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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Dienstag, 27. Oktober 2009

Film-Nachlese: Drachenläufer von Marc Forster, Verfilmung des Romans von Khaled Hosseini

Wer das Buch gelesen hat und begeistert war, findet eine sehr buchnahe Vefilmung, die all das transportiert, was der Autor wollte, im gleichnamigen Film von Marc Forster. Wunderbar die kindliche Freundschaft, das betretene Schweigen, Nichtverarbeitenkönnen des Überfalls von Assef auf den gehassten Hazara (ein Stamm in Afghanistan, der traditionell Diener und Arbeiter stellt)  Hassan, der gemeine Versuch Amirs Hassan loszuwerden, die Flucht der Paschtunen (Führungsschicht) Amir und Vater in die USA, der Tod des Vaters, Hochzeit von Amir und im Jahr 2000 die Rückkehr ins Taliban-Afghanistan, um den Sohn von Hassan, Sohrab, aus den Klauen des pädophilen und brutalen Assef zu befreien. Über allem die Drachen und der Drachenlauf von Kabul, der von den Taliban verboten wurde.

Drachenläufer
Originaltitel: The Kite Runner
Drama
USA 2007/ Kinostart GER: 2008

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Interview mit Tony Caulfield, Maler, independant/underground actor, Autor

viereggtext: Was fällt Ihnen zum Thema Kunst ein?
Tony Caulfield: Zum Thema Kunst fällt mir ein, dass die Kunst für mich immer Anziehungspunkt, Anker und Überlebensstrategie war und ist. Ohne die Kunst in all ihren Formen wäre das Leben sehr armselig.
Kunst kann aus dem Unterbewusstsein heraus entstehen, doch das Vorhandensein eines Bewusstseins ist notwendig, um künstlerisch tätig zu sein oder Kunst als solche wahrzunehmen. Wenn wir das eine oder andere tun, dann transformieren wir unsere biologische Existenz in ein Leben, das erst durch die Kunst und die Gedanken und Emotionen, die sie entäußert oder auslöst, bewusst und lebenswert wird.
Das Schaffen von Kunst ist für mich nicht lediglich ein Geschäftszweig, sondern vor allem auch ein Akt der Selbstreflexion und Kommunikation. Meine Bilder und Texte sind Visualisierungen und Entäußerungen von Emotionen und Gedanken. In der Resonanz auf das, was ich schaffe, erkenne ich etwas über mich selbst und andere, was zu neuen Inspirationen, Ideen und weiterem Schaffen führt. Kunst ist somit für mich ein ewiger Fluss, vielleicht sogar eine eigene, lebende Entität, die zum Schaffen weiterer Formen ihrer selbst motiviert.

vt: Was steckt hinter dem Begriff Kunst, was ist Kunst für Sie?
TC: Vielleicht ist Kunst nicht nur das Endprodukt, sondern die Gesamtheit eines kreativen Schaffensprozesses, der mit einer Inspiration beginnt und über die Idee und deren Umsetzung zum "Kunstwerk" führt. Für mich sind Texte, Musik, Gesang, Comedy, Theaterstücke, Filme, Comics und vieles mehr prinzipiell nicht weniger "Kunstwerke" als ein Gemälde, eine Skulptur etc.
Es heißt, Kunst komme von "können" und zweifellos ist die Fähigkeit zur Umsetzung einer Idee auch ein Kriterium zur Beurteilung dessen, was ein Kunstwerk ist. Doch derartige Wertungen bleiben stets subjektiv. Was ich als persönlich als Kunst empfinde und was nicht hängt primär davon ab, ob ich die schöpferische Idee eines Individuums und dessen authentisches Bedürfnis zum kreativen Schaffen im vollendeten Werk verkörpert sehe.
Zudem gehört für mich ein gewisses Maß an Schaffensfreiheit zur Kunst. Design (das sich naturgemäß den Anforderungen der Zielgruppe bzw. des zu bewerbenden Projektes oder der Nutzungsbestimmung eines Produktes unterwerfen muss), malerische Auftragsarbeiten oder Schreinerarbeiten haben das Potenzial, kunstvoll ausgeführt zu werden; doch ganz spontan werde ich mit dem Schaffen von Kunst immer zuerst einen vollkommen freien, von allen Zwängen und Marketingbetrachtungen unabhängigen Vorgang assoziieren.
Eine Künstlerpersönlichkeit schafft in erster Linie das, was sie in just diesem Moment schaffen möchte, um zu entäußern, was sie gegenwärtig berührt. Eine individuelle Innerlichkeit wird nach außen gekehrt und manifestiert sich im Werk. Die Veröffentlichung des Werkes durch Vernissagen, Auftritte, Publikationen etc. führt zu einem Feedback seitens derer, welche das Werk wahrnehmen...und dieses Feedback - egal ob es positiv oder negativ ausfällt - schließt den einzelnen künstlerischen Schaffensprozess meiner persönlichen Empfindung nach erst ab.
(Foto: Tony Caulfield)
vt: Was reizt Sie am meisten?
TC: Mich reizt jeder neue freie Schaffensprozess, in dem ich mich befinde, egal ob ich schreibe, male oder nur in Gedanken beobachte, wie sich neue Inspirationen in Ideen umwandeln. Vor allem reizt mich aber auch immer wieder das Gespräch mit den Menschen, die meine Bilder sehen oder Texte lesen bzw. hören. Reaktionen auf meine Werke wahrzunehmen macht Spaß. Kommunikation macht noch mehr Spaß und inspiriert zur Selbsterkenntnis und zu neuen Ideen und Projekten.
Als ausgesprochen reizvoll empfinde ich im Moment generell den Austausch mit vielen Kunstliebenden und Kunstschaffenden, die ich in den letzten zwei Jahren meines Lebens kennen lernen durfte. Die Künstlergruppe, die sich um die Galerie fingerspitzundkunst in Kaiserslautern geschart hat, inspiriert mich sehr und ich fühle mich glücklich und geehrt, wo ich kann etwas zu dieser Gemeinschaft beitragen zu dürfen.
Auch die vielen neuen Kontakte zu leidenschaftlichen Musikern inspirieren mich. "Music is the soundtrack of your life". Ein Instrument spielen oder singen werde ich wohl nicht mehr lernen (aus Zeit- und Talentgründen), aber vielleicht mal wieder eine CD co-produzieren oder Kunstevents mit Live-Musik mitorganisieren.

