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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Dienstag, 25. Mai 2010

Exklusivbuch: Shigeru Ban, Complete Works 1985-2010, Köln 2010



Shigeru Ban, Complete Works 1985-2010
Philip Jodidio
Hardcover, 30.8 x 39 cm,
464 Seiten
€ 99.99
ISBN: 978-3-8365-0735-6
Mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch



Shigeru Ban, Complete Works 1985-2010, Art Edition
Suisse binding in clamshell, 30.8 x 39 cm, 466 Seiten
€ 750.00
ISBN: 978-3-8365-1792-8
Mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch
Zur Eröffnung des Centre Pompidou in Metz (siehe hier) beim TASCHEN Verlag, Köln, erhältlich: Alle je realisierten Gebäude des gefeierten japanischen Architekten - Complete Works 1985-2010, Hardcover-Ausgabe und Art Edition. 

Der Autor:
Philip Jodidio
(geboren 1954) studierte Kunstgeschichte und Wirtschaftswissenschaften an der Harvard-Universität und war über zwei Jahrzehnte lang Chefredakteur der französischen Kunstzeitschrift Connaissance des Arts. Er hat zahlreiche Artikel und Buchpublikationen verfasst, unter anderem die bei TASCHEN erschienene Reihe Architecture Now! und Monografien über Tadao Ando, Norman Foster, Richard Meier, Jean Nouvel und Zaha Hadid. Jodidio gilt international als einer der populärsten Autoren zum Thema Architektur.



Shigeru Ban (geboren 1957 in Tokio) studierte am Southern California Institute of Architecture (SCI-Arc) und machte seinen Abschluss an der Cooper Union School of Architecture in New York. Er arbeitet heute in Tokio und Paris. Ban stellt immer wieder überkommene Vorstellungen der Architektur in Frage und entwirft beispielsweise ein Haus ohne Wände oder Ausstellungsräume aus Papprohren und Containern. Diese in Zusammenarbeit mit dem Architekten erarbeitete Monografie zeichnet seine Karriere nach, präsentiert alle je gebauten Werke von Shigeru Ban und demonstriert, warum dieser zu den innovativsten und bedeutendsten Architekten der Welt gehört. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen entwirft Ban markante Wohnhäuser und findet trotzdem noch Zeit, Notunterkünfte für Katastrophengebiete von Kobe bis New Orleans zu konzipieren. Seine Entwürfe verwenden oft Papier oder Papprohre als Strukturelemente und geben so dem Begriff "Papierarchitekt" eine ganz neue Bedeutung.

Durchblättern!


Außerdem erhältlich:
Eine Art-Edition die auf 200 signierte und nummerierte Exemplare limitiert ist und in einer Schlagkassette geliefert wird. Shigeru Ban hat eigens für diese Ausgabe das Buchcover entworfen, ein handgefertigtes Netz aus poliertem afrikanischen Samba-Holz (Triplochiton scleroxylon), inspiriert durch das Dachdesign des neuen Centre Pompidou in Metz.


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Sonntag, 23. Mai 2010

Centre Pompidou in Metz eröffnet

Zwischen dem 12. und 16. Mai 2010 öffnete das Centre Pompidou, das „Musée national d’art moderne“ (MNAM, das Nationale Museum für moderne Künst), die Pforten zum Tag der offenen Tür in Metz und feierte Eröffnung des Zentrums für Kunstbegeisterte. Die gesamte Einrichtung MNAM mit Hauptsitz in Paris besitzt eine der weltweit außergewöhnlichsten Sammlungen moderner und zeitgenössischer Kunst. Ganze 59.000 Werke zählt der Besitz des MNAM, wovon nur rund 1.300 Werke dem Publikum in Paris gezeigt werden. Das Centre Pompidou Metz wird auf die Bestände des MNAM zurückgreifen und spezielle Ausstellungen oder Veranstaltungen aus dem hauseigenen Schatz anbieten.
Das MNAM hatte seinen Anfang im Jahr 1947 mit dem „Palais de Tokyo“, mit Werken von Pablo Picasso, Robert Delaunay, Georges Braque und Constantin Brancusi und erweiterte sich 1977 zum Centre Pompidou. Heute findet der Interessierte bedeutende Werke aus allen Bereichen der Kunst, von Malerei, Bildhauerei, Kino, Fotografie, Architektur, Design bis zu den neuen Medien. Das Centre Pompidou ist mit Sicherheit eines der ganz wichtigen französischen Besitztümer, ein gigantischer Kultur- und Kunstpalast.
Shigeru Ban © CA2M / Jean-Claude FigenwaldErbaut wurde es von dem Japaner Shigeru Ban und Jean de Gastines. Ban hat große Wohnungsbauprojekte in den USA und in Japan verwirklicht, wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Weltarchitekturpreis 2001 für den japanischen Pavillon bei der Weltausstellung in Hannover im Jahr 2000 und mit der Großen Goldmedaille der Architekturakademie im Jahr 2004. 
Der 1957 in Tokio geborene Ban studierte von 1977 bis 1980 am Southern California Institute of Architecture und an der New Yorker Cooper Union. Nach der Mitarbeit im Büro von Arata Isozaki eröffnete er 1985 sein eigenes Büro in Tokio. Zu den wichtigsten Arbeiten zählen das Curtain Wall House in Tokio und das als Ferienhaus konzipierte Paper House, bei dem er erstmals Papier als Baustoff einsetzte.
Jean de Gastines arbeitet seit dem Jahr 2000 mit Shigeru Ban an allen Projekten, die dieser in Frankreich verwirklicht. Dazu gehören neben dem Centre Pompidou-Metz zwei weitere gemeinsame Projekte, wie das Institut du „Canal de Bourgogne“ in Pouilly-en-Auxois und Sozialwohnungen in Mülhausen im Rahmen eines experimentellen Projekts unter der Leitung des Architekten Jean Nouvel.

Shigeru Ban ist nicht nur Architekt, sondern gleichermaßen Erfinder, Experimentator und Ingenieur. Er gehört zu den renommiertesten Baumeistern der Gegenwart und verbindet
traditionelle japanische Bauweisen mit moderner Architektur. Shigeru Ban reiht sich mit diesem Werk u. a. vor Klaus Daniels (2006), Frei Otto (2005), Margarete Schütte-Lihotzky (1992), Gottfried Böhm (1985), Pier Luigi Nervi (1960) oder Henry van de Velde (1957) ein, wie die Münchner Fakultät für Architektur der Technischen Universität München feststellte. Sie verlieh dem Japaner ebenfalls den begehrten Doktor-Ingenieur h.c. der renommierten deutschen Universitätseinrichtung.


