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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Mittwoch, 2. Oktober 2013

Heute Abend in Mannheim: Schamanischer Rap mit KÄPTN PENG


Mittwoch, 2. Oktober 2013     I     Einlass 20.00 Uhr, Beginn 21.00 Uhr     I     Alte Feuerwache Mannheim     I     VVK 15 € (zzgl. Gebühren) / AK 19 €

Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi

Support: Ofrin

Ein Kollektiv zur vertieften Erforschung der sieben Wortmeere. Mit Kontrabass, Gitarre, Betonmischtrommel, Haushaltsartikeln und Geschirr durchsegeln sie den Dickdarm des Hiphop bis in die Nebenvenen des schamanistischen Trash-Funk. Sie jagen Geister, reiten Monster und erobern neue Landstriche des Unsichtbaren. HipHop, Tanz, Exorzismus. Herzlich willkommen in den Fängen der Tentakel.
„Rappen übers Rappen steht beim Käptn nicht im Bordbuch, stattdessen Erkundungen der eigenen Psyche und lyrische Forschungsreisen in die deutsche Semantik. Es ist nicht zu fassen: Intelligenter deutscher Rap ist möglich.“ Musikexpress 2012 

Sonntag, 23. November 2008

Kunst: Geheimnisvoller Staubniederschlag aus Köln


Staub, eines der leidigsten Themen aller Zeiten... er dringt ein, legt sich nieder, muss mit viel Aufwand weggewischt und beseitigt werden und hält einen immer auf Trab. Er ist Vorbote der Vergänglichkeit, des Todes, Kurier des statisch-immergleichen Werdens und Vergehens, das alles zum Blühen und Erliegen bringt, und Spielball der entfesselten Dynamik, die alles wegweht, wegpustet....

Bei trash/treasure aus Köln wird Staub zum Objekt des Begehrens, durch Gucklöcher und in aufwändigen Installationen geheimnisvoll beleuchtet sieht man Staub, zusammengeballt (oder zusammengerottet?) in der Ecke, in neuer Form, verändert und coloriert, im Kontext von Andy Warhols Pop Art und Spielbergs außerirdischer Geheimnisfülle, vergrößert und verfremdet, von der Decke herab sich auf gigantischen Spinnweben anschleichend...

Ein ganz eigenwilliger Gang der Dinge, die Sichtweise verändert, angepasst zunächst an die graue Wüste, im Ergebnis jedoch geheimnisvoll, bunt, fesselnd. Eine Meisterkunst des Ungewöhnlichen... Der Betrachter als Voyeur des Zerfalls....


STAUB

Staub-Movie

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Samstag, 21. Dezember 2013

Heute Abend in Darmstadt: läd naid sürpries (eine völlig andere Weihnachtsfeier im Foyer)




21.12.2013 * 23:00 Uhr * Foyer Kammerspiele, Staatstheater

läd naid sürpries
Anarchisch, lustig, gut! Happening, Performance, Schauspiel, Gesang, Tanz und Trash: das ist läd naid sürpries!

Ensemblemitglieder aus allen Sparten gestalten ein mitternächtliches Überraschungsprogramm. Das steht sonst auf keinem Besetzungszettel! In Eigenregie erblickt hier Kreatives und Improvisiertes das Licht der Welt. Jedes Mal anders, jedes Mal einzigartig!

Und wem nach so viel Irrsinn und Tiefsinn der Sinn nach Feiern steht, der kann bei der anschließenden Party mit DJ noch bis zum Morgengrauen das Tanzbein schwingen.

Mittwoch, 13. Februar 2013

Gefühlsecht IV. Eine Kurzgeschichte von Gabriele Behrend

Gefühlsecht IV
THEY LIVE 6, (c) Trash/Treasure


Herb übernahm das Ruder in seinem gewohnt unantastbaren Violett. Er entschuldigte Frau Martinez’ unprofessionelles Auftreten, versicherte, dass es keinen Grund zur Sorge geben würde, dass die Probleme von geringem Ausmaß waren und überdies schnell behoben sein würden. Den Rest hörte ich nicht mehr. Meine Sorge galt Lola. Aber wo ich sie auch suchte, nirgends auch nur ein Lebenszeichen von ihr. Da war kein Licht in ihrer Wohnung, da meldete sich nur die Voicemail am Telefon.

Irgendwann saß ich alleine zu Hause in meinem Schaukelstuhl, müde und ausgelaugt von den vielen Fragen, die in meinem Kopf kreisten – ist Puchheim wirklich so sicher, wie wir es den Leuten verkaufen? Weiß Lola mehr? Wo ist sie, verdammt noch mal? Wieso meldet sie sich nicht? –, doch bevor ich ein weiteres Mal zum Telefon greifen und ihre Nummer anwählen konnte, wurde ich vom Schlaf übermannt.

Ich sitze in einem Taxi und fahre zu Herb. Der True-Emotion-Stoff färbt meine Beine in ein dunkles, dunkles Flaschengrün auf dem sich einige hellere Tropfen finden. Salzmeerblau. Über meine Wangen rinnen Tränen. Ansonsten bin ich ganz still. Nur in meinem Gedächtnis tanzen Worte umeinander. Ich habe sie von einem zerknüllten Zettel abgelesen, den mir ein Beamter in Zivil unter die Nase gehalten hat.

›Ich kann nicht mehr lügen. Ich kann nicht mehr zurück.‹

Danach durfte ich in das Schlafzimmer gehen, das die Spurensicherung gerade erst freigegeben hat. Und dort habe ich Lola gesehen, Lola in ihrem berühmten orangefarbenen Etuikleid, nur das das Kleid jetzt in einem unschuldigen Weiß erstrahlt. Wo keine Energie mehr fließt, da kann keine Farbe abgebildet werden. Da wird alles zu einem Neutrum.

