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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Dienstag, 12. März 2024

Groebners Neuer Glossenhauer #33: Was fehlt. Fehlt was?

 

Foto: Dominik Reichenbach/ Artwork: Claus Piffl



Was fehlt. Fehlt was?


Man kennt das ja. Irgendwo - meist zu vorgerückter Stunde - steht plötzlich ein sogenannter Schnaps vor einem, oder auch Hausbrand oder Rachenputzer oder Schädelspalter oder ein anderer Name für ein Getränk, das in zivilisierteren Gegenden dazu verwendet wird, Hochöfen zu reinigen, Hunde einzuschläfern, oder Erbstreitigkeiten in der Familie zu beenden. 

Hier aber ist es dazu da, den Gast innerlich auszukärchern. Und der Gast muss trinken.

Er kann nicht nein sagen. Denn dann kommt das ultimative Argument:

"Bei uns macht man das so."

Wo genau bei uns ist, ist egal. Das kann in Franken/Kroatien/Ulanbator/New Mexiko/Kinshasa/Feuerland oder im Inneren eines Brachiosaurus sein. "Bei uns macht man das so" bleibt. Denn das ist die Begründung für eine Zwangsmaßnahme, die der Sprecher - oder die Sprecherin - an dem Angesprochenen vollführt. Die Legitimation eines Übergriffs durch behauptete Tradition.

Denn überprüfbar ist das nicht. Dafür bleibt keine Zeit. Denn die Maßnahme wird bereits vollführt. Ob Gnackwatschen (hochdeutsch: Nackenschlag) zur Begrüßung…, ob langes Hochziehen des Rotzes durch die Nebenhöhlen, um diesen dann gezielt auf das Essen auf dem Teller zu spucken, den man gleich serviert…, ob mit guten 50 Sachen mit dem Geländewagen in das Büro des Kindergarten donnern, um den Nachwuchs abzuholen… bei uns machen wir das so.

Wer "wir" ist, bleibt ebenso undefiniert. Wahrscheinlich die paar, die hier noch wohnen. Denn schließlich sind alle, die "das" nicht "so" machen wollten, bereits ausgewandert. Was - so sind sich die Zurückgebliebene sicher - die Schuld der Bilderberger und ihrer internationalistischen New-World-Order-Anhänger ist, schließlich haben die auch das Solarkraftwerk erfunden, weshalb die Kohlengrube 20km weiter geschlossen wurde, die so viele Leute in Lohn und Brot und Lungenheilanstalt und Friedhof gebracht hatte. 

Wer auf keinen Fall schuld ist, sind die, die noch da sind. Denn die machen das bei sich so.

Das ist Tradition: 90 Prozent Behauptung und 10 Prozent Vertreibung derjenigen, die anderer Meinung sind. Deshalb ist die Tradition auch immer einstimmig - und immer unvollständig. 

Das Problem an den fehlenden Stimmen ist: Man hört sie "bei uns" nicht. Dabei könnte man so viel von ihnen erfahren. Es heißt doch: Aus Fehlenden lernen.

Und es fehlt ja zur Zeit recht viel.

Das Geld von René Benko zum Beispiel. Das ist weg. Also futsch. Mit einem Wort: Verschwunden.

Blöd für ihn ist, dass er noch da ist. Weswegen ihn man jetzt fragt, wo die Marie* geblieben ist.

(*Marie: Wienerisch für: Geld, Kohle, Schotter, Kies, Gerschtl, Penunzen oder schlicht: das allgemein akzeptierte Zahlungsmittel.) Vor einem halben Jahr wurde der Mann noch auf fünf  Milliarden geschätzt, heute meldet er Konkurs an. So schnell kann es gehen. 


Apropos Geld: Man kann diesen Newsletter auch unterstützen. Infos unten.


Wobei man aber nicht weiß, welcher Art diese fünf Milliarden waren. Vielleicht waren es ja nur fünf Milliarden Ziegelsteine. Das wäre für einen Immobilienspek… Pardon…für einen Immobilienentwickler, der gerne spek… spek… Spektakel veranstaltet hat ja gar nicht so viel. Vielleicht waren es auch fünf Milliarden Firmen und Subfirmen und Subsubfirmen, die sich gegenseitig die Zieglein hin und her geschoben haben. Wie im Märchen "Zieglein deck Dich".

Oder fünf Milliarden Aufsichtsräte, Kontakte, Geschäftspartner, "gute" Freunde, ausrangierte Politiker und geldgeile Mit-Investoren, die das "Phänomen Benko" erst ermöglicht haben. Und jetzt ihre Hände in Unschuld waschen. Einander. Gegenseitig. Schließlich wäscht immer noch eine Hand die andere. Und dann ist alles "sauber".

Wer noch besser Bescheid weiß über gute Freunde, Geldwäsche und das Verschwinden als solches ist ein anderer Österreicher: Jan Marsalek. Konnte man dieser Tage lesen.

Doch der Unterschied ist groß: Benko ist Tiroler,  Marsalek Wiener. Merkt man sofort. 

Benkos Geschichte ist die eines Bergbewohners: Aufstieg und Fall. So ist das in den Bergen. Da geht's immer erst auffi, auffi, auffi und dann owi. Und wenn man daneben tritt, kann es sehr schnell gehen. Dann sind alle traurig, aber da macht sich schon der nächste Hirn… äh… Hoffnungsträger auf den Weg zum Gipfel.

So sind sie die Tiroler. 

Der Wiener dagegen sitzt im Kaffeehaus, auch wenn das in München steht, redet mit dem, dann mit dem, dann mit jenem und auch noch diesem, verknüpft, spricht an, macht Andeutungen, ermöglicht Geschäfte, lädt alle ein, ruft dem Kellner (der natürlich in Wien "Ober" heißt, damit der Gast weiß, dass er der "Unter" ist) "Zahlen bitte!", geht kurz auf die Toilette und … kehrt nie wieder zurück.

Und dann kommen die Angesprochen, die Vernetzten und Eingeladenen drauf, dass was fehlt.

Denn er hat ihre Mäntel und Taschen mitgenommen. Und sie kommen drauf, dass sie die Rechnung zahlen müssen. Die Kleinigkeit von 1,9 Milliarden Milchkaffee.

Und die Zurückgelassenen und über den Kaffeehaustisch Gezogenen fragen sich, wie er das bewerkstelligt hat. Bis man drauf kommt, dass er die ganze Zeit mit dieser Bande von russischen Schutzgelderpressern zusammengearbeitet hat, die gerade nebenan den Laden für ukrainische Delikatessen kurz und klein schlagen. 

Und sollte man die irgendwann mal zu greifen bekommen. Was werden die wohl zu ihrer Verteidigung sagen? Wahrscheinlich: "Bei uns macht man das so."



