb war so schwer, dass sie sich nachher wahrscheinlich die Schuhe zubinden konnte, ohne sich zu bücken! Mann, war das ein Scheißtag heute. Mama schickte sie mal wieder zur Oma, der ollen Schnapsnase, um ihr Kuchen und Wein zu bringen. Früher hatte ja der Eiserne Heinrich sie gefahren, aber seit Onkel Erdal mit Tante und Cousinen den Sittich gemacht hatte, durfte sie den ganzen Weg latschen. Ätzend!

Überhaupt war hier nix mehr los, seit der schwule Drosselbart regierte. Alles wanderte ab. Sogar der Teufel mit den drei goldenen Haaren hatte sich vom Acker gemacht. Ohne seine drei goldenen Haare. Die hatte seine Großmutter ihm rausgerupft. Jetzt lebte er als Glatzkopf im Menschenreich und machte Werbung für ein Putzmittel.

Ansonsten gab es ziemlich Ärger, weil so eine seltsame Frau im Internet Insiderinformationen über das Märchenreich veröffentlichte. Fragt sich nur, wo die Dame das alles aufgeschnappt hatte. Oh Mann, die hatten hier ganz schön Staub aufgewirbelt. König Drosselbart überlegte tatsächlich, ob er rechtliche Schritte einleiten sollte.

Rotkäppchen kicherte. Die sollten sich mal alle nicht so anstellen. Als wenn das nicht vorher schon jeder gewusst hätte! Dass Schneewittchen säuft war allgemein bekannt. Man musste sie ja nur mal anschauen. Wenn sie heute fragte: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ dann lautete die Antwort: "Geh mal zur Seite, du olle Schreckschraube - ich seh ja nix!"

Und dass die Eifersucht ihres Mannes nicht unbegründet war, war auch eine Tatsache. Schließlich hatte Rotkäppchen oft genug beobachtet, wie sich die Zwerge heimlich in Schneewittchens Kemenate schlichen. Der Brüller war ja, dass die olle Schabracke sich jetzt von Rapunzel Haare anschweißen ließ, damit die Zwerge daran hochklettern konnten. Ihre eigenen Flusen würden das wahrscheinlich nicht aushalten.

Puh, war das heiß heute. Rotkäppchen klebte die Zunge am Gaumen. Ob sie mal einen Schluck von dem Wein.... nee, lieber nicht. Mutter kaufte immer die billigste Plörre für Oma. Musste sie halt aushalten, bis sie beim Wasser des Lebens angekommen war. Angeblich sollte man davon unsterblich werden. Also bitte!!!!!! Wer wollte hier schon ewig leben? Sie nicht, auf gar keinen Fall! Vor ein paar Tagen hatte sie mit diesen sechs komischen Typen gesprochen, die schon durch die ganze Welt gekommen waren. Sobald die wieder losziehen würden, wäre Rotkäppchen mit dabei, das hatte sie sich fest vorgenommen.

Endlich tauchte die windschiefe Hütte der Großmutter auf. Wie kann man hier nur leben, fragte Rotkäppchen sich immer wieder. Obwohl.. verglichen mit dem ollen Pott, in dem Oma früher gehaust hatte, war das hier ein Palast. In dem Pott wohnte heute der Opa allein, nachdem er sich hatte scheiden lassen. Rotkäppchen konnte es ihm nicht verdenken. Wenn Oma früher auch schon so unzufrieden gewesen war und dauernd rumgekeift hatte.. wer würde da nicht die Flucht ergreifen?

Dabei war Opa ein ganz Lieber! Bevor er in Rente gegangen war, hatte er als Fischer gearbeitet. Sogar selbständig! Zwar nur ein kleiner Betrieb – mehr so eine Art Ich-AG, aber besser als nix! Eines Tages hatte er den Fang seines Lebens gemacht: einen Butt! An sich ja nichts Besonderes, aber dieser konnte sprechen. Opa hatte nicht schlecht gestaunt, als das Viech ihn anquatschte. Der völlig verstörte Meeresbewohner hatte Opa Gott und die Welt versprochen, wenn er ihn wieder ins Wasser zurückschmeißen würde. Und Opa war nun mal ein gutmütiger Mensch. Erst Recht, wenn es sich für ihn lohnte!

