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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Montag, 15. Juni 2015

Wie war's bei ERIKA STUCKY PLAYS STUCKY mit den VANECEK TWINS in Ludwigshafen?

(c) Stefan Vieregg
Erika Stucky ist ein sehr interessantes Phänomen aus dem Musikkabarett, der (Folk-)Jazz-, Antimainstream-, und multimedialen Experimentalszene, das aus der Schweiz über die Alpen zu uns herüberwächst. Die etwas schräge Lady, in Ludwigshafen im dasHaus am 12.06.2015 mit einem entzückenden blauen Haarschmuck, muskulösen Beinen und tragfähigen roten Plateauabsatz-High-Heels, sonst mit amerikanischen Wurzeln (*San Francisco 1962), testet mit Vorliebe die Nerven, Ausdauer und Widerstandsfähigkeit ihrer Zuschauer auf ganz freundliche Art. Sie vermittelt mit ihrer Musik ein Stück völlig unbekannte Schweiz und ganz eigenwillige Interpretationen berühmter Songs. Sicher, die alpinen Jodeltöne erinnern noch an die Almidylle, ihr Intro und Einzug in den Konzertsaal mit Passagen transzendentalen Jodelns schaffen die Verbindung zum tief empfundenen und bergverbundenen Jodeln, wie es als Tradition im gesamten Alpenraum weiterhin gepflegt wird, aber sie bewegen sich ordentlich weg von dem, was man sonst so zwischen Milka und Käsefondue erwartet.
(c) Stefan Vieregg

Erika Stucky pflegt und verlangt völlig neue Hörgewohnheiten. Was sie präsentiert entspricht selten oder nur streckenweise den Regeln des runden, gefälligen und gestylten Komponierens oder Darbietens.  Sie baut - vielleicht live mehr als auf ihren Alben - bewusst Stolperfallen und Geschmackstester ein, die den Zuhörer gekonnt in die Irre führen. Musikzitate werden gemischt und verfremdet, bis hin zur anarchischen Auflösung. Ihre Interpretationen bekannter Songs sind alles andere als Coverversionen. Nicht dicht am Original, sondern so weit weg wie möglich. Die Sängerin und tatsächlich auch dada- und groteskenahe Performerin lässt Texte völlig von den Erwartungen abdriften, wie zum Beispiel in "Do you wanna really meet me?". Die Hürden sind doch recht hoch, zu hoch: "Lick my military boots...". Oder sie spielt mit dem Begehren im Rahmen der Zwillingsmanie, das reizvolle Doppelte, die Verwechslungsgefahr, die Qual der Wahl und der mütterliche Trieb, beide Zwillinge auf einmal zu stillen. Hier treffen viele verschiedene Wünsche aufeinander und finden ihren Nenner in den Vanecek Twins, ihren beiden Musikern an Tuba (Roland) und Posaune (Bernhard Vanecek), die sie mit ihren eindringlichen, wuchtigen und sehr lebendigen Blechtönen begleiten und bestens geeignet sind, die Groteske zu verstärken.
(c) Stefan Vieregg

Sie mag die beiden sehr, "die jeden Scheiß mitmachen", auch den mit dem Video, die zwei Großen spielen die kleinen Zwillinge, Blutsbrüderschaft mit Rotweinaustausch bzw. -recycling durch beider Münder wie Blutkonserven, die beide Organismen verbinden, so ein bisschen degoutant wie die "Blechtrommel"-Szene Oskar Matzerath und und Maria sowie die Brausepulver-Spucke-Erlebnisse. Es kommt ein kräftiger Schuss Komödiantisches dazu. So auch ihr Twin-Song davor, der ihre Entscheidungsschwierigkeiten widerspiegelt: "He is cute (Roland), but he is handsome (Bernhard) ..." und "Sorry, I want your little brother". Da sie sich für die Simultanvariante zwei "Buben" an der Brust der Herz-Dame entscheidet, hat sie ja von beiden was. Dazu ein Video mit ihr und zwei Säuglingspuppen an der Quelle der Urnahrung im Hintergrund. Spaß macht auch ihr Akkordeonspiel, dem sie immer eine dezent melancholisch-gefühlvolle und schräg liegende Tonschicht im bizarren Umgebungsgestein unterlegt. Total lebendig, mit Alltagsbezug und harter Kontaktrealität verschiedener Nationalitäten, die Überlistung der Eintrittsverbote für Nicht-Puerto-Ricaner in einer Puerto-Rico-Bar, in der fast mehr Nicht-Puerto-Ricaner waren als echte, um ihre kleine Tochter aufs Klo zu schmuggeln. Einer der Groteskhits war der Song über das Roach Motel, einem Motel für Kakerlaken, eine Giftfalle aus dem Handel, um genauer zu sein, nebst Foto im Background, mit klebrigem Boden und garantiertem No-Check-out! Ganz empathisch machte sich die Sängerin auf den Weg in das Erleben einer Kakerlake bis zum Tod. Die Stucky-Coverings von Britney Spear und Eminem, mit einem Schluss-Intermezzo der Vaneceks mit Eurovisionsklängen und Albinoni integriert, standen dann am Ende. Eminem war zum Abgewöhnen konzipiert mit so vielen Falsch- und Erschrecktönen, dass dann alle auch keine Zugabe mehr wollten.

