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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Montag, 27. März 2017

Nationaltheater Mannheim: Premieren im April

Am Mittwoch, 5. April um 20 Uhr im Studio Werkhaus sowie am Freitag, 7. April um 19.30 Uhr im Schauspielhaus

UND JETZT: DIE WELT! Oder: Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen     
Sibylle Berg zeichnet mit UND JETZT: DIE WELT! ... ein unterhaltsam-komisches und zugleich illusionsloses Porträt der so genannten Generation Y. 2014 wurde es in der Fachzeitschrift Theater heute zum »Stück des Jahres 2014« gewählt. Die Ich-Erzählerin, mit ein paar Kilos zuviel und nicht den richtigen Markenklamotten ausgestattet, zog als Jugendliche mit einer Mädchengang durch die Nachbarschaft und ließ ihre Frustration an den Männern aus. Jetzt, mit Mitte 20, suchen ihre Freundinnen im Mainstream nach Anerkennung und einem Platz in der Gesellschaft. Und die Welt da draußen stellt Forderungen, denen man unmöglich genügen kann …
Nach verschiedenen Tonstudio-Projekten gibt Jennifer Regnet ihr Regiedebüt am Nationaltheater, die Ausstattung gestaltet Jamil Sumiri.
Die Premiere findet am Mittwoch, 5. April um 20 Uhr im Studio Werkhaus statt.

Weitere Vorstellungen sind am 6. und 14. April.
Mit Hannah Müller, Barış Tangobay und Carmen Witt

Wie es euch gefällt
Verbannt vom Hof und auf der Flucht vor dem Usurpator Herzog Frederick sucht eine Schar Edelleute Asyl im Wald von Arden, der sich auf den ersten Blick als utopischer Ort der Freiheit entpuppt. Susanne Lietzow beleuchtet in ihrer Inszenierung von Shakespeares Komödie Wie es euch gefällt die Ängste von Machtmenschen vor Machtverlust und ihre Opfer und kreiert einen Zauberwald, in dem sich die Figuren auch mittels vertonter Sonette ihrer Gefühle bewusst werden. Für die Musik ist Gilbert Handler verantwortlich, die Bühne gestaltet Aurel Lenfert, die Kostüme Marie Luise Lichtenthal. Premiere ist am Freitag, 7. April um 19.30 Uhr im Schauspielhaus.

Susanne Lietzow arbeitet als Regisseurin unter anderem in Linz, Wien, Hannover und Dresden. Für ihre Inszenierung Höllenangst am Theater Phönix in Linz erhielt sie 2014 den österreichischen Nestroy-Theaterpreis. Nach Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben ist Wie es euch gefällt ihre zweite Inszenierung am Nationaltheater.

Weitere Termine sind der 15., 22. und 27. April.
Mit Jacques Malan, Katharina Hauter, Anne-Marie Lux, Michael Fuchs, Stefan Reck, Sven Prietz, Julius Forster, Boris Koneczny, Reinhard Mahlberg, Matthias Thömmes, Sabine Fürst, Almut Henkel, Gunter Möckel (Gast) und Matthias Ruck/Carsten Zipfer (Gäste)

Sonntag, 26. März 2017

Bezirksverband Pfalz lobt drei Pfalzpreise aus


Bewerbungen für Zukunftspreis, Kunsthandwerk und pfälzische Geschichte möglich

Der Bezirksverband Pfalz schreibt in diesem Jahr drei Pfalzpreise aus, und zwar den Zukunftspreis Pfalz, den Pfalzpreis für pfälzische Geschichte und Volkskunde sowie den Pfalzpreis für Kunsthandwerk, die als Hauptpreis (10.000 Euro) und Nachwuchspreis (2.500 Euro) vergeben werden. Darüber hinaus kann der Regionalverband Lebenswerkpreise verleihen. Um die Pfalz- und Nachwuchspreise kann man sich selbst bewerben oder vorgeschlagen werden; dabei sollte ein sachlicher oder persönlicher Bezug zur Pfalz bestehen. Über die Vergabe der Preise entscheidet jeweils eine Jury. Sie kann pro Preis bis zu fünf Nominierte benennen; diese erhalten einen Anerkennungspreis von 500 beziehungsweise 200 Euro. Weitere Informationen, darunter die Richtlinien zu den Pfalzpreisen sowie Anmeldeformulare, finden sich im Internet unter www.pfalzpreise.de. Bewerbungsschluss ist bei dem Zukunftspreis Pfalz und dem Pfalzpreis für pfälzische Geschichte und Volkskunde der 31. Mai. Beim Pfalzpreis für Kunsthandwerk läuft die Bewerbungsfrist am 30.Juni ab.

Mit dem Zukunftspreis Pfalz will der Bezirksverband Pfalz herausragende innovative Ideen, Produkte, Vorhaben und Leistungen, die die Zukunftsfähigkeit und die nachhaltige Entwicklung der Region stärken, fördern. Ausgezeichnet werden Projekte aus den Bereichen der Umwelt, Natur-, Geistes- beziehungsweise Gesellschaftswissenschaft, Technologie oder Wirtschaft. Für die Auswahl der Preisträger sind unter anderem der Kreativitätsgrad, die Neuartigkeit, die Realisierbarkeit sowie das Marktpotenzial des Projekts maßgebend. Die Errungenschaften oder Leistungen sollen ein Alleinstellungsmerkmal aufweisen und echte Verbesserungen beziehungsweise einen Fortschritt gegenüber derzeitigen Prozessen mit sich bringen. Darüber hinaus sollen die Vorhaben einen Nutzen für die Gesellschaft, beispielsweise durch Optimierung des Ressourcen-Einsatzes oder durch Steigerung der Lebensqualität, mit sich bringen und ökologische, ökonomische und soziale Aspekte miteinander in Einklang bringen. Die eingereichten Arbeiten müssen innerhalb der letzten drei Jahre in eigenschöpferischer Leistung entstanden sein. Bewerbungen und Vorschläge sind zu richten an den Bezirksverband Pfalz, Julia Wanner, Postfach 2860, 67616 Kaiserslautern, Telefon 0631 3647-171, j.wanner@bv-pfalz.de.

Zur Förderung und Anerkennung der Erforschung, Dokumentation sowie Darstellung der pfälzischen Heimat, ihrer Wurzeln, Traditionen, Besonderheiten und gesellschaftlichen Zusammenhänge verleiht der Bezirksverband Pfalz den Pfalzpreis für pfälzische Geschichte und Volkskunde. Es können Arbeiten aus den Bereichen Volkskunde, Archäologie, Denkmalpflege und Kunstgeschichte (auch Bauforschung), Geographie sowie aus allen Bereichen der Geschichtswissenschaften eingereicht werden, soweit sie ihren Forschungsgegenstand überwiegend im pfälzischen Raum haben. Ausgezeichnet werden fachwissenschaftlich ausgebildete Verfasser oder solche, die einen wissenschaftlich adäquaten und seriösen Umgang mit dem gewählten Thema erkennen lassen, für ein in sich geschlossenes Einzelwerk von historischer oder volkskundlicher Relevanz. Bewerbungen und Vorschläge sind zu richten an das Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Adelheid Lelle, Benzinoring 6, 67657 Kaiserslautern, Telefon 0631 3647-303, a.lelle@institut.bv-pfalz.de.

