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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Samstag, 27. Dezember 2014

Schauspiel Frankfurt: Leben mit Auschwitz – danach



Thementage vom 6. bis 15. Februar 2015 

am Schauspiel Frankfurt


Am 27. Januar 2015 jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 70. Mal. Anlässlich dieses Ereignisses geht das Schauspiel Frankfurt vom 6. bis 15. Februar mit Diskussionen, Vorträgen, internationalen Gastspielen und eigenen Theaterproduktionen den Ursachen und Folgen des Zivilisationsbruches auf den Grund. Bekannte Künstler, Denker, Wissenschaftler und Überlebende des Holocaust diskutieren, welche Schlussfolgerungen wir aus der Vergangenheit ziehen sollten. Sie beleuchten Schuldgefühle, Ängste und Rituale des Erinnerns und hinterfragen, wie heute Vorurteile, rechte Ideologien und Genozide entstehen.

Vorträge und Diskussionen
Eröffnet werden die Thementage am Freitag, den 6. Februar mit einer Podiumsdiskussion im Schauspielhaus. Michel Friedman spricht mit Daniel Cohn-Bendit, Harald Welzer, Jutta Limbach und Christiane Woopen über Ursachen und Folgen der Shoah und deren Bedeutung für Gesellschaft, Politik und Kultur.

Am Samstag, den 7. Februar wird im Chagallsaal ein vielgestaltiges Programm geboten. Ein erster Themenschwerpunkt beleuchtet ab 11.00 Uhr die Darstellbarkeit des Holocaust in den Künsten. Stefan Krankenhagen beschreibt – ausgehend von Adornos Unsagbarkeitstopos – die künstlerische Auseinandersetzung von Beckett bis Spielberg. Im Anschluss diskutiert Gert Scobel mit Dani Levy, Volker März, Robert Schindel und Oliver Reese über Herausforderungen und Chancen der gegenwärtigen »HolocaustKunst«: Wie viel Provokation und Ironie ist im künstlerischen Umgang mit den schwersten Verbrechen gegen die Menschlichkeit erlaubt? Wann weitet Kunst den Blick und wann bestätigt sie lediglich moralische Plattitüden? Unter dem Übertitel »Eskalation der Gewalt – heute« setzen sich ab 14.00 Uhr die Professoren Wilhelm Heitmeyer, Bernhard Pörksen und Mihran Dabag mit der Entstehung von Vorurteilen, Feinbildern und genozidaler Gewalt auseinander. Ein dritter thematischer Schwerpunkt widmet sich ab 16.30 Uhr dem Generationendiskurs. Nach einem Zeitzeugengespräch mit Trude Simonsohn sprechen Kinder und Enkel der Opfer und Täter über Traumata, Schuldgefühle und Chancen der Versöhnung. Die Diskutanten Niklas Frank, Katrin Himmler, Michel Friedman und Channah Trzebiner haben sich in ihren Büchern intensiv mit ihrer Familienbiografie auseinandergesetzt und Tabus im engsten Kreise gebrochen. Peter Lückemeier wird sie befragen.


Am Sonntag, den 8. Februar berichtet die Holocaustüberlebende und Schriftstellerin Inge Deutschkron über ihr bewegendes und bewegtes Leben. Und am Dienstag, den 10. Februar diskutieren Martin Walser und Michel Friedman über Vergangenheit und Zukunft der NS-Aufarbeitung.

Tanztheater und Schauspiel
Neben eigenen Theaterproduktionen werden im Rahmen der Thementage zwei internationale Gastspiele im Schauspielhaus aufgeführt: Das Burgtheater Wien zeigt am 7. und 8. Februar »Die letzten Zeugen«, ein Projekt von Doron Rabinovici und Matthias Hartmann, in dem Überlebende der Shoah ihre sehr persönliche Botschaft übermitteln. Am 14. Februar ist die Hofesh Shechter Company, London, mit der Tanztheaterproduktion »Political Mother« zu Gast. Elf Tänzer erzählen in traurigen, amüsanten und schockierenden Szenen von alltäglichen Unterdrückungsmechanismen und Zwangssituationen des modernen Lebens. Die Produktionen des Schauspiel Frankfurt »Liquidation«, »Die Blechtrommel«, »Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui« und »Anne« reflektieren die NS-Zeit und den Holocaust auf vielfältige Weise.

Ausstellung
Vom 6. bis 15. Februar wird eine Ausstellung von Jehuda Bacon im Chagallsaal zu sehen sein. Bacon überlebte Auschwitz und fand später in der Kunst eine Möglichkeit, sich mit seiner traumatischen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Er lehrte an der Bezalel-Kunstakademie, Jerusalem, und stellte in Berlin, Prag, Washington, New York und London aus.

Das Schauspiel Frankfurt als öffentlicher Raum der lebendigen Kunst, der zwischenmenschlichen Begegnung sowie der geistigen Auseinandersetzung bietet während der Thementage also vielfältige Möglichkeiten, sich mit der historischen Verantwortung, der Gefährdung unserer Zivilisation und den Chancen und Grenzen der Kunst zu befassen.


Veranstaltungsorte:
Schauspielhaus, Chagallsaal:
Willy-Brandt-Platz,
Kammerspiele:
Neue Mainzer Straße 15

www.schauspielfrankfurt.de

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