Erika Stucky und die Vanecek Twins, die auch in weiteren Formationen zu hören sind, rentieren sich absolut, wenn man etwas Ungewöhnliches, Lustiges, Abgedrehtes sucht und ... was verträgt. Schließlich ist Erika Stucky die "großartigste musikalische Irritation seit Jahren" (focus) und vielleicht auch der "weibliche Zappa" (Rhein-Zeitung). Die Zwillingsbrüder Vanecek schaffen für ihre exponierte Position den entsprechenden Rahmen und unterstreichen das Hörerlebnis. Mehr zu den Vaneceks in der Vorankündigung.






Concert / Erika Stucky, "Spidergirl" / 17.10.14

Pfälzer (Hobby-)Literatenszene: 3. Pfälzer Poetenfest am Samstag, 20.06.2015 in Annweiler-Queichhambach



(c)  Stefan Vieregg

3. Pfälzer Poetenfest
am Samstag, 20. Juni 2015
13.30 bis 20.20 Uhr
in der Kulturscheune
Bachstelznest
Annweiler-Queichhambach
Queichtalstraße 25
zum 10. Jubiläum der 
Kulturscheune
Motto: Helden und Legenden
Neu in diesem Jahr:
2 Bühnen und 28 Autoren aus ganz Deutschland!

Bühne in der Scheune:
„legendäre Dichtkunst"
13.45 Eröffnung, Begrüßung
14.00 Birgit Heid (LD)
14.15 Helmund Wiese (SÜW)
14.30 Marina Maggio (WÜ)
14.45 Kerstin Seidel (HH)
15.00 Pause
15.30 Reiner Kranz (KA)
15.45 Christiane Kluge (KA)
16.00 Pause
16.30 Natascha Huber (FT)
16.45 Bernd Pol (WO)
17.00 Pause
17.30 n.n.
17.45 Inge Wrobel (PF)
18.00 Pause
18.30 Rosina Sonnenschmidt (PF)
18.45 Michael Pilath (K)
19.00 Pause
19.30 Martina Gemmar (GER): Musik
19.45 Gabriele Brunsch (KT)
20.00 n.n.
Bühne auf der Terrasse
des Ferienhauses:
"Helden in Mundart- und
Prosatexten"
13.45 Eröffnung, Begrüßung
14.00 Heinz Wüst (SÜW): Mundart
14.15 Harald Graf (LD): Prosa
14.30 Knut Busch (NK): Mundart
14.45 Thomas Hemmer liest Texte von 
Pia Schwedhelm (LD): Prosa
15.00 Pause
15.30 Renate Demuth (KL): Mundart
15.45 Klaus Demuth (KL): Musik
16.00 Pause
16.30 Manfred Dechert (LU): Mundart
16.45 Peter Reuter (SÜW): Prosa
17.00 Pause
17.30 Andrea Dejon (HOM): Prosa
17.45 Margit Kraus (RP): Prosa
18.00 Pause
18.30 Amadeus Firgau (SB): Prosa
18.45 Stefan Müller (LD): Prosa
19.00 Pause
19.30 Jürgen Schätzler (LD): Prosa
19.45 Bernd George (LD): Prosa
20.00 n.n.

