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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Mittwoch, 29. April 2015

Wolle mer se woiter losse? Marion La Marché erstmals solo, beobachtet in Mannheim

(c) Stefan Vieregg

Bei Marion La Marché [der (Super-)Markt] trifft man wirklich auf ein quirliges Mannheimer Standup-Comedy-Paket, dem die Gags ziemlich leicht und lose über die Lippen kommen. Die gewichtige Lady jenseits der 100 kg hat am 26. April zu ihrem ersten Soloprogramm im Capitol eingeladen, um sich zu versichern, dass man sie allein auf andere Bühnen loslassen kann.

Wir kriegen alles ab an individueller Wahrnehmung und Prägung, was es so gibt zwischen Himmel und Hölle: die Nervosität und die Oma, der wahre Rock'n'Roll und seine Lebenshaltung, Alkoholismus unter Rockmusikern, die doppelte Heimat Weinheim und Wiesloch (Extraplatz in der Psychiatrie :-)) Sie verulkt die Zuschauer mit einer Rotweinnummer, in der sie unmäßig die Gläser wegkippt, bis die Flasche nach kurzer Zeit leer ist. Später hebt sie die Täuschung auf - alles nur Johannisbeersaft, der noch dazu zu Dünnpfifff führt. Auch dieses Tabu wird gekillt, la Marché durchbricht die Schranken und berichtet nach der anfangs oralen Phase von ihrer analen. Aber alles witzig, die Leute lieben es ja, wenn eine(r) so Tabuverletzungen begeht. Hier gehört übrigens auch ihr XXL-Hinterteil her, das sie schon in ihrer Schulzeit unabhängbar verfolgte und nicht erst später wegen ihres Namens tatsächlich bei Unkundigen zum doppeldeutigen LaM ARSCH wurde. 

Angesichts dieser Piesackereien malte sie eine Zeitlang den Accent d'aigu dick mit Edding aufs e, damit ja keine Missverständnisse aufkommen. Ganz anders, wenn es um schwarze Musik geht, dann könne tatsächlich ihr big butt in Weiß - und natürlich ihre Stimme - schwarze Soulladys in den Schatten stellen. Was die Schwarzen nie zugeben würden, weil sie noch nie ein Gebet mit ihnen gesprochen hätte. That's life! Wir kommen später auch zum Genitalen, denn wenn man Oma Glauben schenken darf, hat der Odenwälder Kartoffelsalat etwas Erotisches (Er muss klinge wie ...) und das Spargellied deutlich etwas Phallisches und auch was zum Naserümpfen: Oh Spargel, "du machst, dass mein Ur/in-stinkt...".

Aus dem Alltag einer Sängerin hören wir die wahren Hintergründe: Auf- und Abbaustress verlängern den Auftrittsabend mit Feiern auf 5:30 Uhr und die Liebe schläft erst um 7:30 Uhr ruhig ein. Wie ulkig die Nummer des Currywurst-Büffets, die Nöte einer Veganerin (die Menge macht's) im Ruhrpott. Unter jeder Warmhaltehaube C U R R Y W U R S T (iss' doch kein Fleisch!) und Madame ein Stück näher dem Anfall.
(c) Stefan Vieregg

In authentischer Selbst-anders-wahrnehmung liebt sie sich in ihrer kugeligen Fülle mit 95B - die kompakte Form zum Rollen eben, wobei die schmalen Beine lustige Akzente dazu setzen würden. Diese Slapstickeinlagen können auch mal umgekehrt sein, wenn 150 Chinesen in Karlsruhe Trinksprüche in hoher Häufigkeit wie im "Dinner for one" zum Hinunterstürzen von rotem Wein nutzen und sich in ICE-Geschwindigkeit auf einen kollektiven Vollrausch und fixen Abgang zubewegen.

Marion La Marché hat einen deutlichen Bezug zum ziemlich perfekten Covern. Ihre Tributes an Freddie Mercurie, ABBA, Janis Joplin und andere sind sehr bekannt und beliebt. Sie kann nicht nur mit wirklich kräftiger und tragender Stimme Supertramps "Dreamer" komplett für ihre Botschaften persiflieren, sondern auch "Que Sera" zu "Käää Sau da, käää Sau da, wo sinn di all hie, all hie? Es wird Zeit, dass ich mich verzieh ..." verändern. "PayPal, du heiliger Gral" als Ausflug ins Internet, Zahlmethode nicht nur für Pornoseiten, sondern auch ebay natürlich. Die Facebookmüdigkeit deutlich artikuliert, dortige Kommentare auf die Schippe genommen, YouTube dagegen mit ihrer Janis Joplin-Interpretation von "Piece of my Heart" zum Liken empfohlen.

Zwischendurch auch mal unverstellte Stellungnahme: Um den Protestliedermangel anzuprangern dann völlig unverändert einen ordentlichen Hannes Wader mit einem Antikriegslied. Zwei herrliche Hochzeitsepisoden aus der Pfalz, ihre Auftritte betreffend, wieder schön viel Spiegel. Sie lässt uns auch teilhaben an ihrer Abneigung gegenüber Spekulatius, Nichtblinkern im Kreis- und Scheintoten im Straßenverkehr.
(c) Stefan Vieregg

Brandi Carlile's "The Story" persifliert zu "Die Gschicht - wenn's so weiter läuft, bin ich mit 70 dick im Geschäft" setzt den Schlusspunkt eines lustigen, derben und klangvollen Abends in Mannheim, wo sich Marion La Marché super auf der Bühne machte. Die Gäste lassen sie sicher weiter, stehende Ovationen für ihren local Hero. Wir dürfen gespannt sein auf die nächsten Soloauftritte ...