Für den Pfalzpreis Kunsthandwerk sind Arbeiten aus allen Bereichen des Handwerks zugelassen. Bewerber und Vorgeschlagene für den Hauptpreis müssen eine handwerkliche Befähigung, etwa Gesellenprüfung oder gleichwertige Qualifikation, erworben haben. Für den Nachwuchspreis kann sich auch bewerben, wer derzeit noch eine Ausbildung in einem formgestaltenden Handwerk absolviert. Die Wettbewerbsteilnehmer dürfen maximal sieben selbst entworfene und ausgeführte Arbeiten, die seit 2014 entstanden sind, abgeben. Alle Arbeiten sind zunächst in Form von Fotos zusammen mit den ausgefüllten Bewerbungsunterlagen einzureichen. Eine Auswahl der Objekte ist im Theodor-Zink-Museum/Wadgasserhof in Kaiserslautern vom 27. Oktober bis 23. November zu sehen. Ansprechpartner für Fragen und Bewerbungen ist die Handwerkskammer der Pfalz, Günter Schifferer, Am Altenhof 15, 67655 Kaiserslautern, Telefon 0631 3677-113, gschifferer@hwk-pfalz.de.

Der Bezirksverband Pfalz vergibt die Pfalzpreise im Rahmen einer öffentlichen Pfalzpreis-Gala am Sonntag, 12. November, um 18 Uhr im Pfalztheater Kaiserslautern. Bis zu diesem Zeitpunkt bleiben die Preisträger geheim, die neben dem Preisgeld auch eine Trophäe und eine Urkunde erhalten.

Freitag, 24. März 2017

Fantasien zur Nacht (Video): Die Welt steht Kopf



Najla Shami - Camiño Branco (Official Video)

HKW Berlin: Die Jetztzeit der (Zombies und) Monster: Ist der Nationalismus unumgänglich?


Zur Eröffnung reflektierte Lawrence Liangs heutige Nationalismen und das panasiatische Ideal Jawaharlal Nehrus. Cemil Aydin untersucht kosmopolitische Imperien und pluralistische Visionen. In Kudzanai Chiurais Performance The State of Nation spricht die Premierministerin eines fiktiven Staates am Tag der Unabhängigkeit zu ihrer Nation. Den Begriff „Zivilisation“ und welche rassistischen Hierarchien damit verknüpft sind, diskutieren Brigitta Kuster, David Scott, Christian Nyampeta und Antony T. Anghie.

Lawrence Liang
„Another Asia“. Möglichkeiten der Zukunft einer gescheiterten Idee
Im März 1947 organisierte Jawaharlal Nehru, Chef der Übergangsregierung Indiens, eine Konferenz in Neu Delhi. Die Asian Relations Conference setzte sich zum Ziel, Asien im Kontext der Entkolonialisierung konzeptionell neu zu entwickeln und bestimmte Fragen zu klären – wie beispielsweise die der Staatsbürgerschaft und der Migration (im Kolonialismus konnten sich die Menschen innerhalb Asiens relativ frei bewegen). Aus heutiger Perspektive erscheint die Konferenz als Höhepunkt einer damals noch denkbaren panasiatischen Idee, obwohl sie gleichzeitig deren Untergang einläutete. In seiner Präsentation geht der Rechtswissenschaftler und Autor Lawrence Liang der Frage nach, wie diese Geschichte des Scheiterns dazu genutzt werden kann, den Nationalismus in Asien neu zu denken.
Kudzanai Chiurai
The State of the Nation

In der Performance des Künstlers Kudzanai Chiurai, performt von Zaki Ibrahim, richtet sich die erste Premierministerin eines afrikanischen Staates am Tage der Unabhängigkeit an ihre Nation. In ihrer Rede thematisiert sie die verschaltete Vergangenheit und Gegenwart des (Post-)Kolonialismus auf dem afrikanischen Kontinent, die von der Erfahrung extremer Gewalt geprägt sind. Zugleich markiert die Ansprache aber einen Moment der Hoffnung, in dem es möglich scheint, emanzipatorische Zukünfte in der Zeit nach der Unabhängigkeit zu verwirklichen. Nach der Performance wird per Konferenzschaltung ein Gespräch zwischen Rana Dasgupta und dem Künstler stattfinden.
Cemil Aydin
Verlorene Zukünfte kosmopolitischer Imperien. Kann die Geschichte des 20. Jahrhunderts von nationalistischen Narrativen befreit werden?

Im Nachklang des Ersten Weltkrieges wurde das von Woodrow Wilson entwickelte Ideal homogener Nationalstaaten zum Allheilmittel ernannt: Es sollte die Wunden heilen, die durch multiethnische und religiös plurale Imperien entstanden waren. Diese scheinbare Wunderpille entpuppte sich jedoch als tödliches Gift, das Millionen Menschenleben zerstörte, weil es dazu genutzt wurde, ethnische Säuberungen und sogar Völkermord zu rechtfertigen. Die zeitgenössische internationale Ordnung scheint trotz alledem darauf abzuzielen, genau dieses Ideal zum Naturzustand zu erklären und damit auf ein historisches Narrativ zu setzen, das den Nationalismus als unumgänglich darstellt. Angesichts dieses Dilemmas wirft der Historiker Cemil Aydin einen Blick auf die kosmopolitischen Imperien der Vergangenheit und greift die mit ihnen verloren gegangenen, pluralistischen politischen Visionen wieder auf.


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Die Entwicklung des internationalen Rechts und des internationalen Systems von Nationalstaaten baut auf der Idee der „Zivilisation“ auf. Die Teilnehmer*innen gehen diesem Erbe und den damit verknüpften rassistischen Hierarchien des Kolonialismus nach, die sich bis heute in das globale, nationalstaatliche Regelwerk eingeschrieben haben. Anhand einer Reihe von Dokumenten unterziehen sie gerade jene historischen Momente einer Re-Lektüre, an deren Beispiel das „zivilisatorische“ Denken deutlich wird. 

Die Künstlerin und Kulturwissenschaftlerin Brigitta Kuster untersuchte den Zivilisationsbegriff und dessen Gegenspieler im Verhältnis zur „Kultur“ und bringt Aspekte dessen zur Sprache, was in der kolonialen Produktion sozialer Differenz verworfen wurde.

David Scott untersuchte die UN Resolution 1514 (XV) vom 14. Dezember 1960, die kolonialen Ländern und Bevölkerungen ihre Unabhängigkeit gewähren sollte. Er beleuchtet Hintergrund und Entstehung der Resolution sowie die einzelnen Artikel, konzentriert sich auf die in der Resolution verwendete Sprache und fragt, was sie für die Gegenwart bedeutet.

Der Künstler Christian Nyampeta übertrug die Geschichte der Kontinuität in einen räumlichen Kontext, indem er eine begehbare, indexikalische Installation entwirft, in der ein Moment der Diskontinuität entsteht: Gegenläufige Lesarten historischer Verläufe knüpfen neue Verbindungen und laden zum Dialog ein. 

Der Experte für Internationales Recht Antony T. Anghie warf einen Blick auf die größeren Zusammenhänge: Er macht deutlich, wie die im 19. Jahrhundert entstandenen imperialen Unterscheidungen zwischen „zivilisierten“ europäischen und „unzivilisierten“ nicht-europäischen Ländern in das neue Vokabular eingeschrieben wurden, das sich im Prozess der Entkolonialisierung entwickelte.


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Fr, 24. März 2017

Konversationen

Mit Boaventura de Sousa Santos und Samar Yazbek; Arjun Appadurai, Cemil Aydin und Rana Dasgupta, Keller Easterling, Bernd Kasparek und Kim Rygiel

17:30 – 18:30h
Boaventura de Sousa Santos und Samar Yazbek
Für wen gelten die Menschenrechte?

70 Jahre nach der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zeigt sich, dass nichts an diesen Rechten „universell“ ist. Woran liegt das? Wo liegen die Widersprüche zwischen der kriegsanfälligen Weltordnung und dem Schutz, den jeder Mensch angeblich genießt? Welche alternativen Modelle der Menschenwürde könnten eine hoffnungsvollere Perspektive bieten?