vt: Welches Ihrer Werke bedeutet Ihnen sehr viel?
TC: Meist bedeuten mir die jeweils jüngsten Werke mehr als die meisten der älteren Arbeiten, da sie meiner gegenwärtigen Befindlichkeit natürlich näher sind. Aber auch die Emotionen, die einige ältere Bilder und Texte inpiriert hatten, sind mir mitunter noch sehr nahe - und es ist interessant, viele Ideen von damals in neuem Licht zu betrachten.
Um konkrete Werke zu nennen, die mir aktuell viel bedeuten, würde ich zunächst meinen kleinen Beitrag zum Live Painting Event der Galerie fingerspitzundkunst im Black & White Club (Kaiserslautern) anführen. Da habe ich zusammen mit Caro Parsons, Sonja Blügel und Santiago Munoz Prado an einem Wandgemälde mit Ozean-Thema gearbeitet. Mein Motiv ist ein lila Tauchhund, der ein kleines Seezebra reitet...
...und wenn die beiden auch nicht eindeutig meinen eigenen Stil repräsentieren, so machen sie mir große Freude, weil sie von den Kindern, die oft dort vor der Wand spielen, sehr gemocht werden! Das ist natürlich toll!
Und noch ein Gemälde muss ich hier nennen: "alwella chasing the dragon".
"Den Drachen jagen" ist als Spiel mit der Doppelbedeutung dieser Phrase zu verstehen, welche auch eine Art des Konsums von Opium bezeichnet. Alwella ist der Name einer liebenswerten Figur aus der Geschichte "Der Schal", die in meinem ersten Buch "Das Buch des Wahns", einer Sammlung von Horror-/Fantasy-Kurzromanen, enthalten ist. Sie wurde von der realen Person einer äußerst introvertiert wirkenden jungen Dame inspiriert, mit der ein Wort zu wechseln ich nie die Freude hatte und die eine Momentaufnahme geblieben ist. Es reizte mich, die so geborene Figur nach Jahren noch einmal ganz anders in Szene zu setzen: sich der Stimmung und Eigenwelt eines Opiumrausches hingebend, wie es noch bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts in einem "Opium Den" in London oder in New York City's Chinatown möglich gewesen wäre.
Viele der Figuren in meinen Bildern oder Geschichten sind von realen Personen inspiriert. Schwer zu sagen, warum manche davon mich noch heute reizen und immer wieder mal in meinen Arbeiten auftauchen. Das ist die Diktatur des Unbewussten, der ich mich willig ergebe, und gerade diese Arbeiten bedeuten mir dann auch meist sehr viel.


Aktuell: Am  31. Okt. 2009 präsentiert die Galerie fingerspitzundkunst, Kaiserslautern, um 18.00 Uhr die 2. Halloween-Lesung des Autors Tony Caulfield aus seinem neuen, noch unveröffentlichten Kurzroman "Der Fluch und Niedergang des Hauses Voltar: Die Abessinischen Greuel".




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Montag, 12. Oktober 2009

Rheinland-pfälzische Künstler: Otmar Alt - Maler, Grafiker, Bildhauer und Designer - noch bis 5. Dez. 09 in Völklingen


Wer Otmar Alt hört denkt sofort an seine eigenwilligen bunten Bilder und Objekte oder fragt sich, wer das ist. Otmar Alt, *17. Juli 1940 in Wernigerode, ist heute einer der erfolgreichsten deutschen Künstler der Gegenwart.
Er studierte Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin und war Meisterschüler bei Prof. Hermann Bachmann. Typisch für diese Zeit war der abstrakte Expressionismus. Aus der Abstraktion heraus fand Otmar Alt seinen eigenen Weg. Schon früh überrascht er mit phantasiereichen Titeln, z.B. Baldi der Fröhliche, 1965, Bildnis des König Wolke mit seiner grünen Ziege, 1966. Seine Vorliebe für intensive Farben und bald auch für klar definierte Formen und Konturen aus der Tier- und Pflanzenwelt setzte sich durch.
Eine Art Markenzeichen Otmar Alts werden Mitte der 1960er Jahre die, in ihren präzisen Umrisslinien und Farbfeldern fast an Drucke oder Pop Art erinnernden "Puzzlebilder". In vielen Einzeldarstellungen und kleinen Geschichtchen vermittelt sich das gesamte Bild. Otmar Alt erzählt Fabeln von der "Seltsamkeit des Lebens".
(Fotocollage: viereggtext)
Der Experimentierlust und dem Schaffensdrang des vielseitigen Künstlers sind keine Grenzen gesetzt. Die Auseinandersetzung mit immer neuen Materialen und Techniken ist für ihn eine Herausforderung. So entstehen neben Gemälden, Grafiken und Skulpturen auch Kinderbücher, Plakate, Wand- und Fassadengestaltungen, Springbrunnenanlagen, Bühnenbilder, Designerarbeiten etc. Otmar Alt findet man auch auf Telefonkarten, Porzellan, Autos, T-Shirts, Regenschirmen oder Kinderspielzeug. Aus einfachen Gebrauchsgegenständen macht er kleine Kunstwerke.
Otmar Alt erhielt als Anerkennung für seine Arbeit zahlreiche Auszeichnungen, 1967 z.B. bereits den "Franz Rohe Preis" für "König Wolke". Später die Ernennung zum Ehrenbürger des Ruhrgebietes 1994 und das Bundesverdienstkreuz 1998. Zahlreiche Ausstellungen und Projekte im In- und Ausland verdeutlichen, dass Otmar Alt heute zu den erfolgreichsten deutschen Gegenwartskünstlern zählt. Seine Arbeiten findet man in zahlreiche öffentlichen und privaten Sammlungen. 
"Kunst kommt von Künden", meint Otmar Alt. Mitteilen, darüber reden und die Menschen ansprechen. 
LINK