Alpen: Wie effizient schützt die EU die Natur?

«Fitness-Check» der Vogelschutz- und Fauna-Flora-Habitat-Richtlinien: Droht damit eine Abwertung der Natura-2000 Schutzgebiete? © Markus Burtscher
Die EU überprüft derzeit ihre Richtlinien zum Naturschutz. Umweltverbände befürchten eine Verwässerung der Schutzbestimmungen, auch mit Folgen für die Alpen.
Angekündigt wurde er als Routineüberprüfung: der «Fitness-Check» der Vogelschutz- und Fauna-Flora-Habitat-Richtlinien der EU. Laut Karmenu Vella, EU-Kommissar für Umwelt, wird er «Möglichkeiten untersuchen, wie die Umsetzung verbessert und die administrativen Hürden gesenkt werden können, ohne den Schutzstandard der Gesetzgebung zu senken».
Umweltverbände befürchten, dass die Überprüfung missbraucht werden könnte, um die bestehenden Schutzbestimmungen zu verwässern. Die Umsetzung der 1979 bzw. 1992 verabschiedeten Richtlinien obliegt den EU-Mitgliedsstaaten und ist die Grundlage für «Natura 2000», ein europäisches Netz von Schutzgebieten. Doch die Umsetzung geht nur schleppend voran, wie Aurelia Ullrich-Schneider, Projektleiterin Biodiversität und Landschaft bei CIPRA International, betont.
Tatsache ist, dass es schlecht steht um die Natur in Europa und in den Alpen. Dies geht unter anderem aus dem aktuellen EU-Bericht zum Zustand der Natur hervor: 60 Prozent der Arten und die überwiegende Mehrheit der Lebensräume befinden sich in einem «ungünstigen Zustand». Die höchste Bedrohung für Lebensräume geht laut dem Bericht von Menschen verursachten Veränderungen der Gebiete aus. Auch die Schweiz spricht im kürzlich publizierten «Zustandsbericht Biodiversität» von einem «besorgniserregenden Zustand der Artenvielfalt».
Noch bis 24. Juli 2015 läuft im Rahmen des «Fitness-Check» eine öffentliche Online-Konsultation der EU. Auch Umweltverbände rufen dazu auf, sich zu beteiligen unter dem Motto: «Finger weg von unserem Naturschutz!»

Sonntag, 14. Juni 2015

70 Jahre nach Kriegsende: Internisten analysieren die Bürde der Nazizeit


In einer Untersuchung der Internistenvereinigung DGIM tauchen wieder all die Verbrechen auf, die heute keiner mehr erwähnt oder nie gewusst hat. Etliche Schüler und Studenten zum Großteil gar nicht mehr lernen und sich auch oft selbst nicht darum kümmern. Es gab bändeweise Material und Belastungen, Details und Schilderungen. Hier werden nur einige Beispiele genannt. 

Ingesamt hat die Medizin in etlichen Disziplinen unter Hitler viele Verbrechen begangen. Die Aktion T4 gegen psychisch Kranke, wie auch Behinderte aller Ausprägung,  ging in die Geschichte ein. Offiziell über 200 000 Patienten in Krankenhaus- und Heilanstalten wurden getötet. Rechnet man Mengele in Auschwitz dazu und andere KZ-Ärzte und ihre Versuche erhöht sich diese Zahl um ein Vielfaches. 

Vom 9. Dezember 1946 bis 19. Juli 1947 mussten sich 20 Militärärzte und drei hohe Beamte wegen schwerer Verstöße gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen verantworten. Dazu gehörten die „Euthanasie“ sowie Menschenversuche zu Unterdruck, Unterkühlung, Impfstoffen (Fleckfieber) und Knochentransplantationen. Das Verfahren war der erste der zwölf großen Prozesse gegen die Hauptkriegsverbrecher bis 1949 vor dem Militärgerichtshof der USA in Nürnberg. 
Sieben der Angeklagten wurden am 20. August 1947 zum Tode verurteilt, so auch Karl Brandt, vormals Reichskommissar für das Sanitäts- und Gesundheitswesen und Begleitarzt Hitlers. Neun weitere erhielten Haftstrafen, sieben wurden freigesprochen
Für das internationale Recht bedeutsam wurde der von den Richtern entwickelte „Nürnberger Kodex“, eine medizinethische Richtlinie, die vor allem als Antwort auf die NS-Humanexperimente zu verstehen ist.