Sie sieht friedlich aus. Dabei ist sie tot.

Tabletten und Alkohol, wie mir der Zivile zum Abschluss erklärt hat, kurz bevor ich aus der Wohnung gestürmt bin.

Und nun sitze ich in diesem Scheißtaxi, versuche gar nicht erst, meine Kontrolle herbeizuatmen, denn diese Tränen müssen raus. Sie sind echt und dürfen nicht verleugnet werden. Dabei ist es mir egal, ob ich den Fahrer mit meiner Trauer nötige oder nicht, da muss er durch. Entweder das oder er sieht weg, ist nicht mein Problem.

Endlich hält er vor dem Haupteingang, setzt mich ab, fährt mit quietschenden Reifen davon.

Ich marschiere durch die Lobby, vorbei an unifarbenen Frohgestalten, hin zu Herbs Büro, dem einzigen auf unserem Flur, das nicht von außen einsehbar ist. Ich klopfe kurz, warte aber nicht auf ein ›Herein‹, sondern stoße die Tür auf. Er sitzt hinter seinem Schreibtisch und schiebt ein paar Papiere von rechts nach links und zurück. Er sieht dabei aus dem Fenster, mit ausdruckslosem Gesicht. Das Hemd ist unbeirrbar violett.

Er ist der Fels, der in der Brandung stehen soll, die in mir tobt.

Und so finde ich mich ein paar Minuten später auf seiner Couch wieder, weinend, stammelnd, völlig aufgelöst. Er hat sich erhoben, ist um den Tisch gegangen, doch gerade, als ich die Hand nach ihm ausstrecke – ›Ich brauche Halt, Herb, bitte steh mir bei!‹ –, zieht er sich zurück, lehnt sich an die polierte Tischkante und betrachtet mich unter zusammengezogenen Brauen, die Arme verschränkt.

»Was soll das hier, Jade? Was ist das für eine Show?«

Der Schmerz, der in mir tobt, kommt zum Stillstand, als habe Herb mir gerade einen Kübel Eiswasser über den Kopf gekippt. Verständnislos schaue ich ihn an.

»Lola ist tot. Sie war meine beste Freundin. Die einzige wahre Freundin! Und nun ist sie tot – was soll ich denn nur machen?«

»Kontrolliere dich.« Herb nickt mir auffordernd zu.

Schon ertappe ich mich dabei, wie ich die Atemübung ausführen will, die mein Ich auf ein höheres Level bringen soll. Da wird mir speiübel. Meine Seele rebelliert.

»Das kann ich nicht. Nicht jetzt. Ich will es auch gar nicht, verdammt noch mal. Lola ist tot und du redest über Selbstbeherrschung?«

»Das ist immer noch besser, als sich dem Chaos hinzugeben.«

Herb wirkt ungeduldig. Sein Hemd nicht.

Langsam drängt sich mir eine Frage auf.

»Wie schaffst du es eigentlich, so ruhig zu sein?« Ich sehe ihm nicht in die Augen, mein Blick bleibt auf der Höhe seines Hemdkragens hängen. »Hat sie dir denn nichts bedeutet? Lola? Deine rechte Hand?«

»Darum geht es nicht.«

»Worum geht es dann?«

»Um den Konzern. Lola hat gestern unserer Credibility einen enormen Schaden zugefügt, an dem wir noch lange zu beißen haben. Aber du und ich, wir werden das Kind schon schaukeln.«

Jetzt kommt er doch zu mir herüber. Er hockt sich vor mich hin, nimmt meine Hände in seine. Sieht mir in die verquollenen Augen.

»Es wird alles wieder gut werden. Bald wird das Ganze vergessen sein.«

»Ich will nichts vergessen«, erwidere ich fassungslos. Dann fällt mir wieder die PK ein, wie er Lola hat wegrennen lassen. Wie er sie anschließend als unprofessionell bezeichnet hat. Wie er nicht ein Mal den Versuch gemacht hat, sie zu schützen.

Auf einmal ergeben ihre Sätze einen Sinn.

»Du hast sie verraten, Herb«, flüstere ich heiser.

»Sie hat uns verraten. Den ganzen Verein. Weil sie sich nicht unter Kontrolle hatte!«

Herb hat sich wieder an seine Schreibtischkante geflüchtet und bildet dort ein Bollwerk gegen meinen Zorn, der mich nun selbst auf die Füße treibt.

»Sie hatte Angst! Na und? Das ist das normalste der Welt.« Schritt für Schritt überbrücke ich die Distanz zwischen uns, die Hände zu Fäusten geballt. »Aber sie hat an ihrem Job gehangen, sie hat ihn immer gut gemacht. Darf man sich da nicht einmal eine Schwäche leisten?«

»Sie kann Angst haben, soviel sie will, sie darf sie nur nicht zeigen. Sie hat ihren Job verkackt, das hat sie allein sich selber zuzuschreiben.«

Herb schiebt sein Kinn vor. Seltsam, jetzt wirkt er fast wie eine Schildkröte. Ich stehe vor ihm und weiß nicht mehr, was ich von ihm denken soll. ›Du Arsch‹, würde ich ihm gern ins Gesicht schreien, aber da ist dieses Hemd, das soviel Vertrauen erzeugt. Schon werde ich weich, lasse die geballten Fäuste wieder sinken.

»Sag mir nur einmal, dass es dir leidtut um Lola«, flüstere ich und starre erneut auf seinen Hemdkragen. »Mehr will ich doch gar nicht hören. Ich brauche nur jemanden, der meine Trauer teilt.«

»Damit kann ich nicht dienen«, antwortet er mit seiner sonoren Stimme.