19 – 20h
Arjun Appadurai, Cemil Aydin und Rana Dasgupta
Sind Nationen die Totengräber des Kosmopolitismus?

Viele Nationen haben offensichtlich die Grenzen ihres multikulturellen Potenzials erreicht: Die Zeit scheint gekommen, sich von dem Überlegenheitsgefühl gegenüber den früheren Imperien zu verabschieden. Lassen sich im Rückblick auf diese Imperien Räume identifizieren, die mehr Vielfalt zuließen, als die Nationalstaaten von heute das tun? Könnten die alten Imperien die nötige Inspiration liefern, um einen Ausweg aus den politischen Sackgassen unserer Zeit zu finden?


20:30 – 21:30h
Keller Easterling, Bernd Kasparek und Kim Rygiel
Zonen der Ausnahme: Wo gelten welche Regeln (nicht)?

In den letzten Jahren sind immer mehr Sonderwirtschafts- und Sonderrechtszonen entstanden, in denen eigene Regeln gelten – „archipelagos of exceptions“, wie Keller Easterling sie nennt. Auf der einen Seite eine Unzahl „freier“ Räume, die Steuererleichterungen oder den Wegfall anderer Formen staatlicher Kontrolle gewähren, Gated Communities oder Luxuswohnanlagen; auf der anderen Seite Zonen, in denen das Recht auf Rechte aufgehoben ist, „black sites“, an denen Migrant*innen und Geflüchtete gegen ihren Willen festgehalten werden. Aber auch drittens autonome Zonen, Räume, die eine Verweigerungshaltung ermöglichen, und Schlupflöcher. Welche Verbindungen bestehen zwischen diesen Ausnahmezonen? Und an welcher Stelle kommen die „smarten Grenztechnologien“ von Nationalstaaten ins Spiel?


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Sa, 25. März 2017
Das Nationalstaatensystem

Mit Ann Cotten und Hito Steyerl



Hito Steyerl
„Gott ist doof“. On Artificial Stupidity

Eines der Monster, das in jüngster Zeit im Dunstkreis künstlicher Intelligenz (AI) erschaffen wurde, ist Roko’s Basilisk, ein Gedankenexperiment: Würdest du dabei mithelfen, superintelligente AI zu entwickeln, ja oder nein? Und wenn du wüsstest, dass sie ohnehin entwickelt werden und diejenigen, die ihre Mithilfe verweigert haben, mit Folter bestrafen würde? Die Künstlerin Hito Steyerl untersucht den Hype um AI. Auf der einen Seite scheint sie die produktive Störung ökonomischer, militärischer, medizinischer und sozialer Techniken zu befördern und verspricht eine nie dagewesene Effizienz, eine wissenschaftliche Lösung aller Probleme. Auf der anderen Seite steht gerade die Wissenschaft unter Beschuss: Institutionalisierte Religionen einerseits und ausbeuterische Unternehmen mit ihren politischen Handlangern andererseits haben sich zum Angriff auf die Geisteswissenschaften und die Klima- und Evolutionsforschung formiert. Roko’s Basilisk steht für eine Zukunft, in der Nationalstaaten kläglich scheitern und an ihre Stelle eine Vielzahl konkurrierender Unternehmen tritt – jedes für sich ein Staat im Staat. Was, wenn dieses System außer Kontrolle gerät?

Ann Cotten
Utopie als Knoten in der Zunge

Nicht nur beim Sprechen, sondern auch in der Realität ist das geforderte Menschenbild oft das Kleid, an dem sich der ertrinkende Staat erhängt. Wird Strenge besser durch Ästhetik, Stimmung und Gruppenzwang als durch Gesetze, Drohungen und Bestimmungen geregelt? Um vergleichen zu können, sucht die Schriftstellerin Ann Cotten nach Ästhetiken, die ungeschriebene ethische Kodices jenseits von Nation transportieren. Ein Vergleich von real existierenden subkulturellen "Tribes" sowie funktionierenden Alternativgesellschaften, samt all ihren Krankheiten, mit utopischen Entwürfen zeigt einen klaffenden Abgrund, der auch mit kolonialistischen, "weißen" Denkmustern zu tun hat. "Man sollte" steht Ordnungen gegenüber, die das zivilisierte Leben in dysfunktionalen Realitäten ermöglichen und gestalten (we've gotta). Die große Bewegung des Afrofuturismus soll den Weg weisen - wenn ich sie überhaupt lesen kann.

Statistik: Jeder Sechste macht Selfies bei der Arbeit

Beim Shoppen, im Urlaub oder beim Sport: In einer aktuellen Umfrage wollten Statista und YouGov wissen, in welchen Situationen die Deutschen Selfies machen. Das Ergebnis: Die meisten fotografieren sich in den eigenen vier Wänden. In der Umfrage gaben 58 Prozent der Befragten an, zu Hause schon Selfies von sich gemacht zu haben. Jeder Zweite (52 %) fotografiert sich selbst im Urlaub. Selfies beim Sport sind dagegen weniger verbreitet (12 %), wie die Statista-Grafik zeigt.

Ein Ergebnis überrascht: Jeder sechste Befragte gab an, Selfies von sich bei der Arbeit zu machen. Wie spannend diese Aufnahmen vor dem Schreibtisch für die Betrachter sind, ist jedoch eine andere Frage. Fotografier dich heißt die Devise, am besten mit digitaler Lokalisierung, aber Vorsicht, es kann belastend sein oder als Alibi dienen. Die Metasammelstelle Suchmaschine oder Provider hebt es für dich auf und setzt es ein, wenn's gebraucht wird.

Die Grafik zeigt den Anteil der Befragten, die in folgenden Situationen schon Selfies von sich gemacht haben.


Infografik: Jeder Sechste macht Selfies bei der Arbeit | Statista


Donnerstag, 23. März 2017

Letzten Samstag im Mousonturm Frankfurt a.M.: Les Pieds Dans La Merde La Tête Dans Les Etoiles - Die Füße im Dreck, den Kopf in den Sternen




Letzten Samstag gab es im Mousonturm für alle Traumtänzer- und HeadbangerInnen Musik von Joy Wellboy. Joy Wellboy produzieren nicht einfach nur gewöhnlichen Electro-Pop. Das belgische Paar Joy Adegoke und Wim Janssen entwirft komplexe Klanggebilde, spielt mit experimentellen Beat-Arrangements, greift tief in den eklektischen Genre-Top zwischen R’n’B, TripHop, New-Wave und Pop und lässt so wundervolle, erfrischende Songs entstehen. Nicht ohne Grund wurde Bpitch-Chefin Ellen Allien auf Joy Wellboy aufmerksam und veröffentlichte deren Debütalbum Yorokobi’s Mantra. Nach Konzerten mit Alt-J, Morcheeba oder S O H N und einer 8-Track-EP folgte das zweite Album Wedding (2015). Im Januar 2017 erscheint dann das dritte Album des Duos Les Pieds Dans La Merde La Tête Dans Les Etoiles.

Die Musik ist heroisch, versuchend, mutig – und schon lange kein Geheimtipp mehr. Das Duo spielt mit experimentellen Beat-Arrangements und feinen Melodien. Auf Adegokes erstaunliche und manchmal kindlich-naive Stimme antwortet Wims knisternder Bariton.

Sie sind Komplizen in der Musik, auf der Bühne und im Leben. Genau daher kommt wohl auch dieses verletzli
ch-starke, gewisse Extra, das Joy Wellboy ausmacht.