 Link zum Centre Pompidou Metz






(Fotos: Alle Rechte bei Centre Pompidou, Metz)

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Donnerstag, 20. Mai 2010

AKTUELL: Eröffnungsrede der OECD-Konferenz in Berlin vom heutigen Tag

Die Regulierung des Finanzmarktes ist das oberste Ziel für alle beteiligten OECD-Staaten, so der Generalsekretär der OECD, Angel Gurria, am 20.05.2010 in Berlin. Die Macht der Banken, ihr unerbittlicher Konkurrenzkampf und Egoismus greift weltweit die Märkte so an, dass eine Eindämmung erfolgen muss. Griechenland war eine Art Sputnikschock der internationalen Finanzmärkte.

"...we have to work in the next months on  a new institutional architecture for financial reform at both the macro and the micro level.
We have to do much better in reducing the role of perceived national self interest in the  financial reform process, and focus on improved coordination and consistency and to  encourage banks to go back to their most important function which is to lend

We need such new architecture of financial reform to be combined with sustainable fiscal
consolidation strategies, structural reforms and efforts to explore new sources of growth to build a stronger, cleaner and fairer world economy after the crisis. The three C’s:  Cooperation, Coordination and Consistency are key to overcome the current and avoid another C – another crisis. Toronto in June and Seoul in November can be milestones in this respect – as can Berlin today!"

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Dienstag, 18. Mai 2010

Interview mit Gaby Sommer, Fotografin, Mitglied in der DGPh, Deutschen Gesellschaft für Photographie

Gaby Sommer, die Fotografin mit dem Gespür für richtige Augenblicke, hatte ich unlängst hier vorgestellt (siehe unten). Wir kennen sie als Fotokorrespondentin von AP, Reuters und GAMMA, aber nicht als Privatperson mit ihren Interessen, Vorlieben und Wünschen. Ein Gespräch mit ihr soll Klarheit schaffen.


Was bedeutet Fotografieren für Sie persönlich, was assoziieren Sie damit?
Fotografie heißt wörtlich übersetzt „Malen mit Licht“ (aus altgr. phos, „Licht [der Himmelskörper]“, Helligkeit und graphein,  zeichnen,  ritzen,  malen,  schreiben). Und Aristoteles Ausspruch „Die Seele denkt in Bildern“ fällt mir dazu sofort ein.
Die Kamera gibt mir die Möglichkeit, einzutauchen in die Welt vieler verschiedener Menschen, einen Einblick zu bekommen, wie das Leben woanders funktioniert, offen zu bleiben für alles, was sich mir zeigt. Ohne eigene Offenheit öffnet sich das Gegenüber nicht, die Menschen spüren, ob man Vorbehalte hat oder nicht.
Die Kamera ist auch ein Schutzinstrument; bei schrecklichen Dingen hilft sie, Distanz zu wahren. Die Seele muss alles verarbeiten, was sie sieht. So konnte ich den Tod meines Vaters nur mit der Kamera verarbeiten. Das direkte Erleben war in diesem Moment unfassbar für mich.


Können Sie spontan sagen, welche Motive Sie am meisten reizen und warum?
Den Menschen in seiner Tiefe auszuloten, die Seele hervorblitzen zu lassen. Ich lasse dazu meine Bilder sprechen ...



Was würden Sie leidenschaftlich gerne in Ihrem Schaffen angehen?
Ich habe vieles gesehen, Sport, Rennen, Königsfamilien, Anarchos, Demos, Weltstars, was übrig bleibt ist die Schönheit der Natur in verschiedenen Ländern, fantastische Landschaften und die Landschaften des Gesichts. Für mich ist das Wichtigste, Natur in ihrer Vielfalt intensiv zu erleben. Als Highlights würde ich  Einsamkeit, Blicken in die Natur, Weite in jeder Hinsicht, Afrika und Neuseeland bezeichnen.
Es bleibt der Wunsch, erneut auf eine Reise um die Welt zu gehen und nicht eher zurückzukommen, bis man sich nach der Sicherheit sehnt, die Deutschland bietet. Wenn man viel in verschiedenen Ländern unterwegs ist, weiß man die positiven Aspekte, die unsere Heimat bietet, mehr und mehr zu schätzen (sauberes Trinkwasser, der Müll wird regelmäßig abgeholt, gefüllte Supermärkte, man kann Salat und Obst essen, ohne groß darüber nachzudenken).
Erst aus der Ferne kann man erfassen, wie gut es uns hier geht. Im Alltag ist das alles viel zu selbstverständlich und man sieht nur das Negative.
Es bleibt auch der Wunsch, fotografieren zu lehren. Ich möchte Anfängern zeigen, wo es lang geht, und Könnern Tipps und Kniffe präsentieren, die sie noch nicht angedacht haben oder denen sie zu wenig Bedeutung zumessen.

Gibt es eine Fotografieart, die Sie ablehnen, die Sie enttäuscht?
Nein. Alles hat das Recht, da zu sein. Alles ist richtig. Zu glauben, die Wahrheit zu kennen, macht engstirnig.

Welche drei wichtigsten Einflüsse aus der fotografischen Welt, die Sie am meisten beeinflusst haben, würden Sie spontan nennen?
Duane Michaels Werk finde ich wunderbar. Eugene W. Smiths Schaffen beeindruckt mich noch heute. Horst Faas, der zwölf Jahre das Saigonbüro von AP Photos während des Vietnamkrieges geleitet hat, ist ein sehr guter Freund. Seine Klarheit, die Dinge zu sehen und zu nehmen, wie sie sind, seine Toleranz und seine Weltoffenheit haben mich geprägt.

Verraten Sie mir, welche Musik Sie "sich fühlen" lässt?
Jan Gabareks „Officium“, Arnold Schönbergs „Verklärte Nacht“, alles von T.Rex, insbesondere die Balladen aus den 60ern, Tangerine Dreams „White Eagle“ und die frühen Werke von Mike Oldfield, Gustav Mahlers „Kindertotenlieder“, Julien Clerc, die tamilischen Liebeslieder und Phil Glass.
Die Liste würde sich fortsetzen lassen, es gibt viele Musikarten, die mich berühren.

Existiert eine literarische und künstlerische Welt, die Ihnen sehr viel sagt?
Für mich gehören alle Formen dazu, die es erlauben, das große Ganze zu verstehen. Sowohl in der Literatur als auch in der darstellenden Kunst. Alain Robbe-Grillet  war eine Entdeckung für mich, Joseph Beuys habe ich erst nach vielen Anläufen verstanden, seitdem finde ich sein Werk hervorragend.
Ganz wichtig sind Filme, ich bin ein Augenmensch. Ich empfehle noch einmal „Soylent Green“ von 1973 anzusehen, ein Phänomen.