Karl Brandt vor dem Nürnberger Tribunal
Urteilsverkündung in Nürnberg, Saal 600, Justizpalast, 20. August 1947: 
Karl Brandt (1904-1948; Mitte, stehend) war ranghöchster Angeklagter im 
Nürnberger Ärzteprozess. Er wurde zum Tod durch den Strang verurteilt.  
Bild: US Government, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0

Zurück zu den Internisten: Einer der Verbrecher war Professor Hans Eppinger. Er erhielt 1946 eine Vorladung zum Nürnberger Ärzteprozess. Er sollte sich mitverantworten für perfide Meerwasserversuche mit Häftlingen, die sein Assistent Wilhelm Beiglböck im Konzentrationslager Dachau gemacht hatte. Eppinger fuhr nicht nach Nürnberg. Er nahm sich im September 1946 das Leben. 
Wie Christoph Fuhr in seinem Artikel in der ÄrzteZeitung darstellt, war Eppinger, Mitglied der NSDAP ab 1937, als "schwieriger Charakter" bekannt - "er öffnete die Arteria radialis eines Patienten ohne medizinischen Grund", "er stahl die Katze einer Oberschwester für einen Tierversuch".

Ein anderer war Kurt Plötner, DGIM-Mitglied und SS-Sturmbannführer. Er infizierte als Assistenzarzt im KZ Dachau Gefangene mit Malaria. Die Ärzte steigerten das Fieber der Häftlinge künstlich, weil sie erkennen wollten, ob eine heilende Wirkung aufträte. Mehrere Versuchsopfer starben.


Siegfried Handloser, Chef des Sanitätswesens der Wehrmacht, DGIM-Ausschussmitglied, wurde wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft verurteilt. Handloser war der Verantwortliche für Medizinverbrechen im Bereich von Wehrmacht und Waffen-SS schlechthin, weil er umfassend über Humanexperimente an KZ-Insassen informiert war, ohne je zu intervenieren.

Daneben war der Reichsärzteführer Gerhard Wagner einflussreichster Internist des NS-Apparats, der zugleich auch einem Gremium der DGIM angehörte.


Kritische Selbstbetrachtung erhöht das ethische Bewusstsein

Der heutige DGIM-Generalsekretär Professor Ulrich R. Fölsch aus Kiel bezeichnete die in Mannheim vorgelegte Untersuchung als einen wichtigen und notwendigen Schritt für die Fachgesellschaft.

Die Arbeit zeigt, dass nach dem Krieg manche Ärzte aus den Reihen der DGIM wieder weitgehend unbehelligt praktizieren konnten, obwohl sie sich in der NS-Zeit schuldig gemacht hatten.

Die DGIM entschloss sich auch, die von 1996 bis 2010 verliehene Gustav-von-Bergmann-Medaille 2013 durch die Leopold-Lichtwitz-Medaille zu ersetzen, weil Bergmann trotz seiner Qualität 1933 an der Berliner Charité diskussionslos durchsetzte, dass 1933 alle Juden entlassen wurden.

Leopold Lichtwitz dagegen, Leiter der Inneren Abteilung des Virchow-Krankenhauses in Berlin, wurde von der DGIM nach der Machtergreifung wegen seiner jüdischen Herkunft weggedrängt. Er verließ Deutschland, bekam später in den USA eine leitende Position in einem New Yorker Krankenhaus und wurde Professor an der Columbia University.

Ebenfalls auf der Flucht waren Walter Griesbach, Internist in Hamburg. Ihm wurde 1934 die Lehrerlaubnis entzogen. Nach Entzug der Approbation 1938 arbeitete er als „jüdischer Krankenbehandler“. Er wurde zur Emigration gedrängt, floh mit Familie nach Neuseeland, erhielt dort keine Zulassung als Arzt, widmete sich ausschließlich Forschung und Lehre.