Freitag, 10. April 2015

Die nächsten Tage im Capitol Mannheim

Passend zum Frühling strahlen Marquess im Capitol den Gute-Laune-Pop aus. Wer sich also für einen Kurzurlaub in den Süden noch gedulden muss, der kann sich beim Konzert von Marquess schon mal spanisches Lebensgefühl in die Heimat bringen lassen.
Dagegen wird sich das kreative Comedy-Duo „Die Kleine Tierschau“ nach 35 Jahren Showbusiness verabschieden. Die Zuschauer dürfen sich zum letzten Mal von schillernden Farben und gewagten Spaßstunts berauschen lassen.
Außerdem:

Freitag, 10.04.   Haydi Karina Kos       Türkisches Theater
Samstag 11.04.   Lange Nacht der Stimmen   Konzert
Sonntag 12.04.    Rumpel & Stielzchen   Kindertheater im Casablanca, Beginn 11.00 Uhr
Sonntag 12.04.     Letz Zep                         Konzert
Dienstag 14.04.    Marquess                     Konzert

Mittwoch 15.04.     Michael Mittermeier    Comedy, AUSVERKAUFT

Donnerstag 16.04.  Paper Aeroplanes & Lee MacDougall     Konzert im Casino
Freitag 17.04.          Die kleine Tierschau   Musik-Comedy

Samstag 18.04.      Johannes Oerding      Konzert, nur noch wenige Restkarten

Sonntag 19.04.         Pettersson und Findus     Kindertheater im Casablanca, Beginn 11.00 Uhr, AUSVERKAUFT

Sonntag 19.04.    Les Brünettes                 Konzert

Donnerstag, 19. März 2015

Am Freitag startet das 2. Bürgerbühnenfestival AUFTRITT VOLK, dieses Mal in Mannheim



In Mannheim startet am kommenden Freitag, 20. März das Bürgerbühnenfestival. Nach dem 1. Bürgerbühnenfestival, das im Mai 2014 am Staatsschauspiel Dresden stattfand, wird vom 20. bis 27. März 2015 das 2. Bürgerbühnenfestival vom Nationaltheater Mannheim unter dem Motto „Auftritt Volk“ ausgerichtet.

Das Festival präsentiert zwölf herausragende Inszenierungen professionellen partizipatorischen Theaters aus allen Sparten und mit Darstellern jeden Alters. Über 300 Bürger aus ganz Deutschland, aus der Schweiz, den Niederlande, aus Belgien und Dänemark werden die die große und die kleine Bühne des Nationaltheater Mannheim bespielen.

Daneben lädt ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Vorträgen, Diskussionen und Workshops zur Qualitätsdebatte über professionelle Theaterarbeit mit nichtprofessionellen Darstellern ein. Zu Gast werden unter anderem Ministerin Theresia Bauer, Carl Hegemann, Matthias Lilienthal, dm-Gründer Prof. Götz W. Werner, Árpád Schilling uvm. sein.

Feierlich eröffnet wird das Festival um 18.30 Uhr von Ministerin Theresia Bauer und Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz. Im Anschluss sind die Produktion von Rimini Protokoll in Koproduktion mit dem Schauspiel Stuttgart Qualitätskontrolle und das szenische Konzert Geräuschorchester #1 der Mannheimer Bürgerbühne zu sehen und zu hören. Mit der Eröffnungsparty ab 22.00 Uhr klingt der 1. Festivaltag im Theatercafé aus.

Das komplette Programm des 2. Bürgerbühnenfestivals unter www.buergerbuehnenfestival.de 

Kartentelefon: 0621 – 16 80 150

Dienstag, 3. März 2015

Wie war's bei Ben Beckers Lyrikperformance in Mannheim?



(c) Arne Meister
Lyriklesungen können auch ganz anders sein. Nicht langweilig, einschläfernd, Blick auf die Uhr. Das hat uns Ben Becker am Sonntag, den 01.03.2015, in Mannheim gezeigt. Natascha Huber, die den Literarischen Verein der Pfalz in der Sektion Ludwigshafen a.Rh. betreut, war auf meiner Familie-Becker-Runde mit dabei. Meret Becker war ja am Donnerstag davor zu sehen. Bruder Bens Performance "Der ewige Brunnen" ist jetzt schon gut 70-mal über die Bühne und noch immer lebendig und ein Saalfüller. Wer mit Gedichtelesungen und einem schon recht weit bekannten Programm heute noch über 400 Leute mobilisieren kann, weiß, wie man es anstellen muss. Und schuld ist eigentlich nur der 25. Dezember, an dem die Beckers mit Ziehvater Otto Sanders sich an diesem 2005 überarbeiteten Gedichtesammelband "Der ewige Brunnen" ergötzten, labten und sich amüsierten, wie andere an den Klassikern "Deutsche Lyrik aus zwei Jahrtausenden", Gustav Schwabs "Sagen des klassischen Altertums" etc.pp.  Mit Sicherheit auch mal etwas für die Bühne, wenn so viele wichtige Schauspieler wie in der Familie Becker zusammenkommen, Weihnachten mit Gedichtevorlesen zu feiern. Schuld hat aber auch sein Leben als Schauspieler, das an die 60 Filme kennt, wo allein "Schlafes Bruder" oder seine starke Präsenz in Serienkrimis, wie auch seine mehrfache Auszeichnung, ihm große Publicity bringen.