Groebner Live mit „ÜberHaltung“: 

13.3. Regensburg - 14.3. Kufstein - 20.3. Frankfurt - 21.3. Nabburg - 22.3. Nürnberg - alle Termine





Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung, wer es dennoch materiell unterstützen will, hier wäre die Bankverbindung für Österreich: 

Severin Groebner, Bawag, IBAN: AT39 6000 0000 7212 6709 

Hier die jene für Deutschland: 

Severin Groebner, Stadtsparkasse München, IBAN: DE51 7015 0000 0031 1293 64


Montag, 11. März 2024

Warum macht der Vorschlag des Papstes, die weiße Fahne zu hissen, keinen Sinn für die Ukraine?


Das Hissen einer weißen Flagge ist ein allgemein anerkanntes Symbol für Kapitulation, Waffenstillstand oder Verhandlungen in Konflikt- oder Kriegszeiten. Allerdings wäre es angesichts der aktuellen Situation in der Ukraine aus mehreren Gründen nicht sinnvoll, die weiße Flagge zu hissen, wie das der Papst vorschlägt. Das Oberhaupt der Katholischen Kirche würde Hunderttausende auf die Schlachtbank schicken wegen einer eminenten Fehldeutung von politischen Vorgängen. Eventuell ist das Hissen einer weißen Flagge für den Vatikan eine wichtige Maßnahme. Gibt er auf nach langem Kampf um die Moral? Steckt eine latente Ablehnung der Ukraine mit lebendiger jüdischer Kultur und als Treffpunkt der Chassiden eine Rolle? Ist es eher die Bedeutung des weißen Rauchs aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle, wenn der Papst gewählt wurde? Ist eine Entscheidung politischer Natur gefallen? Für Argentinien/Lateinamerika und Putin? Eine Verwechslung? Welche Fehler fallen auf?

Die Ukraine schätzt ihre Souveränität und Unabhängigkeit als Nation. Das Hissen der weißen Flagge könnte als Zeichen des Aufgebens oder der Kapitulation interpretiert werden, was den Bemühungen des Landes, seine Grenzen zu verteidigen und seine Autonomie zu schützen, zuwiderläuft.

Die weiße Flagge wird oft als Symbol der Unterwerfung oder Niederlage angesehen. Im Fall der Ukraine, die mit Aggressionen und Konflikten von außen konfrontiert ist, könnte das Hissen der weißen Flagge sowohl an ihre Bürger als auch an die internationale Gemeinschaft eine falsche Botschaft senden und ihre Entschlossenheit untergraben, Widerstand zu leisten und für ihre Freiheit zu kämpfen.

Die Ukraine hat in der Vergangenheit für ihre Unabhängigkeit gekämpft und stand bei der Bewahrung ihrer territorialen Integrität vor Herausforderungen. Das Hissen der weißen Flagge könnte als Verrat an den Opfern angesehen werden, die das Volk im Streben nach Selbstbestimmung gebracht hat.

In Konfliktsituationen wird normalerweise die weiße Flagge gehisst, um Verhandlungen einzuleiten oder eine friedliche Lösung anzustreben. Der Ansatz der Ukraine zur Lösung des Konflikts umfasst jedoch diplomatische Bemühungen, internationale Unterstützung und militärische Verteidigung und nicht eine symbolische Geste wie das Hissen der weißen Flagge. Friedliche Lösungen werden von Russland gar nicht akzeptiert.

Die Handlungen und Entscheidungen der Ukraine werden von der Notwendigkeit geleitet, dies zu tun, um seine Interessen zu schützen, seine territoriale Integrität zu wahren und seinen Nationalstolz angesichts äußerer Bedrohungen zu wahren. Es ist jedem klar, dass Putin Kiew will, und nicht nur den Donbass. 

Kaum ein solventer Unternehmer im Westen will die Ukraine im Einvernehmen mit dem Westen UND Putin für Hunderte Milliarden wieder aufbauen, wenn sie dann russisch ist. Das war zuletzt heute im Focus zu lesen, so dass man wirklich befürchten muss, dass die Missverwendung unserer unabhängigen Medien für Putin unsere Informationslage überall verzerrt, auch in den Sozialen Medien. YouTube bietet etliche Beiträge, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Facebook, Twitter, Instagram, überall wuchert Unkraut. Wessen demokratisches Verständnis so korrupt ist sollte nicht die Bürger so manipulieren dürfen.

Sonntag, 10. März 2024

Wie war's in der Oper DER TRAUMGÖRGE von Alexander von Zemlinsky in der Frankfurter Oper?

Dieser ominöse Titel lässt einen doch zunächst einmal grübeln, wer und was ein Traumgörge ist. Und wer war der Komponist Alexander von Zemlinsky? 

Zuzana Marková (Gertraud; auf der Bank
stehend) und AJ Glueckert (Görge; liegend)
(Bildnachweis: Barbara Aumüller) 

Wer ihn noch nicht kennt stößt auf einen Wiener Komponisten, der im Oktober 1871 in Wien geboren wurde, eine Menge komponiert hat, neun Opern, neun Orchesterwerke, drei Bühnenwerke, neun Chorwerke und viele Lieder. Er wurde Musikdirektor in Prag, Gustav Mahlers Abgang an der Wiener Hofoper 1907, später der Erste Weltkrieg verhinderten eine Aufführung von DER TRAUMGÖRGE, und der Zweite Weltkrieg und seine NS-Vorbereitung ab 1933 verunmöglichte bereits eine Beschäftigung von jüdischen Könnern und Aufführungen von jüdischen Komponisten. 

Das Umfeld und seine Kollegen waren Arnold Schönberg, mit dem er auch eine Oper komponierte und das Libretto schrieb (SAREMA), Alban Berg, Gustav Mahler, der von Zemlinskys Musik begeistert war, und die Uraufführung in Wien im Oktober 1907 plante, aber wegen seiner strengen Art in Missgunst geraten und Opfer einer antisemitischen Pressekampagne geworden war, schließlich als Kapellmeister und Operndirektor der Wiener Hofoper entlassen wurde. Mahlers Inszenierung von Richard Strauß SALOME wurde als skandalös bezeichnet und verboten. DER TRAUMGÖRGE kam nicht zur Uraufführung, und das blieb so bis 1980! 

Zemlinsky war, wie viele renommierte Künstler in dieser Zeit, ebenfalls Jude und musste 1938 fliehen. Er ging nach New York, wurde krank und starb 1942. Zemlinsky suchte die Figur des Görge bewusst aus, weil sie seiner Lage und seiner Stimmung am nächsten kam. Der Komponist war sehr klein, 1,59 cm, und ein verträumter Typ, visionär im Schaffen, sehnte sich nach Liebe, fühlte sich oft missverstanden. Er war verheiratet und hatte mindestens ein Kind. 