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Offene Ateliers Rheinland-Pfalz: Hannelore (Hertje) und José Berlanga, Altleiningen



Einladung an alle Kunstfreunde!
 



(Hannelore Hertje-Berlanga)

Herbstausstellung 2009 bei José und Hannelore Berlanga 



Jeden Samstag und Sonntag, von 14 bis 17 Uhr,
Atelierbesichtigung und Vorstellung der Werke

Tel. Terminabsprache unter 06356-5032.

Link

Dienstag, 6. Oktober 2009

Rheinland-pfälzische Künstler: Katrin-Maria Walter - Schmuck aus Idar-Oberstein

Auf dem St. Wendeler LebensArt-Markt 2009 für Sie von viereggtext entdeckt und von der Eigenwilligkeit in der Gestaltung fasziniert, bat ich die Künstlerin, etwas über Ihren Schmuck, vor allem über den hier gezeigten, zu schreiben. Hier ihre ausführliche Darstellung:

Begegnungen, Eindrücke und Spuren“
gefertigt aus Edelstahl, von Hand ausgesägt, gebogen, mattiert, ineinandergesteckt und schließlich verlasert
von Katrin Walter ( Goldschmiedemeisterin, staatl. gepr. Schmuckgestalterin )
Um etwas über meinen Körperschmuck zu schreiben, muss ich zunächst einmal über die Hintergründe, das vorherige Auseinandersetzen mit dem Thema sprechen. Denn ich möchte nicht nur etwas über dieses Schmuckstück schreiben, sondern es ist mir wichtig, allgemein etwas über das Gestalten von ungewöhnlichem, manchmal hintergründigem Schmuck - über all das, was an Überlegungen vorausgeht - dem Träger oder auch in diesem Fall dem Leser zu vermitteln.

(Alle Fotos: Katrin Walter)






Meine ungewöhnlichen Kreationen - und so auch dieser Körperschmuck - entstanden hauptsächlich während meiner Ausbildung zur Schmuckgestalterin auf der Zeichenakademie in Hanau. Hier wurde es mir zum ersten Mal bewusst, dass mein zukünftiges Schmuckschaffen etwas ganz Besonderes sein soll. Ich weigerte mich von nun an vehement dagegen, Schmuck zu kreieren, der sich nur wenig von anderen schon oft gesehenen Stücken oder gar der Massenware unterschied. Ich lernte, dass jeder Stein, jede Perle, jedes Material seine Bestimmung und seine Zugehörigkeit im Schmuck finden muss. Es muss einen Grund geben, warum die Dinge genau so und nicht anders zusammengestellt und verarbeitet werden. Sei dieser nun tiefgründiger Natur oder einfach, weil er logischen gestalterischen Gesetzen folgt. So entwickelte ich meine eigene Schmucksprache, einen eigenen Stil, mit dem ich die Träger ein wenig verzaubern möchte, denn schließlich tragen sie ja auch die kleinen, versteckten oder auch offenen Geschichten, Gedanken und Ideen mit sich oder besser an sich.
Nicht selten lässt sich ein Kunde dann dazu hinreißen, sein ganz persönliches Schmuckstück anfertigen zu lassen, in welchem dann s e i n e Gedanken, Ideen und Hintergründe eine Rolle spielen. Dann bin ich nur noch der Vermittler, Berater und Handwerker, der um die Umsetzung dieser Wünsche bemüht ist. Dann schlüpfe ich in die Rolle des Zuhörers und der Kunde in die des Geschichtenerzählers. Und schon macht der alltäglich, vielfach gesehene, immer gleich wirkende Schmuck dem individuellen Schmuckstück Platz, mit welchem der Träger sehr viel tiefere Emotionen verbinden und sich vor allem damit identifizieren und ausdrücken kann. Es spielt keine Rolle, aus welchem Material, welcher Farbe, welcher SchmuckArt es ist. Es geht um den ganz persönlichen Wert und dass das Schmuckstück in irgendeiner Weise das Herz oder das Wesen des Trägers berührt.