Zum meteorologischen Frühlingsanfang kam Ben Becker also mit zwei Musikern wieder einmal ins ehemalige Lichtspielhaus Capitol. Mit finsteren Mächten und Goethes Erlkönig begann der Sonntagabend, der uns sehr theatralisch, lebendig und plastisch in die Gedichte hineintrug, sie mit jeder Faser erlebbar machte und ihnen viel mehr abgewann, als ein bloßer "Vorleser" es je vermag. Weiter mit Hebbels "Der Heidknabe", der aus dem Albtraum erwacht, tatsächlich Geld zum vom Bösen umlagerten Heideort bringen soll, es ist wie ein Todesurteil. Der für vier Groschen angeheuerte Hirtenknecht ist dann der, der ihn nicht am Heideort beschützt, sondern des Geldes wegen ermordet. Mit einer Bassstimme, die leicht mitkann mit den aktuellen Bassverstärkern, und einer genialen Mimik werden wir auch hier Zeuge von mysteriösen Tötungen. Das schleift sich geradezu ein, denn im dritten Gedicht von Theodor Fontane "Das Trauerspiel von Afghanistan" erhöht sich die Zahl der Opfer um 12.999. Das Drama eines geschlagenen Heeres, mit Frauen und Kindern in der Nacht in alle Richtungen zerschlagen und zerstreut:

Sie bliesen die Nacht und über den Tag,
Laut, wie nur die Liebe rufen mag,
Sie bliesen - es kam die zweite Nacht,
Umsonst, daß ihr ruft, umsonst, daß ihr wacht.

Einer kam schließlich noch heim aus Afghanistan. Dieses 1857 in London geschriebene Gedicht, wo Fontane Auslandskorrespondent war, beschreibt den katastrophalen Ausgang des ersten der drei anglo-afghanischen Kriege zwischen 1839 und 1842. In diesem Konflikt versuchten Briten und Russen die koloniale Vorherrschaft in Zentralasien zu erringen.

Ein direkter Bezug zur Jetztzeit, unsere Beteiligung an einer Fortführung dieses Krieges mit anderen Vorzeichen, der wieder einmal und nun seit über 40 Jahren dieses arme, aber traditionsreiche Land beutelt, der die Russen in ein finanzielles Desaster trieb und die Amerikaner samt allen beteiligten Nationen über alle Gebühr Jahr um Jahr festhält. Kein Wunder, dass der Sinn dieses Einsatzes immer wieder neu hinterfragt wird, so auch von Ben Becker, der zu diesem Trauerspiel einen weißen Pelz wie Schnee über sich wirft und in einem sonoren Sprechgesang "Sag mir, wo die Blumen sind" den trauernden Feldherrn mimt.

Im Kontrast zu diesem traurigen Thema dann ein Ausflug in Klatsch und Tratsch mit Hintergrund, womit der Künstler die ganze Ernsthaftigkeit wieder aufhob und Platz für Ulk und Witz ließ. Ob nun der Frisör von Ursula von der Ley(Leid)en, die mit anderen immer durch salbungsvolle Worte für die Fortführung der Mission in Afghanistan wirbt, und sein Draht zum Networkmarketing, das es schafft, ein Billigparfüm mit seinem Namen für viel Geld zahlreich unter die Leute zu bringen, oder der Schalterbeamte am Flughafen, der Becker wohl verklagen wird, wegen ... einer Sonnenbrille und einer Beleidigung. Wir erfahren bei der Gelegenheit auch, dass der Abend mal brutto ca. 15.500 € bringt, die zwischen Raummiete, Technik, Personal, Becker und seinen Musikern aufgeteilt werden müssen. Das sind vielleicht zwei Tage Parfümverkauf, der Monat hat allerdings 30 Tage ... und Performances sind nicht jeden Abend. Ursula v.d.L.'s Frisör Udo Walz bleibt im Vorteil.


Credits to www.faceland.com
Und weiter geht es mit einem fulminanten "Der Zauberlehrling" von Goethe, der uns so lebendig wird, als ob der Hexenmeister direkt auf uns spränge. Becker zieht den Hexenhut aus Schloss Hogwart auf und schon ist er mittendrin im Gedicht, breitet eine Zauberstube aus wie ein vom Schauspiel gebautes Pop-up. Herrliche Fühlbarkeit und Nahrung für die Fantasie. So weiter über Heines "Ritter Olaf", der beim König in Ungnade fiel, weil er Beischlaf mit dessen Tochter hatte, o h n e  verheiratet zu sein. Das Beil wartet, und Olaf darf vor der Hinrichtung noch Hochzeit mit der Geliebten (an der Tafel) feiern. Um Mitternacht ist es um ihn geschehen. Auch in Heines "Belsazar" der Tod des Gotteslästerers König von Babylon, dessen Hohn ihm die alttestamentarische Flammenbotschaft an der Wand einbringt, die den Untergang Babylons voraussagt, und ihm den nächtlichen Tod durch seine Knechte, die Gottes Zorn fürchten. Den Übergang zu Schillers "Der Handschuh" (kein Todesopfer, aber ein Frauenverächter) übt Becker mit seinen Leuten und dem Publikum zur Belustigung ein paar Mal ganz engagiert, bis es sitzt.