Gelingt es Ihnen Ihr Privatleben und Ihre Arbeit miteinander zu verbinden oder dominiert der Alltagsdruck? Schaffen Sie das nervlich immer? Woher holen Sie Ihre Energie?
„Im Geschäft“ zu sein, gebucht zu werden für Managementportraits, bedeutet die Arbeitswelt zu kennen und sich auf die Anforderungen einzustellen. Bilder brauchen alle großen Unternehmen, aber Lust und Zeit der Führungsriege stehen auf einem ganz anderen Blatt. Fotografieren bedeutet oft ein notwendiges Übel für die Vorstände und Geschäftsführer. Die Kunst besteht nun darin, einen Menschen, der es gewohnt ist anderen Arbeitsanweisungen zu geben, so zu führen, dass er sich nicht überfahren fühlt und auch Spaß an der Sache entwickelt. Ich versuche es kurzweilig zu gestalten, die mentale Belastung während des Shootings ist für mich daher enorm: Einen Menschen erfassen, mit ihm den verbalen und visuellen Kontakt aufbauen, sich auf ihn einstellen, die Technik im Auge behalten und fühlen, wie er sich gerne dargestellt sehen möchte. Und das Ganze in 15 Minuten, die meistens nur zur Verfügung stehen.
Selten hat man nur ein oder zwei Personen vor der Kamera, Tage mit 15 bis 20 Portraits „am laufenden Band“ sind mittlerweile normal. Und in jeder Minute präsent zu bleiben, erfordert eine ungeheure Konzentration. Man kann diese Menschen nicht einfach „abschießen“. Sie spüren genau, ob sie wahrgenommen werden oder einfach nur Nummer neun des Tages sind.
Hinzu kommt, dass ich im Vorfeld einen minutiösen Ablaufplan erarbeite, damit jeder der Beteiligten seinen Tag darauf abstimmen kann. Doch dann dauert die Vorstandssitzung länger, das Flugzeug wartet auch nicht und es bleiben von den 15 Minuten vielleicht nur zwei Minuten übrig. Und auch da muss man Spitzenleistung bringen. Später fragt niemand, wie die Rahmenbedingungen waren, sondern will ein perfektes Ergebnis sehen.
Nervenstärke ist daher eine Grundvoraussetzung!
Dies bringt mich zu einem anderen Punkt: Batterien aufladen.
Mittlerweile empfinde ich es nicht als Luxus, sondern als Pflicht meinem Geist und meinem Körper gegenüber mich zu erholen. Ich bin viel unterwegs, insofern schätze ich es, in meinem Zuhause zu sein und in der Natur. Ich brauche keine Wochenendreise in ein Wellnesshotel, mir genügt mein Zuhause mit meinen Büchern, meiner Musik und meinem Hund. Gearbeitet wird grundsätzlich immer, das sogenannte Back-office verschlingt viel Zeit. Ein freies Wochenende ist äußerst selten.
Der Nachteil meines Lebens ist, dass ich nicht planen kann, Besuche bei Freunden werden oft kurzfristig gestrichen, da ein Auftrag hereinkommt, alle privaten Verabredungen werden von der Erklärung begleitet, dass ich eventuell absagen muss. Dies bedaure ich, allerdings kann ich es mir nicht leisten, meine Auftraggeber allein zu lassen, wenn sie mich brauchen. Die Auftragslage muss stabil sein, und dass erreiche ich nur mit Präsenz.
Die Disziplin muss die Oberhand behalten. Wenn man frei arbeitet, ist jeder Kunde wichtig.
Und aus all diesen Gründen genieße ich die Spaziergänge in der Natur, denn manchmal will ich einfach nur mit der Seele fotografieren.

(Fotos: Alle Rechte bei Gaby Sommer)
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Donnerstag, 13. Mai 2010

Buchbesprechung: Sei du selbst, alle anderen sind schon vergeben, München 2010

Mike Robbins
Sei du selbst, alle anderen sind schon vergeben
München, April 2010, 288 S., 16,90 €, mvg Verlag


Authentizität ist das, was wir wirklich schätzen und bewundern. Authentische Menschen sind in der Lage, das zu vergegenwärtigen und zu leben, was sie sind und wollen. Man spürt nichts von all den Überlagerungen, die sich im Laufe der Sozialisation auf die Persönlichkeit gelegt haben. Sie sind immer noch sie selbst (oder wieder?), nicht ein Produkt der Einflüsse und Verformungen im  Leben.

Der Autor ist einer der gefragstesten Referenten und Coachs der USA und lässt alles weg, was unsere Starcoachs entwickelt haben, die Show, das Übertriebene, den Kult. Er hat bereits einen Bestseller über das Thema der Wertschätzung geschrieben.  Robbins präsentiert in "Sei du selbst..." einen leicht lesbaren Text und klar erklärte Sachverhalte. Es ist der richtige Ratgeber für Leser, die anfangen, ihre Authentizität zu suchen und zu entwickeln. Ein wirklicher Guide for Beginners.

Authentisch ist nur der, der sich selbst lebt, der ohne Angst selbstbewusst auftreten kann, offen seine Meinung sagt, Konflikte offen und ehrlich austrägt und löst. Er muss noch mehr können: seine Ängste in etwas Positives verwandeln, Risiken eingehen und seine Lebensziele verfolgen. All das ist nur fruchtbar, wenn man sich selbst und anderen vertrauen und verzeihen kann.

Mike Robbins schickt den Leser auf die Suche nach seinem wahren Wesen und führt ihn durch die Erziehung, durch unsere Vergangenheit zu dem, was wirklich zählt. Übungen und kreative Versuche wechseln sich ab mit einigen Fakten zu den Umständen, die Authentizität verhindern.

Dieser Weg geht entlang den 5 Prinzipien, die einen erstarken lassen:
1)  Erkenne dich selbst
2)  Verwandle deine Ängste in etwas Positives
3)  Bringe dein wahres Wesen zum Ausdruck
4)  Sei tapfer [Halte die Selbstverwirklichung durch!]
5) Akzeptiere dich ohne Vorbehalte

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Montag, 10. Mai 2010

Gerade besucht: Renate Wandel im Kleinen Kunstbahnhof St. Julian-Eschenau

Was mich bei Renate Wandel (zur Vita siehe meine Vorschau) auf ihrer Homepage sofort fesselte, obwohl ich noch nichts von ihr gesehen hatte, das ist dieser Widerspruch zwischen kirchlich-religiösen Motiven und einem offenkundig entflammten Eros und Sexus. Ihre Installation "... immer richtig!" (siehe hier) ist alles andere als eine religiöse Darstellung oder Transport von religiösen Wünschen. Oder das Bild "Salomé", die Verführung aus dem Altertum hereingeholt in die Gegenwart. Salomés verführerischer Tanz, um den Kopf Johannes des Täufers zu bekommen, aufgeführt in einer Table-dance-Bar. Der biblische Mythos und Richard Strauss' Oper wie ein Charles Bukowski, serviert an Arnold Schönberg.