Nun zu der eigentlichen Schmuckgeschichte zu “Begegnungen, Eindrücke und Spuren”. Diese Arbeit erforderte sehr viel vorheriges Recherchieren über die Frage, was Begegnungen in meinem Leben, aber auch im Leben allgemein bedeuten. Über das Nachforschen, ob diese immer Hand in Hand mit Eindrücken gehen oder ob die notwendige Konsequenz immer Spuren sind, die in irgendeiner Weise hinterlassen werden. Schnell stolperte ich dabei über ein Zitat des Philosophen Martin Buber: “Alles wirkliche Leben ist Begegnung“.
Lange machte ich mir darüber Gedanken: Machen Begegnungen mein oder allgemein d a s Leben aus? Beeinflussen sie so stark, dass sie dem/ der Einzelnen eine andere Richtung geben können? Ihn oder sie lenken?
Zuerst versuchte ich persönlich mich ganz stark dagegen zu wehren, denn schließlich weiß ich doch, was ich will, bin kein kopfloses Ding, dass sich einfach so in eine Richtung drängen oder sich verbiegen lässt!
Aber schon schnell musste ich mir eingestehen, dass da doch etwas Wahres dran ist: Es gibt so viele Situationen, in denen ich vielleicht anders gehandelt hätte, wäre ich dem ein oder anderen nicht begegnet - mal war dies positiv, mal negativ.
Man verbindet so viele Emotionen mit Begegnungen, welcher Art auch immer. Allein die vielen unterschiedlichsten Bezeichnungen für so viele verschiedene Begegnungen erzählen schon davon: Da gibt es beispielsweise die stürmische Begegnung, die schicksalhafte, die flüchtige, die komische, die zufällige, die beiläufige, die tiefe, die intensive, die rührende, die traurige … und so könnte man beinahe endlos fortfahren. Da die Emotionen so eng verbunden sind mit Begegnungen, sind die Eindrücke, die man von einem Menschen, einem Zusammentreffen hat, auch sehr mannigfaltig und hängen unmittelbar mit diesen zusammen. Auch hier könnte man wieder unzählige auflisten: Ein flüchtiger Eindruck, ein gehetzter, ein ruhiger, ein tiefgründiger, ein lustiger, ein introvertierter, ein extrovertierter, ein liebevoller, ein liebenswerter, ein zerstreuter, ein schlauer, ein lebendiger, ein trauriger …
Aber nur wenige - und meiner Meinung nach sind dies die tiefen, engen Kontakte, die man aus intensiven Begegnungen knüpft - schaffen es, nachhaltige und tiefe Eindrücke und somit auch Spuren zu hinterlassen.
Sie begleiten uns in unserem Leben, mal eine Zeit lang, mal etwas länger ... und andere für immer. Wir verbinden damit Emotionen, wie Glück, Hoffnung, Leid, Angst, Sehnsucht, Liebe… und daraus besteht unser gesamtes Leben und wir lassen uns davon leiten und beeinflussen. Und das nicht zu einem unerheblichen Teil! Es stimmt also: “Alles wirkliche Leben ist Begegnung!“
Anders sieht dies aus bei flüchtigen Begegnungen. Begegnungen, die uns jeden Tag geschehen, uns aber nicht im Gedächtnis bleiben, uns also somit auch nicht beeinflussen oder in irgendeiner Weise Spuren hinterlassen.
Zahlenmäßig liegen diese deutlich über den tiefen Begegnungen, die uns nachhaltig verändern oder beeindrucken. Man stelle sich vor, wie vielen Menschen wir begegnen im Alltag, auf der Straße, im Großstadtgetümmel!
Von einigen nehmen wir zumindest etwas wahr - aber nur flüchtig eben. Die alte, zerbrechliche Frau gleich um die Ecke, die sich jeden Tag mit einem viel zu schweren Korb nach Hause schleppt, die resolute, gehetzte Frau vor der Kasse, die den überforderten Kassierer anhält, doch bitte schneller zu machen … Auch diese Begegnungen sind d a s  w i r k l i c h e  L e b e n. Selbst wenn sie uns nachhaltig nicht so sehr beeinflussen. Selbstverständlich gibt es auch hier sicher die ein oder andere Ausnahme: Der Kassierer wird sicherlich genervt sein, wenn er das nächste Mal dieser ihm noch vor wenigen Minuten unbekannten Dame begegnen wird, oder er wird sich für die Zukunft merken, dass er einen Zahn zulegen muss, um nicht noch einmal so angefahren zu werden… Von all diesen Zwischenmenschlichkeiten, dem Leben an sich - eben den Begegnungen, Eindrücken und Spuren erzählt mein Schmuck.

Zuerst zu der Art des Tragens:
Man trägt das Schmuckstück um den Hals am Körper - befestigt ihn mit Nadeln so, wie man es möchte. Denn schließlich begegnet man doch jeden Tag überall jemandem - oder gibt es ein Begegnungsorgan? Ist der Kopf dafür zuständig, das Herz, die Arme, Beine, die Hände oder Füße? Die Augen, der Mund, die Nase, die Ohren? Wahrscheinlich spielt alles irgendwie eine Rolle - also trage ich ihn am Körper: Irgendwo dort, wo ich meine, dass er zu mir passt!
Als Betrachter des Schmuckes schaut man zuerst in große hochglanzpolierte Edelstahlschälchen, die für mich symbolisch für den Spiegel der Seele, das “Ich“ (also den Träger des Schmuckes) stehen. Über diesen Schälchen kreuzen sich feine Drähte, die für die Wege stehen, die mal jemand betreten und sich vielleicht auch im Inneren der Seele “der Spiegelschale“ widergespiegelt hat (in der Vergangenheit). Oder diese betreten kann (... in der Zukunft). An anderen Stellen begegnen sich Menschen oder eine Silhouette “läuft“ den Weg entlang hinein ins Innere, bereit einen Eindruck zu hinterlassen und seine Spur widerzuspiegeln im Andern. Kleine und große Silhouetten stehen neben und übereinander, sie sind ganz verschiedenartig von mir gestaltet. Mal wirken sie groß, mal klein, mal zerbrechlich und zart, zerrissen, gespalten, ineinander untrennbar verflochten… Andere wirken stark auf den ersten Blick, sehen aber im Spiegel ganz anders aus: Der erste Eindruck täuscht … Die Silhouetten besitzen keine wieder erkennbaren oder personifizierten Mimiken oder Gestiken. Man könnte nie sagen, dass man den ein oder anderen darin von der Figur oder dem Aussehen erkennt.
Und trotzdem bin ich mir sicher, dass man sich als Betrachter an Personen erinnert, die ihm so im Leben begegnet sind, den Weg zu ihrem Inneren gefunden und dort Eindrücke und Spuren hinterlassen haben.
Und immer wieder spiegelt man sich als Betrachter in den “Schälchen“. Vorbeigehende Menschen tauchen im Schmuck auf und verschwinden wieder, spielen für eine Zeit lang eine Rolle und verändern den Schmuck ständig. Zusammen mit den Silhouetten entsteht ein ganz individueller Schmuck. Der Schmuck bewegt sich und lebt mit und in der Begegnung … und er erfüllt somit für mich die Aufgabe, eine kleine Geschichte, Gedanken oder auch eine Idee zu transportieren.
Katrin Walter