Wir betreten sodann die Welt der harten Männer. Emanuel Geibels "Die Goldgräber" beschreibt  den Gold Rush nach 1848, bei dem sich viele gegenseitig umlegten, um das Körnchen vom anderen auch noch zu bekommen. Die Hinterhältigkeit, Fiesheit und Habgier dieser Goldgräber spüren wir intensiv zwischen den Fingerspitzen bei der Rezitation der Zeilen des Lübeckers, der im 19. Jahrhundert Rang und Namen gewann.
Ein weiterer Knüller, der jedoch nicht nur für Beckers, auch für die Zuschauer sicher einen Seltenheitswert hat, ist die Ballade "Nis Randers", die von vielen bearbeitet, hier stammt sie von Otto Ernst (Schmidt), dargeboten wird. Ein vermisster Sohn, ein gestrandetes Schiff, ein Mann "todesmatt" im Mast und ein Nis, der tapfer hinüberrudert und seinen Bruder findet. Wie der drei Jahre im Mast oder auf dem Schiff überlebte, will ich gar nicht reflektieren, hartes Männerzeug halt. Im Gewitterblitzlicht kehrt das Boot zurück: „Sagt Mutter, ’s ist Uwe!“ Dieser Satz, so modern und küstennah, hat was von düsterem Hans-Albers-Film und Sonntagnachmittagprogramm, obgleich schon lange vorher, 1901, veröffentlicht. Beckers amüsieren sich über diesen Schlusssatz regelmäßig.
Zum Ende noch die berühmt-berüchtigte Ballade "John Maynard" von Theodor Fontane, die viele Schüler im Haupt- und Realschulbereich fesselt und dessen Opfer- und Heldentod sie zumindest in der Pfalz tatsächlich dazu bringt, ein Gedicht auswendig zu lernen. Beeindruckend auch Ben Beckers folgende Liedinterpretation mit broadwaymäßiger Beweglichkeit zum Vorhang.

Gedichte erleben, Lyrik sichtbar werden lassen, das ist die kurzweilige Kunst, die nur einige Schauspieler wirklich gut beherrschen, Ben Becker gehört dazu. Der Abend macht Spaß, ist "lehrreich", obwohl ihm an den germanistischen Interessen nichts liegt, und bleibt außergewöhnlich.

Mittwoch, 18. Februar 2015

Mannheim: "Auftritt VOLK." beim 2. Bürgerbühnenfestival vom 20.-27. März 2015



Gemeinsam mit dem Staatsschauspiel Dresden hat das Nationaltheater Mannheim im Rahmen der allgemeinen Projektförderung eine Fördersumme von insgesamt 240.000 € von der Kulturstiftung des Bundes für ein mit zwei Ausgaben angelegtes Pilotprojekt erhalten. Nach der 1. Ausgabe des Bürgerbühnenfestivals im Mai 2014 in Dresden findet nun das 2. Bürgerbühnenfestival – ein deutsch-europäisches Theatertreffen - vom 20.-27. März unter dem Motto „Auftritt Volk“ am Nationaltheater in Mannheim statt.

Das Festival zeigt die professionelle Theaterarbeit mit insgesamt 300 nichtprofessionellen Darstellerinnen und Darstellern in zwölf neuen Inszenierungen aus Deutschland, der Schweiz, Belgien, Dänemark und den Niederlanden. Das Programm umfasst nationale Gastspiele des Schauspiels Köln (Die Lücke), des Theaters Dortmund (Komm in meinen Wigwam), des Autoren-Regieteams Rimini Protokoll in Koproduktion mit dem Schauspiel Stuttgart (Qualitätskontrolle) und des Theaterkollektivs heißes medium:polylux aus Hildesheim (Dicke Frauen) sowie internationale Produktionen des Jungen Theaters Basel (Männer), der Toneelgroep Oostpool Arnhem (Baal) und des Künstlers Ahil Ratnamohan am Cultuurcentrum Luchtbal Antwerp (MICHAEL ESSIEN I want to play as you...).

Die Auswahl aus rund 100 Produktionen aus ganz Europa wurde von einem Kurotarium, bestehend aus den Mitgliedern David Benjamin Brückel (Staatsschauspiel Dresden), Stefanie Bub (Nationaltheater Mannheim), Ingoh Brux (Nationaltheater Mannheim),  Jens Christian Lauenstein Led (Aalborg Teater Dänemark),  Jan Linders (Staatstheater Karlsruhe) und Birgit Lengers (Deutsches Theater Berlin), getroffen. 

Die Produktionen 9220: Portæt af en bydel  (Aalborg Teater), Alice (Junges DT Berlin), 100 Dokumente (Badisches Staatstheater Karlsruhe),  Mischpoke (Staatsschauspiel Dresden) und Mannheimer Geräuschorchester #1 (Nationaltheater Mannheim) sind Eigenproduktionen der Kuratoriumsmitglieder und  ergänzen das Programm des Festivals.

Neben den zwölf Inszenierungen aus Stadt- und Staatstheatern sowie der Freien Szene präsentiert das Nationaltheater auch ein hochkarätiges und breit gefächertes Rahmenprogramm.

Seit 2012 gibt es am Nationaltheater Mannheim die Mannheimer Bürgerbühne. In Inszenierungen, Clubs und Workshops treffen Mannheimer Bürgerinnen und Bürger als Experten des Alltags auf Theaterprofis und entdecken die gegenseitigen Lebens- und Arbeitswelten. Eine Werkschau der Mannheimer Bürgerbühne wird im Rahmen des Festivals präsentiert.