Genauer betrachtet ist nichts anderes und auch nicht viel weniger virulent als dieser monströse Abgrund zwischen Himmel und Hölle, Universum und Nichts, Liebe und Perversion, Kirche und Freudenhaus, Versteinerung und Sinnestaumel, Gott und Teufel, Sehnsucht und Verführung, Zärtlichkeit und Geilheit, die uns allen innewohnt. Gerade in den aktuellen Kindesmissbrauchskandalen zeigen sich diese Abgründe genau so, wie wir sie in unseren diabolischsten Ahnungen und Ängsten erleben ... Pädophilie statt Pädagogik, Pornographie statt Zölibat, Lüsternheit statt Kinderliebe, bei jenen, die nicht in der Lage sind, die widerstreitenden Kräfte zu zähmen und in positive Produktivität umzuleiten. Der umgekippte, perverse Sexus, das Verbot vergoren zum Lustcocktail.


In ihrer aktuellen Ausstellung im Kleinen Kunstbahnhof in St. Julian-Eschenau, vom Galerist und nicht minder aussagekräftigen Künstler Dietmar E. Hofmann-Leitmeritz betrieben, zeigt sich die Breite der thematischen Fertigkeiten Renate Wandels. Die Ausstellung wurde am 9.5.2010 eröffnet, geht bis 7.7.2010 und empfiehlt sich jedem, der die Rauschhaftigkeit und Lüsternheit des Menschseins ebenso wie Abgründe aller Art als eine künstlerische Herausforderung sieht.

Religiöse, mythologische Szenen ("Amor und Venus", Gipsguss; "Die Kathedrale").





Erotische und literarische, so die heilige Johanna aus Friedrich Schillers "Die Jungfrau von Orleans" und der Großinquisitor aus "Don Carlos", neben Szenen aus Goethes "Faust", hier "Auerbachs Keller".


























 
Außerdem sozialkritische Welten, Krieg, Gewalt, Kriminalität, ganz eigenwillig in dem Gemälde "Licht und Schatten", in dem aus einem höllenähnlichen Dasein ein Übertritt in die hellere Welt, bis hin zu einem Lichtwesendasein, stattfindet.











(Ausschnitt aus Licht und Schatten)




Aktuell arbeitet die Künstlerin an einer Afghanistan-Reihe, die die Auseinandersetzung mit dieser ersten deutschen Konfliktbeteiligung nach vielen Jahren des Verbots thematisiert.




Auffällig sind noch drei andere Werke:

Ein mit Wein vom Hildegard-von-Bingen-Weinberg gemalter Engel ("Kristallin II"), was Pfälzer Winzern mit Kunstgefallen sofort inspierieren sollte, einen farbintensiven Malwein zu kreieren ;-).

Das Gemälde "Tempus fugit!", das die Entstehung des Universums und des Menschen in einer sekundenschnellen Metamorphose aus der anfänglichen Urknall- und "Big-Bang"-Explosion zum "Ecce homo" Friedrich Nietzsches festhält.








Ungesättigt gleich der Flamme
Glühe und verzehr’ ich mich.
Licht wird alles, was ich fasse,
Kohle alles, was ich lasse,
Ja, ich weiß, woher ich stamme,
Flamme bin ich sicherlich.

Friedrich Nietzsche









Und ein Gemälde namens "Floating". Vor dem Hintergrund des reichen Frankfurt-Mainhattan, dem wichtigsten Börsen- und Bankenplatz Deutschlands, der Stadt der Geldverwaltung, -vernichtung und -pflege (frei nach R.W. Fassbinder: "Die Stadt, das Geld und der Kollaps") schwimmen kleine Euroscheinschiffchen den Main, nicht den Orkus hinab, obwohl beides nebeneinanderliegen könnte wie Euphrat und Tigris. Das Gemälde lag Ministerpräsident Koch zur Ansicht vor, fand aber nicht den ihm eigentlich zustehenden Platz im hessischen Landtagsbüro des Ministerpräsidenten.


Renate Wandel ist auch zu sehen auf der 1. Bazonnale "Lust 2010" von 7.Mai bis 30. Juni 2010 in Weimar. Benannt ist diese Ausstellungsreihe nach Bazon Brock, 70 Jahre, dem ungewöhnlichen Professor für Ästhetik und Kulturvermittlung sowie eigenwilligen Kunstschaffenden und -förderer (Begründer der Kunstformen "Fluxus" und "Happening"), der zurzeit eine Vorlesungsreihe in Karlsruhe zur Förderung der Bürgermündigkeit durchführt ("Der professionalisierte Bürger"). Die Bazonnale soll alle 6 Monate ein breites Angebot von Künstlern zu wichtigen Themen bieten und die Zuschauer zu ästhetischer Urteilskraft erziehen.


(Alle Fotos: viereggtext)




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Donnerstag, 6. Mai 2010

Buchbesprechung: "Alles über die Liebe", München 2010

Manfred Hassebrauck
Alles über die Liebe.
Warum wir lieben, wen wir lieben, wie wir Liebe erhalten
München, April 2010, 240 S., 16,90 €, mvg München

Prof. Dr. Manfred Hassebrauck unterrichtet, lehrt und erforscht sozialpsychologische Inhalte an der Universität Wuppertal. Seit 30 Jahren widmet er sich den Themen Liebe, Partnerwahl und Beziehungen. Als international anerkannter Experte wird er seit vielen Jahren von TV-Sendern und anderen Medien um Stellungnahmen und populärwissenschaftliche Veröffentlichungen gebeten, von denen er schon etliche auf den Markt gebracht hat.Wer ihn kennt, hat vielleicht auch schon "Warum wir aufeinander fliegen" vom Rowohlt Taschenbuchverlag aus dem Jahr 2002 gelesen. Einige Inhalte und Abbildungen tauchen im neuen Buch wieder auf.


Eine groß angelegte Befragung von 22.000 Männern und Frauen unterschiedlicher Nationalität hat er mit der großen Internetplattform für Partnersuche, friendscout24.de, bereits 2008 durchgeführt. Dort wird auch sein ausführlicher Partnertest den Mitgliedern angeboten. Im Buch findet man einen (aussagekräftigen) Teil davon. Und nicht nur diesen Test, sondern noch etliche weitere, die eine genaue Positionsbestimmung für Singles und (zukünftige) Partner erlauben. Zum Partnertest siehe auch meine Buchvorschau.


In unserer schnelllebigen, kaum noch für das Wichtigste - die Liebe - Zeit aufbringenden Welt ist es ein sehr, sehr angenehmes Geschenk der Technik, auf das Medium der Internetkommunikation zurückgreifen zu können. Das Alleinsein, der Kummer, die unerfüllte Sehnsucht, der Liebeshunger, all das hat ein Ende, sobald man auf einer Singleseite kräftig sucht und kontaktet. Wenn man es richtig anstellt ...  Der Partnererbeutungszug durch Cafés, Discos, Schwimmbäder und Feste, Konzerte erübrigt sich, der gestresste moderne Mensch kann sich am Abend nach getaner Arbeit, wenn es sein muss von Bett, Balkon oder Badewanne aus seinem Seelenheil widmen. Kann er sich gut präsentieren, unterhalten und werben, hat er bereits ein paar Stunden oder Tage später sein Date, bei dem er nicht nur die Affäre fürs Wochenende finden kann, sondern auch, und das geschieht in der Mehrzahl, eine lang andauernde, intime und erfüllte Beziehung. Wer sich (ver-)binden oder vergnügen will, der kann es besser als jemals zuvor.