Es war im Wesentlichen Heinrich Heines Zyklus von drei Gedichten DER ARME PETER, der ihm ins Auge stach. Die Figur des Peter stirbt allerdings einen einsamen Tod. Der Librettist Leo "Feld" (1869-1924), der eigentlich Hirschfeld hieß, traf sich oft mit Zemlinsky und schlug vor, noch VOM UNSICHTBAREN KÖNIGREICHE von Richard Volkmann zu verwenden. Die Geschichte des Jörg diente ebenfalls als Muster des Görge, Außenseiter, Träumer, am Ende ein Happy End, beide finden ihre Traumfrau und lassen sich an einem sicheren Ort nieder, bei Volkmanns Jörg ein unsichtbares Königreich, das die verächtlichen Nachbarn nicht sehen können.

DER TRAUMGÖRGE ist ein Mann, der sehr interessiert ist an der Welt der Bücher, dem Märchen ganz besonders gefallen, und der insgesamt einen somnambulen, entrückten, versponnenen, depressiven, völlig anderen Eindruck hinterlässt als andere Männer. Görge ist ein Außenseiter, den man nicht versteht, dem Normalität zuwider ist, der damit gar nicht zurechtkommt. 
vorne v.l.n.r. Liviu Holender (Hans) und
AJ Glueckert (Görge) sowie im Hintergrund Ensemble
(Bildnachweis: Barbara Aumüller) 


Am Beginn der Oper steht eine Szene mit einer jungen Frau aus der konträren Welt, dem normalen, bürgerlichen Milieu. Görge (hochgradig souverän AJ Glueckert, Tenor) erzählt Grete (zu kurz gekommen bei Görge: Magdalena Hinterdobler, Sopran) eine unheimliche Geschichte über seine Katze. Grete ist von der Geschichte beunruhigt und beschwert sich darüber, fordert, dass Görges Märchenbücher alle verbrannt werden sollten. Görge weist dies zurück: Seine Bücher seien sein wertvollster Besitz. „Die alten Geschichten müssen lebendig werden!", ruft er. Gretes Vater ist Müller und spekuliert mit der Ehe der beiden, um die Kontrolle über Görges Erbe, die Mühle, zu behalten. Grete, die Görge zwar mag (mehr noch die Mühle), aber nicht versteht, wendet sich auch logischerweise dem Hans (sehr sportlich, herausfordernd und dynamisch: Liviu Holender, Bariton) zu, der pompös als begehrenswertes Mannsbild im Kontrast zum Träumer auftritt, begrüßt und gefeiert wird, ein Draufgänger, Raufbold, der wieder in sein Dorf zurückkehrt. Er lacht Görge aus. Der erinnert sich lieber, wie seine Mutter ihm früher Geschichten erzählte. Die Leitlinie Mutterbindung, Typfixiertheit - Gertraud - Traumbild ist, um es hier vorwegnehmend zu markieren, eine wichtige Säule im Gefühlsleben (nicht nur) des Görge. Nicht von ungefähr sieht er eine Prinzessin im Traum, die für ihn geschaffen ist. Er entzieht sich daher der Verheiratung mit Grete, die nie erfüllend sein könnte.

Im zweiten Akt, anderes Dorf, ein Jahr später, entsteht ein Gesellschaftsbild wie aus dem Nationalsozialismus, obwohl das Geschehen lang davor spielt. Im Grunde begann die brutale Ausgrenzung von Menschen, die anders sind, eine andere Religion, Hautfarbe, politische Vorstellungen, andere Gesinnung haben, die nicht dabei sein dürfen, 
schon Jahrhunderte vorher - oder gar schon seit es Feinde des Judentums gibt? So gab es bereits im Mittelalter im christlichen Europa den Zwang, bestimmte Abzeichen zu tragen.  Abhängig von Land oder Gebiet mussten sie meist gelbe Flecken, Sterne oder Ringe an der Kleidung tragen oder den sogenannten Judenhut aufsetzen. 
Es wird eine beginnende Revolte in einem Dorf gezeigt, in dem 
Iain MacNeil (Kaspar; mit Gitarre) und Ensemble
(Bildnachweis: Barbara Aumüller) 
 Görge jetzt lebt. Kaspar ist der Anführer und drückt seine Wut über die Macht der Grundbesitzer aus. Görge sei der Mann, den sie bräuchten, um Rekruten anzuwerben, Verhandlungen zu führen, weil er sich gut ausdrücken kann. Marei interessiert sich für Görge, der nur Augen für Gertraud (stolz, kämpferisch und solidarisch: Zuzana Marková, Sopran) hat. Sie wird vom Gastwirt belästigt. Gertraud ist eine Ausgegrenzte. Görge, selbst etwas verkommen durch Trinken, hat Verständnis für ihre Notlage, äußert allerdings riesige Selbstzweifel. Er verachtet die Dorfbewohner, ist aber auch wütend über seinen eigenen sozialen Abstieg. Gertraud beruhigt ihn, tröstet ihn. Sie schlägt ihm vor, sich dem Kampf anzuschließen. Was sie nicht weiß ist, dass Kaspar und die Dorfbewohner auf einem Verzicht Gertrauds bestehen, wenn er sich ihnen anschließen will. Gertraud ist entschlossen, sich ihm nicht in den Weg zu stellen. Görge lehnt die Pläne der Dorfbewohner jedoch ab und beschließt, bei Gertraud zu bleiben. Er findet die weiß gekleidete Gertraud mit einem Kranz und erkennt, dass sie über Selbstmord nachdenkt.
Zuzana Marková (Gertraud) und
AJ Glueckert (Görge) 
(Bildnachweis: Barbara Aumüller) 

Gertraud gibt zu, dass sie ihn liebt, und Görge stellt mit Entsetzen fest, dass er gegenüber ihren Gefühlen blind war. Als um sie herum die Pfingstfeuer zu brennen beginnen, bittet Görge sie, seine Frau zu werden und mit ihm in sein Haus zurückzukehren, wo er sein Erbe zurückfordern wird. Marei (temperamentvoll, aber geht auch leer aus: 
Juanita Lascarro, Sopran) beschuldigt unterdessen Gertraud, Görge verhext zu haben. Der Mob setzt Gertrauds Haus in Brand ("Hexenverbrennung"), doch Görge hält sie davon ab, die Meute mutig alleine anzugreifen. Beide ziehen gemeinsam ab. Dennoch wird ein Massen-Bullying deutlich, die Bewohner schließen das Paar bedrohlich in der Inszenierung vollkommen in ihrer Mitte ein. Hier scheint die Zukunft noch sehr, sehr ungewiss, zeigt sich aber stark kontrastiv im Nachspiel regelrecht idyllisch. Nicht nur hier zeigt die kreative Hand der Inszenierung ihre Stärke.

