Thementage
vom 6. bis 15. Februar 2015
am Schauspiel Frankfurt
Am
27. Januar 2015 jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers
Auschwitz zum 70. Mal. Anlässlich dieses Ereignisses geht das
Schauspiel Frankfurt vom 6. bis 15. Februar mit Diskussionen,
Vorträgen, internationalen Gastspielen und eigenen
Theaterproduktionen den Ursachen und Folgen des Zivilisationsbruches
auf den Grund. Bekannte Künstler, Denker, Wissenschaftler und
Überlebende des Holocaust diskutieren, welche Schlussfolgerungen wir
aus der Vergangenheit ziehen sollten. Sie beleuchten Schuldgefühle,
Ängste und Rituale des Erinnerns und hinterfragen, wie heute
Vorurteile, rechte Ideologien und Genozide entstehen.
Vorträge
und Diskussionen
Eröffnet
werden die Thementage am Freitag, den 6. Februar mit einer
Podiumsdiskussion im Schauspielhaus. Michel Friedman spricht mit
Daniel Cohn-Bendit, Harald Welzer, Jutta Limbach und Christiane
Woopen über Ursachen und Folgen der Shoah und deren Bedeutung für
Gesellschaft, Politik und Kultur.
Am Samstag, den 7. Februar wird im Chagallsaal ein
vielgestaltiges Programm geboten. Ein erster Themenschwerpunkt
beleuchtet ab 11.00 Uhr die Darstellbarkeit des Holocaust in den
Künsten. Stefan Krankenhagen beschreibt – ausgehend von Adornos
Unsagbarkeitstopos – die künstlerische Auseinandersetzung von
Beckett bis Spielberg. Im Anschluss diskutiert Gert Scobel mit Dani
Levy, Volker März, Robert Schindel und Oliver Reese über
Herausforderungen und Chancen der gegenwärtigen »HolocaustKunst«:
Wie viel Provokation und Ironie ist im künstlerischen Umgang mit den
schwersten Verbrechen gegen die Menschlichkeit erlaubt? Wann weitet
Kunst den Blick und wann bestätigt sie lediglich moralische
Plattitüden? Unter dem Übertitel »Eskalation der Gewalt – heute«
setzen sich ab 14.00 Uhr die Professoren Wilhelm Heitmeyer, Bernhard
Pörksen und Mihran Dabag mit der Entstehung von Vorurteilen,
Feinbildern und genozidaler Gewalt auseinander. Ein dritter
thematischer Schwerpunkt widmet sich ab 16.30 Uhr dem
Generationendiskurs. Nach einem Zeitzeugengespräch mit Trude
Simonsohn sprechen Kinder und Enkel der Opfer und Täter über
Traumata, Schuldgefühle und Chancen der Versöhnung. Die Diskutanten
Niklas Frank, Katrin Himmler, Michel Friedman und Channah Trzebiner
haben sich in ihren Büchern intensiv mit ihrer Familienbiografie
auseinandergesetzt und Tabus im engsten Kreise gebrochen. Peter
Lückemeier wird sie befragen.
Am
Sonntag, den 8. Februar berichtet die Holocaustüberlebende und
Schriftstellerin Inge Deutschkron über ihr bewegendes und bewegtes
Leben. Und am Dienstag, den 10. Februar diskutieren Martin Walser und
Michel Friedman über Vergangenheit und Zukunft der NS-Aufarbeitung.
Tanztheater
und Schauspiel
Neben
eigenen Theaterproduktionen werden im Rahmen der Thementage zwei
internationale Gastspiele im Schauspielhaus aufgeführt: Das
Burgtheater Wien zeigt am 7. und 8. Februar »Die letzten Zeugen«,
ein Projekt von Doron Rabinovici und Matthias Hartmann, in dem
Überlebende der Shoah ihre sehr persönliche Botschaft übermitteln.
Am 14. Februar ist die Hofesh Shechter Company, London, mit der
Tanztheaterproduktion »Political Mother« zu Gast. Elf Tänzer
erzählen in traurigen, amüsanten und schockierenden Szenen von
alltäglichen Unterdrückungsmechanismen und Zwangssituationen des
modernen Lebens. Die Produktionen des Schauspiel Frankfurt
»Liquidation«, »Die Blechtrommel«, »Der aufhaltsame Aufstieg des
Arturo Ui« und »Anne« reflektieren die NS-Zeit und den Holocaust
auf vielfältige Weise.
Ausstellung
Vom
6. bis 15. Februar wird eine Ausstellung von Jehuda Bacon im
Chagallsaal zu sehen sein. Bacon überlebte Auschwitz und fand später
in der Kunst eine Möglichkeit, sich mit seiner traumatischen
Vergangenheit auseinanderzusetzen. Er lehrte an der
Bezalel-Kunstakademie, Jerusalem, und stellte in Berlin, Prag,
Washington, New York und London aus.
Das
Schauspiel Frankfurt als öffentlicher Raum der lebendigen Kunst, der
zwischenmenschlichen Begegnung sowie der geistigen Auseinandersetzung
bietet während der Thementage also vielfältige Möglichkeiten, sich
mit der historischen Verantwortung, der Gefährdung unserer
Zivilisation und den Chancen und Grenzen der Kunst zu
befassen.
Veranstaltungsorte:
Schauspielhaus,
Chagallsaal:
Willy-Brandt-Platz,
Kammerspiele:
Neue
Mainzer Straße 15
www.schauspielfrankfurt.de