Nicht dass das Buch von Manfred Hassebrauck ein Ratgeber wäre, wie es besser geht, aber es spricht die wichtigsten Tipps aus. Noch mehr ist es ein umfassender Überblick über die aktuelle internationale und eigene Forschungslage zu Beziehungen, Partnerwahl, Anschauungen, Liebesarten, zwischenmenschliche Anziehung und Attraktion. In 8 Kapiteln führt uns der Autor vor Augen, wie wir als Menschen empfinden, reagieren, verstehen und handeln. Ein wahrer Genuss, uns wirklich teilweise noch stark von den Genen, Hormonen und der Evolution beeinflusst zu sehen. Nicht der Intellekt, sondern Instinkte, Triebe und biologische Notwendigkeiten treiben einen sehr reizvollen Reigen mit uns. Dennoch bewahren wir ein wenig unsere Hoheit, wenn wir wenigstens als elementar wichtig erachten, dass die Ähnlichkeit in unseren Anschauungen sehr viel wichtiger ist als die Ungleichheit. Nicht die Gegensätze, die Ähnlichkeit zieht uns an, und zwar die Ähnlichkeit in der Ablehnung von Anschauungen, Dingen etc. 


Dennoch ohne Schönheit geht gar nichts. Wir wollen einen attraktiven Partner, Männer viel mehr als Frauen, und es ist essentiell für den Sucherfolg, das Mauerblümchen rauszupusten und die raffinierte Frau mit Pepp überzuziehen oder sich von Opas Hosenträgern zu verabschieden und Brad Pitt nachzueifern. Jedoch: Frauen schauen auf Geld und Status an erster Stelle, nicht auf die absolute Schönheit. Sie denken pragmatischer, sicherheitsbewusst und nur bei Seitensprüngen zur Belebung des Liebeslebens oder (aufgepasst) zur Verbesserung der genetischen Lage holen sie sich einen schönen Apollo an die Brust. Wir Männer wissen das, weswegen wir auch schon seit Urzeiten so ausgerüstet sind, dass feindliche Spermien in der Gebärmutternähe von unseren Killerspermien (!) isoliert und getötet werden, damit der Rest zur Eibefruchtung kommt. Hier fängt das Leid an: Frauen machen diese Seitensprünge instinktiv in ihrer fruchtbaren Phase, ziehen sich reizvoll an und beginnen insgeheim Ausschau zu halten. Nicht selten mit Erfolg, wenn sie nicht die Beständigkeit der Beziehung für besser erachten. Männer tendieren zur Affäre aus sexuellen Gründen, das Aussehen ist dabei nicht so wichtig.


Ganz wichtig für gute Beziehungen sind in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit Intimität, Übereinstimmung, Sex und Unabhängigkeit. Unter Intimität ist hier Nähe, Vertrautheit und Geborgenheit gemeint. Übereinstimmung meint die Meinungen und Anschauungen. Sex den körperlichen Sex (Männer verstehen darunter Vaginalsex, Frauen mehr Zärtlichkeit, Nähe, Nacktheit, Gefühl und Hautkontakt) und Leidenschaft. Unabhängigkeit hat eine kleinere Bedeutung, dennoch ihren festen Platz: auch ein eigenes Leben führen, eigene Freunde haben, selbsttändige Unternehmungen usw. Jede Beziehung hängt auch davon ab, ob die Beteiligten zu neurotischem Verhalten tendieren (Reizbarkeit, Streitsucht, Stressempfindlichkeit, Unstetheit, Stimmungsschwankungen), sich gut und tolerant unter- und verhalten können und einen ähnlichen Bildungs- und sozialen Hintergrund mitbringen.


Beziehungen haben einen weiteren Systemfehler: Sie haben ein natürliches Ende. Sicher, wir können das auffangen und neu beleben, aber die meisten Scheidungen geschehen nach 5 bis 7 Jahren, auch 6 Monate und 2 oder 3 Jahre und immer wieder etwa 3 Jahre nach einer Geburt (eventuelle Kinder werden weniger pflegebedürftig) sind eine Bruchstelle, können Trennungen nach sich ziehen. Nur erfahrene Liebende mit gleichen Neigungen bewältigen das locker. Oder ergänzend erwähnt: Die sture Rollenverteilung Mann arbeitet, macht seine Sachen, Frau versorgt Haushalt und Kinder, erhält auch Beziehungen oder Ehen zumindest auf dem Papier bis ins hohe Alter. 


Wichtiger Tipp aus der Wissenschaft: Unternehmen Sie viel und immer Neues, strengen Sie sich körperlich an, das schafft garantiert neue Leidenschaft, damit ist nicht die sexuelle Anstrengung mit Hilfsmitteln von Beate Uhse, Orion oder neuerdings eis.at gemeint, sondern die sportliche beispielsweise. Es ist bewiesen, dass dies die Attraktivität und Anziehung des Partners ebenso wie geschickte Kleidung erhöht, die Leidenschaft und Liebe belebt. So einfach kann das sein. Aber nur bei Abwechslung! Das tägliche gemeinsame Joggen reicht irgendwann nicht mehr aus. Gut ist auch die zeitweise Pausierung. Sich nicht sehen (evolutionsgeschichtlich könnte der Partner in der Zwischenzeit einen anderen gehabt haben!) erhöht die Anziehung und Leidenschaft, dann zündet es umso mehr beim Wiedersehen. Diese eventuelle körperliche Anstrengungung wird dann wieder zu einem eigenen Genuss ...;-)


(Foto vom Autor, Cover: Rechte bei mvg; Der Kuss: viereggtext)


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Montag, 3. Mai 2010

"Die Sieben Todsünden im Leben des gemeinen Künstlers" von Tony Caulfield

Wer eine humorvolle Gegenüberstellung der päpstlichen Festlegung der Strafen für (Tod-)Sündige aus dem 6. Jahrhundert und den Resten dieser klerikalen Deutung des späteren Höllendaseins beim heutigen Künstler erleben will, kann Tony Caulfield für eine etwa 30-minütige Darbietung buchen.
Dieser Text wurde für eine Vernissage am 31.01.2010 im KUNSTATELIER FORMA:T (Köln) verfasst. Die Ausstellung hatte "Die Sieben Todsünden" zum Thema. Der Text wurde in leicht abgewandelter Form auch am 29.04. im twenty one (Kaiserslautern) gelesen.

Gierigen hatte man anno dazumal beispielsweise ein "postmortales Bad in einem Kessel mit kochendem Öl" in Aussicht gestellt, Tony Caulfield wandelt dieses infernalische Angebot ein bisschen ab und stellt Schülern für das leidige Fuck-Zeichen die Mittelfingerguillotine bereit, die auch den praktischen Nutzen hätte, für Dauerexibitionisten im Schulbus aufgrund der Größentauglichkeit verwendet werden zu können. 