Im Nachspiel/Epilog sieht man Görge und Gertraud wieder ein Jahr später zurück in Görges Heimatdorf. Sie genießen die Ruhe des Abends und lesen gemeinsam eines von Görges Büchern. Eine Abordnung von Dorfbewohnern, angeführt von Hans und Grete, erscheinen, um ihnen für alles zu danken, was sie im vergangenen Jahr für das Dorf getan hatten. Insbesondere die Eröffnung einer Schule gefällt den Leuten. Görge und Gertraud sprechen über die Bedeutung der alten Märchen. In seiner Liebe zu Gertraud wurden die Märchen wieder lebendig. Görge hat im Mondlicht eine bestätigende Vision, Gertraud als seine wunderschöne Traumprinzessin mit Rosen in den Händen ist Wirklichkeit geworden.
AJ Glueckert (Görge) und
Zuzana Marková (Prinzessin Gertraud)
(Bildnachweis: Barbara Aumüller)


Zemlinsky arbeitet mit Stimmungen und wiederkehrenden, abgewandelten Motiven, die mit bestimmten Instrumenten gekoppelt sind, aber so, dass eine Gleichzeitigkeit vieler Motive mit entsprechenden Instrumenten möglich ist. Dies ist ein wesentliches Merkmal seiner Oper: Anhäufung/Schichtung von Motiven, sowohl positive als auch negative Stimmungen (vgl. Carola Frances Darwin, Sheffield 2009)
. Chromatik und Dissonanz stehen für Richtungslosigkeit, düstere Stimmung, Wut und Verzweiflung, Desillusionierung, Unverständnis, Beziehungszustände (z.B. ist Grete mit ihrem Verlobten hörbar nicht im Einklang, Görges und Gertrauds unglückliche Außenseitererlebnisse im zweiten Akt klingen völlig disharmonisch. Wie Antony Beaumont es beschreibt: "... asynchrone Polyphonielinien, reich gewürzt mit Hilfs- und Übergangsnoten, treffen in einer Harmonie aufeinander, die ständig am Rande des Unbekannten schwebt, und bewegen sich in einem harmonischen Rhythmus, der so schnell ist, dass selbst bekannte Akkorde oft unerkannt bleiben. Weder Melodie noch Basslinie bestimmen die Richtung des harmonischen Flusses. Kein Grundriss bestimmt die Klangstruktur. Dennoch wird nichts dem Zufall überlassen: Melodie, Harmonie, Dynamik, Tempo, Textur, Klangfarbe und Register folgen alle einer minutiös aufgezeichneten seismischen Kurve, die im Einklang mit dem Drama Zeile für Zeile, Szene für Szene steigt oder fällt. Es ist eine hochentwickelte Kunst.

Die musikalische Leitung hat Markus Porschner, der mit dem Opern- und Museumsorchester die ganze Stimmungsvielfalt meisterhaft darbietet.









Freitag, 8. März 2024

D.ein Fest.EU – Demokratie feiern

Friesenheimer Sternstraßenfest
Foto: Retzbach












Erklärung der Künstler:innen und Kulturakteur:innen in der Metropolregion: 

Ein klares JA für eine starke Demokratie in Rhein-Neckar

 

Die Unterzeichnenden aus der Metropolregion Rhein-Neckar setzen mit dieser Erklärung ein gesellschaftspolitisches Signal für eine starke Demokratie. 

 

Als Aktive der Kulturlandschaft wissen wir um die Geschichte des Landes: die Diffamierung von Kunst als entartet, den Missbrauch von Kultur zu Propagandazwecken. Das nationalsozialistische Regime hat Millionen Menschen ermordet und viele ins Exil vertrieben - unter ihnen auch viele Künstler:innen.

Heute begreifen wir Kunst- und Kultureinrichtungen als offene Räume, die Vielen gehören. In unserer pluralen Gesellschaft treffen viele unterschiedliche Interessen aufeinander, ein demokratischer Umgang mit Konflikten ist ohne Alternative. Demokratie wird täglich neu verhandelt: Es geht um Alle, um jede:n Einzelne:n.

 

Rechtsextreme Gruppierungen und Parteien stören Veranstaltungen, wollen in Spielpläne eingreifen, polemisieren gegen die Freiheit der Kunst und arbeiten an einer „Renationalisierung“ der Kultur. 

Ihr verächtlicher Umgang mit Menschen auf der Flucht, mit engagierten Künstler:innen, mit allen Andersdenkenden zeigt deutlich, wie sie mit der Gesellschaft umzugehen gedenken, sobald sich die Machtverhältnisse zu ihren Gunsten verändern.

Dem stellen wir uns in der Metropolregion Rhein Neckar als Kulturakteure mit einer klaren Haltung entgegen:

 

    • Wir sehen es als unsere Verpflichtung, uns für eine offene und demokratische Gesellschaft einzusetzen und diese weiter zu entwickeln.

    • Wir wenden uns gegen Strategien, die demokratische Grundwerte untergraben. Wir setzen uns mit Rassismus, Antisemitismus, Diskriminierung und Ausgrenzung - auch in unseren eigenen Strukturen – auseinander.

    • Wir, die Unterzeichnenden, fördern im Sinne der Demokratie Debatten, wir bemühen uns um einen offenen, aufklärenden, kritischen Dialog, bieten aber keine Foren für völkisch-nationalistische Propaganda.

    • Wir, die Unterzeichnenden, wehren die Versuche von Rechtsextremen ab, Kultur für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.

    • Wir, die Unterzeichnenden, solidarisieren uns mit Menschen, die durch rechte Ideologien ausgegrenzt und bedroht werden.

      

Solidarität statt Ausgrenzung. Es geht um Alle. Die Kunst bleibt frei!

 

Unterzeichner:innen:

Handan Akkaya-Kapan, Musikerin, Limburgerhof;

Tayfun  Ates, Musiker, Mannheim;

Sabine Amelung, Künstlerin, Ludwigshafen / Limburgerhof; 

Barbara Auer, Kuratorin für zeitgenössische Kunst, Heidelberg

Dr. Stefan Bauer, ev. Pfarrer/Autor, Landau;

Dr. Klaus-Jürgen Becker, Archivar, Ludwigshafen;

Fatma Biber-Born, Bildende Künstlerin, Ludwigshafen

Rüdiger Bischoff, Freier Radioreporter, Mannheim;

Claus Boesser-Ferrari, Musiker, Laudenbach;

Leni Bohrmann, Schauspielerin und Theaterautorin, Neustadt an der Weinstraße;

Blandine Bonjour, Musikerin, Mannheim / Frankreich;

Peter Braun, Musiker, Ludwigshafen;

Hedda Brockmeyer, Regisseurin, Theaterleiterin Theater in der Kurve, Neustadt-Hambach;

Peer Damminger, Theatermacher, Ludwigshafen;

Anne Barbara Dell, Mannheim;

Dr. Frank Degler, Geschäftsführer zeitraumexit, Mannheim;

Steffen Dix, Musiker, Mannheim;

Leo Dreher-Preis, Vereinsvorstand Kultur Rhein Neckar e.V., Neuhofen

Ralph Dutli, Autor, Heidelberg;

Timo Effler, Theaterleiter, Speyer;

Carsten Egger, Musiker, Neustadt an der Weinstraße;

Isabel Eichenlaub, Musikerin , Schifferstadt;