»Aber sie hat alles für den Job gegeben, für dich, für die Firma.«

»Lola hat eindrucksvoll bewiesen, wie minderwertig sie letztendlich war. Deswegen weine ich ihr keine Träne nach. Und das solltest du auch nicht. Geh meditieren, finde deine Mitte – und dann machst du ihren Job.«

Ich habe genug gehört, denke ich und betrachte stumm das eingestickte T.-H.-Logo, aus dem sich ein Faden gelöst hat. Sein Hemd. Es hat nicht ein einziges Mal seine Farbe verändert.

Ich kann das herrschaftsvolle Violett nicht mehr ertragen, das ihm den Posten als Teamleiter sichert. Diese Beständigkeit. Alles was ich bewunderte, als ich hier anfing, geht gerade den Bach runter.

Runter!

Eine gute Idee. Runter damit!

In slow motion betrachte ich, wie meine Hände zu seinem Kragen hochfahren, um daran zu zerren. Sie reißen die gesamte Vorderfront auf, die Knöpfe springen in wildem Tanz nach allen Seiten davon. Dann wird der Stoff über die Schulter geschoben, die Arme hinunter, ein weiterer Griff und der Saum rutscht aus dem Hosenbund. Er wehrt sich, aber ich fauche und kratze und ziehe und zerre solange an dem vermaledeiten Hemd, bis es nachgibt und ich ein paar Schritte zurücktaumle, beide Hände voll mit dunkelviolettem Trevor-Harris-Oberhemd, slim.

Allerdings – die Farbe bleibt. Obwohl die Sensoren nicht mehr in unmittelbarem Kontakt zum Textil stehen. Es sollte weiß sein, so wie bei Lola. Ich starre Herb an, der im weißen All-American-Baumwoll-T-Shirt vor mir steht, und mit einem Mal wird alles klar.

»Lügner«, flüstere ich. »Und du bezeichnest Lola als minderwertig? Das wagst du tatsächlich?«

Er hat keine Worte, um sich zu verteidigen. Er streckt nur die Hand nach seinem Hemd aus.

»Bitte!«

Ich schüttle den Kopf, presse das Beweisstück seines Betruges mit beiden Armen an mich. Er wird es nicht mehr zurückbekommen, soviel steht fest. Die Erkenntnis lässt mich tief Luft holen. Ich finde meine Mitte, verankere meinen Geist dort und spüre, wie ich zur Ruhe komme. Meine Beine erstrahlen in einem satten Jadegrün.

»Dafür wirst du bezahlen, Herb.« Ich lächle das Lola-Lächeln, mit dem sie stets ihre PKs eröffnete. Dann gehe ich aus der Tür, das billige violette Hemd in der Hand.

Alle können es sehen.



AUS: Gabriele Behrend - HUMANOID. Ab sofort beim p.machinery-Verlag erhältlich. Die Geschichte erreichte beim Marburg-Award 2011 den zweiten Platz.





Montag, 7. November 2016

Wie war's bei THE COMET IS COMING in Ludwigshafen a.Rh.? (Enjoy Jazz 2016)

(c) Stefan Vieregg


The Comet Is Coming, wenn das mal kein Versprechen auf High-Speed-Urgewalt aus dem All ist. Letzen Mittwoch, 02.11. im Dôme des Ludwigshafener Kulturzentrums dasHaus trat das britische Trio im Rahmen des Festivals Enjoy Jazz 2016 an Rhein-Neckar zum tosenden Chaosflug durch die hektische Lärmzone an.

Der Saxophonist King Shabaka Hutchings hat schon Tradition bei Enjoy Jazz. Letztes Jahr gastierte er mit Sons of Kemet, dieses Jahr mit Melt Yourself Down, beide hatte ich nicht gehört, aber jetzt war es mal soweit. Wie Enjoy Jazz mitteilte, soll es wie eine Performance in der Tradition von Sun Ra sein, und das spürt man in jedem Moment. Allerdings hat das Trio einiges modifiziert. Es sind nicht die egozentrisch-priesterlichen Züge des Performance-Künstlers und Hohen Priesters einer anderen Welt seit den 70er-Jahren - auch wenn Keyboarder Danalogue The Conqueror den Anti-Priester aus dem Dunkeln, den mittelalterlichen oder einfach nur den Fantasywelten entlehnten Kapuzenfighter mimt - sondern die Idee auf britisch in die brodelnde Experimentalszene des Chaos Jazz projiziert, gemixt mit Trash, Punk, Funk, Free und mehr Noiseangebot, inklusive hektisch-groovigem Streetdance auf kleinstem Bühnenraum nach Art von John Pololo aus der Côte d'Ivoire.

(c) Stefan Vieregg

Mit unermüdlichem Druck und Energie entfesseln das monomanisch insistierende, Bässe und bohrende Eindringlichkeit betonende Keyboard und quirlig-aufgeregte, permanent staccato atemlos anklagend und eindringlich mitteilende Saxophon einen recht aggressiven beharrlichen Soundteppich, der immer wieder von kurzen harmonischen Anklängen seiner Gewalt beraubt wird. Die Drums von Betamax Killer mit zurückhaltenden Beats dennoch Taktgeber. Der Reinigung von Seele und Körper durch eine schon lange nicht mehr musisch-ästhetische Katharsis als weitere tragende Idee des Konzepts wird volle Rechnung getragen. Hier denkt man unwillkürlich an manche typisch postmoderne Extremstücke im Jazzbereich wie At Midnight von Carla Bley und Michael Mantler, die freilich kompositorisch in anderen Regionen angesiedelt sind und die mehrfache Sprengkraft entwickeln. Das Draufhalten, Ab- und Auflösen von Widerständen, Explodierenlassen, Zertrümmern und Zerstückeln als ein langatmiger Heavy Attack galaktischer Kräfte hin zur ersehnten Erschöpfung und Ruhe. 