Mittwoch, 22. März 2017

Dokumentarfilm: Und plötzlich war es passiert - Kayla kam mit Zysten im Gehirn auf die Welt und war behindert




Kayla — Dokumentarfilm from Davide Quatela

Kayla's life began ten weeks too soon. The resulting brain damage would impact her life in ways her parents could not have imagined. The inspiring story of a disabled ten-year-old girl and her quest for happiness.

Kaylas Leben begann zehn Wochen zu früh. Der dadurch verursachte Hirnschaden hat ihr Leben stärker beeinflusst, als sich ihre Eltern hätten vorstellen können. Die inspirierende Geschichte eines behinderten zehnjährigen Mädchens und ihrem Streben nach Glück.

Donnerstag, 16. März 2017

Video: Discosnake (hip hop)




Spätipoeten - Discosnake (Official Music Video)

Official music video for german hip hop band Spätipoeten.

Statistik: Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz

Im Januar beschloss der Bundestag die Verlängerung des Bundeswehreinsatzes in Mali. Bis zu 1.000 Soldaten können nun an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen (MINUSMA) teilnehmen, die als eine der gefährlichsten weltweit gilt. Die Bundeswehr ist bereits seit 2013 in der Krisenregion in Westafrika aktiv, um das Land nach dem Militärputsch 2012 zu stabilisieren. Wie die Statista-Infografik zeigt, befinden sich derzeit insgesamt 950 deutsche Soldaten dort im Einsatz: 805 im Verbund mit den Blauhelmen (MINUSMA) und weitere 145 beteiligen sich an der European Union Training Mission (EUTM Mali).

Die meisten Soldaten der Bundeswehr sind immer noch in Afghanistan stationiert, wo sie an der internationalen Ausbildungs- und Unterstützungsmission Resolute Support teilnehmen. Auch der Bundeswehreinsatz im Nordirak wurde verlängert, bei dem deutsche Soldaten kurdische Kämpfer, die Peschmerga, für den Einsatz gegen die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) ausbilden.

Auch an anderer Stelle sind Bundeswehrsoldaten am Kampf gegen den IS in Syrien und dem Irak beteiligt. Dafür sind etwa 275 Soldaten auf dem Luftwaffenstützpunkt Incirlik im Süden der Türkei untergebracht. Von dort steigen Tornados der Luftwaffe zu Aufklärungsflügen über das vom IS besetzte Gebiet auf.

Insgesamt sind derzeit mehr als 3.000 Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr im Auslandseinsatz.

Diese Grafik zeigt die Anzahl deutscher Soldaten und Soldatinnen im Ausland nach Ländern und Einsatzgebieten.

Infografik: Wo die deutsche Bundeswehr im Einsatz ist  | Statista Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Mittwoch, 15. März 2017

Bad Bergzabern: „ Brot und Rosen “ - Pfälzer Verführung

Veranstaltungsreihe 
Brot und Rosen


Pfälzer Verführung
Schokolade trifft Wein und die Herzogin Karoline

Bei einem besonders genüsslichen Abend verkosten Sie mit dem Konditormeister Gerhard Herzog verführer-ische Kreationen von feinster Schokolade mit Sekt und Wein. Umrahmt wird dieser Abend durch den Besuch der Herzogin Karoline von Zweibrückendie 30 Jahre ihren Witwensitz im Schloss Bad Bergzabern hatte.

Termin: Donnerstag, 06.04.2017
Treffpunkt: 18.30 Uhr, Weingut Knöll & Vogel,
Klingweg 3, Bad Bergzabern
Kosten : 15 € incl. Schokolade, Sekt, Wein und Wasser
Anmeldung: 06343-701221 oder m.rothmann@vgbza.de


Dienstag, 14. März 2017

Ankara und Berlin

Nach den vehementen Versuchen, in die politischen Hoheitsbereiche anderer Staaten vorzudringen, hat sich der türkische Versuch seinen Gegenkandidaten für die EU-Präsidentschaft und türkischen Superpräsidenten zu installieren wieder gelegt. Provokationen überall, wir bangen um unsere Kebab- und Ayranfreunde, natürlich auch um die türkische Adria.
Das Auswärtige Amt in Berlin warnt vor der Gefahr erhöhter politischer Spannungen und Proteste, die sich auch gegen Reisende in der Türkei richten können. Ihnen werde daher empfohlen, "sich von politischen Veranstaltungen und grundsätzlich von größeren Menschenansammlungen fernzuhalten".

Mit den Niederlanden kam es am Wochenende zum Konflikt und Dänemark will den Besuch des Premierministers Yildirim erstmal verschieben: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan macht sich zurzeit keine Freunde in Europa. Mit seinem Vorhaben, in EU-Ländern für sein geplantes Verfassungsreferendum zu werben, stößt Erdogan vielerorts auf Ablehnung.

Auch in Deutschland sind weitere Wahlkampfauftritte geplant, um die 1,4 Millionen wahlberechtigten Türken, die hier leben, von dem umstrittenen Abkommen zu überzeugen. Die Mehrheit der Bundesbürger lehnt solche Auftritte jedoch ab, wie eine aktuelle Umfrage des Forschungsinstituts YouGov zeigt. 55 Prozent der Befragten äußerten, dass solche Wahlkampfauftritte "auf keinen Fall" erlaubt werden sollten, 22 Prozent meinten, sie sollten "eher nicht" erlaubt werden. Nur ein Bruchteil von 4 Prozent ist der Meinung, dass das Werben für das Referendum "auf jeden Fall" zugelassen werden sollte, wie die Grafik von Statista zeigt.

Bei der Volksabstimmung der Türkei am 16. April stimmen die Bürger über eine Verfassungsänderung ab, die Präsident Erdogan noch mehr Macht sichern würde. Das parlamentarische Regierungssystem würde dadurch einem Präsidialsystem weichen und die demokratischen Regeln und Werte in der Türkei weiter beschnitten werden.

Die Grafik zeigt den Anteil der Befragten mit folgender Meinung zu der Frage, ob die Wahlkampfauftritte der Türkei in Deutschland erlaubt sein sollten:




Infografik: Die Mehrheit lehnt Erdogans Wahlkampf ab | Statista




Weniger Menschen reisten wegen der politischen und Flüchtlingslage aus Deutschland in die Türkei ein. Diese Destination erlitt einen Verlust von Minus 16,6 Prozent. Grund dafür dürften auch die zahlreichen Terroranschläge und die politischen Unruhen im kriegsführenden Land sein.

Infografik: Spanien top, Türkei flop | Statista 

Nicole Kidman „Beste Schauspielerin International“ bei der Goldenen Kamera 2017! Jetzt im Kino: LION - DER LANGE WEG NACH HAUSE

Nicole Kidman

LION 
DER LANGE WEG NACH HAUSE

Am Samstag, 4. März 2017 wurde Oscar®-Preisträgerin Nicole Kidman mit der Goldenen Kamera als „Beste Schauspielerin International“ ausgezeichnet. Weltstar aus Australien und international erfolgreiche Ausnahmeschauspielerin  -  Nicole Kidman, die gerade für ihre Rolle  in LION – DER LANGE WEG NACH HAUSE erneut für einen Oscar® und Golden Globe® nominiert wurde, kommt persönlich nach Hamburg, um die Goldene Kamera entgegen zu nehmen. 

LION – DER LANGE WEG NACH HAUSE läuft seit 23. Februar erfolgreich in den deutschen Kinos und steht an der Spitze der Arthouse-Kinocharts. 