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Samstag, 3. Oktober 2009

60er-Party mit The Rattles - back to the 60s für ganze 4 Stunden!

(Foto: viereggtext)

2. Okt. 2009: FeelPeel Kaiserslautern machts möglich: Ein Abend mit 60er-Jahre-Musik und -Kleidung und dem Höhepunkt des Abends - The Rattles, Hamburgs legendäre Beatformation, die als die Beatles Deutschlands gelten.

Nach Einstimmung auf die 60er-Jahre mit dem rührenden Elvis-Presley-Double und dem dynamisch-lasziven Paso (Doble) Double Jessica Niemann (Tanz) und Kori Hikaru, die international changierend ihre rauchige Stimme und geschlechterrollentauschende und herausfordernde Erscheinung gekonnt in Szene setzte, folgte die Mode-Dancegroup "Remix" aus dem wunderschönen hessischen Butzbach (das bis vor kurzem die Besonderheit hatte, dass über 40 Straßennamen durch die geschichtliche Entwicklung doppelt waren ;-). In einer agilen Boys meet Girls-Nummer erlebte der Zuschauer die Kleidung aus den Sixties bis hin zu den typischen Tanzkleidchen der Zeit. Der anschließende atemlos verfolgte Auftritt von 3 sexy Catwalkerinnen im hautengen Emma-Peel-Look (FeelPeel's Catsweets) mit witzigen, frechen, erotischen und klassischen, auch an die 20s und 70s erinnernden Reminiszenzen, leitete zum Hauptteil über: The Rattles.

Mit einem fetzigen Potpourri ihrer Anfänge und Erfolge führte das Team mit dem virtuosen E-Guitarspezialisten Manfred "Manne" Kraski (Gitarre/Gesang), dem Power-Drummer Dicky Tarrach, dem Altrocker und Anheizer-Moderator Herbert Hildebrandt (Bass/Gesang) und dem stimmgewaltigen Turboanheizer und Frontman Eggert Johannsen (Gitarre/Gesang) sicher und begeisternd durch den Abend.

Die 4 Hamburger Jungs und ihre fantastische Karriere waren plötzlich wieder da, Musikgeschichte mit den Rattles, gemeinsames Üben mit den Beatles in St. Pauli, Charterfolge in Großbritannien, gemeinsame Konzerte mit Everly Brothers, Little Richard, Rolling Stones, The Who, The Beatles und Bo Diddley. Alle Erfolge live auf der Bühne, krönender Abschluss mit "The Witch", einem großen Hit von 1971.

Wer mehr wissen möchte, kann sich ihr neues Buch kaufen, Live-CDs und vieles mehr. Das Buch gibt es im Buchhandel oder bei Grosser + Stein GmbH, Buch + Medien, 07231-75087, unter dem Titel: "The Rattles - Die Story: And the Beat Goes on" (Gebundene Ausgabe) von Werner Walendowski (Autor).


Hörprobe:
Rattles Hitmix 60s
Sha-la-la-la-le
The Witch 1971
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Mittwoch, 30. September 2009

Film: Pedro Almodóvars Zerrissene Umarmungen




Zerrissene Umarmungen (Originaltitel: Los Abrazos Rotos), Noir-Melodram, Spanien 2009, Regie: Pedro Almodóvar
(Foto: TOBIS)

Dieser Film mit der 34-jährigen Penélope Cruz, der vierte des Regisseurs mit ihr, bietet eine ganz besondere Mischung aus Drama, Tragödie und Komödie mit schwarzen Klecksen. In Europa schon lange ein Geheimtipp, schaffte es Penélope Cruz in den
USA bislang nicht, die Aufmerksamkeit stärker auf sich zu ziehen. Dieses Jahr allerdings erhielt sie bei der Oscar-Verleihung eine Würdigung ihrer Leistung in Woody Allens Vicky Cristina Barcelona
als beste Nebendarstellerin. In Europa verschaffte ihr Pedro Almodóvar in Alles über meine Mutter
, Sprich mit ihr
, Volver
die Möglichkeit, wirklich zu zeigen, wie facettenreich sie spielen kann. Auch in diesem Film überzeugt sie durch eine hervorragende schauspielerische Leistung.