Erwin Jacobsthal, Oberarzt mit jüdischen Wurzeln am Allgemeinen Krankenhaus Hamburg, entzog man die Lehrbefugnis am 31. Juli 1933. Die damalige NS-Zeitung „Hamburger Tagblatt“ nannte seinen Namen im Artikel und setzte dazu: „Es wird gesäubert!“ 1933 wanderte Jacobsthal nach Guatemala aus und wird dort Leiter eines Kliniklabors.


Euthanasie im Dritten Reich - einige Beispiele

(Quelle: Zeitgeschichte Online, Abwehren, Verschweigen, Aufklären. Der Umgang mit den NS-Medizinverbrechen seit 1945 von Ralf Forsbach)

Abtransport von Behinderten aus der Pflegeanstalt
Schloss Bruckberg bei Neuendettelsau (Franken) in
den berüchtigten grauen Bussen der „Aktion T ",
Frühjahr 1941              
© Diakonie Neuendettelsau | Wikimedia Commons


 Der langjährige Ärztefunktionär Hans Joachim Sewering (1916-2010) war ab 1942 in der Heilanstalt Schönbrunn tätig und für die Überweisung von einigen Behinderten verantwortlich, die dann getötet wurden. Er war Mitglied in Nazivereinigungen und NSDAP sowie antisemitisch eingestellt. Es wurde nie gegen ihn ermittelt.  Aufnahme eines SS-Fotografen, Februar 1934.
(c) 
Bundesarchiv, Bild 152-04-28/Friedrich Franz Bauer, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0



Paul Martini (1889–1964) wurde 1932 ordentlicher Professor und Direktor der Medizinischen Klinik Bonn, die er bis zu seiner Emeritierung 1957 leitete. Sein Fakultätskollege Friedrich Panse (1899-1973) gehörte zu denjenigen, die warten mussten, bevor sie wieder hohe Positionen einnehmen konnten. Panse, während der NS-Zeit Professor für Neurologie, Psychiatrie und Rassenhygiene in Bonn, war einer der Gutachter der „Aktion T4“ und schickte nach richterlicher Auffassung 15 Menschen in den Tod. Trotzdem stieg er nach 1945 bis zum Direktor der Universitätsnervenklinik Düsseldorf auf und wurde vom Bundesarbeitsministerium als Sachverständiger hinzugezogen.

Zwei Professoren und ein Lehrstuhl: der NS-ferne Hans Gruhle (1880-1958) und der „Euthanasie“-Gutachter Kurt Pohlisch (1893-1955). 1934 wurde im Berufungsverfahren Pohlisch der Vorzug gegeben, nach Ende des NS-Regimes wurde Gruhle diese Position zugesprochen, bis 1952 der Lehrstuhl aufgrund eines Gerichtsbeschlusses wieder an Pohlisch ging. Nach dessen Tod 1955 übernahm Gruhle dessen Position kommissarisch erneut.

Der Leipziger Professor für Kinderheilkunde Werner Catel (1894-1981) engagierte sich als Gutachter für das „Kindereuthanasie“-Programm, konnte aber bereits 1947 wieder als Chefarzt einer Landeskinderheilstätte praktizieren. 

Ab 1951 lehrte er Kinderheilkunde an der Universität Kiel, wo er 1960 auf öffentlichen Druck hin von seiner Position zurücktrat. 
Zwei Jahre später erschien seine Schrift „Grenzsituationen des Lebens“, in der er in positiver Weise auf „Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens“ (1920) von Karl Binding und Alfred Hoche Bezug nahm.



Josef Mengele,
KZ-Arzt in Auschwitz
Der Psychiater Werner Heyde (1902-1964) floh 1947 aus dem Gewahrsam des US-Militärs und lebte zwölf Jahre unter falscher Identität, unter anderem als Sportarzt in Flensburg. Er entzog sich einer Verurteilung 1964 durch Selbstmord. Während des Nationalsozialismus war der Würzburger Ordinarius Heyde, der auch Mitglied in der SS war, Obergutachter der „Aktion T4“. Oben der ehemalige Lagerarzt in Auschwitz Josef Mengele (1911-1979) auf einem Foto, das für seine argentinischen Ausweispapiere 1956 entstand. Er war ab 1945 untergetaucht und bis zu seinem Tod 1979, der erst 1985 bekannt wurde, nicht greifbar.  (c) Wikimedia Commons