Mit Dev Patel, Rooney Mara, Nicole Kidman, David Wenham 
Regie: Garth Davis 
  
LION, die atemberaubende Lebensgeschichte von Saroo Brierley, läuft jetzt im Kino. Der für seine Rolle als Saroo Brierley für den Oscar nominierte Dev Patel (Welterfolg: SLUMDOG MILLIONÄR) brilliert darin als junger Mann, der als 5-jähriges Kind verloren ging, in Indiens härtester Großstadt Kalkutta mutterseelenallein überlebte, von australischen Eltern adoptiert wurde und sich 25 Jahre später mithilfe von Google Earth auf die Suche nach seinem verlorenen Heimatort in Indien und seiner dort lebenden Familie macht. In den Hauptrollen: Dev Patel, Rooney Mara, Nicole Kidman und David Wenham. 
  
Regisseur Garth Davis wurde am 3. Februar für LION von der Directors Guild of America als Bester Regisseur in der Kategorie Spielfilmdebüt ausgezeichnet. Außerdem wurde LION mit zwei BAFTA-Awards geehrt (Bester Nebendarsteller - Dev Patel, Bestes adaptiertes Drehbuch – Luke Davies) und war für 6 Oscars® nominiert. 

  
Die Geschichte: Ein Tag wie jeder andere im Leben des fünfjährigen Saroo: Auf dem Bahnhof der indischen Kleinstadt, in der sein Bruder ihn für einige Stunden zurückgelassen hat, sucht er nach Münzen und Essensresten. Vor Erschöpfung schläft er schließlich in einem haltenden Zug ein und findet sich nach einer traumatischen Zugfahrt am anderen Ende des Kontinents in Kalkutta wieder. Auf sich allein gestellt irrt er wochenlang durch die gefährlichen Straßen der Stadt, bis er in einem Waisenhaus landet, wo er von Sue (Nicole Kidman) und John Brierley (David Wenham) adoptiert wird, die ihm ein liebevolles Zuhause in Australien schenken. Viele Jahre später lebt Saroo in Melbourne, ist beruflich erfolgreich und wohnt mit seiner Freundin Lucy (Rooney Mara) zusammen. Er könnte rundum glücklich sein, doch die Frage nach seiner Herkunft lässt ihn nicht los. Nacht für Nacht fährt er mit Google Earth auf seinem Laptop das Zugnetz Indiens ab, zoomt auf Hunderte von Bahnhöfen und sucht nach Hinweisen auf seinen früheren Wohnort und seine leibliche Familie. Er hat die Hoffnung schon fast aufgegeben, als das Unglaubliche passiert und er im Internet auf ein Dorf stößt, das seiner Erinnerung entspricht… 

LION ist eine tief bewegende Geschichte über die Suche nach den eigenen Wurzeln. Basierend auf dem autobiographischen Bestseller „Mein langer Weg nach Hause“ erzählt der Film die wahre Geschichte von Saroo Brierley, der als Kind  in Indien verloren ging und Jahrzehnte später wie durch ein Wunder seine Familie wiederfand. In den Hauptrollen spielen Dev Patel („Slumdog Millionär“, „Best Exotic Marigold Hotel“),  Rooney Mara („Carol“, „Verblendung“) und Nicole Kidman („Moulin Rouge!“, „The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit“). Regie führte Garth Davis nach einem Drehbuch von Luke Davies („Life“, „Candy – Reise der Engel“).

Montag, 13. März 2017

FFF - Flugzeuge für Freaks: QQ YAK 54 35cc





Aerobatic Weltmeister Quique Somenzini mit seiner QQ YAK 54 35cc. 
Hier gibt es weitere Infos zum Modell: http://www.maja-kuerfluege.de



Sonntag, 12. März 2017

Wie war's bei LES TROYENS / DIE TROJANER von Berlioz in Frankfurt a.M.?

Cassandra   (c) Barbara Aumüller

Louis Hector Berlioz, geboren am 11. Dezember 1803 in La Côte-Saint-André, Département Isère und gestorben am 8. März 1869 in Paris, hatte vor wenigen Tagen seinen 148. Todestag. Er gilt den Franzosen als wichtiger Vertreter der romantischen Musik, obwohl er selbst sich nicht als Romantiker sah. Seine Oper "Les Troyes/Die Trojaner" komponierte er zwischen 1856 und 1858, überarbeitete sie allerdings bis 1864 noch weiter. Die Libretti der beiden Teile der Oper (I: 1. und 2. Akt bzw. II: 3.-5. Akt) stammen ganz aus seiner Feder. Berlioz hat zu Lebzeiten NIE eine komplette Fassung seiner Mammutoper, für ihn ein Poème lyrique, erlebt. 1863 wurde zwar der zweite Teil der Oper aufgeführt, nicht jedoch in der "Paris Opéra", die zögerte bereits fünf Jahre, sondern im Privatheater "Théâtre Lyrique" von Léon Carvalho, der starke Kürzungen und Eingriffe vornahm - der erste Teil aber erst zehn Jahre nach seinem Tod. Die erste Gesamtaufführung, an zwei Tagen allerdings, fand 1890 in Karlsruhe statt und die erste Gesamtaufführung am Stück 1950 in Boston. Berlioz hatte einen Hang zum Monumentalen, was natürlich auch eine Kostenfrage für die Opernhäuser war. Er verstand die Bühne wie ein riesiges Instrument, auf dem er spielt. Er hatte bei einigen Werken Mühe, die manchmal an die 1000 erforderlichen Sänger/innen und Musiker zusammenzutrommeln, um zu üben. Gerade der Chor der trojanischen Frauen ging in seiner Absicht schon in die Hunderte. Frankreich feiert ihn heute ähnlich wie wir Wagner.


Cassandra sieht das Unheil   (c) Barbara Aumüller

In der Frankfurter Oper hat der geneigte Opernbesucher zurzeit beste Gelegenheit, dieses sehr beeindruckende Werk in einer sehr, sehr überzeugenden Inszenierung mit einem feudalen, antiken und wagnerianisch anmutendenen Bühnenbild, einem riesigen trojanischen Pferd und einer großen (aber dennoch stark reduzierten) Anzahl an künstlerischen Mitarbeitern zu erleben. Die 4-Stunden-Oper hat unter der Leitung von John Nelson eine so starke musikalische Lebendigkeit und Bandbreite, in der Inszenierung von Eva-Maria Höckmayr ein eindringliches dramatisches Geschehen, auch wenn die Handlung nur ein Destillat des ursprünglichen Heldenepos der Trojanerlegende ist, dass die Komposition in der Grundlage erstens die Spannung auf richtigem Niveau halten kann, zweitens keine Abstürze zeigt und drittens den Stoff doch vermittelt. Die Stimmen ein Genuss, ganz vorne und bejubelt die Spitze mit Cassandra (Tanja Ariane Baumgartner), Dido (Claudia Mahnke) und Aeneas (Bryan Register). Die Einlagen der Tänzer wirken nicht nur kommentierend, sondern auch und sehr stark als ein ästhetischer Genuss, nicht zuletzt durch die Kostüme und Masken.

Die Regie hat den Trojaner-Männern braun-pastellige Hitlerjugend-Uniformen (ohne Embleme) mit kurzen Hosen angezogen, um die Glorifizierung von Sagenhelden und Göttermenschen zu exponieren, wie es in der Ideologie der Nazis in der allgemeinen Propaganda, vor allem auch in Schulen und Universitäten verbreitet wurde. Man kann sich darüber streiten. So werden durch die Idee der Imperiumsfanatiker die sagenhaften Gründer des späteren römischen Reiches beleuchtet, das ja Jahrhunderte hielt im Gegensatz zu den maximal fünfeinhalb Jahren Blitzbesetzungen von europäischen, euroasiatischen und afrikanischen Ländern mit Massenmorden an Minderheiten enormen Ausmaßes, wie es die IS heute in kleinerem arabischem Rahmen betreibt, und Vertreibung der Hitlerarmeen bei gewaltigem Aufmarschszenario zu Hause bis zur Kapitulation. 