Oder ärgerliche TV-Showkost (welche die Todsünde Trägheit des Herzens und des Geistes transportiert) sollte mit einer Dauershow jenseitslänglich bestraft werden, in der mindestens Karl-Heinz aus Wanne-Eickel seinen Mitanklagten dauerhaft mit einem Schaufelradbagger das Frühstücksei aufklopfen muss, während verfettete Männer versuchen müssen durch ein Nadelör zu kriechen.  

Mehr auf der Bühne ... 

Tony Caulfield bei viereggtext

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Freitag, 30. April 2010

Kunstevent: "nomen est omen" von Renate Wandel im Kleinen Kunstbahnhof in St. Julian

Bilder, Radierungen, Zeichnungen und Objekte von Renate Wandel im Kleinen Kunstbahnhof, 66887 St. Julian,
von 9. Mai bis 7. Juli 2010, Mi bis So von 14-20 Uhr.

Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, den 9. Mai 2010, 15 Uhr

Begrüßung: Dietmar E. Hofmann-Leitmeritz, Maler und Galerist
Einführung: Jürgen Lindhorst, Eventmanager
Musik: Klaus Ruth, Walerian Galuszka, Bugs der Trommler

Mit der obligatorischen Verlosung eines Kunstwerkes.

Renate Wandel besuchte die Hochschule für Bildende Künste (HfBK), Berlin, studierte Freie Malerei, Bildhauerei und Baugeschichte. Seit 1972 ist sie freiberuflich tätig als Malerin und Bildhauerin und erledigt Auftragsarbeiten für Kirchen unterschiedlicher Konfessionen. Sie lebt und arbeitet in Berlin und Bad Hersfeld.

Neben vielen mythologischen, religiösen Motiven und Naturdeutungen fällt eine spektakuläre Aktion vom 16. September 2005 besonders auf: Um 11:55 Uhr wurde eine Installation ("Denk"mal) vor dem Berliner Reichstag enthüllt, die sehr eigenwillig ist. Sie heißt "...immer richtig".
Eine knallrote, schwarz, aber spärlich beschürzte, gestiefelte Domina peitscht andere der Farben, Rot, Gelb, Schwarz, Grün, die mit dem Kopf voraus in einem Postsack der Deutschen Bundespost stecken, mal kräftig durch.

(Foto: Alle Rechte bei Renate Wandel)

Ob es sich um eine politische Gruppierung handelt, die unterdrückt und Leute beiseiteschafft (verschickt) oder um eine Menschwerdung des Teufels, der ein böses Spiel mit anderen treibt, oder um Käuflichkeit im politischen Gebaren oder alles zusammen, bleibt unbeantwortet. Mehr nach meinem Besuch.

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Dienstag, 27. April 2010

Folsäuremangel in Deutschland?

(dgk Marburg) Bundesbürger verzehren zu wenig Folsäure. Zu dem Ergebnis kam kürzlich die Nationale Verzehrsstudie II des Max-Rubner-Instituts (MRI). 86 Pro­zent der Frauen und 79 Prozent der Männer erreichen den empfohlenen Wert (400 Mikrogramm) für die tägliche Zufuhr von Folsäure demnach nicht.

Folsäure beeinflusst die Zellteilung und -entwicklung, die Bildung der DNA, die Blutbildung sowie Stoffwechselvorgänge. Das Vitamin wird über die Nahrung aufgenommen. Geschieht dies nicht, bildet sich nach vier bis fünf Monaten eine besondere Form der Blutarmut. Eine Unterversorgung mit Folsäure beeinflusst Krankheitsrisiken, zum Beispiel kann der Homocysteinwert im Blut ansteigen. 

Risikofaktor Homocystein 
Homocystein gilt als ein Risikofaktor unter anderem für Herz-Kreislauferkrankungen und Schlaganfall. Die Zusammenhänge sind wissenschaftlich nicht endgültig geklärt – jedoch ist es ratsam, den Homocysteinspiegel bestimmen zu lassen und bei erhöhten Werten gegenzusteuern. Das gilt besonders für Menschen mit Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen und Schlaganfall oder für Menschen, die diese Probleme bereits haben.


Homocystein wird bei Stoffwechselvorgängen gebildet. Da es keine besondere Aufgabe hat, wird es wieder abgebaut. Ist dieser Vorgang gestört, reichert sich die Substanz an. In hoher Konzentration schädigt sie die Gefäße, was wiederum das Risiko für die genannten Krankheiten ansteigen lässt. 

Wird Folsäure zugeführt, sinkt der Homocysteinspiegel. Wichtig für eine positive gesundheitliche Wirkung ist dabei die Kombination der Folsäure mit den Vitaminen B6 und B12. 

Homocysteinwerte unter 10 Mikromol pro Liter Blutplasma gelten als  unbedenklich. Bei Werten zwischen 10 und 15 Mikromol kann man versuchen, den Spiegel durch den Verzehr folatreicher Lebensmittel zu senken. Ab einem Wert von mehr als 15 Mikromol empfehlen Experten Arzneimittel, die Folsäure, B12 und B6 in speziell aufeinander abgestimmter und höher dosierter Form enthalten. Die Einnahme erfolgt nach ärztlicher Anweisung, der Homocysteinwert wird regelmäßig kontrolliert. 



Das Maß aller Dinge: die richtige Dosis
Die Wirkung von Folsäure ist hochkomplex, die Dosierung von großer Bedeutung. Zu wenig ist problematisch - zu viel aber auch, wie neuere Forschungen ergeben haben. Professor Alfonso Lampen vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist deshalb der Meinung, dass, wolle man die positive Wirkung nutzen, Risiken aber nicht eingehen, Folsäure individuell verabreicht und dosiert werden müsse – also in Abhängigkeit beispielsweise von Alter, Erkrankungen und persönlicher Lebenssituation. Ärztliche Beratung ist deshalb wichtig. Der Folsäure-/Folat-Status lässt sich übrigens mittels einer Blutuntersuchung feststellen.



Ein Wort zur Ernährung 
Folat ist der Begriff für die natürliche Form des Vitamins, die künstlich hergestellte Variante wird als Folsäure bezeichnet; oft spricht man aber einheitlich einfach nur von Folsäure. Viel enthalten ist etwa in grünem Gemüse, Vollkornprodukten und Getreidekeimlingen, Leber, Weichkäse und Orangen. Kurze Lagerungszeiten und eine schonende Zubereitung ohne langes starkes Erhitzen von Gemüse erhalten den Folatreichtum der Lebensmittel.