Eichfelder, Künstler,Worms;

JOANA Emetz Sängerin, Liedermacherin, Mannheim;

David Emling, Autor, Bellheim;

Felix S. Felix,  Ensemble-Mitglied Chawwerusch Theater, Herxheim;

Danilo Fioriti, Ensemble-Mitglied Chawwerusch Theater, Herxheim;

Bettina Franke, Schauspielerin, Mannheim

Carolin Grein, Sängerin, Speyer;

Miriam Grimm, Ensemble-Mitglied Chawwerusch Theater, Herxheim;

Jürgen Hatzenbühler, Künstler, Ludwigshafen / Limburgerhof

Uwe Heene, Schaupieler, Speyer;

Eleonore Hefner, Vorsitzende Kultur Rhein Neckar e.V., Ludwigshafen;

Birgit Heid, Autorin,Vorsitzende des Literarischen Vereins der Pfalz e.V.; Landau

Dr. Regina Heilmann, Leiterin des Stadtmuseums, Ludwigshafen

Andreas Heinrich, Music Gourmétz, Ludwigshafen;

Prof. Dr. Frieder Hepp, Direktor des Kurpfälzischen Museums, Heidelberg

Ben Hergl, Ensemble-Mitglied Chawwerusch Theater, Herxheim;

Prof. Dr. Jochen Hörisch, Literatur- und Medienwissenschaftler, Schriesheim;

Matthias Horn, Lied- und Oratoriensänger, Kirchenmusiker, Heidelberg:

Gereon Hoffmann, Musiker und Journalist; Schifferstadt

Constanze Illig, Bildende Künstlerin,Worms;

Norbert Illig, Bildender Künstlerin, Worms;

Michaela Jäkel, Künstlerin,Limburgerhof;

Hilmi Kapan, Kunstmaler, Limburgerhof;

Monika Kleebauer, Ensemble-Mitglied Chawwerusch Theater, Herxheim;

 Ameli M. Klein, Direktorin, Kunstverein Ludwigshafen;

Anja Kleinhans,Schauspielerin, Regisseurin, Theaterautorin und -leiterin, Freinsheim;

Bernd Köhler, Musiker und Grafiker, Mannheim;

Jakob Köllhofer, Programmdirektor DAI, Heidelberg

Marco Lalli, Schriftsteller, Heidelberg;

Annette Lennartz, Kulturredakteurin, Mannheim;

Laurent Leroi, Akkordeonist, Ludwigshafen;

Andrea Lutz-Kluge, Professorin für Ästhetische Praxis in Kontexten von Bildung, Soziokultur und Forschung, Mannheim;

Bärbel Maier, Autorin, Regisseurin und Schauspielerin, Ludwigshafen;

Dr. David Maier, Musiker und Kulturmanager, Worms;

Rahel Mangold, Kulturevents, Rhein-Neckar;

Manfred Metzner, Verleger, Heidelberg;

Juan Miranda Moraga, Musiker, Ludwigshafen;

Julia „Jules“Nagele, Musikerin, Mannheim;

Gabriele Oßwald, Künstlerin, Mannheim;

Natice Orhan-Daibel, Künstlerin, Ludwigshafen;

Hasan Özdemir, Autor, Freinsheim;

Mike Rausch, Musiker, Worms;

Antje Reinhard, Hochschullehrerin und Künstlerin,Heidelberg / Ludwigshafen;

Gerd Reutter, Künstler, Mannheim;

Thomas Reutter, Vorsitzender Industrietempel e.V., Mannheim;

Helmut Roos, Fotograf, Mannheim;

Wolfgang Sautermeister, Künstler, Mannheim;

Christiane Schmied, Musikerin, Mannheim;

Olaf Schönborn, Musiker, Ludwigshafen

Stefanie Schubert, Leitung Jugendkunstschule unARTig des Kunstvereins Luwigshafen; 

Ilona Christina Schulz, Schauspielerin und Sängerin, Freinsheim;

Dr. Roswita Schwarz, Dramaturgin Ludwigshafen

Jonathan Sell, Musiker, Mannheim;

Boris Ben Siegel, Schauspieler, Autor, Theatermacher, Mannheim;

Robert Skrobich, Theaterpädagoge, Ludwigshafen;

Lydia Sprengard, Musikerin, Ludwigshafen;

Angelika Staudt, Regisseurin, Autorin, Ubstadt-Weiher;

Monika-Margret Steger, Schauspielerin, Mannheim;

Pauline Stine Steger, Nachwuchsschauspielerin, Mannheim;

Barbara Straube, Fotografin, Mannheim;

Hans Thill, Schriftsteller, Heidelberg;

Ulrich Thul, Bildender Künstler, Ludwigshafen;

Giuseppina Tragni, Theatermacherin, Rhein-Neckar-Gebiet;

Gabriele Twardawa, Theaterpädagogin, Ludwigshafen;

Bernhard Vanecek, Musiker, Limburgerhof

Helmut van der Buchholz, Allroundkünstler und Stadtführer, Ludwigshafen;

Wolfgang Vogel, Künstler, Mannheim;

Michael Volkmer, Künstler, Ludwigshafen / Winnweiler;

Uwe von Grumbkow, Schauspieler und Regisseur, Heidelberg;

Dr. Lida von Mengden, Kuratorin, Bad Dürkheim;

Annette Dorothea Weber, Regisseurin Mannheim;

Elke Weickelt, Bildende Künstlerin, Dielheim;

Dr. Angela Wendt, Dramaturgin, Mannheim;

Buffy Stephanie Werner, Künstlerin und Kuratorin Ludwigshafen / Winnweiler;

Klaus Woller, Kameramann, Ludwigshafen;

Stephan Wriecz, Ensemble-Mitglied Chawwerusch Theater, Herxheim;

Manuel Zerwas, Autor und Musiker, Speyer

 

 

 

Weitere Künstler:innen und Kulturakteur:innen, die unterschreiben wollen, können das hier tun:

www.d.einfest.eu

Wir freuen uns auf die nächsten 99!

 

Ab Ostern 2024 wollen wir immer am Samstag ab 11 Uhr die Marktbesucher:innen des Sternstraßenmarktes in Ludwigshafen-Friesenheim mit einer Aktion von „D.ein Fest – Demokratie feiern“ überraschen. 


ANSTEHENDE VERANSTALTUNGEN

30. MÄRZ

Ganztägig

LEBENDIG


6. APRIL

Ganztägig

WORTLOS


13 APRIL

Ganztägig

(UN)BESCHREIBLICH WEIBLICH


20. APRIL

Ganztägig

SCHILLERND


27. APR

Ganztägig

FARBIG


4. MAI

Ganztägig

SCHMACKES

ECM: März 2024


Der Frühlingskalender ist vollgepackt mit vielen Konzerten von ECM-Künstlern, darunter Dominic Miller, John Scofield, Mark Turner, Nik Bärtsch, András Schiff, Elina Duni und anderen.