Bereits die Vorbereitungen für das Festival sind partizipativ: Der „Club der Bürgerjury“ entwickelt seinen eigenen Kriterienkatalog für die Beurteilung von Theater mit nicht-professionellen Darstellern und wird am Ende des Festivals eine Preisverleihung gestalten. Der „Club der Mouseclicker und Face-to-Face-Blicker“ der Mannheimer Bürgerbühne beteiligt sich seit Oktober 2014 an der Entwicklung von Marketingstrategien für das Festival.

In einer Filmreihe des Cinema Quadrat, in Workshops, Vorträgen und Diskussionen werden aktuelle Strömungen und Tendenzen unserer Zeit beleuchtet. Zu Gast werden unter anderem Ministerin Theresia Bauer, Carl Hegemann, Matthias Lilienthal, dm-Gründer Prof. Götz W. Werner, Árpád Schilling uvm. sein.

Der Kartenvorverkauf läuft seit 29. Januar 2015.

Mittwoch, 11. Februar 2015

Im Mannheimer Capitol nach Fasching: HELDENZEIT, PASTEWKA, MUMUVITCH DISKO ORKESTAR, DIE KLEINE HEXE, SAP BIG BAND

Im letzten Jahr sorgte die aktuelle Capitol Eigenproduktion „Heldenzeit“ unter dem Motto 40 Jahre deutsche Rock- und Pop-Musik – 25 Jahre Wiedervereinigung, für minutenlange Standing Ovations mitten im Stück. Ein grandioser Abend, den man gesehen haben muss. Mit professionellen Arrangements, viel Leidenschaft und Spielfreude zaubert die SAP Big Band, Thomas Siffling und der beliebte Entertainer Marc Marshall einen besonderen Sound im Saal. Für Begeisterungstürme, Tanzorgien und Aftershow Party inklusive, sorgt das zehnköpfige Mumuvitch Disko Orkestar. Ein Programm, bei dem sicherlich jeder Besucher fündig wird.   


Donnerstag, 19.02. 
Heldenzeit            Capitol singt Deutsch

Freitag, 20.02.         
Bastian Pastewka           Live-Hörspiel, AUSVERKAUFT

Samstag, 21.02.
Mumuvitch Disko Orkestar
  Party, Beginn 21.00 Uhr + Aftershow Party mit Styleabteil DJs

Sonntag, 22.02.      
Die kleine Hexe    Kindertheater im Casablanca, Beginn 11.00 Uhr
SAP Big Band feat. Thomas Siffling     Konzert, Stargast: Marc Marshall, Beginn 18.00 Uhr





Mittwoch, 28. Januar 2015

Im Capitol Mannheim von 28.01. bis 09.02.: KLAUS LAGE, JOAN ARMATRADING, PETTERSON & FINDUS

Etliche Highlights und fabelhafte Künstler sorgen dafür, dass im großen Kuppelsaal keine Langweile aufkommt. Den Auftakt macht diese Woche Klaus Lage. Seinem Publikum werden am kommenden Mittwoch 21 Songs aus fast 40 Jahren seiner Karriere geboten. Spannend wird es in der ersten Februar Woche: Nach drei Jahren schöpferische Pause ist der Mannheimer Superstar Laith Al-Deen wieder auf Tour. Wir freuen uns auf ein ausverkauftes Konzert. Ein besonderes Highlight ist natürlich auch die Britin Joan Armatrading die ausgerechnet bei der Abschiedstournee auf musikalische Begleitung verzichtet. Joan ganz pur – sicherlich ein Erlebnis! Für einen drastischen Stilwechsel sind das argentinische Tanzpaar Nicole Nau und Luis Pereyra verantwortlich. Zusammen mit ihrem Ensemble sorgen sie für einen unvergesslichen Abend. Das und viel mehr, hier in einer kleinen Übersicht:


Mittwoch, 28.01.   Klaus Lage  Konzert
Donnerstag, 29.01.   I Want it All   Musiktheater
Freitag, 30.01.   Miller  Kabarett, AUSVERKAUFT
Samstag, 31.01.  Abdelkarim  Comedy
Sonntag, 01.02.   Pettersson & Findus  Kindertheater imCasablanca, Beginn 11.00 Uhr
Sonntag, 01.02.    Laith Al-Deen  Konzert, AUSVERKAUFT
Mittwoch, 04.02.   Joan Armatrading  Konzert
Donnerstag, 05.02.  The Great Dance of Argentina  Tanzshow
Freitag, 06.02.   CAVEWOMAN  Comedy; AUSVERKAUFT
Samstag, 07.02.  Ass-Dur  Musik-Kabarett
Sonntag, 08.02.   Deutsche Staatsphilharmonie RP  Kinderkonzert, Beginn 11.00 Uhr
Montag, 09.02.  Sascha im Quadrat (mit Majka)  im Casino

Dienstag, 13. Januar 2015

Mannemer Capitol zwischen 14.01 und 26.01.2015

Das Jahr im Capitol hat schon sehr gut angefangen, der Veranstaltungskalender ist übervoll. Ganz besonders freuen wir uns auf das legendäre Mannheimer Brass-Kollektiv Mardi Gras.BB. Mit Barbara Lahr ist unter all den wilden Kerlen, das erste Mal eine Frau mit an Bord. Bekannt ist die einst deutsche Rockpreis Gewinnerin vor allem durch ihre Arbeit mit der Elektroband De Phazz. Nachdem die Band-Besetzung zusammen mit Sousaphonist „Reverend“ Uli Krug die halbe Welt erkundet hat, ist es Zeit für neue Abenteuer. Getragen von unwiderstehlichen Rhythmen beweisen uns Mardi Gras.BB am kommenden Sonntag, dass sie immer noch „Still in Love“ sind.