Dennoch muss davor gewarnt werden, Folate einfach so zu ersetzen. Hat jemand zum Beispiel einen B12-Mangel und geht zum Heilpraktiker, erhält er in den meisten Fällen ein Kombipräparat aus B6 und B12. Dies führt aber für Schulmediziner zu einer Kaschierung des B12-Mangels und gleichzeitig entstehen oder verschärfen sich neurologische Probleme bei einer Überdosierung von B6. Also Vorsicht. Fragen Sie Fachleute Ihres Vertrauens.

















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Mittwoch, 21. April 2010

Buchbesprechung: Gleichheit ist Glück, Berlin 2009




Richard Wilkinson und Kate Pickett
Gleichheit ist Glück
Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind
Tolkemitt Verlag bei Zweitausendeins
Berlin, Dezember 2009, 294 Seiten
(nur bei Zweitausendeins.de erhältlich)


Die beiden Epidemiologen haben einen großen und umfassenden Versuch unternommen, die Gesellschaften der Erde exemplarisch miteinander zu vergleichen. Was ist die Ursache für negative Erscheinungen im Leben und in der wirtschaftlichen Situation der westlichen Länder, die nicht mehr in den Griff zu bekommen sind? Warum explodieren in den USA, GB und anderen Ländern die Gefängnisse wegen Überfüllung und andernorts nicht? Wieso sinkt die Lese- und Rechenfähigkeit im Westen (inkl. Deutschland), während sie andernorts besser ist und steigt? Warum haben wir trotz Wachstum abnehmende Beschäftigungszahlen, zunehmende Verarmung, sinkende Lebenserwartung und Lebensqualität?

Die Autoren griffen dabei unter anderem auf medizinisches, (sozial-)psychologisches, (sozial-)geografisches und demoskopisch-statistisches Material der Wissenschaften und Nationen zurück. Nicht immer konnten sie die Fragestellung eindeutig belegen, jedoch auch in beweisärmeren Phasen der Buchentstehung ergaben sich eindeutig andere Erklärungsmuster als die üblichen. Insofern ist ihre Arbeit eine Meisterleistung und ein wichtiger Appell an die Leser, mitzuhelfen bei einer neuen Welt- bzw. Staatenordnung, die die Fehlentwicklung in wesentlichen Zügen aufhalten kann.
Sie entlarven mit etlichen Schaubildern und Quellenbeweisen die Ungleichheit in der Gesellschaft als wesentlichen Motor aller Fehlenwicklungen. Wo bislang nur vereinzelte Studien mal in den Fokus der Betrachtungen gelangten, ist es hier ein ganzes Bündel von wissenschaftlichen Arbeiten. Die Ungleichheit ist in allen untersuchten Ländern, das sind im Kern etwa 20 Länder, phasenweise auch ein paar mehr, als eindeutige Ursache aller kostenintensiven, krankmachenden und verarmenden Faktoren zu sehen, die unsere Gesellschaften lahmlegen.

Betrachtet wurden Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Israel, Italien, Japan, Kanada, Neuseeland, Niederlande, Norwegen , Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz , Spanien, USA (in den USA wiederholt differenziert nach den Bundesstaaten), ferner osteuropäische, arabische, asiatische Staaten.

So ließe sich verkürzt ausgesagt auf soziale und materielle Ungleichheit (Einkommen) einerseits nicht nur die Chancenungleichheit von Frauen, Hautfarben und Menschen aus der unteren Schicht zurückführen, sondern auch die Anzahl der Gefängnisinsassen. Überall wo hohe Ungleichheit herrscht, sind Frauen in hohen Positionen unterrepräsentiert, lagen Phasen verstärkten Rassismus, ethnischer oder Religionsunterdrückung vor dem jetzigen Zustand (extrem in den Südstaaten der USA) und sprengen die Gefängnisse wegen hoher Kriminalität auseinander. Die höchste Ungleichheit herrscht in den USA, ca. 560 Insassen auf 100.000 Einwohner. In Japan dagegen nur 40!
Ebenfalls essentiell mit Ungleichheit verbunden sind geringe oder sinkende Lebenserwartung und Gesundheit, hohe psychische Erkrankungsraten (USA vorne, Europa 25 % der Einwohner), über die Maßen soziale Spannungen und Probleme, Aggressionen, Delikte aller Art (inkl. Mord und Selbstmord), Drogenkonsum, Alkoholismus, Fettleibigkeit, Teenagerschwangerschaften, wenig Chancengleichheit, vorbestimmte, reduzierte und geringere Einkommensmöglichkeiten, geringe Lebensfreude und -zufriedenheit, hohes Statusdenken, oft an Produkte wie Kleidung, KFZ etc. gekoppelt, hohe Konsumorientierung als Ersatz, starker Materialismus, strenger Egoismus und ausgeprägter Narzissmus als Grundorientierung und Problemfaktor in sozialen und zwischenmenschlichen Kontakten, geringes Vertrauen in die Mitmenschen und in die soziale Gruppe (Verachtung), Arbeitslosigkeit und verarmte Sozialhilfeempfänger. Die Gesundheitssysteme sind überfordert, teilweise nicht leistungsfähig und teuer (siehe auch meinen Beitrag im Blog). Es herrscht das Prinzip nach oben buckeln und nach unten treten. Schwächere, Einzelne werden angegriffen, sie dienen als Ventil der Aggressionen. In der Arbeitswelt kaum und abnehmende Mitbestimmung und Mitsprache, irrwitzige Klüfte zwischen Nichtbesitzern, Nichtvermögenden und Besitzern, Vermögenden (siehe hierzu auch meinen Beitrag: Soziale Ungerechtigkeit). Die Aufzählungen könnten fortgesetzt werden, es ist überraschend und einleuchtend, verschafft ein Aha-Erlebnis zu längst geahnten Problemkonstellationen, warum alles schief hängt. Ein Beweis für die Theorie ist auch in der Entwicklung von Staaten zu sehen, die aus der (wenn auch verordneten) Gleichheit kommen und nun in den Sog westlicher Fehlentwicklungen geraten, wie ganz deutlich die alte UdSSR, DDR.

Gibt es Lösungen? Ja, und zwar deutlich zu sehen in vier Ländern: Schweden, Finnland, Norwegen und Japan. Diese Länder stehen am anderen Ende der Betrachtung, sie zeichnen sich durch hohe Gleichheit, höhere Gerechtigkeit und jeweils den entgegengesetzten Werten bei den Problemfaktoren aus! Erreicht werden kann dieser Zustand entweder durch hohe Steuern und Transferleistungen bei hohen Einkommen (Skandinavien), ausgebautem Sozialsektor und funktionierender Arbeitsmarktgestaltung, ferner durch hohe Mitbestimmung und Mitspache am Arbeitsplatz, am besten in einer Mitgestaltung und Mitträgerschaft der Unternehmen durch die Arbeitnehmer (Anteilsinhaber) etc. oder durch insgesamt geringere, aber besser verteilte Einkommen vor dann geringeren Steuern (Japan). Egal ob Variante eins oder zwei, es muss ein anderer Geist dahinter stehen, der Werte, soziales Miteinander, Teilen und demokratisches Mitbestimmen und Ausgestalten wünscht. Aus für die Hierarchien, diktatorischen und übergestülpten Systeme, Verherrlichung von Ausbeutern und Förderung einer superreichen Schicht. Gemeinschafts- und Kooperationsmodelle mit demokratischen Gremien und Räten sind die Lösung. Keine Manager, die in den USA das Fünfhundertfache der Arbeitnehmer verdienen, auch bei uns in Europa am Tag so viel bekommen wie andere im ganzen Jahr. Am ehesten erfolgreich ist das Modell im problematischen Westen verwirklicht zu sehen bei staatlichen Arbeitgebern. Ob dies nun als Utopie erscheint oder nicht, es ist das Modell, das über 70 % aller Befragten für gut heißen. Und das will was sagen. Ob jedoch die demokratische Einführung von mehr Gleichheit an anderer Stelle wieder Ungleichheit schafft kann das Buch nicht beantworten.