Nachfolgend finden Sie einige der Tour-Highlights und eine vollständige Konzertliste auf unserer Website.

Das Dänische Streichquartett wird in den kommenden Monaten nicht nur über 20 Konzerte geben, sondern übernimmt auch die künstlerische Leitung des 12. jährlichen Frühlingsfestivals auf der Insel Rügen vom 8. bis 17. März.

Ihr hochgelobtes Prism-Projekt wurde 2023 abgeschlossen und ist auf fünf CDs erhältlich, die eine bestimmte Bach-Fuge mit einem späten Beethoven-Quartett verbinden, das wiederum mit einem Quartett eines späteren Meisters verbunden ist.

Ein weiteres Highlight wird vom 8. bis 11. Mai das ECM Festival Freiburg im Südwesten Deutschlands sein. Die viertägige Veranstaltung präsentiert Auftritte von Nitai Hershkovits, dem Dominic Miller Quartet, dem Maciej Obara Quartet und Zsófia Boros.

Freitagabend ist eine Hommage an Anja Lechner mit Auftritten von François Couturier, Pablo Márquez und Mona Matbou Riahi. Tickets gibt es hier: LINK

Im Sonderangebot dieser Woche haben wir eine Auswahl an Alben zusammengestellt, die das Repertoire des Varieté-Streichquartetts hervorheben.

Neue Alben:

Hervorragende Reaktionen auf die letzten angekündigten neuen Alben von Vijay Iyer und John Surman: 

“The pianist’s group improvises with entrancing dynamism. This second offering from Mr Iyer’s trio invests yet further in the qualities that make the ensemble singular, not least a shared fascination with nuances of rhythmic expression on a communal sense of flow. It revels in dynamics that are calibrated with great care and […] achieve startling force”, schrieb Larry Blumenfeld im WALLL STREET JOURNAL über Iyers Compassion. “Die drei Musiker spielen zusammen, als hielten sie telepathisch Kontakt zueinander. Als könnte das freie Gespräch die Probleme der Welt in Schönheit auflösen”, befand Tobias Rapp im SPIEGEL. Und der britische GUARDIAN kürte Compassion zu seinem ’Jazz album of the month’.

Über John Surmans Words Unspoken wiederum urteilte Jack Kenny im britischen Portal JAZZVIEWS: “The writing on the album is the kind that dissolves imperceptibly into improvisation. The subtlety and the artistry are adventurous. The album is a deeply satisfying, significant experience from one of Europe’s leading voices.”

Der März steht für uns in diesem Jahr ganz im Zeichen des Vinyls:

ECMs audiophile Vinyl-Reissue-Serie Luminessence wird in diesem Monat März 2024 mit drei Veröffentlichungen fortgesetzt. Gerade erschienen die titelgebende Jan Garbarek-Aufnahme von Keith Jarrett-Kompositionen für Streichorchester und Saxophon – Luminessence – aus demJahr 1975, sowie Garbareks erstes Album für das Label, Afric Pepperbird, aufgenommen im Jahr 1970.

Am 29.03. folgt das Debütalbum von Azimuth, das ursprünglich 1977 veröffentlicht wurde und die besondere Synergie von Norma Winstone, John Taylor und Kenny Wheeler dokumentiert. Die Serie ist konzipiert als ein Kaleidoskop, das die Juwelen des umfangreichen Label-Katalogs in eleganten, hochwertigen Editionen beleuchtet.

Im April kommt ein neues Solo-Album von Fred Hersch. Mehr Einzelheiten dazu in Kürze.


Dienstag, 5. März 2024

Groebners Neuer Glossenhauer #32: Böses Wort zum guten Zeitpunkt

 

                                                                                                       Foto: Dominik Reichenbach/ Artwork. Claus: Piffl


Böses Wort zum guten Zeitpunkt


So spät ist der „Neue Glossenhauer“ schon lang nicht mehr gekommen.

Aber das hat alles einen guten Grund. Wohl spielen Prokrastination (die einzige Nation, der ich wirklich anhänge) und zarte Trödelei eine gewisse Rolle, aber eigentlich ging es um Qualitätssicherung: Schließlich musste ich erst überprüfen, ob das, was ich da geschrieben habe, auch meiner Meinung entspricht. Wenn ja, darf der Newsletter nicht raus.

Denn eine klare Eindeutigkeit geht mir da nicht aus dem Haus.

Denn der Trend geht zur eindeutigen Zweideutigkeit. Noch besser: Zur undeutlichen Mehrdeutigkeit. 

So hat dieser Tage im schönen Graz eine Liste ihr Antreten bei der Wahl zum europäischen Parlament angekündigt, deren erklärtes Ziel es ist, den Austritt Österreichs aus der EU zu vollziehen. Das wäre so, als würde man an Schwimmmeisterschaften (ein schönes Wort mit drei M übrigens) also an Schwimmwettbewerben teilnehmen mit der Forderung, das Wasser aus dem Becken zu lassen. Das hinterließe bei den Zusehern doch ein Gefühl der zarten Verwirrung.

In Deutschland dagegen ist man dabei ein letztes Stückchen Zeitgeschichte aufzuarbeiten und sucht…nein, nicht nach Rechtsradikalen-Mitgliedern des NSU… auch nicht nach russischen Mithörgelegenheiten… sondern nach ehemaligen RAF-Mitgliedern. 

Vermutet werden sie in Berlin. Ich glaube, die haben sich in diesem einem Berliner Lokal versteckt, wo man für kleines Geld regionale Küche in sehr guter Qualität bekommt und die Bedienung so extrem freundlich ist. Dieses Lokal kann man in Berlin nämlich lange suchen.

Dabei haben die beiden Unauffindbaren sehr interessante Namen. Der eine heißt Staub, der andere Garweg. In Ermittlerkreisen geht man ja mittlerweile davon aus, dass der eine sich aus dem Staub gemacht hat, der andere aber gar weg ist.

Immer noch da ist Waldemar Putin. Der Mann, der Russland seit 24 Jahren aufgrund von unfreien, manipulierten und geschobenen Wahlen regiert, hat eine Rede gehalten. Eine Rede, in der er - der einen Krieg angefangen hat - gesagt hat, er hätte keinen Krieg angefangen, weswegen jetzt ja auch tausende russische Soldaten in der Ukraine stehen. Und weil Russland ständig bedroht werde (von Großmächten wie Georgien, Moldau, den baltischen Staaten und Legoland), hat er wieder mal mit Atomwaffen gedroht. Gut, das kennt man schon. 

In anderen Ländern gibt es bewegliche Feste wie Ostern oder Pfingsten, anderswo feiert man Karneval, Tag der Befreiung vom Faschismus oder die Unabhängigkeit vom sowjetischen Imperialismus, in Russland aber kommt regelmäßig ein sehr kleiner Mann durch sehr große Türen, wackelt durch den Raum wie ein Straßenschläger und droht dann mit Atomwaffen. Auch eine Tradition.