Samstag, 2. November 2013

Die schlechtesten Filme aller Zeiten


‚Die schlechtesten Filme aller Zeiten‘ (SCHLEFAZ)
Oliver Kalkofe und Peter Rütten sortieren aus


Zwei Titel haben in ihrer Reihe ‚Die schlechtesten Filme aller Zeiten‘ noch gefehlt, tief haben Oliver Kalkofe und Peter Rütten dafür im Zelluloid-Müll gegraben - jetzt steht fest: Die beiden Film-Kenner komplettieren ihr „dreckiges Dutzend“ allerschönsten Kino-Schunds mit den Euro-Trash-Klassikern ‚Perry Rhodan – SOS aus dem Weltall‘ und ‚Sumuru – Die Tochter des Satans‘.


Während der Sci-Fi-Trip ‚Perry Rhodan – SOS aus dem Weltall‘ mit seinen verstecken Phallus-Symbolen und verblüffenden Spezial-Effekten laut Kalkofe noch zu den „besseren der schlechtesten Filme aller Zeiten“ zählt, kommt das Abenteuer ‚Sumuru – Die Tochter des Satans‘ für ihn ganz schlecht weg: „Für mich der härteste Brocken der Reihe, eine echte Riesenwurst mit Sahne im Bereich cineastischer Kothaufen. Da ergibt nichts, aber auch gar nichts einen Sinn, die Schurkinnen sind so unfähig, dass es brummt, und die Helden rühren keinen Finger und sind dabei so unsympathisch, dass man ihnen im Bogen vor die Füße kotzen möchte!“

Kollege Peter Rütten würde dagegen lieber ‚Frogs – Killer aus dem Sumpf‘ für immer wegschließen: „Ein verdammter Albtraum, bei dem man sich staunend fragt, was für ein fantastisches Kraut Regisseur und sämtliche Darsteller vorher geraucht haben. Dabei ist der Film ein echter Solitär unter den sozialkritischen Öko-Thrillern, denn es gibt darüber hinaus keinen einzigen Frosch-Horror-Film! Danach blickt man mit ganz anderen Augen auf das Terrarium im Kinderzimmer.“

Die kommenden SCHLEFAZ-Titel im Überblick:

‚Hasse deinen Nächsten‘
‚Battlefield Earth‘
‚Perry Rhodan – SOS aus dem Weltall‘
‚Orcs! – Sie kommen um uns alle zu töten‘
‚Frogs – Killer aus dem Sumpf‘
‚Sumuru – Die Tochter des Satans‘
‚Mega Piranha‘

Die schlechtesten Filme aller Zeiten - jeweils freitags, 22.15 Uhr – und aufgrund des Riesen-Erfolgs jetzt auch samstags, ca. 22.00 Uhr - nur auf TELE 5!

Montag, 11. Februar 2013

GEFÜHLSECHT III. Eine Kurzgeschichte von Gabriele Behrend

Gefühlsecht III
THEY LIVE 2,  (c) Trash/Treasure

Am frühen Morgen des 15. Mai 2024 erschüttert ein kleiner Erdstoß das Münchner Umland. Während ich mich noch frage, ob das tatsächlich ein Erdbeben gewesen ist oder ob ich nur falsch geträumt habe, piepst mein Pager los. Arbeitstreffen! Krisensitzung! Ich springe in meine weiße Hemdbluse und die True-Emotion-Leggings – inzwischen ist dieser Aufzug mein Markenzeichen geworden, ebenso wie der schwarze Pagenkopf – und mache mich auf den Weg. Im Taxi atme ich mich auf ein höheres Bewusstseinslevel, was mir einen klaren Kopf für das Meeting beschert und obendrein meine Farbgebung kontrolliert. Fear is no option, schießt es mir kurz durch den Sinn, dann sind wir schon vor dem Konzern vorgefahren. Ich steige aus und begebe mich dann so schnell es geht zum Konferenzraum.

Herb steht vor uns und erklärt mit seiner sonoren Stimme, dass der Erdstoß die neu gebaute CO2-Speichereinheit in München-Puchheim beschädigt hat. Durch einen kleinen Riss in der Betonverschalung strömt das CO2 wieder aus. Es ist nichts Weltbewegendes, es droht keine Gefahr und die Reparatur wird in den nächsten vierundzwanzig Stunden abgeschlossen sein. Er nickt mir zu: Mein Auftrag ist es, den Text für die PK zu schreiben, den Lola in einer Stunde einer Meute Journalisten verkaufen wird.

Lola scheint in Gedanken abwesend zu sein. Ich schnappe sie mir, nachdem Herb das Meeting beendet hat.

»Alles in Ordnung bei dir?«

Sie wehrt ab. Setzt ein strahlendes Lächeln auf, das ihre Augen nicht erreicht. Das Orange färbt sich kurz dunkel, bevor es zu seinem Strahlen zurückkehrt.

»Danke, Jade, alles in Ordnung. Ich muss mich auf die PK vorbereiten.« Damit dreht sie sich um und verschwindet in Richtung Meditationsraum.

Ich schnappe mir meine Kladde und fahre aufs Dach hinauf. Die besten Ideen kommen mir inzwischen, wenn ich an der Dachkante sitze und mit den Beinen baumle. Immer ganz nah am Abgrund. Ich grinse. Ein Teil von mir ist echt krank. Dann konzentriere ich mich jedoch und schreibe eine weitere Beruhigungsrede ans Journalistenvolk, etwas, das ich jede zweite Woche mache und mir inzwischen direkt aus den Fingerspitzen aufs Papier fließt.