Berlioz war ein belesener Mensch, ein Liebhaber der Literatur, so hatte er seinen Vergil und Shakespeare gut gelesen und bewegte sich einmal frei, einmal quellentreu entlang Vergils "Aeneis" und holte sich bei Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig" die Liebesszene von Jessica und Lorenzo für Aeneas und Dido dazu. Aeneas ist ein konfuser Held, er weiß nicht so ganz was tun, bis er durch Hectors Erscheinung erfährt, dass er der Begründer eines riesigen Imperiums werden soll. Diese Prophezeiung setzt er in die Tat um, Merkur erinnert ihn noch mal in einer "Timer-Funktion" beim Liebespiel mit Dido daran, und verlässt nicht nur seine trojanische Frau, sondern auch die Herrscherin von Karthago, Dido, um den Plan zu erfüllen. Er weiß, dass er dabei den Tod finden wird, aber todessehnsüchtig bewegt er sich und seine Flotte darauf zu. 


Verzweifelte Dido   (c) Barbara Aumüller

Die Frauen haben bei Berlioz eine tragische Rolle. Cassandra, die Seherin, der keiner glaubte, obwohl das Pferd, vor dem sie warnte, das Ende Trojas war, fordert von den Trojanerinnen ihre Ehre zu bewahren, indem sie sich umbringen, anstatt sich den Griechen hinzugeben, viele folgen ihr in den Freitod. Dido in Karthago fühlt sich so betrogen von Aeneas, dass sie sich mit seinem Schwert umbringt. Eine unkluge Entscheidung der einst so gefeierten und geliebten Herrscherin, Liebeskummer und Entehrungsängste machen es möglich. Ihre Gefolgsleute schwören bei dieser Gelegenheit die Jahrhunderte dauernde Fehde zwischen Karthago und Rom.

Ein Meisterwerk der Musikgeschichte, undenkbar ohne Vergils Dichtung und Vergil überbietend in der Tiefe der Kunst.


OPER FRANKFURT A.M. --- MÄRZ 2017

FR 03. DO 09. SO 12. SA 18. SO 26.

Samstag, 11. März 2017

Fantasien zur Nacht (Video): Aussichtslos?





Extrait 1

Die kaputten Fukushima-Meiler gestern und heute

Japanische und internationale Experten hatten ihre Meinungen und Ratschläge zur weiteren Abwicklung des Wiederaufbaus der Katastrophenregion rund um Fukushima im Jahr 2014 so festgehalten:

Es sollte nicht nur die Zahl der Heilbetreuer erhöht werden, die für die Opfer der Naturkatastrophe vom 11. März 2011 mit nachfolgender Havarie des Atommeilers Fukushima Daiichi da sind, sondern die Entscheidungen der Betroffenen über ihren zukünftigen Wohnort dringend zu akzeptieren. Das Megabeben der Stärke 9,0 und anschließendem Tsunami im Nordosten Japans hat 19.000 Menschen getötet.

In ihren Handlungsempfehlungen raten die Experten, die Entscheidung der Menschen in den nach der Katastrophe eingerichteten Notunterkünften, ob sie in ihre Heimat zurückkehren wollen oder sich an einem dritten Ort ein neues Lebensumfeld aufbauen wollen, unbedingt zu respektieren.

Sie appellieren, die betroffenen Katastrophenopfer auf dem Entscheidungsweg aktiv zu begleiten und sie mit den nötigen Informationen zu versorgen.

Hintergrund der Forderung ist, dass noch immer viele der aus Kommunen innerhalb der 20-Kilometer-Sperrzone rund um das Atomkraftwerk Fukushima evakuierten Bewohner in Notunterkünften leben - eine für japanische Verhältnisse ungewohnte soziale Situation, die bis hin zur teilweisen gesellschaftlichen Stigmatisierung der betroffenen Menschen führte.

Adäquate Infrastruktur notwendig

Um überhaupt den Menschen in Notunterkünften den Weg zurück in ihre Heimat zu ebnen, ist es nach Einschätzung der Experten wichtig, den lokalen Arbeitsmarkt zu stärken und für eine adäquate sichere Infrastruktur inklusive Bildungseinrichtungen und medizinischer Versorgung zu sorgen.

Die Katastrophenregion musste einen massiven Arbeitsplatzabbau hinnehmen, da viele Firmen ihre zerstörten Produktionsbetriebe aus Furcht vor zukünftigen Katastrophen ähnlichen Ausmaßes in anderen, sichereren japanischen Regionen oder im Ausland wiederaufgebaut haben.
Somit ist die Region noch stärker als zuvor von der Fischerei und dem Tourismus abhängig, wobei beide Branchen durch die Diskussion um die radioaktive Belastung zu Wasser und zu Lande einen beträchtlichen Imageschaden wegstecken mussten.

Und heute?
In Fukushima herrscht zurzeit die höchste radioaktive Strahlung seit dem Super-Gau!

Auf dem Gelände des durchgeschmolzenen japanischen Atomkraftwerks Fukushima ist nach Angaben des Betreibers die höchste radioaktive Strahlung seit der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe im März 2011 gemessen worden. An einer Stelle des Reaktors 2 habe die Strahlung bei geschätzten 530 Sievert pro Stunde gelegen, an anderen Stellen sei die Strahlung aber wohl sehr viel niedriger, Radioaktivität trete keine aus dem Reaktor aus.

Menschen erleiden gravierende akute Strahlenschäden, wenn sie bereits in kurzer Zeit einer Strahlung von 1 Sievert beziehungsweise 1000 Millisievert ausgesetzt sind.

Die Supergau-Mahnmale Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011 sollten Grund genug sein, mit Höchsttempo an anderen Energiequellen zu arbeiten.


Sechs Jahre danach stehen die Tausenden von Arbeitern in der Atomruine weiter vor großen Herausforderungen. Dazu gehört die Bergung der geschmolzenen Brennstäbe in den zerstörten Reaktoren, über deren Verbleib bislang noch keine volle Klarheit herrscht.




Statistik: Der rüde Ton in sozialen Wettkampfarenen


Über soziale Netzwerke kann man mit Freunden in Kontakt bleiben, Meinungen austauschen oder Nachrichten lesen – oder das eigene Profil pflegen. Dass alle dabei die bestmögliche Version ihrer selbst darstellen ist klar. Und das kann unglücklich machen, denn die meist sorgfältig ausgewählten Fotos, Postings und Orte, an denen man gewesen ist, stehen selten repräsentativ für das Leben, das wirklich geführt wird. Eine Umfrage des Softwareunternehmens Kaspersky unter fast 17.000 Befragten aus 18 Ländern weltweit zeigt, warum sich viele nach der Nutzung von Social Media schlechter fühlen. 

Für 61 Prozent der Befragten ist das der Fall, wenn sie jemand „entfreundet“ hat. 59 Prozent schlägt es auf das Gemüt, wenn sie ein Foto von einer Party sehen, zu der sie nicht eingeladen waren. Und ganze 57 Prozent haben generell das Gefühl, dass das Leben der anderen besser ist, wie die Grafik von Statista zeigt. Social Media hat zwar das Potenzial Menschen näher zusammenzubringen – glücklicher sind sie dabei aber nicht unbedingt. 