Bei Almodóvar herrscht immer ein reges Verweilen in Nebensächlichem oder Verträumtem, die eigentliche Handlung zieht fast wie unwichtig vorbei. Auch hier eine wilde Geschichte um den Regisseur Mateo Blanco (Lluís Homar) und die wunderschöne Lena Rivero (Penélope Cruz) die zur Hauptdarstellerin in seinem neuen Film „Frauen und Koffer“ und in seinem Leben wird. Lena ist zwar vergeben, sie lebt mit einem Superreichen zusammen, der sie abgöttisch verehrt und begehrt, aber auch sie entdeckt ihre Liebe zu Mateo und versucht Ernesto Martel (José Luis Gómez) zu verlassen. Dieser wittert die Gefahr, rettet auf Bitten Lenas als Produzent Mateos Film und schickt seinen (schwulen) Sohn (Rubén Ochiandano) zu Dreharbeiten für einen Dokumentarfilm mit Kamera auf Beweissuche in die Produktion. Die Filme werden ohne Ton gedreht und täglich mit einer Expertin für Lippenlesen von Ernesto analysiert. Lena teilt ihm schließlich ihre wahren Gefühle für Mateo mit, will gehen und wird ab diesem Zeitpunkt mit Gewalt zurückgehalten. Als sie mit Mateo verreist, nutzt Ernesto die Gelegenheit, das Filmmaterial zu verändern, um beiden einen Riesenflop am Tag der Premiere zu verschaffen. Dies gelingt ihm auch, der Film fällt abgrundtief durch, aber Ernesto wird seine Frau nie mehr wiedersehen, denn sie verunglückt tödlich. Mateo wird dabei blind, ändert seine Identität und lebt sein Leben nun in Trauer und Liebe zu Lena als blinder Schriftsteller Harry Cain mit seiner Agentin Judit (Blancs Portillo) und ihrem Sohn Diego (Tamar Novas). Eines Tages steht Martels Sohn plötzlich mit der Bitte vor ihm, den Dokumentarfilm mit Harry Cain zu Ende bringen zu wollen. Diese Gegenwartshandlung steht zu Beginn des Filmes, von dieser Warte aus wird die Vergangenheit aufgerollt, der Flop-Film von damals neu gesichtet. Mateo wird klar, was Ernesto getan hat, und Diego schmiedet mit Mateo/Harry Cain Pläne, wie der Film von damals rekonstruiert zum Erfolg führen könnte ...


TRAILER
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Donnerstag, 24. September 2009

20 Jahre Mauerfall - Rückblick Buch: Günter Grass: Unterwegs von Deutschland nach Deutschland

(Foto: VivaoPictures, Berlin, November 1989)

Günter Grass: Unterwegs von Deutschland nach Deutschland, Tagebuch 1990

Steidl Verlag, Göttingen 1990

(Günter Grass, 1927 in Danzig geboren, wurde nach einer Steinmetz-, Bildhauer- und Grafikausbildung als freier Schriftsteller tätig. Durch viele seiner Bücher und die Zugehörigkeit zur "Gruppe 47", besonders aber durch die 1959 erschienene „Blechtrommel“ prägte er wesentlich die Literaturlandschaft der BRD mit. Weitere wichtige Werke sind: „Aus dem Tagebuch einer Schnecke“, „Der Butt“, „Die Rättin“, „Unkenrufe“, „Ein weites Feld“, "Mein Jahrhundert“, "Fünf Jahrzehnte", "Im Krebsgang und das grafische Gesamtwerk „In Kupfer, auf Stein“, „Letzte Tänze“, „Beim Häuten der Zwiebel“, „Die Box“ u.v.a.m. 1999 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. Damit würdigte die Akademie auch die Verbindung von Politik und literarischem Schaffen in seinen Werken.)

(Leipzig/UA) In die Feiersuppe wolle er ihnen mit dem Buch spucken... In den Taumel, der wegen des Jahrestages der Wiedervereinigung anhob und fortschreitet...

So ungefähr äußerte sich Günter Grass während einer Lesung anlässlich der Leipziger Buchmesse im März 2009 im Oberlichtsaal der Stadtbibliothek auf die Frage, warum er seine Tagebücher von 1990 veröffentlicht hätte. Günter Grass setzt mit seinem Bericht seine autobiografischen Veröffentlichungen wie „Beim Häuten der Zwiebel“ und „Die Box“ fort.

Der Nobelpreisträger beharrt auf seiner Einmischung in politische Fragen des deutschen Landes. Wie ein Seher legt er immer wieder den Finger auf die Wunde... Er erweist sich als genauer Beobachter, nimmt kleine Schwankungen in den Entwicklungen der Ereignisse sofort wahr und analysiert sie in seinen Aufzeichnungen. Am 20. Januar 1990 protokolliert er: "Alle Nachrichten aus der DDR bestätigen die Mühsal des Alltages nach dem großen Aufschwung der Revolution." An mehreren Stellen notiert Grass, dass an der Frage der deutschen Wiedervereinigung alte Freundschaften zu scheitern drohen, "es fiel mir nicht leicht", so berichtet er von der Tutzinger Tagung der Schriftsteller, "Willy Brandt grundsätzlich zu widersprechen."

Er erzählt über einen Besuch bei Christa Wolf und seinen Einsatz für die Schriftstellerin, die sich zu dieser Zeit einer Medienkampagne ausgesetzt sah.