Eine Stunde später treffen wir uns in dem Raum direkt hinter der Pressebühne. Lola nimmt die ausgedruckte Rede in die frisch manikürten Hände, liest sie aufmerksam und murmelt die Worte mit leiser Stimme mit. So stellt sie sich auf den Text ein, durchlebt ihn ein erstes Mal, macht sich die Satzmelodie zu eigen. Dann schüttelt sie die Haare zurück, strafft die Schultern, streckt sich und setzt das Lächeln auf, mit dem sie die Hälfte der im Raum anwesenden Männer auf den ersten Blick flachlegt.

»Gut?«, fragt mich ihr Blick.

Ich hebe den Daumen. Gut. Alles Gut.



Fünf Minuten später tritt sie hinter das Mikro, begrüßt die Journaille und lässt ihren Zauber spielen. Ich habe mich inzwischen in den Pressesaal geschlichen, sitze in der letzten Bank und bin wie immer hingerissen von ihr. Da fällt mir ein unstetes Flackern auf. Es zieht sich über ihr ganzes eng anliegendes Etuikleid, so als ob das Orangerot eine Phasenverschiebung in den Komplementärkontrast erfährt. Einen Moment später hat sie sich wieder im Griff, aber ich bin nicht die Einzige gewesen, die das Flackern wahrgenommen hat. Schon sehe ich zwei Reporter vor mir die Köpfe zusammenstecken. Schon höre ich, wie sie etwas flüstern.

Vorne steht Lola und gerät ins Stocken, etwas, das ihr noch nie passiert ist, jedenfalls nicht, solange ich bei dem Verein dabei bin.

»… lang erprobte Technik … absolut sicher …«

Wieder erschauert das Etuikleid, diesmal in Schwarz.

»… den Berechnungen unserer Physiker zufolge … kein Grund zur Besorgnis …«

Lola greift sich an die Stirn. Die Reporter werden unruhig.

»Irgendwelche Fragen?« Sie lächelt wieder. Doch man sieht ihr ein Unbehagen an, das sie einfach nicht verleugnen kann, auch wenn das Kleid jetzt wieder rot ist.

Der Fatzke, der vor mir sitzt, erhebt sich. »Eine Frage, Frau Martinez. Wen wollen Sie hier für dumm verkaufen? Nicht nur, dass hier Leute sitzen, die sehr wohl Ahnung von der Materie haben, wir haben auch alle Augen im Kopf. Wir wissen, dass Sie uns täuschen wollen, Madame. Also raus damit: Was verschweigen Sie?«

Lola hält sich am Pult fest. »Nichts!«, schleudert sie ihm erregt entgegen. Dann holt sie tief Luft, sammelt sich, sortiert sich, ihr Lächeln und ihren Tonfall. »Wenn Sie keine weiteren Fragen haben, erkläre ich die Pressekonferenz hiermit für beendet.« Schon sammelt sie die Blätter der Rede ein, da erhebt sich unter den anwesenden Reporten ein Sturm:

»Wie sicher sind die Speichereinheiten wirklich?«

»Welche Gefahren ergeben sich für die Anwohner, wenn neue Gasspalten entstehen?«

»Droht uns allen der Erstickungstod?«

»Wird der Standort Puchheim nach diesen Ereignissen neu diskutiert?«

»Wird Puchheim geschlossen?«

Lola feuert ihre Antworten wie aus einem Maschinengewehr in die Menge. Doch ihr Kleid schwankt in seiner Farbe dabei und alles, was sich aus ihrem Mund überzeugend anhört, wird schon eine Etage tiefer der Lüge gestraft.

Schließlich erhebt der Fatzke erneut seine Stimme:

»Ist es nicht so, dass die Stadt Groß-München die Baugenehmigung erst nach jahrelanger Bestechung erteilt hat? Ist es nicht weiter so, dass unabhängige Experten schon damals den Standort als unsicher eingestuft haben? Und ist es letztlich nicht auch so, dass einzig und allein die Sicherheit der Puchheimer Anlage Folgeaufträge für weitere umstrittene CO2-Speichereinheiten nach sich zieht?«

Lola schwankt leicht.

»Was wollen Sie damit sagen?«

»Ich will damit nur zum Ausdruck bringen, dass diese PK eine einzige Farce ist. Nichts, was Sie sagen, ist glaubhaft – und genau das wird morgen in allen Zeitungen stehen. Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen.«

Stille senkt sich über den großen Raum. Alle Augen ruhen gespannt auf Lola. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, seufzt der Fatzke deutlich hörbar. Die Köpfe wenden sich wieder zu ihm herum. Ich komme mir vor wie in einem verdammten Tennismatch.

»Vielleicht«, sinniert er, »hat unsere werte Frau Pressesprecherin ja auch nur Angst. Hätte ich auch, wenn ich in nächster Nähe zu einem defekten CO2-Speicher wohnen würde. Sie leben doch in Puchheim, nicht wahr, Frau Martinez?«

Lola erstarrt. Ihr Kleid ist während der letzten Minuten immer dunkler geworden, nun glimmt nur noch ein orangener Funken in einem Meer aus Schwarz. Mit einem unterdrückten Aufschrei stürmt sie aus dem Raum.


Fortsetzung folgt
AUS: Gabriele Behrend - HUMANOID. Ab sofort beim p.machinery-Verlag erhältlich. Die Geschichte erreichte beim Marburg-Award 2011 den zweiten Platz.





Donnerstag, 22. August 2013

Man of Kalk, errette uns! Neue DVD-Mammut-Box ...

Oliver Kalkofe, unser Mann mit der Mattscheibe, Deutschlands TV-Kritikerpapst/-gott-Nr. 1, entert seit Oktober 2012 auf TELE 5 mit seiner vielfach preisgekrönten Kultshow endlich wieder die heimischen Flimmerkisten. 