Mittwoch, 14.01.                           Gregor Meyle Konzert, AUSVERKAUFT
Donnerstag, 15.01.                        Gregor Meyle  Konzert, AUSVERKAUFT
Freitag, 16.01.                                      Bodo Bach   Kabarett
Samstag, 17.01.   Mannheim sagt JA Kulturfest mit Live-Musik,
Beginn 16.00 Uhr, Eintritt frei
Sonntag, 18.01.                                   Mardi Gras.BB   Konzert
Montag, 19.01.                                    Sascha im Quadrat  Konzert im Casino
Mittwoch, 21.01.    Boppin B Konzert, Support: Rock A Roaches
Donnerstag, 22.01.                               Pfoten Hoch  Puppen-Theater
Freitag, 23.01.                                     Özcan Cosar  Comedy
Samstag, 24.01.        Life is like a Song Musical-Show, Stargast: Zodwa Selele
Sonntag, 25.01.        Frau Holle Kindertheater im Casablanca, Beginn 11.00 Uhr
Sonntag, 25.01.       U-Bahnkontrollöre  A Cappella, Beginn 19.00 Uhr
Montag, 26.01. Bernd Nauwaratat trifft  Konzert im Casino, Gast: Yvonne Betz




Freitag, 21. November 2014

Heute Abend im Capitol, Mannheim: LARS REICHOW

Lars Reichow | 21.11.2014 | 20:00 Uhr

Lars Reichow am 21. November 2014 im Capitol

Das neue Programm

Immer nur machen, was man will. Das ist vielleicht langweilig. Deswegen können es auch manche kaum erwarten, den eigenen Garten einzuzäunen und das Wachstum zu unterdrücken. Während andere Völker die Freiheit mit den Zähnen verteidigen, geben wir sie mit einem knackigen Passwort am Computer ab. Hat man je einen Fisch zur Freiheit im Netz befragt? Für viele bedeutet Freiheit einfach nur durchzuschlafen, ohne aufs Klo zu gehen. Reicht Ihnen das?
Reichows Freiheit funktioniert anders. Er hat ein Programm geschrieben für freie Menschen mit freiem Geist. Auf der Suche nach den letzten großen Vergnügungen, Freiheit in Freizeit – grenzenloses Vergnügen im kabarettistischen Paradies. Wo die Pointen noch höher hängen als die Menschentrauben.
Einziger Nachteil: Der Eintritt ist nicht frei.

Dienstag, 18. November 2014

WISE GUYS --- V E R S C H I E B U N G

Leider musste die Veranstaltung mit den WISE GUYS am 14. November 2014 im Rosengarten Mannheim abgesagt werden. Einer der Künstler liegt seit 13.11. im Krankenhaus.

Erfreulicherweise konnte das Capitol einen Ersatztermin finden. Das Konzert wird auf Freitag, den 06. Februar 2015 um 20.00 Uhr im Mannheimer Rosengarten verlegt.

Bereits gekaufte Karten behalten ihre Gültigkeit oder können selbstverständlich an der Vorverkaufsstelle zurückgegeben werden, an der sie gekauft wurden.

Sonntag, 16. November 2014

Lust auf Vortrag und Vorlesung am Sonntag? In Mannheim "Persönlichkeit.Kultur III. Mit den Augen lauschen"

C A P I T O L

So 16_11 | 17:00
Casino
Vortrag und Diskussion

Elementar-Talk mit Prof. Dr. Hans-Peter Schwöbel
Der siebte Abend der Vortragsreihe im Casino. Jetzt mit dem Thema 

"Persönlichkeit.Kultur III

Mit den Augen lauschen"

Elementar-Talk mit Prof. Dr. Hans-Peter Schwöbel am 16.11.14 im Casino

















Der siebte Abend der Vortragsreihe im Casino. Jetzt mit dem Thema "Persönlichkeit.Kultur III"

Wir präsentieren den siebten Abend der regelmäßig stattfindenden Vortragsreihe „Elementar-Talk – Sprechen und Denken mit Prof. Dr. Hans-Peter Schwöbel“.
Schwöbel ist Professor für Soziologie in Mannheim und bekannter Kabarettist und Schriftsteller. Er wurde 2005 mit dem Bloomaulorden ausgezeichnet. 2012 erhielt er in Freinsheim die Hermann-Sinsheimer-Plakette für sein literarisches Werk. So sah man ihn auch schon als Prediger bei etwas anderen Gottesdiensten, so zuletzt in der Lukaskirche in Weinheim.
Im Herbst 2014 setzen wir unsere beliebte Reihe Elementar Talk mit Prof. Dr. Hans-Peter Schwöbel fort. Wir wollen noch tiefer eindringen ins Saumland zwischen Persönlichkeit und Kultur. Beim Treffen im November geht es um mögliche Beiträge von Rhetorik zu emanzipatorischer Persönlichkeitsentwicklung.
Ein aufregender Abend erwartet Sie. Nach dem Vortrag (ca. fünfundzwanzig Minuten) sind Sie herzlich zur Diskussion eingeladen. Dazu werden vorab Karten und Stifte verteilt, auf die Sie Ihre zentrale Frage des Abends notieren können. Drei bis vier werden in der Aufzeichnung von artmetropol.tv besprochen. Aber auch danach kann natürlich mit Hans-Peter Schwöbel bei uns im Casino und im Internet und den Netzwerken weiterdiskutiert werden.
Der Elementar Talk ist eine Gemeinschaftsproduktion von Thorsten Riehle (Capitol) Norbert Kaiser (artmetropol.tv) und Hans-Peter Schwöbel. Die ersten fünf Begegnungen 2013/2014 können bei www.artmetropol.tv bereits gesehen werden.

