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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Samstag, 17. April 2010

Die Zeitschrift "mare" oder Geschichten und Geschichte rund um das Meer

Einem nicht mit Fischerei, Meerestreiben und Hafenleben vertrautem Süddeutschem ist die sehr ungewöhnlich erscheinende Zeitschrift "mare" vielleicht unbekannter. Dennoch bietet sie Lesestoff für jeden Meeresfan, ob Biologe, nautischer Wissenschaftler oder Liebhaber von spannenden und guten Texten. Ich empfehle die Lektüre dieser herrlichen Zeitschrift jedem.

Im Heft No. 73 fällt mir eine reizvoll bebilderte Darstellung der Wunderwelt Korallenriff auf und ein Beitrag über Schloss Duwisib, eine Ritterburg, die nach 1907 von einem Dresdner Artillerieoffizier namens Hansheinrich von Wolf in die menschenleere Savanne Namibias gesetzt wurde - 300 km von der Küste und 400 km von Windhoek. Alles wurde per Schiff und Kamele, Fahrzeuge importiert, bis auf die Steine. Von Wolf kämpfte relativ ungeschickt gegen den Nama-Häuptling Hendrik Witbooi, der erst auf deutscher Seite gegen die Hereros, dann nach den Erlebnissen mit dem grausamen Kommandeur Lothar von Trotha gegen die Deutschen kämpfte. Witbooi ist heute namibischer Nationalheld. Von Wolf erwarb damals 2 Farmen mit 20.000 Hektar Land, ursprünglich plante er 7 Farmen mit 140.000 Hektar zu kaufen, bekam sie aber nicht. Er betrieb Pferde- und Merinoschafzucht, holte Steinmetze aus ganz Europa zum Schlossbau und wollte auch eine Kirche aus importierten Materialien errichten, als der Erste Weltkrieg ausbrach. England erklärte Deutschland den Krieg und von Wolf musste unverzüglich die gesamte angelieferte Kirche statt sie auszuladen auf seiner Schiffsreise - urprünglich war auf der Dampferrückfahrt England geplant, um einen Zuchthengst abzuholen - nach Rio de Janeiro mitnehmen. Von dort bzw. über einen Umweg nach New York schmuggelte er sich dann unter dem Bett seiner Frau auf einem anderen Schiff durch die englischen Sperren bis Rotterdam und zog, gleich nachdem er Deutschland erreichte, in den Krieg. 1916 starb er durch einen Granatsplitter an der Somme. Auch seine Frau kehrte niemals mehr nach Namibia zurück, erinnerte sich aber zeitlebens an die wunderbare Natur.

In "mare" No. 74 mehrere wunderbare Geschichten und Fotos rund um den Monsun (Die tausend Farben des Regens). Hier zeigt sich wie edel Reiseberichte und Essays über Länder, Menschen und Klimavarianten sein können.


Im Heft No. 78 (Feb./März 2010) dann die verwunderliche Frage, wieso es den Fischern an der Atlantikküste Nicaraguas so gut geht. Sie haben eine höchst einträgliche Fischart entdeckt: den sog. "weißen Hummer". Weil Kokainschmuggler vor der Küste vor polizeilichen Durchsuchungen ihre Fracht einfach ins Meer werfen, gelangen die weißen Päckchen an die Küsten und in die Netze. Die Fischerkooperative ist bestens organisiert und Zwischenhändler kaufen die Beute wieder billig ab. Sie zahlen 4.000 $ und bekommen auf dem Schwarzmarkt 100.000 $ fürs Kilo. Die Fischer können davon leben, das Holzhaus wird erschwinglich.
Ebenso interessant der Artikel über Dr. Fritz Kahn "Der Mensch als Aquarium". Kahn wurde in den 1920er-Jahren bekannt durch seine visionären Darstellungen der Parallelität des menschlichen Organismus mit der Bauweise von Meereslebewesen, was letztendlich nur ein großer Beweis für die Entstehung allen Lebens aus dem Meer war. Er verglich den Menschen mit einem Tropenaquarium, in dem 50 Liter Wasser auf 37 ° erwärmt auch Seepferdchen ein geeignetes Zuhause bieten könnte. Denn die menschliche Zellflüssigkeit erlaube diesen im Wasser schwebenden Tieren darin zu existieren. Eindrucksvolle Zeichnungen und Verbindungen aus seinem Lebenswerk "Das Leben des Menschen" beschreiben die phänomenale Weitsichtigkeit des in Berlin lebenden jüdischen Forschers. Er musste 1933 aus Deutschland und zuletzt 1939 schweren Herzens aus Europa in die USA fliehen und kehrte erst viele Jahre später als Endsechziger zurück. Das Mittelmeer und die Schweiz ... Er starb 1968 in Dänemark auf der Insel Seeland.



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