„Unser Besuch bei den Wolfs bestätigt mir, dass es richtig war, in der gegenwärtigen Kampagne für sie Partei zu ergreifen, wie zuletzt in dem „Spiegel“-Gespräch, das morgen erscheinen wird. Merkwürdig, wie sie dominiert, wenngleich Gerhard Wolf den klareren Kopf beweist, doch hält er zumeis seine Meinung zurück; ein eingespieltes Ritual. Zwischendurch Gesprächsfetzen über Träume, Enkelkinder, den Fischer vom nahen See, der seinen Fischfang nicht mehr in der Gaststätte loswird, weil (nach Einführung der DM) keine Gäste mehr kommen...“

In Schwerin 1990 notiert er: „Nach wenig Schlaf: Lautsprecher stehen im Land. Einheit heißt ihr Gebot. Jetzt gilt es leise zu sein, damit wir einander und auch die nächste Sturmwarnung nicht überhören.“

Er ist bei aller Skepsis neugierig auf das neue Deutschland, er fährt nach Leipzig zu Pfarrer Führer, mit dem es auf der Lesung 2009 zur Buchmesse ein Wiedersehen gab, und Dresden. In Altdöbern zeichnet Grass die vom Braunkohletagebau geschundene Landschaft. Er entwirft Reden und gibt Interviews. Die Novelle „Unkenrufe“ nimmt Form an, die Recherchen zur Treuhand finden sich 1995 in „Ein weites Feld“ wieder. Der Schriftsteller unternimmt zahlreiche Reisen nach Kopenhagen, Oslo, Paris und Prag. Der Mittsechziger Grass schont sich nicht, feiert Feste, muss zu einer Operation ins Krankenhaus, erzählt über seine Zeit zu Hause in Behlendorf, pflanzt in Portugal Kakteen und nutzt die Ferienaufenthalte auf der dänischen Insel Møn zum Zeichnen und Schreiben. Im Sommer des Jahres 1990 erhält Grass einen Ehrendoktor der Universität seiner Heimatstadt Danzig. "Unterwegs von Deutschland nach Deutschland" gestattet einzigartige Einblicke in sein Privatleben, seine Arbeitsprozesse und sein politisches Engagement.

Ute Apel

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Freitag, 18. September 2009

Offene Ateliers der rheinland-pfälzischen Künstler: Lydia Oermann, Siebdruck, Trier


Lydia Oermann, nach einem Romanistikstudium mit Staatsexamen seit 1985 als Künstlerin, Redakteurin, Kulturarbeiterin und pädagogische Fachkraft tätig, hat große Erfahrung im Siebdruck und in der Kunstfotografie.

Ihre Druckwerke lassen Ornamente, Muster, Silhouetten und Farben in einer modernen plakathaften Sprache sprechen und ihre Fotos experimentieren mit Design und Technik. Sie blickt auf etliche Ausstellungen und Projekte im Trierer Großraum und Luxemburg zurück. Mit dabei das Projekt "Viehmarkt ans Licht gebracht", 2000, in dem die Geschichte des Viehmarktes multimedial zu erleben war, und eine große Prallwand in der Trierer Turnhalle des AVG/MPG. Zurzeit betreibt sie mit fünf anderen Künstlern zusammen das Kunsthaus Alte Druckerei in der Alkuinstr. 35, 54292 Trier.

Ihre Künstlerkollegen sind Klaus Berghaus – Malerei, Liane Deffert - Malerei und Plastik, Jutta Limburg - Malerei und Plastik, Johannes Oberdorf – Fotografie, Anja Streese – Siebdruck.

Dieses Wochenende am 19. und 20. September 2009 öffnen sie und ihre Kollegen die Ateliers und zeigen neue Arbeiten. Lydia Oermann gibt ihren Gästen von Samstag, 14 Uhr, bis Sonntag, 19 Uhr, einen Einblick in die Technik des Siebdrucks.

Ansonsten kann der Interessierte auf Kurse in Siebdruck und Aquarell in der Siebdruckwerkstatt bei Lydia Oermann zurückgreifen.


Links:

Lydia Oermann, Kunsthaus Trier



Donnerstag, 17. September 2009

Gedicht eines Straßenkindes




Irgendwann - mit 12, 13? - ziehen sie los , lassen alles hinter sich, Elternhaus, Schule, Freunde oder kehren nur noch nachts zurück. Sie leben in Parks, auf der Straße, unter Brücken, auf dem Rathaus- oder einem anderen großen Platz mit Bänken, Brunnen, Unterschlupfmöglichkeiten - meist unter menschenunwürdigen Bedingungen. Treffen heute immer mehr Kinder und Jugendliche aus Migranten- oder Einwandererfamilien: die Straßenkinder in Deutschland. Wie viele sind es? Offiziell spricht man von etwa 9000 Mädchen und Jungen unter 18 Jahren.

Um sie kümmern sich - sofern man die Kinder kennt und soweit es die Möglichkeiten erlauben - vor allem Vereine wie das Bündnis für Straßenkinder in Deutschland e.V., KARUNA Zukunft für Kinder und Jugendliche in Not e.V., die Rettungsverbände und Sozialdienste, hier vor allem Die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., die mit KARUNA zusammen "Zeitdruck", ein Magazin von jungen Ein- und Aussteigern, herausgeben. Sicher sind es nur wenige, die ihrem Leben so Ausdruck verleihen können, in der Übermacht die Wortarmen, Wortlosen oder "Wortspucker". Aus diesem Magazin hier auch ein Gedicht von Beatrice, 15 Jahre:


Wohnungspläne

Ich wünscht, ich könnt in den Kühlschrank zieh'n.
Dann wär ich ganz für mich allein.
nur das gemächliche Surren
würde meine Gedanken noch stören.
Die Eier würde ich fröhlich grüßen
und dem Käse Guten Tag sagen.

(Foto 2: Sven Vollbrecht)

Irgendwann würde jemand die Türe öffnen,
böses Licht käme herein,
und ich müsste bangen, entdeckt zu werden.
Doch gleich darauf wäre die Aufregung vorbei.
Ach, ja, ich wünscht, ich könnt in den Kühlschrank zieh'n.