Samstag, 11. Oktober 2014

Heute ab 18 Uhr stündlich bis 21 Uhr in der Wohnanlage Herzogenried, Mannheim: TRACING TALES (Game on Stage)

Mannheim, Wohnanlage Herzogenried: Am Brunnengarten 16


TRACING TALES (UA)
Text Clara Ehrenwerth + Inszenierung und Ausstattung Anna Fries + Sounddesign Mathias Prinz + Technische Leitung Robin Krause + Technik Sebastian Arnd
Mit einer dynamischen und erlebenswerten Franziska Benz

TRACING TALES begibt sich auf die Suche nach den Geschichten, zu denen unsere Daten zusammengefügt werden – und nach ihrem Erzähler, der ihre einzelnen Teile jederzeit beliebig neu interpretieren kann. Die ZuschauerInnen spielen sich gemeinsam und einzeln durch die Geschichten von vier Figuren, spielen gemeinsam und einzeln darum, ihr Bestes zu sein. 
Das Künstlerkollektiv machina eX baut Hybride aus Illusionstheater und Point'n'Click-Adventure. Für die Internationalen Schillertage 2013 entstand die Arbeit BLIND VARIATION #3. Aktuell kooperieren sie im Rahmen des Doppelpass-Fonds der Kulturstiftung des Bundes mit dem FFT Düsseldorf unter dem Namen »Game ON Stage«.

Sehr empfehlenswert für Menschen jeden Alters (ab 14 J.), die sich auf eine schnelle Folge von harmlosen Aktionen einlassen können! :-)



Siehe auch hier:

Spezialprojekt von 08.10. bis 30.10.2014 in Mannheim: TRACING TALES

Dienstag, 30. September 2014

16. Enjoy Jazz 2014 (HD/MA/LU): Eröffnungskonzert mit Lisa Simone "All is well"


Do 02.10.2014
Lisa Simone "All is well" (USA / Frankreich)

Stadthalle, Heidelberg
Beginn 20 Uhr / Einlass 19 Uhr

Lisa Simone : voc
Hervé Samb : git
Reggie Washington : b
Sonny Troupé : dr

Es ist ein Fluch, und es ist ein Segen: Wer vom Schicksal mit berühmten Eltern geschlagen wurde, rennt in der Show-Welt zwar zuweilen offene Türen ein, muss aber auch mit der Skepsis der Öffentlichkeit rechnen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass Lisa Simone, Tochter der legendären Sängerin, Pianistin und Songwriterin Nina Simone, erst einmal einen ganz anderen Weg einschlug und einen technischen Beruf ergriff. Dann aber zog es sie rasch nicht nur vor die Filmkamera, sondern auch als Musicalsängerin auf die Bühnen unter anderem des Broadway. Bei der Acid Jazz Band Liquid Soul verdiente sie sich weitere Meriten, und ihre Soloalben lassen ahnen, dass sie ein gehöriges Maß an Talent vererbt bekommen, aber vor allem ihren eigenen Stil konsequent entwickelt hat. Zum Auftakt von Enjoy Jazz wird sie nun den Geist ihrer Mutter beschwören: Lisa Simone sings Nina Simone. Und mehr. Man sollte also keine Nachahmungen unnachahmlicher Songs erwarten – Lisa Simone ist eine eigenständige Künstlerin mit einer unverwechselbaren Stimme. Ein bisschen Nostalgie aber ist nicht verboten. Immerhin verspricht Simone, dass sie bei ihrer Hommage an die Mutter Vergangenheit und Gegenwart miteinander verschmelzen will.



Freitag, 30. Mai 2014

Wie war's bei CRACKz (Theater der Welt 2014) in Mannheim?



Szene aus CRACKz (c) Ursula Kaufmann


Szene aus CRACKz (c) Ursula Kaufmann
Am 27.05.2014 war im Schauspielhaus des Mannheimer Nationaltheaters eine 45-minütige Tanzaufführung der Grupo de Rua aus Niterói zu sehen. Company Leader und Choreograf ist Bruno Beltrão aus Brasilien. Das Stück wurde im Rahmen von "Theater der Welt" 2014 gezeigt.

Beltrão hat eine ganz eigene und sehr zeitgenössische Methode, Tanztheater zu gestalten. Er surft im Internet und studiert bzw. holt sich dort Anregungen für Bewegungsabläufe, gepaart mit menschlichen Emotionen. Daher auch der Name Crack(s), der das Cracken (Kopieren, Sicherheit aufbrechen) der Originale bezeichnen möchte. Crack steht aber zweifelsohne auch für ein aggressives Rauschgift, das die Atmosphäre mitbestimmt. Und als Cracks werden auch Spitzensportler oder Menschen mit herausragenden Fähigkeiten bezeichnet. Die Tänzer sind wirklich Cracks im Tanz, mit ungeheurer Körperbeherrschung, Kraft und Ausdauer. 15 Min Zugabe mit Einzeltänzervorführungen nach der Aufführung zeigten noch einmal, was jeder von ihnen drauf hat. Im Moment besteht die Grupo aus 12 Männern und einer Frau, die Zusammensetzung bestimmt die Bewerbung der Interessenten. Der älteste Tänzer ist 41, begonnen wie viele andere mit etwa 15 Jahren. Beltrão beauftragte auch seine Tänzer, dasselbe wie er zu tun, im Internet zu forschen und sich so ein eigenes Bewegungsprogramm aufzubauen. 
Szene aus CRACKz
(c) Ursula Kaufmann