Mobbing und Spionage aller Art ist dort Alltag. Unliebsame Personen, Politiker, Freunde, Bekannte werden desavouiert und Sachverhalte zurechtgebogen, Naziparolen und Ausländerhetze gaukeln eine Mehrheit vor, die es nicht gibt (wobei die sozialen Rand-/Problemgruppen in Sachen Social Media und Handykommunikation ganz vorne liegen), Sexkontakte und Dating werden stark genutzt, Produkte, Dienstleistungen und Kunstwerke werden angeboten, wobei die Qualität oft arg fehlt, Künstler bevölkern täglich immer dieselben Gruppen, um immer das Gleiche anzubieten, das immer dieselben nicht wollen, Legionen von Autoren fantasieren sich in einen Publicityrausch und gaukeln Erfolge vor, die es in der Kasse gar nicht gibt. Geschreibsel billigster Art mit Sonderschulniveau wird für Schleuderpreise in die Menge geworfen und verderben das Erwartungsniveau bzw. Kaufverhalten von möglichen Leser im Allgemeinen, weil das Selfpublishingangebot der Buch- und Verlagsbranche die schnelle Kasse nebenbei entdeckt hat und nahezu jeden durchlässt, der Rest wird von den Facebook-Anbietern zum "Erfolg" geführt. Viel Geld bleibt auf der Strecke. Verkäufe? Kaum.

Betrug, Ausnutzung, Prellerei überall und dazwischen Firmen aller Größen und Bedeutungen, die den schnellen Kaufkontakt zum Kunden wollen, in binden wollen, verstricken in die Freundschaft zum Produkt, Shop, Anbieter, zur Institution, Partei. Auch dabei r
üde Blender und Grauzonen-Unternehmer mit Lügenangeboten und Verdummungsmaschen, um die Anfälligen bewusst ordentlich zu schröpfen, wenigstens hier ein Marktzugang und eine Pseudoöffentlichkeit!

Wer sich auf dieses Fakebook-Theater einlassen will braucht viel Zeit, Diskussionen zu führen und Gruppenbeiträge zu posten. Aber es gibt Millionen, die ihre Lebenszeit damit füllen wollen. Anscheinend werden sie aber eher unglücklich durch die scheinbaren Erfolge der anderen. Kann man nur hoffen, dass die User wach bleiben und die Spreu vom Weizen trennen können.

Die Grafik zeigt Gründe der Befragten, warum sie sich durch Social Media schlechter gefühlt haben.


Infografik: Unsoziale Netzwerke | Statista 

Freitag, 10. März 2017

Fantasien zur Nacht (Video): Miami Impression




Music: Daniel Haaksman "Sabado" ft. Bulldozer

Neues bei ECM im März

Am 3. März erschien das erste gemeinsame Album des Trio Mediaeval mit Arve Henriksen. In den letzten Jahren verbrachten das Trio und der Trompeter viele gemeinsame Sommertage am Dalsfjorden an der norwegischen Westküste. Dort entstand auch ein Großteil der Musik für das Album Rimur. Fasziniert von isländischen Sagen, Gesängen, Folksongs, sakralen Hymnen und Geigenmelodien, arrangierte das Quartett einen ungewöhnlichen Reigen aus Liedern, in denen Improvisation, mittelalterliche und traditionelle Musik aus Island, Norwegen und Schweden auf die Gegenwart treffen.

Am 17. März folgt das Album Asian Fields Variation  - die erste Aufnahme, die Klarinettist Louis Sclavis, Violinist Dominique Pifarély und Cellist Vincent Courtois als Trio eingespielt haben. Sclavis und Pifarély arbeiten bereits seit 35 Jahren in diversen Kontexten zusammen, Sclavis und Courtois seit 20 Jahren, wobei sich alle die Fähigkeit bewahren, sich immer noch improvisatorisch gegenseitig zu überraschen. Das Album erscheint zum Ende einer ausgedehnten Frankreich-Tour – internationale Festivaltermine folgen im Sommer 2017.

Ebenfalls am 17. März erscheint bei ECM New Series die Ersteinspielung des Requiems von Tigran Mansurian. Es ist dem Gedenken an die Opfer des Völkermordes an den Armeniern gewidmet. Der armenische Komponist führt hier die alte geistliche und weltliche Musik Armeniens aus einer heutigen Perspektive mit einem kanonischen lateinischen Text zusammen und schafft damit ein Werk von universeller Relevanz. Das Requiem entstand im Auftrag des Münchener Kammerorchesters und des RIAS Kammerchors und wurde im Januar 2016 in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem mit Manfred Eicher als Produzent aufgenommen.

Für das Monatsende kann ich eine weitere Jazz-Neuheit ankündigen: Vier Jahre nach dem MeilensteinWislawa präsentiert das New Yorker Quartet des Trompeters Tomasz Stanko eine neue Aufnahme, December Avenue. Reuben Rogers – vor allem durch seine Arbeit mit Charles Lloyd bekannt  – ist ein glänzender Neuzugang in der Band, der ein profundes Spielverständnis mit dem auf Kuba geborenen Pianisten David Virelles und dem aus Detroit stammenden Schlagzeuger Gerald Cleaver entwickelt. December Avenue wurde im Juni 2016 in den Studios La Buissonne in Südfrankreich aufgenommen, von Manfred Eicher produziert und wird am 31. März veröffentlicht.

Donnerstag, 9. März 2017

Wie war's bei Sarah Kane's "4.48 Psychose" im Schauspiel Frankfurt?

(c) Birgit Hupfeld
Sarah Kane's letztes von fünf Dramen entstand Ende 1998 und wurde von ihr kurz nach ihrem 28. Geburtstag am 3. Februar 1999 ihrem Verleger übergeben. Am 20. Februar beging sie Selbstmord im Waschraum der Psychiatrie des Londoner King's College Hospital durch Erhängen. 

Sie war in den Jahren davor zur wichtigsten Vertreterin des radikalen britischen Dramas geworden und präsentierte seit Januar 1995 mit ihrem ersten Stück "Zerbombt" (Blasted) und nachfolgend "Phaidras Liebe" (Phaedra's Love), 1997 "Gesäubert" (Cleansed) und 1998 "Gier" (Crave) unglaubliche Dinge auf der Bühne, die extrem provozierten und eine Auflösung von Schauspiel waren. Sie machte vor nichts halt und ging noch über die vergangenen Provokationen hinaus: Vergewaltigung, Folter, Verstümmelung, Kannibalismus, Sadismus, Blutbäder u. dgl. mehr. 


Alle ihre Stücke hatten das Hauptthema Auseinandersetzung. Ihr Schaffensweg holte die Konflikte von außen - Krieg - nach innen - innerpsychische Extremstreits. Die Dramatiker und ihre Arbeit der 90er-Jahre werden in England "In-Yer-Face-Theater" genannt. Sie brachten schockierende, blutige und ordinäre Stoffe auf die Bühne, um ihr Publikum vor den Kopf zu stoßen. Obwohl schon dichte 40 Jahre seit den 60ies und punktuell verlängert Jahrhunderte blutige Theatergeschichte vorausgingen. Neben Sarah Kane wurden Mark Ravenhill und Anthony Neilson stark beachtet.

“There's not a drug on earth can make life meaningful” (Originaltext, im Schauspiel auf Deutsch)

Zurzeit im Schauspiel Frankfurt im Minitheater BOX zu sehen ist das letzte Drama Kanes "4.48 Psychose" in einer eindringlichen, betroffen machenden, aber auch aufgrund der absurden Welten und inneren Monologe, der exponierten Provokationen und dem dezidierten britischen schwarzen Humor, der sogar in der Psychose sich noch auf den Arm nimmt, verblüffend amüsierenden Aufführung unter der Regie von Daniel Foerster. 

“Have you made any plans?
Take an overdose, slash my wrists then hang myself.
All those things together?
It couldn't possibly be misconstrued as a cry for help.” 