Am 4. Oktober veröffentlicht Turbine die komplette zweite Hälfte der 1. Staffel  von KALKOFES MATTSCHEIBE – REKALKED! 17 Sendungen inkl. "Too hot for Primetime" plus interaktivem Menü und über 200 Minuten exquisitem Bonusmaterial auf DVD!

Oliver Kalkofe schickt seine erste Rekalked-Staffel in die zweite Hälfte. Wieder steigt der König der TV-Satire von seinem Thron, um als Walking Kalk Jagd auf die Fernsehzombies zu machen.

Doch so schnell, wie TV-Trash auf Sendung geschickt und wieder abgesetzt wird, mutiert auch das Fernsehvirus, das ahnungslose Moderatoren und talentfreie Laiendarsteller zu Untoten der Flimmerkiste gemacht hat. Der Medienterminator begegnet ihnen mit seiner härtesten Waffe und reibt ungelöschten Kalk in die brennenden Wunden. Mit dabei sind alte und neue Lieblingsfeinde, Lorelei und Luke, Achim „die Gurke“ Mentzel, die Energiebären, inszenierte Kuppelshows sowie the Return of Fips Arschmuskel. Erstmals in der Mattscheibe: „Too hot for Primetime“ – Die Sendung unter der Gürtellinie – ab 16!

Superheldenhaft traut sich Kalkofe, ganz genau hinzusehen, wenn man eigentlich nur noch abschalten möchte. Er zeigt uns die Wahrheit über Scripted Reality und den Weg heraus aus der Astro-Verschwörung!

Man of Kalk, errette uns!

Freitag, 4. März 2016

Wie war's bei NOT PUNK, POLOLO zur Eröffnung der Tanzplattform D 2016?

(c) Gintersdofer, Klaßen

Mit einem ungewöhnlichen Spektakel von der Elfenbeinküste, ergänzt durch internationale Einschübe und Veränderungen startete die Tanzplattform Deutschland 2016. Wie Indentant Matthias Pees vom Mousonturm ausführte, wurden 200 Ensembles gesichtet, u.a. der impulsgebende Charakter ihrer Arbeit und die praktizierten Perspektivverschiebungen wie Blickwinkelwechsel gewertet. Was sich durch alle Laudationes, auch der von Stadtrat Prof. Felix Semmelroth oder von Herrn Müller, dem Leiter des Stadtmarketings, wie ein konstitutioneller Faden zog war die Betonung der Internationalität, Grenzüberschreitung und weltweit interaktiven Kooperation im Dienste des Tanzes. Er ist eines der großen migrationsfördernden Vehikel, die Menschen zusammenbringt und -hält. In der aktuellen Lage Deutschlands sind künstlerische Projekte dieser Art von extrem bespielhafter Bedeutung und Vorbildfunktion, gemeinsam mit anderen Nationalitäten und deren Gewohnheiten etwas Neues zu schaffen. Natürlich gibt es diese Kreativität nicht in hunderttausendfacher Auflage, sie ist weit weg vom Lager- oder Integrationsalltag, aber sie spornt an.

Ganz besonders integrativ, wenn auch reduziert auf Subkultur und deren bizarre, laute und provozierende Ausblühungen, gibt sich das Projekt NOT PUNK, POLOLO von Monika Gintersdorfer/Knut Klaßen. An der Côte d’Ivoire pflegt man Tanzshows anzubieten, die sogenannten „Varietoscopes", die sich als eine Patchwork-Orgie der Subversivität, Obszönität, Gewalt und Tanzkultur, geboren aus dem Moment der Begegnung und der Vielfalt, der Lust auf krasse Demonstration und Aufschrei outet. 16 Darsteller verkörpern 16 verschiedene Subkulturstile, deren Spitze Pololo formt, der ivorische Starkriminelle, Dieb, Drogenhändler und Mörder im Auftrag prominenter Staatsvertreter. Sein "Gesang" ein einziges forderndes Schreien und Toben zu stampfenden Bewegungen, kontrastiv in der Hauptstadt des Kapitals, der Bankentempel und der demokratischen Kultur ein bissiger Afrikaner mit locker sitzenden Waffen und Wille zur anarchischen Destruktion. "Ich habe alle Sünden begangen, die man nur begehen kann ..." So wie Punk eine Umwertung aller Werte aus der Spontanität war wurde Pololo zum Inbegriff der kriminellen Revolution von unten. Junge Männer imitierten ihn, stählten ihre Körper, lernten seine Bewegungen, Tanzschritte und Sprüche. Der Musikstil Couper Decaler hat daher eine ähnliche Funktion wie der Punk. Aus der Improvisation wird chaotische, laute und schräge Musik zum Tanz-wie-auch-immer als Attacke auf das Normale inszeniert. Ihm folgen 15 andere Selbstbehauptungs- und Protestvarianten auf der Bühne, zu deren korrekter Beschreibung ich keinerlei Anspruch erheben will, da sie auch nicht wesentlich tief ausgeformt waren. 
(c) Gintersdofer, Klaßen