Dennoch gibt es eine Vorgabe zur Gesamtperformance. Im Laufe der Zeit haben sich 28 Themen herauskristallisiert, derer sich die Grupo bei ihren Auftritten bedient. So Bruno Beltrão im Afterwork-Gespräch. Es ist fast wie ein Alphabet, nur dass die Buchstaben durch Gesten, Bewegungen und Rituale ersetzt sind. Daher ist das Vokabular der Grupo auch ein szenisches und gestisches, die Sprache szenische Bilder voller Wiederholung, immer im Fluss, stark an die Tänze von Derwischen erinnernd, wie Kreisel, die sich im Ensemble über die Bühne drehen, im Schimmer der Underground-Beleuchtung und der Szenenatmosphäre. Diese Bühnen-Tanzmeditationen der Sinn- und Rauschsucher sind unfähig aus einem engen Rahmen auszubrechen. Das Straßenmilieu diktiert alles. Insofern ließe sich direkt das Geschehen als eine Folge von Gedanken in einem Kopf interpretieren, wobei das Bezeichnete in einem reduzierten Raum nach Wiederholungskriterien abläuft. Wie eine Art serieller Tanz.


Trotz Monotonie steht die Improvisation weiterhin im Vordergrund. Tanztheoretisch bedient sich Beltrão zwar beim Modern Dance, Street- und Breakdance sowie beim Hip-Hop, es geht jedoch alles zu Gunsten der Streetart aus. Die Aufführung wird von lauter, aggressiver Musik getragen, die Bewegungen in der Breakdancetradition maschinell und wie von Puppen. 
Die Grupo tanzte acht Bilder, die sich sozusagen täglich verändern, da die Akteure auch Kreateure sind, die alles selbst entwickeln. Die Tagesform bestimmt alles, erzählte ein Tänzer beim Gespräch. Die Konzentration, das Empfinden. Oft empfindet man Glück, wenn alles rum ist. Aufatmen bei den Tänzern, wenn das rote Licht an der Decke angeht. Denn dies ist das Signal, dass nur noch eine kurze Strecke vor ihnen liegt. Sie empfinden Erleichterung, dass die Kräfte bis hierher gereicht haben und nur noch ein bisschen Reserve fordern ...
Szene aus CRACKz (c) Ursula Kaufmann
Das Bild, das sich hauptsächlich vermittelt ist das Milieu der Straße, dunkle Ecken wie in Hinterhöfen, in einem Musikkeller, Streetgangleben, Streitigkeiten, Kämpfe, Drogen, Kriminalität, Weghuschen vom Tatort, Anschleichen zu einem Graffiti vielleicht, zu einem Überfall des Nachbargebietes, der Aufenthalt in feindlichem Gebiet. Die Musik fordert zwei auffällige abrupte Beendigungen der Tanzbilder, die beide wie in einem Sprung mit Flachliegen ohne Bewegung - Deckung suchend? - enden. Fast wie durch Schüsse beendet erlischt alles einen Moment, um dann gleich wieder aufgegriffen zu werden. Man kann auch an das schnelle Hinwerfen der S-Bahn-Surfer auf dem Dach der Bahnen denken.

Crackz ist fernab von klischeehafter brasilianischer Lebensfreude. Das Stück vermittelt Bedrohung, Gleichklang, endlose Kreisbewegung. Ein Gefühl wie in einem unflexiblen, aggressiven und diktatorisch bestimmten Leben. 


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Biographie
Bruno Belträo, 1979 im brasilianischen Niteröi geboren, widmete sich während seines Philosophie- und Tanzstudiums am Centro Universitärio da Cidade in Rio de Janeiro der choreografischen Forschung. Er hinterfragte die etablierten, maskulin geprägten Bewegungsstrukturen und Stereotype des Hip-Hop und verband sie mit Elementen des zeitgenössischen Tanzes zu einem eigenen, analytischen und doch sehr körperlichen Stil. 1996 gründete er zusammen mit seinem Freund Rodrigo Bernardi die Grupo de Rua, die zunächst bei Tanzwettbewerben, bei Festivals und im Fernsehen auftrat. 2001 hatte das Duett „From Popping to Pop" beim Duos de Danpa no Sesc im Stadtteil Copacabana Premiere, Belträos offizielles Debüt in der zeitgenössischen Tanzszene Rio de Janeiros. Ebenfalls 2001 entstand „Me and my Choreographer in 63" mit dem Tänzer Eduardo Hermanson. Weitere Arbeiten sind „Too Legit to Quit" (2002), „Telesquat" (2003), „H2" (2005) und „H3" (2008).

Koproduktionen
Kunstenfestivaldesarts, Brüssel; Tanz im August, Berlin; Hebbel am Ufer, Berlin; Hellerau - European Center for the Arts Dresden; Kampnagel, Hamburg; Ruhrtriennale und PACT Zollverein, Essen; Wexner Center for the Arts, Ohio; Wiener Festwochen; Holland Festival, Amsterdam; Festival d'Automne ä Paris; Theätre de la Ville, Paris Supported by Clube Naval Charitas, sponsored by Petrobras







Szene aus "H3", die einen Einblick in typische Bilder gibt