Jussuf Ibrahim, NS-Euthanasiekinderarzt,
beliebt in der DDR und verteidigt. 
(c) Deutsche Fotothek, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0

Jussuf Ibrahim (1877-1953) war als Leiter der Jenaer Universitäts-Kinderklinik in der ersten Hälfte der vierziger Jahre für Überweisungen von Kindern in das Landeskrankenhaus in Stadtroda (Thüringen) verantwortlich, wo diese teils auf seinen Vorschlag hin ermordet wurden. 
1952 erhielt der angesehene Mediziner, dessen NSDAP-Mitgliedschaft an seiner halbägyptischen Herkunft scheiterte, den Nationalpreis der DDR Erster Klasse. Sein Grab in Jena trägt die Einschrift „Der Vater der Kinder und Helfer der Mütter“ und „Sein Leben war Liebe, Güte, Helfen“.  

JugendtheaterBüro Berlin: Gender & Ich am 23. und 24.06.2015

Fotos: Esra Rotthoff

Gender & Ich ist ein intergeneratives Projekt zu Lebensentwürfen und Geschlechterrollen und wird von Gorki X in Kooperation mit der Beethoven Schule, dem JugendtheaterBüro und der Tanztangente gestaltet. Kommt zur Premiere und/oder zur Vorstellung am Dienstag, 23. Juni und am Mittwoch, 24. Juni, jeweils um 19h30.



Das Wort »Gender« löst immer noch Stammtischreden von ungeahnten Dimensionen aus, egal ob zuhause, am Arbeitsplatz oder in der Universität. Was hat es nur mit diesem Wort auf sich, das es bis heute zu unkontrollierten Schweiß- und Wutausbrüchen kommt?
Im Projekt Gender & Ich treffen die Vorstellungen und Perspektiven verschiedener Generationen zu diesem Thema aufeinander.
Von Februar bis Juni 2015 proben parallel drei altersgemischte Gruppen (unter 25- und über 52-Jährige), die von verschiedenen Fragen aus-gehen: Ist wirklich alles so feststehend, wie behauptet wird? Was hat Geschlechter-Ungleichheit mit Klasse und Rassismus zu tun? Wie beeinflusst das unser alltägliches Leben oder die Beziehung zu unserer Familie und auf der Arbeit?
Im JTB trifft sich seit April wöchentlich eine Gruppe und werden die Teilnehmer am 23. und 24. Juni die Möglichkeit haben, ihre Erkenntnisse auf der Bühne zu präsentieren.
Mit Tanz, Theater, Musik und Theorie suchen über 60 Teilnehmer*innen nach neu entstandenen Beziehungsmodellen und spüren die Geschlechterrollen auf, die ihnen in dieser Stadt privat als auch öffentlich begegnen. Vier Gruppen, die aus Menschen unter 25 Jahren und über 52 Jahren zusammengesetzt sind, durchleuchten die Wirren der Debatten im Koordinatensystem der Geschlechter und stellen die wohl wichtigsten Fragen: Wer bin ich, wie will ich leben und wie will ich lieben?

Künstlerische Coaches: Beethoven Schule, Jenni Schnarr / Gorki X Suna Gürler, Mazlum Nergiz / JugendtheaterBüro, Çığır Özyurt, Annika Füser / Tanztangente, Bahar Meriç, Christina Wüstenhagen

::: WO :::
Maxim Gorki Theater
Am Festungsgraben 2
10117 Berlin

::: TICKETS :::
Tickets 3 €
Kartenbestellung unter: ticket@gorki.de oder Tel. 030 20221-115

Fotos: Esra Rotthoff


Samstag, 13. Juni 2015

Fantasien zur Nacht (Video): "Room №04: Start of the game" (BACKSTAGE)


Frankfurt/Main: REGIEstudio - Abschlussarbeiten der Stipendiaten auf der Bühne


Höhepunkt und Abschluss des einjährigen Stipendiums im REGIEstudio am Schauspiel Frankfurt bildet das Festival am 12., 13. und 14. Juni.

Beim Kauf von drei Tickets für verschiedene Veranstaltungen des Festivals gibt es das günstigste gratis. Die Karten sind an der Vorverkaufskasse am Willy-Brandt-Platz erhältlich.