Obendrein macht der das immer, wenn ihm nichts mehr einfällt.

Legitim. So hat jeder seine Strategien. Donald Trump sagt immer, wenn ihm nichts mehr einfällt „You know“. Wenn Olaf Scholz nichts mehr einfällt, lächelt er. Wenn Markus Söder nichts mehr einfällt, zitiert er Franz-Josef-Strauss, wenn Karl Nehammer nichts mehr einfällt, erklärt er die Diskussion für beendet und wenn FPÖ-Chef Hassbert Dackl (oder wie der heißt) nichts mehr einfällt, sagt er „schlicht und ergreifend“ und meint seine Bodyguards. 

Die sind nämlich schlicht und ergreifend.

Dabei könnte man doch gerade diesen ehemaligen österreichischen Innenminister dieser Tage soviel fragen: 


Einschub in eigener Sache: 

Unten kann man lesen, wie man diesen Newsletter unterstützen kann. Sehr interessant! Es empfiehlt sich hinzuschauen.


Wie das eigentlich ist mit der Rolle des Verfassungsschutz, der österreichischen-russischen Freundschaft, der FPÖ, den Kontakten zu Jan Marsalek, der wiederum ehemalige Mitarbeiter des österreichischen Verfassungsschutz beschäftigt hat und für den russischen Geheimdienst wohl eine riesige Geldwaschanlage betrieben hat. 

In Sicherheitsbelangen ist von der von Hassbert Dackl oft beschworenen „Festung Österreich“ nichts zu spüren. Es ist eher das Laufhaus Österreich. Für Geld kriegt man hier alles.

Dabei hat man in Österreich auch noch andere Probleme: Wintersport ohne Winter. So lautete eine Meldung des ORF: „Eigentlich hätte die Saison noch eine Woche länger dauern sollen, doch die braunen Flecken setzten sich durch. Schuld daran ist der wärmste Februar der Messgeschichte.“ 

Jajajajajaja… Jetzt soll es der Februar gewesen sein! Dabei weiß man doch, dass sich in Österreich fast immer die braunen Flecken durchsetzen. Die haben ja eine eigene Partei: Die Fleckenpartei Österreichs. Abgekürzt…

Billiger Witz. Zugegeben.

Aber es gibt ja noch andere blöde Formulierungen. Gerade bei ernsten Themen. 

So hört man immer wieder, diese oder jene Person wäre „viel zu früh verstorben“.

Zu früh? Wann wäre es denn richtig gewesen? Und wo steht denn, wann wer genau den Löffel abgeben soll? Gibt es Bundesregister für Ablebenszeitpunkte? Kann man da nachschauen, wann man dran ist? Und wann die Nachbarn? Und dann kann man sagen: „Oh! Sie haben aber ein sehr schönes Sterbedatum!“ 

Was wäre so eines? Wie wärs mit dem 22.02.2022? Ein Tag für einen Grabstein. Ein perfekter Tag zum Sterben. Nur…leider schon vorbei. Dabei hätte man damit den gesamten Ukrainekrieg versäumt. So gesehen, müsste man ja auch einmal sagen: „Der ist ja viel zu spät gestorben!“

Womit wir schon wieder beim Zwerg Waldemar wären. 

Also wenn ich sterbe, möchte ich, dass irgendjemand sagt: „Groebner auf die Minute genau gestorben!“ Oder: „Das war der perfekte Zeitpunkt.“ Oder: „Am Schluß hat er noch die entscheidenden Hundertstel herausholen können!“

Oder: „Ich hab immer auf seinen Newsletter gewartet, aber…. 

…wenigstens am Ende war er einmal wirklich pünktlich.“



Groebner Live mit „ÜberHaltung“: 

8.3. Erlangen/Fifty-Fifty - 13.3. Regensburg/Statt-Theater - 14.3. Kufstein/Arche Noe - 20.3. Frankfurt/Stalburg Theater - alle Termine hier.






Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung, wer es dennoch materiell unterstützen will, hier wäre die Bankverbindung für Österreich: 

Severin Groebner, Bawag, IBAN: AT39 6000 0000 7212 6709 

Hier die jene für Deutschland: 

Severin Groebner, Stadtsparkasse München, IBAN: DE51 7015 0000 0031 1293 64

Ukraine: Was kann der Westen noch tun?

 

Was kann der Westen noch tun?


Lesen Sie strategische Überlegungen zusammengefasst bei IG Bürger denken mit:

Sind Stationierungen von europäischen Truppen in der Ukraine zur Sicherung von Städten, Dörfern und Zivilbevölkerung legitimer und effizienter als TAURUS-Marschflugkörper?

Donnerstag, 29. Februar 2024

Frankfurt a.M.: Trailer zu DER TRAUMGÖRGE von Alexander Zemlinsky

Der Kurzfilm von Thiemo Hehl zur Frankfurter szenischen Erstaufführung von Alexander Zemlinskys Der Traumgörge (Musikalische Leitung: Markus Poschner; Inszenierung: Tilmann Köhler) im Internetauftritt der Oper Frankfurt ist freigeschaltet:


Online-Dating: Abwarten führt zu Kontaktlosigkeit - Bei der Online-Partnersuche lohnt sich Eigeninitiative

Foto von Andrea Piacquadio/pexels



Beim Online-Dating warten viele Partnersuchende ab, bis sie jemand anschreibt. Eine aktuelle Studie von Gleichklang zeigt jedoch, dass Abwarten von den anderen Teilnehmenden als Absage interpretiert wird.

Beim Online-Dating warten viele Partnersuchende ab, bis sie jemand anschreibt. Manche Partnersuchende bleiben sogar komplett passiv und schauen sich Profile erst an, wenn sie eine Zuschrift erhalten.

Eine Umfrage der psychologischen Partnerbörse Gleichklang.de unter 930 Singles hat untersucht, welche Auswirkungen solches Abwarten auf die Kontaktmotivation potenzieller Partner hat.

Es zeigte sich, dass das Nicht-Anschauen eines Profils und das Nicht-Schreiben einer Erstnachricht vom Gegenüber häufig als Absage verstanden wird. Dadurch unterbleibt die Kontaktaufnahme komplett, woraus aus Teufelskreis der Kontaktlosigkeit entstehen kann.

Psychologe Guido F. Gebauer rät allen Partnersuchenden, aus diesem Teufelskreis auszusteigen, indem Sie sich Profile anschauen und bei vorhandenem Interesse selbst eine Erstnachricht schreiben.

Details zur Umfrage


Gleichklang befragte 930 partnersuchende Mitglieder im Rahmen einer Online-Umfrage. An der Umfrage beteiligten sich 579 Frauen, 338 Männer und 13 nicht-binäre Personen im Alter von 22 bis 81 Jahren. Das Durchschnittsalter lag bei 53,67 Jahren. Die Umfrage wurde durch den Psychologen Guido F. Gebauer für Gleichklang durchgeführt und ausgewertet.