Eine kleine Spiegelbühne, die als eingeschobener Symbolträger das Publikum und den ausgeprägten bizarren Narzissmus der Freaks spiegelt, lässt mit Punk und Trash, Gogo-Girl und Techno diverse subversive Stile aufeinander prallen. Der spinnenbeinige Hans Unstern auf Stöckelschuhen an der groben E-Harfe steht für bereits klassische Provokation mit unerwarteten weiblichen Elementen in der Kleidung, Cécilia Bengolea für Arschpoesie und Twerking Rap "Auge, Auge, Muschi, Muschi" frei nach Martha Graham, wo man(n) sich afrikanische Ausmaße und Überzeugungskraft gewünscht hätte (wenn schon Twerking, dann schon "bewegend"), Tucké Royale tanzt den Techno Beat, fühlt ihn und liebt ihn gegen Monotonie. US-Amerikaner, ivorische Muskelmonster, Akrobaten und Bodenkünstler zeigen im Dialog mit ivorischen und anderen Tänzerinnen Kraft, Ausformung und Gegensätze. Voguing tanzt Mode und passt auch dazu. Skelly fegt dünn wie ein kleiner Junge frisch blondiert über die Bühne und zelebriert den Couper Decaler mit ordentlicher Dynamik. Eine wichtige Rolle kommt dem Erzähler, Moderator und Botschafter Hauke Heumann zu. Er übersetzt, kommentiert, witzelt und karikiert so gut wie alles. Dabei hält er dennoch überall mit zwar kleinen komödiantischen Synchronizitätsverschiebungen mit und gibt dem Ganzen einen Comedycharakter.
(c) Gintersdofer, Klaßen


Zwei Treppenmodelle aus Holz dienen später als Wohnstatt, Bühne und Behausung von Künstlern aller Art und sind eine Metapher für das Miteinander, Kreative und Konstruktive. Wie man es dreht und wendet, jeder findet überall Platz in diesen Modellen, trägt es mit, ist es! Die anderen können darauf aufbauen, darüber gehen. Die beiden Modelle haben wie die Spiegelbühne symbolische Bedeutung. Man denkt unwillkürlich auch an Särge, aus denen immer wieder neue Tanzstars aufsteigen.

Die Regie schaltet eindeutig in höhere Gänge im letzten Drittel der Darbietung. Ein Gegenzuschauerraum wird aufgemacht und bringt eine unglaubliche Belebung und einen Arenaeffekt, in dem tatsächlich alles noch viel stärker zum Tragen kommt. Die Authentizität wird wesentlich intensiviert und die Darbietung der Stile in Reinkultur und in Soli gewinnt spürbar an Attraktion. Das Street Meeting und Dancing wird jetzt erst richtig fühlbar.

Auch wenn das Hineinkommen in diese Welt eine Weile dauert, weil es ein chaotisches Durcheinander und Pololo-Lärmen, Schreien ist, mit zunehmender Gewöhnung beginnt die Begeisterung für die Fähigkeit der Tänzer, die Schwierigkeitsgrade und die bunte Affektiertheit der Freaks zu wachsen. Die erwähnte integrierte Einzelstilkunde am Ende zieht dann richtig an!







Freitag, 30. Januar 2015

Kunstgriff im Februar 2015

"Cat Stevens Night"

Tribute by G. Hünnemeier
07. Feb. - Zur Feiermaus

Soulful Valentine's Dinner

American European Connection
14. Feb. - Tapalatina Deidesheim

Die Untiere

"Da lacht man scharf"
18.+19. Feb.  -E.-Stein-Haus - 20 Uhr

Gerd Kannegieser

"Wie si'mer dann do jetzt druffkumm?"
27. Feb. - Zur Feiermaus -  20 Uhr
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Rotten Monument + (tbc)

07.02. - 21.00 Uhr

Pripjat

"Heavy Trash Metall“
21.02. - 21.00 Uhr 

FUSED

Die Rockfeinschmecker
28.02. - 21.00 Uhr
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Freitag, 10. Oktober 2014

Wie war's bei "Møster!" (Enjoy Jazz 2014)?

Møster! (c) Stefan Vieregg

Møster! Eine norwegische Musikgruppe. Schon mal gehört? Auch im wahrsten Sinne des Wortes? Dann wissen Sie Bescheid. Vergessen Sie nicht Ihre Schallschutzkopfhörer, eine (winzige) Flasche Whiskey zur Beruhigung, und gutes Schuhwerk für den Fluchtweg.

Møster! traten im Rahmen von Enjoy Jazz 2014 am 08.10. in der Alten Feuerwache Mannheim auf. Der einfältige Jazzhörer dachte vielleicht noch an Freejazz oder etwas chaotischen Jazzrock, nicht aber an Metal. Zehn Prozent konnte man noch dem Freejazz zurechnen, der Rest war LÄRM! Ja, eine einzige Lärmorgie in der Tradition von Trash Metal. Was ich gar nicht verstehe ist, dass die Ohrstöpsel auf dem Tresen lagen, aber kein Mensch darauf aufmerksam gemacht hat, auch der Moderator zu Beginn nicht. Wie soll der Gast in der Dunkelheit sie finden? Was kam war ein höllisches Inferno mit mindestens 130 Dezibel Lärm. Und nicht nur ein Titel, sondern alles! Nach dem dritten Titel und 60 Minuten war auch schon Schluss, um nach kurzer Pause von zwei Minuten noch schnell eine Zugabe nachzulegen.
Kjetil Møster  (c) Stefan Vieregg

Wenn einer Klischees von skandinavischen Jazzklängen und -hörgewohnheiten und -vorlieben, aber auch generell Musikhörgewohnheiten zertrümmert, dann Kjetil Møster am Saxophon, Hans Magnus 'Snah' Ryan an der Guitar, Nikolai Eilertsen am Bass und Kenneth Kapstad an den Drums. Von dem abgesehen war es kein Jazz mehr. Was sich zu Beginn noch als ein sehr ungewöhnliches Experiment verkleidete, entpuppte sich spätestens ab dem dritten Titel als systematischer, überlauter sadistischer Angriff auf die Gesundheit der Zuhörer.