Wäre ja auch alles gut gegangen. Aber Oma konnte den Hals natürlich nicht voll kriegen. Okay, dass sie erst ein Haus, dann ein Schloss und zum Schluss den Palazzo Protzo wollte, das konnte Rotkäppchen ja noch nachvollziehen. Aber danach drehte die Alte ganz ab. Papst wollte sie werden.

Die hatte doch einen an der Klatsche! Was ist daran erstrebenswert, Papst zu sein? Fremde Flughäfen zu knutschen und keinen Sex haben dürfen. Na, Klasse!!! Aber den Vogel hatte sie abgeschossen, als sie dann auch noch Gott werden wollte. Das hat ER sich natürlich nicht gefallen lassen – und schwupp, saßen sie wieder in ihrem alten Pott. Da hatte Opa endgültig die Faxen dicke und warf sie achtkantig raus. Onkel Erdal hatte ihr dann diese Hütte gemietet. Im Schloss wollte er sie auch nicht haben, verständlicherweise.

Rotkäppchen stieg die wackeligen Stufen zur Haustür hinauf, klopfte einmal kräftig an und stieß die Tür auf. „Tach, Omma“ rief sie fröhlich und betrat schwungvoll das Haus. Nanu? Keiner da? Das Wohnzimmer war leer. Sie ging in die Küche und stellte erst mal den Korb ab. „OOOOOMMAAAAAAAAA!“ Keine Antwort. Auf einmal hörte sie merkwürdige Geräusche aus dem Schlafzimmer. Ein seltsames Kratzen und Schaben und zwischendrin etwas, was sich anhörte wie ein Kichern. Auf Zehenspitzen schlich sie zur Schlafzimmertür und legte das Ohr daran..

Plötzlich gab die Tür nach.. von dem Schwung mitgerissen stolperte Rotkäppchen ins Zimmer und sah........



© Siglinde Goertz, Uedem

Buchbesprechung: Doppelleben - Heinrich und Gottliebe von Lehndorff im Widerstand gegen Hitler und von Ribbentrop


Antje Vollmer
Doppelleben

Heinrich und Gottliebe von Lehndorff
im Widerstand gegen Hitler und von Ribbentrop


Mit einer Erinnerung von Hanna Schygulla an
Gottliebe von Lehndorff und einem
kunstgeschichtlichen Essay von Kilian Heck 

416 Seiten. Mit ca. 50 Abbildungen und unveröffentlichten
Fotografien und Originaldokumenten 

Band 309 Die Andere Bibliothek im Eichborn Verlag € 34,- (D)

Die bewegende Doppelbiographie eines jungen Paares, das den Widerstand gegen Hitler wagte.
Das Interesse an den wenigen Deutschen, die den Widerstand gegen Hitler riskierten und nach einer Vielzahl von Versuchen am 20. Juli scheiterten, war in Deutschland nie populär. Zu den fast vergessenen Mitgliedern der militärischen Fronde gegen Hitler gehört auch Heinrich Graf Lehndorff, der schon 1939/40 zum Kreis um Henning von Tresckow und Claus Schenk Graf von Stauffenberg stieß - und am 4. September 1944, als 35-Jähriger und nach zwei dramatischen Fluchtversuchen, in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde. Zusammen mit seiner Frau Gottliebe lebte Heinrich von Lehndorff auf dem ostpreußischen Familienwohnsitz Schloß Steinort - wenige Kilometer entfernt von Hitlers Führerbunker„Wolfschanze"- ein spektakuläres und zerreißendes Doppelleben: Ein ganzer Flügel war für den Außenminister des NS-Reiches, Joachim von Ribbentrop und seine Entourage, beschlagnahmt.

In ihrer Doppelbiographie vergegenwärtigt Antje Vollmer die Familiengeschichten zweier junger Adeliger aus einem heute fernen Ostpreußen, die um der menschlichen Würde willen ihr Leben und das ihrer Töchter und Angehörigen einsetzten.
Antje Vollmer hat ein beinahe unbekanntes Kapitel der Verschwörungsgeschichte gegen Hitler neu erschließen und die privaten und politischen Facetten einer tragischen Geschichte des Scheiterns zusammensetzen können: anhand unveröffentlichter Erinnerungen von Gottliebe von Lehndorff, Abschriften von Tonbandgesprächen, ihrer und Heinrich von Lehndorffs Briefen - darunter dessen erschütternde, umfassend abgedruckte Abschiedsblätter - und schließlich anhand unbekannten Photomaterials. Eingebettet in die militärhistorischen Geschehnisse in Deutschland und Europa vor allem seit Kriegsbeginn 1939, rekonstruiert Antje Vollmer die dramatischen Tage und Stunden rund um den 20. Juli 1944.
Darüber hinaus hat Kilian Heck eine kunsthistorische Verortung des masurischen Familienschlosses verfasst.
Und: Hanna Schygulla, eine der großen deutschen Schauspielerinnen und Freundin in den späten Jahren von Gottliebe von Lehndorff, hat das Porträt einer intensiven dreizehnjährigen Nähe zugefügt. Spiegelbestseller 2010.