Die Umfrage untersuchte zwei Formen des Abwartens:

  • Partnersuchende schauen sich einen Vorschlag nicht an.
  • Partnersuchende schauen sich einen Vorschlag an, schreiben aber keine Nachricht.
Die Befragten wurden gebeten, anzugeben, was es in ihnen auslöse, wenn eine andere Person ihr Profil nicht anschaue oder wenn eine andere Person ihr Profil zwar anschaue, ihnen aber keine Erstnachricht sende.

Auf einer vierstufigen Skala (starke Ablehnung, Ablehnung, Zustimmung, starke Zustimmung) gaben die Befragten ihre Einschätzung an, ob aus Nicht-Anschauen oder Nicht-Schreiben folge, dass die andere Person nicht interessiert sei. Zusätzlich gaben die Befragten auf einer dreistufigen Skala an, ob ihre Intention, mit einer Person in Kontakt zu kommen, durch Nicht-Anschauen oder Nicht-Schreiben erhöht, erniedrigt oder nicht beeinflusst werde.

Ergebnisse


Die Ergebnisse zeigten, dass das Nicht-Anschauen eines Profils und das Nicht-Schreiben einer Erstnachricht oftmals von den Befragten als Desinteresse verstanden wurden und sich dadurch die Intention zur Kontaktaufnahme reduzierte:

  • 75,38 % der Befragten gaben an, dass sie von einem Desinteresse der anderen Person ausgehen, wenn diese Person sich ihr Profil nicht anschaue. 51,08 % der Befragten berichteten darüber hinaus, dass ihre Intention sinke, eine solche Person anzuschreiben. Nur 2,90 % der Befragten gaben umgekehrt eine wachsende Intention an, mit einer solchen Person in Kontakt zu treten.
  • 75,59 % der Befragten gaben an, dass sie von einem Desinteresse der anderen Person ausgehen, wenn diese sich zwar ihr Profil anschaue, ihnen aber keine Erstnachricht sende. 46,24 % der Befragten berichteten, dass dadurch ihre Intention sinke, eine solche Person anzuschreiben. Lediglich 7,42 % gaben eine steigende Intention an, mit dieser Person in Kontakt zu treten.
Alle Geschlechter gaben ähnliche Antworten, aber bei den Konsequenzen von Nicht-Schreiben von Erstnachrichten traten signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen auf:

  • Aus dem Nicht-Schreiben einer Erstnachricht schlossen 78,76 % der Frauen, aber nur 70,11 % der Männer auf ein Desinteresse bei der anderen Person.
Deutlich stärkere Unterschiede zwischen Männern und Frauen zeigten sich bei der Auswirkung auf die Intention, mit der betreffenden Person in Kontakt zu treten:

  • - 52,68 % der Frauen gaben an, dass das Nicht-Schreiben einer Erstnachricht durch die andere Person ihre Intention für einen weiteren Kontakt reduziere. Bei den Männern gaben dies lediglich 35,50 % der Befragten an.
Wegen der geringen Stichprobengröße konnten die 11 nicht-binären Personen in diese prozentualen Vergleiche nicht einbezogen werden.

Psychologische Empfehlungen


Psychologe Gebauer berichtet, dass Abwarten beim Online-Dating oft beobachtet werde. Viele Partnersuchende wollten lieber angeschrieben werden, als selbst die erste Nachricht zu senden. Ebenso gebe es Partnersuchende, die nicht einmal ein anderes Profil anschauten, bevor sie eine Erstnachricht durch eine Person erhalten hätten.

Abwarten sei bei Frauen traditionell stärker ausgeprägt als bei den Männern. Dies hänge trotz aller Bemühung um Gleichberechtigung mit Geschlechtsrollen-Erwartungen in der Gesellschaft zusammen, gemäß derer der Mann als Eroberer auftreten solle.

Tatsächlich zeigten die aktuellen Befunde aber, dass von Abwarten dringend abzuraten sei. Das Abwarten werde nämlich völlig unabhängig vom Geschlecht von der großen Mehrheit der anderen Partnersuchenden nicht als eine Einladung zur Kontaktaufnahme, sondern als eine Ablehnung bewertet. Diese senke die Motivation der anderen Partnersuchenden, den Kontakt aufzunehmen. Unerwünschtes Ergebnis solchen Abwerten sei daher häufig, dass überhaupt kein Kontakt zustande komme.

Gebauer empfiehlt Partnersuchenden, sich klarzumachen, dass sie immer eine Botschaft vermitteln, selbst, wenn sie scheinbar nicht kommunizieren:

Teilnehmende beim Online-Dating, die sich ein Profil gar nicht anschauen, erwecken beim Gegenüber den Eindruck, dass sie kein Interesse an einem Kennenlernen haben.

Partnersuchende, die sich ein Profil zwar anschauen, aber keine Erstnachricht schreiben, erzeugen den Eindruck, dass ihnen das Profil nicht gefalle.

Diese Eindrücke führten dazu, dass die anderen Personen von einer Kontaktaufnahme Abstand nehmen, um Ablehnung zu vermeiden.

Zwar seien Männer eher bereit als Frauen bei einer abwartenden Position des Gegenübers den Kontakt dennoch aufzunehmen. Aber mehr als eine von drei Männern habe in der aktuellen Befragung ebenfalls eine sinkende Kontaktmotivation bei abwartendem Verhalten des Gegenübers angegeben. Auch Frauen würden daher durch abwartende Verhalten mögliche Beziehungsoptionen verlieren.

Wenn eine andere Person nicht den ersten Schritt tue, brauche dies keineswegs zu bedeuten, dass tatsächlich kein Interesse an einem Kennenlernen bestehe. Unsicherheit und Hemmungen, Aufschieben und Vergessen, Alltagsstress oder eben die Erwartung, dass die andere Person sich bei Interesse melden werde, könnten erklären, warum Teilnehmende beim Online-Dating erst einmal abwarteten.

Werde dies Abwarten als Absage verstanden oder nehme die andere Person ebenfalls eine abwartende Haltung ein, sei ein Zusammenfinden ausgeschlossen. Wer sich demgegenüber über Trägheit, eigene Hemmungen oder den eigenen Stolz hinwegsetze und den ersten Schritt tue, habe wesentlich bessere Erfolgsaussichten bei der Online-Partnersuche.

Gebauer rät daher allen Partnersuchenden im Internet, es sich zur festen Gewohnheit zu machen, sich jedes vorgeschlagene Profil anzuschauen und immer selbst eine Erstnachricht zu schreiben, wenn eine Neugier auf die Person hinter dem Profil bestehe.

Weitere Details und psychologische Einordnungen zur Untersuchung können im Gleichklang Psychologie-Blog nachgelesen werden.

Gleichklang.de ist eine psychologisch ausgerichtete Kennenlernplattform, die seit 2006 im Internet ihre Dienste anbietet. Gleichklang wendet sich an Menschen mit sozial-ökologischen Denkweisen.