Zu Beginn stand der Titel "Descending into this Crater 1: Poutanian Debate", ein überaus eigenwilliges musikalisches Unternehmen, das darzustellen, was unter unseren Füßen im Erdinnern passiert. Die nicht enden wollende Langfassung aus der CD-/LP "Inner Earth" ließ es auch ordentlich brodeln unter unseren Füßen. Das Blubbern des Magmas, Urgewalten, die sich verschieben, brechende Gesteinsschichten und andere geologische Extras ließen sich imaginieren. Der nachfolgende Flug eines vorzeitlichen Geiers mit einer Träne im Auge war ebenfalls noch annähernd zu Beginn eine musikalische Beschreibung der paläontologischen Welt und ihrer Geräusche. Extrem schrilles Gekreisch des Sax, wie alle Instrumente bis zum Anschlag elektronisch überverstärkt, zeigte das Vogelgekreische an, wohl auch Fights mit Sauriern. Der Titel war dementsprechend "Tearatorn". Der dritte Titel lautete "Ransom Bird", ein Tribute to Black Sabbath, von denen rein nichts zu erkennen war, aber eine entsetzliche Lautstärke und ein extrem konfuses Lärmpaket.
Nikolai Eilertsen, Kenneth Kapstad, Hans Magnus 'Snah' Ryan, (c) Stefan Vieregg

Aus schwer schleppender Musik entwickelte sich insgesamt ein psychodelischer Charakter, immer wieder zertrümmert durch Getöse mit Extrembass. Kreischende Gitarre, hämmernde Drums. Jurassic-Park-Sounds und gelegentlich das Sax tatsächlich auf einem kohärenten Lärmblock schwebend. Der Schluss aus dem Gehörten: Møster! will Steine zum Platzen bringen. Eine sehr, sehr extreme Musik, die man sich nur in kleinen Dosen antun kann.

Freitag, 17. April 2015

Buchtipp: UPCYCLIST oder Wie mache ich aus Paletten Bauhaus-Sommermöbel?



ANTONIA EDWARDS
Upcyclist
Reclaimed and Remade Furniture, Lighting and Interiors


Hardcover, 256 pages, 21.0 x 27.0 cm, 275 color illustrations
Date of publication:
USA April 1, 2015 | UK March 1, 2015 | GER available booktrade


Ein Jammer, was alles an Möbeln, Einrichtungsgegenständen, Nützlichem und Unnützem im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte durch Wohnungsauflösungen, Umzüge oder Entrümpelungen verloren geht, das besser gearbeitet, interessanter im Design und wohnlicher ist, als so manches, was heute nackt und nichtssagend dem Auge dargeboten wird. Hauptsache billige Produktion in Asien oder osteuropäischen Ländern, persuasive Vortäuschung drübergestülpt und den Kunden abgezockt! Die Designrichtung Upcycling arbeitet mit dem Weggestellten und Weggeworfenen, überarbeitet, ergänzt und modernisiert die Optik, ohne auf die Ursprünge zu verzichten. In absoluten Unikatgestaltungen findet man die tollsten Aus-alt-mach-neu-Lösungen, aber nicht als schlichtes Recycling, sondern als umformende, interpretierende, schmückende, künstlerische Aufwertung.



Individuell und bereichernd
Upcycling ist eines der spannendsten Kapitel der aktuellen Designszene. Das vorliegende Buch ist in Englisch verfasst und bietet einen großen Überblick über ganz unterschiedliche Künstler des kreativen Wiedergebrauchs mit den eigenwilligsten und originellsten, immer auch farbfrohen Lösungen. Der Leser kann 45 verschiedene, zu 98 % kunstvolle Zugänge und Ausführungen des Upcyclings entlang der Materialien Holz, Textiles, Metall, Glas und Keramik, Papier und Plastik sowie Gemischte Materialien kennen lernen und bewundern. Ein Sessel aus Paletten (Belgien/Frankreich), ein großes helles Holzhaus mit einer stattlichen Fensterwand aus verschiedenen Fenstern Richtung Süden (Passivhausprinzip aus West Virgina, USA), herrliche Textilbezüge aus der Türkei und China, Sitzhocker aus griechischen Großhandels-Oliven-/Olivenöldosen aus Deutschland/Schweiz, lackierte Waschmaschinentrommeln als perfekte Lampen aus Finnland, aus Petflaschenstreifen geflochtene südländisch geformte und bemalte Lampen aus Spanien, ein Esstisch für 8 Personen und Sekretär aus einer alten Doppelflügeltür aus Italien, schwülstig-bunte und kitschige Lampen aus vielen verschiedenfarbigen Materialien aus den USA, ein Teppich aus alten Ledergürteln (Großbritannien) usw.

Die Bewegung der Upcycler bekam mit den Veröffentlichungen von Gunter Pauli (1999) und Michael Braungart and William McDonough (2002) einen größeren Aufschwung.
Mit viel Kreativität entsteht aus gebrauchten Gegenständen etwas ganz Neues – das schont Ressourcen und ist nachhaltig. Die so kreierten Objekte sind absolut individuell und einzigartig und stellen so manches klassische Designerstück in den Schatten. Ausgehend vom preisgekrönten Blog der Autorin versammelt Upcyclist Anregungen und Adressen, die dem Betrachter die Welt der Dinge in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen: Aus Trash wird Treasure!



Antonia Edwards ist Autorin und Bloggerin mit besonderem Interesse an den Themen Upcycling, Fashion und Interiordesign. Nach einem Kunststudium am University College, London, machte sie zusätzlich einen Master in Interiordesign an der Universität in Brighton, bevor sie als freie Autorin zu arbeiten begann. Auf ihrem Blog „Upcyclist“ berichtet sie seit 2011 über innovative und kreative Möglichkeiten der Wiederverwertung von Dingen. Bei den Observer Ethical Awards belegte sie 2012 mit ihrem Blog den zweiten Platz und erhält seitdem Anerkennung für ihr Projekt, unter anderem vom Telegraph, der Irish Times und von der Initiative The Blue Economy.