URAUFFÜHRUNGEN IN DEN KAMMERSPIELEN


SIMON PAUL SCHNEIDER NACH FRANZ WEDEKIND: EXIT:LULU
REGIE: MIZGIN BILMEN / URAUFFÜHRUNG 12.6. & 13./14.6.

(c) Jessica Schäfer
Zwei Menschen, die sich gegenüberstehen. Wenn sie einander ansehen, wissen sie nicht, wie ihnen geschieht, daher reden sie. Wenn sie reden, fallen ihre Worte übereinander her, bis es keine Worte mehr gibt. So versiegt die Sprache, und sie legen Hand aneinander, bis nichts mehr da ist: kein Wort, keine Sonne, kein Mensch. EXIT:LULU handelt von der Möglichkeit, sich alles vorstellen zu können, dem Wunsch, alles tun zu müssen, und dem Schmerz der freien Entscheidung.

Kammerspiele

Mit Marina Frenk; Max Mayer
TICKETS

SIMON PAUL SCHNEIDER: 
VOM FISCHER UND SEINER FRAU
REGIE: LAURA LINNENBAUM / URAUFFÜHRUNG 12.6. & 13./14.6.

(c) Jessica Schäfer
Es war einmal ein Fischer und seine Frau, die wohnten zusammen in einer kleinen Fischerhütte, dicht an der See, und der Fischer ging alle Tage hin und angelte – so beginnt das grimmsche Märchen, das der Autor Simon Paul Schneider als Ausgangssituation für sein Stück nimmt. Doch hier trifft der Fischer nicht auf einen Butt, sondern auf die Festung Europa. Simon Paul Schneider entwirft einen surrealen Roadtrip eines Mannes auf der Flucht, verlässt dabei Zeit und Raum und verwebt Realität und Traum miteinander.


Kammerspiele

Mit Verena Bukal, Heidi Ecks / Carina Zichner (Mitglied im SCHAUSPIELstudio); Thorsten Danner, Viktor Tremmel
TICKETS
BONN PARK: 
FLANKUFUROTO
REGIE: HANS BLOCK / URAUFFÜHRUNG 12.6. & 13./14.6.

(c) Jessica Schäfer
Frankfurt, Deutschland, später. Die Stadt leuchtet wie ein Drache. Seit einigen Jahren gehört sie den Chinesen. Im Untergrund vegetieren die Überreste des ehemaligen Deutschlands, bis Lisa entsandt wird, um das Überleben der weißen Rasse zu sichern. Heldenhaft wirft sie sich in ein unvergleichliches Abenteuer. Bonn Park entwirft im Rahmen des AUTORENstudio ein utopisch-dystopisches Zukunftsszenario, in dem die Chinesen die lange angekündigte Weltherrschaft erlangt haben und die deutsch-frankfurterischen Werte in eine neue Ordnung bringen.
Kammerspiele

Mit Paula Hans, Paula Skorupa (Mitglied im SCHAUSPIELstudio); Vincent Glander
TICKETS
ZUSATZTERMIN
Die drei Uraufführungen sind außerdem auch am 8. Juli in den Kammerspielen zu sehen.
TICKETS



VORSTELLUNGEN IN DER BOX

HEINER MÜLLER: 
DER AUFTRAG
REGIE: MIZGIN BILMEN / 12.6., 22.00 UHR


(c) Birgit Hupfeld 
Der Auftrag ist die Versinnbildlichung der letzten Zuckungen der ersten Welt, es ist der Abgesang einer jeden Revolution und die Frage: Wann ist ein Mensch ein Mensch?
Mit Ines Schiller; Isaak Dentler, Maximilian Meyer-Bretschneider, Martin Rentzsch
TICKETS

GERHILD STEINBUCH: 
MS POCAHONTAS
REGIE: LAURA LINNENBAUM / 13.6., 16.00 UHR


Eine sprachwütige Überschreibung des bekannten Pocahontas-Mythos’, betrachtet im Spannungsfeld territorialer, psychischer und physischer Grenzen.
Mit Paula Hans, Paula Skorupa; Oliver Kraushaar
TICKETS