Ein lesenswertes Buch, wie der Guardian sagte: „Vielleicht das wichtigste Buch des Jahres“.

Wer über das Buch hinaus Informationen sucht, kann den angebotenen Link der Autoren nutzen: Equalitytrust





Samstag, 17. April 2010

Die Zeitschrift "mare" oder Geschichten und Geschichte rund um das Meer

Einem nicht mit Fischerei, Meerestreiben und Hafenleben vertrautem Süddeutschem ist die sehr ungewöhnlich erscheinende Zeitschrift "mare" vielleicht unbekannter. Dennoch bietet sie Lesestoff für jeden Meeresfan, ob Biologe, nautischer Wissenschaftler oder Liebhaber von spannenden und guten Texten. Ich empfehle die Lektüre dieser herrlichen Zeitschrift jedem.

Im Heft No. 73 fällt mir eine reizvoll bebilderte Darstellung der Wunderwelt Korallenriff auf und ein Beitrag über Schloss Duwisib, eine Ritterburg, die nach 1907 von einem Dresdner Artillerieoffizier namens Hansheinrich von Wolf in die menschenleere Savanne Namibias gesetzt wurde - 300 km von der Küste und 400 km von Windhoek. Alles wurde per Schiff und Kamele, Fahrzeuge importiert, bis auf die Steine. Von Wolf kämpfte relativ ungeschickt gegen den Nama-Häuptling Hendrik Witbooi, der erst auf deutscher Seite gegen die Hereros, dann nach den Erlebnissen mit dem grausamen Kommandeur Lothar von Trotha gegen die Deutschen kämpfte. Witbooi ist heute namibischer Nationalheld. Von Wolf erwarb damals 2 Farmen mit 20.000 Hektar Land, ursprünglich plante er 7 Farmen mit 140.000 Hektar zu kaufen, bekam sie aber nicht. Er betrieb Pferde- und Merinoschafzucht, holte Steinmetze aus ganz Europa zum Schlossbau und wollte auch eine Kirche aus importierten Materialien errichten, als der Erste Weltkrieg ausbrach. England erklärte Deutschland den Krieg und von Wolf musste unverzüglich die gesamte angelieferte Kirche statt sie auszuladen auf seiner Schiffsreise - urprünglich war auf der Dampferrückfahrt England geplant, um einen Zuchthengst abzuholen - nach Rio de Janeiro mitnehmen. Von dort bzw. über einen Umweg nach New York schmuggelte er sich dann unter dem Bett seiner Frau auf einem anderen Schiff durch die englischen Sperren bis Rotterdam und zog, gleich nachdem er Deutschland erreichte, in den Krieg. 1916 starb er durch einen Granatsplitter an der Somme. Auch seine Frau kehrte niemals mehr nach Namibia zurück, erinnerte sich aber zeitlebens an die wunderbare Natur.

In "mare" No. 74 mehrere wunderbare Geschichten und Fotos rund um den Monsun (Die tausend Farben des Regens). Hier zeigt sich wie edel Reiseberichte und Essays über Länder, Menschen und Klimavarianten sein können.


Im Heft No. 78 (Feb./März 2010) dann die verwunderliche Frage, wieso es den Fischern an der Atlantikküste Nicaraguas so gut geht. Sie haben eine höchst einträgliche Fischart entdeckt: den sog. "weißen Hummer". Weil Kokainschmuggler vor der Küste vor polizeilichen Durchsuchungen ihre Fracht einfach ins Meer werfen, gelangen die weißen Päckchen an die Küsten und in die Netze. Die Fischerkooperative ist bestens organisiert und Zwischenhändler kaufen die Beute wieder billig ab. Sie zahlen 4.000 $ und bekommen auf dem Schwarzmarkt 100.000 $ fürs Kilo. Die Fischer können davon leben, das Holzhaus wird erschwinglich.
Ebenso interessant der Artikel über Dr. Fritz Kahn "Der Mensch als Aquarium". Kahn wurde in den 1920er-Jahren bekannt durch seine visionären Darstellungen der Parallelität des menschlichen Organismus mit der Bauweise von Meereslebewesen, was letztendlich nur ein großer Beweis für die Entstehung allen Lebens aus dem Meer war. Er verglich den Menschen mit einem Tropenaquarium, in dem 50 Liter Wasser auf 37 ° erwärmt auch Seepferdchen ein geeignetes Zuhause bieten könnte. Denn die menschliche Zellflüssigkeit erlaube diesen im Wasser schwebenden Tieren darin zu existieren. Eindrucksvolle Zeichnungen und Verbindungen aus seinem Lebenswerk "Das Leben des Menschen" beschreiben die phänomenale Weitsichtigkeit des in Berlin lebenden jüdischen Forschers. Er musste 1933 aus Deutschland und zuletzt 1939 schweren Herzens aus Europa in die USA fliehen und kehrte erst viele Jahre später als Endsechziger zurück. Das Mittelmeer und die Schweiz ... Er starb 1968 in Dänemark auf der Insel Seeland.



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Freitag, 16. April 2010

Die Schönberger Mauer

Aus Protest gegen rot lackierte Nazis aus dem Osten, die auch im vereinigten Deutschland Führungspositionen in ihrer Heimat wahrnehmen, errichtete der West-Künstler Helmut Preller 2009 in Schönberg eine neue Mauer. Man fühlt sich sehr stark erinnert an die Nazis, die in westliche Führungspositionen gelangten oder gebracht wurden. Nur seitenverkehrt.

Der Antistasi-Wall

Trash/Treasure von 5. bis 31. Mai 2010 in Jaume, Spanien, zu sehen

(Foto: Trash/Treasure)

In fliegendem Wechsel von Tunis nach Jaume. Trash/Treasures Staubinstallationen und -arbeiten den ganzen Mai in Jaume, Spanien. Wer dort gerade Urlaub macht, sollte einfach mal vorbeischauen, sich wundern und staunen und herzliche Grüße von mir ausrichten ...
Trash/Treasure




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