Antje Vollmer ist promovierte Theologin und war langjährige Bundestagsabgeordnete für „Bündnis 90/Die Grünen". Von 1994 bis 2005 amtierte sie als Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. Sie ist Autorin u.a. von „Eingewandert ins eigene Land", München 2006.


Montag, 9. April 2012

Ostermeditation von Harma-Regina Rieth: Feenfeder



(c) Harma-Regina Rieth

Feenfeder 


Eine Feenfeder fiel aus den Wolken
Sanft auf meine Hand zu mir hernieder
Und leise erklangen friedliche Kinderlieder


Eine Fee hatte sie wohl gerade verloren
Und es war ein neuer Traum heute mir geboren
Die Feder war so weiß, weich und schön
Wie gern würde ich die Fee doch sehn


Doch ganz tief im Traum da spürte ich
Der schöne Traum, der war für dich
Schöne Feenfeder, sie fiel für dich vom Himmel nieder
Und leise erklangen erneut friedliche Kinderlieder


Und plötzlich war es selbst dem alten Wald sonnenklar
Dass die Feder von einem Engelsflügel war
Schöne Feder fiel für uns vom Himmel nieder
Damit wir zusammen singen diese friedlichen Lieder


(c) Harma-Regina Rieth

VERLOSUNG

Wollen Sie mitdenken, mitkommentieren, mitgestalten? Melden Sie sich an beim Blog von "IG Bürger denken mit" und gewinnen Sie bis 9. April 2012 (letzter Beitrittstermin) 1 Ex. OLAF SCHUBERT LIVE! Meine Kämpfe. Die Verlosung findet unter den ersten 25 neuen Mitgliedern statt.

Buchbesprechung: Der Infant von Parma

Elisabeth Badinter
Der Infant von Parma
oder Die Ohnmacht der Erziehung  
Aus dem Französischen von Thomas Schultz
2010. 144 Seiten mit 7 Abbildungen
Gebunden € 17,95[D]

Der junge Prinz Ferdinand von Parma, Enkel des französischen und des spanischen Königs, wird Mitte des 18. Jahrhunderts von seinen Eltern zum Gegenstand eines einzigartigen pädagogischen Experiments gemacht. Sie wollen einen aufgeklärten Herrscher aus ihm machen und holen dafür die besten Lehrer aus Frankreich. Das Experiment soll den Glauben der Zeit an die Macht der Erziehung bestätigen. Das gebildete Europa schaut gespannt nach Parma. Doch die Hoffnungen der Zeit, die das Kind auf seinen schwachen Schultern trägt, werden bitter enttäuscht. Denn schon früh entwickelt sich der Zögling der Aufklärung zu einem Sohn der Finsternis. Hatte der Vater Ferdinands noch die Jesuiten aus seinem Herzogtum vertrieben und die Kirchengüter konfisziert, so neigt Ferdinand bereits als Kind zu Frömmelei und Aberglauben. Als Herrscher von Parma führt er die Inquisition wieder ein, stärkt die Macht der Kirche und holt die Jesuiten zurück ins Land. Elisabeth Badinter, die große Erforscherin der europäischen Aufklärung, erzählt die Geschichte Ferdinands die Geschichte einer ehrgeizigen Erziehung, die das Herz ihres Zöglings nicht zu erreichen vermag.

Elisabeth Badinter, 1944 geboren, lehrt als Professorin für Philosophie an der Pariser Ecole Polytechnique. Zu ihren Arbeitsgebieten gehören die Epoche der Aufklärung und die Geschichte der Frauen. 2004 wurde ihr von der Universität Liege der Ehrendoktor verliehen. Ihre Bücher "Die Mutterliebe. Geschichte eines Gefühls" und "Ich bin Du. Auf dem Weg in die androgyne Gesellschaft" waren auch in Deutschland Bestseller.