FJODOR DOSTOJEWSKI: 
AUFZEICHNUNGEN AUS DEM KELLERLOCH
REGIE: HANS BLOCK / 14.6., 13.30 UHR


(c) Birgit Hupfeld 
Wann waren Sie das letzte Mal in Ihrem Keller? Und – was haben Sie gefunden? In der Box werden Sie auf einen Menschen treffen, der sich seit Jahren in ein selbstgewähltes Exil zurückzieht, ein Kellerloch, um dort sein Recht auf Selbstbestimmung zu finden.
Mit Verena Bukal 
TICKETS
INFORMATIONEN
Kontakt

Neue Mainzer Straße 17
60311 Frankfurt am Main
info@schauspielfrankfurt.de
www.schauspielfrankfurt.de
Kartentelefon

069.212.49.49.4
(Mo-Fr 9-19 Uhr, Sa und So 10-14 Uhr)

TICKETS ONLINE


Heißer Juni in TRIER und Umgebung

EAST CAMERON FOLKORE – Kingdom Of Fear Tour +Support: Torpus & The Art Directors
Mittwoch, 17. Juni 2015, Trier – Exhaus, Beginn: 20.30 Uhr

Porta³-Open Air: GENTLEMAN & The Evolution – Live 2015 + Support: Jochen Leuf & Band     Freitag, 19. Juni 2015, Trier – Porta Nigra - Vorplatz, Beginn: 20.00 Uhr
Porta³-Open Air: THE NIGHT OF CLASSIC & POP mit den Frankfurter Sinfonikern
Samstag, 20. Juni 2015, Trier – Porta Nigra - Vorplatz, Beginn: 20.30 Uhr

AMIGOS – Sommerträume Tournee 2015
Samstag, 20. Juni 2015, Morbach – Baldenauhalle, Beginn: 19.30 Uhr

Porta³-Open Air: GREGOR MEYLE – New York Stintino Sommerkonzert
Sonntag, 21. Juni 2015, Trier – Porta Nigra - Vorplatz, Beginn: 20.00 Uhr

DAVID GARRETT - "Classic Revolution Open Air 2015"
Freitag, 26. Juni 2015, St. Wendel/Bosen – Festwiese am Bostalsee, Beginn: 20.00 Uhr

Neunkirchen, Saar am 20.06.2015: Alice Hoffmann & Bettina Koch als Die ään und das anner in Knete, Kerle, Karma!

Comedy/Kabarett


Bettina Koch & Alice Hoffmann
Die ään und das anner in 

Knete, Kerle, Karma!

Samstag, 20. Juni 2015

20:00 Uhr

Neue Gebläsehalle Neunkirchen


Am Samstag, den 20. Juni sind Alice Hoffmann und Bettina Koch als „Die ään und das anner“ in der Kabarettshow „Knete, Kerle, Karma!“ ab 20 Uhr zu Gast in der Neuen Gebläsehalle Neunkirchen.
Die "Kommedie" mit Köpfchen um demografischen Wandel zwischen Lust und Lagerfeld, zwischen Herdanziehung und Tauschhandel. Vom Friedhof über Facebook zu „Finde heraus, wofür du stirbst!" Ein Abend um Frauen und das liebe Geld, um abscheulichen Mangel und salonfähige Gier.
Alice Hoffmann, geliebt als Hilde Becker aus der ARD Kultserie „Familie Heinz Becker" und Bettina Koch, bekannt aus verschiedenen ARD-"Tatorten", ZDF-Krimis und berüchtigt durch schöne, eigene Projekte, sind im Zusammenspiel geübt aus ihrer Zeit als Musik-Theater-Kabarett "Sirene". Mit ihrer neuen, drallen und gagreichen Kabarettshow trainieren sie Bauchmuskeln und Beckenboden und lassen Lachtränen Lieder singen.

Karten für die Veranstaltung sind zum Preis von 18 Euro zzgl. Gebühren bei allen Vorverkaufsstellen von Ticket Regional (u. a. bei allen Pressezentren von Wochenspiegel und Saarbrücker Zeitung), unter der Tickethotline 0651 – 9790777 sowie online unter: www.nk-kultur.de/halbzeit erhältlich. Der Preis an der Abendkasse beträgt 22 Euro.