Maike Jüttendonk, Björn Meyer und Viktor Tremmel geben ihr Bestes das psychotische Assoziationskonvolut quellengerecht darzustellen. Maike Jüttendonk mit einer großen Vielfalt an Stimmungen, die das innere Chaos sehr beeindruckend vermittelten. So auch die beiden Männer im Spiel, die eigentlich nur gespiegelte Stimmen des Ichs, Abspaltungen des Ichs, waren, noch dazu "verkompliziert" und erklärt mit einem Transvestiten, der in seiner Haut/Körperhülle gar nicht leben kann, weil er sie gar nicht will (Viktor Tremmel). Ohne Rollenverteilung oder anders gesagt mit wechselnder Rollenzuweisung unterhält sich eine Frau über ihre gescheiterte Liebe und Beziehung zu einer anderen Frau, was sie neben vielen anderen Dingen wahnsinnig macht, sie mehr und mehr den Entschluss fassen lässt, die Abkehr der Geliebten gegen sich selbst zu richten, sich an dem folgenden Tag um 4:48 Uhr, der Zeitpunkt, an dem sie täglich aufwacht in einem extrem starken Bann einer Klarheit, die aufkommt, weil die Psychopharmaka aufhören zu wirken. 


Der Suizidtanz (c) Birgit Hupfeld
Die Klarheit hat etwas Bezwingendes und gleichzeitig auch Frustrierendes, das Nichts, alles ist sehr viel stärker präsent und überwältigend als zuvor, wobei ihr Gehirn messerscharf arbeitet und alle Gründe und Ursachen glaubt zu erkennen. Sarah Kane litt an Depressionen, die sich immer mehr steigerten, und wusste aus Erfahrung, dass in den frühen Morgenstunden um 4 bis 5 Uhr diese Klarheitsmomente auftreten. Umso intensiver erlebte ihr Alter Ego dann bei erneuter Einnahme der Medikamente das Eintauchen in die delirische Rauschwelt der Psychopharmaka. Ihr Überich in diesen Rauschstunden ist einzig und allein der Psychiater, der sich mit klarer Stimme vom Rest abhebt. Ihn karikierend tanzt sie die letzten provokativen Disco Dances, einer dem Multisuizid gewidmet, der andere als Persiflage auf die Über-Ich-Stimmen, der wieder das Publikum direkt anspricht, wie auch zuvor alle Illusion vermieden oder zerstört wird.

Ihr Thema ist wichtig, dominant, es will diskutiert werden, bis hin zum Interview der Zuschauer. Die betroffene Frau ist in einem unglaublichen Zustand, in dem nichts mehr geht, nicht einmal der Sex, sie denkt gar nicht mehr daran, nicht einmal, wenn sie an ihre Geliebte denkt. Und was das Schlimmste ist, diese Geliebte existiert nicht einmal! Quasi eine lesbische Liebe des Alter Egos, eine narzistische Liebe seiner selbst, die jedoch niemals erwidert werden kann, was die Agierende in den Abgrund treibt. Die radikale Metapher für das Geworfensein des Ichs auf sich selbst, ohne sich verstehen zu können, und für die erschreckende Einsamkeit des Ichs trotz und aufgrund der Trugbilder im Kopf. Ein normales und erfülltes Leben ist nicht möglich, weil Eigenliebe nicht entwickelt werden kann. Hier sind auch frühe Kindheitserlebnisse maßgebend. Sämtliche Dialoge sind Stimmen dieses Individuums, das die Nase voll hat vom Leben und das noch die letzten Gründe sucht bleiben zu können. Es gibt keine! Konsequent selbst generierte Trug- und Vexierbilder, die keine Chance geben, weiterzumachen. Das Ich kann sich nicht selbst treffen, anfassen, "ficken", sich Sinn geben ... Logischer Schluss: Es existiert gar nicht, und was an Täuschungen da ist, muss weg.


“Fuck you. Fuck you. Fuck you for rejecting me by never being there, fuck you for making me feel like shit about myself, fuck you for bleeding the fucking love and life out of me, fuck my father for fucking up my life for good and fuck my mother for not leaving him, but most of all, fuck you God for making me love a person who does not exist.
FUCK YOU FUCK YOU FUCK YOU.” 

“I dread the loss of her I've never touched 
love keeps me a slave in a cage of tears 
I gnaw my tongue with which to her I can never speak 
I miss a woman who was never born 
I kiss a woman across the years that say we shall never meet 

Everything passes 
Everything perishes 
Everything palls 

my thought walks away with a killing smile 
leaving discordant anxiety 
which roars in my soul 

No hope No hope No hope No hope No hope No hope No hope” 




Sarah Kane (3. Februar 1971 – 20. Februar 1999),
englische Stückeschreiberin. Foto von Jane Bown

Mittwoch, 8. März 2017

#ADayWithoutAWoman

FEMEN sprengt Schönheitswettbewerb

Der Weltfrauentag wird dieses Jahr größer ablaufen, da eine besserer Vorbereitung stattfand. Angekündigt ist der globale Generalstreik #ADayWithoutAWoman (Twitter). Er soll uns daran erinnern, dass Frauen nicht aus dem Alltag wegzudenken sind. Frauen sollen sich von ihrer üblichen Position für einen Tag per Streik zurückziehen, damit die Umgebung merkt, wer da fehlt in Kindergarten, Schule, Krankenhaus, Reinigung, Chefetage, Reisfeld, Küche, Freudenhaus etc.pp. Es würden 3,5 Milliarden Menschen fehlen, und noch dazu für den Fortbestand der Menschheit sehr wichtige. Heute immer noch auf vielfältige Art und Weise benachteiligt, wenn nicht gleich unterdrückt, geschändet und erniedrigt haben viele Frauen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Religion, ihrer Hautfarbe, ihrer sexuellen Orientierungen, ihrer Lebensumstände oder Behinderung enorme Zusatzprobleme zu meistern. Sexuelle Gewalt in allen Formen kann hinzukommen.  Frauen verdienen 21 Prozent weniger als Männer. Sie werden diskriminiert, was zu Armut, Gewalt, Krankheiten oder schlechter Bildung führen kann. Jede dritte Frau wird in ihrem Leben Opfer von körperlicher Gewalt.


Seit mehr als 100 Jahren fordern Frauen am 08. März Gleichberechtigung. Dass es dieser Forderung auch heute noch bedarf, zeigt eine aktuelle Umfrage von Ipsos. Befragt wurden rund 17.500 Erwachsene aus 24 Ländern weltweit. Hierzulande sind 63 Prozent der Meinung, dass es noch an Gleichberechtigung für Frauen hinsichtlich sozialer, politischer und wirtschaftlicher Rechte mangelt. Allerdings zeigt sich, dass auch die Gesellschaft von Gleichberechtigung noch weit entfernt ist. Weltweit halten 25 Prozent der Befragten Männer für fähiger, arbeiten zu gehen, Geld zu verdienen, Bildung zu erlangen und weiterzugeben. In Deutschland stimmen dem 20 Prozent zu, in China und Russland sind es über 50 Prozent der Befragten, wie die Grafik von Statista zeigt.



Infografik: Von Gleichberechtigung weit entfernt | Statista



Eine höhere Bildung garantiert keine bessere Bezahlung, wie aus Daten von Eurostat hervorgeht. Die so genannte Gender Pay Gap, also der generelle Unterschied in der Bezahlung von Männern und Frauen, ist in Deutschland besonders hoch: Männer verdienen durchschnittlich 21,6 Prozent mehr. Am geringsten ist der Verdienstunterschied übrigens mit 6,5 Prozent in Italien. 

Die Gender Pay Gap lässt sich zwar auch darauf zurückführen, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten und öfter Berufe ausüben, die generell weniger gut bezahlt werden. Allerdings verdienen sie selbst als Fach- und Führungskräfte in derselben Branche weniger als ihre männlichen Kollegen.


Infografik: Frauen: Bessere Bildung, weniger Geld | Statista