(Quelle:
ZEITDRUCK 2009 http://www.karuna-berlin.de)










(Fotos 1+3: privat)



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Montag, 14. September 2009

Musik: Sponsoring für deutsche Straßenkindersozialarbeit - 6. Straßenmusik-Festival in Ottweiler

(alle Fotos: viereggtext)














Ein Musikevent, das ganz als Spendenaktion angelegt war, fand am 12. Sept. 2009 in Ottweiler statt: das 6. Straßenmusik-Festival.

Über 40 Gruppen und Solisten aus ganz Deutschland, insgesamt an die 100 Künstler, spielten ohne Gage auf 7 verschiedenen Bühnen im historisch schönen Ambiente von Ottweiler für die Besucher und Spender (pro Nase 1 EUR oder mehr). Ab 10 Uhr morgens bis 14 Uhr Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren mit ihren Musikdarbietungen und ab 18 Uhr bis 23 Uhr Erwachsene und professionelle Straßenmusikanten. Für jeden Geschmack etwas dabei, Lieder und Chansons, Balladen und Pfälzer Blues, Souliges, Pop, Rock und Jazz. Tolle Stimmen und voll engagierte Musiker, ob mit der traditionellen Gitarre oder am Saxophon, mit afrikanischer Trommel oder Holzkiste... Unter dem angenehmen Laternenschein und vor den hübschen Häuschen des schmucken Städtchens wurde ordentlich was geboten. Ein Tag in Ottweiler, der sich rentiert.











Die Erlöse fließen dem Bündnis für Straßenkinder in Deutschland zu. Das Bündnis ist ein Zusammenschluss von 25 Hilfeeinrichtungen, die Straßenkindern von 14 bis 21 Jahren mit Erstanlaufstellen, Übernachtungseinrichtungen, Zuwendung und Beratung helfen. Man findet sie in Berlin, Bochum, Bonn, Dresden, Duisburg, Gera, Hannover, Hamburg, Essen, Leipzig, Magdeburg, Minden, München, Stuttgart, Wiesbaden.

--> Das Bündnis wird von Regina Halmich, der Boxweltmeisterin im Fliegengewicht aus Karlsruhe, als Botschafterin unterstützt.

Ein spezielles Hilfeangebot für Eltern, deren Kinder weggelaufen sind, finden die Betroffenen h i e r .







Mittwoch, 9. September 2009

Film: LOL, eine liebenswerte Komödie



LOL = Laughing Out Loud®, Frankreich 2008, 103 Minuten, Regie: Lisa Azuelos



(Leipzig/UA) Vier Makkaroni auf einer trockenen Scheibe Toast? Das Tagesmenü auf einer Klassenfahrt? Diese vergnügliche Szene gehört zur französischen Komödie „LOL“, die Erinnerungen an den Kultfilm „La Boum – Die Fete“ (1980) weckt. Doch eine Kleinigkeit ist anders: Sophie Marceau, die damals als Liebeskummer geplagte 14jährige Vic ein Millionenpublikum eroberte, muss sich nun in der Rolle einer alleinerziehenden 40jährigen Mutter mit drei Kindern selbst mit einem pubertierenden Teenager herumschlagen.

Keine leichte Aufgabe, denn Lola (Christa Theret), von ihren Freunden Lol genannt, interessiert sich seit kurzem weder für die Schule noch für die Verbote ihrer Mutter, sondern nur für das andere Geschlecht. Als ihr Freund Arthur (Félix Moati) ihr nach den Sommerferien eröffnet, dass er mit einem anderen Mädchen geschlafen habe, und anschließend auch noch mit ihr Schluss macht, beginnt das Chaos. Lolas bester Freund Mael (Jérémy Kapone) tröstet sie, doch ist er gleichzeitig der beste Kumpel von Arthur. Lolas Mutter Anne hat währenddessen ganz ähnliche Probleme: Seit einiger Zeit trifft sie sich heimlich zu Rendezvous mit ihrem ehemaligen Mann Alain (Alexandre Astier) und verliebt sich auch noch in den Polizisten Lucas (Jocelyn Quivrin) vom Drogendezernat. Mutter und Tochter ähneln sich genau wie in „La Boum – Die Fete“ und haben mehr Gemeinsamkeiten, als sie glauben.

Mit ihrer flotten Teenager-Komödie führt die Regisseurin und Drehbuchautorin Lisa Azuelos dem Zuschauer ein altbekanntes Phänomen vor Augen: Manches wiederholt sich wohl immer wieder, z.B. das Verhältnis der Generationen untereinander. Im Film wird das in bezaubernden Szenen deutlich, wenn z.B. Anne von ihrer eigenen Mutter ermahnt wird, doch zum Rendezvous einen Schal umzulegen, oder wenn Anne Lola etwa beim Kiffen erwischt, aber selbst zur Beruhigung ab und zu mal eine raucht. Da ist er wieder: der innere Konflikt von Freundschaft und Autorität, den Mütter in der Erziehung ihrer Töchter austragen müssen. Den kann auch Annes „Psychotante“ mit ihrem „Hmm“ nicht lösen. Eine nette Idee fand ich es, in einer Filmszene, die einen Einkauf im Supermarkt zeigt als Hintergrundmusik die Melodie aus „La Boum – Die Fete“ laufen zu lassen. Sophie Marceau selbst antwortete in einem Interview auf die Frage: „Was ist das Wichtigste für Kinder? „Die Liebe. Wir müssen unseren Kindern sagen, dass wir sie lieben. Nur wenn wir ihnen genug Liebe geben, können sie zu liebevollen Erwachsenen heranwachsen.“ Oder wie schon Pestalozzi sagte: „Erziehung ist Liebe und Vorbild.“ Es gelang mit dem Film eine liebenswerte Komödie, die Eltern wie Teenies gleichermaßen Spaß machen wird.